Titel: | Ueber die verschiedenen Catechu-, Gambir- und Kinosorten, von Guibourt. |
Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. LI., S. 224 |
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LI.
Ueber die verschiedenen
Catechu-, Gambir- und Kinosorten, von Guibourt.
Aus dem Journal de Pharmacie, Januar bis October,
1847.
Guibourt, über die verschiedenen
Catechu-, Gambir- und Kinosorten.
Das sogenannte Gummi-Catechu, oder die japanische Erde,
fand früher nur beschränkte Anwendung in der Medicin; seit dem
Jahr 1829 aber bedient man sich desselben in der Färberei und
Kattundruckerei, wodurch seine Konsumtion so zunahm, daß die
jährliche Einfuhr dieses Artikels in Frankreich, nämlich die
Sorten aus Areca-Catechu und Acacia-Catechu und
die Gambirsorten, welche früher nur 2–300 Kil. betrug,
bis zum Jahr 1845 auf 225,342 Kil. stieg; ihren
Culminationspunkt hatte sie im Jahr 1838 erreicht, wo sie
548,785 Kil. betrug.
Von Guibourts ausführlicher und
umfassender Arbeit, in welcher er alle im Handel vorkommenden
oder auch ihm nur einigemale zu Gesicht gekommenen Sorten der in
der Ueberschrift genannten Farbmaterialien zu sichten sich
bestrebt, lassen wir einen gedrängten, übersichtlichen Auszug
folgen.
Erste Gruppe.
Catechu-Sorten.
1. Abtheilung;
aus Areca-Catechu.
1. Catechu
in Kugeln, matt und
röthlich; Coury (Hist. dr. Nr. 988Bezieht sich auf Guibourts: Histoire
abrégée des drogues simples
(3me ed.). Unter der
angegebenen Nummer findet man in dem genannten
Werke den Artikel welcher über die Kennzeichen der
Substanz Aufschluß gibt: nicht sowohl aber über
ihren Ursprung, der falsch angegeben seyn
könnte.).
2. „
schwärzlichbraunes in
runden Platten, von Ceylan; Kassu.
3. „
schwärzlichbraunes,
stärkmehlhaltig.
A
plattes (Hist. dr. Nr.
989)B mittleres
(intermediaire)
verfälschtes Kassu.
Die chemische Analyse dieses letztern ergab folgende
Zusammensetzung:
CatechusäureFettsubstanz
durch Aether ausgezogen
11,70
Rothes,
adstringirendes alkoholisches Extract
31,0
Gummiartige Bestandtheile, durch kaltes Wasser
ausgezogen
12,80
Stärkmehlartige Bestandtheile
31,70
Verlust,
hauptsächlich an beiden letztern
Bestandtheilen
12,80
––––––
100,00
Nr. 1 ist wahrscheinlich der in dem Decoct der Arecanuß sich
von selbst bildende Niederschlag von Catechusäure. Nr. 2 die
überstehende Flüssigkeit, mit der noch Acacienholz
ausgekocht wurde, extractförmig eingedickt; wirklich enthält
die Asche von Nr. 1 auch weniger Salze, als die von Nr. 2.
Dem letzten Rückstand wird dann der Consistenz wegen Amylum
zugesetzt, wodurch Nr. 3 erhalten wird.
4. Catechu, falsches rund und platt, aus einem
stärkmehlhaltigen Teig gebildet; wahrscheinlich europäisches
Fabricat, ganz verfälscht. Brode von 4–6 Centimeter
Durchmesser und 25–50 Gram. Gewicht. Hart, mit Sand
vermengt.
2. Abtheilung;
aus Acacia-Catechu.
5. Parallelepipedische matte Brode
von 54 Millimeter Seitenlänge und 27 Millim. Dicke; außen
rein, bräunlich, gegen innen graulich, in schieferartigen
Schichten geblättert. Diese Blätter sehen einer Baumrinde sehr ähnlich, wie
Ant. v. Jussieu schon ein solches
Catechu beschrieb; freiwilliger Absatz aus dem kalten
Decoct. (Hist. dr. 990.)
6. Rauchig weißes
Catechu-Kathasuffard; außen schwarz, hart
und steinartig, innerlich beinahe weiß und erdigen
Aussehens, 15 Gr. schwere Stücke von früher
parallelepipedischer Gestalt, von ungefähr 27 Millim.
