Titel: | Anleitung zur Erzeugung von kupfernen Stereotypplatten auf galvanoplastischem Wege. |
Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XII., S. 47 |
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XII.
Anleitung zur Erzeugung von
kupfernen Stereotypplatten auf galvanoplastischem Wege.
Mit Abbildungen auf Tab. I.
Anleitung zur Erzeugung von kupfernen
Stereotypplatten auf galvanoplastischem Wege.
Bei der Erzeugung von kupfernen Stereotypplatten ist das
Anfertigen der hiezu gehörigen Hohlformen oder Matrizen die
Hauptsache. Angestrengte Aufmerksamkeit und Uebung in den
verschiedenen, oft kleinlich erscheinenden Handgriffen ist dazu
unumgänglich erforderlich. Derjenige, welcher die Ausführung
solcher Matrizen und Stereotypplatten unternehmen will, muß – wie man zu sagen pflegt
– sich zu helfen wissen. Ich
will versuchen die Art und Weise, welche sich zu diesem Zweck
nach vielfältigen Versuchen am anwendbarsten bewährte, hier
deutlich zu machen.
Der Satz wird – wie gewöhnlich – auf einer ebenen
Stein- oder Metallplatte in einer, der Größe desselben
entsprechenden, Keil- oder Schraubenrahme gleichförmig
geschlossen. Hierauf wird eine Metallplatte vorgerichtet, welche
ringsherum um einen halben Zoll ungefähr größer ist als der
Satz. Ich nahm hiezu gegossene Platten aus Schriftzeug, welche
vollkommen eben gedreht oder gehobelt worden waren. Auf diese
Metallplatte wird eine Schicht gelbes Wachs 1/8 Zoll hoch
aufgetragen oder aufgegossen, wozu man die Platte mit hölzernen
Leisten umgeben kann, damit das Wachs nicht
ausfließt. In manchen Fällen sind an der Platte festgemachte
Leisten oder Ränder, vorzuziehen, weil dieselben beim
nachherigen Eindrücken das zu leichte Weichen des Wachses an den
Seiten verhindern. Es muß sorgfältig darauf Rücksicht genommen
werden, daß diese Wachsschicht an allen Stellen gleich dick
sey.
Man bringt nun den Satz mitten unter die Spindel einer Presse
– Prägepressen sind vorzuziehen, doch mögen in vielen
Fällen eiserne Buchdruckerpressen hinreichen – belegt
denselben mit dünner Bleifolie von
der Stärke eines Schreibpapiers – (Staniol oder Zinnfolien sind aus bekannten Gründen
ganz zu verwerfen) – und macht, nachdem man die Bleifolie
mit einer gleichförmigen Lage Papier und einer Metallplatte
bedeckt hat, einen leichten Abdruck. Man entfernt nun wieder
Papier und Platte, und kann hierauf an der Rückseite der
Bleifolie bemerken, ob der Eindruck gleichförmig und scharf
ausgefallen sey oder nicht. Nöthige Nachhülfen kann man jetzt
noch vornehmen.
Die Metallplatte mit der Wachsschicht hat man unterdessen in
gewöhnlicher Wohnzimmer-Temperatur erhalten, d.h. das
Wachs muß wohl fest, aber nicht etwa
durch Kälte spröde geworden seyn. Hat
man sich von dieser Beschaffenheit der Wachsschicht überzeugt,
so legt man die Metallplatte mit dieser Wachsschicht auf die
Bleifolie, und vollführt allmählich und gleichförmig einen
festen Abdruck.
Das Trennen der so gefertigten Matrize von dem Satz muß
allerdings mit einiger Vorsicht geschehen, geht jedoch bei
gehöriger Uebung ohne große Mühe vor sich. Die Bleifolie bleibt
natürlicherweise an dem Wachs kleben. – Gewöhnlich zeigen
sich bei genauer Untersuchung der
Matrizen, die unerläßlich vorgenommen werden muß, einige
Stellen, an denen die Bleifolie gerissen, und dadurch das Wachs
bloß gelegt ist. Dieser Umstand ist nicht ganz zu vermeiden, man
kann ihn aber unschädlich machen. Solche Stellen werden nämlich
mittelst eines Pinsels mit salpetersaurem Silber angestrichen,
und dieser Anstrich dann mit Schwefelwasserstoffgas reducirt
oder zu metallischem Silber gemacht. Hiedurch werden die
bloßgelegten Stellen des Wachses mit einer Metallschicht
versehen und leitend gemacht.
