Titel: | Ueber die Liebig'sche Darstellungsmethode arsenikfreien Antimons, von Dr. A. Bensch. |
Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XLVIII., S. 214 |
Download: | XML |
XLVIII.
Ueber die Liebig'sche Darstellungsmethode
arsenikfreien Antimons, von Dr. A. Bensch.
Aus den Annalen der Chemie und
Pharmacie, Bd. LXIII S. 273.
Bensch, über die Liebig'sche Darstellung
arsenikfreien Antimons.
Es ist bekannt, daß die von Liebig
angegebene Methode zur Darstellung eines arsenikfreien
Antimonregulus vielfach für richtig erklärt worden, aber auch
von vielen Seiten verworfen worden ist, so in jüngster Zeit von
Berzelius. Ich selbst habe die
Liebig'sche Methode mehrmals mit
vollkommen gutem Erfolg angewendet und glaubte es irgend einem
unbekannten Umstande zuschreiben zu müssen, daß die von
Berzelius angestellten Versuche, die
doch bestimmt auf die größte Genauigkeit Anspruch machen können,
so gänzlich fehlschlugen, weßhalb ich es mir zur Aufgabe
stellte, diese auszumitteln, um dieser sowohl durch ihre
Einfachheit als Billigkeit sich auszeichnenden Methode einen
allgemeineren Eingang zu verschaffen.
Ich verschmolz einen käuflichen Regulus
Antimonii mit 2 Proc. Arsenik und verwendete diesen zu
nachstehenden Versuchen; ich behandelte davon nach der Liebig'schen Methode, indem ich ein
fast reines Schwefelantimon verwendete; es gelang mir jedoch
nicht, selbst nach der zehnten Schmelzung mit Soda, das Arsenik
fortzuschaffen. Der Regulus wurde daher nochmals mit
Schwefelantimon geschmolzen und abermals fünfmal mit Soda
umgeschmolzen, doch auch hiedurch konnte das Arsenik nicht
entfernt werden. Auch dadurch, daß ich der zur Reinigung
angewendeten Soda Schwefel zufügte, konnte ich kein genügendes
Resultat erzielen. Es war nur noch möglich, daß das Eisen hier
eine Rolle spielt, weßhalb ich eine neue Quantität des 2 Proc.
Arsenik enthaltenden Regulus mit der vorgeschriebenen Menge
Schwefelantimon, dem etwas Eisenfeile zugesetzt worden war,
verschmolz; der erhaltene Regulus war sehr eisenhaltig, wurde
aber nach dreimaligem Umschmelzen mit Soda völlig frei von
Arsenik und fast frei von Eisen.
Es wurde nun der Zusatz von Schwefelantimon fortgelassen und eine
andere Quantität von dem 2 Proc. Arsenik enthaltenden Regulus
mit Eisenfeile allein geschmolzen, doch gelang es selbst nach
der sechsten Schmelzung nicht, das Arsenik zu entfernen.
Hieraus geht mit Bestimmtheit hervor, daß nicht das Eisen allein
Bedingung ist; es wurde daher statt der Eisenfeile Schwefeleisen
angewendet, der Zusatz von Schwefelantimon aber unterlassen, was
zu einem völlig befriedigenden Resultat führte, indem nach der
dritten Schmelzung mit Soda das Arsenik völlig entfernt war und
die Schlacke eine hellgelbe Farbe zeigte.
Von dem 2 Proc. Arsenik enthaltenden Regulus wurden 6 Unzen mit 2
Drachmen feingepulvertem Schwefeleisen vermischt und
zusammengeschmolzen, darauf eine Unze reine Soda zugefügt und
1/4 Stunde bei nicht starkem Feuer im Fluß erhalten. Die
Schlacke war schwarz, sehr gut geschmolzen, der Regulus stark
eisenhaltig, brannte auf der Kohle, nachdem er mit der
Löthrohrflamme angeblasen, nicht fort, wenn ein kalter Luftstrom
darauf geführt wurde, roch stark nach Arsenik. Der Regulus wog 5
1/2 Unzen, er wurde, nachdem er von der Schlacke völlig
gesäubert, nochmals mit einer Unze reiner Soda umgeschmolzen und
1/4 Stunde hindurch in Fluß erhalten; die Schlacke roch zu
Anfang der Schmelzung stark nach Arsenik, doch
verlor sich dieser Geruch zu Ende der Schmelzung gänzlich. Die
Schlacke war braun gefärbt, der Regulus roch nicht mehr nach
Arsenik, verbrannte ziemlich gut, doch zeigten sich noch Spuren
von Verschlackung auf der Oberfläche des Kerns; er wurde deßhalb
nochmals mit 1 Unze Soda 1/4 Stunde hindurch geschmolzen,
wodurch eine helle Schlacke, ein völlig von Arsenik freier
Regulus erhalten wurde, der ohne Verschlackung leicht bis auf
ein kleines Bleikorn auf der Kohle verbrannte, wenn er, nachdem
er mit der Löthrohrflamme gut erhitzt, mit kalter Luft
angeblasen wurde.
Nach diesen Versuchen, die ich mit mehreren Quantitäten Antimon
mit gleich befriedigendem Resultate wiederholte, scheint mir die
Gegenwart von Schwefeleisen eine
unerläßliche Bedingung zum Gelingen der Operation zu seyn, und
vermuthe ich, daß die Verwandtschaft des Schwefeleisens zum
Arsenikeisen, also gleichsam eine Arsenikkiesbildung die Ursache
der Trennung des Arseniks vom Antimon ist.
