Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. , S. 157 |
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Miscellen.
Miscellen
Bain's Anwendung des elektrischen
Telegraphen bei den Eisenbahnuhren.
Hr. Bain wandte vor Kurzem das Princip
des elektrischen Telegraphen auf die Eisenbahnuhren an. In
Edinburgh nämlich wurde eine Uhr aufgestellt, deren Unruhe mit
dem Drahte des elektrischen Telegraphen in Verbindung steht und
die Schwingungen dieser Unruhe geben auf einem Zifferblatt zu
Glasgow zu gleicher Zeit mit demjenigen zu Edinburgh die Stunde
an. Der elektrische Strom durchläuft den Weg zwischen diesen
beiden Städten von 74 Kilometern in einer unmeßbar kurzen Zeit,
indem beide Uhren niemals von einander abweichen. Schwingt die
Unruhe zu Edinburg rechts, so bewegt sich der magnetisirte
Zeiger des Zifferblatts zu, Glasgow ebenfalls rechts und beide
kehren zu gleicher Zeit wieder links zurück.
Zwei weitere Zwischenuhren werden, eine zu Linlithgow, die andere
zu Falkirk errichtet, und alle drei von der Unruhe zu Edinburgh
in Bewegung gesetzt werden. In einigen Jahren, wo dann
wahrscheinlich elektrische Telegraphenlinien auf allen
Eisenbahnen Englands und Schottlands ausgeführt seyn dürften,
schlägt Hr. Bain vor, die Hauptunruhe
auf dem Observatorium zu Greenwich anzubringen, welche dann
allein hinreichen wird, die Stunde auf den 5 bis 600 Stationen
der verschiedenen Eisenbahnen Englands und Schottlands
anzuzeigen. Auf diese Weise hätte das ganze Land beständig die
astronomische Zeit von Greenwich, und man hätte nicht mehr zu
befürchten, daß die Abweichungen der Uhren zu Irrthümern
hinsichtlich des Augenblicks der Abfahrt der Wagenzüge
Veranlassung geben.Auf durch galvanische Leitungsdrähte verbundene Uhren
erhielt Hr. Conservator Steinheil in München schon im J. 1839 ein
Privilegien; ihre Beschreibung enthält das bayer. Kunst;
und Gewerbblatt 1853, S. 127. (Bulletin de la
Société d'Encouragement, Mai 1846, S. 249.)
Ueber einige Producte der chinesischen
Industrie; von Jules Itier,
französischer Mauth-Oberinspector.
1. Ueber zwei
Varietäten spinnbarer Pflanzen, welche das Material zu
dem Canton'schen Battist und der gewöhnlichen Leinwand
liefern.
Man findet auf dem chinesischen Markt mehrere Sorten
Leinwand, die von der europäischen sehr verschieden sind,
sowohl durch ihre bleibende Steife als die daraus folgende
Frische, derentwegen die Chinesen sie den unsrigen
vorziehen. Unter diesen in Quang-Tong fabricirten
Geweben, welche dort unter der generischen Benennung
Ha-pou (in der Mandarinensprache: Cha-pou) bekannt sind,
befinden sich die in Frankreich als Canton'scher Battist (batiste de Canton), bei den Engländern unter dem
Namen Grastuch (gras-cloth) bekannten,
welchen die Cantoner Yunchest-yaô-ha-pou
benennen, wenn der Battist noch roh, und Piou-pa-yaôha-pou,
wenn er gebleicht ist, wörtlich: rohes
(ungebleichtes) feines Sommergewebe, oder gebleichtes,
leichtes, feines Sommergewebe. Außer dieser Art
Battist, welche es in unendlicher Verschiedenheit der
Feinheit, folglich auch des Werths gibt, werden mehr oder
weniger grobe Leinwande gemacht, die Tso-ha-pou, wörtlich: grobe Sommergewebe heißen.
Das Material aller dieser Gewebe kömmt von der Rinde zweier
Spinngewächse, welche 30–40 Meilen nordöstlich von
Canton, in dem Bezirke Si-Nam, hauptsächlich aber im
Gebiete der kleinen Stadt Hoang-Tchiang im Großen
angebaut werden; dieselben sind im Lande unter der Benennung
Lo-ma (cannabis indica?) und
Tsing-ma (corchours?)
bekannt.
