Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. , S. 315 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Ventilatorgebläse.
Der Nutzen der Ventilatorgebläse für Manufakturen und Fabriken ist außer allen
Zweifel gestellt, was ihre vielfache Anwendung zur Genüge zeigt; dessen unbeachtet
tappen die Mechaniker bei der Anlage und Ausführung der Ventilatoren noch sehr im
Dunkeln. Eine der frühesten Anwendungen des Ventilators trifft man bei
Getreide-Reinigungsmaschinen, bei welcher die geflügelte Welle gewöhnlich nur
mit der Hand bewegt wurde. Seitdem man aber angefangen hat, sowohl bei
Schmiedeeisen- als auch bei Gußeisen-Bereitung dergleichen Gebläse
einzuführen, werden dieselben gewöhnlich durch kräftigere Motoren in Bewegung
gesetzt, wodurch die Pressung des Windes vervierfacht werden kann. Die
verschiedensten Formen sowohl des Ventilatorgehäuses, als der
Ventilator-Schaufeln sind versucht worden; man ist jedoch immer wieder darauf
zurückgekommen, den Schaufeln die Richtung zu geben, daß sie rechtwinklig zu dem
Ausgangscanal stehen, wenn sie in der Mitte seiner Höhe angelangt sind, und dann
noch das Flügelrad ein wenig excentrisch in das Gehäuse einzusetzen, und zwar der
Art, daß die Flügel der gegenüberstehenden Seite des Ausgangscanals, nach welcher
sie sich drehen, dem Gehäuse am nächsten sind, das Gehäuse sich aber immer mehr und
mehr von den Flügeln entfernt, bis endlich der Mantel des excentrischen Gehäuses in
die Wandung des Ausgangscanals übergeht. Neben dieser oben angeführten Anordnung
bleiben aber noch viele weitere Fragen hinsichtlich des Baues der Ventilatoren zu
beantworten übrig, und dieselben betreffen insbesondere: 1) das Verhältniß des
Durchmessers zur Breite, 2) die Größe der Oeffnungen, durch welche die Luft
zu- oder abströmt; 3) die möglichste Länge der besagten Zu- oder
Abströmungscanäle; 4) die Umdrehungsgeschwindigkeit.
In keinem Dinge vielleicht weichen die Meinungen der Mechaniker mehr ab, als eben in
Betracht der Flügelventilatoren, was jedenfalls nur daher rührt, daß die
verschiedensten Constructionen, wenn auch nicht zu ganz gleichen, doch sehr
annähernden Resultaten führten, so daß noch sehr viel in diesem Zweige durch
vielfältige Versuche zu erläutern übrig bleibt, ehe man dahin kommt, mit möglichst
geringem Kraftaufwande bei vorher bestimmter Quantität Luft und Pressung sicher zu
arbeiten.
So lange die Wissenschaft noch nicht dahin gekommen ist, unfehlbar oben angegebene
Punkte aus der einen oder andern Angabe zu bestimmen, so lange wird auch der
ausführende Mechaniker am besten thun, sich mehr an Thatsachen als an Meinungen zu
halten. Das Studium schon bestehender Ventilatoren, welche einen befriedigenden
Effect geben, führt nach und nach zu dem praktischen Gefühle, das bei öfterer Uebung
selten trügt.
Hier sind zwei, wenn auch nicht mit vollständigen Maaßen versehene Angaben über
Ventilatoren für Schmiedefeuer und Kupolöfen.
Ein 4 Fuß im Durchmesser haltender, mit 10 Zoll breiten und 14 Zoll langen Flügeln
versehener Ventilator trieb bei 670 Umdrehungen per Minute 40 Schmiedefeuer. Die
Windpressung war 8 Loth auf den Quadratzoll, bei einer Düsenöffnung von 1 5/8 Zoll
Durchmesser, die Saugöffnung am Ventilatorgehäuse war 17 1/2 Zoll Durchmesser. Wurde
diese Oeffnung auf 12 Zoll, mit Beibehaltung gleicher Geschwindigkeit und gleicher
Pressung, verkleinert, so hatte man 2 1/2 mal mehr Kraft nöthig; verkleinerte man
die Oeffnung bis auf 6 Zoll, so erhielt man wunderbarer Weise ein ähnliches
Resultat, wie mit der 12zölligen Oeffnung und die Pressung stieg um ein Viertel.
