Titel: | Anleitung zur Fabrication des Phosphors; von Professor A. Payen. |
Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. XIII., S. 56 |
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XIII.
Anleitung zur Fabrication des Phosphors; von
Professor A.
Payen.
Aus dessen Précis de Chimie industrielle, Paris
1849.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Payen's Anleitung zur Fabrication des Phosphors.
Man bereitet den Phosphor aus Knochen, die man weiß gebrannt, nämlich in Berührung
mit der Luft bis zur vollständigen Verbrennung der organischen Substanz geglüht hat.
Diese Verbrennung ist ungeachtet der großen Cohäsion der Knochen in einem stehenden
Schachtofen, wie man
solche zum stetigen Brennen des Kalks anwendet, leicht zu bewerkstelligen. Befindet
sich die Phosphorfabrik in der Nähe von Wohngebäuden, so muß man auf diesem Ofen
noch einen umgekehrten Kegel von Eisenblech anbringen, welcher in ein mehr oder
weniger hohes Rohr endigt, um die übelriechenden Gase in einen Schornstein leiten zu
können.
Rauchverzehrender stehender Schachtofen
zum stetigen Brennen der Knochen.
Eine Construction dieses Ofens, welche mich in Stand setzte, durch Verbrennung aller
Gase den unangenehmen Geruch zu vermeiden und die Operation wohlfeiler zu machen,
zeigt Fig. 3.
Der stehende Schachtofen A ist cylindrisch; seine obere
Mündung ist verengert und mit einem Mantel aus Gußeisen versehen; nahe am unteren
Ende sind Oeffnungen B angebracht, durch welche der
innere Schacht mit einer kreisförmigen in den Schornstein D ausmündenden Gallerie communicirt. Roststangen C, die man durch zwei Querstäbe unterstützt, werden am Anfang der
Operation eingelegt; dann wird die Thür E geöffnet und
der Rost mit Brennmaterial (Hobelspänen und trockenem Holz) beschickt, welches man
unter dem Rost anzündet. Sobald die Verbrennung
lebhaft ist, schließt man die Thür E und zündet am
unteren Ende des Schornsteins D durch eine Oeffnung D' einige Hände voll Hobelspäne an, um den Zug
herzustellen. Man verschließt die Oeffnung D'; die
Flamme des Feuerraums streicht dann durch die Oeffnungen in den kreisförmigen Gang
von diesem in den Schornstein. Man beginnt nun den Schacht mit Knochen zu
beschicken, deren organische Materie (faseriges Gewebe, Fettsubstanz etc.) die
Verbrennung unterhält, welche natürlich auf vollständige Weise bewirkt wird, weil
alle gasförmigen Producte eine weißglühende Masse durchziehen. Wenn der Ofen
angefüllt ist, verschließt man einen Augenblick die obere Mündung A' fast gänzlich; hierauf zieht man die Roststangen C heraus, damit die gebrannten Knochen auf die abhängige
Sohle fallen. Nach dieser Operation schließt man die Thür E wieder, füllt den Ofen mit Knochen und zieht von Zeit zu Zeit gebrannte
Knochen heraus, indem man die Thür E öffnet, welche man
sogleich wieder schließt, und man gibt dagegen Knochen durch die Mündung A' hinein. Die Verbrennung ist also eine stetige und
geschieht ohne anderes Brennmaterial als die zu zerstörende Knochensubstanz selbst.
Der unverbrennliche Rückstand von dieser Operation besteht aus beiläufig 80 Procent
basisch-phosphorsaurem Kalk, 16 bis 18 kohlensaurem Kalk und 2 bis 4 Sand, Thon,
Kochsalz etc.
Pulvern der Knochen.
Die weißgebrannten Knochen werden unter verticalen Mühlsteinen gepulvert und
durch ein Sieb geschlagen; die auf letzterm zurückbleibenden Stücke gibt man
wieder unter die Mühlsteine.
Zersetzung der Knochen durch
Schwefelsäure.
Um diese Zersetzung zu bewerkstelligen, das heißt um den basischphosphorsauren Kalk
in schwefelsauren Kalk und zweifach-phosphorsauren Kalk, und den kohlensauren
Kalk in schwefelsauren Kalk zu verwandeln, wendet man auf 100 Gewichtstheile
Knochenpulver 30 Theile concentrirte Schwefelsäure oder vielmehr 45 Theile
Schwefelsäure von 50° Baumé an.