Seitenlänge und 15 Millim. Höhe. Starker
Catechu-Geschmack, hintennach rauchig; wahrscheinlich
am Rauch getrocknet. (Hist. dr.
996.)
7. Rothbraunes Catechu, von allerlei
Gestalt; innerlich schwärzlichbraun, glänzend mit
niedergedrückten Zellen, welche oft mit
Catechusäure-Krystallen ausgefüllt sind, sehr
adstringirendem Geschmack, sehr sorgfältig bereitet. Gestalt
kugelförmig, platt, rund und viereckig. Eine zweite Varietät
ist äußerlich mit Quarz- und Glimmerstaub überzogen;
wahrscheinlich Product vom Eindicken des klar gewordenen
Decocts von Nr. 5 (vergl. 1 und 2).
8. Braunes Catechu in großen
parallelepipedischen Broden; wahrscheinlich das
Product der directen Eindickung ohne vorherige Abscheidung
(vergl. 7); viereckige Brode von 10 Centim. Seitenlänge, 6
Centim. Dicke, 6–700 Gramme schwer; äußerlich
gräulichbraun oder weißlich durch erdigen Ueberzug;
innerlich leberbraun, wenig glänzend, mit kleinen Höhlungen,
weniger adstringirend als Nr. 7, hintennach angenehm süß von
Geschmack. 100 Theile geben 60 Theile alkoholisches Extract
und 38 Theile Rückstand, der beim Verbrennen 10 Theile Asche
zurückläßt, die mit Salpetersäure braust und 3,5 Kieselerde
hinterläßt. – An kaltes
Wasser gibt es 66 Theile Extract ab; 25,5 Theile Rückstände
lösen sich größtentheils in kochendem Wasser auf: enthält 10
Proc. erdige Bestandtheile, ist aber dennoch als eine gute
Sorte zu betrachten.
9. Braunes kieselhaltiges Catechu.
Nr. 8 durch Vermengung mit einer mehr oder weniger großen
Menge Kieselsand verfälscht; viereckige Brode von 7 Centim.
Seitenlänge und 4 Centim. Dicke, 500 Gr. schwer, auch in
unregelmäßigen runden und platten Massen; enthält 26 Proc.
erdige Theile. (Hist. dr.
992.)
10. Braunes, kieselhaltiges
Catechu-Extract. Wurde zum Färben angewandt,
als im Jahr 1830 bei überhandnehmendem Verbrauch die
Vorräthe nicht ausreichten; 300–750 Gramme schwere
Halbkugeln mit Basis von 10–13 Centim. Durchmesser;
schwarz, zerbrechlich, asphaltähnlicher Bruch, sehr
adstringirend, bitter und rauchig schmeckend. Ich hielt es
für rein; Girardin und Preisser aber fanden im Jahr 1840
viel getrocknetes Blut darin. Es wurde durch den cubischen
Gambir und das Catechu von Pegu verdrängt.
11. Schwarzes, schleimiges
Catechu. Parallelepipedische Brode von 4–5
Centim. Seitenlänge und 27 Millim. dick; dem Nr. 5 ähnlich;
innerlich aber glänzend schleimig, wenig adstringirend
schmeckend. Sehr schlechte Sorte. (Hist. dr. 991.)
3. Abtheilung;
Catechu von Pegu, oder Cashcuttie, Cascati.
12. Catechu von Pegu in Massen. Es
ist anzunehmen daß beinahe alle Catechusorten in den
verschiedenen Gegenden schon seit sehr langer Zeit und immer
gleich bereitet wurden; doch kommen immer nur einige Sorten
zu gleicher Zeit im Handel vor und verschwinden dann wieder.
Die in den Jahren 1816 und 1835 wieder aufgetauchte Peguer
Sorte ist gegenwärtig eine der gebräuchlichsten. Dieses
Catechu ist röthlich- oder schwärzlichbraun, hat
glänzenden Bruch, sehr adstringirenden, entschieden bittern
Geschmack, das Ansehen eines festen, reinen Extracts, in
16–22 Centim. langen, 5–6 Centim. dicken,
rechtwinkligen Massen, die in Blättern von verschiedenen
Pflanzen eingewickelt, aber wieder zu großen, 50–60
Kilogr. schweren Massen vereinigt sind, die wieder in ganz
großen Blättern eingewickelt sind, von Butea frondosa, mehreren
Nauclea-Arten und andern unbekannten Pflanzen.