Aus diesen Versuchen ist aber dennoch zu sehen, daß große Saugöffnungen zu weit
günstigeren Resultaten führen, als kleinere.
Zwei Ventilatoren in der Gießerei zu Bridgewater gaben bei einem Kraftverbrauche von
8 Pferden hinreichend Wind, um 50–60 Tonnen Eisen täglich zu schmelzen, oder
5–6 Tonnen stündlich, und trieben dabei noch oft gegen 50 Schmiedefeuer. Der
Verbrauch an Kohks betrug beim Schmelzen ungefähr 208 Pfd. stündlich. Diese
Ventilatoren hatten an beiden Seiten ihrer Spindeln Riemenscheiben zur Aufnahme
eines 7 Zoll breiten Bandes von Gutta-percha; ihre Geschwindigkeit betrug 750
Umdrehungen in der Minute; die Saugöffnungen maßen 2 Fuß 4 Zoll Durchmesser und der
Ausgangscanal war 24 Zoll breit und 12 Zoll hoch. Die Pressung betrug 10 1/2 Loth
auf den Quadratzoll.
Der ausgezeichnet gute Effect dieses eben erwähnten Ventilators war ebenfalls
meistens den großen Ein- und Ausgängen der Luft zuzuschreiben.
Alle Mechaniker, welche mit dem Bau der Flügelventilatoren bekannt sind, stimmen
darin überein, daß eine sehr weit getriebene Geschwindigkeit nur Kraft verschwende,
ohne nur im Geringsten mehr Luft herbeizuführen oder die Pressung zu erhöhen; daß es
weiter eine sehr wichtige Sache sey, die Flügelwette mit ihren 4, 5 oder 6 Flügeln
ganz genau auszubalanciren, d.h. die Flügel unter sich genau ins Gleichgewicht zu
bringen, damit nicht der eine Flügel mehr Zentrifugalkraft äußere, als der andere.
Die Lager der Flügelwelle müssen dreimal breiter seyn, als die Lager langsam
gehender Wellen. Diese Lager brauchen nichts anderes zu seyn, als rein
ausgeschliffene Gußeisenbüchsen ohne Deckel? ein Lager mit Deckel ist bei diesen
hier vorkommenden Geschwindigkeiten nicht mehr rathsam. Die Flügelwelle von beiden
Seiten mit dem Motor in Verbindung zu bringen, ist sehr vortheilhaft gefunden
worden, weil es wichtig ist, daß, um den Ventilator in seiner gehörigen
Geschwindigkeit zu erhalten, der Treibriemen nicht rutsche.
Fast alle hier angegebenen Punkte für die praktische Ausführung der
Flügelventilatoren sind nicht nur hinsichtlich des größtmöglichen Nutzeffektes von
Wichtigkeit, sondern auch für einen möglichst geräuschlosen Gang unbedingt
nothwendig, welches letztere von weit größerer Wichtigkeit ist als man glauben
sollte, indem ein stark summender und brummender Ventilator auch bei dem besten
erreichten Effect oft gar nicht in Anwendung gebracht werden könnte oder dürfte.
Um mehr als die oben erwähnte Pressung von 8–10 Loth auf den Quadratzoll zu
erreichen, hat man versucht mehrere Ventilatoren hinter einander zu stellen, wo der
erste seinen Wind dem zweiten liefert und so fort, und man hatte auf diese Weise
schon im vierten Ventilator eine Pressung von 2 1/4 Pfd. auf den Quadratzoll. J. Esche.
(Encykl. Zeitschrift.)
––––––––––
In England ist unlängst über Ventilatorgebläse von W. Buckle eine kleine Schrift erschienen, mehrere über diesen Gegenstand dem
Institut der Ingenieur-Mechaniker in Birmingham gehaltene interessante
Vorträge umfassend. Die besten Dimensionen für Ventilatoren werden darin wie folgt
angegeben.
Durchmesser
des Ventilators
Breite der Flügel
Länge der Flügel
Durchmesser
der Einlaßöffnung.
