Titel: | Wasserbadtrichter, von Dr. Luedersdorff. |
Autor: | F. Luedersdorff |
Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. XII., S. 37 |
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XII.
Wasserbadtrichter, von Dr. Luedersdorff.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Luedersdorff's Wasserbadtrichter.
Die Beschreibung und Abbildung des Plantamour'schen
Wasserbadtrichters in Bd. CI S. 440 dieses Journals
veranlaßt mich, eine ähnliche Vorrichtung zu veröffentlichen, die ich zu demselben
Zweck construirt und seit mehreren Jahren in Gebrauch habe. Mein Apparat kann
freilich nicht die Einfachheit des Plantamour'schen in
Anspruch nehmen, dafür aber dürften nicht unwesentliche Vorzüge ihn gleichwohl jenem
zur Seite stellen. Bei dem Plantamour'schen Trichter
krystallisiren oder erstarren offenbar die Filtrate schon in dem Schnabel desselben,
und jedenfalls geschieht dieß in dem Gefäß, welches zur Aufnahme der Filtrate
bestimmt ist. Daß dieß aber allerlei Unbequemlichkeiten herbeiführt, habe ich wohl
nicht nöthig auseinanderzusetzen. Keines von beiden erfolgt bei meinem Apparat, der
einem kleinen Ofen gleicht, und in dem die filtrirte Flüssigkeit, so lange die
Filtration dauert, oder überhaupt so lange man will, dieselbe Temperatur behält wie
die zu filtrirende. Man kann demnach z.B. essigsaures Silberoxyd, fette Säuren, die
aufgelösten Salze der letzteren etc. bis auf den letzten Tropfen abfiltriren, ohne
daß im Schnabel des Trichters oder im Recipienten auch nur ein Krystall entsteht oder ein Erstarren erfolgt.
Fig. 24 zeigt
den kleinen Apparat, den ich Filtrirofen nennen will, im Durchschnitt und Fig. 25 in
einer perspectivischen Ansicht. a ist ein flacher
cylindrischer Körper, dessen Boden und Decke ein weniges nach innen gewölbt sind;
c ist ein schmaler Rand, welcher über der Seitenwand
des Körpers nach unten, und d ein ähnlicher Rand,
welcher nach oben vorspringt. Unmittelbar von der Decke des Körpers a erhebt sich das Rohr b,
und dicht vom Boden, von diesem nur etwa 1/8 Zoll abstehend, das Rohr e. Beide sind natürlicherweise in der Decke luftdicht
eingelöthet. Das Rohr b mündet durch ein Knie bei f und das Rohr e eben so bei
g in den Trichter h, h, h,
h. Das Rohr e verlängert sich außerdem in
senkrechter Richtung bis i, wo es vermittelst eines Knie
in dem kleinen Trichter k endigt. Der letztere dient zum
Füllen des Apparats mit Wasser. In dem Trichter h, h, h,
h steckt ein zweiter Trichter l. Dieser ist,
wie bei der Plantamour'schen Vorrichtung, einerseits
durch einen durchbohrten Kork im Schnabel von h, h, h,
h, andererseits durch einen den Rand von h, h, h, h
nach innen umgebenden Kranz n, n in einer solchen
Stellung erhalten, daß er von der Mantelfläche von h, h, h,
h ringsum einen Viertelszoll absteht, so daß sich also zwischen beiden
Trichtern ein enger Zwischenraum befindet. Man ersieht leicht aus der soeben
beschriebenen Construction daß, wenn durch den kleinen Trichter k Wasser in den Apparat geleitet wird, sich zunächst der
Raum a, dann die Röhren b
und e und endlich der Zwischenraum zwischen dem äußern
und innern Trichter füllt. Wird nun der Raum a von unten
vermittelst einer Spirituslampe erhitzt (der Apparat paßt in den Dimensionen der
Zeichnung gerade auf eine dreifüßige Berzelius'sche
Lampe, auf welcher derselbe insofern feststeht, als er durch den Rand c vor dem Hinuntergleiten geschützt ist), so erfolgt
eine Circulation des Wassers, indem das heiße durch b
aufsteigt, während das in dem Zwischenraum beider Trichter befindliche kältere durch
e nach a hinabgelangt,
um sich hier gleichfalls zu erhitzen. Da nun das Wasser in a sich zunächst am stärksten erhitzt, und da, sobald hier Dämpfe
entstehen, diese den oberen Boden von a, wenn es eine
ebene Fläche bildete, convex auftreiben und sich in der Höhlung sammeln würden, um
stoßweise durch b zu entweichen, so muß derselbe eine
geringe Concavität haben.
