Titel: | Beschreibung eines Hebers zum Abziehen von Säuren etc. und einer neuen Anordnung des Woulf'schen Flaschenapparats; von Prof. Taupenot. |
Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. X., S. 40 |
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X.
Beschreibung eines Hebers zum
Abziehen von Säuren etc. und einer neuen Anordnung des Woulf'schen Flaschenapparats; von Prof.
Taupenot.
Aus den Annales de Chimie et de Physique, Dec. 1847, S.
503.
Mit Abbildungen auf Tab. I.
Taupenot's Heber zum Abziehen von Säuren etc.
und neuen Anordnung des Woulf'schen Flaschenapparats.
Heber. Wenn man eine Flüssigkeit wie
Salpetersäure, Salzsäure, Ammoniak etc. abziehen will, ist der
gewöhnliche Heber nicht anwendbar, wegen der gefährlichen
Ausdünstungen welche man beim Ansaugen derselben einathmen
würde. Bringt man aber an der Saugröhre vier Kugeln an, wie in
Fig.
25, so kann man mit dem Heber alle Arten von
Flüssigkeiten abziehen, indem man wie gewöhnlich verfährt. Die
erste Kugel a ist am Anfang der
Saugröhre angebracht. Diese Röhre setzt sich über dieser Kugel
auf eine Länge e, f fort, welche
etwas größer als der Durchmesser der zweiten Kugel b ist, biegt sich dann viermal
knieförmig um bei f, g, h, i, nimmt
ihre anfängliche Richtung wieder an und reicht wie gewöhnlich
bis zum oberen Ende des Schenkels l,
k hinauf. Die Kugeln b und
c haben ziemlich gleichen
Hohlraum und ihr Volum muß wenigstens anderthalbmal so viel
betragen als dasjenige des Wassers welches der Heber fassen
kann. Die Kugeln a und d sind etwa um die Hälfte kleiner
als die vorhergehenden.
Dieses Instrument wird auf folgende Weise angewandt. Man verfährt
wie wenn man ein Glas Wasser abziehen wollte und saugt stark
an. Wenn die Kugel c gefüllt ist,
nimmt man den Heber vom Glase weg und zieht den Pfropf aus der
Oeffnung l: das Wasser lauft dann
aus den Schenkeln aus und nur die Kugel b bleibt gefüllt. Der Heber ist nun vorgerichtet um
beliebig oft Flüssigkeiten aller Art abziehen zu können, indem
man sich desselben ganz so wie des gewöhnlichen Hebers dazu
bedient.
Das Spiel dieses Hebers ist leicht zu begreifen. Wenn man bei p ansaugt, steigt das Wasser der
Kugel b durch die Röhre h, i, r in c; die Luft der Schenkel nebst den Ausdünstungen der
abzuziehenden Flüssigkeit sammelt sich in der Kugel b, befindet sich also unter dem
Wasser, in der Kugel c, welches sie
verhindert zum Mund zu gelangen und der Heber kommt in
Thätigkeit.
Dem Auslaufen der Flüssigkeit wirkt anfangs die Ansaugung
entgegen, welche es bei o
hervorbringt; wenn aber einmal die Luft der Kugel b mitgerissen und folglich das
anfängliche Wasserniveau in dieser Kugel wieder hergestellt ist,
so findet bei o kein Ansaugen mehr
statt. Der Heber hat also noch den Vortheil, daß er der
Flüssigkeit keine Luft beimischt, daher man für denselben
Röhrendurchmesser einen voluminöseren Strahl erhält.
Es ist einleuchtend, daß sich dieser Heber eben so bequem wie der
gewöhnliche Heber zum Abziehen unschädlicher Flüssigkeiten
benutzen läßt und daß es in diesem Fall nicht nöthig ist, die
Kugel b vorher anzufüllen, wenn sie
leer seyn sollte. Während aber bei dem gewöhnlichen Heber die
Flüssigkeit fast immer bis zum Mund gelangt, verhindert dieß
hier die Kugel a.