3'
0''
0' 9''
0' 9''
1'
0''
3'
6''
0' 10 1/2''
0' 10 1/2''
1'
6''
4'
0''
1' 0''
1' 0''
1'
9''
4'
6''
1' 1 1/2''
1' 1 1/2''
2'
0''
5'
0''
1' 3''
1' 3''
2'
6''
6'
0''
1' 6''
1' 6''
3'
0''
Diese Verhältnisse sind berechnet für eine Luftdichtheit von 3 bis 6 Unzen per
Quadratzoll; für größere Dichtheit der Luft, von 6 bis 9 und mehr Unzen werden
nachstehende Dimensionen vorgeschlagen.
Durchmesser
des Ventilators
Breite der Flügel
Länge der Flügel
Durchmesser
der Einlaßöffnung.
3'
0''
0' 7''
1' 0''
1'
0''
3'
6''
0' 8 1/2''
1' 1 1/2''
1'
3''
4'
0''
0' 9 1/2''
1' 3 1/2''
1'
6''
4'
6''
0' 10 1/2''
1' 4 1/2''
1'
9''
5'
0''
1' 0''
1' 6''
2'
0''
6'
0''
1' 2''
1' 10''
2'
4''
Diese Dimensionen sind keineswegs als scharf einzuhaltende Gränzen, sondern
annäherungsweise für solche zu betrachten, welche die Erfahrung als die besten
bewährt hat.
Als Regel wird angegeben: Die Breite der Flügel = 1/4 des Durchmessers des
Ventilators, der Durchmesser der Einlaßöffnung in der Seite des Ventilatorkastens =
1/2 des Ventilator-Durchmessers, die Länge der Flügel = 1/2 des letztern.
Es ist in manchen Fällen besser, zwei Ventilatoren an einer gemeinschaftlichen
Spindel als einen einzigen sehr breiten anzuwenden, weil im ersteren Falle den
Saugöffnungen eine doppelt so große Fläche gegeben werden kann. Auch tritt hiebei
der Vortheil ein, daß bei geringerem Luftbedarf der eine Ventilator außer Gang
gesetzt werden kann.
Als Ergebniß vielfältiger Versuche wird angeführt, daß die Verminderung der
Ausgangsöffnung wesentlich dazu beiträgt, das Geräusch des Ventilators zu
vermindern. Bei den fraglichen Versuchen hat der Verfasser einen segmentförmigen
Schieber dem runden Ventilatorgehäuse so angepaßt, daß damit die Ausgangsöffnung des
Abzugscanals von 12 bis auf 4 Zoll Höhe vermindert werden konnte. Im letzteren Falle
war der obere Rand der Ausgangsöffnung in einer Horizontalen mit dem untern Rand der
Ventilatorflügel bei ihrem tiefsten Stand, und während noch fast die gleiche
Luftmenge wie früher erhalten wurde, hatte das Geräusch beinahe aufgehört.
Für die Excentricität des Ventilators wird als richtiges Verhältniß 1/10, des
Ventilator-Durchmessers angegeben, d.h. der Abstand zwischen dem äußeren Rand
der Flügel und der inneren Wand des Gehäuses soll wachsen von 5/8 Zoll am oberen
Rand der Ausgangsöffnung bis 1/10 des Ventilator-Durchmessers vertical unter
der Achse des Ventilators.
Der Luftcanal soll für kurze Entfernungen von 50 bis 100 Fuß nicht weniger als 1 1/4
und bei einer Länge von 100 bis 200 Fuß 1 1/2 mal die Querschnittsfläche der
Ausgangsöffnung im Ventilatorgehäuse besitzen. Die Länge des Canals kann 300 und
mehr Fuß betragen, vorausgesetzt, daß er weit genug ist, der Luft freien Durchgang
zu gestatten. (Eisenbahn-Zeitung, 1848, Nr. 19.)
Ueber die Färbung des mit Gaskalk bereiteten Mörtels; von J.
Girardin.
In der Leuchtgasfabrik zu Deville bei Rouen wurden die Alleen eines anstoßenden
Gartens mit einer Schicht Kalk, welcher zur Gasreinigung gedient hatte, beschüttet
und auf diese gut gestampfte Schicht breitete man dann Kies (Flintquarz vom
aufgeschwemmten Lande) aus; nach kurzer Zeit hatten sich die meisten Weißen und
gelben Feuersteine, womit der Sand vermengt war, schön blau gefärbt.
