Titel: | Ueber die chemische Natur des Stahls; von Professor Dr. Schafhäutl. |
Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. XLVI., S. 207 |
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XLVI.
Ueber die chemische Natur des Stahls; von
Professor Dr. Schafhäutl. Aus dem Artikel „Stahl“ in dem eben erschienenen 15ten Band von Prechtl's technologischer Encyklopädie. Hr.
Prof. Schafhäutl hat sich bekanntlich vorzugsweise
mit wissenschaftlichen Untersuchungen über den Stahl beschäftigt und Gelegenheit
gehabt sich mit dem Technischen der Stahlfabrication in England, Frankreich und
Deutschland vollkommen vertraut zu machen.A. d. R.
Schafhäutl, über die chemische Natur des Stahls.
Beschaffenheit und Bestandtheile des weißen
Roheisens.
Weißes Roheisen, das in einer dem Gelben sich nähernden Glühhitze mit dem Hammer
bearbeitet oder geschmiedet werden kann, heißt Stahl. Wir
müssen demnach zunächst die chemischen Eigenschaften des weißen Roheisens überhaupt
betrachten.
Es gibt von weißem Roheisen verschiedene Sorten, wovon die reinsten und besten
sind:
a) kleinluckiges (kleinlöcheriges),
b) großluckiges (großlöcheriges),
c) blumiges (strahliges),
d) blätteriges oder Spiegeleisen.
Keines von diesen läßt sich in irgend einem Hitzgrad gut schmieden, am allerwenigsten
d. Bei einiger Vorsicht jedoch kann a so ziemlich unter dem Hammer zum Stehen gebracht
werden.
Behandeln wir diese Eisensorten mit Säuren, welche auf die Metalle überhaupt mehr
oder weniger auflösend wirken, z.B. Salzsäure, so finden wir daß, während die
Salzsäure das Eisen anzugreifen und aufzulösen beginnt, sich eine Gasart entwickelt
von einem eigenthümlich stinkenden, in manchen Fällen oft an Steinöl erinnernden
Geruch, die übrigens brennbar ist, und bei dem Verbrennen Wasser- und Kohlensäure gibt.
Endlich hört die Säure zu wirken auf, und die Wirkung auf den Rückstand beginnt nicht
mehr, wenn man auch noch so viel frische Säure zugießt. Es bleibt eine schwarzbraune
stockige Masse zurück, die in freier Luft erhitzt zu glimmen anfängt, von selbst wie
Zunder fortbrennt, wieder unter Entwickelung von Kohlensäure und Stickgas, und ein
rothes Pulver zurückläßt. Digerirt man dieß mit Salzsäure, so zieht sie verbranntes
Eisen, nämlich Eisenoxyd aus, und zuletzt bleibt ein weißes Pulver zurück, das sich wie Kieselerde
verhält.
Wir sehen schon daraus, daß das weiße Roheisen kein reines Eisen ist, sondern neben
Eisen noch Kohle, Kiesel, Mangan und Stickstoff enthält.
Sehen wir zugleich auf die Quantität des kohligen Rückstandes, so finden wir, daß
dasjenige Roheisen, das sich am wenigsten widerspänstig unter dem Hammer verhält,
auch am wenigsten stinkendes Gas entwickelt und am wenigsten unaufgelösten Rückstand
läßt.
Wir können deßhalb wohl vermuthen, daß die fremden Beimengungen es seyen, welche die
Widerspänstigkeit des Roheisens unter dem Hammer veranlassen, und man erhält wohl
vollkommene Gewißheit, wenn man die Bestandtheile der verschiedenen Roheisensorten
in Bezug auf ihre Quantität vergleicht.
Die genaue chemische Analyse gibt uns die folgenden Data:
schmiedbares
kleinluckiges
großluckiges
blumiges
Spiegeleisen.
97,114
95,135
94,057
94,576
88,961 Eisen
2,171
3,182
4,258
3,721
5440
Kohle,
0,005
0,221
0,850
0,9975
4,003
Mangan,
0,182
0,533
0,084
0,1201
0,179
Kiesel,
0,532
0,927
0,749
0,5842
1,200
Stickstoff,
0,166
Kupfer,
0,166
Zinn.
Wir sehen aus diesen Resultaten ganz klar, daß das schmiedbare Roheisen die größte
Quantität metallischen Eisens, die geringste Quantität Kohle, nur eine Spur Mangan,
dagegen im Verhältniß zur Kohle sehr viel Kiesel habe; das ihm am nächsten stehende
sehr schwierig zu bearbeitende kleinluckige Eisen nach diesem die geringste
Quantität Kohle enthalte; daß überhaupt mit dem
wachsenden Kohlengehalt auch die Schmelzbarkeit des Roheisens zunehme, die ein
Hämmern desselben im rothglühenden Zustande ganz unthunlich macht.
Wir werden ferner sehen, daß der eigentliche feinste Huntsmanstahl oder silver-steel eine noch geringere Quantität Kohle,
dagegen eine viel größere Quantität Eisen und Kiesel besitze, nebst Kupfer und
Arsenik; daß endlich das Stabeisen die allergrößte
Quantität Eisen und die geringste Quantität
Kohle enthalte.
Um demnach Stabeisen in Stahl zu verwandeln, dürfte man ihm nur ein geringes Kohlenquantum mittheilen; im entgegengesetzten
Fall, um nicht hämmerbares weißes Roheisen in hämmerbares oder in Stahl zu
verwandeln, dürfte man ihm nur eine entsprechende Quantität
Kohle entziehen.
Dieß sind auch in der That die zwei Wege, die man im Großen einschlägt, um Stabeisen und unhämmerbares
Roheisen in Stahl zu verwandeln.
Diese Betrachtungsweise wäre für den Theoretiker hinreichend; die Praxis hat jedoch
noch viele andere Umstände dabei zu berücksichtigen.
Wenn wir die obigen Analysen durchgehen, so finden wir, daß die Roheisensorten noch
neben Eisen und Kohle auch andere Metalle oder Metalloide enthalten, worunter
Kiesel, Mangan und Stickstoff allgemein sind.
Kupfer hingegen und Arsenik sind nur in einigen, namentlich den im Norden erzeugten Roheisen und Stahlsorten vorfindig. Die
Erfahrung lehrt, daß beinahe jede dieser Beimengungen die Natur des Eisens in Bezug
auf gewisse Qualitäten bedingt oder ändert.
Selbst das beste schwedische Dannemora-Eisen ist
durchaus nicht als reinstes Eisen zu betrachten, ja es enthält viel mehr Kohle, als andere gute
Eisensorten. – Reines Stabeisen, das nicht mehr als ein Drittel
Procent Kohle enthält, kann in keiner Hitze unserer Oefen
geschmolzen werden.
Man findet zwar in allen Lehrbüchern der Chemie Methoden angegeben, wie man reines
Eisen durch Schmelzen im Sefström'schen Gebläseofen
erhalten könne, und die Vorschriften gelingen auch bei nur einiger Vorsicht; das
Eisen schmilzt nämlich und entwickelt mit Säuren kein stinkendes Wasserstoffgas.
Allein analysirt man das erhaltene geschmolzene Eisen, so finden wir, daß es nun
über ein Procent Kohle enthält, also sich zuerst in der
heftigen Hitze des Sefström'schen Ofens mit Kohle
verbunden habe und dann erst geschmolzen sey. Also die Kohle ertheilt dem Eisen die
Eigenschaft, in unseren Feuern im Großen flüssig zu werden, so daß es gegossen
werden kann. Je nachdem der Tiegel mehr oder weniger porös ist, und je nachdem seine
innere Fläche mehr oder weniger verglaset ist, dringt mehr oder weniger Kohle durch
den Tiegel.
Schon Rinmann hat bewiesen, daß das Eisen, von Kohlen oder
auch nur Flammen umgeben, immer Kohle absorbire, es mag in Thongefäßen
eingeschlossen seyn, in welche man will. Nur ein hermetisch versiegeltes Glasgefäß
macht hievon eine Ausnahme.
Schmilzt man also Stabeisen, von Kieselsäure so frei als möglich, mit reiner Kohle
aus Zucker bereitet zusammen, und trägt Sorge, daß das Ganze rasch schmilzt und,
noch flüssig, sogleich ausgegossen wird: so erhält man eine im Bruche ziemlich gut
aussehende stahlähnliche Masse, die sich äußerst weich und zähe schmiedet, aber
durch Ablöschen nicht im
geringsten härter geworden ist. Läßt man den Stahl länger im Flusse als nöthig, so
nimmt er immer mehr und mehr die Eigenschaft an, durch Ablöschen im Wasser hart zu werden. Untersucht man ihn dann chemisch,
so findet man, daß er in eben dem Verhältnisse, als er die Eigenschaft, sich im
Wasser Härten zu lassen, erhalten, auch Kohle und Kiesel
aus dem Schmelztiegel in seine Mischung aufgenommen hat. Es ist demnach eine gewisse
Quantität Kiesel zu gutem Stahl gleichfalls nöthig.
Bringt man jedoch mehr Kohle in den Schmelztiegel als zwei Procente, so erhält das
Product die Natur des Roheisens; es zeigt Neigung, schon in der Kirschrothhitze
unter dem Hammer zu zerfallen, und läßt sich also nicht gut schmieden. Schmilzt man
dagegen eine gewisse Quantität Kupfer oder Arsenik mit dem Kohleneisen zusammen, so
ertheilen diese dem erhaltenen Product gleichfalls die Eigenschaft, in der
Kirschrothhitze unter dem Hammer in Stücke zu zerfallen, d.h. rothbrüchig zu seyn, und eben dasselbe thut auch eine große Quantität Kiesel. Verändert man jedoch das verhältnißmäßige Quantum
von Kiesel, Arsenik und Kupfer in unserem Schmelzproducte, so kommen wir endlich auf
einen Punkt, wo sich das Kohlenstoffeisen, trotz der Beimengung von Arsenik, Kupfer
und Kiesel, noch gut in einer Kirsch- oder Hellrothhitze schmieden läßt, aber
zugleich ein äußerst feines, gleichförmiges Korn, verbunden mit einer großen
Festigkeit, annimmt, die es für gewisse Zwecke, namentlich für schneidende
Werkzeuge, überaus tauglich macht.