Bereitet wird diese Sorte vermuthlich wie das Gambir, aus
der Uncaria Gambir. (Hist. dr. 997.) 100 Theile
desselben geben mit Wasser 84 Theile Extract, Rückstand 14
Th.; mit Alkohol geben sie 72 Th. Extract; Rückstand 24
Theile, welche verbrannt 2 Theile Asche geben, die mit Säuren nicht braust und größtentheils aus schwefelsaurem
Kalk zu bestehen scheint. Die Analyse ergab:
wasserfreie
Catechusäure, durch Aether erhalten
21,0
rothes
alkoholisches Extract
44,70
rothes
wässeriges „
gummartige Beschaffenheit
19,58
unlöslicher
Rückstand
5,30
Verlust oder
Wasser
9,42
––––––
100,00
13. Linsenförmiges Catechu von
Pegu. Das einzige Stück, das ich sah, bestand in
einer Masse von 205 Grammen; in weichem Zustand in ein
großes Baumblatt ausgegossen, bildete es eine Linse von 11,5
Centim. Durchmesser. Die obere Fläche mattbraun, rein,
concentrisch wellenförmig geringelt; innere Substanz
schwärzlichbraun, von glänzendem Bruch, sehr adstringirend
und bitter.
14. Pegu-Catechu in Kugeln;
schwärzlich, in Broden von der Größe einer kleiner Orange;
ebenfalls mit einem Blatte von unbekannter Pflanze
bedeckt.
15. Catechu von Siam, in conischen
Massen; wird in neuerer Zeit in England in Säcken
eingeführt; ungefähr 680 Gramme schwere Massen, welchen die
Gestalt der Arecanuß gegeben wurde. Die Basis hat den
Eindruck eines Nauclea-Blattes; innen glänzend,
leberfärbig, der Leberaloe ähnlich; sonst wie Pegu
Catechu.
Zweite Gruppe.
Gambir-Sorten.
1. Abtheilung.
Ursprüngliche Gambir. Cutta-Camboo.
16. Cubisches, helles Gambir.
(Cubisches harziges Catechu. Hist.
dr. 995.) Vorzüglich von Singapore und den
benachbarten Gegenden. Wird erhalten, indem man den auf dem
Boden der Abkochungen von den Blättern der Uncaria Gambir
und anderer Uncaria-Arten sich bildenden Satz von
Catechusäure an der Luft trocknen läßt. Die Würfel haben
25–30 Millim. Seitenlänge und wiegen 12–20 Gr.
Aeußerlich ist eine dünne extractartige Schicht; innerlich
ist die Masse leicht, porös, weißlich, fahlgelb oder
röthlichgelb. Diese innere Masse scheint, mit dem Mikroskop
betrachtet, aus lauter nadelförmigen Krystallen zu bestehen
und reagirt durchaus nicht mit Jod; schmeckt mäßig
adstringirend und bitter mit minder süßem Nachgeschmack als
das Areca-Catechu. Löst sich in einer hinlänglichen
Menge kalten Wassers beinahe ganz auf; der unlösliche
Rückstand ist harzartig. Die chemische Analyse von 30,9
Gram. des ausgetrockneten Pulvers gab:
Catechusäure, durch
Aether ausgezogen
12,6
rothes
alkoholisches Extract
12,6
unlöslicher
Rückstand
5,7
––––
30,9
Die das alkoholische Extract rothfärbende Substanz ist Rubinsäure. Diese Säure ist aber
nicht die erste Oxydationsstufe der Catechusäure, sondern
eine lösliche rothe Substanz,
identisch mit der der China, liegt dazwischen und bildet
sich unter ähnlichen Verhältnissen, analog dem Berzelius'schen Apothem. –
Bei der weitern Analyse obigen Rückstandes von 5,7 Gr. ergab
sich, daß auch das reinste Gambir etwas Amylum enthält. Das
Resultat der gesammten Analyse, auf 100 Theile berechnet,
ergibt sich wie folgt:
Ausgetrocknetes G.
Gambir-Hydrat.
wasserfreie
Catechusäure
40,78
36,0
trocknes
alkoholisches rothes Extract
40,78
36,0
wässeriges, rothes
saures Extract
8,90
7,86
rothes,
stärkmehlhaltiges Extract
0,65
0,57
Pflanzenfaser
2,91
2,57
kohlensaurer Kalk,
Thon und Quarz
5,95
5,30
Wasser
0
11,70
––––––––––
–––––––––
100,00
100,00
17. Gambir in rechteckigen länglichen
Stücken; scheint nur in der Form vom vorigen
verschieden zu seyn. Die Prismen sind 55 Millimeter lang und
ihre Basis hat 13 Millim. Seitenlänge.