Bei der Untersuchung solcher Feuersteine erhielt ich folgende Resultate: sie waren
nicht in ihrer ganzen Masse gefärbt, sondern bloß auf derjenigen Seite, welche
unmittelbar auf dem Gaskalk lag und überdieß nur stellenweise; diese Farbe ist bald
lebhaft blau, bald grünlichblau, bald schwach blau und beschränkt sich immer auf die
Oberfläche des Steins. Wasser belebt diese Farbe, ohne sie anzugreifen oder
auflösen. Salzsäure bringt die Farbe nach und nach zum Verschwinden, indem sie sich
durch aufgelöstes Eisen stark gelb färbt. Aetzkali zerstört sie sogleich. Wenn man
solche Feuersteine in einer Glasröhre zum Rothglühen erhitzt, so werden sie braun,
dann röthlich und
geben ammoniakalische Dämpfe aus; behandelt man sie dann mit Salzsäure, so zieht
diese Eisen aus. Diese Reactionen beweisen, daß der Farbstoff Berlinerblau ist.
Der Kalk, welcher zum Reinigen des Leuchtgases benutzt wurde, enthält immer
Cyanverbindungen, welche durch die umgebende Feuchtigkeit aufgelöst, in die Masse
des Feuersteins eindringen und mit dem darin enthaltenen Eisenoxyd Berlinerblau
erzeugen, das in den Poren an der Oberfläche des Steins zurückbleibt. Daß die
Färbung sich auf die Oberfläche beschränkt, ist der geringen Porosität dieser Steine
und dem Umstand zuzuschreiben, daß das in der äußeren Kruste gebildete Berlinerblau
die Poren verstopft, so daß die Auflösung der Cyanverbindungen nicht weiter
einsickern kann.
Eine Mauer, welche in der Fabrik zu Deville aus Kies und mit Gaskalk bereitetem
Mörtel aufgeführt wurde, war bald voll prächtiger blauer Flecken von verschiedenen
Nuancen. Dieselben hielten sich lange Zeit, wurden aber nach und nach grünlich und
viele verschwanden sogar gänzlich. Bekanntlich werden auch seidene Vorhänge, welche
mit Berlinerblau gefärbt sind, durch die Einwirkung der atmosphärischen Agentien
immer blässer und zuletzt weiß. (Comptes rendus, April
1848, Nr. 15.)
Ueber durchscheinende und undurchsichtige arsenige Säure, von
Bussy.
Bekanntlich wird die arsenige Säure, welche frisch durchscheinend ist, mit der Zeit
beim Liegen an der Luft weiß und undurchsichtig (porzellanartig). Man hat behauptet,
daß sie im erstem Zustande in Wasser weniger auflöslich ist, als in letzterem;
Bussy's Versuche hierüber
ergaben aber folgende Resultate:
1) daß der durchscheinende weiße Arsenik, weit entfernt weniger auflöslich zu sehn,
als der undurchsichtige, im Gegentheil viel auflöslicher ist; ein Quantum Wasser,
welches 40 Gramme durchscheinender Säure auflöst, kann nur 12 bis 13 Gramme von der
undurchsichtigen auflösen;
2) daß sich die durchscheinende Säure schneller auflöst als die undurchsichtige;
3) daß keine der beiden Säuren einen constanten Löslichkeitsgrad hat;
4) daß sich die undurchsichtige Säure durch lange fortgesetztes Kochen in Wasser in
die durchscheinende Säure verwandelt, von welcher sich 100 Gramme in 1 Liter
kochenden Wassers auflösen;
5) daß sich unter dem Einfluß von Wasser und einer niedrigen Temperatur die
durchscheinende Säure in die undurchsichtige verwandelt;
6) daß verdünnte Salzsäure die undurchsichtige arsenige Säure langsamer auflöst als
die durchscheinende;
7) daß das verschiedene Verhalten der beiden arsenigen Säuren zu Lackmustinctur bloß
scheinbar ist. (Journal de Chimie médicale, Febr.
1848.)
Flüssigkeit zum Conserviren anatomischer und
anatomisch-pathologischer Präparate.
Die Flüssigkeit, welche zu diesem Zweck mit dem besten Erfolg im Krankenhaus zu
Dublin seit sechs Jahren angewandt wird, besteht in einer gesättigten
Alaunauflösung, in welcher man auf 100 Gramme Alaunlösung 2 Gramme Kalisalpeter
aufgelöst hat. Man taucht in diese Flüssigkeit das Präparat, welches sich bald
entfärbt, aber nach einigen Tagen seine Färbung wieder annimmt. Alsdann nimmt man
das Präparat heraus, um es in einer gesättigten Alaunauflösung aufzubewahren. (Journal de Chimie médicale, Mai 1848.)
