Titel: | Ueber eine neue Milchconserve; von Martin de Lignac. |
Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XCVII., S. 454 |
Download: | XML |
XCVII.
Ueber eine neue Milchconserve; von Martin de
Lignac.
Aus den Comptes rendus, August 1849, Nr.
6.
de Lignac, über eine Milchconserve.
Die Milch hat je nach dem Ort ihrer Erzeugung bei gleicher Güte einen verschiedenen
Handelswerth, weil sie in der Nähe sehr volkreicher Städte viel theurer verkauft
wird. Es liegt daher im Interesse hierin minder glücklicher Gegenden, der in ihnen
producirten guten Milch einen beinahe gleichen Werth zu verschaffen, welchen Zweck
ich durch ihre Verwandlung in Conserve zum Gebrauch für die Marine und auf weiten
Seereisen erreicht zu haben glaube. Es wurden zwar schon sehr viele Versuche
angestellt, die Milch zu diesem Zwecke zu concentriren und in einen zum Aufbewahren
geeigneten Zustand zu versetzen, ohne dabei eine Veränderung in ihren Bestandtheilen
und ihrem Geschmacke hervorzurufen. Keiner dieser Versuche ist aber vollkommen
gelungen, was wenigstens daraus hervorzugehen scheint, daß trotz des Bedürfnisses
keine dieser Verfahrungsweisen in die Praxis überging.
Um den Zweck vollkommen zu erreichen, muß durchaus verhindert werden, daß der Rahm
(die Sahne) sich von der Milch trenne, sey es durch die Berührung mit der Luft, oder
durch Kochen der Milch; es muß ihre natürliche Eigenschaft erhalten bleiben, sich in
Wasser aufzulösen, jeder unangenehme Geschmack durch wiederholtes Kochen oder sonst
eine Ursache vermieden, und die Conserve durch vollkommene Verschließung vor jedem
verderblichen Einfluß geschützt werden. Deßhalb verfahre ich wie folgt: ich dampfe
die Milch, welcher ich vorher per Liter 75 Gramme Zucker
zusetzte, in einem weiten Kessel ab, der im Wasserbad, ohne 80° Reaumur zu
überschreiten, unter beständigem Umrühren mit einer Spatel erhitzt wird. Die
Milchschicht darf nie über 1 Centimeter (4 2/5 Linien) dick seyn. Wenn die Milch die
Consistenz des Honigs erreicht hat, oder ein Liter der natürlichen Milch ungefähr
auf ein Gewicht von 200 Gram. (1 bayer. Maaß auf 11 Loth) reducirt ist, bringt man
sie in Büchsen von Weißblech, die man gefüllt 10 Minuten lang im Wasserbad im Sieden
erhält und dann mit Zinn verlöthet.
Um aus dieser Conserve wieder natürliche Milch zu bereiten, setzt man ihr das
vierfache ihres Gewichtes an Wasser zu und bringt zum Sieden. (Der Verfasser ließ
sich sein Verfahren Milchconserve zu bereiten, in England patentiren; man vergl. die
Patentbeschreibung und die Abbildung des Abdampfapparats im polytechn. Journal Bd. CVIII S. 336.)