Ich habe noch zu bemerken, daß ich mich bei der Prüfung des
Antimons auf Arsenik nicht auf die Löthrohrprobe allein
beschränkt habe; es sind stets, nachdem durch das Löthrohr kein
Arsenik mehr wahrgenommen werden konnte, 5 Gramme Regulus fein
gepulvert, mit Soda und Salpeter verpufft, die Masse mit Wasser
ausgezogen, die Flüssigkeit mit Salzsäure mehrere Stunden
gekocht, dann mit schwefligsaurem Natron, um die Arseniksäure zu
reduciren, mehrere Stunden hindurch behandelt worden. Der mit
Schwefelwasserstoff entstandene Niederschlag wurde mit Soda und
Cyankalium im Kohlensäurestrom behandelt, und bestätigte sich in
genannten Fällen die Abwesenheit des Arseniks vollständig.
Ich glaube annehmen zu können, daß diejenigen, welche die Prüfung
der Liebig'schen Methode unternahmen
und zu einem unbefriedigenden Resultate gekommen sind, mehr die
Theorie derselben im Auge hatten, als die Methode selbst, und
dadurch zu mannichfachen Abänderungen der Methode geführt worden
sind. Man ging davon aus, daß das reine Schwefelantimon einem
bis auf Arsenik reinen Antimon, bei Gegenwart von Soda im Stande
sey das Arsenik zu entziehen, während Liebig's Methode lediglich für einen eisenhaltigen
Regulus gegeben worden ist. Liebig
gibt die Berthier'schen Verhältnisse
zur Darstellung eines Antimonregulus an; nach diesen bekommt man
aber stets einen Regulus, der stark eisenhaltig ist, wenn man
nicht statt der reinen Eisenfeile eine bis zur Hälfte oxydirte
anwendet, was in der That nicht selten der Fall seyn mag. Zieht
man nun in Betracht, daß 2 Theile Schwefeleisen schon mehr als
hinreichend sind, um 1 Theil Arsenik zu
entziehen, ein Regulus aber selten über 1 Proc. Arsenik enthält,
so kann ein Mißlingen der Liebig'schen Methode nur dann stattfinden, wenn auf den
metallischen Zustand der Eisenfeile nicht Rücksicht genommen
wird, oder wenn man einen reinen, mit Arsenik versetzten
Regulus, wie es vielleicht Berzelius,
Mosander und Berlin gethan
haben mögen, zum Versuch verwendet.
Um also sicher zu einem günstigen Resultat zu kommen, nehme man
die Berthier'schen Verhältnisse: 100
Theile käufliches Schwefelantimon, 42 Theile möglichst
metallische, nicht oxydirte Eisenfeile, 10 Th. entwässertes
Glaubersalz und 2 Theile Kohle, schmelze davon einen
Antimonregulus.
Dieser Regulus muß stark eisenhaltig seyn, was leicht an der
schwarzen Schlacke zu erkennen ist, welche sich beim Anblasen
mit der Löthrohrflamme zeigt und ein weiteres Fortbrennen auf
der Kohle in einem kalten Luftstrome verhindert; sollte er es
jedoch nicht seyn und leicht auf der Kohle verbrennen, so füge
man 2 Proc. Schwefeleisen zu und nehme die Schmelzung vor, wie
sie Liebig angibt. Nämlich 16 Theile
eisenhaltiger Regulus, mit 1 Theile Schwefelantimon gemengt,
werden mit 2 Theilen trockener Soda eine Stunde hindurch in Fluß
erhalten; der gewonnene Regulus, nachdem er gut von der Schlacke
gesondert, wird nochmals mit 1 1/2 Theilen und dann mit 1 Theile
Soda (ohne ferneren Zusatz von Schwefelantimon) jedesmal eine
Stunde lang umgeschmolzen, bis die Schlacke eine hellgelbe Farbe
zeigt.
Die Hitze muß beim Schmelzen so gehalten werden, daß die Soda auf
den Tiegel nicht zu sehr einwirkt; die Masse muß ziemlich ruhig
fließen, ohne stark zu schäumen; letzteres wird durch die
Kieselerde des Tiegels hervorgerufen, kann aber vermieden
werden, wenn die Hitze etwas gemäßigt wird.
Man hat bei Anwendung hessischer Tiegel sehr häufig dadurch große
Verluste, daß das Antimon durch den Tiegel fließt; dieß kann
jedoch leicht dadurch verhütet werden, daß man den Tiegel zuvor
mit etwas feuchter Soda einreibt, dann so stark erhitzt, daß die
Soda schmilzt, worauf man nach und nach das zu reinigende Metall
nebst Beschickung einträgt.
Ich kann nicht unterlassen, hier auf ein vollkommen arsenikfreies
Antimonium crudum
(Schwefelantimon) aufmerksam zu machen, was von Hrn. Johann
Georg Bohl in Eisenach neuerdings in
den Handel gebracht wird; selbiges enthält nach einer Analyse,
die ich im vorigen Jahre ausgeführt habe, in 100 Theilen 95
Theile Schwefelantimon, 0,6 Schwefelblei, 2,2 Schwefeleisen
und 0,3 Schwefel, ein Fabricat, was gewiß die Beachtung
verdient.