Die erstere, Lo-ma, welche auch in der Umgegend von
Canton und Macao angebaut wird, liefert grobe Leinwand; die
zweite, Tsing-ma, liefert die feinen Leinwandsorten
oder Battiste. Bei gewissen Sorten von Leinwanden bedient
man sich der Lo-ma zum Einschlag und der
Tsing-ma zur Kette.
Auf folgende Weise wird die Cultur dieser zwei Pflanzen
betrieben; wir beginnen mit der Lo-ma.
Nachdem man das Erdreich gut gedüngt hat, gibt man ihm
verschiedene Beackerungen zum Behuf seiner höchst feinen
Zertheilung und der Verkleinerung seiner Schollen, so daß
man eine feine, vollkommen gleiche Erde erhält, gerade so,
wie man in Frankreich beim Bearbeiten der Hanfäcker
verfährt. Am Anfang des Frühlings, also der Regenzeit, wird
der Same gesäet, und zwar recht nieder und sehr leichthin,
damit der Same auf der Oberfläche bleibt. Hierauf wird die
Erde mit einer dicken Schicht Stroh oder trockner Kräuter
überdeckt und wenn es nicht regnet, so begossen, daß das
durch das Stroh abtropfende Wasser ohne irgend einen
Antrieb, also ohne daß man den Samen unter die Erde zu
bringen Gefahr läuft, bis zum Boden gelangt. Der Same kömmt
unter diesen Umständen zum Keimen und, wenn die Pflanze ganz
aus dem Boden hervorgekommen ist, wird das Stroh entfernt;
etwas später, wenn die junge Saat kräftiger geworden ist,
lichtet man sie der Art, daß die bleibenden Pflanzen
ungefähr 15 Centimeter (5 1/2 Zoll) auseinander stehen.
Gegen den achten Monat hat die Pflanze ihre Reife erlangt
und da sie zweihäusig (dioica)
ist, verfährt man wie in Frankreich mit dem Hanf, d.h. man
reißt zuvor die männlichen Pflanzen aus, nachdem die
Befruchtung geschehen, und dann die weiblichen. Auf diese
Weise geschieht die Ernte auf zweimal in 15–20 Tagen
Zwischenzeit. Der Lo-ma-Stengel erreicht eine
Höhe von 5–6 Metern und an seiner Basis einen
Durchmesser von etwa 2 Centimetern (8 4/5 Linien).
Um den Faserstoff daraus zu gewinnen, schneidet man am
Wurzelstrunke in die Rinde der noch grünen Pflanze, welche
sich dann leicht ablösen läßt; man legt sie zwei Tage lang
in Wasser, breitet sie nachher an der Sonne aus um sie zu
trocknen und zertheilt sie mit der Hand in lange Fäden,
welche wie der Hanf zugerichtet werden.
Die Tsing-ma erfordert dieselbe Behandlung und Pflege
wie die Lo-ma, und gedeiht unter denselben Umständen,
mit Ausnahme der Temperatur der Gegend, welche nicht so heiß
seyn darf. Um die Fasern derselben zu gewinnen, wird die
frisch ausgezogene Pflanze in Büschel von 1,50 Meter (4'
7'') Höhe und 5 Decimeter (1' 6'') Durchmesser gebunden,
welche senkrecht über einen weiten, seichten, mit Wasser
gefüllten eisernen Kessel gebracht werden, dessen Rand durch
ein mit Lehm umgebenes Bambusgitter erhöht wird. Man heizt
hierauf den Ofen, um das Wasser einige Stunden lang siedend
zu erhalten, bis die Pflanze auf diese Weise mit Dampf
ausgekocht ist, worauf man sie wegnimmt, um sie an der Sonne
zu trocknen; ist sie vollkommen getrocknet, so taucht man
sie in kaltes Wasser, und die Rinde, indem man sie am
Wurzelstrunke abbricht, macht sich los und kömmt zur Hand.
Diese Rinde wird sodann wieder gespalten und mittelst Kämmen
etc. in Fasern von außerordentlicher Zartheit zertheilt. Der
Faden wird ohne alle Drehung durch Vereinigen der
gleichlangen Faden an ihren Enden verfertigt.
