Titel: | Verbesserungen an Maschinen zum Hecheln und Spinnen des Flachses und anderer Faserstoffe, worauf sich Peter Fairbairn, Mechaniker zu Leeds, am 30. Jan. 1849 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 114, Jahrgang 1849, Nr. XXXIII., S. 185 |
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XXXIII.
Verbesserungen an Maschinen zum Hecheln und
Spinnen des Flachses und anderer Faserstoffe, worauf sich Peter Fairbairn, Mechaniker zu Leeds, am 30. Jan. 1849 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of arts, Sept. 1849, S.
86.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Fairbairn's Maschinen zum Hecheln und Spinnen von des
Flachses.
Der erste Theil der Erfindung bezieht sich auf die Anordnung einer rotirenden
Hechel- oder Stiftenwalze (gill or porcupine
roller) bei einer Streckmaschine. Diese Stiftenwalze dient lediglich zum
Oeffnen oder Trennen der Fasern in der unmittelbaren Nachbarschaft der Streckwalze.
Bei den gewöhnlichen Streckmaschinen wird zwischen den festhaltenden und den
streckenden Walzen ein System mit Hechelstiften besetzter sich fortbewegender Stäbe
angewandt. Es hat sich jedoch gezeigt, daß dabei die zwischen den Stäben
festgehaltenen Fasern während des Streckens abrissen, zum Nachtheil des zu
spinnenden Garns. Bei vorliegender Construction fallen diese Stäbe hinweg, und nur
die in der unmittelbaren Nähe der Streckwalzen befindlichen Fasern müssen offen
gehalten werden.
Fig. 16
stellt einen Theil der verbesserten Streckmaschine im Verticaldurchschnitte, Fig. 17 im
Grundrisse dar. a, a sind die zurückhaltenden Walzen,
zwischen denen das Vließ vorwärts geführt wird. Diese Walzen werden durch die in
einander greifenden Zahnräder b, b in gleichzeitige und
gleichförmige Rotation gesetzt, wodurch auch das lockere Flachsband gleichförmig
vorwärts bewegt wird. Das Band bewegt sich zwischen den Leitwalzen c, c, d, d gegen die an die Achse c befestigten Hechelzähne und die Streckwalzen f und g. An der Achse der unteren Streckwalze
f ist ein Getriebe h,
Fig. 17,
befestigt, welches in das Zwischenrad i greift;
letzteres treibt das an dem Ende der Zwischenwelle l
befestigte Rad k. An diese Welle, welche sich über die
ganze Länge der Maschine erstreckt, ist eine Reihe von Getrieben m befestigt, welche in die an den Achsen der Walzen g befindlichen Getriebe n
greifen. Diese Verbindungen haben den Zweck, jedes Paar der oberen Streckwalzen
gleichzeitig mit den unteren Streckwalzen zu treiben. Der Zweck des Räderwerks der
Streckwalzen besteht in der Sicherung einer vollkommenen Gleichförmigkeit der Rotation zwischen jeden
Paaren, wodurch eine geringere Belastung gegen die oberen Streckwalzen erforderlich
ist, und die Fasern vollkommener ausgezogen werden.
Die zweite Abtheilung der Erfindung besteht in der Anwendung des obigen Mechanismus
auf das directe Spinnen des Garns aus dem lockeren Band, anstatt, wie seither
geschah, aus leicht gedrehten Fasern. Fig. 18 stellt einen
Theil einer Spinnmaschine mit dem dabei in Anwendung gebrachten Streckapparate im
Frontaufriß, Fig.
19 in der Seitenansicht dar. a, a sind die mit
Hülfe der Zahnräder b, b in gleichförmiger Rotation
erhaltenen zurückhaltenden Walzen. Das lockere Flachsband tritt zwischen die Walzen
c, c und d, d, und geht
von da nach der Hechelwalze e. Letztere verhütet die
Verwirrung der Fasern und öffnet das nach den Streckwalzen f,
g sich bewegende Flachsband. Die Streckwalzen ergreifen die vordersten
Fasern und ziehen sie ungebrochen vorwärts.
In Folge dieser verbesserten Spinnmethode aus ungedrehten Bändern wird ein weit
gleichförmigeres Garn erzeugt. Dasselbe ist an der Oberfläche glatter und die Fasern
erscheinen vollkommener verbunden als bei den gewöhnlichen Operationen des Spinnens
aus dem gedrehten Vorgespinnst. Da das Vorspinnen wegfällt, so findet eine größere
Ersparniß an Kosten und Arbeit statt.