Schmelzen wir dagegen Phosphor mit Eisen und Kohle zusammen, so erhalten wir ein
Gemenge, das sich auf dem Bruche durch sein glänzend weißes deutliches Korn sogleich
von der vorhergehenden Sorte unterscheidet, eine große Dichte besitzt, eine sehr
hohe Politur annimmt, und sich nur sehr schwer zerschlagen läßt, wenn es aber einmal
der Gewalt des Hammers weicht, in Stücke zerspringt, ohne nur einen Eindruck vom
Hammer anzunehmen. Reduciren wir die Quantität des Phosphors immer mehr, so erhalten
wir zuletzt einen Stahl, der sich durch Festigkeit wohl vor allen übrigen Stahlarten
auszeichnet, dem arsenikhaltigen Stahle jedoch an Feinheit des Korns nachsteht.
Man findet in vielen, vorzüglich ostindischen Stahlen auch andere Metalle,
namentlich: Chrom, Nickel, Wolfram, Silber, Platin, Iridium und Rhodium; die dem
Stahl selbst Eigenschaften mittheilen, welche mit dem durch die oben genannten
Metalle demselben ertheilten gewissermaßen übereinstimmen.
Die indischen natürlichen Stahle enthalten nach De Luynes
alle Nickel oder Wolfram.
Stahl mit ein bis zwei Procent Rhodium gibt nach Faraday
eine Verbindung, die viel härter als das beste Wooz werden soll. Es war schon eine
seit lange bekannte Thatsache, daß Silber, mit Stahl verbunden, ein Gemische gibt,
das selbst die besten übrigen gehärteten Stahle angreift.
Beim Umschmelzen von Silberfeilspänen der Silberarbeiter, die immer mit Stahlfeile
vermengt sind, erhält man, wenn diese Feilspäne nicht sorgfältig mittelst des
Magnets entfernt wurden, immer ein Stahlkügelchen auf dem Boden des Schmelztiegels,
das härter als jeder andere Stahl ist. Auf diesen Umstand ist schon oft aufmerksam
gemacht worden, aber wie dieß bei Gelehrten oft der Fall ist, niemand nahm Notiz von
der Sache, bis endlich Faraday den Versuch neuerdings
wiederholte. Er machte jedoch die Erfahrung, daß das Silber 1/500 (an Gewicht) des
Stahles nicht übersteigen dürfe, wenn es mit dem Stahl verbunden bleiben soll. Schon
bei 1/400 ist der Stahl größtentheils nur ein Gemenge von
Stahl und Silberkügelchen, welches Gemenge wegen der elektrischen Wirkung der zwei
verschiedenartigen Metalle in Berührung, sehr schnell an der Luft rostet. Wird die
Quantität Silber noch größer, so trennt sich der größte Theil des Silbers während
des Erkaltens vom Stahl (wie das Zinn vom Kupfer in den Gußköpfen der Kanonen) und
Silberkugeln erscheinen da an allen Seiten. Vermittelst Schwefelsäure oder Salzsäure
kann man das Eisen trennen, und die Silberfäden bleiben dann wie eingewirkt in der
Oberfläche zurück.
Wir haben gesehen daß alle Stahle in der Hauptsache aus Kohle und Eisen, mit geringen
Quantitäten anderer Metalle verbunden, bestehen, und wir müssen uns daher den
Kohlenstoff unter allen im Stahl enthaltenen Metallen verhältnißmäßig vertheilt
denken, so daß wir z.B. im oben angeführten Gußstahl ein Gemenge von
Kohlenstoff-Eisen, Kohlenstoff-Kiesel, Kohlenstoff-Kupfer und
Kohlenstoff-Arsenik besitzen. Dadurch unterscheidet er sich auch wie
ungehämmertes weißes Roheisen vom grauen Roheisen des Gargangs, in welchem Kieseleisen und Alumineisen die
charakteristischen Bestandtheile sind.Vergleiche meine Abhandlung: On the combinations of
carbon with silicon of iron etc. im London
and Edinburgh philosph. Magazine, 1839–40. Bd. 15 und 16;
übersetzt in Erdmann's Journal für prakt. Chemie,
17. Bd., S. 139, und 20. Bd.
Neue Ansicht über die Stahlbildung und Beweise
dafür.
Der Schmelzpunkt jedes dieser Carburete liegt in einem anderen Grad der
Thermometer-Scala; daher ist jede Stahlmasse, die wir durch das
Zusammenschmelzen dieser verschiedenen Carburete erhalten, mehr ein Gemenge, als ein
Gemische. Jedes dieser einzelnen Carburete besitzt einen verschiedenen Grad der
Härte und Auflöslichkeit in Säuren, was sich am schönsten kund gibt, wenn man ein
solch' zusammengeschmolzenes Gemenge mit Salpetersäure bestreicht. Die
hervorragendsten oder Haupt-Carburete nehmen in der Masse verschiedene
Stellen ein, die sich auch wegen ihrer verschiedenen Zusammensetzung und
Auflöslichkeit durch ein krystallinisches Gefüge, durch verschiedene Töne oder
Schattirungen kund geben, wie man dieß an der Oberfläche eines mit Säure behandelten
Stückchen Wootz oder indischen Stahles sieht.
Wird ein solches Stückchen auf gewöhnliche Weise ausgeschmiedet, so ziehen sich diese
harten und weichen neben einander liegenden Carburete in die Länge, in welcher harte
und weiche Fasern neben einander liegen. Da man, wenn man einen solchen Stab zu
einer Klinge verarbeiten wollte, oft zur Schneide ganz weiche Fasern bekommen würde,
so war man genöthigt, die Stange nach den verschiedensten Richtungen um ihre eigene
Achse zu winden, zu drehen und zu schmieden, so daß die verschiedenartigen Fäden mit
einander gemengt wurden. Dadurch entstanden nun diese mannichfaltigen wunderschönen
krausen Zeichnungen auf den orientalischen Säbelklingen, die man Damast, indisch Joar oder Giohar, und die Klingen selbst damascenirt genannt hat,
weil sie zuerst aus Damascus in Syrien zu uns gebracht wurden.
Diese Klingen, welche, da ihr Material viel kohlenhaltiger als unser Stahl ist, schon
deßhalb viel härter, aber auch fester als alle die unseren sind, haben seit
undenklichen Zeiten eine beinahe fabelhafte Berühmtheit im Oriente erlangt, welche
sich umsomehr erhielt, als die Kunst, solche Klingen zu erzeugen, gegenwärtig im
Orient verloren gegangen ist.
Wie oft man auch diesen Stahl umschmelzt, die verschiedenartigen Carburete werden
sich nach dem Erkalten immer wieder durch Säure sichtbar machen lassen. Da es hiebei
bloß auf eine Vermengung von zwei verschiedenartigen Carbureten ankommt, so bildet
sich auch bei Gegenwart bloß eines der obigen
Metall-Carburete (das Gemeinste ist das Kiesel-Carburet oder der
Kohlenstoff-Kiesel) ein Doppel-Carburet, wenn man überhaupt Eisen mit
einer großen Quantität kieselhaltiger Kohle zusammenschmilzt. Indessen wird auch
nebenbei Kiesel aus der Schmelztiegelmasse aufgenommen, wenn der Kiesel in der Kohle
mangelt.
Da sich auf diese Weise immer Carburete bilden, welche sich durch verschiedene
Schmelz- und Erstarrungspunkte auszeichnen, so werden sie sich immer so viel
als möglich von einander trennen, sobald die geschmolzene Verbindung zu erstarren
anfängt.
Geschieht die Abkühlung nicht zu schnell, so haben die bloß unter einander gemengten
Verbindungen Zeit, sich in kleinere oder größere Massen zu gruppiren, wie dieß bei
allen Legirungen beobachtet werden kann, und dieser Umstand ist hinreichend, einen
sehr deutlichen und großartigen Damast hervorzubringen, wie ihn neuerdings Breant hergestellt hat. Es ist indessen nicht richtig,
wenn Breant meint, der gewöhnliche Stahl sey eine
einfache Verbindung von Kohle und Eisen, und erst dann, wenn man mehr Kohle mit
dieser Verbindung zusammenschmelze, entstehe eine zweite Kohlenstoffverbindung und
dadurch Damascener Stahl.
Die Kohlenstoffverbindung im Damascener Stahl hat immer als Basis ein anderes vom
Eisen verschiedenes Metall, denn auch bei Stahl, der weniger Kohle enthält als
gewöhnlich harter Gußstahl, bilden sich, Breant's Meinung
entgegen, sehr leicht damascenirende Verbindungen. Ich schmolz z.B. in einem Sheffield'schen Gußstahlofen 10 Pfd. Eisen in Stücken,
mit 8 Unzen Zucker zusammen, als der Tiegel in völliger Weißgluth war. Es wurden
zuerst in 3 bis 4 Quadratzoll haltende Theile zerschnittenes Stabeisen
hineingebracht, und hierauf der Zucker in Papier gewickelt, während ein Arbeiter den
Deckel mit der Zange bereit hielt, um den Tiegel sogleich zu bedecken.
Nach drei Stunden war die Masse geschmolzen. Sie wurde in einen gewöhnlichen
parallelepipedischen Einguß gegossen. Beim Schmieden zeigte sich das Eisen weich wie
Blei, härtete aber durchaus nicht. Nachdem die Dosis Zucker aufs Dreifache
gesteigert worden war, erhielten wir einen krystallinischen König.
