Titel: | Ueber eine von den HHrn. le Gavrian und Farinaux in Lille erbaute Dampfmaschine von 30 Pferdekräften; Bericht des Hrn. le Chatelier. |
Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Nr. XLV., S. 241 |
Download: | XML |
XLV.
Ueber eine von den HHrn. le Gavrian und Farinaux in
Lille erbaute Dampfmaschine von 30 Pferdekräften; Bericht des
Hrn. le
Chatelier.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, 1848, Augustheft S. 435 und Septemberheft S.
574.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Ueber die Dampfmaschinen von le Gavrian und Farinaux.
Mit dieser Maschine bewarben sich die Erbauer um den für das Jahr 1848 von der Société d'Encouragement ausgesetzten
Preis, da dieselbe hinsichtlich des Brennmaterialverbrauchs unter dem im Programm
bestimmten Maximum von 1,5 Kilogr. per Stunde für die
Pferdekraft geblieben ist. (Der Brennmaterialverbrauch beläuft sich nämlich
stündlich per Pferdekraft auf 1,323 Kilogr., wie das
Protokoll nachweist, welches über neunstündige Versuche aufgenommen wurde die der
Berichterstatter mit der Maschine anstellte.)
Die HHrn. le Gavrian und
Farinaux bemerken, daß sie
seit dem 6 Mai 1846, dem Datum, unter welchem sie ein Patent auf ihre Dampfmaschinen
mit zwei isolirten Cylindern erhielten, 22 Maschinen von 14–40 Pferdekräften
erbaut haben, und in der letzten Zeit noch eine von 100 Pferdekräften, welche sich
auf dem Dampfboote Maréchal de Villars befindet,
das von Havre nach Dünkirchen fährt.
Die Hauptsachen, worauf die HHrn. le
Gavrian und Farinaux aufmerksam machen, bestehen in der Art der
Dampfvertheilung, in einer Abänderung, welche an dem Systeme von Woolf durch das Trennen der beiden Cylinder vorgenommen
wurde, und in der Anordnung der Dampfkessel.
Ich werde nun diese Vervollkommnungen der Reihe nach durchnehmen und in Kürze ihren
Nutzen angeben:
1) Dampfvertheilung. Die HHrn. le Gavrian und Farinaux waren die ersten, welche (im Jahr 1842)
eine Stange mit rechtem und linkem Gewinde anwandten, um bei der Drehung nach Rechts oder Links, die
beiden gesonderten Theile des Expansionsschiebers einander zu nähern oder von
einander zu entfernen. Die Idee dieser Expansionsvorrichtung ist sinnreich, aber sie
hat den Uebelstand, daß die Dampfzuströmung nicht sehr rasch unterbrochen wird,
besonders dann, wenn man stark expandiren lassen will; überdieß kann man nicht
weiter als bis ungefähr zu 4/5 des Kolbenlaufes expandiren lassen, d.h. man muß
absperren wenn der Kolben 1/5 seines Weges gemacht hat; um dieß zu erzielen, ist es
nothwendig dem Excentricum für den Vertheilungsschieber einen Vorlauf von 45°
zu geben.
2) Abänderung an dem Systeme von Woolf. Nachdem die
Erfinder eine große Anzahl von Woolf'schen Maschinen mit nebeneinander liegenden
Cylindern erbaut hatten, suchten sie dieselben dadurch zu vereinfachen, daß sie die
Ausführung des Gusses und die Zusammenstellung der Maschine weniger schwierig
machten und einen großen Theil des sonst verwendeten Materials ersparten. Das System
von Woolf erfordert die Anwendung eines Balanciers; ihr
System erfordert dagegen, daß die Kraft direct übertragen werde.
Die Hauptachse liegt oberhalb der Maschine und wird von zwei Tragbalken getragen,
deren Enden mit der Mauer verbunden sind, und die außerdem noch durch vier Säulen
gestützt werden. Die Kolbenstangen der beiden Cylinder sind mit zwei Krummzapfen
verbunden, welche auf die Achsenenden aufgekeilt sind. Das Schwungrad befindet sich
mitten auf der Achse und ist mit Zähnen versehen, so daß es zugleich als erstes
Triebrad dient.
Der kleine und große Cylinder sind so mit einander verbunden, daß der Dampf vom
untern Raum des kleinen Cylinders in den untern Raum des großen Cylinders und
umgekehrt gelangt. Die Krummzapfen müssen deßhalb einander gegenüberstehen, so zwar
daß sich dieselben wie die Zug- und Kolbenstangen und die Kolben das
Gleichgewicht halten. Um den Dampf so vollständig als möglich zu benützen, wäre es
gut den beiden Krummzapfen eine symmetrische Lage zu geben; die Erfinder zogen es
aber vor, um den Uebergang über die todten Punkte zu erleichtern, den Krummzapfen
für den großen Cylinder um 45° zu verdrehen. Die Rechnung zeigt, daß der
dadurch entstehende Kraftverlust höchst unbedeutend ist, während der Vortheil einer
regelmäßigen Bewegung nicht geläugnet werden kann; man könnte übrigens den durch das
Versetzen der Kurbel entstehenden Nachtheil fast gänzlich dadurch vermeiden, daß man
den Austritt aus dem kleinen und den Eintritt in den großen Cylinder um ebensoviel
vorausgehen ließe, als die Kurbel des großen Cylinders.