Der dritte Theil der Erfindung bezieht sich auf die Anwendung des Hechelapparates auf
Maschinen zum Krempeln von Werg oder kurzfaserigem Flachs. Es war seither
gebräuchlich die lockeren Bänder aus der Krempelmaschine in tiefe verticale Kannen
zu leiten und dann das erste Strecken in einer besondern Maschine vorzunehmen. Die
Fasern des gekrempelten Flachses haben vor dem Strecken die Gestalt eines dünnen
Bandes von geringer Festigkeit, und können beim Hinabdrücken in die Kannen und
ebenso auf ihrem Wege von den Kannen nach den Streckwalzen, leicht beschädigt
werden. Vorliegende Verbesserung soll diesen Uebelstand beseitigen, indem das
lockere Band von der Krempelmaschine direct nach den zurückhaltenden Walzen übergeht
und mit gleichförmiger Geschwindigkeit den Hechelwalzen zugeführt wird.
Fig. 20
stellt einen Theil einer Krempelmaschine mit der an ihr in Anwendung gebrachten
Verbesserung, nämlich der rotirenden Hechelwalze im Verticaldurchschnitte dar. a, a sind die Lieferungswalzen der Maschine; b ist die zurückhaltende Walze; c die rotirende Hechelwalze; d und e sind Streckwalzen und f
und g die Walzen, welche das gestreckte Band abgeben.
Diese Anordnung hat eine bedeutende Ersparniß zur Folge; denn dadurch, daß der Patentträger einen
Streckapparat in unmittelbare Verbindung mit der Krempelmaschine bringt, ist eine
besondere Streckmaschine entbehrlich.
Der vierte Theil der Erfindung bezieht sich auf die Reiniger der Streck- und
Spinnmaschinen. Die seither gebräuchlichen Reiniger sind häufig die Veranlassung von
Unglücksfällen; denn da die Räder bloß liegen, so kann es vorkommen, daß sie die
Finger der Aufseher erfassen und zwischen sich ziehen. Dieser Uebelstand wird
dadurch beseitigt, daß man die Räder mit einem Gehäuse bedeckt, das zugleich dazu
dient, die Räder im Eingriff zu erhalten. Fig. 21 stellt einen
Theil einer Spinnmaschine mit dem verbesserten Reiniger im Aufrisse dar. Fig. 22 gibt
einen Horizontaldurchschnitt der Reiniger mit dem Gehäuse, worin ihre Treibräder
rotiren. r ist eine der gewöhnlichen oberen Streckwalzen
der Maschine, und s, s sind zwei rotirende Reiniger,
welche auf die Peripherie der oberen Streckwalzen wirken. Ein Paar gezahnte Räder
t, t an parallelen Achsen setzen die Reiniger in
Rotation. u, u ist der Deckel, welcher nicht nur die
Treibräder schützt, sondern auch den Reinigern als Achsenhalter dient. Das Gehäuse
hebt sich mit den Achsen der Reiniger in dem Sinne eines Hebels, dessen Stützpunkt
die Achse w bildet.
Der fünfte Theil der Erfindung bezieht sich auf einen neuen belasteten Sperrhebel, um
den Streckwalzen der Spinnmaschinen den erforderlichen Druck zu ertheilen. Mit Hülfe
dieses Sperrhebels wird die Preßwalze in dem Maaße, als ihr Durchmesser in Folge der
Abnützung abnimmt, auf bequemere und ökonomischere Weise gegen die Streckwalzen
gedrückt, als dieses seither mit Hülfe der Schrauben und Muttern geschah.
Fig. 23
stellt einen Theil des Spinngestells mit dem verbesserten Sperrhebel in der
Seitenansicht, Fig.