Die Zuckerproduction der englischen Colonien.
Nach den großbritannischen Zollregistern wurden aus Ostindien ausgeführt von 1814 bis 1834 (Periode der Sklaverei) 3,640,000
Cntr. Zucker; von 1835 bis 1838 (Periode der Lehrzeit) 3,487,008 Cntr.; von 1838 bis
1846 (Periode der Freiheit) 2,452,000 Cntr.; und im J. 1847 3,191,000 Cntr. Für
Mauritius betrug die Ausfuhr von 1814 bis 1834 538,000 Cntr.; von 1835 bis 1838
549,000 Cntr.; von 1837 bis 1847 aber 639,000 Cntr.; im J. 1847 betrug sie 1,194,000
Cntr.
In Westindien betrug die Ausfuhr 94,000 Centner von 1814
bis 1834; 244,000 Centner von 1835 bis 1838; 998,000 Centner von 1837 bis 1846; und
1,407,000 Cntr. im J. 1847.
Die Gesammt-Ausfuhr betrug also 4,272,000 Cntr. in der ersten Periode;
4,280,000 in der zweiten; 4,089,000 in der dritten und 5,792,000 im J. 1847.
Diese Statistik ist eine siegreiche Widerlegung der von so Vielen aufgestellten
Behauptung, daß die Abschaffung der Sklaverei auf den englischen Colonien die Arbeit
vermindert oder fast unmöglich gemacht habe.
Wollte man für das J. 1847 den ausnahmsweisen Fall geltend machen, daß auf allen
Colonien die Ernte besonders reichlich war, so ist andererseits zu berücksichtigen,
daß die jetzige Gesetzgebung über die Zuckereinfuhr in England für die
Colonialproducte dieser Macht sehr ungünstig geworden ist und daß die freie Arbeit
der brittischen Colonien in dieser Hinsicht gegen ein großes Hinderniß zu kämpfen
hat. (Moniteur industriel, 1848 Nr. 1240.)
Erkennung der Verfälschung des Hutzuckers mit
Stärkezucker.
Hr. Chevallier machte schon
früher auf die Verfälschung der Cassonade (des Mehlzuckers) mit Stärkezucker
aufmerksam. Derselbe wird, vorzüglich den Chocoladefabrikanten, in großen Mengen
geliefert. Später geschah dieser Betrug auch mit dem sogenannten Lumpenzucker und
jetzt geschieht er sogar mit dem Weißen Hutzucker. So verfälschter Zucker hat
folgende Eigenschaften: der der Luft ausgesetzte Theil desselben wird gelblich und
fühlt sich, statt rauh, etwas fettig an; innerlich ist er weiß und sieht aus, als
wäre er feucht geworden; will man ihn dann trocknen, so nimmt er einen
eigenthümlichen, dem reinen Zucker fremden Geschmack an. Unter den Fingern
zerbröckelt er sich und wird etwas teigig. Mit Chlorbaryum reagirt er schwach auf
Schwefelsäure. Das schon früher angegebene Erkennungsmittel dieser Verfälschung ist
Aetzkali. Man bereitet sich zu diesem Behufe eine Flüssigkeit aus 20 Gram. Wasser,
10 Gram. des fraglichen Zuckers und 5 Decigr. Aetzkali. Wird diese Flüssigkeit in
einer Porzellanschale auf freiem Feuer erhitzt, so nimmt sie, wenn der darin
enthaltene Zucker Rohrzucker ist, eine grünlichgelbe, besteht er aber aus dem
erwähnten Zuckergemenge, eine kaffeebraune Farbe an. Stellt man diese Flüssigkeit in
Flaschen in kochendes Wasser, so nimmt sie bei Rohrzucker eine molkenähnliche,
gelbe, bei einem Gemenge mit Stärkezucker aber eine braune Farbe an. Dieser Versuch
ist leicht auszuführen und kann von Jedermann angestellt werden. (Journal de Chimie médicale, März 1848.)
Das Trockenlegen der Felder und Ländereien mittelst irdener
Röhren, in England und Schottland.