Der Apparat zur Entwicklung des Schwefelwasserstoffgases und der
Gebrauch desselben wird weiter unten beschrieben werden.
Sollten sich an der Matrize noch einige Stellen befinden, welche
höher gemacht werden sollen, damit sie dann in der
galvanoplastischen Copie mehr tief erscheinen, so werden
dieselben mit einem Pinsel, der in geschmolzenes Wachs getaucht
wird, bestrichen; die dadurch entstehenden Lagen bedeckt man
dann mit dünner Bleifolie, welche vorher in entsprechender Form geschnitten wurde. Ist die Matrize auf
diese Weise fertig geworden, so wird sie mit einem
Leitungsstreifen versehen, oder auch auf eine andere
Metallplatte, die mit einem Leitungsstreifen versehen ist,
gelegt oder befestigt – diejenigen Stellen, an welche
sich kein Kupfer niederschlagen soll, mit Wachs oder Harz u.
dgl. bestrichen und auf die gewöhnliche Weise entweder in
lothrechter oder wagerechter Lage in einen galvanoplastischen
Apparat gebracht.
Das Niederschlagen von Kupfer auf so gefertigte Formen muß jedoch
jedenfalls sehr langsam und gleichförmig vor sich gehen, damit
das Kupfer in die kleinen und steilen Vertiefungen hineinwachsen kann. Man soll selbe
daher auch – besonders beim Beginnen des Verfahrens
– öfters aus dem Apparat nehmen, und nachsehen ob sich
auch überall Kupfer angesetzt hat; mit Pinseln und feinen
Bürsten, welche man in Kupfervitriollösung getaucht hat, kann
man diesem Uebelstande vorbeugen und dem Gelingen guter Copien
nachhelfen, weil das Benetzen solcher von Kupfer etwa noch frei
gebliebenen Stellen mit jener Flüssigkeit das galvanische Kupfer
gleichsam an- oder hinzieht. Bei dieser letztern
Verfahrungsweise muß man sich jedoch sehr hüten, die Formen zu
lange Zeit den Einwirkungen der atmosphärischen Luft
auszusetzen, weil das galvanoplastische Kupfer an derselben zu
leicht anläuft oder oxydirt. Schlägt man auf ein
galvanoplastisches Erzeugniß welches bereits von dem Sauerstoff
der Luft angegriffen wurde, abermals galvanoplastisches Kupfer
nieder, so vereinigt sich diese zweite Schicht mit der ersten
nicht mehr vollkommen, und es
entstehen zwei Schichten Kupfer, welche sich – wenn sie
heiß werden, blättern, Blasen ziehen und theilweise trennen.
Soll aber doch auf eine Platte, welche bereits oxydirt ist,
wieder Kupfer niedergeschlagen oder dieselbe dicker und stärker
gemacht werden, so müßte alles Oxyd mit Schwefelsäure vorher
entfernt und die Platte metallisch rein gemacht werden. Obwohl
diese Bemerkungen auch schon andere Personen, welche sich mit
der Galvanoplastik befaßt, gemacht haben werden, so habe ich sie
doch angeführt, weil von dem Beobachten derselben das Gelingen
guter und brauchbarer Erzeugnisse abhängt.
Alle zum Gebrauch der Buchdruckerpresse bestimmten Erzeugnisse
benöthigen nur diejenige Stärke, welche erforderlich ist, das
Trennen von der Matrize ohne Verbiegen vorzunehmen. Solche
Platten werden dann wie gewöhnlich auf der Rückseite verzinnt,
indem man sie mit rauchender Salzsäure, worin etwas Zink
aufgelöst ist, bestreicht, dann erhitzt und das Zinn darauf gibt
und vertheilt. Durch Aufgießen von Zink oder
Schriftzeug muß denselben die Dicke gegeben werden, die man
braucht.
Um nichtmetallische Originale leitend zu machen, ist –
meiner Ansicht nach – das Bestreichen mit salpetersaurem
Silber allen andern Verfahrungsarten vorzuziehen. Selbst
Matrizen von großen, feinen und kostbaren Holzschnitten sind auf
diese Weise erzeugt worden. Sollte die Lösung von salpetersaurem
Silber nicht willig auf dem Original haften wollen, so kann man
derselben etwas aufgelösten arabischen Gummi beimengen. Es ist
räthlich, das Gas auf den Silberanstrich streichen zu lassen,
wenn derselbe noch feucht ist, wodurch sich diese Lösung
leichter reducirt oder metallisch wird.
