Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. , S. 312 |
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Miscellen.
Miscellen.
Bemerkungen über die Cameotypie des Hrn. J. C. Schall.
Schon vor einigen Jahren haben bekanntlich mehrere technische Chemiker und auch ich
Mittheilungen gemacht über Darstellung fester alaunirter Gyps-AbgüssePolytechn. Journal Bd. XCI S.
356. auch hat Hr. Fabrikant
Masch in Berlin schon vor mehreren Jahren Versuche mit solchem
alaunirten Gyps angestellt, um denselben als Stuck für Wandbekleidungen zu
verwenden, auch sind von demselben Techniker und auch von Anderen gefärbte Stuckarbeiten gefertigt worden.
So viel mir bekannt ist, wurde diese Färbung des Gypses gewöhnlich aus die Weise
veranstaltet, daß schon gefärbte Metalloxyde oder deren
schon gebildete Verbindungen zu dem mit Wasser auf die
bekannte Weise angerührten gebrannten und gepulverten Gyps unter Umrühren zugesetzt
wurden, wodurch eine Art künstliche Marmorirung sich erzeugte; diese letztere kann
natürlich verschiedenfarbig erhalten werden, wenn
verschieden gefärbte Substanzen dem Gypsbrei hinzugesetzt werden. Auf diese Art habe
auch ich früher schon ähnliche Versuche angestellt.
Betrachtet man nun aber einen natürlich gefärbten Marmor, so ist nicht zu läugnen,
daß die Färbungen desselben gleichsam in zarten Nüancirungen sich verlieren, daß die
Färbung mehr wie verwaschen erscheint, als dieß bei den künstlich gefärbten Gypsen
der Fall ist, wenn nämlich die künstliche Marmorirung auf die Weise stattgefunden
hat, wie ich oben angegebenaugegeben habe; wenigstens habe ich dieß an Probeversuchen beobachtet, welche ich
angestellt hatte.
Hr. Schall, außerdem schon
bekannt durch Verfertigung sehr gelungener Daguerreotyp-Bilder, hat die
künstliche Färbung des alaunirten Gypses dadurch der natürlichen Färbung der
gefärbten Marmorarten ähnlicher zu machen gesucht, daß er die verschiedenen
Färbungen erst in der Masse des Gypses selbst sich erzeugen läßt, d.h. er setzt
nicht schon gefärbte Substanzen der Gypsmasse zu, sondern läßt die Färbung dadurch
sich bilden, daß er der Masse verschiedene Salzlösungen hinzusetzt, bei deren
gegenseitiger Berührung sich jetzt in der Masse die verschiedenen Färbungen
erzeugen; diese Färbungen lassen natürlich eine große Anzahl möglicher Abänderungen
zu, und in der That zeigten die vorgelegten Proben, daß diese Färbungen insofern den
natürlichen Färbungen sehr ähnlich sind, als auch bei ihnen, außer scharfen
Farbenbegränzungen, auch die oben schon erwähnten, mehr in zarte Nüancirungen
verschwindenden Färbungen deutlich wahrnehmbar sind. So z.B. entsteht ein Blau in der Gypsmasse durch Beimischen von Auflösungen von
gelbem blausaurem Eisenkali (Kaliumeisencyanür) und einem Eisenoxydsalz; ein Gelb
durch chromsaures Kali und ein Bleisalz; ein Braun durch chromsaures Kali und ein
Quecksilbersalz oder ein Silbersalz; ein schönes Roth durch eine Auflösung von
Jodkalium und ein Quecksilberoxydsalz u.s.w. Solche in der
Masse durch hinzugemischte Salzlösungen erst
gefärbte alaunirte Gypsabgüsse würden sich gewiß sehr vortheilhaft in der
Architektur zu mannichfachen Zwecken verwenden lassen, als etwa zur Darstellung
sogenannter künstlicher gefärbter Marmorplatten, zu Friesen, Füllungen, Consolen
u.s.w., aber auch alle Arten plastischer Kunstgebilde lassen sich damit nachahmen,
als Statuetten, Gypsabgüsse von geschnittenen Steinen, Cameen, weßhalb auch Hr.
Schall sein Verfahren
Cameotypie genannt hat.