18. Plattes, rechtwinkliges
Gambir. Kleine ziemlich viereckige Täfelchen, nur
4–6 Millim. hoch und 25–30 Millim. breit;
soll, nach Rondot, etwas grünlich
und innen weiß gesteckt, leicht, zerreiblich und erdigen
Ansehens seyn. Von der Insel Bintang.
19. Gambir in Stengeln, von
Singapore; auch gelbes Gambir etc., viereckige, 42–45 Millim.
lange Prismen von 7–9 Millim. Seitenlänge; manchmal
etwas abgeplattet, oft an einem Ende dünner als am andern
und etwas gekrümmt; obiger Name ist der Stärke in Stengeln
analog gewählt; Farbe sehr blaßgelb und, selbst außen, matt;
zeigt unter dem Mikroskop nichts als krystallisirte
Catechusäure.
20. Braunes halbkugelförmiges
Gambir. Kam mir nur einmal vor. 60–100 Gr.
schwere Stücke von verschiedener Gestalt, die aber alle
Theile hemisphärischer oder etwas conischer Massen von
10–12 Centim. Basis zu seyn schienen;
schwärzlichbraun, auf der Oberfläche oft etwas graugrün;
Bruch schwarz und glänzend; schmeckt adstringirend und
rauchig; hat äußerlich keine Eindrücke fremdartiger Körper;
innerlich aber Spuren von Palmblättern; scheint ein Product
der Eindickung zu seyn. (Hist.
dr. 993.)
21. Braunes, mattes, zelliges
Gambir. Könnte wohl auch zu Nr. 8 oder 12 gehören,
hat aber hier seinen Platz, weil es, wie Nr. 20, durch
unvollkommenes Zusammenschmelzen schon fertiger Producte,
kleiner Abfälle gewonnen ist. Stücke von allen Formen, 80
bis 170 Gr. schwer, früher, wie noch sichtbar, in grober
Leinwand gewesen. Die Stücke sind äußerlich matt
röthlichbraun, so auch innen; haben aber gelbliche Flecken
von Stücken cubischen Gambirs, und schwärzlichbraune, von
Pegu-Catechu; auch findet man Luftbläschen,
Palmblätter, Bruchstücke und Holzstückchen darin. Der
Geschmack ist sehr adstringirend und bitter und hinterläßt
die, den guten Catechusorten eigene, Süßigkeit. Hinterläßt
8,22 Asche, welche mit Salzsäure Schwefellebergeruch
entwickelt. Der 5,77 Gr. wiegende Rückstand besteht aus
Quarzsand mit etwas Glimmer. Dieses Gambir besteht
größtentheils aus mit Alkohol und kaltem Wasser ausziehbarem
Extract und 5 Theilen gummösem Extract. Es enthält kein
Stärkmehl.
22. Würfelförmiges schwarzes
Gambir. Das Muster A
scheint desselben Ursprungs und derselben Art zu seyn wie
Nr. 16 aus Singapore; wahrscheinlich beim Trocknen überhitzt
und dadurch modificirt und etwas zellig. Das Muster B kommt aus Java; sehr kleine,
6–7 Decigr. schwere Würfel, von nicht 1 Centim.
Seitenlänge; äußerlich hat jeder Würfel eine mehr oder
weniger dicke Schicht einer gräulichen, sehr zelligen Masse;
innerlich compact, aber spröde mit glänzendem Bruch, sehr
adstringirend und bitter, hintennach schwach süß.
23. Stärkmehlhaltiges, cubisches
Gambir. Würfel von etwa 15 Millim. Seitenlänge, 2,3
bis 4 Gramme schwer. Aeußerlich ist ein Muster etwas
gelblich, das andere dunkel röthlichbraun und etwas
glänzend, innerlich sind beide röthlichgelb, matt und erdig;
in Wasser gerührt und unter dem Mikroskop untersucht,
scheinen sie zu bestehen aus Catechusäure-Nadeln und
einer Menge Sagostärkekörnchen, wahrscheinlich die von Hunter berichtete Verfälschung
auf der Prinz-Wales-Insel. Nach Planche beträgt dieser
Stärkegehalt 55 Proc. (Hist. dr.