Bei einer solchen findet dann das Entweichen der Dämpfe zunächst nach dem Rande hin,
und von hier unbemerkt durch b statt. Die Concavität des
untern Bodens von a hat weiter keinen Zweck, als durch
die vermehrte Spannung dem Ganzen mehr Haltbarkeit zu geben.
Wenn sich die Einrichtung des Apparats nur auf die soeben beschriebenen Theile
beschränkte, so würde das Erstarren oder Krystallisiren des Filtrats im Schnabel des
Trichters l nicht vermieden seyn. Um aber auch dieß zu
verhindern, ist der ganze Apparat mit einer Hülle umgeben, und zu diesem Zweck ist
der untere Theil durch zwei einander gegenüberstehende 2 Zoll breite Wände m, m, m, m mit dem obern Theil durch einen Ring p, p verbunden, der sowohl den obern Theil der Röhren
b und e, als auch den
äußern Trichter umgibt, und mit diesen durch den die Decke bildenden Kranz r, r zusammenhängt. Die beiden Wände m, m, m, m dienen als Anschlag zweier Thüren, deren
Zargen j, j, j, j, Fig. 25, nach der Rundung
von a und p gebogen sind und
als Füllung zwei eben so gebogene Glasscheiben enthalten. Die eine dieser Thüren
geht nach vorn, die andere nach hinten auf. t, t sind
die Haspen der hintern, u ist der Ueberwurf der vordern
Thür. Sind beide Thüren geschlossen, so ist sowohl der Schnabel des Trichters, wie
der Recipient, der zur Aufnahme des Filtrats auf A
gestellt wird, dicht umhüllt, und durch die von A und
den Röhren b und e
ausströmende Wärme vor Erkaltung geschützt. Zum Zudecken des Trichters l bediene ich mich einer Abdampfschale.
Der ganze Apparat ist mit Ausnahme der Thüren, von Messingblech. Auch der innere
Trichter l ist von demselben Material, jedoch im Innern
verzinnt, weil es in vielen Fällen nicht gerade darauf ankommt, in Glas filtriren zu
müssen. Ist dieß indeß erforderlich, so wechselt man den Metalltrichter gegen einen
gleich großen Glastrichter aus. Oft aber ist auch diese Auswechselung nicht einmal
nöthig, und man kann doch durch einen gläsernen Trichter filtriren. Erfordert das
Filtrat nämlich keine zu starke Erhitzung, so steckt man in den Trichter l einen Glastrichter hinein; um dieß jedoch zu
bewerkstelligen, muß der Schnabel des Trichters l
möglichst weit seyn.
Anstatt durch Glasscheiben könnte der Apparat auch durch Thüren von Blech geschlossen
seyn, allein man entbehrte in diesem Fall der Genugthuung, den Gang der Filtration
ohne Störung jeden Augenblick beobachten zu können.
Beim Füllen des Apparats mit Wasser ist noch zu bemerken, daß man denselben nur so
weit füllen darf, bis das Wasser auf dem Grund des kleinen Trichters k erscheint, weil es sonst bei seiner Ausdehnung durch die Erhitzung
zwischen dem Kranz n, n und dem Trichter l, mit welchem dieser Kranz natürlicherweise nicht
verlöthet seyn kann, herausquillt. Das Rohr v, Fig. 25, dient
zum Ablassen des Wassers.