Zum Ueberfluß habe ich noch die Zeichnung eines
Gasentwicklungsapparats in Fig.
38 beigegeben. Derselbe besteht aus einem Cylinderglas
mit gläsernem Boden, oben mit einem metallenen Deckel
verschlossen. In dem Deckel befindet sich eine enge Röhre, die
mit einer Pipe verschlossen ist; die Verlängerung dieser Röhre
ist von Kautschuk gefertigt; die Mündung dieses
Kautschuk-Schlauches besteht aus einer engen Glasröhre,
welche an denjenigen Theil gebracht wird, an dem man den
Anstrich von salpetersaurem Silber reduciren will.
a ist eine Glasglocke, welche unter
der Röhre des Deckels luftdicht angekittet ist; in derselben
hängt an einem Bleidraht die bleierne Schale b, in welche ein Stück Zink und
etwas Schwefeleisen gegeben wird; das letztere erhält man durch
das Glühen oder Schmelzen von Eisenspänen mit Schwefel. –
Bei geöffnetem Deckel wird eine verdünnte Schwefelsäure (etwa 1
: 10 oder noch weniger Säure) in das Gefäß gegossen, und zwar so
viel, daß diese Flüssigkeit, nachdem der Deckel mit der Glocke
und Schale auf und in das Gefäß gebracht ist, ungefähr die Höhe
von c einnimmt. Die Glasglocke
befindet sich also hier bei geschlossenem Hahn in dem Verhältniß
einer Taucherglocke. Sollte die verdünnte Schwefelsäure bei
geschlossenem Hahn innerhalb der Glocke über das Schälchen b gedrungen oder gestiegen seyn, so
müßte man den Bleidraht, woran dieses Schälchen hängt, etwas
kürzer machen. Hat nun die in der Glocke zusammengedrückte Luft
ungefähr in der Richtung d mit der
Flüssigkeit in der Richtung c das
Gleichgewicht gewonnen, so öffnet man den Hahn etwas und läßt so
lange Luft aus der Glocke entweichen, bis einige Flüssigkeit in
das Schälchen b gedrungen ist,
worauf man augenblicklich den Hahn schließt. Durch den
Zusammentritt der verdünnten Schwefelsäure und des in dem
Schälchen befindlichen Zinks und Schwefeleisens entwickelt sich
Schwefelwasserstoffgas in der Glocke, welches den Raum in
derselben anfüllt und die Flüssigkeit wieder niederdrückt.
Glaubt man eine hinlängliche Menge Gas entwickelt, so bringt man
die Kautschukröhre mit ihrer gläsernen Mündung e an den Silberanstrich, öffnet den
Hahn und läßt das Silber von dem durch den Hahn und das Rohr
entweichenden Gase bestreichen oder behauchen. Ist hiedurch die
Flüssigkeit in der Glocke zu hoch gestiegen, so schließt man den
Hahn, läßt neuerdings sich einiges Schwefelwasserstoffgas
entwickeln, und verfährt ebenso u.s.w. – Da dieses Gas
übel riecht und beinahe alle Metalle anlaufen macht, so soll man
diese Operation an einem Ort vornehmen, wo man davon keine
Unannehmlichkeit zu besorgen hat.
Ist man genöthigt, größere Mengen von Gas zu verwenden, so müßte
man ein zweites Behältniß besitzen, in welches nach und nach das
entwickelte Gas geleitet und angesammelt wird. Man kann auch
diese Operation unter einem Glassturz vornehmen, dessen Rand
– um ihn luftdicht zu verschließen – in einer mit
Wasser gefüllten Vertiefung (Nuth) sich befindet. Die mit Silber
bestrichenen Gegenstände werden unter den Glassturz gebracht, in
welchen sich auch die Röhre des Gasentwicklungs-Apparats
mündet. Bei einer solchen Vorrichtung kann man mit einer
geringen Menge Gas, welches in dem Sturz eingeschlossen ist und
daher nicht entweichen kann, viel ausrichten.