994.)
2. Abtheilung;
Gambir in Zeltchen.
24. Zeltchen von Gambir mit
Stärkmehl; amylaceous
lozenge (Pereira) gambir. 3 1/2 Linien im
Durchmesser, 2 Linien dick, unten flach, oben etwas convex,
von etwas ins Grünlichgelbe ziehender weißer Farbe, erdigem
Aussehen, leicht zu pulvern. Unter dem Mikroskop zeigt es
eine Menge Sagostärkekörner mit Catechusäurekrystallen
vermengt; es ist eine Nachahmung einer natürlichen
Gambirsorte; nicht so die folgenden Sorten, welche
pharmaceutische Kompositionen sind, wie Crusius' Sirigata gamber.
25. Aromatischer cylindrischer
Gambir. Kreisrunde oder etwas elliptische Brödchen
von 28–31 Millim. Durchmesser und 7–9 Millim.
Höhe. Der obere gewölbte Theil zeigt den Abdruck eines
Netzes, auf welches das Brod gelegt wurde; die untere Fläche
ähnliche, minder deutliche Spuren von Parallellinien ohne
deutliche Querlinien; der runde, die Dicke bildende Schnitt
zeigt sehr gedrängte, perpendiculäre Linien. Dieses Brod ist
röthlich nankinfarbig, äußerlich etwas dunkel, innerlich
weißlichgelb etwas grünlich, mit ganz weißen Flecken; leicht
zu pulvern. Geschmack adstringirend, nebenbei
moschus- und ambraartig. Ganze Catechusäurekrystalle
sind unter dem Mikroskop nicht wahrzunehmen. Seinem
Verhalten nach scheint dieses Gambir eine sogenannte
Confection der alten Pharmakapöen zu seyn, und hauptsächlich
aus adstringirenden und aromatischen Substanzen, mit
feingepulvertem Bolus und Sand vermengt, zu bestehen.
26. Cata Gambra, von Japan (im
Pariser Museum). Eine ähnliche, nur viel aromatischere
Composition. Die Pulver an demselben sind sehr grob und
lassen Safran, Gewürznelken, Samen von panicum etc. erkennen.
27. Rundes Gambir mit Gepräge. Small circular moulded gambir
(Pereira). Kleine
planconvexe Pastillen von etwa 30 Millimeter Durchmesser;
oben ein strahliges Gepräge; zerreiblich und erdig.
Dritte Gruppe.
Kino-Arten.
1. Abtheilung;
Kino-Sorten aus Afrika und Asien.
28. Adstringirender Saft aus
Pterocarpus erinaceus. Sollte
diese Substanz einst in den Handel kommen, so gebührt ihr
dieser Platz. Der vom Baume abgeflossene Saft trocknet
schnell an der Luft und bildet eine beinahe schwarze, in
Masse undurchsichtige, in dünnen Schichten aber dunkelrothe,
durchsichtige Substanz; sehr spröde, von glänzendem Bruch,
sehr adstringirendem Geschmack und in Wasser größtentheils
auflöslich. Aus Senegambien.
29. Adstringirender Saft der
Butea frondosa und Butea superba (sehr große
Sträuche aus der Familie der Papilionaceen.) Eine
zerreibliche, rothe, sehr adstringirende, leicht und
vollkommen in Wasser und großentheils auch in Weingeist
auflösliche Substanz, aus Indien kommend. Sie enthält nach
Solly 15–20 Proc.
Unreinigkeiten, Holz, Rinde, Sand und kleine Steinchen,
ferner roh 50, durch Auflösen in Wasser gereinigt 73,26
Proc. Gerbestoff, 5,05 schwerauflöslichen Extractivstoff und 21 Gummi mit etwas Gallussäure und
einigen andern Substanzen; der Gerbestoffgehalt ist jedoch
nach Gewinnungsweise und Jahreszeit verschieben; dieser aus
natürlichen Sprüngen der Rinde des Stamms von selbst
ausfließende Saft soll, nach Roxburgh sogleich nach seinem Erhärten
eingesammelt werden, nicht erst, wenn Luft, Licht und
Feuchtigkeit darauf eingewirkt haben. Von derselben Pflanze
kömmt folgendes, dennoch ganz davon verschiedenes
Product.