24 im Grundrisse dar. a und b sind die Streckwalzen; c
ist der belastete Hebel, welcher die Walze b gegen die
Walze a drückt. Dieser Hebel hat seinen Drehungspunkt in
dem kleinen an den Balken e befestigten Träger e. Mit dem kürzeren Arme des Hebels c ist ein Sperrkegel f
verbunden, welcher in die schräge Verzahnung des Theils g greift, wodurch die Walze b gegen die Walze
a gedrückt wird. Der Theil g ist eine dünne lose Schiene, welche frei durch einen in dem unteren
Theile des kürzeren Arms des Hebels c angebrachten
Schlitz tritt. Das obere Ende dieses Theils g ist
gabelförmig und lehnt sich gegen die Achse der Streckwalze b, um ihre Peripherie mit der Walze a in
Berührung zu erhalten. Wenn nun der Durchmesser der Preßwalze in Folge der Abnützung
abnimmt, so stellt man den Sperrkegel in einen mehr rückwärts gelegenen Zahn der
Stange g, und rückt dadurch die letztere vor.
Die sechste Abtheilung der Erfindung bezieht sich auf das Räderwerk der
Hechel-, Krempel-, Streck- und Spinnmaschinen, und hat den
Zweck, zwei oder mehrere Wellen mittelst Zwischenrädern auf eine bequeme Weise zu
verbinden, und zwar so, daß das Wechselgetriebe leicht mit einem andern von
verlangtem Durchmesser vertauscht werden kann. Fig. 25 stellt das Ende
einer Spinnmaschine mit dem verbesserten Apparate in der Seitenansicht dar. a ist das Wechselgetriebe; b
das Zwischenrad; c das an der Achse der vordern
Streckwalze befindliche Rad; d ein adjustirbarer,
radialer, um e drehbarer Arm. In diesem Arm befindet
sich ein mit dem Stützpunkt e concentrischer Einschnitt
f. Ein Bolzen g wird
durch einen Träger an der Seite des Gestells und durch diesen Einschnitt gesteckt;
und wenn der Arm d in die erforderliche Lage bewegt
worden ist, so hält eine auf den Bolzen g geschraubte
Mutter den Arm in dieser Lage fest. An den unteren Theil des radialen Arms ist ein
Stift h befestigt, um den sich das Zwischenrad b dreht. Das Wechselgetriebe a kann, wie der punktirte Kreis andeutet, mit einem großen Getriebe oder
Rade vertauscht werden; wenn dieses geschieht, so nimmt das Zwischenrad und der
radiale Arm die durch Punktirungen dargestellte Lage an.
Wo mehrere Zwischenräder zur Bewegung anderer Theile des Mechanismus erforderlich
sind, wird, wie der obere Theil von Fig. 25 zeigt, ein
ähnlicher beweglicher radialer Arm angewandt. An der Achse der vorderen Streckwalze
e als Drehungspunkt ist der adjustirbare Arm i, i angebracht, welcher die Achsen der Zwischenräder
j und k aufnimmt. Diese
Räder werden durch das an der hinteren Welle m
befestigte Wechselgetriebe l getrieben. Sollte man ein
Getriebe l von größerem Durchmesser anwenden, so kann
man den Arm i mit seinen Rädern in die Höhe heben, und
in dieser Lage mittelst einer Schraube und Mutter feststellen.
Die siebente Abtheilung der Erfindung bezieht sich auf eine neue Methode, die
Contrewelle (countershaft) eine Spinnmaschine mit der
die Spulen treibenden Welle zu verbinden. Fig. 26 stellt einen
Theil des Endes einer Spinnmaschine mit dem verbesserten Apparate im Aufrisse dar.
Fig. 27
ist ein Verticaldurchschnitt des Apparates nach der Linie AB, Fig. 26. An der
Contrewelle ist ein Rad b befestigt, welches das
Rädersystem c, d, e, f treibt. Diese Räder drehen sich
um Bolzen
g, h, i, j, welche an den oscillirenden Arm k befestigt sind. Dieser Arm hängt lose an dem Zapfen
g, der an einem von der Welle a herabhängenden Arm befestigt ist. Durch diese Anordnung wird das Rad c mit dem Rade b im Eingriff
erhalten, so daß die mit einander im Eingriff befindlichen Räder c, d, e, f in Rotation gesetzt werden.
Das Ende der Stange k ist bei j mit einem Theile m verbunden, der sich
zwischen Führungen an der Seite des Maschinengestells auf- und niederbewegen
läßt, um der Spulenschiene die bekannte auf- und niedersteigende Bewegung zu
ertheilen. Um diese mit einander verbundenen Räder bei jeder Länge der Spulenschiene
im Eingriff zu erhalten, nehmen die Stangen k und l die durch Punktirungen bezeichnete Lage an, in der sie
sich um die Drehungspunkte a und g bewegen.