Statt gewöhnlichen Gypses den alaunirten zu obigem Zweck anzuwenden, ist deßhalb
vorzuziehen, da bekanntlich ein gut bereiteter alaunirter
Gypsabguß
in der größten Harte und
Haltbarkeit jeden andern Gypsabguß, aus gewöhnlichem nicht alaunirtem Gyps
gefertigt, bei weitem vortheilhaft übertrifft. Hr. Schall hat auch den Abgüssen auf die bekannte
Weise mittelst trocknender Oele und Leimabkochung eine größere Härte zu geben
gesucht; jedoch scheint für die Reinheit der Farbennüancirungen die Anwendung von
alaunirtem Gyps den Vorzug zu verdienen. Hr. Schall hat der Versammlung der polytechnischen
Gesellschaft in Berlin Proben seiner Versuche vorgelegt, und wünscht nur, da er
selbst anderweitig beschäftigt, mit der weiteren Verfolgung und Vervollkommnung des
genannten Verfahrens sich nicht näher einlassen kann, daß von irgend Jemand Anderem
diesem Gegenstande die nöthige Aufmerksamkeit geschenkt werden möge, damit derselbe
möglicherweise sich zu einem neuen Industriezweige gestalte. (Berliner
Gewerbe-, Industrie- und Handelsblatt Bd. XXI, S. 293.)
Ueber Furchau's elastische Radirungsplatten.
Im polytechn. Journal Bd. CIII S. 172 wurde
aus den Verhandl. des Vereins zur Beförd. des Gewerbfl. in Preußen das Verfahren des
Hrn. Furchau zur Anfertigung
und Benutzung elastischer Radirungsplatten mitgetheilt. Seitdem ließ der Verein eine
Platte nach diesem Verfahren durch einen Kupferstecher radiren. Im Widerspruch mit
der Angabe des Hrn. Furchau a.
a. O., „daß man nämlich von einer gehörig dicken und tief genug radirten
Platte mehrere Tausend gute Abdrücke gewinnen könne,“ stellte sich
dabei heraus, daß bei Anwendung von guter Kupferdruckerschwärze die Platten
höchstens 100 Abdrücke aushielten. Es mußte daher eine sehr feine lithographische
Druckerschwärze genommen, und diese mit Firniß sehr flüssig gemacht werden, dann
lieferten die Platten etwas mehr als 300 Abdrücke. Der Druck geht übrigens langsamer
von statten als gewöhnlich, denn die Farbe haftet zu stark auf den Platten und muß
jedesmal noch mit einem Oellappen nachgeputzt werden, um eine reine Fläche zu haben,
da sonst der Abdruck die erforderliche Reinheit entbehren würde. Bei der nöthigen
Anwendung von sehr flüssiger Schwärze tritt zuweilen dieselbe bei dem Abdruck über
die Conturen hinaus und gibt unreine Linien. Sehr feine Radirungen, deren Linien nur
leicht in der Oberfläche der Platten eingeritzt werden können, liefern kaum 50
Abdrücke. Kräftigere Zeichnungen werden entweder durch wiederholtes Nachgehen der
einzelnen Striche, oder dadurch erzielt, daß man beim Gebrauch recht starker
Radirnadeln möglichste Kraft anwendet, um die Dicke der Platten tiefer
durchschneiden zu können; hiebei springen aber öfter, bei recht eng gehaltenen
Schattenpartien, die scharfen Kanten aus und der Druck wird unrein, abgesehen von
dem Austreten der dünnen Schwärze, welche hier in größerer Quantität lagert.
Kupferdrahtdichtungen.
Mechaniker kommen zuweilen in die Verlegenheit, bei Verkuppelung von Röhren, bei
Aufsetzung von Deckeln auf hohle Cylinder und Retorten einen gas-,
luft-, dampf- oder wasserdichten Verschluß bewerkstelligen zu müssen,
ohne doch zu Kitten, Verbleiung und dergleichen greifen zu können. Um in jenen
Fällen eine gute Wirkung zu erzielen, hat man nur die Fläche der zusammenstoßenden
Röhrenenden genau abzudrehen, zwischen die beiden Flächen einige Windungen starken
Kupferdrahts zu legen und dann auf gewöhnliche Weise zu verschrauben. Mit dem
Ausdruck „Windungen“ verstehen wir, daß der Kupferdraht
einigemale rund herum auf die abgedrehten Flächen gelegt wurde. Henschel in Kassel benutzt diese Dichtung bei seinen
schrägliegenden Röhrenkesseln, die unter hochdrückender Dampfspannung arbeiten.
Praktiker, welche dieses System der Dichtung anwenden, loben es sehr. (Deutsche
Gewerbezeit, und sächsisches Gewerbebl.)
Verfahren das Eisenblech gegen Oxydation zu schützen.
Es ist gar nicht leicht, Metalle welche der feuchten Atmosphäre oder der Einwirkung
des Wassers ausgesetzt sind, vollkommen gegen Oxydation zu verwahren. Auf folgende
einfache Weise gelang es mir die Metalle höchst wirksam gegen den verderblichen
Einfluß der Oxydation zu schützen. Ich tauche den Artikel zuerst in eine schwache
Säure, nämlich eine Mischung aus 2 Th. Schwefelsäure, 1 Th Salpetersäure und 9 Th.