Wahrscheinlich würden diese beiden Hanfarten in Algerien,
vorzüglich in der Ebene von Mitidja, so wie auch im
südlichen Frankreich, recht gut fortkommen, und es wäre um
so Wünschenswerther, dieses Product zu naturalisiren, da der
bekannte englische Fabrikant Hargraeve (im London
Mail, 24. Jun. 1845) anzeigte, daß er zahlreiche
Versuche angestellt habe, die Tsing-ma-Fasern
mechanisch zu spinnen, und sehr befriedigende Resultate
erhalten habe; daß diese Faser einen viel stärkern und
zugleich feinern Faden gebe, als man von den europäischen
Spinngewächsen erhalte und daß er im Stande sey, aus dieser
Substanz ebenso schöne Gewebe als der französische Battist
zu verfertigen.
Der Same von Lo-ma und Tsing-ma wurde auf
Veranlassung des Hrn. Itier im
heurigen Frühjahr zu Perpignan, Montpellier, Grenoble, Lyon
und Paris angesäet. Es ist zu bedauern, daß die
Regierung dieses nicht auch in Algier thun ließ.
2. Ueber das
Garn und die Gewebe von Abaca, Nipis und Pinna (von
Manilla).
Die Abaca (Kossofäden), oder der
Manilla-Hanf, ist das Product eines auf den
philippinischen Inseln einheimischen Pisangs
(Paradiesfeigen-, Bananasbaums), welchen die
Botaniker Musa troglodytarum
nennen. Er wird gegenwärtig in den Provinzen Camarines
Norte, Camarines Sur, Albay (Insel Luçon), Samar und
Leyte (Inseln gleichen Namens) im Großen angebaut.
Man wählt zu diesem Behuf frisch urbar gemachte Bergabhänge.
Die von ihren Stengeln befreiten, jungen Pflanzen werden 14
Fuß auseinander in ungefähr 6 Zoll in jeder Richtung weite
Löcher gesteckt. In den ersten zwei Jahren braucht diese
Pflanzung nur zweimal ausgejätet zu werden, um das Unkraut
zu vertilgen, welches die jungen Pflanzen bald ersticken
würde; im dritten Jahr beginnt man die dicken Stämme
abzuschneiden. Da der Bananasbaum die Eigenschaft hat,
immerfort neue Schößlinge zu treiben, so sind die
Pflanzungen von einer unermeßlichen, wenigstens bis jetzt
noch unbestimmten Dauer.
Um die Abaca zu gewinnen, wird der zu bearbeitende
Bananasstamm in mehrere lange Streifen geschnitten; diese
werden zwischen einem horizontal liegenden dicken Brett und
einer Messerklinge, welche man mit einer Hand fest andrückt,
mit der andern Hand in der Art hindurchgezogen, daß sie
abgestreift und ihres fleischigen Theils beraubt werden,
während die Fasern zurückbleiben; die Sonne trocknet sie aus
und sie sind leicht von einander zu trennen, worauf sie dann
nur mehr ausgelesen und in kleinen Massen vereinigt zu
werden brauchen.
Man nimmt an, daß ein Bananasstock täglich 10–12 Unzen
Fasersubstanz liefert und ein Arbeiter 25 Kilogr. Abaca
bereiten könne.
Vor dem Jahr 1823 war die Abacaproduction von geringem
Belang; es wurden nicht über 100 Kilogr. jährlich
ausgeführt. Gegenwärtig beläuft sich die Ausfuhr über 55,000
metrische Centn.
Aus der Abaca werden Seile, Tauwerk und Gewebe verfertigt. Es
befindet sich zu Manilla eine Dampfseilerei, welche viel
Tauwerk für die Marine liefert. Die Seile aus der Abaca
gehen durch Feuchtigkeit nicht ein; allein dieser Vorzug
wird von mehreren Uebelständen aufgewogen, so daß das
Abacaseilwerk nicht unbedeutend hinter demjenigen aus Hanf
zurücksteht; es besitzt nämlich nie die Geschmeidigkeit des
hanfenen, wodurch oft Verwickelungen des Tauwerks verursacht
werden; endlich dehnt es sich bedeutend aus und wird also
durch öfteres Spannen auch immer schwächer.
Die Abacagewebe sind eine Art durchsichtiger Leinwand, die
etwas steif, leicht und kalt anzufühlen ist, aus welcher die
Tagals färbige Hemden verfertigen. Diese Gewebe sind in der
Regel gestreift und oft faconnirt; man könnte sich ihrer
vortheilhaft zu Siebtuch bedienen. Das Abacagarn wird weder
gesponnen, noch gedreht, er ist die Faser, wie sie die Natur
erzeugt, eine mit der anderen an den Enden vereinigt. Diese
Fäden werden in Knäuel gewickelt, die dann geschlagen
werden, um sie geschmeidiger zu machen; hierauf werden sie
durch 24stündiges Einlegen in Kalkwasser gebleicht, und dann
an der Sonne getrocknet. In diesem Zustand eignen sie sich
zum Verweben.