Diese Anordnungen gestatten, mit Beibehaltung eines sehr regelmäßigen Ganges, den
Durchmesser und das Gewicht des Schwungrades bedeutend zu verringern, so daß
ersterer nur 2,60 Met. und letzteres nur 1400 Kilogramme beträgt. Eine gewöhnliche
Maschine mit einem Cylinder oder mit zwei gekuppelten Cylindern, würde für ein
Schwungrad von diesem Durchmesser ein Gewicht desselben von 7–8000 Kilogr.
erfordern, oder für ein Schwungrad von 1400 Kilogr. Gewicht einen Durchmesser
desselben von 6 Meter. Durch die Gewichtsreduction wird nicht nur Material für das
Schwungrad und seine Lager erspart, sondern wegen seines geringen Durchmessers wird
auch ein kleinerer Raum zum Aufstellen der Maschine erforderlich, und es kann das
Schwungrad auch gleich als Zahnrad benutzt werden. Diese Vortheile sind unter
gewöhnlichen Umständen gar nicht, oder doch nicht leicht zu erreichen.
Bei den doppelten Maschinen welche durch Kuppelung von zwei besonderen Maschinen
entstehen, wie diejenige welche die Erfinder für die Marine zu bauen vorschlagen,
werden die Krummzapfen einander genau gegenübergestellt. Bei dem Dampfboote le Maréchal de Villars wirken die beiden
Kolbenstangen auf eine und dieselbe Kurbel und folglich liegen die beiden
Cylinderachsen rechtwinkelig gegen einander, was dasselbe ist, als wenn die Kurbel
des großen Cylinders um 90° verdreht wäre und der Kolben selbst einen halben
Hub vorauseilte. In diesem Fall wird der große Cylinder eine Art Maschine um das
Vacuum herzustellen. Obgleich diese durch die Umstände gebotene Anordnung
unvortheilhaft ist, so ist doch nicht zu läugnen, daß die durch ein gegebenes
Gewicht Dampfs hervorgebrachte Arbeit viel größer seyn muß, als wenn der Dampf aus
dem kleinen Cylinder direct in den Condensator überginge.
Ich wandte den Dampfdruck-Indicator bei der in Lille aufgestellten Maschine
an, und ich konnte alle Umstände der Dampfvertheilung beobachten. Leider hatte ich
jedoch nur einen Indicator, so daß ich die Beobachtung nicht an beiden Cylindern
zugleich machen konnte. Fig. 15 und 16 sind die
bei den Versuchen erhaltenen Diagramme. Aus denselben geht hervor, daß die Maschine
in Bezug auf Zulassung und Absperrung des Dampfs in beiden Cylindern sehr gut
regulirt ist, und daß in den Hauptmomenten der Vertheilung ein gehöriges Voreilen
der Schieber stattfindet, um den Ein- und Austritt des Dampfes zu
erleichtern. Es wäre übrigens gut, wie ich bereits bemerkte, wenn der Dampf aus dem kleinen Cylinder
schon früher ausgelassen würde, um die durch das Voreilen des großen Kolbens
verlorene Zeit zum Theil wieder einzubringen.
Die Betrachtung der Diagramme zeigt uns ferner daß der Dampfdruck nicht gleichmäßig
ist; derselbe fängt an abzunehmen, ehe der Dampf abgesperrt wird.
Ich konnte mir von den Gründen dieser Anomalie nicht vollkommen Rechenschaft geben,
die auch dann eintritt, wenn man den doppelten Expansionsschieber durch einen
einfachen ersetzt, welcher durch Voreilen und Ueberdeckung expandirt, und auch dann,
wenn man das Spiel des Regulators unterbricht; man sehe Fig. 17. Ich konnte nur
einen nahezu constanten Druck in dem Cylinder erhalten, wenn ich durch Ueberlastung
des Zaumes die Geschwindigkeit der Maschine auf 20 Umdrehungen herabbrachte; man
sehe Fig.
18.
Wenn die Hahnen ganz offen sind, muß der veränderte Dampfdruck der großen Oberfläche
der Röhren zugeschrieben werden, und wahrscheinlich auch einem zufälligen
Hindernisse, welchem der Dampf beim Durchgange durch dieselben begegnet. Ich bemerke
diese Thatsache, um darauf aufmerksam zu machen, daß, wenn dieser Fehler, welchen
man bei genauerer Untersuchung wohl auffinden wird, verbessert würde, die Maschine
wirklich mehr leisten und der Brennmaterialverbrauch noch geringer werden würde.
Die Betrachtung der Diagramme enthüllt uns eine sehr wichtige Thatsache, welche
übrigens vorauszusehen war, nämlich die Condensirung des Dampfes beim Eintritt in
den großen Cylinder. Der Druck des Dampfes ist, wenn das Gleichgewicht hergestellt
ist, viel geringer, als er nach seinem neuangenommenen Volumen seyn sollte, und
beträgt ungefähr nur die Hälfte von demjenigen, welchen er nach dem Mariotte'schen Gesetze, selbst wenn alle freien Räume mit
in Rechnung gebracht werden, haben soll. Gegen das Ende der Bewegung des großen
Kolbens ist hingegen der wirkliche Druck fast ganz so groß, wie ihn das Gesetz des
umgekehrten Verhältnisses der Volume ergibt. Es findet also in dem Augenblicke, wo
der Dampf in den großen Cylinder einströmt, Condensation statt, und Verdampfung
während der Expansion, welche durch die allmähliche Vergrößerung des Raumes bei der
entgegengesetzten Richtung der Kolben entsteht; diese Condensation wird durch den
fehlenden Mantel am großen Cylinder verursacht.