Zu dieser Operation benutzt man eine mit Blei gefutterte Kufe, welche auf einem
Gestell steht. Man gießt zuerst 100 Kil. kochendes Wasser und hierauf 17 Kil.
Schwefelsäure von 50° Baumé hinein; nun trägt man nach und nach unter
Umrühren mit einer hölzernen Spatel 40 Kil. Knochenpulver ein. Durch die sich
entwickelnde Kohlensäure entsteht sogleich ein lebhaftes Aufbrausen; sobald dieses
Aufbrausen vollständig aufgehört hat, macht man noch dreimal eine ähnliche Mischung
von kochendem Wasser, Schwefelsäure und Knochenpulver; man hat nun in der Kufe das
Product von 160 Kil. Knochen durch 68 Kilogr. Säure von 50° Baumé
zersetzt. Die so zu einem dünnen Brei vertheilte und heiß erhaltene Masse muß von
Zeit zu Zeit umgerührt werden, um die Reaction zu begünstigen, auf welche man 12
Stunden Zeit verwendet; dann läßt man die Flüssigkeit 8 bis 10 Stunden lang sich
absetzen und zieht hierauf mittelst eines über dem Niederschlag angebrachten
bleiernen Hahns die klare Flüssigkeit in eine mit Blei gefutterte hölzerne Leitung
ab, welche sie in Filter und dann in bleierne Abdampfpfannen führt.
Methodisches Auslaugen oder
Filtriren.
Man rührt den ersten Bodensatz mit eben so viel Wasser an, als man früher
anwandte; man läßt absetzen und verwendet die Flüssigkeit zum Auswaschen von
vier bis fünf Bodensätzen; auf diese Weise bekommt das Waschwasser in der
fünften oder sechsten Stande 10 bis 12° Baumé, während die erste Stande
durch das wiederholte Aufgießen von Wasser erschöpft wurde, daher man den
Bodensatz aus ihr herausschafft, um eine andere Zersetzung anzufangen.
Dieses methodische Auswaschen könnte man vortheilhaft durch ein ebenfalls
methodisches Filtriren ersetzen, nämlich in Fässern oder Standen, welche mit
einem zweiten durchlöcherten Boden versehen und darüber innen mit Leinwand
ausgeschlagen sind.
Sämmtliche Auflösungen von gehöriger Stärke werden auf etwa 24°
Baumé abgedampft; hierauf schüttet man sie in bleierne Kessel, worin sich
derjenige Antheil von schwefelsaurem Kalk, welcher durch das Abdampfen und
Erkalten der Flüssigkeit unauflöslich wurde, zu Boden setzt. Man gießt dann die
Flüssigkeit ab und seiht sie durch ein Filter von Wolle, um den schwefelsauren
Kalk ganz abzusondern. Hierauf dampft man sie bis zu 33° Baumé ab,
läßt sie absetzen und filtrirt neuerdings.
Abdampfen der Lösung, Versetzen des
Rückstandes mit Kohlenpulver und Austrocknen der Masse.
Nach dem Filtriren nimmt man das Abdampfen wieder vor und treibt es bis zur
Syrupsconsistenz, nämlich bis auf 50° Baumé. Dieser Syrup wird mit 20
Procent seines Gewichts feinem Holzkohlenpulver vermischt und endlich in einem
gußeisernen Kessel zur Trockne abgedampft, indem man ihn fast beständig mit einem
eisernen Haken umrührt.
Da die Flüssigkeit außer übersaurem phosphorsaurem Kalk noch eine gewisse Menge
Schwefelsäure enthält, so entwickelt sich bei deren Zersetzung durch die Kohle
während des Eindampfens eine große Menge schwefliger Säure, welche die Arbeiter sehr
belästigen würde, wenn sich der Kessel nicht unter einem Schornsteinmantel mit gutem
Zug befände.
Nachdem die Masse vollständig zur Trockne gebracht ist und der Boden des Kessels sich
in mäßigem Glühen befindet, läßt man sie erkalten.
Zersetzung des Gemenges und Destillation
des Phosphors.
