Titel: | Verbesserungen an hydraulischen Apparaten, worauf sich Louis Dominique Girard, Ingenieur zu Paris, am 20. Juli 1847 in England ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. LIII., S. 254 |
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LIII.
Verbesserungen an hydraulischen Apparaten, worauf
sich Louis Dominique
Girard, Ingenieur zu Paris, am 20. Juli
1847 in England ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, März 1848,
S. 143.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Girard's hydraulischer Apparat.
Vorliegendes hydraulisches System, welches ich Motor-Pumpe benenne, hat den
Zweck ein Wassergefälle zur Erzielung einer Triebkraft und zugleich zum Heben des
Wassers nutzbar zu verwenden; dasselbe läßt sich ferner auf gewöhnliche Pumpen und
Gebläse anwenden.
Fig. 11
stellt den Apparat im Verticaldurchschnitte dar. A ist
ein beweglicher als Kolben wirkender Apparat, an dessen Mitte ein Cylinder B befestigt ist. Die äußeren Wände A dieses Kolbens sind mit dem Cylinder B vermittelst eines ringförmigen Ventilsitzes C verbunden, welcher zur Aufnahme eines ringförmigen
Ventils D bestimmt ist. Letzteres hängt von einem Hälter
E herab, der auf einem andern Hälter E' gleitet. G ist eine
Spiralfeder, welche das schwebende Ringventil D erägt.
Die Seiten A des Kolbens sind mit einem weiten hölzernen
oder metallenen Recipient H verbunden. I ist ein Leberstreifen, welcher an die Seiten der
Kammer A und das Reservoir H
befestigt ist und eine Falte bildet, die in dem ringförmigen Raum zwischen dem
Kolben A und dem Behälter H
freien Spielraum hat. An den Deckel S des Cylinders B ist eine Metallstange J
befestigt, welche mit einer Lenkstange L verbunden ist
und behufs der Senkrechtbildung des Cylinders B in einer
Führung K läuft. Die Lenkstange L geht nach einer Kurbel M, deren Achse N ein Schwungrad O trägt. An
den Behälter H ist noch ein anderes Ringventil D¹ befestigt, welches wie das erste an einem
Hälter E², der über einen Hälter E³ gleitet, aufgehängt ist. Dieses Ventil hat das
Bestreben vermöge der Elasticität einer Feder G¹
offen zu bleiben. Während der Wirksamkeit des Apparates ist ein Ventil offen,
während das andere geschlossen ist. P sind Aufhälter,
gegen die der Hälter E¹ drückt, wenn der Kolben
in die Höhe geht, wodurch das Ventil D geschlossen
wird.
Die Wirkungsweise des Apparates ist folgende. Angenommen der Apparat habe den Zweck,
ein Wassergefälle für eine Triebkraft zu verwenden; R
bezeichne die obere und R¹ die untere
Wasserlinie. Angenommen ferner, das Ventil D sey
geschlossen und das Ventil D¹ offen, so wird der Kolben durch die
Wassersäule R, R¹, d.h. durch die Differenz des
Drucks über und unter dem Kolben bewegt, wodurch eine abwärtsgehende geradlinige
Bewegung entsteht, welche vermittelst der Lenkstange und Kurbel in eine rotirende
Bewegung des Schwungrades O verwandelt wird. Nachdem der
Kolben A die Strecke, welche sein unteres Ende von dem
oberen Theile des Hälters E² trennt, zurückgelegt
hat, berührt er diesen Hälter und drückt denselben hinab. Dadurch wird die Feder G¹ mehr und mehr zusammengedrückt, bis das dieser
Bewegung folgende Ventil geschlossen ist. In diesem Augenblick tritt der
Kurbelzapfen in seine verticale Lage und das Schwungrad vollendet in Folge der
erlangten Geschwindigkeit die niedersteigende Bewegung. Es ist zu bemerken daß der
Kolben A nicht an dem Ende seines Laufs ankommen kann,
ohne dem zwischen beiden Ventilen D, D¹
enthaltenen Wasser einen Druck zu ertheilen; das Ventil D öffnet sich daher und läßt eine Quantität Wasser aus dem unteren nach
dem oberen Theil des Kolbens treten. Während durch die Rotation des Schwungrades der
Kolben A wieder gehoben wird, bleibt das durch die Feder
G gehobene Ventil D
offen und gestattet dem durch das Steigen des Kolbens verdrängten Wasser in den Raum
zwischen die Ventile D, D¹ zu fließen. Wenn der
Kolben A dem Ende seines aufwärtsgehenden Hubes sich
nähert, so schließt sich durch Anschlagen gegen die Hervorragungen P das Ventil D, der äußere
Hals E gleitet über den andern Hals E¹ und der Kolben fährt, nach Schluß des Ventils
D, fort zu steigen, bis das Ventil D¹ geöffnet ist und somit dem Wasser den
Durchfluß gestattet; die Feder G hält das Ventil D¹ offen, wie bei Beginn der Bewegung. Dieser
Erfolg wird auf ähnliche Weise beim Auf- oder Niedergang des Kolbens erzielt.
Die Wirkungsweise der Liederung I ist aus der Abbildung
zu entnehmen. Der beschriebene Apparat hat den Zweck, vermittelst eines
Wassergefälles eine geradlinige in eine stete Kreisbewegung zu verwandeln; derselbe
läßt sich jedoch auch zum Pumpen des Wassers anwenden, indem man nämlich an einem
Kegel S des Cylinders B ein
Ventil U, ferner eine Steigröhre V anordnet, die mit einem Ventil X versehen
ist. Die mit der Röhre V verbundene Röhre T dient zugleich dem Kolben A,
B als Führung. In Folge dieser Anordnung kann das Wasser in dem Reservoir
R, R¹ zum Heben des Wassers in der Röhre V angewendet werden. Das Wasser gelangt beim Steigen des
Kolbens A durch das Ventil U
in den Cylinder B, und wird beim Niedergang des Kolbens
durch das Ventil X in die Steigröhre V gedrückt.
Fig. 12 zeigt
die Anwendung desselben Systems auf eine gewöhnliche Pumpe. Die Liederung I ist mit dem einen Ende an dem Körper der Pumpe und mit dem andern
Ende an den oberen Theil des Kolbens D befestigt; hier
befindet sich eine kleine Hervorragung oder Schulter, welche zur Aufnahme des Leders
und dazu dient, das letztere stets ausgedehnt zu erhalten, wodurch die
Zusammenziehung im Moment des Niedersteigens des Kolbens vermieden wird. Fig. 13 stellt
die Anwendung des in Rede stehenden Systems auf eine einfach oder doppeltwirkende
Pumpe dar. Die Liederung I ist mit dem einen Ende an den
beweglichen Cylinder Y und mit dem andern Ende an den
festen Cylinder H befestigt, und zwischen den
beweglichen und festen Theilen so angeordnet, daß unter Mitwirkung einer Führung
alle Reibung zwischen Kolben und Cylinder vermieden wird.