30. Natürliches adstringirendes Gummi
der
Butea frondosa. Auch unter dem
Namen rothes adstringirendes
Gummi und Kino in London
vorkommend; aus Indien, Bombay. Es ist dieß ein natürliches
Product in Form sehr kleiner länglicher Thränen oder
Tropfen, die von selbst aus der Rinde fließen und trocknen;
in Masse schwarz und undurchsichtig, einzeln aber durch das
Licht gesehen durchsichtig und dunkelroth; beinahe an allen
Stücken sind Spuren der Rinde zu finden. Die Substanz ist
hart, zähe, nicht zerreiblich, hart unter den Zähnen, im
Munde kaum auflöslich und von schwach adstringirendem
Geschmack. In kaltem Wasser schwillt sie zu einem Schleime
auf, etwas Farbstoff abgebend. In kochendem Wasser löst sie
sich reichlicher auf, sich beim Erkalten stark trübend.
Hierdurch erschöpft hinterläßt sie 16,84 Proc.
Unreinigkeiten. In kaltem Alkohol ist sie schwach
auflöslich, in kochendem Alkohol gibt sie durch wiederholte
Behandlung 36 Proc. eines rothen Farbstoffs saurer Natur ab,
der sich von Rubinsäure nur durch den Nebengehalt einer
eigenthümlichen Gummisubstanz
unterscheidet, welche die concentrirte Auflösung zu einem
halbgallertartigen Magma macht. Vorher mit Alkohol und dann
erst mit Wasser erschöpft, hinterläßt sie 44,8 Proc.
Unreinigkeiten. Jedenfalls ist diese Substanz von Nr. 29
sehr verschieden (vergl. Hist.
dr. 999.).
31. Kino aus Ostindien. Diese
Sorte, in England als die wahre officinelle betrachtet,
wurde lange Zeit auch Kino von
Amboina genannt, was über ihren Ursprung großes
Dunkel verbreitete; doch scheint es jetzt sicher, daß es von
der malabarischen Küste stammt, weil alle Einfuhren über
Bombay und Tellichery gemacht zu werden scheinen. Dieses
Kino ist in sehr kleinen glänzendschwarzen Bruchstücken, die
im Ganzen undurchsichtig, in dünnen Schichten aber rubinroth
und durchsichtig sind; sehr zerreiblich und unter den
Fingern leicht zertheilbar, völlig geruchlos, erweicht im
Munde, hängt den Zähnen an, färbt den Speichel dunkelroth
und hat einen deutlich adstringirenden Geschmack. In Wasser
und Alkohol ist es kalt leicht löslich und ertheilt ihnen
blutrothe Farbe. Gepulvert hat es die Farbe des Colcothars.
Es scheint in dünnen Schichten in Gefäßen mit cannelirter
Oberfläche getrocknet zu seyn, indem es auf einer Seite
beinahe immer parallele Riefen hat. Diese sich immer gleiche
und gut bereitete Substanz ist eine der bemerkenswerthesten
dieser Gruppe. Nach Prof. Royle's
Forschungen ist die Pflanze, aus welcher dieses Kino zu
Anjarakandi bereitet wird, mit welchem Namen bezeichnet es
auch vorkommt, Pterocarpus
marsapium. Es fließt aus in die Rinde gemachten
Wunden. Es hat viel Aehnlichkeit mit dem Gummi aus Butea;
nur löst Alkohol nicht so viel davon auf. – In kaltem
Wasser sind 0,60, in kochendem Wasser nur 0,20 Theile dieses
Kino unauflöslich, die sich in Alkohol beinahe ganz
auflösen. In kaltem Alkohol ist es viel auflöslicher als im
Wasser und gibt damit eine dicke, dunkelbraunrothe
Flüssigkeit, die schwer filtrirt; Rückstand 0,19, ist ein
rothes, in Wasser auflösliches Gummi. Beim Einäschern gibt
das Kino 0,036 Asche, die aus kohlensaurem Kalk, Kieselerde,
Thonerde und Eisenoxyd besteht.
32. Kino von der Insel Mauritius,
hat sehr viel Aehnlichkeit mit dem ostindischen.
33. Falaali von der Insel Bourbon,
auch Takaali. Virey beschrieb
unter diesem Namen zwei Sorten, eine sehr trockene und
spröde, durchsichtige und granatrothe, im Wasser sich leicht
dunkelroth auflösend; das zweite hatte die Consistenz des
schwarzen Pechs und gab mit Wasser eine braungelbe
Auflösung; Geschmack adstringirend bis zum Schlund. Die
erste dieser beiden Sorten, so wie auch die von Mauritius
(Nr. 32) stammt wahrscheinlich von einer Rhizophora (Manglebaum,
Leuchterbaum), der Ursprung der zweiten ist gänzlich
unbekannt.