Wasser; nach dem Eintauchen in dieselbe wird der metallene Artikel in reinem Wasser
abgewaschen, aber durchaus nicht gerieben, abgewischt oder mit den Fingern berührt.
Man läßt ihn dann abtropfen und sobald er trocken
erscheint, streicht man ihn mit Copal- oder Lackfirniß an; der
Firniß hängt sich fest an die gesäuerte Oberfläche des Metalls an und schuppt sich
niemals ab. Copalfirniß, mit etwas Bleiglätte versetzt, scheint zu diesem Zweck am
geeignetsten zu seyn. Ich habe so behandeltes Eisenblech mehrere Monate lang der
ununterbrochenen Einwirkung des Seewassers ausgesetzt, ohne daß es im geringsten
beschädigt wurde. (Practical Mechanics' Magazine, März
1847 S. 134.)
Bereitung von schwefelsaurem Eisenoxyd für
Kattundruckereien.
Ich bereite das schwefelsaure Eisenoxyd auf folgende einfache und ökonomische Weise.
Ich versetze schwefelsaures Eisenoxydul (grünen Vitriol) mit ein wenig
Natronsalpeter und glühe das Gemenge beider Pulver in einem Tiegel. Das so erhaltene
schwefelsaure Eisenoxyd ist nicht chemisch rein, weil es auch ein wenig
salpetersaures Salz enthält, aber zum Gebrauch der Färbereien, Kattundruckereien
etc. vollkommen geeignet, in welchen es jetzt regelmäßig mit gutem Erfolg angewandt
wird. D'Orville. (Practical
Mechanics' Magazine, März 1847, S. 139.)
Bei diesem Verfahren muß schon deßhalb eine nicht unbedeutende Menge in Wasser
unauflösliches basisch schwefelsaures Eisenoxyd entstehen, weil die Schwefelsäure
zur Sättigung des aus dem Oxydul gebildeten Oxyds nicht hinreicht.
Δ
Verfahren zur Bereitung von salpetersaurem Kupfer und andern
salpetersauren Metallsalzen.
Gewöhnlich bereitet man das salpetersaure Kupfer für Färbereien etc. durch Auflösen
von Kupfer in Salpetersäure, wobei viel Säure als Stickstoffoxyd frei wird und so
verloren geht. Um dieß zu vermeiden, pulverisire ich äquivalente Gewichte von
Natronsalpeter und Kupfervitriol85 2/10 Natronsalpeter auf 125 Kupfervitriol. und setze ein wenig Wasser zu; sie werden dann zusammengeschmolzen und ihr
Krystallwasser nebst dem zugesetzten Wasser bewirkt daß sie leicht eine gesättigte
Flüssigkeit bilden. Sobald man das geringste Anzeichen
von rothen Dämpfen bemerkt, muß man die Composition aus dem Feuer nehmen und
abkühlen lassen. Die Masse ist dann eine Mischung von salpetersaurem Kupfer und
schwefelsaurem Natron; letzteres kann zur Krystallisation abgedampft werden. Wenn
das salpetersaure Kupfer aber zum Beizen von Stoffen für das Färben benutzt wird,
ist dieß nicht nöthig, weil die Waare es in sich aufnimmt und das schwefelsaure
Natron fast rein zurückläßt. Salpetersaures Eisenoxyd, Zinkoxyd etc. lassen sich
wahrscheinlich auf ähnliche Weise bereiten. (Practical
Mechanics' Magazine, März 1847, S. 135.)
Bereitung des Cyan-Gold-Kaliums zur galvanischen
Vergoldung, von Alex. Kemp.
Man löst 1 Theil Gold in Königswasser auf und macht die Auflösung durch Abdampfen zur
Trockne so neutral als möglich; das zurückgebliebene Chlorgold löst man in 8 Theilen
Wasser auf und erhitzt die Auflösung bis sie kocht; man versetzt sie dann mit so
viel geglühter Magnesia als der Hälfte vom Gewicht des Goldes entspricht und kocht
das Ganze, bis die Flüssigkeit ihre gelbe Farbe verliert; der entstehende
Niederschlag ist Goldoxyd mit dem Ueberschuß der Magnesia. Man bringt ihn auf ein
Filter und wascht ihn mit kochendem Wasser, bis dasselbe geschmacklos ablauft. Nun
löst man 8 Theile von Liebig's
Cyankalium in 80 kochenden Wassers auf und gießt die Flüssigkeit noch heiß auf das
Filter; sie löst das Goldoxyd auf und läßt die Magnesia unverändert zurück. Dieselbe
Methode läßt sich auch zur Bereitung des Cyan-Silber-Kaliums anwenden,
indem man das Metall in Salpetersäure auflöst. (Chemical
Gazette, März 1847, Nr. 106.)