Hierauf wurde dieselbe Quantität Eisen mit 8 Unzen Zucker und 2,6 Drachmen geglühtem
Kienruß geschmolzen.
Die Masse kam zur selben Zeit in Fluß, und wurde in die parallel-epipedische
Form gegossen, die gewöhnlich dazu bestimmt ist, den geschmolzenen Gußstahl
aufzunehmen. Der erstarrte Einguß, unter dem Hammer ausgeschmiedet, härtete aber nur
bis zum 1/3 Theil des Radius des Stabes; das Innere, der Kern nämlich, war weich,
gleich dem besten
Tabergeisen – viel weicher und zäher, als das ursprünglich englische Eisen
sich verhält.
Wurde die Quantität geglühten Kienrußes vermehrt, so wuchs auch die Dicke der
stählernen Rinde, bis endlich bei 4 1/2 Quentchen Kienruß die ganze Masse in Stahl
verwandelt wurde.
Auch das beste schwedische Eisen, das im Cementirofen
behandelt den allerbesten Stahl gab, fand sich nach dem
Schmelzen mit Kohle im Stahltiegel immer aus Theilen zusammengesetzt, die sehr guter
Stahl waren und andere, die nicht gut härten wollten.
Die Ursache ist wohl einleuchtend. Schwedisches Eisen, im Cementofen bloß erweichend,
aber nicht schmelzend, nimmt zuerst aus der dasselbe umgebenden Kohle bloß reinen
Kohlenstoff auf (und dieß ist als eigentlicher Charakter der Cementation wohl im
Auge zu behalten), während beim Zusammenschmelzen des Eisens mit Kohle sich zuerst
das Eisen durch den Cementationsproceß mit reiner Kohle verbindet, wobei die
aschenhaltige Kohle zurückbleibt, welche mit dem weißglühenden Tiegel in Berührung
noch mehr Kiesel aufnimmt, beinahe in demselben Augenblick, wo sie sich als eine
eigenthümliche Kiesel-Legirung mit dem Eisen verbindet, welches durch den
reinen Kohlenstoff in Fluß gerathen ist.
Diese Kiesel-Kohlenverbindung ist es, welche sich mit dem geschmolzenen
Kohleneisen mengt, und sich immer wieder mehr oder weniger ausscheidet, je nachdem
die Masse langsam oder schneller erstarrt. Sie ist es, welche mit jenen silberweißen
Zeichnungen den Damascener Stahl durchwirkt, wenn seine Oberfläche mit Säuren
behandelt wird.
Noch verwickeltere Verbindungen erzeugen sich, wenn Eisen in großen Stücken mit Kohle
zusammengeschmolzen wird.
Der gewöhnlichen Theorie gemäß sollte man glauben, die Kohle würde sich da, wo sie
das weißglühende Eisen berührt, mit dem Eisen verbinden, dasselbe in Fluß bringen,
dieses fließende Eisen das übrige noch nicht im Flusse sich befindende gleichfalls
flüssig machen, bis man zuletzt, vorzüglich wenn man mit einem Stabe umrührt, eine
völlig gleichförmige Masse erhalten hätte.
Allein dem ist nicht so. – Dasjenige Eisen, welches mit der Kohle in
unmittelbare Berührung kommt, erzeugt unsere eben beschriebene Verbindung und gibt,
wenn sie mit weniger kohlenhaltigem Eisen in Berührung kommt, diesem nur einen
gewissen Theil Kohle ab, während es den Kiesel zurückbehält.
Eine definitive Verbindung, in welcher die Kohle sich vermindert hat, Eisen und
Kiesel sich aber in eben dem Verhältnisse vermehrt haben, bleibt immer unzersetzt, und
findet sich entweder, wenn das flüssige Eisen im Tiegel nicht Kohle genug hat, als
Klumpen auf dem Boden des Schmelztiegels, oder es scheidet sich immer in derselben
Verbindung wiederum während des Erkaltens ab. Diese Abscheidung geschieht desto
leichter und vollkommener, je flüssiger die eine Kohlenverbindung ist, welche die
andere aufgelöst oder vielmehr bloß eingemengt enthält, und je langsamer sie
erkaltet: so daß es bei einem sehr ungleichen Flüssigkeitsverhältnisse schwer ist,
auch bei der schnellsten Abkühlung die Trennung beider Verbindungen von einander zu
verhüten, wie wir oben an einem Beispiele gesehen haben, wo der mittlere Theil eines
Stahlprisma immer von der leichtflüssigsten Eisenmasse, die Außenseite hingegen von
dem eigentlichen Stahl eingenommen wurde.
Wächst die Zähflüssigkeit der einen Verbindung durch Beimengung verschiedener
fremdartiger Carburete, so kann man den Tiegel, in welchem die Mengung geschmolzen
wurde, von der Weißglühhitze langsam bis zum Hellrothglühen erkalten lassen, ohne
daß sich die Carburete vollständig von einander trennen – ein Umstand, durch
den schon in den allerältesten Zeiten die Hervorbringung des Kohlendamastes von
selbst veranlaßt werden mußte, weil ohne diesen Damast die aus solchem Stahl
geschmiedeten Klingen nicht zu brauchen gewesen wären.
Die eben ausgesprochene Bildung verschieden zusammengesetzter Carburete ist die
Ursache, daß Stahl durch unmittelbares Zusammenschmelzen in Tiegeln erzeugt, nie
eine solche gleichförmige Flüssigkeit erlangt, als Cementstahl aus bestem
Dannemora-Eisen, welches während der Cementation bloß erweichend, Kohlenstoff
allein aus der Kohle aufnimmt, von der es umgeben ist, und den Kiesel und das Alkali
zurückläßt; ja ein nur einigermaßen geübter Stahlschmelzer wird aus der Art des
Flusses verschiedener Stahlsorten sogleich erkennen, ob er künstlich
zusammengesetzten Stahl oder Cementstahl im Tiegel habe.
Bringt man jedoch durch hinreichenden Kohlenzusatz eine solche künstliche Stahlmasse
in vollen Fluß, so wird sie wegen des überwiegenden Kohlenquantums so schwer im
Feuer zu bearbeiten oder zu schmieden seyn, daß sie wegen ihrer nicht lohnenden
schwierigen Bearbeitung im Großen fürs praktische Leben nicht mehr wohl brauchbar
wird. Der Weg der Cementation ist also, Erfahrungen eines haben Jahrhunderts gemäß,
der einzige lohnende für die Stahlfabrication im Großen.
Einen weiteren Beweis von dem Nebeneinanderliegen verschiedener Carburete gibt die
Behandlung auch des gleichförmigsten Stahls mit Säuren.
Ich nahm z.B. einen Theil der abgebrochenen Schneide eines in Rodgers Stahlfabrik zu Sheffield in England geschmiedeten und gehärteten
Rasirmessers, und brachte ihn in ziemlich concentrirte Salzsäure. Er wurde nach
mehreren Tagen herausgenommen, und fand sich sehr ungleichförmig angegriffen, mit
den mannichfaltigsten Gruben und Höckern bedeckt. Das wohlgewaschene und getrocknete
Stückchen wurde nun im Diamantenmörser in kleine Theile zerbrochen. Die erhaltenen
kleinen Theilchen richteten sich in ihrer Größe ziemlich nach der Form der Gruben,
und bestanden zum Theil aus verschiedenen pulverisirbaren, zum Theil aus weichen Körnern, die sich wie Eisen unter dem Hammer zu
Blättchen ausdehnen ließen. Von der richtigen Zusammensetzung hauptsächlich dieser
zwei Hauptcarburete hängt die eigentlich gute Beschaffenheit des Stahls ab, und
diese beiden Carburete können durch unmittelbare Zusammensetzung des Stahls aus
Stabeisen und Kohle dann erhalten werden, wenn das
Stabeisen selbst schon zuvor von gehöriger Beschaffenheit ist.
Schmilzt man nämlich gewöhnliches Stabeisen mit reiner Kohle zusammen, oder läßt man
Kohle in der Weißglühhitze von diesem Stabeisen selbst absorbiren, ohne daß der
erzeugte Stahl in Fluß geräth, also durch eine Operation, die man Cementation nennt: so kann man zwar eine gleiche
Quantität Kohle mit einer verhältnißmäßigen Quantität Eisen von allen
Stabeisensorten verbinden, aber diese gewöhnlichen Eisensorten nehmen bei gleichem
Kohlengehalt etwas andere Eigenschaften an, als bestes Stahleisen, z.B. von
Dannemora.
Schon der Bruch des cementirten gewöhnlichen Eisens verräth eine gewisse Mattheit und
zeigt einen Stich ins Bläuliche, den man an keinem guten
Cement- oder Gußstahl bemerkt. Wird ferner z.B. schwedisches
Dannemora-Eisen nach seiner Verwandlung in Stahl bei einem Gehalt von 3/4
Proc. Kohle zu Stahl der härtesten Sorte, der sich noch sehr gut unter dem Hammer
bearbeiten und in die feinsten Stäbe ausrecken läßt, so wird gewöhnliches Stabeisen
mit demselben Kohlengehalt und bei gleicher Härte nicht mehr unter demselben Hammer
zu bearbeiten seyn, ohne in Stücke zu zerfallen oder wenigstens so viele Kantenrisse
zu bekommen, daß ein reiner Stab daraus nicht zu erhalten ist. Die Kohle scheint mit
diesem Eisen viel lockerer verbunden zu seyn, als mit dem schwedischen, und selbst
mit diesem viel lockerer, als mit dem Eisen des Stahls, der unmittelbar aus dem
Roheisen durch Entziehung von Kohlenstoff bereitet wird. Der letztere läßt sich am
öftesten in der Schweißhitze behandeln, ohne seinen Kohlenstoff zu verlieren. Ferner
wird derselbe Stahl bei gleicher Härte dennoch nicht dieselbe Festigkeit besitzen,
und entweder schon während des Härtens Risse bekommen, oder die Schneide eines
daraus geschmiedeten Rasirmessers schon beim Schleifen, oder wenigstens beim
Gebrauch ausbrechen.