Fig. 39 ist ein großer Apparat für Galvanoplastik,
ungefähr nach der Angabe des Hrn. Werner in Petersburg. Das äußere Gefäß ist von starkem
Holz, innen mit ziemlich starken Bleiplatten ausgelegt und
verlöthet. Derlei Gefäße bewährten sich bisher als die
dauerhaftesten. Auf einem Gerüst von Holz a, a, a befindet sich eine Kupferplatte in
horizontaler Lage. Auf derselben liegen oder stehen diejenigen
Gegenstände, welche abgeformt werden sollen. – b, b, b sind drei starke Tafeln,
deren jede mit 35 runden Oeffnungen versehen ist. Dieselben
werden an Schlingen getragen von den Querhölzern c, c, c. In jeder dieser Oeffnungen
hängt ein gut glasirter Becher von Steingut, der unten als Boden
mit Pergament überzogen ist. In jedem Becher befindet sich eine
runde, amalgamirte Zinkplatte mit Leitungsdraht. Der Becher wird
wie gewöhnlich mit verdünnter Schwefelsäure versehen. Die
Leitungsdrähte von den 35 Bechern einer Tafel vereinigen sich in
einem großen kupfernen Reif oder Ring.
e, e, e sind die drei Reifen, welche
unter einander mit Leitungsstreifen verbunden sind. An sechs
Stellen ist die Leitung dieser 105 Zinkplatten mit der
Kupferplatte, worauf sich die abzuformenden Gegenstände
befinden, hergestellt. An einer dieser Stellen ist auf die
gewöhnliche Weise eine Magnetnadel eingeschaltet,
deren Abweichen jedoch nur den sechsten Theil der Wirkung des
ganzen Apparats angibt. – Gesättigte Lösung von
schwefelsaurem Kupfer ohne Säureüberschuß ist bei derlei
Apparaten nöthig. Längstens alle 48 Stunden muß der Apparat
auseinander genommen und gereiniget werden. Die Flüssigkeit wird
mit einer andern gesättigten und filtrirten Lösung von
schwefelsaurem Kupfer vertauscht. Die erstere kann jedoch mit
Kupfervitriolkrystallen wieder gesättigt, filtrirt und so
aufbewahrt werden, um wieder mit der zweiten verwechselt zu
werden u.s.w. – Mit einem solchen Apparat sind in der k.
k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien viele Platten erzeugt
worden, deren jede 5 Schuh lang, 2 1/2 Schuh breit ist und 70
bis 80 Pfd. Schwere besitzt (und zwar Wiener Maaß und
Gewicht).
Fig. 40 stellt einen Apparat vor, welcher sich in
ökonomischer Beziehung am vortheilhaftesten bewährt hat. a, a, a ist ein Kasten von Holz mit
Blei ausgefüttert; b, b, b ein
hölzernes Gestell in demselben, auf dem eine Kupferplatte mit
den abzuformenden Gegenständen sich befindet c, c. – d, d ein kleineres Gefäß von Holz,
mit einem Boden von Pergament; dasselbe hängt an den Querstangen
e, e. In demselben liegt die
amalgamirte Zinkplatte f (es ist
vortheilhaft, die Rückseiten der Zinkplatten, welche von dem
Original abgewendet sind, mit Wachs oder Harz u. dgl. zu
bestreichen). g¹ ist ein
Klotz von Schriftzeug mit dem Leitungsdraht. Bei g² begibt sich der andere
Leitungsstreifen von der Kupferplatte c,
c zu dem Quecksilbernapf h,
von da unter der Magnetnadel in den Quecksilbernapf i und endlich nach k. – Wir haben nun zwei Enden
des Leitungsdrahts k und l; beide endigen sich in mit
Quecksilber versehenen Vertiefungen, welche sich in den drei
hölzernen Querleisten m, m, m
befinden. Bei k ist mittelst eines
Hakens eine gewöhnliche Kupferplatte aufgehängt; bei l, l hängen zwei Platten mit
abzuformenden Gegenständen, welche unter sich wieder durch den
Draht n verbunden sind. A ist der sogenannte
Zersetzungstrog, gefüllt mit einer verdünnten Lösung von
schwefelsaurem Kupfer, die noch überdieß, um die
Leitungsfähigkeit zu vermehren, mit überschüssiger Schwefelsäure
versehen ist. Der eigentliche einfache Apparat B aber, der hier gleichsam als
Batterie oder Elektromotor verwendet wird, ist wie gewöhnlich
mit einer gesättigten Lösung von schwefelsaurem Kupfer gefüllt,
welche Lösung in gesättigtem Zustand erhalten wird durch das
allmähliche Auflösen von Kupfervitriolkrystallen, die sich in
Kästchen von durchlöcherten Bleifolien befinden. Auf diese Weise
können mittelst der Consumtion einer
Zinkplatte drei galvanoplastische
Platten zu gleicher Zeit gewonnen werden. Der in dem Apparat B erzeugte galvanische Strom
(Erregung) wird nämlich bei dessen Durchstreichen des
Zersetzungstrogs A dazu benützt, die
bei k befindliche Kupferplatte in
dem Maße aufzulösen, als derselbe galvanische Strom auf den
Originalplatten l, l festes
galvanoplastisches Kupfer niederschlägt. In dem Zersetzungstrog
A wird das galvanische Kupfer
aus Kupfer, in dem Apparat B aber
aus bereits aufgelöstem oder sich auflösendem Kupfervitriol
gewonnen.