Aus dem rohen (ungebleichten) Abacagarn wird auch ein
ungebleichter Zeug gemacht, welcher unter der Benennung Medriniak (médriniaque) bekannt ist, derselbe eignet
sich besonders zum Besatz und Futter für Kleider; dieser
Zeug wird heutzutage in beträchtlicher Menge in Spanien
eingeführt, wo man ihn auf diese Weise verwendet.
Aus dem ausgelesenen Abacagarn wird ein schöner Zeug, Jusi (Houssi) mit
verschiedenenfärbigen seidenen Streifen fabricirt, von
welchem 20 Vares (spanische Elle) 2 Piaster, = der Meter 62
Centimes werth ist.
Die Pinna ist eine aus dem
Ananasblatt gewonnene Faser; sie wird wie die Abaca
gewonnen; beim Auslesen der Fasern aber eine
außerordentliche Sorgfalt beobachtet, um sie vor ihrer
Verknüpfung gut zu sortiren. Die Pinna wird gefärbt.
Die Nipis oder Pflanzenseide ist
eine Faser, welche das Blatt der Nipispalme liefert,
aus welcher auch der Wein (tubo)
gewonnen wird. Man verfertigt aus dieser Faser eine Art
Pinna von geringer Qualität.
Der zu Manilla unter der Benennung Sinamaye bekannte Zeug wird aus Pinna und Seide
verfertigt, die mehr oder weniger breite,
verschiedengefärbte Streifen bilden. Die Frauen machen sich
Kleider, die Männer seine Hemden und die tagalischen Frauen
Kamisölchen (camisards, chemisettes
flottantes) daraus. 3 Stücke Sinamaye kaufte ich um
6 Piaster (33 Frcs).
Die Pinna kostet 3/4 bis 1 1/4 Piaster per Vare, 5 bis 6 1/2
Frcs. der Meter; die Nipis 25 Proc. weniger.
3. Ueber die
Bereitung des Tao-foo (Leguminkäses).
Man läßt gelbe Bohnen oder Erbsen etwa 12 Stunden lang in
kaltem Wasser liegen, damit sie in dem Grade erweichen, daß
sie dem Druck des Fingers nachgeben; dann bringt man sie mit
Wasser unter den Granitstein einer Handmühle und erhält so
einen weißen hellen Brei, welcher in einem unter die
Ablaufrinne des Mühlsteins gestellten Gefäß aufgefangen
wird; nachdem er hierauf aufgekocht wurde, schüttet man ihn
auf eine dünne Leinwand, welche die Samenbälge und das
Parenchym nebst dem durch die Hitze geronnenen Eiweißstoff
zurückhält; nun wird die Flüssigkeit mit einer concentrirten
Auflösung von schwefelsaurem Kalk, die man vorher kochen
ließ, behandelt. Der auf diese Weise erhaltene reichliche
Niederschlag wird auf einer feinen und dünnen Leinwand
gesammelt und ist das Tao-foo; es wird gesalzen und
in den Straßen zu Kanton verkauft; die Chinesen essen es
frisch; es bildet ein gesundes und erfrischendes
Nahrungsmittel, und ersetzt unsern weißen Käse.
Man schüttet auch den erhaltenen Niederschlag in eine
hölzerne Form mit beweglichem Boden, welcher mit einem
dünnen Tuch belegt ist, das man über ihn zusammenschlägt;
man belastet das Ganze mit einem Gewicht, um das
Tao-foo abtropfen zu lassen, beseitigt dann die Form
und legt zwei Stäbchen unter, welche an ihren Enden von zwei
Gestellen getragen werden; das Tao-foo kühlt dadurch
vollends aus und erhärtet. Nach Verlauf von 24 Stunden
schneidet man es in kleine Vierecke, welche drei Tage lang
in (vorher am Feuer gut ausgetrocknetes) Salz gelegt werden;
hierauf legt man sie in ein Gefäß und begießt sie mit
gezuckertem Wein; es entsteht dadurch eine Art Gährung,
welche dazu beiträgt, dem Tao-foo die Eigenschaften
eines guten Käses zu verleihen.