Die Rechnung ergibt, daß der Kraftverlust in Folge dieser Condensation ungefähr 10
Procent des wirklichen Nutzeffectes beträgt. Es wäre unzweifelhaft von Vortheil,
den großen Cylinder einzuhüllen oder ihn mit einem Mantel zu umgeben. Man braucht
jedoch nicht Dampf von dem Druck, welchen derselbe im Kessel hat, in diesen Mantel
strömen lassen, sondern es wird hinreichen, in demselben Wasser circuliren zu
lassen, welches durch die aus dem Ofen abziehende Flamme auf den Siedepunkt erhitzt
würde. Auf diese Weise würde der Mantel ein Ofen mit Heißwasser-Heizung.
Die verschiedenen Maschinentheile sind im allgemeinen nicht sehr gut gegen die
Abkühlung geschützt.
Ich zweifle nicht, daß wenn man alle oben angegebenen Vorsichtsmaaßregeln ergreifen,
die zu großen schädlichen Räume reduciren, und die Dampfvertheilung so reguliren
wollte, daß der Dampf gegen das Ende der Bewegung des kleinen Kolbens in den leeren
Räumen comprimirt würde, wie dieß Hr. Combes empfiehlt; wenn man ferner den Dampf soviel als möglich von
dem mitgerissenen Wasser befreien und die Expansion so einrichten würde, daß sie
länger dauerte und der Dampfdruck gleichmäßiger würde, der Kohlenverbrauch nahezu
auf ein Kilogr. herabgebracht werden könnte. Ich
bezeichne diese verschiedenen Verbesserungen an Einzelnheiten in der Ueberzeugung,
daß es hinreichen wird, dieselben den Erfindern anzudeuten, damit sie nützliche
Anwendungen davon machen.
Die Anordnung der Maschinen ist in allen den Fällen sehr bequem, wo es sich darum
handelt eine ununterbrochene rotirende Bewegung zu erhalten. Dieselben können für
die Schifffahrt, für Berkwerke etc. gebraucht werden, und haben noch den Vortheil
vor dem Woolf'schen System, daß bei vorkommenden
Reparaturen mit leicht anzubringenden Abänderungen die beiden Cylinder gesondert
gebraucht werden können.
3) Anordnung des Kessels. Die gewählte Anordnung des
Kessels verdient ebenfalls besondere Beachtung; sie gestattet die Oberflächen und
die Heizfläche der Siederöhren zu vergrößern, ohne den cylindrischen Theil des
Kessels bedeutend größer machen zu müssen. Die große Heizfläche im Verhältniß zur
Kraft der Maschine trägt gewiß viel zur Ersparung an Brennmaterial bei; sie beträgt
ungefähr 1 1/3 Quadratmeter per Pferdekraft. Dieses
Verhältniß ist die unterste Gränze, welche man beim Baue von Dampfmaschinen
einhalten sollte; selten jedoch wird dieselbe erreicht. Die HHrn. le Gavrian und Farinaux
betrachten sie als Norm, und sicherlich besteht darin ein Vorzug ihrer Apparate vor
andern.
Das bei dem Versuche zur Bestimmung des Brennmaterialverbrauches angewandte
Heizmaterial war gute englische Steinkohle in Brocken, wie dieselbe auf den Dampfbooten des Canales
verbraucht wird. Zieht man annäherungsweise 5 Procent für das von dem Dampf
mitgerissene Wasser von dem durch Condensation entstandenen Wasser ab, so bleiben
noch 8,06 Kilogr. Wasser, welche mit 1 Kilogr. Steinkohlen verdampft wurden. Die
stündliche Verdampfung betrug per Quadratmeter der
Heizfläche 7,83 Kilogr., ein Beweis, daß die Verdampfung langsam von statten geht.
Die stündlich per Pferdekraft verbrauchte Dampfmenge
belief sich auf 10,66 Kilogr., und die von einem Kilogr. Dampf an der Achse
abgegebene verfügbare Arbeit war 25,328 Kilogr.
Vergleicht man diese Resultate mit den vorhergehenden, so sieht man, daß, obgleich
die Dampferzeugung nichts zu wünschen übrig läßt, doch der Dampf noch nicht ganz den
Effect hervorbringt, welchen man erwarten konnte. In dieser Hinsicht entspricht die
Maschine der HHrn. le Gavrian
und Farinaux noch nicht
vollkommen den Bedingungen des Programmes der Société d'Encouragement, welches 30,000 Kilogr. 1 Meter hoch
gehoben als den verlangten Nutzeffect von einem Kilogr. Dampf bezeichnet. Von der
Ausdauer dieser geschickten Maschinenbaumeister ist aber zu erwarten, daß sie neue
Verbesserungen ausfindig machen, durch welche auch in dieser Beziehung vollkommen
genügt werden wird. Ihre Maschine verdient in jeder Beziehung allgemeine Beachtung;
die Anwendung zweier getrennten Cylinder statt der zwei Woolf'schen gekuppelten Cylinder, ist eine Vereinfachung im Baue der
zweicylindrigen Maschinen, und wird sicherlich nützliche Anwendung finden.