Ich habe bis jetzt, trotz meinen vielfach abgeänderten mannichfaltigen Versuchen,
kein Mittel finden können, welches der Kohle zugesetzt, die Eigenschaften des auf
diese Weise erzeugten Stahls hätte verbessern können.
Der durch Cementation oder durch unmittelbares Zusammenschmelzen erzeugte Stahl
erhält seine Eigenschaften bloß von der eigenthümlichen
Beschaffenheit des dazu verwendeten Stabeisens. Das zur Cementation
brauchbare Stabeisen von Dannemora erster Sorte mit dem
Zeichen (L), bei den englischen Arbeitern Hoop L genannt, zu breiten Stangen unter dem Hammer
ausgeschmiedet, ist in der Regel brüchig, wie Stahl, und besitzt einen eigenthümlich
saftig-körnigen Glanz auf dem Bruche, wenn eine solche Stange eingehauen und
dann wie Stahl auf einem Amboß rasch abgeschlagen wird.
Bei dem schwedischen Stahleisen zweiter Sorte, nach der aufgeschlagenen Zeichnung oo in England double
bullets genannt, ist dieser körnige Bruch durchaus der vorherrschende, und
nur bei dem Eisen erster Sorte wechseln die kurzbrechenden körnigen Stellen mit
Stücken blättrigen Gefüges. Auch diese Blätter haben
einen eigenthümlichen saftigen, doch dabei etwas matten Glanz, und ein etwas
zähbleiartiges Ansehen.
Seine Dichtigkeit ist 7,81, also größer, als die des gewöhnlichen Stabeisens.
Uebergießt man Feilspäne von schwedischem Dannemora-Eisen, und Feilspäne von
Stabeisen aus Thoneisensteinen erblasen und im Puddling-Ofen verfrischt, mit
mäßig verdünnter Chlorwasserstoffsäure, so ist der Angriff der Säure auf das durch
Puddlingfrischen erhaltene Eisen viel rascher, als auf
das Dannemora-Eisen. Es scheiden sich beim Puddeleisen während der Auflösung
oft ziemlich große schwarze, in der Flüssigkeit schwimmende Flocken ab, und nach
vollendeter Auflösung sind die Späne größtentheils oder ganz verschwunden, während
beim schwedischen Eisen eine Kohlenkiesel-Eisenverbindung ganz in Form der
Späne auf dem Boden zurückbleibt. Will, man beim gewöhnlichen Eisen dieselbe
Erscheinung hervorbringen, so muß man die Säure viel mehr verdünnen, und beim
schwedischen Eisen die Salzsäure so concentrirt als möglich nehmen, wenn wir den
Rückstand nach der Auflösung vermindern und die stockigen Erscheinungen in der
Flüssigkeit hervorrufen wollen.
Der Rückstand selbst gesammelt, nimmt an der Luft eine dunkelbraune Farbe an, und
übergießt man ihn mit kaustischem concentrirten Ammoniak, so entwickelt sich kein
Wasserstoffgas; ein Beweis, daß sich nichts im Stabeisen befunden, was an das graue
Gußeisen erinnerte, also kein Alumin u. dergl., wie ich in meiner Abhandlung über
Eisen und Stahl dargethan.London and Edinburgh
Philosophical-Magazine, 1839, Vol. 15 and 16. – Erdmann's Journal für praktische Chemie, Bd. 17,
S. 139 und Bd. 10.
Der Rückstand jedoch geglüht, färbt sich unter Entwicklung von Kohlensäure,
Kohlenoxydgas und Stickgas roth vom oxydirten Eisen. Zieht man dieß mit Salzsäure
aus, glüht es wieder, und wiederholt die Operation des Ausziehens mit Salzsäure, so
bleibt nichts als weiße Kieselerde zurück, kein Graphit, oder wie man dieß nannte,
freier ungebundener Kohlenstoff, den man neulich auch darin gefunden haben wollte.
Schon seine größere Dichtigkeit läßt uns vermuthen, daß dieß Eisen den chemischen
Auflösungsmitteln besser widerstehen wird, als das lockere englische Eisen, aus
Thoneisensteinen erblasen. Bestimmen wir jedoch noch überdieß seine chemischen
Bestandtheile quantitativ, so finden wir auch eine von dem englischen Eisen
abweichende chemische Zusammensetzung.Es
existiren so viel mir bekannt, gegenwärtig bloß drei Analysen des
schwedischen Dannemora-Eisens; die eine von Gay-Lussac und Wilson
(eigentlich bloß von Wilson), die andere von Thomson, und die dritte im Laboratorium des
Bergwerks-Departements zu Berlin gemacht. Bei allen diesen Analysen
ist der Kohlengehalt viel zu gering angegeben, denn es gehört sehr viel
Uebung dazu, auch mittelst chromsauren Bleioxyds und chlorsauren Kalis das
Eisen vollständig zu verbrennen, wenn es nicht in das feinste Pulver
verwandelt ist. Ich habe mehr als sechzig sehr nahe übereinstimmende
Analysen der Dannemora-Eisensorten gemacht, man kann deßhalb auf die
oben angegebenen Resultate wohl vertrauen.
Englisches
Eisen (aus Süd-Wales)
SchwedischesDannemora-Eisen:
98,904
98,775
Eisen.
0,411
0,843
Kohle.
0,084
0,118
Kiesel.
0,043
0,054
Mangan.
0,000
0,068
Kupfer.
0,000
0,017
Arsenik.
0,401
0,000
Phosphor.
––––––––
–––––––––––––––––
99,843
99,875
Eisen, das als erste Sorte mit dem Zeichen (L) in den
Handel kommt, enthält zwar in verschiedenen Stellen einer und derselben Stange, je
nachdem sie blätterig oder körnig bricht, verschiedene Mengen Kohlenstoff; allein nie habe ich den
Kohlengehalt unter 0,5 gefunden, ja Stücke dieses Eisens geben ohne alle weitere
Behandlung oft hinreichend guten Stahl.
Wir lernen aus dieser Zusammensetzung, daß das schwedische Eisen mehr Kohle enthalte,
als das weichste Schmiedeisen.
Außer diesen, allen Eisenarten gemeinsamen Bestandtheilen, finden wir noch Arsenik, der gleichfalls für die Qualität des Stahls
nicht ohne Wichtigkeit ist.
Vergleichen wir nun die Zusammensetzung des durch Cementation verwandelten
Stabeisens:
Eisen
98,018
Kohle
1,713
Kiesel
0,122
Mangan
0,023
Kupfer
0,067
Arsenik
0,008
––––––
99,951.
Das Stabeisen hatte also durch starke Cementation nur noch einmal so viel Kohlenstoff
aufgenommen, als es ursprünglich enthielt, und deßhalb wäre die neu erzeugte
Kohlenverbindung nicht einmal noch so groß, als die schon früher enthaltene. Wir
sehen demnach daraus klar daß, um guten Stahl durch Cementation zu erhalten, das
Eisen schon von vorne herein eine Kohlenstoffverbindung von bestimmter
Zusammensetzung enthalten müsse, was noch überdieß dadurch bewiesen wird, daß wenn
dasselbe Eisen durch eine andere, als durch die Wallonen-Frischmethode
verfrischt wird, so daß also durch das länger fortgesetzte Frischen ein Theil dieser
bestimmten Kohlenstoff-Verbindung zerstört wird, das Eisen zur Cementation
nicht brauchbarer ist, als jedes andere nicht allzu schlechte Eisen. Deßhalb wird
auch das zur Cementation bestimmte Eisen aus den Dannemora-Eisengruben nur
nach dieser alten rasch arbeitenden Wallonen-Frischmethode zu gut
gemacht.
Die Aufgabe bei der Verwandlung des Eisens, welches schon eine gewisse
Kohlenstoff-Verbindung in bestimmter Quantität enthält, also schon beinahe
Stahl ist, in guten gleichförmigen Stahl, ist also einfach: nämlich dasselbe mit
noch einem anderen aber nur geringen Quantum Kohlenstoff zu verbinden. Ein Umstand,
der noch von keinem Schriftsteller über Stahl eingesehen
worden ist.
Das Stabeisen hat überhaupt in einer höheren Temperatur, die aber das Weißglühen bei
weitem nicht erreicht, eine ungemeine Neigung zur Verschluckung von Kohlenstoff,
obwohl eine bloße Verschluckung von Kohle allein nicht
hinreicht, Stahl zu bilden, wie dieß der gewöhnliche
Glaube Aller ist, die vom Stahl gelehrt oder geschrieben haben. Es ist
deßhalb ein Irrthum von Berzelius, wenn er meint, das
Dannemora-Eisen verdanke seine Tauglichkeit zur Stahlbereitung seiner
größeren Dichtigkeit, erzeugt durch Abwesenheit von Schlacke.
Das schwedische Stahleisen ist schon halb Stahl, ja man findet Stücke in demselben,
die sich ohne weiteres als Stahl verarbeiten lassen. Das Stabeisen zerlegt selbst
die Flamme, wenn der Zutritt der Luft nur etwas
abgehalten wird, noch lieber das Kohlenwasserstoff- und Kohlenoxydgas,
woran das Eisen nicht einmal durch Verschließung in thönernen Gefäßen verhindert
werden kann, und nur das hermetische Verschließen
desselben in wirkliche Glasgefäße, wie wir schon gesehen, die jedoch nicht schmelzen
dürfen, erhält es unverändert im lange andauernden Glühfeuer, wie schon Rinmann vor mehr als sechszig Jahren dargethan hat.