Man sieht, daß das Tao-foo das Stärkmehl und Legumin
der mehligen Früchte enthält. Letztere Substanz wird aus
ihrer Auflösung in einer Pflanzensäure durch die
Schwefelsäure des schwefelsauren Kalks niedergeschlagen; der
Kalk verbindet sich zu gleicher Zeit mit dem Niederschlag
und trägt dazu bei, daß er Consistenz erhält. Die Chinesen
schreiben, wie wir, die Ursache der Schwierigkeit, trockne
Gemüser in gewissen Wassern kochen zu lassen, der Gegenwart
von Kalksalzen in diesen Wassern zu; sie helfen dadurch ab,
daß sie Asche in das Gefäß werfen, in welchem das Kochen
vorgenommen werden soll; wir finden in diesem Kunstgriff
unsere Entdeckungen über die Eigenschaft der Alkalien, das
Legumin aufzulösen wieder.
4. Ueber die
Verfertigung des emaillirten Kupfers zu
Canton.
Wenn der kupferne Gegenstand seine gehörige Gestalt hat, wird
er geputzt, jedoch nicht abgebrannt, dann an den Wänden mit
Wasser befeuchtet und mit der den Grund bildenden
Emaillirmischung bestreut; sie ist bald weiß, bald gefärbt;
hierauf wird er in einen, mit trockener Nankinsteinkohle
(der besten) geheizten Muffelofen gebracht; wenn der Grund
fertig ist, wird das Stück wieder herausgenommen und mit
einer eisernen Glocke überdeckt, damit die Abkühlung langsam
erfolgt. Hat man den Grund auf diese Weise erhalten, so wird
er wie das Porzellan verziert und man bringt die Gegenstände
noch einmal in den Muffelofen.
(Die verschiedenen Email- und Emailfarbenproben
übergab ich der königlichen Porzellanfabrik zu
Sèvres, damit sie den Fabrikanten im ganzen
Königreich mitgetheilt werden.)
5. Ueber die Soy
oder Soya, ein chinesisches und japanisches
Gewürz.
Die Chinesen essen ihre Speisen mit einem Gewürz, welches sie
Soy nennen; da dasselbe in Indien, den Vereinigten Staaten
und England sehr gesucht ist, so bildet es einen nicht
unbedeutenden Ausfuhrartikel; auf folgende Weise bereitete
ich es zu Canton; es war mir nicht nur in industrieller,
sondern auch ein wissenschaftlicher Hinsicht interessant,
wegen der Aehnlichkeit, welche es mit dem Arzneistoff hat,
den Hr. Bonjean, Apotheker zu
Chambery, aus dem Mutterkorn mittelst Abscheidung der darin
enthaltenen giftigen Substanz darstellte. Bekanntlich wird
das Mutterkorn (ein krankhaftes Product des Roggens) einer
giftigen Pilzart zuschrieben, welche sich auf dem in
gewissen Zustand der Feuchtigkeit befindlichen Roggen
entwickelt.
Ein Catty (1 1/4 Pfd.) dunkelrother Bohnen ließ man eine
Stunde lang in reinem Wasser kochen, dann wurde alles auf
ein Sieb geworfen und man ließ abtropfen. Die noch feuchten
Bohnen wurden durch Weizenmehl gezogen, von welchem sie
einen leichten Ueberzug bekamen; so wurden sie auf einer
hölzernen Platte ausgebreitet und zugedeckt und an einen
warmen und feuchten Ort gestellt, was eine bedeutende
Schimmelentwickelung hervorrief. Nach 4–5 Tagen, je
nach dem mehr oder minder schnellen Vorschreiten des
Verschimmelns, wurde der Schimmel durch Schaben mit einem
hölzernen Messer und gutes Auswaschen der Bohnen mit kaltem
Wasser beseitigt; die hierauf 24–48 Stunden lang der
Sonne ausgesetzten Bohnen waren gut ausgetrocknet; nachdem
man nun 1 Catty Salz in 6 Pfd. Wasser aufgelöst hatte,
brachte man dieses Wasser zum Kochen, um es von Luft zu
befreien und warf nach seinem Erkalten die Bohnen
hinein.
