Titel: | Ueber das Gießen des Kupfers und Messings, welche zu Blech gewalzt werden sollen; von Guettier, Professor an der Gewerbschule zu Angers. |
Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. LX., S. 287 |
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LX.
Ueber das Gießen des Kupfers und Messings, welche
zu Blech gewalzt werden sollen; von Guettier, Professor an der Gewerbschule zu
Angers.
Aus dem Moniteur industriel, 1848 Nr.
1214.
Guettier, über das Gießen des Kupfers und Messings.
Die Versuche, welche ich hinsichtlich des Schalengusses mit Roheisen anstellte,
veranlaßten mich zu untersuchen, ob dasselbe Verfahren nicht auch befriedigende
Resultate beim Guß von Kupferplatten (Tafeln) für Walzwerke liefert. Aus den
Mittheilungen guter Hütten im Cure-Departement, sowie aus meinen eigenen
Versuchen, gehen hinsichtlich des Kupfer-Schalengusses so bestimmte
Thatsachen hervor, daß dieses Verfahren den Fabrikanten empfohlen werden kann, weil
es ihnen für die Zukunft bedeutende Vortheile im Vergleich mit den bisherigen
Methoden zu gewähren verspricht.
Das bisherige Verfahren beim Gießen des für die Walzwerke bestimmten Kupfers besteht
darin, das Metall in Formen von hartem Stein zu gießen, die mit einem Ueberzug von
gebrannter Erde versehen sind. Diese Formen aber, welche überdieß keine
blasen- und fehlerfreien Platten geben, haben die Mängel, daß sie sehr
schwer, also schwierig zu handhaben sind, daß sie sich werfen und ihre Gestalt
verändern, auf welchem Boden sie auch stehen mögen, endlich daß sie öftere und zwar
kostspielige Reparaturen erfordern, weil sie durch das Zusammenziehen des Metalls
verderben, wenn dasselbe auch so schnell wie möglich nach dem Guß herausgenommen
wird.
Diese Uebelstände veranlaßten mehrere Etablissements anstatt solcher Formen
gußeiserne Zainformen anzuwenden. Man goß zuerst das geschmolzene Kupfer in offene
Formen, welche auf einem Kupferboden befestigt waren, der auf den Balken bleibend
angebracht war. Diese Formen wurden vorher auf 64 bis 80° R. erhitzt.
– Dieses Verfahren, dessen man sich vielleicht noch in einigen Hütten
bedient, ersetzte mit Vortheil die Anwendung von Steinen, hat aber noch immer die
mit dem offenen Guß verbundenen Uebelstände, der Verrückung der Formen etc.
Nach vielen fruchtlosen Versuchen lieferte endlich das nun zu beschreibende Verfahren
bessere Resultate.
Die in einigen Hütten bei Evreux mit sehr gutem Erfolge versuchten geschlossenen
Formen bestehen aus zwei gußeisernen Schalen, welche genau zugerichtet sind und,
wenn sie wie die beiden Theile einer Form aneinander befestigt sind, einen Raum zwischen sich
lassen, welcher den Dimensionen der verlangten Tafeln oder Bänder entspricht, deren
Dicke wie es scheint nicht unter 12 Millimeter betragen darf. – Eine oben auf
der Form angebrachte trichterförmige Oeffnung dient zum Eingießen des Metalls und
zum Entweichen der Luft.
Diese Oeffnung hat die Breite und halbe Dicke der zu erzeugenden Form. Der Theil
gegenüber der Seite wo der Schmelzer das Kupfer eingießt, reicht etwas höher hinauf,
damit das Metall nicht über den Rand hinaus spritzen kann. Die Formtheile werden
durch Bänder mit Schrauben oder Vorsteckeisen zusammengepreßt; man gibt ihnen beim
Gießen eine Neigung von 10°.
Vor dem Eingießen des Metalls müssen die Formen gehörig zugerichtet werden. Man
bestreicht sie nämlich mit einer möglichst dünnen Schichte Oels, die jedoch
hinreichen muß, um eine dünne Schicht Holzkohlenstaub zurückzuhalten, den man darin
mittelst eines Leinensacks verbreitet, wie sich dessen die Sandformer bedienen. Die
den Formen vorher zu gebende Temperatur ist ebenfalls von Bedeutung; eine Hitze über
64 bis 80° R. würde der Gleichförmigkeit der Platten schaden; ein geringerer
Wärmegrad würde Körner, Blasen und Risse veranlassen. Der bei den Formen
beschäftigte Arbeiter muß sie nach dem Guß eilends eröffnen, wenn die Tafeln oder
Bänder nicht gebrochen herauskommen sollen; derselbe hat für die Abkühlung der
Formen und ihre Zurückführung auf die gehörige Temperatur zu sorgen, weil sie bei
jedem Gießen einen hohen Hitzgrad annehmen, welcher die fernere Arbeit behindern
würde.
Die gußeisernen geschlossenen Formen, müssen von einer sehr weichen Masse seyn und
umsichtig ausgeglüht (angelassen) werden. Nicht ausgeglühte Schalen liefern
gewöhnlich Tafeln voller Blasen. Doch ist dieses, die bisherigen Methoden
übertreffende Verfahren noch mancher Verbesserungen fähig.
Geschlossene Formen von Messing (70 Kupfer, 30 Zink), welche vorher innerlich mit
Pechrauch überzogen und geölt wurden, lieferten Platten ohne Blasen, nur oben etwas
uneben; die Formen erhitzten sich aber stark und erhielten Sprünge.