Auf diese Eigenschaften des Stahleisens gründen sich die im Jahr 1825 von den
Engländern Macintosh und Colquhaun, so wie im Jahr 1824 von dem Italiener Vismara angegebenen Methoden, Eisen in Stahl zu verwandeln, indem die
ersten zwei das Eisen in rothglühenden Cylindern von Steinkohlen-
(Leucht-) Gase umstreichen ließen, der letztere sich des Leuchtgases, aus
Fett erzeugt, bediente, in welchem er seine Eisenstäbe glühend erhielt.
Beinahe ebenso leicht absorbirt das Eisen Kohlenstoff, wenn man es mit kohlehaltigen
Körpern im hellrothglühenden Zustande in Berührung bringt. Jedes graue Gußeisen
enthält eine Kohlenstoffverbindung, die ihren Kohlenstoff so leicht abgibt, daß man
rothglühende schneidende Werkzeuge nur mit grauem Gußeisen zu reiben braucht, um die
Oberfläche der Schneide in Stahl zu verwandeln.
Ebenso leicht geschieht dieß, wenn man das in Stahl zu verwandelnde Eisen in
geschmolzenes Roheisen taucht; eine uralte Operation, die neuerlich wieder im
polytechnischen Centralblatt anempfohlen worden ist.
Gleichen Dienst leisten mehrere kohlenstickstoffhaltige Salze, z.B. das gelbe
Cyaneisen-Kalium, gewöhnlich Blutlaugensalz genannt. Noch ungleich leichter
verbindet sich Kohle mit Stabeisen, wenn dasselbe, der Weißglühhitze nahe, mit
glühenden Kohlen bei Abhaltung von Luft in Berührung kommt. Ja es hat immer Schmiede
gegeben, die ihren Stahl selbst in der gewöhnlichen Schmiedesse machten, indem sie
verrostete Blechabschnitzel in glühenden Kohlen bei einem mäßigen Gang des Gebläses
unter dem Winde beinahe zum Weißglühen brachten. Der Kohlenstoff durchdringt das
dünne Eisen sehr gleichförmig, und gibt bei einigermaßen geschickter Behandlung
guten Stahl für Messer.
Im russischen Ural benützt und verwandelt man die Blechabschnitzel von Blech- und Gewehrfabriken auf gleiche Weise in Rohstahl. Da es
jedoch nicht möglich ist den Proceß so genau zu leiten, daß man es in seiner Gewalt
hätte ein bestimmtes Quantum Kohle mit den Blechabschnitzeln zu verbinden: so bringt
man das Eisen, mit der Kohle in Berührung, zur starken Weißglühhitze, und läßt dann
das Eisen so viel Kohle absorbiren als es will, wodurch es bald als Roheisen wieder
schmilzt, das dann in einem Quantum von etwa 87 bis 90 Pfd. wieder zu Stahl
verfrischt wird, indem man einen Theil der aufgenommenen Kohle wieder im Feuer
verbrennt.
Die rationellste Methode ist deßhalb, das mit der gehörigen Kohlenstoffverbindung
schon versehene Stabeisen mit Kohlenpulver umgeben, in wohlverschlossenen Behältern
der Weißglühhitze nahe zu bringen, und dieß Glühen so lange fortzusetzen, bis das
Eisen die verlangte Quantität Kohle aufgenommen hat.
Rinmann in seiner Geschichte des Eisens, Bd. II,
§. 270, VI, zeigt schon, daß Stabeisen in Drehspäne von grauem Gußeisen
eingepackt, in geringer Glühhitze vollständig in Stahl verwandelt werde, eine
Methode, die der Franzose Gautier im Journal de Pharmacie 1827 neuerdings wieder als seine
eigene Erfindung zum Vorschein brachte.
Während des Glühens nimmt das Eisen natürlich zuerst Kohlenstoff an der Oberfläche
auf, der dann an das nächst darunter liegende Atom übertritt, während die Oberfläche
neue Kohle aufnimmt.
Cementation.
Wie viel jedoch die Oberfläche Kohlenstoff aufnimmt, ehe er bei stetigem Zufluß von
außen an die nächst darunterliegende Schichte übertreten kann, das hängt von der
Weise und von dem Aggregatzustand ab, in welchem die Kohle mit dem weißglühenden
Eisen in Berührung kommt.
Ist die Kohle pulverförmig, so tritt jedes Atom Kohlenstoff von Atom zu Atom des
Eisens nach dem Mittelpunkt der Stange zu, sobald ein zweites Atom Kohle das erste
zu ersetzen bereit ist. Schmilzt hingegen die Kohle, oder erweicht sie wenigstens, so
sättigt sich zuerst die Oberfläche mit Kohle, bildet da vollkommenen Stahl, und gibt
erst dann Kohle an die nächst darunterliegende Schichte ab.
Auf diesen früher noch nie beobachteten Eigenschaften der Kohle und des Eisens beruht
die Cementation und das Insatzhärten – Operationen, die in dieser Beziehung wesentlich von
einander verschieden sind.
Hat man z.B. Dannemora-Eisen cementirt, daß es für Gußstahl verwendet werden
kann, so findet man nach dieser Cementation die Oberflächen der Stangen mit großen Blasen bedeckt, das Oxydhäutchen auf der
Oberfläche ist größtentheils verschwunden, und alle die Stellen haben da, wo das
Oxydhäutchen verschwunden ist, einen silberartigen Glanz
angenommen.
Sticht man eine solche Blase, so lange die Stange noch rothglühend ist, auf, so fährt
eine schwache Feuerflamme heraus, ohne merklichen Geruch zu verbreiten; öffnet man
sie kalt, so findet man die Blase innerhalb aus dünnen, neben einanderliegenden
Stahlhäutchen zusammengesetzt, deren eine Hälfte auch oft noch an der Blase, die
andere unten an der Stange hängt, und die offenbar durch das Aufsteigen der Blase
zerrissen worden sind. Alle diese inneren Blasenräume strahlen in der Regel mit den
glänzenden Anlauffarben des Stahls, nämlich mit gelb, purpurroth der Taubenhalsfarbe und, nicht sehr häufig, der lichtblauen, ebenso selten findet sich die dunkelblaue. Unter dieser Stahlblase hat der Stahl seine silbergraue
körnige Textur verloren, er ist deutlich in eine krystallinische Masse zusammengesunken von glänzend silberweißer, milchiger,
oder etwas ins Gelbliche sich ziehender Farbe, welche Masse auf ihrer Oberfläche, so
wie im Bruche aus Würfeln zusammengesetzt erscheint. Diese Blasen sind offenbar
durch eine Gasart entstanden, die aus dem unter der Blase liegenden krystallinisch
zusammengesunkenen Gefüge sich entwickelt hat.
Diese Gasart muß Sauerstoff enthalten, da sie die Oxydation der inneren Blasenhäute
bewirkte; aber nur in sehr geringer Menge, weil die Oxydhäutchen so unendlich dünn
ausfielen, daß sie das Zusammenschweißen dieser getrennten Stellen nicht im
Geringsten hindern.
Cementirt man Stangen von englischem Stabeisen, so erscheinen die Stangen auf ihrer
Oberfläche nicht wie die aus Dannemora-Eisen, mit einzelnen größeren Blasen
bedeckt, wohl aber mit beinahe gleichförmig auf der ganzen Oberfläche vertheilten
Knötchen besäet, die auch wirkliche Bläschen sind, welche
aber tief in die Masse eindringen, und immer von einer tief-schwarzblauen nicht oder
kaum schimmernden Oxydkruste überzogen sind.
Man findet die Stahlmasse, welche diese Knötchen oder Bläschen umgibt, niemals in
jenes deutlich würfliche, krystallinische, silbermilchweiße, glänzende Aggregat
zusammengesunken, das den Dannemora-Stahl so sehr auszeichnet, ja man sieht,
daß sich das Ganze nie in jenem Zustande der Erweichung befunden haben konnte, wie
dieß bei der schwedischen Stahlstange der Fall gewesen seyn mußte. Das Gas mußte
zugleich viel mehr Sauerstoff enthalten haben, um das Innere der kleinen Blase so
stark oxydiren zu können.
Versucht man eine solche aus englischem Eisen erhaltene Stange zu schmieden, so
spaltet sie gerne an den Stellen, wo die einzelnen Eisenklumpen im Puddlingofen
zusammengedrückt und geschweißt worden sind, und selbst Schweißhitze vereinigt
dieselben nie wieder. Ich behandelte ein solches Stahlstück, das sich so im Feuer
gespalten hatte, vorsichtig mit Salzsäure, und dadurch wurde ein Gewebe von
unzähligen über und neben einander liegenden Fasern bloßgelegt, die von einer fettig
mattgrauen Haut überzogen waren, zwischen welcher sich die Säure wie zwischen
unzähligen Canälen hindurch arbeitete. Es ist eine bei den englischen Cementirern
allgemein verbreitete Ueberzeugung, daß die Blasen des schwedischen Eisens von
ungeschweißten (losen) Stellen herrühren. Es ist wirklich immer eine Oxyd-
oder Schlackenhaut, welche die einzelnen Klumpen, wenn sie im Frisch- oder
Puddlingofen gar werden, umgibt, und die nie ganz fortgeschafft werden kann, auch
wenn die Deulen oder Ballen unter dem Hammer zusammengeschlagen werden, wodurch der
größte Theil der eingemengten Schlacken ausgepreßt wird.