Beschreibung einer Dampfmaschine mit
zwei getrennten Cylindern, mit direkter Bewegung ohne Balancier, und mit
Expansion und Condensation, von den HHrn. le Gavrian und Farinaux.
Ehe wir zur Beschreibung dieser Maschine und der dazu gehörigen Dampfkessel mit ihren
Siederöhren übergehen, glauben wir einiges über die von den HHrn le Gavrian und Farinaux erfundene Expansionsvorrichtung (welche
sie sich im Jahr 1841 patentiren ließen) sagen zu müssen.
1) Veränderliche Expansionsvorrichtung. Das System der
Erfinder besteht a) in der Anordnung einer einzigen
Vertheilungs- und Expansionsbüchse, und einer einzigen Stange zur Bewegung
des Schiebers und der Schieberplatten. b) In der
Construction eines Hauptschiebers, welcher zwei Oeffnungen hat, mit Ansähen versehen
ist, und auf dessen
verticaler Rückseite zwei ebene Schieberplatten aufgeschliffen sind. c) In der Anwendung einer Stange, welche mit einem
rechten und einem linken Gewinde versehen ist, so daß beim Drehen derselben in der
einen oder der anderen Richtung die Entfernung der beiden Schieberplatten verändert
wird, wovon der Grad der Expansion abhängig ist. d) In
der Anwendung eines Regulators, welcher die Stange rechts oder links dreht, um die
Schieber einander zu nähern oder von einander zu entfernen und folglich die
Expansion während des Ganges der Maschine zu reguliren.
Fig. 1 Tab. V
ist eine Ansicht der Maschine von der dem Schwungrade entgegengesetzten Seite. Die
übrigen Figuren stellen Details der Expansionsvorrichtung, im größern Maßstabe
gezeichnet, dar.
Gleiche Buchstaben bezeichnen in den verschiedenen Ansichten denselben
Gegenstand.
In dem Dampfcylinder A, welcher durch einen Deckel
geschlossen ist, bewegt sich der Kolben, der durch die Stange G und das Parallelogramm z, z den Balancier
I in Bewegung setzt. Durch den Krummzapfen K auf der Schwungradachse und die Bläuelstange J wird die Bewegung des Balanciers in eine kreisförmige
verwandelt.
Mechanismus der Dampfvertheilung. Dieselbe geschieht in Folge einer ununterbrochenen
hin- und wiedergehenden Bewegung, welche durch eine Kurbel oder durch ein
Excentricum von der Schwungradachse abgeleitet wird.
Der Schieber, in welchem Oeffnungen zum Einführen des Dampfes angebracht sind, ist
mit beweglichen Stücken bedeckt, die bei verschiedenen Stellungen des Kolbens den
Dampf absperren können, je nachdem die Schieberstange rechts oder links gedreht
wird. – Die sich drehende Schwungradachse setzt auch den Centrifugalregulator
T und die Achse R in
Bewegung, von welcher der Dampfschieber abhängig ist. An dem Ende der Achse R ist eine Scheibe oder Platte d befestigt, die einen Krummzapfenfinger e
trägt, welcher den Rahmen f und folglich die
Schieberstange i hin- und herbewegt. Der Pfeil in
Fig. 2
zeigt die Richtung an, in welcher sich die Scheibe d
dreht.
D ist ein oben in der Dampfbüchse C angebrachter Canal; E ein unten in derselben
Dampfbüchse angebrachter Canal und F der
Dampfabzugscanal.
Fig. 2 ist ein
verticaler und Fig.
3 ein horizontaler Durchschnitt des Cylinders.
Die Fig. 4,
5, 6 und 7 stellen
Durchschnitte der Dampfbüchse in vergrößertem Maßstabe dar. In Fig. 2 beginnt der Kolben
seine aufwärtsgehende Bewegung; man sieht daß der Dampf durch die kleine Oeffnung o im Schieber eintritt, und durch den Canal E
unter den Kolben H gelangt.
In Fig. 4 ist
die Stellung die nämliche, wie in Fig. 2. Fig. 5 zeigt die Stellung
der Schieber, wenn der Kolben seine halbe Bewegung aufwärts gemacht hat; die
Oeffnung, durch welche der Dampf einströmt, ist alsdann durch den kleinen Schieber
r bedeckt, und der Kolben bewegt sich dann nur durch
die Expansion des Dampfes vorwärts.
In Fig. 6 sieht
man die Lage der Schieber, wenn der Kolben anfängt aufwärts zu gehen; der Dampf
tritt dabei in den oberen Cylinderraum. Fig. 7 endlich zeigt die
Lage der Schieber, wenn der Kolben seine Bewegung abwärts zur Hälfte gemacht hat;
der Zutritt des Dampfes ist unterbrochen, und er wirkt daher in dem Cylinder durch
Expansion.
Fig.
8–12 sind Details der Schieber.
Fig. 8 ist der
Hauptschieber n von unten gesehen, d.h. von der Seite,
mit welcher er auf den gehobelten Theil der Dampfbüchse aufgeschliffen ist. In Fig. 9 ist die
Stange i besonders abgebildet; sie ist von Stahl und mit
einem rechten und einem linken Gewinde versehen.