Die Société d'Encouragement in Paris widmet
diesem für die Landwirthschaft so wichtigen Gegenstand seit einiger Zeit ihre
besondere Beachtung. Unlängst theilte ihr Hr. de Gourcy die Beobachtungen mit, welche er in
England und Schottland über dieses Trockensystem sammelte. Das Verfahren ist
folgendes: man zertheilt das Feld durch ein System von tiefen und schmalen
Einschnitten, deren Richtung und Anordnung von der Beschaffenheit des Bodens abhängt, nämlich von der
Wassermenge die er empfängt und zurückhält. Diese 3 Fuß 10 Zoll tiefen Einschnitte
oder Gräben münden in andere Haupteinschnitte ein, welche ihre Wasser in Gräben
ergießen, von denen es in Bäche oder Flüsse ablaust. Man muß die Einschnitte auf der
Oberfläche so wenig breit als möglich machen und dem Grund die erforderliche Breite
geben, damit die Röhren auf denselben eingeschoben werden können, ohne von der
geraden Linie abzuweichen. Man bedeckt diese Röhren mit Erde, welche man so
eindrückt, daß kein Wasser auf dem Grund des Einschnitts durch lockeres Erdreich
anlangen kann; dasselbe muß durch gut eingedrückte Erde Passiren, damit es filtrirt
auf dem Boden ankommt und klar in die Röhren gelangt.
Die Länge der Einschnitte richtet sich nach der Größe und Gestalt des Feldes.
Man wendet gewöhnlich Röhren von 27 Millimeter (1 Zoll) Durchmesser an, welche sich
selbst nach einem großen Regen nie über zwei Drittel anfüllen.
Man darf niemals Einschnitte im Bereich der Hecken oder Baumwurzeln anlegen,
besonders solcher, welche die Feuchtigkeit aufsuchen, denn diese Wurzeln würden die
Röhren gänzlich verstopfen.
Die Kosten dieser Trockenlegung mittelst unterirdischer Abzugsröhren werden durch die
ergiebigern Ernten und die Verbesserung der Felder reichlich gedeckt; die Wurzeln
der Pflanzen dringen nämlich tiefer in den Boden ein und gelangen früher zur Reife,
weil die Erde, aus welcher das Wasser abgezogen ist, eine höhere Temperatur
behält.
In Folge eines Preises, welchen der landwirthschaftliche Verein zu Shrewsbury auf
eine Maschinerie zur Fabrication solcher Röhren ausschrieb, meldeten sich vierzehn
Bewerber (zwei patentirte Maschinen sind im polytechn. Journal Bd. XCVII S. 421 und Bd. CVI S. 176 beschrieben); den Vorzug
erhielt die Maschine des Hrn. Clayton, welche stündlich 1500 Röhren von 1 Zoll Durchmesser
fabricirt und zu ihrer Bedienung einen Mann, einen Knaben und zwei Kinder erfordert.
Der Ofen zum Brennen der Röhren ist kreisförmig; er wird aus Thon mit sehr dicken
Mauern erbaut, mit Steinkohlen gefeuert und faßt 47,000 Röhren, jede 1 Fuß lang.
(Bulletin de la Société
d'Encouragement, April 1848, S. 233.)
Ransome und Warren ließen sich
im J. 1846 ein Verfahren Patentiren, um sehr poröse
Trockenlegungsröhren zu erzeugen, in deren hohlen Raum also das Wasser von der
anliegenden Erde durchfiltriren kann, während dem Sand etc. der Eintritt in die
Röhre vollkommen verwehrt ist (polytechn. Journal Bd. CVI S. 176); bei Anwendung nicht poröser Röhren zum Austrocknen des
Landes muß man eine lockere Verbindung derselben herstellen oder einen kleinen
Zwischenraum an den Fugen lassen, damit das Wasser in die Röhre gelangen kann.
– Watson wandte dieses System der Trockenlegung auf Eisenbahnen an; er benutzt eiserne Trockenröhren mit Schlitzen oder
conischen Löchern, die sich von Außen nach Innen erweitern und deßhalb nicht
verstopft werden können. Um beim Einfügen dieser Röhren in den Dämmen keine tiefen
Einschnitte machen zu müssen, so daß sich dieselben leicht und mit geringen Kosten
in den Boden einsetzen lassen, construirte er eigens hiezu eine Bohrmaschine
(polytechn. Journal Bd. XCII S. 328). Die
Redact.