Beim Puddeln des Eisens wird jedoch das garende Eisen in unzählig viele Stücke zerrissen, um dieselben der Einwirkung der Luft
auszusetzen. – Ein Ballen Eisen, wenn es aus dem Puddlingofen kommt, wird
deßhalb aus zahllosen solchen, mit Schlacke umhüllten Eisenklumpen zusammengesetzt
seyn, während das schwedische Eisen äußerst rasch (d. i. in der Zeit einer halben
Stunde) in einem Klumpen im Wallonenfeuer von Kohle und Schlacke bedeckt,
niedergerennt und nie eigentlich in Stücke zerbrochen wird. Daher die wenigen und großen Blasen auf
den schwedischen Stahlstäben, und die zahlreichen auf den aus dem Puddlingofen, oder
dem gewöhnlichen Frischfeuer hervorgegangenen Eisenstäben. Denn frischt man, wie wir
gesehen haben, das schwedische Dannemora-Eisen in anderen als
Wallonen-Frischherden, z.B. im Kochherde, wo das Eisen statt einer halben
nahe 8 Stunden verweilt und öfters aufgebrochen wird: so verliert auch dieses Eisen
alle seine
charakteristischen und guten Eigenschaften wegen der in dieser langen Zeit des
Frischens verbrennenden Kohlenstoff-Verbindung und wegen der häufig
eingemengten Schlacke.
Die bei der Cementation erscheinenden Blasen sind also nicht nur ein Zeichen der
Weise, in welcher das Stabeisen für die Cementation bereitet worden ist, sondern aus
ihrer Form läßt sich auch die Zusammensetzung der neuen Verbindung ersehen, welcher
sie ihr Entstehen verdanken.
Die Schlackenhaut, in der Hauptsache ein Eisenoxyd-Oxydul, wird nämlich
während der Cementation durch Einwirkung der Kohle mehr oder minder in den
metallischen Zustand zurückversetzt, und die Eigenschaften dieses
wiederhergestellten Metalles haben einen nicht geringen Antheil an der Qualität des
cementirten Stahles.
Die Schlackenhaut, eigentlich ein Eisenoxydul-Silicat, die im Puddlingofen
durch freie Einwirkung der Luft erzeugt wird, kann 60
Proc. Eisenoxydul enthalten; in der Wallonen-Frischmethode dagegen besteht
sie beinahe aus 86 Proc. Eisenoxydul und 14 Proc. Kieselsäure, wird durch die
Einwirkung der Kohle reducirt und in ein Gemenge von Kohleneisen und Kohlenkiesel umgewandelt, von
deren verhältnißmäßiger Mengung oder Mischung es abhängt, ob sie mit dem übrigen
Stahle zusammenschmelzen, sich in ihm auflösen, oder ob sie als abgeschlossene
Kohlenverbindung sich unvermengt im Stahle erhalten.
Bei der Operation im Puddlingofen ist die Schlackenschichte so dick und die Quantität
Kieselerde so groß, daß ein unschmelzbares Häutchen
von Kohlen- und Kieseleisen zwischen allen den kleinen Partien zurückbleibt,
welche früher von Schlacke umhüllt waren, und aus denen die Stahlstange
zusammengesetzt ist; bei ihrem vorherrschenden Kieselgehalte, der in der Regel ein
Drittheil beträgt, schmilzt diese Legirung nicht in der Schweißhitze des Stahles, ja
sie gibt eher ihren Kohlengehalt ab, und bleibt als Silicium-Eisen mit dem
geringsten Kohlengehalte zurück, der die Stahltheile am Schweißen verhindert. Selbst
die Frisch-Schlacke, die beim Frischen des Dannemora-Eisens fällt, ertheilt diesem Eisen,
wenn sie im Hohofen wieder geschmolzen wird, eine Anlage zum Rothbruch, weßhalb auch
in Schweden diese Schlacke besonders verschmolzen und auf weiches Eisen benützt wird.
Nach diesem Gesagten wird es nicht mehr unausführbar scheinen, Eisen für die
Stahlbereitung durch Cementation auch aus anderem als schwedischem
Dannemora-Eisen, und zwar vorzüglich im Puddlingofen durch Schlackenfrischen
zu erzeugen, indem man es nach den oben angeführten Principien so schnell als möglich zur Stahlgare bringt, während man
dabei so viel als nur möglich den directen Zutritt der Luft zum Eisen verhindert,
d.h. soviel als möglich unter der Schlacke hält, damit die nöthige Kohlenstoff-Verbindung, die es zum Stahle allein geschickt macht, nicht zersetzt werde (was
sogleich geschieht, wenn es mit der Luft in Berührung kommt), dann es so wenig als
möglich in Stücke zu zertheilen – es so viel als möglich in einer Masse unter
der Schlacke zusammenzuhalten, um die Einmengung vor Schlacke so viel als möglich zu
vermeiden. Das vielfache Zerarbeiten des zur Gare gelangenden Eisens im
Puddlingofen, welches zur Erzeugung von zähem Eisen
unumgänglich nöthig ist, würde das Eisen für Cementation zu Stahl absolut
unbrauchbar machen. So ist selbst das beste Dannemora-Eisen, für Stahl im
Wallonen-Frischherde bereitet, immer besser, je länger es von der Schlacke
umhüllt war; und die sogenannte Rackerluppe, die sich aus dem Abfalle von 6 –
7 aufgewärmten Schmelzstücken bildet, und die immer unter der Schlacke im Herde
zurückgeblieben sind, gibt in der Regel Stahl, den man
sogleich verarbeiten kann.
Bei Eisen, das durch Aufbrechen und unmittelbares Einwirken der Luft während des
Frischens nur mehr höchstens 1/2 Proc. Kohle zurückhalten konnte, ist die
Verwandlung desselben in Stahl durch Cementation nicht mehr gut auszuführen, denn es
läßt sich, wie wir gesehen haben, diejenige Kohlungsstufe des Eisens und Siliciums
durch Cementation und auch Schmelzen nicht mehr hervorbringen, die den
hämmerbarsten, festesten Stahl bildet.
Fassen wir das Gesagte zusammen, so bemerken wir, daß die Haupteigenschaften des zur
Cementation tauglichen Stabeisens darin bestehen, daß dasselbe
1) von Schlacke frei sey, doch sich einem Silicate nähert von der Zusammensetzung
F²Si;.
2) daß es nur so weit verfrischt worden sey, und in der Art, daß die zum Stahle wesentliche
Kohlenkiesel-Bildung nicht zerstört worden
ist.
Alles dieses würde durchaus nicht zu erzielen seyn, sobald der Kohlenstoff des
Roheisens auf Kosten der Luft verbrennt. Um daher
Stahleisen im Puddlingofen zu erzeugen, muß man eine Frischart wählen, durch welche
der Kohlenstoff des Eisens verbrennt, ohne daß der unmittelbare Zutritt von Luft
nothwendig wird, und da ist die Schlackenfrischerei die
einzige Methode, und zwar die Schlackenfrischerei in einem Kochfrischofen, Boiling oven, four bouilleur.
Ich habe diesen Ofen zuerst 1838 in Frankreich, und zwar in den Eisenwerken
zu Creuzot, Terrenoire und Alais eingeführt. Er ist in den Atlas du Mineur et du Métallurgiste, und
daraus in Hartmann's
Repertorium der Eisenwerkskunde 1841, S. 40 aufgenommen. Dazu ist jedoch nur dasjenige Roheisen brauchbar, das aus einem Gemenge von
Kiesel- und Alumineisen und aus Kohlenstoffkiesel besteht, nämlich graues Roheisen, das seinen Kohlenstoffgehalt auch ohne
Luftzutritt an die oxydirenden Körper abgibt, aber
eben darum unter der Schlacke vollkommen flüssig wird, und nur nach langem Kochen zur Gare kommt. Das graue Roheisen, das zu
diesem Zwecke verwendet wird, ist ein Gemenge von rein grauem oder schwarzem, mit
einem geringen Theile weißen Roheisens. Es ist jedoch nur der graue Antheil des
Roheisens, dessen Kohlenstoff man durch den Sauerstoff der Schlacke verbrennen kann,
ohne zugleich das Eisen mit zu verbrennen; denn er befindet sich als
Kieselkohlenstoff und Aluminkohlenstoff im Eisen, und verbrennt deßhalb, in
überschüssiger Menge mit dem Kiesel verbunden, durch Berührung mit Schlacke ohne
unmittelbaren Luftzutritt leicht so lange, bis die Quantität Kohle jener des Kiesels
nahe gleich wird. Das Eisen dagegen ist an den Kiesel gebunden, welche Verbindung
deßhalb von einem Silicate nicht afficirt wird.
Die Schlacke gibt ihren Sauerstoff an diesen Kohlenkiesel des Eisens ab, damit
Kohlenoxydgas bildend, welches aus der flüssigen glühenden Masse entweicht, und bei
seinem Hervorbrechen sich mit der atmosphärischen Luft des Ofens mengend, mit
rothgelber oder bläulicher Flamme verbrennt. Das Eisen und die Schlacke geräth durch
diese unter der flüssigen Schlacke stattfindende Verwandlung der festen Kohle in Gas
gleichsam ins Kochen, und die an der Oberfläche der Schlacke im Herde verbrennenden
Gasstrahlen bedecken diese Oberfläche mit zahlreichen gelbrothen bläulichen
Flammen.
Da der Kohlenstoffkiesel es ist, der dem Eisen die Eigenschaft ertheilt, in einer dem
Weißglühen nahen Hitze beinahe wasserflüssig zu werden, so vermindert sich die
Wasserflüssigkeit in eben dem Verhältnisse, in welchem der Kohlenkiesel verbrennt.