Fig. 10 zeigt
die kleinen Schieberplatten im Durchschnitte, und Fig. 12 wie sie auf dem
Hauptschieber liegen.
Da die Stange in dem Querstücke k
Fig. 1 durch
Muttern und Stellmuttern gehalten wird, so kann man sie rechts oder links drehen,
ohne ihre Länge zu ändern; dreht man sie rechts, so entfernen sich die Muttern s von den Ansätzen t an der
Stange, und mit ihnen die kleinen Schieber r, welche
dann die Oeffnungen o in dem Hauptschieber verdecken.
Dreht man die Stange links, so tritt der umgekehrte Fall ein, die kleinen Schieber
nähern sich nämlich den Ansätzen, und der Dampf kann längere Zeit in den Cylinder
einströmen.
Die Drehung der Stange i wird durch den Regulator
bewirkt. Zu diesem Zwecke liegt auf derselben eine kleine Clavette, die leicht durch
eine Nuth geht, welche in der Nabe des kleinen Rades k
angebracht ist, so daß sich die Stange vertical bewegen und doch dabei eine Drehung
rechts oder links von dem Rade k annehmen kann.
Das Rad u, welches mit dem kleinen Rade k im Eingriffe ist, erhält von dem Regulator aus durch
die Achsen S und U eine
Drehung rechts oder links, je nachdem die Maschine ihre Geschwindigkeit in Folge größerer oder kleinerer
Belastung ändert; dieß geschieht auf folgende Weise:
Vermehrt sich die Geschwindigkeit der Maschine, so entfernen sich die Schwungkugeln
von einander und nehmen die in Fig. 1 angegebene Lage an;
hiedurch wird das Ende des Regulators, das mit zwei conischen Rädern v, v' versehen ist, abwärts bewegt; das obere greift
dann in das Rad x auf der Achse U, und die Rotation, welche diese Achse annimmt, pflanzt sich bis zur
Schieberstange fort.
Nimmt die Geschwindigkeit der Maschine ab, so nähern sich die Kugeln des Regulators,
das obere Rad v' wird frei und die Achse U steht still. Vermindert sich aber die Geschwindigkeit
der Maschine noch mehr, so nähern sich die Kugeln auch noch weiter, und das
Regulatorende steigt in die Höhe. Sobald das untere Rad v in x eingreift, dreht sich die Achse U in entgegengesetzter Richtung. Die Achse U steht endlich wieder stille, sobald weder das eine
noch das andere der Winkelräder v, v' in das Rad x eingreift.
Beschreibung der einzelnen Theile. – A Dampfcylinder, auf vier Säulen B, B ruhend. C Dampfbüchse, in welcher die
Canäle angebracht sind, die den Dampf über und unter den Kolben leiten, und in
welcher sich auch der Dampfabzugscanal befindet. D
Verbindungscanal zwischen der Dampfbüchse und dem obern Cylinderraum. E Dampfcanal welcher unter den Kolben führt. F Austrittsöffnung für den Dampf. G Kolbenstange. H Kolben. I Balancier. J Bläuelstange.
K Krummzapfen. L
Schwungradachse. M Platte mit Schwungradlager, welche
fest auf das gemauerte Fundament aufgeschraubt ist. N
Schwungrad. O gußeiserner Tragbalken, dessen Enden in
der Mauer befestigt sind, und auf welchem die gußeisernen Balancierlager P ruhen. Q cannelirte Säule
zum Stützen des Tragbalkens. R Achse, durch welche die
Dampfvertheilungsschieber bewegt werden. S kleine
verticale Achse auf dem Deckel der Dampfbüchse. T
Centrifugalregulator. U Achse, welche sich rechts und
links dreht und ihre Bewegung der Schieberstange mittheilt. V, V Hängelager dieser Achse. X Dampfhahn. Y Dampfabzugsröhre. Z
Speisepumpe.
a Bodenplatte des Cylinders A.
b, Fig.
2, Canal in derselben, durch welchen der Dampf unter den Kolben kommt. c, c zwei Winkelräder, von denen das eine auf der
Schwungradachse, das andere auf der Achse R fest ist.
d Scheibe, welche auf das andere Achsenrad
aufgekeilt ist und einen Finger e trägt, der eine
excentrische Bewegung macht und den Schieber aufwärts und abwärts bewegt. f Rahmen, in welchem der Finger e
gleitet; er ist an der Schieberstange befestigt und verwandelt die excentrische
Bewegung von e in eine gradlinige, auf- und
abwärtsgehende. g, g Stangen, welche die Querstücke h, h verbinden, von denen das obere mit der
Schieberstange i vereinigt ist, die in der Dampfbüchse
ein rechtes und linkes Gewinde hat. j Lager auf dem
Deckel der Dampfbüchse: auf demselben liegt ein kleines Rad k auf, dessen ausgebohrte Nabe eine Nuth hat, durch welche eine Clavette
an der Schieberstange geht; diese Clavette verbindet das Rad k so mit der Schieberstange, daß diese eine Drehung rechts oder links von
demselben annehmen muß, während sie sich doch auf- und abwärts bewegen kann.