Die besten Resultate erhielt ich mit gußeisernen Formen, welche zum Austreten der
Luft fein durchlöchert waren und innerlich dünn und gleichmäßig mit Formerde (potée) überzogen wurden; letztere wurde nur
2–3 Millimeter dick aufgetragen, dann roth gebrannt und hierauf mit einer
Schicht der flüssigen Schwärze, deren sich die Eisengießer bedienen, überzogen. Es
wurden in diesen Formen sehr schöne, vollkommen blasenfreie Platten erhalten. Es bleibt nur
noch zu ermitteln, ob das Häutchen, welches in diesem Falle auf der Oberfläche des
Gußstücks entsteht und natürlich dicker ist als bei Anwendung einer nackten
Metallform, kein Hinderniß beim Blankmachen der Platten ist, so daß sie nach dem
Walzen eine reine Oberfläche darbieten. Wenn dieser Versuch einmal gemacht ist (und
ich bin überzeugt, daß er wenigstens für Kupfer-Zinklegirungen günstig
ausfällt)Weniger wohl mit Rothkupfer. Dieses Metall, rein angewandt und in Sand
gegossen, verliert an Zähigkeit, wird sehr biegsam und außerordentlich
porös, namentlich wenn die Stücke nicht sehr dick sind. Es ist also
wahrscheinlich, daß der dünne Ueberzug der Formen mit Erde einen Einfluß auf
das Kupfer äußert, wie bei den Sandformen., wäre das von mir angegebene Verfahren insofern das beste, als alle durch
die Berührung der Oberflächen entstehenden Uebelstände vermieden würden, ohne daß
die Kosten für Arbeitslohn und Unterhaltung der Formen sich bedeutend höher
stellten. Auch kupferne, mit Eisenblech gefütterte, sowie gußeiserne, mit 1/20
Kupfer legirte, geschlossene Formen, welche recht gut ausgeglüht und auf mittlerer
Temperatur erhalten werden, liefern zum Walzen geeignete Platten; doch wird der
große Uebelstand der Blasen dabei nicht ganz vermieden, wie bei den mit Erde
gefutterten Formen.
Neues Kupfer, welches natürlich bei den ersten Schmelzungen porös und blasig ist,
wird nach mehrmaligem Schmelzen besser. Dessenungeachtet erhält man aus reinem
geschmolzenem Rothkupfer nur sehr schwer gute Tafeln und die Erfahrung lehrt, daß
ein Zusatz von 1/50 oder 1/100 Blei es zum Walzen tauglicher macht. So ist der
Zusatz von Blei in kleiner Menge auch beim Messing sehr zweckmäßig und man erhält
sehr gute Tafeln mit einer Legirung von 66 Rothkupfer, 33 Zink und 1 Blei. Allein
die Hüttenbesitzer lassen bei diesen Legirungen eine solche Sparsamkeit hinsichtlich
des Kupfers eintreten, daß es dabei unmöglich ist, ein gutes Product zu erhalten. Es
gibt Gränzen, innerhalb deren man sich halten muß und unter 60 Proc. Rothkupfer
sollten nie genommen werden. Legirungen wie Messing, Semilor, werden, wie das
Kupfer, nach dem zweiten Umschmelzen weniger porös; wenn aber die Legirung aller
Bestandtheile gehörig erfolgt ist, d.h. wenn die beiden Metalle, nachdem sie, jedes
für sich, zum Schmelzen gebracht wurden, sich gut vereinigt haben, die Heizung
zweckmäßig ist, gehörig umgerührt wird und das Ausgießen rasch geschieht, so können
gute Resultate erhalten werden, ohne daß man durch wiederholtes Schmelzen sich
Unkosten verursacht.
Es ist vortheilhaft, der neuen Legirung altes Kupfer zuzusetzen, wodurch die
Vereinigung der Metalle befördert wird; doch muß das alte Kupfer von guter Qualität
seyn, von alten gewalzten Tafeln herrühren und von allen Spuren von Löthung,
Verzinnung oder Eisen gereinigt seyn. Solches von Kesseln, Casserolen, Röhren etc.
taugt in der Regel nicht, weil es selten rein ist; man bedient sich desselben nur,
nachdem man es zuvor zum Rothglühen erhitzte, wodurch es von fremdartigen Metallen
gereinigt wird. Auch Kupferblech von Schiffbeschlägen ist untauglich; die davon
gegossenen Tafeln sind außerordentlich hart und spröde, und die Erfahrung lehrt, daß
sie auch dann noch nichts taugen, wenn ihnen 50 Proc. frisches Kupfer zugesetzt
wurde. Das zur Legirung zu verwendende Kupfer muß also sehr sorgfältig gewählt
werden, weil sein Einfluß auf das Product sehr groß ist. Geeignet ist altes Kupfer
von getriebener Arbeit, gewalzten Artikeln, Abfällen von Tafeln oder beim Guß
mißlungenen Tafeln; man erhält auf diese Weise beim Schmelzen gleichartigere,
zähere, und folglich zum Walzen geeignetere Legirungen.
Das Ausgießen des geschmolzenen Metalls in die Formen muß in der Regel bei großer
Hitze, beim Sieden des Kupfers oder seiner Legirung geschehen, wenn man gesunde
Stücke erhalten will; doch dürfen dabei auch gewisse Gränzen nicht überschritten
werden, um Abgang zu vermeiden; am besten wählt man den Augenblick, wo die
Oberfläche des Bades hell und weißroth erscheint und das Metall beim Umrühren sich
als vollkommen flüssig erweist.