34. Natürlicher adstringirender Saft
des
Eucalyptus resinifera. Ein Harz
ist dieser Saft nicht, wie man dem Namen nach glauben
könnte; derselbe fließt natürlich aus dem sehr großen Baume
und trocknet wie ein Gummi am Stamm. Durch Einschnitte in
die Rinde aber soll dessen Quantität ungeheuer vermehrt
werden. Der natürliche bildet eine unregelmäßige, harte,
compacte, aus länglich gedrehten, zusammengebackenen Thränen
bestehende Masse. Oberfläche schwarz und undurchsichtig,
innerlich glasig, durchsichtig, dunkelbraun. Er ist
geruchlos, pulvert sich schwer zu rothbraunem Pulver, klebt
den Zähnen an, etwas adstringirend. In Wasser schwillt er
auf und wird gallertartig, in kochendem Wasser löst er sich
vollständig auf. Alkohol fällt die Auflösung. Besteht also
aus Gummi und einem kinoartigen rothen Saft. (Hist. dr. 1006.)
35. Anderer adstringirender Saft aus
Sidney. Wahrscheinlich von einer andern Eucalyptus-Species.
Kleine, lange, dünne, durchsichtige, sehr
dunkelhyacinthrothe Thränen, die mit einem leichten gelblichen Staub bedeckt sind. Außerordentlich
adstringirend und recht bitter.
36. Kino in Massen von
Botany-Bay. Stücke einer Masse welche in
eine Form mit concavem Boden, der mit Palmblättern belegt
wurde, ausgegossen worden ist, von 4–6 Centimeter
Dicke in der Mitte, zerschnitten und durch Austrocknen
gesprungen und abgerieben. Die äußere Fläche welche oft
efflorescirt, hat dann die violettgraue Farbe des Lackdye;
geriebene Stellen und das Pulver sind braunrot!). Bruch
glänzend, schwarzbraun aber undurchsichtig, uneben und rauh. Leicht
zerreiblich. Im übrigen Verhalten sehr übereinstimmend mit
dem natürlichen Saft von Eucalyptus
resinifera Nr. 34, und scheint durch Einschnitte
etc. daraus gewonnen zu seyn.
2. Abtheilung;
Kino-Sorten aus Amerika.
37. A. Gewöhnliches Kino aus Jamaica. Wahrscheinlich aus
Coccoloba uvifera, einem
großen Baum aus der Familie der Polygoneen, auf den
Antillen. Es kam von 1808–1820 im französischen
Handel vor, in 4–12 Grammen schweren Stücken von
einer, auf eine Rindenmatte ausgegossenen Masse, die
höchstens 28 Millim. Dicke hat; äußerlich dunkelbraun, von
röthlichem Staub bedeckt; der Bruch ist schwarz, glänzend,
hie und da Höhlungen. Die Masse ganz undurchsichtig,
einzelne Blättchen halbdurchsichtig. Das Pulver ist bister
oder chocoladebraun. Dieses Kino ist scheinbar geruchlos,
gepulvert oder mit kochendem Wasser behandelt riecht es aber
etwas bituminös. Es zerreibt sich leicht unter den Zähnen,
der Geschmack ist adstringirend, etwas bitter. In kaltem
Wasser und Alkohol ist es wenig auflöslich, beinahe ganz
auflöslich aber in kochendem Wasser und zu 3/4 in heißem
Alkohol. Durch Hitze wird es nicht erweicht. (Hist. dr. 1001.)
B. Glasiges Kino aus Jamaica. Die Stücke etwas
kleiner und ohne jeden Eindruck; wie es scheint durch
Erweichung etwas abgerundet; Bruch glasig; dünne Blätter
desselben sind ganz durchsichtig und dunkelroth. Der Staub
welcher dasselbe in Folge von Reibung überzieht, ist stärker
roth und gibt ihm beinahe das Ansehen des peruvianischen
Ratanhia-Extracts. Es scheint nur sorgfältiger
bereitet zu seyn als A. (Hist. dr. 1002.)