l Röhre, durch welche der Dampf in die Dampfbüchse
gelangt. m Wölbung auf der Dampfbüchse. n Hauptschieber, welcher den Dampf bald unter, bald über
den Kolben leitet. o kleine Oeffnungen in dem Schieber
n, durch welche der Dampf geht, um in den Cylinder
zu kommen. p Vorsprünge, die an dem Schieber n angegossen sind; die Ansätze an der Stange i erfassen dieselben und bewegen so den Schieber, um die
Oeffnungen o über die Canäle zu bringen, die in den
obern und untern Cylinderraum führen. r kleine
Schieberplatten, durch welche die Oeffnungen o des
großen Schiebers zu bestimmten Zeiten verdeckt werden. s,
s Schraubenmuttern, von denen die eine mit einem rechten, die andere mit
einem linken Gewinde versehen ist; man sieht sie in Fig. 9 und 11 auf die kleinen
Schieber aufgeschoben, so daß diese mit denselben bewegt werden. t, t Ansätze an der Stange i; sie befinden sich zwischen den beiden mit Gewinde versehenen Theilen
derselben; ihre Entfernung ist so, daß die Stange beim Auf- und Abwärtsgehen
den großen Schieber nur dann bewegt, wenn die Ansätze an die Vorsprünge p sich anlegen. u Rad,
welches in das kleine Rad k auf die Dampfbüchse
eingreift. v, v' Winkelräder, welche auf einer Hülse
befestigt sind, die oben auf die Regulatorachse aufgesteckt ist. x Winkelrad auf der Achse U,
das bald von dem einen, bald von dem andern der vorhergehenden Räder bewegt wird.
y, y' Winkelräder, von denen das eine auf dem Ende
der Achse U fest ist, während sich das andere auf der
Achse S befindet. z, z
Parallelogramm zur Führung der Kolbenstange.
2) Maschine mit zwei Cylindern. Es ist bekannt daß bei den
mit Balancier versehenen Mitteldruckmaschinen von Woolf
die beiden gekuppelten Cylinder in einem und demselben Mantel liegen. Die HHrn. le
Gavrian und Farinaux
setzten den kleinen Cylinder unter das eine, und den großen unter das andere Ende
der Schwungradachse, und
theilten die Bewegung der beiden Kolben direct der Schwungradachse mit und zwar ohne
Parallelogramm und Balancier. Sie verbanden nämlich den obern Theil der
Kolbenstangen mit Zugstangen, welche an die Finger von zwei auf die Achse
aufgekeilten Krummzapfen angehängt sind; diese Krummzapfen stehen so gegen einander,
daß wenn sich der eine oben befindet, der andere sich unten befindet.
Fig. 13 ist
eine Ansicht einer Maschine mit zwei getrennten Cylindern, die für Mitteldruck,
Expansion und Condensation bestimmt ist.
Fig. 14 ist
ein verticaler Durchschnitt durch die Achse der Maschine. Aus demselben ist die Lage
des großen und kleinen Cylinders, ihrer Dampfschieber und der Speisepumpen zu
ersehen.
Die Maschine besteht aus zwei parallelen und getrennten Cylindern, von denen der
kleinere A den Dampf direct von dem Kessel erhält,
während in den größern B nur der Dampf strömt, welcher
im kleinen Cylinder gearbeitet hat, um noch seine ganze Expansivkraft abzugeben. Der
kleine Cylinder ist mit einem gußeisernen Mantel C
umgeben; er steht mit dem größern durch eine Röhre a in
Verbindung. Der Cylinder B bekommt ebenfalls einen
Mantel, welcher mit demselben aus einem Stücke gegossen seyn kann, oder auch
nicht.
Der Dampf dringt zuerst in die Dampfbüchse a' des kleinen
Cylinders, und gelangt bald über, bald unter den Kolben D, je nachdem der Schieber b' die obere oder
untere Oeffnung freiläßt. Nachdem der Dampf im kleinen Cylinder gearbeitet hat, geht
er in die zweite Dampfbüchse c über, in welcher die
Vertheilung für den größern Cylinder erfolgt. Da der Inhalt dieses letztern viermal
so groß als der Inhalt des kleineren Cylinders ist, so nimmt auch der Dampf im
großen Cylinder ein Volumen an, das viermal so groß als sein früheres ist; er wirkt
also auf den Kolben E durch Expansion. Die
Vertheilungsschieber b, b' der beiden Cylinder mit den
sie bewegenden Excentriken sind so gestellt, daß, wenn der erste die obere Mündung
öffnet, um den Dampf über den Kolben D zu lassen, der
zweite von der untern Oeffnung weggeht, um den Dampf aus dem kleinen Cylinder unter
den Kolben E des großen zu leiten, und umgekehrt.
Die Kolbenstangen sind vertical und geradlinig durch Leitungen wie bei den direct
wirkenden Maschinen geführt. An dieselben sind die schmiedeisernen Zugstangen F, F' angehängt, deren obere Enden mit den Warzen d, d' der Krummzapfen G, G
in Verbindung sind, welche auf der Treibachse H stecken.
Auf letztere wird so die Wirkung beider Kolben
D und E ohne Hülfe eines
Balanciers oder eines Parallelogrammes übergetragen.