Ueber Schießpulver, von Prof. Faraday.
Einer Vorlesung, welche Prof. Faraday an der Royal Institution über
die Zusammensetzung und Eigenschaften des Schießpulvers hielt, entnehmen wir
Folgendes: – Das Pulver ist ein mechanisches Gemenge von 75 Theilen Salpeter,
15 Th. Holzkohle und 10 Th. Schwefel; in Aequivalenten berechnet, geben diese 1
Kalium, 1 Stickstoff, 6 Sauerstoff, 3,4 Kohlenstoff und 0,85 Schwefel.
Wirkung des Schießpulvers. – Das Schießpulver
entbindet bei seiner Verbrennung eine ungeheure Menge Gas und überdieß Wärme. Bei
seiner Entzündung beginnt die Verbrennung durch den Schwefel, welcher aber selbst
keineswegs durch den Sauerstoff des Salpeters verbrannt wird, sondern sich
hauptsächlich mit dem Kalium dieses Salzes zu Schwefelkalium vereinigt; letzteres
trägt dazu bei, der Schießpulverflamme eine intensive Hitze zu geben. Läßt man
Schießpulver und Stahlfeile mit einander durch eine Flamme von vier bis fünf Zoll
Länge fallen, so wird die Stahlfeile glühen, das Pulver nicht. Man kann eine
Gasflamme einige Secunden auf ein Häufchen Schießpulver spielen lassen, ohne daß
dieses sich entzündet; nachdem es sich aber entzündet hat, entwickelt es sehr viel
Hitze. Der ungeheuren Hitze, welche sich an den festen Verbrennungsproducten des
Schießpulvers concentrirt, ist die Gewißheit seiner vollständigen Verbrennung
großentheils zuzuschreiben. In dieser Hinsicht unterscheidet sich das Schießpulver
wesentlich von der Schießbaumwolle. Letztere entzündet sich bei einer Hitze welche
ersteres nicht afficirt; die Wärme welche die Schießwolle durch ihre Verbrennung
hervorbringt, ist aber anderen Körpern viel weniger mittheilbar. Welche Wirkung die
erzeugte Hitze, unabhängig von dem Uebergang eines festen Körpers in den gasförmigen
oder dampfförmigen Zustand, hervorbringt, beweist uns die Explosion einer Mischung
von 1 Vol. Sauerstoff mit 2 Vol. Wasserstoffgas, welche den Behälter dieser Gase mit
Heftigkeit zersprengt, bloß in Folge der bei ihrer Verbrennung frei gewordenen
Hitze; denn der Raum welchen die unverbundenen Gase einnahmen, ist um die Hälfte
größer als derjenige welchen der erzeugte Dampf einnimmt.
Körnen. Dasselbe ist von großem Einfluß auf die Wirkung
des Schießpulvers als treibende Kraft oder beim Sprengen; das gekörnte Pulver bietet
nämlich eine Anzahl von einander getrennter Oberflächen dar, welche gerade groß
genug sind um bei der Entzündung des Pulvers in demselben Augenblick mit Flamme
umgeben zu werden; ohne diese Porosität, welche einer Pulvermasse durch ihre
Zertheilung in Körner verliehen wird, könnte die Explosion des Ganzen weder
augenblicklich noch gleichzeitig erfolgen. Um sich davon zu überzeugen, braucht man
nur Pulverteig zum Theil in gekörntes und zum Theil in Mehlpulver zu verwandeln und
die langsame Verbrennung einer Zündschnur von Mehlpulver mit der schnelleren
Entzündung der Rakete und der augenblicklichen Entzündung einer Flintenladung zu
vergleichen. Alle diese Wirkungen hängen von dem Zustand ab, in welchem sich die einzelnen Theilchen im
Innern der Pulvermasse befinden, nämlich ob sie von der Flamme der zuerst
entzündeten Theilchen mehr oder weniger durchdrungen werden können. Den äußern
Zustand der Pulvermasse betreffend, beruht das langsame Verbrennen der Zündwürste
darauf, daß dem körnigen Zustand des Pulvers in seinem Gehäuse der Druck des
Bindfadens entgegenwirkt, welcher sehr dicht um dasselbe gewickelt ist; während
andererseits in einer lockeren Hülse ein ähnlicher Satz augenblicklich abbrennt und
beim Abbrennen des Schwärmers diese Wirkungen abwechselnd hervorgebracht werden.