Ist er endlich beinahe völlig zerstört, so hat sich das Eisen in eine zähe
wachsartige Masse verwandelt, die am Boden oder der Sohle des Ofens nur mehr
schwierig mittelst der Krücke zu zertheilen ist. Nun haben auch die Gasflammen auf
der Oberfläche so ziemlich nachgelassen, und hatte das graue Roheisen bloß einen
geringen Antheil weißen Roheisens beigemengt, so haben wir bei steigender Hitze des
Ofens einen Stahlklumpen unter der Schlacke, der nur rasch herausgehoben und unter
dem Hammer gezängt zu werden braucht. Was vom grauen Roheisen noch nicht vollends
zersetzt ist, und auch ein Theil des eingemengten weißen Roheisens, zersetzt sich
während des Zängens. Es bleibt nämlich dem weißglühenden Eisen immer eine geringe
Quantität Schlacke eingemengt; wird nun durch einen Schlag des Zängehammers die
weißglühende Masse verdichtet, so entsteht durch die Kompression eine bedeutende
Erhöhung der Temperatur, die Schlacke kommt mit dem Eisen in innigere Berührung, und
zersetzt nun jedes kleinste Quantum Kohleneisen, welches das Schweißen hindert.
Enthält das schwarze Roheisen dagegen zu viel weißes, so
erreicht das graue Roheisen niemals die gehörige Consistenz unter der Schlacke. Es
muß aufgebrochen und mit der atmosphärischen Luft des Ofens in Berührung gebracht
werden. Sobald der atmosphärischen Luft unmittelbarer Zutritt gestattet wird,
verbrennen unter Einwirkung der Flamme des Ofens Kieselkohle und eine äquivalente
Quantität Eisen zugleich; gerade so, wie sich bei der Auflösung in Säuren
Kieselkohle und Eisen beim weißen Roheisen zugleich in einer Verbindung
abscheiden.
Wenn nun der Stahlklumpen, aus grauem Roheisen entstanden, mit einem sehr sanften
gelbweißlichen Lichte leuchtet und von wachsartigem, gleichsam zähem Ansehen ist,
sieht man im Gegentheile den aus Roheisen, wo das weiße
Eisen vorherrschte, erhaltenen Eisenklumpen in der Luft des Ofens mit einem
blendend schneeweißen Lichte unter zischendem siedenden
Geräusche sich an der Oberfläche oxydiren. Die entstehende Schlacke überzieht den
Eisenklumpen mit einem blendend weißen großblasigen, durch die entweichenden
Gasarten immer im Aufblähen begriffenen Schaume; der zu Kohlenoxydgas verbrennende
Kohlenstoff entweicht als Flamme, und deßhalb flammen alle solche Deule unter dem
Hammer.
Enthält jedoch das Eisen zu viel weißes Eisen, nämlich Kohlenkieseleisen, so bleibt
verbranntes Eisen und Kieselsäure zurück, die das Eisen am Schweißen hindern, und
deßhalb den Deul unganz und unbrauchbar machen.
Wir haben oben gesehen, daß wenn wir Eisenstückchen, also Eisen in Masse mit Kohle zusammenschmelzen, wir immer ein Gemenge
verschiedener Carburete erhalten, die gewöhnlich so schwierig zu verarbeiten sind,
daß sie zur Fabrication im Großen nicht verwendet werden können. Die Kosten würden in eben dem
Verhältnisse wachsen, wollte man das Eisen mittelst der Feile zerkleinern und es
dann im Tiegel mit Kohle zusammenschmelzen. Der einzige ökonomisch im Großen
ausführbare Weg, gleichförmigen Cementstahl zu erhalten, ist demnach, wie wir
gesehen, Stabeisen, das schon die erste Kohlenverbindung enthält, vor der Berührung,
oder wenigstens vor der oxydirenden Wirkung der Luft geschützt, in einem mit Flammen
oder auch gröblichem Kohlenpulver dicht erfülltem Räume zum Weißglühen zu bringen
und einige Zeit darin zu erhalten. Das Eisen absorbirt während des Weißglühens nach
der Dauer des Glühens immer mehr und mehr Kohle aus seiner Umgebung, und man kann
deßhalb das Eisen auf diese Weise Kohle absorbiren lassen, so viel man nur immer
will, nur nicht so viel, daß das Eisen endlich in Fluß kommt. Da während des bloßen
Glühens die Eisenmolecüle sich nicht von ihrer Stelle bewegen können, um sich nach
ihrem verschiedenen Kohlengehalte zu diesen oder jenen Gruppen anzuordnen, so erhält
jedes Theilchen des Eisenstabes eine gleiche Quantität
Kohle nahe in derselben Zeit.
Ist der Stab nicht zu dick, so daß er in seinem Inneren genau in demselben Grade
glüht und sich erweicht wie von außen, so geht in demselben Augenblicke die die
Außenseite berührende Kohle von Atom zu Atom bis zum MittelpunkteMan hat sich neuerdings über diesen einfachen
Vorgang umsonst den Kopf zerbrochen und verschiedene Theorien gebildet.So glaubte Laurent zuerst, das sich beim Glühen
der Kohle allenfalls erzeugende Kohlenoxydgas, welches in das (poröse)
glühende Eisen eindringt, verbinde sich mit dem Eisen. Allein auch das
erweichte Eisen ist nicht durchdringbar für Gase; dieß beweisen die Blasen,
mit denen der Cementstahl überzogen ist. Das sich beim Cementiren
entwickelnde Kohlenoxydgas, weit entfernt das Eisen zu durchdringen, hebt
die Oberfläche desselben zu einer Blase, und das Gas entweicht nur, wenn die
Blase berstet. Später jedoch, als er sich überzeugt hatte, daß dieß nicht
der Fall seyn könne, ließ er den Kohlenstoff gar in der Weißglühhitze
verdampfen, zugleich Kohlenwasserstoffgas, und bei thierischer Kohle Cyangas
entstehen. Beequerel nahm noch dazu an: die
Eisenatome, die sich nur an der äußeren, mit der Kohle in unmittelbarer
Berührung stehenden Seite verbinden könnten, machten eine halbe Umdrehung
und theilten so ihren empfangenen Kohlenstoff den hinter ihnen liegenden
Molecülen mit, und dieß Drehen dauere so lange, bis der ganze Stab mit
Kohlenstoff gesättigt ist. Wir haben aber bereits oben gesehen, daß schon
rothglühendes Eisen mit Gußeisen etc. in Berührung, Kohle aufnimmt, in
welcher Hitze an eine so freie Beweglichkeit der Atome nicht zu denken
ist., und das Centrum kohlt sich oder verwandelt sich in Stahl beinahe im
nämlichen Augenblicke, in welchem die äußere Lage zu Stahl wird, wenn nur die
Innenseite den gleichen Grad der Erweichung hat, wie die Außenseite.
Ist das ursprüngliche Stahleisen durch seine ganze Masse von ganz gleicher
Beschaffenheit, so ist auch der Stahl nach der Cementation von derselben Art. Diese
gleichförmige Beschaffenheit des Stahleisens ist jedoch bei der raschen Weise, in
welcher es durch die Wallonenschmiede erzeugt werden muß, nicht wohl
hervorzubringen. Die ganze Partie der Stahlstange, die schon vor der Cementation
nahe oder wirklich Stahl war, wird durch dieselbe Quantität Kohlenstoff, die es
aufnimmt, schon halb schmelzend zusammensinken und krystallinische Structur
annehmen, während die darüber liegende Eisenpartie, die schon anfangs weniger
Kohlenstoff enthielt, kaum eine körnige Structur angenommen haben wird. Die
kohlenstoffärmere Partie liegt häufiger an der Außenseite der Stange, aber oft auch
in der Mitte, und dadurch sind unsere Theoretiker in den Irrthum verfallen, zu
glauben und zu schreiben, daß die Stahlstange durch Cementation an der Außenseite
reicher an Kohlenstoff wäre als an der Innenseite – ein Umstand, der sich,
wie wir gesehen haben, zwar manchmal so verhält – das umgekehrte Verhältniß
findet jedoch eben so oft statt.
Die cementirten Stangen werden deßhalb jedesmal in größere oder kleinere Stücke
gebrochen und dann nach ihrem Grade der Krystallisation, die sich entwickelt hat,
sortirt, wodurch man Stahl von verschiedener Härte und Güte aus einer und derselben
Eisenstange erhält.
Da der cementirte Stahl, der früher auch unter dem Namen Hühnerstahl in den Handel kam, gewöhnlich aber blistered Steel
, Blasenstahl, heißt, eine Art Roheisen von
krystallinischer Structur ist, so kann er zu eigentlich brauchbarem Stahle nur
dadurch gemacht werden, daß man seine krystallinische Textur zerstört, was nur durch
Hämmern in einem dem Weißglühen nahen Zustande, oder
durch Walzen geschehen kann. War die Eisenstange von
gleichförmiger Beschaffenheit, so findet man die Textur eines unmittelbar aus dem
Cementstahle geschmiedeten in der Regel eben so gleichförmig als die des besten
Gerbstahles. Der unmittelbar aus dem Cementstabe geschmiedete und gewalzte Stahl hat
nur den einzigen Fehler, daß er noch etwas zu nahe die Eigenschaften des Roheisens
besitzt, das heißt weniger Zähigkeit neben seiner Härte,
als dieß für Stahlarbeiten wünschenswerth ist.
Man hat deßhalb, um dem Stahle so viel als möglich eine gleichartige Beschaffenheit
zu ertheilen, anstatt ihn auf einmal seine gehörige Quantität Kohlenstoff absorbiren
zu lassen, die Operation in mehrere einzelne vertheilt, und nach jeder Cementation
den Stahl wieder ausgeschmiedet. Dieser doppelt cementirte Stahl wurde dann unter
dem Namen Spornstahl in den Handel gebracht. Auch in
Frankreich befolgte man diese Methode, wie z.B. Lechevalier zu Limoges, welcher den Stahl bis viermal cementirte.