Die Dampfcylinder ruhen auf den Fundamentplatten L, die
zugleich die Säulen M, M tragen, auf welchen die
gußeisernen Tragbalken N liegen, mit denen die Lager der
Hauptachse verbunden sind. Auf diese Hauptachse sind die zwei Excentrica O, O' aufgekeilt, von denen das eine die Luftpumpe P direct in Bewegung setzt, welche auf dem Condensator
steht, der den Dampf aus dem großen Cylinder aufnimmt; das andere dagegen die
Speisepumpe Q, welche einen Theil des
Condensationswassers dem Kessel wieder zuführt.
Die Abzugsröhre e, welche von dem großen Cylinder ausgeht
und zum Condensator führt, geht durch einen Vorwärmer R,
der aus mehreren kleinen Röhren besteht und in welchem das Wasser, ehe es zur
Speisepumpe gelangt, vorgewärmt werden soll. S ist ein
großes Zahnrad, das zugleich als Schwungrad dient; in dasselbe läßt man ein Rad
eingreifen, durch welches die Bewegung fortgepflanzt werden soll. T, T' sind Stangen, durch welche die Schieber bewegt
werden. U, U' Excentrica auf der Achse H, mit welchen die Stangen in Verbindung sind.
3) Kessel. Die Erfinder haben den Uebelstand, daß der
Dampf eine gewisse Menge Wasser mit sich reißt, dadurch größtentheils gehoben, daß
sie den Dampf auf den erforderlichen Grad erhitzen (ihn trocknen) und zwar ohne ihn
so heiß zu machen, daß die Verpackungen in den Stopfbüchsen verbrennen; auch haben
sie die sonst verloren gehende Wärme benützt um das Speisewasser zu erwärmen.
Ihr Kesselsystem ist von den jetzt gebräuchlichen verschieden; es besteht nämlich aus
zwei bis drei Reihen von Siederöhren mit großem Durchmesser, die unter dem Cylinder
liegen welcher den Hauptkörper des Kessels bildet. Diese Anordnung hat den Vortheil,
eine sehr große Fläche direct der strahlenden Wärme des Ofens auszusetzen, und
folglich eine große Menge Wasser mit einer gegebenen Menge Brennmaterial zu
verdampfen.
Die Siederöhren und der Kessel können leicht gereinigt werden; man kann sie sehr
schnell abnehmen und wieder an Ort und Stelle bringen, wenn sie eine Reparatur
erfordern.
Fig. 19 ist
ein Längendurchschnitt des Kessels mit den Siederöhren und des Ofens.
Fig. 20 ist
ein verticaler Querdurchschnitt mitten durch den Rost.
Unmittelbar über dem Roste A sind in dem Ofen B zwei Reihen dicker horizontalliegender Siederöhren c angebracht, deren Anzahl sich natürlich nach der Menge des zu
erzeugenden Dampfes oder der Größe der zu speisenden Maschine richtet; in
vorliegendem Fall sind ihrer acht angebracht. Die Flamme und die
Verbrennungsproducte der auf dem Rost befindlichen Kohlen umgeben die ganze
Oberfläche der Siederöhren und bestreichen sie ihrer ganzen Länge nach. Zu diesem
Zweck ist der Rost sehr breit; aber er hat immer nur eine Oberfläche welche mit der
Heizfläche in einem gewissen Verhältniß steht.
Die Siederöhren stehen mit dem Hauptkessel D in
Verbindung, welcher ebenfalls ringsum und dem größten Theile seiner Länge nach von
der Flamme, dem Rauch und den Gasen bespült wird, die von ihm in den Kamin
abziehen.
Die Siederöhren sind vollständig mit Wasser gefüllt; der Kessel selbst aber nur zur
Hälfte; um den Dampfraum des Kessels zu vergrößern, bringt man auf demselben noch
eines oder zwei cylindrische Reservoirs E an, durch
welche der Maschine nur trockener und nicht mit Wasser vermischter Dampf zugeführt
wird.
Gemauerte Gewölbe F, welche in gewissen Entfernungen
durch kleine gußeiserne Träger gestützt werden, die selbst auf den oberen Siederöhren aufruhen, umgeben diese Siederöhren
wie Reverberiröfen; auch sie sind wie die unteren Röhren
von der Flamme und heißen Luft umgeben, so daß sie eine große Menge Dampf erzeugen,
der ungehindert in den Kessel treten kann.
Fünf Oeffnungen bringen den Grund des Ofens mit einem höherliegenden Canale hinter
dem Kessel in Verbindung, und vier kleine Oeffnungen stellen die Verbindung dieses
letzteren mit dem Canale her in welchem der Vorwärmer für das Speisewasser
liegt.
c, c sind drei Oeffnungen, durch welche die Luft in den
Kamin abziehen kann; bevor sie in denselben gelangt, muß sie jedoch unter dem
Register d hindurch.
e Röhre, durch welche die Speisepumpe das Wasser
liefert.
f Röhre, durch welche der Vorwärmer mit dem Kessel in
Verbindung ist.
g Sicherheitsventil, von dessen Gehäuse aus der Dampf
durch die Röhre b in das Reservoir oder die Glocke E geleitet wird. Die Dampfröhre i reicht bis zu einem Decimeter Entfernung auf den Boden der Glocke hinab.
Eine andere Röhe a führt vom Boden der Glocke zum Grunde
des Kessels und bringt das Wasser zurück, welches der Dampf mitgerissen hat. k Vorwärmer zum Erhitzen des Speisewassers. Die Glocke
E hat oben einen Hahn, an welchen sich die
Dampfröhre l anschließt, die zur Maschine führt.
