Titel: | Ueber die Zusammensetzung der Trinkwässer; von H. Deville. |
Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. LXXVI., S. 337 |
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LXXVI.
Ueber die Zusammensetzung der Trinkwässer; von
H.
Deville.
Aus den Comptes rendus, April 1847, Nr.
16.
Deville, über die Zusammensetzung der Trinkwässer.
Die Stadt Besançon, welche gegenwärtig eine Wasserleitung herzustellen
beabsichtigt, um sich Trinkwasser von einer entfernten Quelle zu verschaffen,
beauftragte mich die Wässer verschiedenen Ursprungs, womit sie gegenwärtig versehen
wird, einer genauen Analyse zu unterziehen. Ich glaubte meine Untersuchungen auch
auf die Trinkwässer einiger wichtigen Städte, Paris, Orleans, Straßburg, Genf, Dijon
und Toulouse ausdehnen zu müssen und übergebe die Resultate derselben der
(französischen) Akademie der Wissenschaften.
Die Analyse der gemeinen Wässer ist etwas schwierig, weil die in denselben
aufgelösten Substanzen gewöhnlich zahlreich und in geringer Menge vorhanden sind.
Man kann die Bestandtheile des Wassers hinsichtlich der Anwendung desselben in
dreierlei Classen theilen: 1) Substanzen welche in den Leitungsröhren Krusten bilden
können; 2) Substanzen welche in den Kesseln Krusten bilden können; 3) sehr leicht
lösliche Substanzen welche man nach dem Abdampfen zur Trockne erhielt. Die ersteren
scheidet man bekanntlich durch bloßes Kochen des Wassers ab; die zweiten durch das
Einengen desselben und die letzten durch das Auswaschen des zur Trockne gebrachten
Rückstands. Diese Eintheilung der Bestandtheile des Quell- und Flußwassers
muß man berücksichtigen, wenn es sich um eine technische Anwendung derselben
handelt. In dieser Hinsicht ist auch das Verhältniß der in den krustenbildenden
Substanzen enthaltenen Kohlensäure zur freien Kohlensäure zu beachten.
Ich war so glücklich bei meiner Arbeit zu einigen Resultaten von allgemeinem
Interesse zu gelangen; so fand ich daß die Trinkwässer immer Kieselerde enthalten
und zwar in beträchtlicher Menge.
Im Wasser der Loire, welches ich in dem Augenblick schöpfte wo es zu Tage kam, fand
ich kieselsaures Kali. Diese Thatsache erklärt zur Genüge den befruchtenden Einfluß
des Wassers welches sich auf den Wiesen verbreitet, deren Gräser viel kieselsaures
Kali enthalten.
Das gemeine Wasser enthält meistens salpetersaure Salzt, oft in beträchtlicher
Menge.
Auf die Färbung großer Massen von Wasser, welche im reflectirten Licht oft dunkel
indigblau erscheinen, dürfte zum Theil ihre chemische Zusammensetzung von Einfluß
seyn; wenigstens spricht dafür das Vorkommen einer gelben Materie in dem Rückstand
vom Abdampfen des Wassers. Reines Wasser oder solches welches keinen fremdartigen
Farbstoff enthält, scheint blau zu seyn; dampft man z.B. eine große Menge von dem
Wasser des Genfersees ab, so kann man keine Spur gelber oder gefärbter Materien
darin entdecken.
Grünes Wasser gibt beim Eindampfen ein wenig gelber Materie, so daß die ursprünglich
blaue Farbe desselben modificirt ist.
Bei gelbem Wasser ist der abgedampfte Rückstand gefärbt, so daß er schwärzlich
aussieht. Man begreift, daß diese vorwaltende Farbe diejenige des reinen Wassers
gänzlich maskiren muß.
Wahrscheinlich spielt diese stickstoffhaltige Substanz eine wichtige Rolle bei der
Befruchtung der Wiesen durch das Fluß- und Quellwasser.