Allein die großen Kosten dieser Cementationsart wurden von dem dadurch erlangten
Vortheile nicht aufgewogen, deßhalb ist auch diese wiederholte Cementation wieder
aufgegeben worden, und man hat bloß die deutsche Art, den Rohstahl durch Gerben zu
verbessern, auch in den englischen Stahlhütten eingeführt, indem man vier oder sechs
flache gegen 18 Zoll lange Cementstahlstücke übereinander legt, sie in einer eigens
geformten Zange festhält und die auf diese Art erzeugte sogenannte Garbe, auf die gewöhnliche Art zur Schweißhitze gebracht,
unter einem Hammer ausschmiedet.
Stahl dieser Art wurde zuerst 1730 von Crawley zu
Newcastle upon tyne in Nordengland verfertigt, und deßhalb auch Newcastlestahl
genannt, auch nach dem Vaterland, in welchem diese Methode Stahl zu raffiniren
entstanden war, German steel, deutscher Stahl, gewöhnlich aber, weil diese Stahlsorte zur Verfertigung
der Schneiden von Tuch- und Schafscheren verwendet wird, Shear steel, das ist Scherenstahl; der Proceß des
Gerbens selbst heißt Shearing.
Oft werden in den deutschen Stahlhütten auch diese einfach gegerbten Stäbe wieder in
Stücke von etwa 18 Zoll Länge gebrochen, noch einmal zusammengeschweißt und
neuerdings ausgereckt, wodurch man doppelten Scherenstahl erhält.
Die Hauptveränderung, die noch durch diesen Proceß hervorgebracht wird, ist 1) mechanischer Natur, indem, wie wir gleich anfangs hierin
gesehen haben, der Stahl seine vorzüglichsten Eigenschaften bloß durch Bearbeiten
unter dem Hammer erhält, welche die krystallinische
Structur des Cementstahles so viel als möglich zerstören muß, wenn er neben
Festigkeit und Härte einen gewissen Grad unumgänglich nöthiger Elasticität zugleich
erhalten soll.
Die zweite Veränderung ist chemischer Natur. Das Quantum Kohlenstoff, welches durch
Cementation mit dem Stahleisen verbunden worden ist, wird vom Eisen viel weniger
festgehalten als das durch den Schmelz- oder Hohofen-Proceß mit ihm
vereinigte. – Aller Cementstahl, der die erste Schweiße durchgemacht hat,
findet sich deßhalb immer ärmer an Kohlenstoff oder Kohle als er aus dem Cementirofen kam. Er verliert mit
jeder neuen Wiederholung dieser Operation immer mehr und mehr an aufgenommener
Kohle, so daß der Stahl nach viermaligem Gerben schon äußerst weich geworden seyn
würde, während der natürliche Rohstahl ein zwanzigmaliges Gerben verträgt, ohne
beträchtlich Kohle zu verlieren.
Alle diese Stahlsorten bieten trotz ihrer Raffination, wenn man sie zu Artikeln
verwenden will, die eine sehr hohe und gleichförmige Politur annehmen sollen und nach dem
Härten sich nicht im Geringsten verziehen dürfen, in ihrer Anwendung sehr viele
Schwierigkeiten dar, namentlich wenn der Stahl zu Achsen für Uhren und vorzüglich
astronomische Werkzeuge verwendet werden soll. Die
häufig eintreffende Unbrauchbarkeit solcher auch mit dem größten Fleiße gearbeiteten
Stahlgegenstände, deren Fehler gewöhnlich erst hervortreten, wenn sie ihrer
Vollendung nahe sind, veranlaßte den englischen Uhrmacher Benjamin Huntsman zu Versuchen, den Cementstahl zu schmelzen, um ihm dadurch die so nöthige Gleichförmigkeit
zu geben, durch welche sich der deutsche Stahl so sehr auszeichnete. Die Versuche
gelangen nach vielen Schwierigkeiten in Bezug auf den nöthigen hohen Hitzegrad und
auf ein für diesen höchsten Hitzegrad taugliches feuerfestes Material endlich so
gut, daß er im Jahre 1740 zu Handsworth bei Sheffield in Yorkshire die erste
Gußstahlfabrik errichtete, die er jedoch später nicht weit von diesem Orte weg,
nämlich nach Altercliffe verlegte, das auf dem Wege von Sheffield nach Rotherham
liegt. Dort führen seine Erben die Fabrication bis auf den heutigen Tag fort und
haben sich durch Bereitung der allerbesten Qualität Gußstahl bis jetzt fortwährend
ausgezeichnet.
Stahl, der durch ihn in den Handel geliefert wurde, heißt daher Huntsman-Stahl. Der Engländer Marshall,
welcher den Vortheil dieser neuen Erfindung sogleich begriff, legte gleichfalls ein
Etablissement zu Greenside an, weßhalb sein Gußstahl von dem des Huntsman durch den Namen Marshall-Stahl unterschieden wurde.
Auf sie folgte Walker und andere in Sheffield, deren
Fabriken gegenwärtig sich gleichfalls noch im besten Flor befinden.
Bis in unser gegenwärtiges Jahrhundert herein war der Absatz der englischen
Gußstahlfabriken sehr gering; es bedurfte mehr als eines halben Jahrhunderts, um die
Vorurtheile, die im arbeitenden Publicum sogleich gegen alle neu auftauchenden
Erfindungen entstehen, zu überwinden. Man fand nämlich, daß dieser Gußstahl etwas
andere Eigenschaften besaß, als der steiersche oder deutsche Stahl, namentlich viel schwieriger im Feuer zu
bearbeiten war als der erstere, obwohl er sich durch Gleichförmigkeit und Feinheit
des Kornes vor allen übrigen deutschen Stahlsorten auszeichnete. Namentlich
schreckte die Unmöglichkeit oder höchste Schwierigkeit, denselben zu schweißen, von seinem Gebrauche ab.
Diese schwierige Schweißbarkeit des Gußstahles wird noch immer als ein Räthsel von
allen Schriftstellern erklärt, da nämlich derselbe cementirte Stab, welcher vor dem
Umschmelzen ganz gut schweißbar ist, nach dem Schmelzen gewöhnlich unschweißbaren Gußstahl gibt.
Die Lösung dieses Räthsels würde sich sehr bald ergeben haben hätte man den Stahl vor
und nach dem Umschmieden und Umschmelzen einer genauen chemischen Analyse
unterworfen.
Ich schlug nämlich in Sheffield gleichförmig krystallisirte Stücke aus den
cementirten Stahlstäben heraus, nahm von jedem dieser Stäbe einen Krystall und
unterwarf diese 130 Gran zusammen betragende Krystalle einer chemischen Analyse; die
Stahlfragmente, von dem die wohlausgebildeten Krystallchen herausgeschlagen wurden,
schmolz ich auf gewöhnliche Weise zu Gußstahl. Von einer so gleichförmig als möglich
ausgewählten Cementstahlstange schlug ich einige Stückchen zur Analyse ab, ließ den
Theil, von welchem diese Stückchen abgeschlagen wurden, in einer guten saftigen
Stahlschweißhitze ausschweißen und unterwarf ihn hierauf wieder der chemischen
Analyse: daraus ergaben sich folgende Resultate:
Cementstahl,
derselbe geschweißt,
derselbe gegossen.
Eisen
98,015
98,325
97,943
Kohle
1,713
1,431
1,724
Kiesel
0,122
0,120
0,215
Mangan
0,023
0,020
0,020
Kupfer
0,067
0,066
0,065
Arsenik
0,008
0,007
0,007
––––––––
––––––––
––––––––
99,951
99,969
99,974
Aus ihnen lernt man 1) daß der geschweißte Cementstahl ein bedeutendes Quantum Kohle
während der Operation des Schweißens im freien Feuer verloren hat, daß 2) derselbe Cementstahl während des Schmelzens im
verschlossenen Tiegel von der intensivsten Gluth umgeben, nicht nur keine Kohle
verloren, sondern noch etwas Kohle dazu und noch mehr Kiesel aufgenommen habe.
Da demnach, wie wir schon früher bemerkt, der Cementstahl seine Kohle im Schweißfeuer
leicht verliert, wodurch er also unter dem Hammer weicher und weniger unbändig wird,
derselbe dagegen beim Umschmelzen nicht nur keine Kohle verliert, sondern noch eher
etwas Kohle aufnimmt und ein bedeutendes Quantum Kiesel aus dem Tiegel, so ist die
Ursache wohl sehr nahe liegend, weßhalb derselbe Cementstahl, im Schmelztiegel
umgeschmolzen, schwieriger zu schweißen und mit dem Hammer zu bearbeiten ist als vor
seinem Umschmelzen.
Vorsichtig umgeschmolzen wird der Gußstahl deßhalb immer härter, ja man kann ihn bei
einiger Vorsicht durch nochmaliges Umschmelzen so erhalten, daß er gleich dem
Roheisen durch bloßes Abkühlen an der Luft härtet, ohne daß er rothglühend ins
Wasser getaucht zu werden braucht.
Man hat auch in England doppelten Gußstahl erzeugt, der bald in Lüttich von Poncelet nachgemacht wurde, wofür dieser von der Société d'Encouragement einen Preis von
4000 Fr. erhielt; doch ist dieser sogenannte doppelte Gußstahl niemals recht in den
Handel gekommen.
Wir haben gesehen, daß um leicht zu behandelnden festen und zähen Gußstahl zu
bekommen, es nicht bloß hinreiche, Kohle vom Eisen absorbiren zu lassen, weil ein
Eisen, das nicht schon eine Hauptkohlenverbindung enthält, mit Kohle im besten Falle
bloß harten, aber nicht festen Stahl gibt.
(Der Schluß folgt im nächsten
Heft.)