Titel: | Oelprobe von Thomas. |
Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XXVIII., S. 102 |
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XXVIII.
Oelprobe von Thomas.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, März 1849, S.
273.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Thomas' Oelprobe.
Die erste mechanische Erfindung, um genau die Schmierfähigkeit der verschiedenen Oele zu bestimmen, wurde von Hrn. John
Mac Naught gemacht und bestand aus zwei sich
drehenden Scheiben. Die Flächen dieser beiden ebenen Metallscheiben wurden so gegen
einander gestellt, daß
sie so nahe als möglich beisammen waren, ohne sich jedoch wirklich zu berühren. Die
untere dieser beiden Scheiben wurde durch einen Schnurlauf auf ihrer Achse in
Umdrehung gesetzt; brachte man nun einen Tropfen des zu untersuchenden Oeles
zwischen die beiden Flächen, so wurde in Folge der Zähigkeit des Oeles auch die
obere Scheibe mit gedreht.
Ein an letzterer angebrachter Stift drückte dann auf das Ende eines Hebels, der auf
einen eingetheilten Waagebalken mit verschiebbarem Gewichte wirkte. Die Zähigkeit
des Oeles, oder die durch dasselbe zwischen den beiden Flächen hervorgebrachte
Reibung, wurde nun durch das Gewicht angezeigt und gemessen, welches durch den Druck
des an der oberen Scheibe angebrachten Stiftes am Waagebalken im Gleichgewicht
erhalten wurde.
Die nun zu beschreibende, von Hr. Thomas in Manchester
erfundene Vorrichtung beruht auf einem andern Principe. Fig. 34 ist eine Ansicht,
und Fig. 35
ist ein Grundriß derselben und zwar im vierten Theile der natürlichen Größe.
A ist eine Messingscheibe, welche auf einer stählernen
Achse B befestigt ist, die in zwei Spitzen ausläuft, um
bei ihrer Bewegung so wenig als möglich Reibung zu haben. Ein an einem feinen
Seidenfaden befestigtes Gewicht C wird an die Peripherie
der Scheibe mittelst eines Stiftes angehängt, welcher in den Haken D zu liegen kommt, wenn derselbe die durch punktirte
Linien angedeutete Lage annimmt. Hält man den Haken in der Lage, in welcher derselbe
gezeichnet ist, und dreht man dann die Scheibe in entgegengesetzter Richtung, so
nimmt der Vorsprung E den Stift mit der Seide von dem
Haken D ab, und der Haken F
hält, nachdem er über den Vorsprung E übergefallen ist,
die Scheibe mit dem aufgezogenen Gewichte in dieser Lage fest. Drückt man nun den
Griff des Hakens F nieder, so sinkt das Gewicht und
dreht die Scheibe, welche nun mehr oder weniger lange fortlaufen wird, je nach der
Beschaffenheit des Oeles, welches man auf den cylindrischen Theil der Achse gebracht
hat, der ganz nahe über den Lagern G, G schwebt, ohne
sie jedoch ganz zu berühren. Eine endlose Schraube an der Achse, welche in ein
kleines Rad eingreift, zeigt durch den Zeiger auf dem Rade die Anzahl der gemachten
Umdrehungen an. Je größer die Zahl der von der Scheibe gemachten und durch das
fallende Gewicht veranlaßten Umdrehungen ist, desto reiner und vortheilhafter ist
das Schmiermittel, weil um so viel weniger Kraft zum Ueberwältigen der durch das Oel
veranlaßten Reibung erforderlich war.
Der Unterschied zwischen den beiden Apparaten besteht darin, daß bei dem letzteren
ein einziger Impuls des Gewichtes eine größere oder kleinere Anzahl von Umdrehungen
der Scheibe hervorbringt, während bei dem ersteren eine ununterbrochene und
regelmäßige Bewegung der untern Scheibe ein größeres oder kleineres Gewicht im
Gleichgewicht erhält, je nachdem die Schmierfähigkeit des angewandten Oeles kleiner
oder größer ist. Bei Hrn. Mac Naught's Instrument gibt
die Scala ungefähr 60 für Klauenfett, Olivenöl und Gallipoli an, wenn guter Wallrath
30 erzeugt. Uebrigens kann mit beiden Apparaten, wenn sie sorgfältig ausgeführt
sind, die Güte des Oeles gleich genau ermittelt werden.