Titel: | Ueber die Gewinnung des Goldes aus den Kupferkiesen; von den HHrn. Allain und Bartenbach. |
Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. XII., S. 53 |
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XII.
Ueber die Gewinnung des Goldes aus den
Kupferkiesen; von den HHrn. Allain und Bartenbach.
Aus dem Moniteur industriel, 1849, Nr.
1400.
Bartenbach, über Gewinnung des Goldes aus den
Kupferkiesen.
Wir theilen im Folgenden die Resultate unserer Versuche mit, welche wir in der
Absicht anstellten, die Methode festzusetzen, welche man einschlagen muß, um das in
den Kupferkiesen von Chessy und Sain-Bel (Rhone-Departement)
enthaltene Gold im Großen abzuscheiden.Man vergleiche über die Zusammensetzung dieser Erze die frühere Notiz der
Verfasser im polytechn. Journal Bd. CXIII.
S. 293. Unsere letzten Untersuchungen ergaben, daß man aus diesen Kupferkiesen
durchschnittlich zwei Zehntausendstel Gold gewinnen kann; da nun die Dichtigkeit
dieser Erze = 4 ist, so repräsentirt 1 Kubikmeter 800 Gramme Gold. Die leicht und
schnell ausführbaren Operationen hiezu zerfallen in zwei Reihen: Rösten und Angreifen der
Erze.
Ueber das Rösten. – Durch bloßes Rösten an der
Luft kann man den Erzen allen Schwefel entziehen; es verstreicht aber auch eine bedeutende Zeit, bevor
sich das Erz in einem geeigneten Zustande befindet. Man beschleunigt die Verbrennung
der letzten Antheile von Schwefel sehr, wenn man das Erz, nachdem es zum zweitenmal
an der Luft geröstet worden ist, mit einer gesättigten Kochsalz-Auflösung zu
einem Teige anmacht; es bildet sich dann beim Rösten schwefelsaures Natron.
Salzsaures Kali und salzsaurer Kalk wirken auf dieselbe Art wie Kochsalz. Man kommt
jedoch mit diesen salzsauren Salzen nicht so schnell zum Ziel, wie wenn man das
bereits zweimal geröstete pulverförmige Erz mit Kali- oder Natronsalpeter
erhitzt. Braunstein, dem Erze beigemengt, liefert ebenfalls genügende Resultate. In
technischer Hinsicht ist aber das zweckmäßigste und wirksamste Mittel zum Vertreiben
des beim Rösten an der Luft zurückgebliebenen Schwefels die concentrirte
Schwefelsäure; letztere verwandelt sich durch Aufnehmen von Schwefel in schweflige
Säure und der theils an der Luft, theils auf Kosten des Sauerstoffs der
Schwefelsäure oxydirte Schwefel liefert im Ganzen mehr Schwefelsäure, als die
spätere Behandlung der Erze erfordert, wenn man die schwefligen Dämpfe von den
verschiedenen Röstungen in Bleikammern leitet. Die Schwefelsäure ist nämlich auch
das geeignetste Mittel zum Auflösen des gebildeten Zinkoxyds und Kupferoxyds, weil
sie die letzten Spuren von Schwefelmetallen, welche der Röstung entgingen, sehr
leicht in schwefelsaure Salze verwandelt.
Ueber das Angreifen der gerösteten Erze, um das Gold
aufzulösen. – Trockenes Chlorgas greift das Gold an; die Operation bietet
aber bei der Ausführung im Großen Schwierigkeiten bar. Mit in Wasser aufgelöstem
Chlor erhält man allerdings Chlorgold; nur muß man die Behandlung mehrmals
wiederholen, um alles Gold auf diese Weise ausziehen zu können. Das Königswasser
löst schon in der Kälte das Gold auf und noch schneller beim Kochen; dabei erhält
man sehr viel salzsaures Eisen in der Auflösung. Das Quecksilber wirkt auch auf das
im Erz enthaltene Gold, besonders wenn das so gut als möglich geröstete Erz auf eine
höhere Temperatur erhitzt wird. Um das Gold vom Eisen zu trennen, welches die
Auflösung des gerösteten Erzes in Königswasser enthält, kann man hauptsächlich
folgende Körper anwenden: Eisen, Zink, Kupfer, Blei, Quecksilber, schweflige Säure,
Eisenvitriol etc.
Hienach ist das geeignetste Verfahren zum Gewinnen des Goldes aus den Kiesen
folgendes:
Abscheidung des Goldes. – Nachdem das Erz in
Stücken an der Luft geröstet worden ist, um es zerreiblicher zu machen, wird es
gepulvert, durch die feinsten Siebe von Messingdraht geschlagen und neuerdings so weit als möglich
geröstet: d.h. bis das Pulver eine gleichförmige braunrothe Farbe hat. Man macht es
dann mit Schwefelsäure von 66° Baumé zu einem Teig an und röstet es
zum letztenmal, bis sich keine schwefligsauren oder schwefelsauren Dämpfe mehr
entbinden. Der Rückstand wird hierauf so fein als möglich pulverisirt und mit
verdünnter Schwefelsäure gekocht. Der unauflösliche Theil wird ausgewaschen und
endlich in der Wärme mit Königswasser behandelt, welches in dem Verhältniß von 6
Theilen Salzsäure auf 21 1/10 Theile Salpetersäure von 36° Baumé
zusammengesetzt und dann mit Wasser verdünnt worden ist. Die entstandene Auflösung,
welche Eisen- und Goldchlorid enthält (und sogar Kupferchlorid, denn es ist
schwer das Kupferoxyd durch einmaliges Kochen mit Schwefelsäure gänzlich
auszuziehen), bringt man mit Eisen in Berührung, welches daraus Gold und Kupfer
niederschlägt. Der gesammelte Niederschlag wird ausgewaschen, getrocknet und an der
Luft geröstet, um das Kupfer zu oxydiren. Um das Gold von dem Kupferoxyd zu trennen
und zugleich von dem Eisenoxyd (von letzterem schlägt sich fast immer ein wenig mit
dem Cementkupfer nieder), kann man es mit Schwefelsäure oder Salzsäure behandeln; es
ist aber zweckmäßiger, die Abscheidung entweder durch Schmelzen oder durch Chlor
oder Quecksilber zu bewerkstelligen.
Man kann nach diesem Verfahren das Gold sogar aus solchen Kupferkiesen abscheiden,
welche von demselben weniger enthalten als die Erze von Chessy und Sain-Bel.
Bei letztern betragen die Gewinnungskosten von 1 Kil. Gold nach Abzug des Werths des
erhaltenen Kupfers nicht über 400 Franken.