Die Masse muß nun der Rothglühhitze ausgesetzt werden, damit durch die Einwirkung der
Kohle auf diejenige Phosphorsäure, welche das saure Kalksalz constituirt, letzterer
der Sauerstoff entzogen wird und der frei gewordene Phosphor überdestilliren kann.
Zu dieser ziemlich schwierigen Operation benutzt man Retorten aus Steingut oder Tiegelerde, welche
man zu drei Viertel mit dem Gemenge füllt, indem man ihnen dabei leichte Stöße
ertheilt und ihnen die Neigung gibt welche sie nach dem Einsetzen in den Ofen haben
müssen. Die Retorten aus Steingut werden zuvor untersucht ob sie keinen Riß haben,
und dann mit einem Beschlag aus Thon und Pferdemist versehen, welchen man langsam
und vollständig austrocknen läßt; sie werden in zwei Reihen in einen Galeerenofen
mit doppelter Ueberwölbung gesetzt, welchen Fig. 4 zeigt. Jede Reihe
von fünf Retorten wird durch einen Feuerraum erhitzt, welcher seitwärts vor der
Retorte und etwas unter dem sie unterstützenden Canal A
angebracht ist; die Flamme, welche sich unter dem ganzen Gewölbe verbreitet,
entweicht durch Feuerzüge, die sich über jeder Retorte befinden; die Züge sind
allmählich weiter hergestellt, um die Temperatur besser zu reguliren. Die
Verbrennungsproducte ziehen dann unter ein Hauptgewölbe D, welches sie gegen den Schornstein im Centrum richtet. Eine auf
gußeiserne Platten gelegte Bleipfanne I, worin man einen
Theil der Auflösungen abdampfen kann, gestattet die abziehende Hitze zu benutzen, so
daß sich der obere Theil des Ofens nicht zu stark erhitzt.
An den Hals jeder Retorte B kittet man einen kupfernen
Vorstoß, welcher selbst mit dem aufstehenden Schnabel einer kupfernen Vorlage E verkittet wird. Als Kitt dient Kalk, zu Pulver
gelöscht und mit Blut, Eisenfeile und Schwefel angerührt; oder auch ein Gemenge von
sehr trockenem gepulvertem Letten und Leinöl, welches einen dicken und dehnbaren
Teig bildet.
Die Vorlage hat eine große Oeffnung, durch welche man leicht den Arm stecken kann und
die mit einem Deckel h geschlossen wird; ein kleines
Rohr g auf der Vorlage läßt man offen, damit die Gase
entweichen können, und ein seitwärts an derselben angebrachtes Rohr f – bis an welches hinauf man die Vorlage mit
Wasser füllt – dient zum Ablassen der Flüssigkeit. Nachdem alle Retorten so
angeordnet sind, vermauert man die Vorderseite der Oefen C unter der Ueberwölbung mit Ziegeln und zündet dann das Feuer an, welches
man ganz allmählich während 12 Stunden verstärkt, damit kein rascher
Temperaturwechsel stattfinden kann, welcher das Springen der Retorten veranlassen
würde. Man beginnt das Heizen mit Torf, welcher wegen seiner regelmäßigen
Verbrennung und seiner geringeren Heizkraft (als Holz von demselben Rauminhalt) das
Springen der Retorten leichter zu vermeiden gestattet; man beendigt das Feuern mit
gespaltenem trockenem Holz, dessen längere Flamme alle Retorten besser einhüllt; das Feuern wird
fortgesetzt bis kein Gas mehr entweicht.
Anfangs entweicht Luft mit Wasserdampf gemischt, dann halb gekohltes Wasserstoffgas
und Kohlenoxydgas, in Folge der Einwirkung der Holzkohle auf das Wasser des sauren
phosphorsauren Kalks; später, wenn die Säure des Kalksalzes sich zu zersetzen
anfängt, mischt sich dem Kohlenoxyd auch Phosphorwasserstoff bei, welcher weiße
Dämpfe erzeugt: an diesem Zeichen erkennt man, daß die Destillation des Phosphors
beginnt. Da das Volum der Flüssigkeit in der Vorlage zunimmt, so läßt man einen
Theil derselben durch das Rohr f ablaufen, damit kein zu
starker Druck entsteht, weil bei einem solchen die Verkittungen nachgeben würden;
wenn eine Verkittung undicht wird, was man an einem phosphorischen Leuchten erkennt,
so verstreicht man die entstandenen Fugen mit Kitt; man heizt immer stärker, so daß
sich fortwährend Phosphorwasserstoff und Kohlenoxyd, mit Phosphordampf gemischt,
entwickeln, und wenn diese Gasentbindung vollständig aufgehört hat, was gewöhnlich
nach drei Tagen und zwei Nächten oder 60 Stunden der Fall ist, hat die Operation ihr
Ende erreicht.