Der große Einfluß der Zeit bei den Wirkungen des
Schießpulvers. – Prof. Faraday zeigte, indem er die Wirkung des Schießpulvers mit
derjenigen des Knallquecksilbers und Knallsilbers, sowie mit dem noch fürchterlicher
explodirenden Chlorstickstoff und Jodstickstoff verglich, daß wenn die Explosion des
Schießpulvers ebenfalls eine augenblickliche wäre, es zu allen seinen gegenwärtigen
Anwendungen unbrauchbar seyn würde. So aber kommt das Schießpulver, welches in der
Kammer des Gewehrlaufs entzündet wurde, nicht eher zur vollen Intensität seiner
Wirkung, als bis der Raum, welchen es einnimmt, um denjenigen vergrößert worden ist,
durch welchen die Kugel im ersten Augenblick der Entzündung fortgetrieben wurde.
Dabei wird seine Spannkraft vermindert und bleibt unter derjenigen, welche der
Pulversack aushalten kann, während der Kugel ein sich anhäufendes, sicheres und
wirksames Moment mitgetheilt wird, welches den beabsichtigten Effect genau
hervorbringt. Im Gegensatz wurde die Wirkung des Jodstickstoffs gezeigt, wovon man
ein wenig auf einen Teller brachte und durch Berühren mit dem Ende eines langen
Steckens explodiren machte. Die Theile, welche mit dem Jodstickstoff unmittelbar in
Berührung waren, wurden zerschmettert, d.h. das Ende des Steckens war zersplittert
und die Stelle des Tellers, worauf die Substanz lag, durchbohrt, wie wenn man eine
Kugel hindurchgeschossen hätte. Dabei fühlt aber die Hand kein Bestreben den Stecken
zu heben, während das Schießpulver in Folge seiner allmählichen Wirkung die
schwächeren Substanzen, Vorladung und Geschoß, hebt und hinausschleudert. (Civil Engineer and Architects Journal, März 1847, S.
84.)
Entdeckung des Cocosnußöls in der Seife.
Das Cocosnußöl wird bekanntlich zur Bereitung einer Seife benutzt, welche sehr viel
Wasser enthalten kann, ohne ihre Festigkeit zu verlieren. Nach Rolffs kann man sich von der Gegenwart des Cocosnußöls in der Seife sehr
leicht überzeugen, wenn man zu einer heißen Auflösung derselben einige Tropfen
Schwefelsäure schüttet, wodurch augenblicklich der charakterische Geruch des
Cocosnußöls hervortritt. (Archiv der Pharmacie, Bd. XLVII, S. 27.)
Verfahren den Werth der Gerbematerialien zu bestimmen, von
Robert Warington.
Man benutzt als Probeflüssigkeit eine Gallerteauflösung von solcher Stärke daß jedes
Maaß von 10 Gran der alkalimetrischen Röhre (das Volum von 1000 Gran destillirten
Wassers ist bei derselben in 100 gleiche Theile eingetheilt) einen Zehntelsgran
reinen Gerbestoffs niederzuschlagen vermag. Man bereitet nun von dem zu prüfenden
Material (nöthigenfalls im zerriebenen Zustande) eine heiße Infusion, seiht sie
durch und versetzt sie nach und nach mit Probeflüssigkeit bis kein Niederschlag mehr
entsteht. Um von Zeit zu Zeit Portionen der zu prüfenden Auflösung in klarem
Zustande zu erhalten und folglich den Fortschritt der Operation beurtheilen zu
können, wendet man eine Glasröhre von beiläufig einem halben Zoll innerem
Durchmesser an, deren untere Oeffnung mit einem kleinen Stück nassen Schwamms lose
verschlossen wird; dieselbe taucht man in die Infusion, welche bald durch den Schwamm filtrirt und
in der Röhre aufsteigt, worauf man das Filtrat in ein kleines Reagensglas gießt und
mit weiterer Probeflüssigkeit versetzt; macht diese es trüb, so gießt man das
Filtrat in die zu untersuchende Flüssigkeit zurück und setzt den Proceß fort. Auf
diese Art kann man nach kurzer Uebung eine große Genauigkeit erreichen. (Chemical Gazette, April 1847, Nr. 107.)
Surrogat des Cichorienkaffees.
Hr. Lecoq zu
Clermont-Ferrand ließ sich am 25. Jun. 1846 für Frankreich auf 5 Jahre
folgende Bereitungsart eines solchen Patentiren. Man röstet Mais gerade so wie den
Kaffee, aber nicht so lange, und mahlt ihn dann auf gewöhnliche Weise. Das Pulver
ist nicht so dunkel wie das von Kaffee, hat aber einen angenehmen Geruch; es besitzt
beruhigende Eigenschaften, welche nur durch ein zu starkes Rösten zerstört würden.
(Journal de Chimie médicale, März 1847, S.
136.)
Ueber den verschiedenen Klebergehalt des Mehls und die
Verfälschung desselben in Frankreich, von J. Barse.
Man muß das Mehl in zwei Classen eintheilen; solches, welches viel Kleber enthält und
solches, worin das Stärkmehl vorherrscht.