38. Mattbraunes Kino. Größere
Stücke als obige, wie es scheint Bruchstücke von
35–40 Millim. Seitenlänge. Aeußerlich keinerlei
Abdruck, matt-, etwas leberbraun, ganz
undurchsichtig; unangenehm adstringirender Geschmack und
rauchiger Beigeschmack. Vielleicht nur eine sehr
untergeordnete Sorte des Jamaica-Kino. (Hist. dr. 1005.)
39. Violettbraunes Kino.
Schwärzlichbraune Massen, undurchsichtig, Bruch glänzend
aber ungleich, zerreiblich, das Pulver sehr dunkel
violettbraunroth. Geruch säuerlich, Geschmack anfangs
adstringirend, dann süßlich, etwas süßholzartig, zuletzt
sehr scharf. (Hist. dr.
1005.)
40. Zelliges Kino aus Merico. Die
größten Stücke sind haselnußgroß, einige haben den Eindruck
paralleler Blattfasern. Sie sind, wie ein zu stark erhitztes
Extract, voller leerer Zellen, daher sehr leicht,
zerreiblich und von glänzendem Bruch. Die Farbe ist
schwärzlichbraun, das Pulver rostfarben. Abgesehen von der
Gestalt, ist es sehr ähnlich dem ordinären
Jamaica-Kino, 37 A.
41. Schwarzes, grünlich bestaubtes
Kino. Ursprung? kleine sehr unregelmäßige
Stückchen, voll Höhlen, mit einem grünlichgrauen Staub
überzogen. Die Substanz ist compact, in Masse schwarz und
undurchsichtig; der Bruch aber glasig und die losen
Blättchen dunkelhyacinthroth, beinahe durchsichtig.
Geschmack sehr adstringirend bitter, etwas aromatisch.
42. Kino aus Kolumbien. Wurde
früher als Drachenblut verkauft; ist aber aus der Rhizophora mangle bereitetes
Kino. Dasselbe bildet flache Brode, welche 1000 bis 1500
Gramme wiegen und äußerlich den Eindruck von Palmblättern
oder indischem Rohr haben. Es bricht leicht, mit braunem,
glänzendem, ungleichem Bruch. Die Bruchstücke sind am Rande
durchsichtig und von etwas gelblichrother Farbe. Der
Geschmack ist sehr bitter und adstringirend. Das Pulver
orangeroth. In Masse hat dieses Kino einen eigenthümlichen
Geruch; in kaltem Wasser ist es großentheils auflöslich,
noch auflöslicher in kochendem, welches sich beim Erkalten
trübt. In Alkohol beinahe ganz auflöslich. Die Auflösungen
sind schön roth. (Hist. dr.
1004.)
43. Kino in Blättern von indischem
Blumenrohr. Wahrscheinlich ebenfalls aus Columbien,
nach seiner Einwicklung im indischen Blumenrohr oder
Marante-Blättern zu schließen. Es sind beinahe runde,
platte Brode, 12–14 Centimeter breit, 3–3
Centimeter dick, auf jene Blätter ausgegossen. Dieses
Extract ist beinahe schwarzbraun, undurchsichtig, innerlich
etwas zellig, von adstringirendem Geschmack. In Massen hat
es einen sehr schwachen, von dem des vorhergehenden
verschiedenen Geruch.
44. Kino von New-York oder von
Brasilien; es befand sich in einem leinenen Sack
mit der Ueberschrift: Drachenblut. Geruch dem von Nr. 42
ähnlich. Kaum daumengroße Stücke, mit mattrothem Staub
überzogen; der Bruch schwarz, sehr glänzend, in kleinen
Blättchen ist es roth und durchsichtig. Dem Ansehen nach
wahrscheinlich ein Product natürlicher Ausschwitzung
und ebenfalls von Rhizophora
mangle. An Wasser gibt es nur die Hälfte seines
Gewichts an Extract ab; der Rückstand löst sich beinahe ganz
in Alkohol auf (vergl. Nr. 42).
45. Natürliches Kino von Veracruz.
Die Stücke sind größtentheils kleiner als der Flohsamen, mit
viel Staub und Theilchen einer weißen Rinde vermengt.
Geschmack sehr adstringirend, Geruch deutlich nach Veilwurz
oder Campecheholz. Unter der Lupe ist es beinahe
durchsichtig, Hyazinthroth, wie es scheint, lauter Theile
kleiner runder oder stalaktitenförmiger Thränen; sicherlich
eine natürliche Ausschwitzung.
46. Ratanhia-Extract von
Peru.