Wäre, der Schnabel der Vorlage nicht weit genug, so würde er sich gegen das Ende
verstopfen, nämlich durch Gemenge von (etwas oxydirtem) Phosphor und Kohle,
vielleicht auch Silicium, welche einen höheren Schmelzpunkt haben als der reine
Phosphor; man kann übrigens die untere Mündung des Schnabels stündlich mit der Hand
frei machen, indem man letztere in einen langen mit Wasser getränkten Handschuh aus
Gemsenleder steckt; dieses Mittels bedient man sich auch, um die ersten
Phosphortheile, welche wegen eingeschlossener Gase auf der Flüssigkeit schwimmen und
sich während der Operation entzünden würden, auszudrücken, damit sie im Wasser
untersinken. Oft steigt die Temperatur der Vorlage zu hoch; in diesem Falle kann man
sie abkühlen, indem man kaltes Wasser hinein schüttet, welches man durch das Rohr
f wieder abläßt; hiebei ändert sich aber der Druck
und die Verkittungen können nachlassen. Besser wäre es, alle Recipienten in einen
Wasserkasten zu stellen, wie Fig. 4 zeigt, dann vor den
Recipienten eine Röhre i anzubringen, in welche der Hahn
eines oberen Recipienten mündet, so daß beim Oeffnen desselben das Wasser in dünnen
Strahlen durch die Röhren i auf die Vorlagen getrieben
wird und sie abkühlt.
Reinigen des Phosphors und Apparat zum
Formen oder Körnen dieselben.
Sobald die Destillation beendigt ist,Wenn man den Phosphor nicht aus den Vorlagen herausnehmen will, muß man diese
Gefäße mit Wasser füllen, damit nicht in Folge von Verdunstung der
Flüssigkeit etwas Phosphor trocken gelegt wird und sich entzünden kann. Da
in dem Augenblick wo die Destillation zu Ende geht, die erweichten Retorten
sich senken und ihr Inhalt oft in den Canal auslauft, worauf sie gestellt
sind, so muß man letztern mit einem Schabeisen von der Masse reinigen, bevor
sie durch Erkalten erhärtet und diese Operation also sehr erschwert
würde. nimmt man den Vorstoß k von der Retorte weg und
taucht ihn in kaltes Wasser; man zieht den Phosphor aus jeder Vorlage heraus; um ihn
von Oxyd, Kohle etc. zu reinigen, welche er enthalten kann, muß man ihn durch
Gemsenleder filtriren; hiezu schmilzt man ihn vorerst zusammen, indem man ihn in
irdenen Töpfen in einem Wasserbad von 48° Reaumur zergehen läßt; nachdem er
durch Erkalten erstarrt ist, hüllt man ihn in eine nasse und vollkommen
ausgewaschene Gemsenhaut ein, woraus man einen Beutel C
(Fig. 5)
macht, den man sogleich in eine kupferne Schale bringt, welche in der Mitte eines
mit Wasser von 40° R. gefüllten Gefäßes befestigt ist; sobald der Phosphor
vollständig geschmolzen ist, preßt man den Beutel mit einer hölzernen Schale D, D, auf welche man mittelst des Hebels G, G so wirkt, daß der Druck sehr langsam verstärkt
wird; der geschmolzene Phosphor dringt durch die Haut und sammelt sich flüssig am
Boden des Gefäßes.Früher drückte man den Phosphor zwischen den Händen oder mit einer hölzernen
Zange durch das Leder; wenn aber der Beutel riß, wurde flüssiger und
brennender Phosphor umhergeschleudert, was diese Operation sehr gefährlich
machte.