Der oben unter Fig.
39 beschriebene große Apparat zu 72 und 40 Wiener Zoll
faßt 7 bis 8 Eimer schwefelsaure Kupferlösung, und wird zuweilen
– wenn kein großer Gegenstand vorhanden ist, der dessen
Räume in Anspruch nimmt – auch als gemeinschaftliches
Flüssigkeitsbehältniß für mehrere kleine Apparate verwendet,
indem letztere – je aus einem Plattenpaare mit Diaphragma
auf einem hölzernen Gestell bestehend – neben einander in
jenes große Behältniß gestellt werden. Oder es können einige
starke Drähte quer über das Gefäß gezogen werden, welche dann
mit Anoden und Kathoden behängt und mit einer im Verhältniß
stehenden Daniell'schen oder Smee'schen Batterie in Verbindung
gebracht werden. – Nebst den oben beschriebenen, mit Blei
belegten Gefäßen werden auch kleinere von Glas oder Porzellan
verwendet; auch die doppelt gebrannte harte Erdmasse, woraus die
Krüge verfertigt sind, in denen Schwefelsäure versendet und
aufbewahrt wird, wäre zu solchen Gefäßen sehr geeignet, wenn
sich derlei Fabriken zur Anfertigung derselben entschließen
könnten.
Bei der Ablagerung des Kupfers auf
Holzschnitten muß alle Sorgfalt aufgeboten werden, das
Holz vor dem Eindringen der Flüssigkeit zu schützen. Unten und
an den Rändern müssen daher dieselben mit Bleifolien gut
verwahrt und außerdem mit Wachs oder aufgelöstem Asphalt
bestrichen werden. Die Oberfläche derselben, welche mit
reducirtem Silber versehen ist, überzieht sich so schnell mit
galvanischem Kupfer, daß kein Eindringen der Flüssigkeit zu
besorgen ist.
Die Anwendung des Eisens statt Zink bietet den Vortheil eines
gleichförmigen Niederschlags; das Verfahren geht jedoch etwas
langsamer von statten. – Die Smee'sche Batterie (verplatinirtes Silber mit
amalgamirtem Zink in verdünnter Schwefelsäure ohne Diaphragma)
hat in der Galvanoplastik diejenigen Vortheile nicht bewährt,
die man sich von deren Anwendung versprach.
Beim Niederschlagen von galvanischem Kupfer auf eben solches
Material muß bekanntermaßen Vorsorge getroffen werden das
Zusammenwachsen zu verhindern; es geschieht durch das leichte
Versilbern, oder auch eben so gut durch
Bestreichen mit reinem Wachs unter Erwärmen der Platte, oder
auch wenn das Wachs in Schwefeläther aufgelöst ist; alles
überflüssige Wachs muß natürlich sorgfältig abgeputzt
werden.
Das galvanoplastische Laboratorium der k. k. Hof- und
Staatsdruckerei in Wien erzeugt mittelst des Galvanismus: 1)
blank polirte Platten zum Satiniren des Papiers oder der
gedruckten Arbeiten; 2) Matrizen oder Hohlformen, und zwar
größtentheils von solchen Gegenständen, deren Original in
Messing, Zeug oder Holz gravirt und von denen daher keine
Stahlstempel vorhanden sind; solche Matrizen dienen dann
entweder für den Gebrauch der Schriftgießerei, welche dieselben
zum Gießen und Klatschen benutzt, oder es wird in dieselben 3)
abermals ein Kupferniederschlag gemacht, der dann eine erhabene,
dem Original vollkommen ähnliche Copie gibt, die zum Abdrucken
in der Buchdruckerpresse verwendet wird und sich durch Schärfe
und Dauerhaftigkeit auszeichnet; hieher gehören ein großes
Sortiment von Adlern, Rastra, Jurten für Zollbolleten und
Cassenanweisungen u. dgl. 4) wird die Galvanoplastik –
wie oben beschrieben – als Stereotypie benützt; 5) dient
dieselbe zur Vermehrung guillochirter Unterdruckplatten,
gravirter Gegenstände zum Erhabendruck und zu Prägungen,
gestochener Landkarten u.s.w.; zuweilen auch zur Anfertigung
plastischer Gegenstände, Porträts u. dgl.