Mehl, welches nicht 24 Proc. feuchten Kleber enthält, ist zur Brodbereitung
untauglich, man müßte es denn mit anderen Substanzen versetzen; das gewöhnliche Mehl
enthält 24 bis 34 Proc. feuchten Klebers.
Man vermengt das Mehl (in Frankreich) oft mit Bohnen. Diesen Betrug erkennt man am
Geschmack des Mehls und dem eigenthümlichen Geruch, welchen es beim Erhitzen in
einer Glasröhre verbreitet. Auch mit Reis, Mais, Stärkmehl, Schminkbohnen, Linsen
und Erbsen wird das Mehl versetzt, so verfälschtes Mehl gibt bei der Destillation
ein neutrales, saures oder alkalisches Product; einen Zusatz von Kartoffelstärke
erkennt man an der dunkelvioletten Färbung des Mehls durch Jodwasser. Auch die
Vermengung des Mehls mit 3–4 Proc. gepulverten Knochen, Alaun, Kreide, Gyps
oder Kupfervitriol kommt vor; diese Substanzen sind durch Reagentien leicht zu
erkennen. Endlich setzt man dem Teig Potasche, Soda oder kohlensaures Ammoniak zu,
damit das Brod langsamer austrocknet.
Um diese Betrügereien zu verhüten, empfiehlt der Verf. die Einführung polizeilicher
Vorschriften, wonach:
1) Müller, Händler oder Bäcker in Zukunft nur solches Mehl fabriciren, halten,
verkaufen oder anwenden dürfen, welches in eine der drei folgenden Classen gehört:
die erste Classe begreift das Mehl, welches 30 Proc. und darüber feuchten Klebers
(sogenannten Kleber von Beccaria) enthält; die zweite
dasjenige, welches 27 Proc. und darüber enthält; die dritte solches, welches 24
Proc. und darüber enthält;
2) bei jedem Mehl müßte, ehe es in den Handel kommt, der Gehalt nach dieser neuen
Eintheilung bestimmt werden; alles Brod müßte als Zeichen den Gehalt des Mehls
führen, woraus es bereitet wurde;
3) jährlich müßte durch eine besondere Vorschrift bestimmt werden, wie viel Wasser
höchstens in das Brod kommen darf;
4) Brod, welches über 10 Proc. Wasser enthält, dürfte nicht verkauft werden. (Journal de Chimie médicale, März 1847, S.
146.)
Recepte für Speisen aus Welschkornmehl.
Es ist bekannt daß der Mais (das Welschkorn) in denjenigen Ländern, wo er eigentlich
zu Hause ist und in größter Ausdehnung gebaut wird, namentlich in Amerika, auf die mannichfaltigste Art als Speise für die
Menschen benutzt wird, während er bei uns fast einzig unter der Form von Brei oder
höchstens von Knöpfeln verspeist wird. Da es nun aber scheint daß die gegenwärtige
große Theuerung auch die Folge bei uns haben dürfte, daß die Benützung des
Welschkorns zu menschlicher Nahrung theils durch den vermehrten Anbau desselben im
Land, theils durch Ankauf desselben aus dem Ausland eine größere Verbreitung als
bisher erhält, so finden wir es paffend, hier einige amerikanische Recepte zu
Maisspeisen zu veröffentlichen. Dieselben wurden von dem württembergischen Consul
Hr. Brauns in Baltimore mit
der Versicherung mitgetheilt, daß er sie ganz so niedergeschrieben, wie sie ihm von
praktischen Haushälterinnen vordictirt worden seyen.
1) Gewöhnliches Brod (Corn Bread).
5 Pfd. Mehl, 1/2 Pfd. Schmalz, eine Hand voll Salz mit kochendem Wasser begossen,
einen dicken Teig davon gemacht, mit einem Löffel angerührt (nicht mit der
Hand), in eine eiserne oder blecherne Brodpfanne gethan und im Ofen gebacken.
Abends angemacht, Morgens gebacken. Soll gleich gebacken werden, so muß etwas
Gest oder Hefe dazu gethan werden. Das Brod bleibt dann zwei bis drei Tage
gut.
2) Jonny-Cakes, flüchtig
und schnell zu gebrauchen.
Etwas mehr Schmalz wie oben; ein Eisen mit Fett bestrichen, den Teig fingerdick
darauf gelegt. Nachdem er auf der untern Seite braun geworden ist, umgedreht und
auf der andern Seite braun werden lassen – dann ist's gar. Man schneidet
durch die Mitte auf, macht Butter dazwischen und ißt zu Kaffee oder Thee frisch
weg und warm.
