Titel: | Dunn's verbesserte Schraubenwinden für den Eisenbahnbetrieb, zum Heben von Locomotiven und Eisenbahnwagen. |
Fundstelle: | Band 114, Jahrgang 1849, Nr. LX., S. 324 |
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LX.
Dunn's verbesserte Schraubenwinden für den Eisenbahnbetrieb, zum Heben
von Locomotiven und Eisenbahnwagen.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, Oct. 1849, S.
153.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Dunn's Schraubenwinden für den Eisenbahnbetrieb.
In den Figuren
1 bis 5 sind einige sehr werthvolle Vorrichtungen für den Eisenbahnbetrieb
abgebildet, welche sich Hr. Thomas Dunn (an den
Windsorbrücke-Eisenwerken bei Manchester) in der letzten Zeit patentiren
ließ. Die gewöhnliche Schraubenwinde entspricht, obgleich sie bei ihrer Einfachheit
große Vortheile in Bezug auf Kraftäußerung hat, oft unter zehn Fällen leider neun
Male den an sie gestellten Anforderungen nicht. Eine ihrer Hauptanwendungen findet
beim Heben von Locomotiven oder Wagen, und beim Wiederaufstellen derselben auf die
Schienen statt, wenn erstere durch irgend einen Zufall die Bahn verlassen haben, und
gerade hierbei zeigt sich die Idee Hrn. Dunn besonders
werthvoll.
Die erste der beiden abgebildeten Anordnungen ist eine vereinfachte Winde zum Bewegen
von Locomotiven oder Wagen in einer zur Eisenbahnlinie senkrechten Richtung. Fig. 1 ist eine
vollständige Ansicht des zum Seitwärtsbewegen eines Eisenbahnwagens (oder einer
andern Last, die eine große Seitenbewegung zu machen hat) aufgestellten
Apparates.
Fig. 2 ist
eine Ansicht desselben Apparates, aber unter einem rechten Winkel gesehen.
Die Winde selbst ist von der gewöhnlichen Construction, und die Abänderungen beziehen
sich nur auf die Fuß- oder Stehplatte. Diese ist vergrößert, so daß sie eine
ziemlich große rechtwinkelige Fundamentplatte A bildet,
die mit zwei Achsen zur Aufnahme von vier Rädern B
versehen ist. Wird die Winde zum früher erwähnten Zwecke gebraucht, so stehen die
Rädchen auf einer Bohle C, welche gegen die
Eisenbahnschienen zu geneigt ist, auf welche der Wagen gesetzt werden soll. Die
Neigung der Bohle wird durch den untergelegten Klotz D
hervorgebracht. Ist die Winde so aufgestellt, so wird in dem Augenblicke wo die
Räder des von der Winde etwas gehobenen Wagens von dem Boden frei werden, die eigene
Schwere desselben eine Bewegung in der Richtung der Bohle veranlassen, und die Winde läuft mit
ihrer Last so weit auf der Bohle abwärts, bis die Wagenräder wieder auf der Erde
aufstehen. Die nämliche Operation wird durch Aufwinden des Wagens so lange
wiederholt, bis derselbe die nöthige Seitenbewegung gemacht hat, und die Räder an
den Schienen anstoßen, auf welche sie zuletzt noch gehoben werden. Durch Abnehmen
der Räder B, B von der Winde kann dieselbe den
gewöhnlichen Winden gleich gemacht werden.
Um Locomotiven oder Eisenbahnwagen über Dämme hinaufzuheben, wobei eine größere
Erhebung nothwendig ist, gebraucht Hr. Dunn seine
sogenannte Perspectiv-Schraubenwinde. Fig. 3 ist eine Ansicht
derselben, wobei die Schrauben in die Höhe geschraubt sind; Fig. 4 ein Grundriß und
Fig. 5
eine andere Ansicht, wobei die Schrauben sich im Gehäuse befinden, und ein
abnehmbares Rad zum Transport der Winde aufgesteckt ist. Das conische Gehäuse A ist aus einem Stück mit der starken kreisrunden
Fußplatte gegossen. Die untere hohle Schraube B hat
einen sechseckigen Kopf und dreht sich in einem Gewinde, das in den oberen Theil des
Gehäuses eingeschnitten ist. Der sechseckige Schraubenkopf, durch welchen die
Schraube gedreht wird, ist inwendig ebenfalls mit einem Gewinde versehen, in welchem
sich die massive Schraube C dreht. Die untere
Hohlschraube B hat ein einfaches Gewinde von einem Zoll
Steigung, die obere C dagegen ein doppeltes mit 1 1/2
Zoll Steigung.
In der Zeichnung haben beide Schrauben rechte Gewinde; aber Steigung und Richtung des
Gewindes können für verschiedene Zwecke leicht geändert werden.
Ist die zu hebende Last nicht zu groß, so können die beiden Schrauben B und C zu gleicher Zeit
gedreht werden, wodurch das Heben schneller von statten geht. Im vorliegenden Falle
würde man für eine Umdrehung eine Höhe von 2 1/2 Zoll, nämlich die Summe der
Steigungen bekommen. Ist die Last größer, so läßt man die Kraft nur auf eine
Schraube der Winde wirken, und man bekommt für eine Umdrehung nur einen Zoll Höhe,
oder 1 1/2 Zoll, wenn die obere Schraube gedreht wird. Bei den größten Lasten dreht
man beide Schrauben, aber in entgegengesetzten Richtungen, und mit gleicher
Winkelgeschwindigkeit, wobei man dann eine Erhebung von 1/2 Zoll für jede Umdrehung
der beiden Schrauben erhalten wird.
Es ist leicht einzusehen, daß man mit dieser doppelten Schraubenwinde sehr leicht
fast jede beliebige Wirkung hervorbringen kann; denn dadurch, daß man die
Geschwindigkeiten beider Schrauben gegen einander verändert, kann man eine
Erhebung vom kleinsten Bruchtheile eines Zolles an bis zu 2 1/2 Zoll für jede
Schraubenumdrehung hervorbringen, und folglich ist man im Stande, wenn die einzelnen
Theile der Winde stark genug sind, die verschiedensten Lasten mit derselben Winde zu
heben.
Höchst originell ist die Art und Weise wie Hr. Dunn seine
Winde, die bei der großen Metallmasse, welche sie enthält, sehr schwer wird, leicht
transportabel macht. Soll sie transportirt werden, so legt man sie wie Fig. 5 zeigt,
um, nachdem die beiden Schrauben zur Verminderung des Volums in das Gehäuse
eingeschraubt sind. Das Rad D, welches den nämlichen
Durchmesser wie die Fußplatte hat, wird oben auf das Gehäuses aufgesteckt, und durch
die Schraube E in seiner Lage erhalten, da diese
Schraube durch die Nabe des Rades geht, und in die kreisförmige Nuth F hineinreicht, die oben rings um das Gehäuse A sich zieht. Die Winde kann nun leicht auf der
Fußplatte und dem Rade an ihren Bestimmungsort gerollt werden. Die schwerste Winde
ist auf diese Weise außerordentlich leicht zu transportiren.