Titel: | Ueber Darstellung der Lichtbilder auf jodirtem Papier; von G. Cundell. |
Fundstelle: | Band 102, Jahrgang 1846, Nr. XLII., S. 228 |
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XLII.
Ueber Darstellung der Lichtbilder auf jodirtem
Papier; von G.
Cundell.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Oct. 1846,
S. 248.
Cundell, über Darstellung der Lichtbilder auf jodirtem
Papier.
Einige Eigenschaften des gallus-salpetersauren Silbers wurden schon von ihrem
Entdecker, Fox Talbot, beschrieben, und sind hinreichend
bekannt; die Verhältnisse jedoch seiner Bestandtheile und die Mittel wodurch man die
Wirkung reguliren kann (welche man nothwendig kennen muß, um es mit Erfolg
anzuwenden), wurden meines Wissens noch nicht veröffentlicht.Man vergl. über diese Art von Photographie polytechn. Journal Bd. LXXXI S. 360, Bd. XCII S. 44 und 367.
Trägt man eine Auflösung von salpetersaurem Silber auf jodirtes Papier auf, so wird
die Oberfläche desselben für die Eindrücke des Lichts außerordentlich empfindlich,
und wenn man der Auflösung Gallussäure zugesetzt hat, so wird die Empfindlichkeit
auffallend größer.
Derartige Präparate zersetzen sich jedoch freiwillig ziemlich schnell, selbst bei
Ausschluß des Lichts; man findet daher bei ihrer Anwendung, wenn man nach einer
gewissen Zeit (einer längern oder kürzern, je nach der Stärke der Auflösung), ein
Bild auf gewöhnliche Weise entwickeln will, daß die ganze
Oberfläche, das Licht mag darauf gewirkt haben oder nicht, dunkel und gefärbt wird;
solche Präparate scheinen daher für die Photographie wenig oder gar keinen Werth zu
haben.
Durch Zusatz von etwas Essigsäure wird jedoch die freiwillige Zersetzung des
Silbersalzes gehemmt; und wenn man die drei Bestandtheile im richtigen Verhältniß
verbindet, kann man ein gallus-salpetersaures Silber von beliebiger
Beständigkeit oder Empfindlichkeit herstellen. Ohne Zweifel können die Ingredienzien
in vielen Verhältnissen mit gutem Erfolg verbunden werden; die von dem Erfinder
ursprünglich angegebenen dürften jedoch die zweckmäßigsten seyn. Man darf jedoch
nicht vergessen, daß
seine Vorschrift gewissen äußeren Bedingungen angepaßt ist, und wo diese verschieben
sind, ebenfalls modificirt werden muß. Sie eignet sich nicht gleich gut für jedes
Klima oder jede Lufttemperatur; und obgleich sie ganz zweckmäßig ist, um Papier zum
unmittelbaren Gebrauch zu erregen, so ist sie es vielleicht weniger, wenn man das
Papier aufzubewahren beabsichtigt; deßwegen schlugen so viele Versuche bei ihrer
Anwendung fehl.
Ist zu wenig Essigsäure vorhanden, so wird die erwähnte freiwillige Zersetzung mehr
oder weniger schnell stattfinden; und wenn das Papier nicht unverzüglich gebraucht
wird, so geht der Eindruck bei der allgemeinen Färbung seiner Oberfläche
verloren.
Ist hingegen die Essigsäure im Ueberschuß vorhanden, so zersetzt sich das Präparat
nicht so leicht; das Papier wird zwar auch weniger empfindlich, es behält aber seine
Weiße im erregten Zustand viel besser bei und kann selbst nach vielen Stunden mit
Erfolg angewandt werden. Dadurch, daß man dem Präparat mittelst Essigsäure nach den
Umständen eine größere oder geringere Beständigkeit verleiht, hat man seine Wirkung
so ziemlich in der Gewalt.
Wenn man Talbot's
gallus-salpetersaures Silber auf jodirtes Papier aufträgt, beginnt eine
Wirkung, welche, wenn sie nicht sehr schnell aufgehalten wird, anstatt bloß die
Oberfläche zu erregen, und für die Annahme des Lichteindrucks vorzubereiten, sie
schnell verdunkeln und unbrauchbar machen wird. Höchst wahrscheinlich schrieb der
Erfinder aus diesem Grund vor, daß man das Papier in Wasser tauchen soll; dadurch
wird die Wirkung aufgehalten, indem das Silbersalz
verdünnt und vielleicht neun Zehntheile desselben vom Papier entfernt werden. Bei
diesem Verfahren bleibt es aber ganz ungewiß, wie weit die zerstörende Wirkung
vorschritt und in welchem Grad das gallus-salpetersaure Silber verdünnt oder
beseitigt wurde; es ist daher zweckmäßiger, jenes Silbersalz im verdünnten Zustand anzuwenden und das Eintauchen in
Wasser ganz zu unterlassen.
Wird das gallus-salpetersaure Silber nur auf die zehnfache Verdünnung
gebracht, so ertheilt es einen hohen Grad von Empfindlichkeit, aber in diesem Fall
muß das Papier unmittelbar gebraucht werden; das Silbersalz kann auf das
Vierzigfache verdünnt werden und wird unter günstigen Umständen noch ein intensives
Bild geben; dabei wird das Papier zwar weniger empfindlich, es verändert sich aber
nicht mehr so leicht und behält seine nützlichen Eigenschaften viel länger bei.
Um ein Lichtbild zu entwickeln, sollte das gallus-salpetersaure Silber seine
ganze Stärke haben, besonders was das Verhältniß der Gallussäure betrifft, von
welcher die Tiefe und Intensität des Bildes hauptsächlich abhängen.