Nun hat man bloß noch den Phosphor zu formen; in den meisten Fabriken geschieht dieß
mittelst einer Glasröhre die sich nach unten ein wenig erweitert; man bringt den
Phosphor unter Wasser zum Schmelzen, erwärmt auch die Röhre, bringt ihr unteres Ende
in den geschmolzenen Phosphor, nimmt das obere Ende in den Mund und saugt den
Phosphor so hoch wie man für gut findet, hinein, schließt dann das untere Ende mit
dem Finger und taucht die Röhre in kaltes Wasser, worauf der Phosphor sehr bald
erstarrt und gewöhnlich, beim Oeffnen der Röhre, von selbst herausfällt; so erhält
man ihn in durchscheinenden cylindrischen Stängelchen.
Leichter kann man den Phosphor mittelst des Apparats Fig. 6 formen; der
Phosphor wird genau bei seinem Schmelzpunkt in flüssigen Zustand versetzt mittelst eines
Wasserbads H, H, in einem elliptischen oder conischen
Gefäß I, an dessen Boden eine knieförmig gebogene Röhre
angebracht ist; letztere endigt in einen Hahn J, welcher
an die Wand eines Gefäßes L, L gelöthet ist, worin sich
Wasser befindet; man steckt in die Durchbohrung des Hahns eine Glasröhre M, M; öffnet man dann den Hahn, so lauft der Phosphor in
die Röhre bis 1 oder 1 1/2 Zoll vor ihrem Ende und erstarrt darin; man verschließt
mit dem Finger oder einem Stöpsel N das Ende der Röhre;
nun zieht man sie heraus und taucht sie in ein Gefäß mit kaltem Wasser, damit die
Phosphorstange sich ablöst, worauf man die Röhre wieder verwendet.
Mit demselben Apparat kann man den Phosphor auch sehr leicht in Form von Körnern
bringen; man braucht nur auf ein Brettchen, welches sich an der Oberfläche des
kalten Wassers in der Höhe der Röhre befindet, eine 2 bis 3 Zoll dicke Schicht
lauwarmes Wasser von etwa 32° R. zu gießen, welches sich wegen der
verschiedenen Dichtigkeit nicht mit dem kalten Wasser vermischt; man öffnet dann den
Hahn J mäßig, so daß der Phosphor tropfenweise
ausfließen kann. Natürlich muß jeder Tropfen, indem er durch die Masse kalten
Wassers dringt, erstarren, so daß sich der Phosphor in Form von Körnern am Boden des
Gefäßes ansammelt.
Gestehungskosten des
Phosphors.
Ein doppelter Ofen, welcher zehn Retorten enthält, liefert 12 Kil. Phosphor. Die
Dauer einer Operation, die Zeit zum Beschicken, langsamen Anheizen und
Auseinandernehmen inbegriffen, ist vier Tage. Wenn man vier solche Oefen hat (nebst
einem fünften, um während der Reparaturen nicht feiern zu müssen), so kann man jeden
Tag einen Brand erhalten, also bei 300 Arbeitstagen jährlich 3600 Kil. Phosphor.
Jede der acht Retorten aus Steingut kostet 2 1/2 bis 3 Franken und jede der zwei
Retorten aus Tiegelerde kommt auf 4 Franken zu stehen. Sie sind nur einmal
anwendbar, denn der grauliche feste Rückstand von neutralem phosphorsaurem Kalk ist
so hart, daß man ihn nicht herausbringen kann, ohne die Retorte zu zerbrechen,
selbst wenn sie am Ende der Operation nicht aus der Form kommen oder Risse erhalten
würden. Eine Gemsenhaut hält ebenfalls nur eine einzige Operation aus; ihr Gewebe,
welches dann durch die fremdartigen Körper verstopft ist, ließe ohnedieß den
Phosphor nicht mehr durchfiltriren. Die im Beutel zurückgebliebene braune Substanz
behandelt man mit schwacher Salpetersäure, welche ein wenig Phosphor frei macht, den man durch bloße
Destillation reinigt.
Im Großen kann man aus 100 Pfd. gebrannter Knochen höchstens 11 Pfd. Phosphor
erhalten; wegen des häufigen Zerspringens der Retorten erhält man aber nur 8 bis 9
Pfd.