NB. Hier im Lande, wo man offene Kamine in der Küche
hat, legt man die Masse auf ein ganz einfaches eichenes Brett und setzt solches
dem Feuer gegenüber. So bereitet, schmeckt es am besten.
3) Pfannenkuchen.
3 Pfd. Mehl, drei Eier (Weiß und Gelb), 1/4 Pfd. Schmalz, gut Salz, dann lauwarme
Milch und Wasser, macht davon einen Teig, nicht ganz so dünn wie gewöhnlicher
Pfannkuchenteig, rührt es wohl unter einander und backt es wie gewöhnlichen
Pfannkuchen in Pfannkuchenpfannen.
4) Pone.
Eine Masse, ebenso zubereitet, aber etwas mehr Mehl darunter und in Tortenpfannen
gebacken, schmeckt auch sehr gut. Warm gegessen, wird hier Pone genannt.
5) Brei.
Ebenso wie Roggenbrei, nur ziemlich lang gekocht (Salz, Mehl und kochendes
Wasser), wird mit kalter Milch oder Syrup gegessen.
6) Klöse.
Steifen Teig mit lauwarmem Wasser, etwas Salz und Schmalz – runde Klöse in
Salz und Wasser oder in Fleischbrühe gekocht. (Riecke's Wochenblatt, 1847, Nr. 18.)
Erkennung der Verfälschung des Weizenmehls mit altem
Bohnenmehl.
Nach dem Apotheker Defferre ist diese Verfälschung dadurch
zu erkennen, daß das Mehl der Bohnen und anderer Hülsenfrüchte dem Kleber (Gluten)
aller Getreidearten seine Elasticität, bindende Kraft, Zähigkeit, kurz alle ihm
eigenthümlichen Merkmale benimmt; auch kann dieser Kleber, der ungefähr 1/8 des
Getreidemehls beträgt, wenn ein solcher Zusatz stattgefunden hat, nicht mehr auf die
gewöhnliche Weise abgeschieden werden, welche bekanntlich darin besteht, einen Teig
des Mehls unter einem dünnen Wasserstrahl so lange durchzukneten, bis das Wasser
hell abläuft, also kein Gummi, keinen Zucker und Eiweißstoff mehr auflöst, wo dann
der Kleber als graue, weiche, elastische Masse in der Hand zurückbleibt. Der
zurückbleibende Teig hat im Falle der Verfälschung keine Zähigkeit, und einen Geruch
ähnlich dem eines trocknenden Oeles, weil zu dieser Verfälschung immer alte Bohnen
benutzt werden. Es versteht sich, daß solches Mehl sich zur Brodbereitung sehr
schlecht eignet, weil der Teig nicht die nöthige Elasticität und Zähigkeit erhält,
um die bei der Brodgährung sich bildende Kohlensäure einzuschließen, um so ein
leichtes, poröses Brod zu bilden. (Moniteur industriel,
1847, Nr. 1109.)
Saperda gracilis, ein dem Getreide sehr schädliches
Insect und Schutzmittel gegen dasselbe.
In der Umgebung von Barbezieur, berichtet Hr. Guérin-Meneville, und
wahrscheinlich auch in andern Gegenden Frankreichs, existirt ein sehr kleines
Insect, welches man daselbst aiguillonier (etwa Spießer) nennt, von dem das Getreide eine Krankheit
erhält, deren Ursache man lange nicht erkannte. Wenn das Getreide der Reife nahe
ist, fallen alle vom Insecte befallenen Aehren beim geringsten Wind ab; die so ihrer
Aehren beraubten Halme bleiben unter den reifen, durch ihr Gewicht niedergedrückten
Aehren, aufrecht und augenfällig stehen. Man nennt sie Spieße (aiguillons) und das Getreide spießig (aiguillonné).
Der Verlust durch diese Krankheit beträgt 1/6, 1/5, zuweilen sogar 1/4 der Ernte.