In neuester Zeit wurden mittelst dieses Verfahrens diejenigen
Schriften erzeugt, welche die Staatsdruckerei zum Druck der
Lehr- und Lesebücher für Blinde verwendet. Die obere
Fläche des Buchstabens ist Kupfer, der Kegel von
Schriftzeug.
Hr. Franz Theyer übte die
Galvanoplastik in Wien zuerst in größerem Maaßstab aus, und
erzeugte theils blank polirte und grundirte Platten zum Gebrauch
der Kupferstecher, theils auch Copien geschnittener und
radirter, oder in gemischter Manier gearbeiteter Platten.Hr. Franz Theyer in Wien war
der Erste welcher glatte Kupferplatten für Kupferstecher
bis 30 Zoll Breite und 21 Zoll Höhe auf
galvanoplastischem Wege erzeugte. A. d. R. Seine Anstalt ist nicht unbedeutend, und er mag schon
mehrere Hundert solcher Gegenstände erzeugt haben. Seit einigen
Jahren hat er sich auch der Galvanographie angenommen, und die
Anwendung derselben dadurch erleichtert, daß er von einer
mittelst Elektrotinte auf Papier entworfenen Zeichnung sogleich
eine galvanoplastische Copie zu machen im Stande ist.Er entwirft irgend eine Zeichnung mit Kreide, Feder oder
Tusch, oder mit allen zugleich, wenn es der eben
darzustellende Gegenstand erheischt; davon macht er eine
Copie auf Kupfer, und diese Platte gibt die getreuesten
Abdrücke der Zeichnung, wie sie aus des Künstlers Hand
kam. A. d. R. Er ist durch mehrere Medaillen und Auszeichnungen
belohnt worden.
Der General-Quartiermeister-Stab verwendet diese
Kunst, auf Veranlassung des Generals v. Skribanek, zur Vervielfältigung seiner in Kupfer
gestochenen Landkarten, und hat auf diese Weise beinahe
sämmtliche Specialkarten von Böhmen erzeugt. Dieß gelungene
Resultat wird sicher allmählich den ausgedehnteren Betrieb
derselben veranlassen.
Hauptmann v. Cronberg hat in neuester
Zeit ein Privilegium erhalten auf das Ueberziehen gläserner
Gefäße mit Kupfer zum wissenschaftlichen und Hausgebrauch.Ein Verfahren hiezu hat Hr. Dr. Mohr im
polytechn. Journal Bd. CIII S. 361 mitgetheilt. A. d.
R. Solche, von außen mit einer Schicht von Kupfer versehene
Gefäße oder Geschirre haben den bedeutenden Vortheil, daß durch
eben diesen metallischen Ueberzug die Wärme schneller und gleichmäßiger geleitet und daher das Zerspringen
solcher Glasgefäße verhindert wird. Der Chemiker oder Physiker
wird demnach in so überzogenen Glasgefäßen unmittelbar auf der
Lampe, ja selbst auf Kohlenfeuer abdampfen und kochen können,
ohne des Sandbads zu bedürfen. Ja der außerordentlichen
Reinlichkeit solcher Geschirre wegen werden dieselben in den
meisten Apotheken und besseren Haushaltungen verwendet werden
können, was nebstbei, wegen der sehr schnellen Wärmeleitung der
dünnen Metallschicht, Ersparung an Brennmaterial und Zeit
herbeiführt. Die so kostspieligen Gefäße von Platin zur
Erzeugung concentrirter Säuren werden dadurch entbehrlich
gemacht.
Die Galvanoplastik wird endlich überall, wo es darauf ankommt,
über gegebene oder vorhandene Cylinder, Schrauben u. dgl. genau
passende und schließende Hülsen zu erhalten, mit bedeutendem
Vortheil angewendet werden können, und wir können unsere
Verwunderung nicht unterdrücken, daß dieselbe noch nicht von
Mechanikern und Maschinenbauern in jenen Fällen verwendet wurde,
wo die Drehbank und der Hobel keine genügenden Resultate bieten.
Pretsch. (Meyer's Journal für die Buchdruckerkunst, 1847 Nr.
15.)