Titel: | Verbesserungen an Bobbinnet-Maschinen, welche sich William Newton, Patentagent in London, einer Mittheilung zufolge, am 16. April 1849 patentiren ließ. |
Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. LXXXII., S. 412 |
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LXXXII.
Verbesserungen an Bobbinnet-Maschinen,
welche sich William
Newton, Patentagent in London, einer Mittheilung zufolge, am 16. April 1849 patentiren ließ.
Aus dem London Journal of arts, Januar 1850, S.
391.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Newton's Verbesserungen an Bobbinnet-Maschinen.
Bei der Tüllfabrication wurden seither die Kettenfäden neben einander auf eine Walze
gewunden, welche sie nach Maaßgabe der Maschenbildung abgab. Hiebei lieferte die
Walze stets die gleiche Länge. Dieses veranlaßte einen großen Uebelstand, indem es
bei der Fabrication von gemustertem Tüll öfters vorkommt, daß zur Erzeugung des
Musters einige Theile der Kettenfäden in größerer Quantität erforderlich sind als
andere, weßhalb verschiedene Fäden nicht regelmäßig und gleichförmig durch das ganze
Fabricat ausgespannt erscheinen. Vorliegender Erfindung gemäß sind die Kettenfäden
von einander unabhängig angeordnet. Denn für jeden Faden ist eine Spule vorhanden,
um seine Spannung zu reguliren; auf diese Weise kann jeder einzelne Faden oder eine
beliebige Anzahl von Fäden ohne Umstände eine größere oder geringere Kettenlänge
versehen.
Ein anderer bei den gewöhnlichen Bobbinnet-Maschinen vorkommender Uebelstand
besteht darin, daß bei vorrückender Arbeit ein sich steigernder Zug nöthig ist, um
die Eintragfäden von ihren Spulen abzuwickeln. Diese Spulen, welche bekanntlich aus
zwei kleinen zusammengenieteten Messingscheiben bestehen, zwischen denen sich ein
schmaler Raum zur Aufnahme des Fadens befindet, sind in Schlitten angeordnet und mit
Federn versehen, welche die Spannung jedes einzelnen Eintragfadens reguliren. Bei
vorrückender Arbeit aber, wo der Durchmesser der Fadenwindungen der Spule abnimmt,
muß dem Faden eine größere Spannung ertheilt werden. Aus diesen Bemerkungen erhellt,
daß die Spannung entweder nicht stark genug ist, wenn die Spulen voll sind, oder
gegen das Ende, wenn sie beinahe leer sind, zu stark, was bedeutende
Unregelmäßigkeiten in der Operation des Webens zur Folge haben muß. Zur Beseitigung
dieser Uebelstände bedient sich der Patentträger folgender Mittel, um den Fäden eine
gleichmäßige Spannung zu ertheilen.
Fig. 20
stellt einen Theil einer Bobbinnet-Maschine mit den verschiedenen an ihr
angebrachten Verbesserungen im Frontaufrisse, Fig. 21Fig. ist auf Tafel irrtümlich mit 20 bezeichnet. im
Verticaldurchschnitte dar. Ein Haupttheil der Erfindung besteht, wie bemerkt, darin,
daß man anstatt des gewöhnlichen Kettenbaums eine Anzahl flacher Platten a, a anwendet, auf welche die Kettenfäden abgesondert
und von einander unabhängig gewickelt sind. Diese Platten sind ein wenig conisch und
oben abgerundet, damit die Abgabe der Kettenfäden bei vorschreitender Operation
keine Störung erleidet. Die unteren Enden der Platten sind in die Zwischenräume
einer sogenannten Kammbüchse eingefügt. Diese besteht aus einer Anzahl in einer
Metallbüchse c, c neben einander angeordneter
Metallschienen b, b. Die Anordnung dieser Schienen ist
am besten aus Fig.
20 zu ersehen. Von den Platten a gehen die
Fäden durch Löcher in der Metallschiene d, und nachdem
sie die Regulirungsspulen e drei- oder viermal
umwunden, durch eine andere Metallschiene g nach dem
oberen Theil der Maschine. Jede Regulirungsspule e ist
in einem Schlitten f, Fig. 22, angeordnet und
mit einer Feder versehen, um den Kettenfäden, während sie von ihren Spulen abgezogen
werden, den erforderlichen Grad der Spannung zu ertheilen, An der unteren Seite des
Schlittens befindet sich ein kleines Loch, durch welches der Faden von der Platte
a nach der Regulirungsspule e geleitet wird. Die Schlitten der letzteren hängen an den Kettenfäden
zwischen den Schienen d und g; diese verhüten daß die Spulen zu hoch steigen oder zu tief sinken. Die
Schlitten f sind durch verticale Drähte, welche sich von
den Schienen d nach den Schienen g erstrecken, seitwärts von einander getrennt. Eine von dem einen Ende der
Maschine bis zum andern sich erstreckende Metallschiene i dient den Schienen d und g als Träger, woran sie befestigt sind. An die untere
Seite der Schiene d ist eine lange Stange j befestigt, deren Ränder mit Tuch oder Filz überzogen
sind, damit die Kettenfäden, indem sie gegen diese Ränder drücken, durch die Reibung
in einer gewissen Spannung erhalten werden.
k, k, Fig. 21Fig. ist auf Tafel irrtümlich mit 20 bezeichnet., ist der
verbesserte Spulenschlitten, welcher eine gewöhnliche Spule mit dem Eintrag und eine
regulirende Spule enthält, durch welche der Eintragfaden in steter gleichmäßiger
Spannung erhalten wird. Fig. 23Fig. ist auf Tafel irrtümlich mit 22 bezeichnet. zeigt diesen
Spulenschlitten in einem größeren Maaßstabe abgebildet. Die Eintragfäden können
vier- bis sechsmal um die regulirende Spule gewunden werden, welche
vermittelst einer an dem oberen Theile des Schlittens angebrachten Feder einen
größeren oder geringeren Grad der Spannung mittheilt. Die Regelmäßigkeit der
Spannung wird nur durch wenige Windungen des Fadens um den inneren Umfang dieser
regulirenden Spule veranlaßt. Aus dem Vorhergehenden erhellt, daß die Spule zu jeder
Zeit gleich viel Fäden enthält; denn in dem Maaße als sie während des Webens den
Faden in die Maschine abgibt, empfängt sie die gleiche Quantität von der unter ihr
in dem nämlichen Schlitten angeordneten Spule. Das Gewebe geht aufwärts über einen
Brustbaum und unter die große Arbeitswalze l, an deren
Rückseite sich eine in dem Arm o gelagerte Preßwalze
befindet; damit das Fabricat zwischen diesen beiden Walzen nicht gleitet, muß sie
mit Filz, Tuch, Kautschuk oder einem ähnlichen Stoffe überzogen seyn. Die Walze m wird mit Hülfe einer Adjustirschraube q, durch welche beide Walzen mehr oder weniger gegen
einander gedrückt werden können, mit der Walze l in
Berührung erhalten. Von den beiden genannten Walzen geht das Gewebe nach einer
andern in dem Träger p gelagerten Walze n, auf welche es sich aufwindet. Die Walze l wird wie gewöhnlich durch einen mit der Maschine in
Verbindung stehenden Mechanismus in Bewegung gesetzt.
In Folge der beschriebenen Anordnung fallen die Maschen des Tülls von Anfang bis zum
Ende stets gleich weit aus, indem die Walzen I und m, welche stets den gleichen Durchmesser behalten, nur
als Zugwalzen wirken, um das gebildete Gewebe der Walze n zu übergeben, welche auf keine der andern Walzen einwirkt.