Für große Maschinen, z.B. für 100 Pferdekräfte und darüber, ist der Kessel selbst in
zwei Theile getheilt, so daß zwei getrennte und von einander unabhängige Apparate
entstehen. Eine gußeiserne, mit Rippen versehene Scheidewand, welche in der Mitte
angebracht ist, trennt die beiden Kammern, die an diese Scheidewand angenietet oder
angeschraubt sind. Die Hälfte der Siederöhren steht dann mit der einen Kammer, die
andere Hälfte mit der andern Kammer in Verbindung. Ofen und Rost sind durch eine
gemauerte Scheidewand ebenfalls in zwei Abtheilungen getheilt.
Nachtrag.
Nach einem späteren Berichte, welchen Hr. le Chatelier über neuere Versuche mit derselben Dampfmaschine der
HHrn. le Gavrian und Farinaux erstattete, erwiesen sich
die Leistungen der Maschine noch bedeutend besser. Die Erbauer hatten nämlich um
eine zweite Untersuchung ihrer Dampfmaschine gebeten, nachdem sie mehrere im ersten
Berichte vorgeschlagene Abänderungen angebracht hatten. So wurde z.B. der auf der
Zeichnung befindliche Vorwärmer für das Speisewasser und die Vorrichtung zum Trennen
des mitgerissenen Wassers von dem Dampfe, erst nach den im ersten Berichte
beschriebenen Versuchen angewandt. Ferner waren, als die Maschine zum zweitenmale
untersucht wurde, hölzerne Mäntel um beide Cylinder gelegt, um die Abkühlung zu
vermeiden; auch das Condensationswasser, welches sich im eisernen Mantel des kleinen
Cylinders sammelte, wurde in den Kessel zurückgeführt. Die Kurbeln wurden statt
unter einem Winkel von 45°, um welchen sie früher von der Geraden abwichen,
unter 22° aufgekeilt; der Dampfschieber mit veränderlicher Expansion wurde
durch einen einfachen ersetzt, welcher nur durch Vorlaufen und Ueberdecken
expandirte; die schädlichen Räume im kleinen wie im großen Cylinder wurden
verringert etc. Die Versuche, welche 10 Stunden und 5 Minuten dauerten, wurden mit
der größten Sorgfalt angestellt, und besonders wurde das Wasser, welches in den
Kessel gepumpt wurde, genau gemessen; der Kesselheizer bekam nur 500 Kilogr.
englischer Stückkohle u.s.f.
Aus diesen Versuchen ergaben sich nun folgende Data: Die Schwungradachse machte in
der Minute 41 Umdrehungen. Die Kolbengeschwindigkeit betrug 1,257 Meter in der
Secunde. Die Anzahl der Pferdekräfte, welche von der Achse abgenommen werden
konnten, war 39,33. Die
per Stunde für die Pferdekraft verbrannte Steinkohle
betrug 1,261 Kilogramm. Das für die Pferdekraft stündlich verbrauchte Wasser betrug
7,976 Kilogr. Ein Kilogramm Steinkohlen verdampfte 6,324 Kilogr. Wasser. Durch jedes
in der Stunde verdampfte Kilogramm Wasser wurden 33851 Kilogramme einen Meter hoch
gehoben. Vergleicht man diese Angaben mit den frühern, so findet man, daß der
Wasserverbrauch für die Pferdekraft sich um 25 Proc. verringert hat, während die von
einem Kilogramm Wasser erhaltene Arbeit beträchtlich größer wurde, nämlich um 33,6
Proc. An dieser Arbeitsvergrößerung sind vorzüglich zwei Umstände Schuld: das Wasser
nämlich, welches früher von dem Dampfe mitgerissen wurde, blieb in dem Kessel, und
kam deßhalb nicht mehr als verdampft mit in die Rechnung, während es selbst der
Kolbenbewegung nicht mehr hinderlich seyn konnte. Ferner trugen gewiß auch die
verkleinerten schädlichen Räume und die Mäntel um die Cylinder zu der Ersparniß bei.
Durch Anwendung von zwei Indicatoren auf den beiden Cylindern ergab sich
Folgendes:
Textabbildung Bd. 111, S. 255
Versuchs-Nummer; Anzahl der
Schwungradumdrehungen in 1 Minute; Arbeit während einer ganzen
Schwungradumdrehung; Arbeit des Dampfes in den Cylindern; Kleiner Cylinder;
Kilogrammet.; Großer Cylinder; Summe; Von der Achse gelieferte Arbeit;
Unterscheid; Mittel.
Der aus der Reibung der Maschine hervorgehende Kraftverlust betrug demnach 12,1 Proc.
der rohen Arbeit des Dampfes, und 13,8 Procent der Arbeit, welche die
Schwungradachse durch Messen mit dem Zaume abgab. Dieses Resultat ist unter der gewöhnlichen
Schätzung der durch die Reibung verlorengehenden Kraft, was große Genauigkeit in der
Ausführung und im Aufstellen der Maschine beweist. Das sehr leichte Schwungrad, der
unnöthig gewordene Balancier sammt Parallelogramm etc. tragen natürlich ebenfalls zu
diesen günstigen Resultaten sehr viel bei.