Diese Kugel a hat auch den Zweck,
beim Abziehen einer schädlichen Flüssigkeit dieselbe
aufzunehmen, wenn sie in Folge der im Augenblick des Ansaugens
erlangten Geschwindigkeit in die Röhre aufzusteigen sucht durch
welche man ansaugt: sie vermischt sich daher nicht mit dem
Wasser der Kugel b.
Die Kugel d ist streng genommen
entbehrlich; sie soll bloß das Aufsteigen von Wasser aus der
Kugel b zum Mund verhüten, falls man
zu stark ansaugt.
Um die Kugel b zu entleeren, braucht
man nur den Heber umzukehren und stark durch die Oeffnung p zu blasen.
Wenn man den Heber aus Metall anfertigen will, so muß doch der
Theil i, r von Glas gemacht werden,
damit man den Wasserstand in der Kugel b absehen kann.
Woulfscher Apparat. Die gewöhnliche
Anordnung des Woulfschen Flaschenapparats hat mehrere Mängel.
Man muß sorgfältig lutiren oder muß befürchten alle
Leitungsröhren zu zerbrechen, wenn man die Korke so dicht
passend eintreiben will, daß sie ohne Kitt schließen. Ferner
können die Röhren wegen ihrer Starrheit bei dem geringsten Stoß
brechen oder Gas austreten lassen; endlich kann man die
Verbindungen nicht rasch herstellen oder aufheben. Wenn man aber
die jetzt gebräuchlichen, aus einem einzigen Stück bestehenden
Leitungsröhren durch drei verbundene Röhren, wie Fig.
26 zeigt, ersetzt, so hat man nach einer unbedeutenden
vorläufigen Arbeit den Vortheil, daß man den Apparat sehr
schnell zusammensetzen und auseinanderlegen kann, und dieser
Vortheil ist für eine Reihe vorzunehmender Operationen sehr
schätzbar. Man braucht dann keinen Kitt, dessen Anwendung
zeitraubend ist und welcher überdieß einem Druck von mehreren
Centimetern Quecksilber schwer widersteht.
Bei dem neuen Apparat ist jede gerade Röhre a, d, b, f oben mit ihrem Muff
(einer cylindrischen Hülse) c, d, e,
f versehen, welcher mittelst dicht passender Korke an
sie befestigt ist, und jede einzelne solche Röhre wird dann in
einem Hals der Flasche mittelst eines Pfropfs a oder b
befestigt. Es ist daher leicht zu bewerkstelligen, daß letztere
Pfropfe die Flaschenhälse selbst unter einem starken Druck genau
verschließen. Nachdem diese geraden Röhren in den Flaschenhälsen
angebracht sind, braucht man nur noch in ihre Muffe ein wenig
Quecksilber oder Salzwasser zu gießen, je nach den Gasen die man
zu entwickeln beabsichtigt, und die Uförmigen Röhren in die Muffe einzusetzen, wie h zeigt, um die Verbindungen
augenblicklich herzustellen.
Das Quecksilber oder Salzwasser ersetzt das Verkitten: es muß
also eine solche Höhe erhalten, daß es dem Druck in den Flaschen
widerstehen kann und danach muß man die Länge der Muffe r, f, c, d wählen.
Da bei einem so zusammengesetzten Apparat, Fig.
27, alle Stücke frei spielen, so hat man von den
Stößen nichts zu befürchten. Die Leichtigkeit, womit man die
Communicationen augenblicklich herstellen oder aufheben kann,
gestattet eine verfehlte Operation zu unterbrechen, oder eine
Flasche, deren Wasser gesättigt ist, zu wechseln, oder die
Materialien zur Gasentbindung rasch zu erneuern.
Beim Auseinandernehmen des Apparats wird man überdieß von den
entwickelten Gasarten gar nicht belästigt; nachdem man nämlich
die Uförmige Röhre beseitigt hat,
welche zwei gerade Röhren mit einander verband, deckt man
letztere sogleich mit einer kleinen Glasglocke zu, wie Fig. 28 zeigt.