Das Insect gehört den Coleoptern (Käfern), Familie der Langfühler, und der Gattung
Saperda (Schneckenkäfer) an, von welcher es eine
neue Untergattung bildet, die Hr. Guérin
Calamobius (vom Griechischen: Halm-Leben) zu nennen vorschlägt; die Species hieße dann Saperda (calamobius) gracilis. – Dieser kleine Käfer zeigt sich im
Junius, wenn das Getreide mit Aehren versehen ist und blüht. Das Weibchen bohrt
alsdann in den Halm, nahe der Aehre, ein kleines Loch und legt ein Ei hinein. Da es
wahrscheinlich über 200 Eier in seinen Eierstöcken hat, in jeden Halm aber nur eines
absetzt, und zwar nur in die schönsten, mit den größten Aehren versehenen, so kann
ein einziges Weibchen über 200 Getreidehalme verheeren und ebenso viele Aehren
abfallen machen. Das bis zum ersten Knoten des Halms hinabgefallene Ei gibt bald ein
Würmchen oder Lärvchen, weiches in der Halmröhre hinaufsteigt bis nahe zur Aehre und
diese Röhre im Kreise herum zernagt, ohne etwas übrig zu lassen, als die Epidermis;
die auf diese Weise getrennte Aehre erhält keine nährenden Säfte mehr zugeführt,
bleibt körnerleer, trocknet aus, wenn die Körner ihrer Reife zugehen und fällt beim
ersten Wind ab Nachdem die Larve in der Nähe der Aehre den Halm so geschwächt hat,
geht sie den Halm hinab, bohrt einen Knoten nach dem andern durch und läßt sich
unten im Halme in einer Höhe von 2–3 Zoll über dem Boden nieder, um hier, in
einem aus Trümmerchen und ihren Excrementen bestehenden Staub eingehüllt, den Winter
zuzubringen. Wenn das Getreide reif ist, zur Erntezeit, hat sie in diesem
Winterquartier ihre ganze Größe erreicht. – Am Anfange des Monats Junius des
folgenden Jahrs verpuppt sie sich und wenige Tage darauf schlüpft das vollendete
Insect aus, kriecht den Halm wieder hinauf und bohrt sich mit seinen Kinnbacken oder
Zähnen ein Loch, durch welches es auskriecht, womit ein neuer Cirkel dieses Lebens
etc. beginnt. Die unter dem Namen Spießer bekannte Larve kann eine große Kälte ohne
Nachtheil erleiden und auch 1 bis 2 Jahre im Stroh bleiben, ohne sich zu verwandeln, wenn dieses Stroh
nicht im Boden steckt; zuletzt aber stirbt sie aus Mangel an Feuchtigkeit. Folglich
erhalten sich, wenn man den Halm im Boden stecken läßt, diese Larven und machen im
folgenden Jahre ihre Metamorphosen durch, während sie mit dem Stroh herausgenommen,
sich nicht metamorphosiren und endlich vor Trockne umkommen. – Aus dem allen
geht das Mittel, sie zu vertilgen, einfach hervor. Man braucht nur das Getreide ein
paar Jahre lang anders zu schneiden; statt nämlich (wie zu Barbezieur) 9 bis 11 Zoll
hoch zu schneiden und den Halm behufs der Düngung im Boden zu lassen, wodurch die
Larven bis zum andern Jahr erhalten werden, muß das Getreide
entweder sehr nahe am Boden abgeschnitten werden, um die Larven mit dem Stroh zu
entfernen, oder man schneidet es wie gewöhnlich, reißt aber die Halme aus und
verbrennt sie an Ort und Stelle; diese Art von Abschwendung gibt einen
guten Dünger und vertilgt zugleich die Larven der Saperda
gracilis und anderer minder schädlicher Insecten. (Comptes rendus, Febr. 1847, Nr. 8.)
Drei Kartoffel-Ernten in Einem Jahr in demselben
Boden.
Hr. Masson, Gärtner im
Experimentir-Garten der Gartenbaugesellschaft zu Paris, legte in den ersten
Tagen des Septembers 1845 in einem Quadrat Kartoffeln desselben Jahres. In
5–6 Wochen gingen sie auf; in der Mitte Novembers häufte er Erde um sie herum
an, und zur Zeit der Reife bedeckte er sie zum Theil mit Glocken und darüber mit
Laub, zum Theil bloß mit Laub. Im Mai wurden sie ausgezogen; sie waren alle groß und
gut zu essen; nicht eine einzige dieser den Winter über im Boden gebliebenen
Kartoffeln war krank. Nun wurde eine zweite Legung mit Kartoffeln vom J. 1845
vorgenommen, welche im August herausgenommen wurden. Mit Kartoffeln vom laufenden
Jahr wäre man um 5 Wochen ungefähr zu spät hinausgekommen. Am 25. August endlich
wurden neuerdings im Frühjahr geerntete Kartoffeln gelegt, die bald darauf in die
Höhe gingen. Im October hatten sich noch keine Knollen gebildet, am 10. Nov., wo sie
zugedeckt wurden, waren welche von Fingersdicke vorhanden. Als starke Reife
eintraten, wurde noch eine Schicht Laub darauf gelegt, und gegen Ende December
hatten die Knollen ihre ganze Größe erreicht, ohne so zu sagen äußerlich zu wachsen.
– Dieser erste Versuch einer dreimaligen Kartoffelernte könnte Wohl beim
Ackerbau Anwendung finden, um nach der Getreideernte Kartoffeln zu legen, die im
Herbst geerntet würden. Ein von Lieutenant Houèbre angestellter derartiger Versuch
fiel gut aus. (Moniteur industriel, 1847, Nr. 1120.)