Dieses Präparat ließ man nun 14 Tage an der Sonne stehen;
hierauf ließ man es eine halbe Stunde lang kochen und
setzte, um ihm einen Wohlgeruch zu ertheilen, eine halbe
Handvoll Sternanis, eben so viel gewöhnlichen Anis und zwei
Orangenschalen zu; hierauf ließ man es durch einen Korb
laufen, welcher die Bohnenrückstände zurückhielt, und zog es
nach dem Erkalten auf Flaschen.
In chemischer Hinsicht scheint dieses Präparat Aufmerksamkeit
zu verdienen, indem die Soy nach allem nichts anders als das
wässerige Extract eines Pilzes zu seyn scheint, welcher sich
an der Bohne entwickelte, in welchem Fall zwischen diesem
Extract und dem in dem Mutterkorn enthaltenen Arzneistoff
die größte Analogie wäre.Da bei obigem Verfahren der erzeugte Schimmel wieder
entfernt wird, so scheint die Soy keinen solchen
mehr zu enthalten. – Die zu diesem würzenden
Saft dienende Bohne soll die Frucht einer Fasel (der
Dolichos Soja Linn.)
seyn.– x.
6. Aufbewahrung
der Eier.
Man pflegt in China die Eier einzusalzen und ihre
Conservirung auf diese Weise auf mehrere Jahre zu sichern.
Das Verfahren dabei ist sehr einfach. Man bereitet eine
gesättigte wässerige Auflösung von Kochsalz und läßt die
Eier so lange darin, bis sie auf den Boden sinken; sie sind
dann hinlänglich von Salz durchdrungen, werden nun
herausgenommen, getrocknet und in Kisten gelegt. Diese Eier,
welche in hartem Zustand gegessen werden, sind vortrefflich,
sie sind in einem dem Geschmack gerade zusagenden Grade
gesalzen.
7. Bereitung des
chinesischen Lacks.
Das zu lackirende Möbel wird mit einer Art Kitt (Mastik)
angestrichen, der aus Gyps, Thon von zersetztem Feldspath,
und Fisch- oder Lederleim besteht. Sobald dieser
Mastik trocken ist, wird er mit Sandstein sorgfältig polirt,
dann die erste Schicht einer in Lackfirniß aufgelösten
schwarzen Farbe aufgetragen und wenn diese erste Schicht
getrocknet ist, eine zweite von Lackfirniß darübergebracht;
dieser Lack wird von einem im Lande unter dem Namen Tsie-chou bekannten Baum,
einer Art Sumach (Rhus), gewonnen, dessen Saft wie das Gummi
abfließt. Im flüssigen Zustand ist dieser Firniß ziemlich
giftig und der damit beschäftigte Arbeiter hat oft Gesicht
und Hände aufgeschwollen, was ihm große Schmerzen
verursacht; nachdem der Lack an freier Luft getrocknet,
werden mit dem Grabstichel die Zeichnungen hineingravirt,
welche er mit Farben oder in Gold welches mit trocknendem
Oel angemacht ist, erhalten soll; eine letzte Schicht Firniß
wird nun noch über das Ganze gezogen. Man kann mit dem Lack
jede Art Farbe anwenden, wiewohl die Chinesen sich kaum
einer andern als des Schwarz und Roth bedienen.
8. Verfertigung
hohler Ziegelsteine.
Die Chinesen haben es in der Töpferkunst auf einen sehr hohen
Grad gebracht und vielleicht haben die europäischen
Gewerbsleute die Handfertigkeit noch nicht erreicht, wodurch
sich die meisten chinesischen Arbeiter auszeichnen.
In allen Theilen des großen Reichs der Mitte werden hohle
oder volle, mit den verschiedenartigsten geschmackvollen
Zeichnungen versehene durchbrochene Ziegelsteine verfertigt,
deren man sich als Geländer in Gärten oder auf Terrassen,
oder auch in Gebäuden zum Verschließen innerer oder äußerer
Oeffnungen bedient. Sie sind eine Art Steinzeug; das
Material dazu liefern die Thonlager des über dem Becken von
Canton befindlichen tertiären Bodens. Ihre Glasur, welche
ihnen Dauerhaftigkeit verleiht, wird aus Mischungen von
Metalloxyden bereitet, deren Zusammensetzung zu ermitteln
nicht ohne Interesse wäre. Aus den von uns mitgebrachten
Proben ersieht man, daß die hohlen Ziegelsteine aus zwei
abgesondert geformten Stücken bestehen, welche am Rande
vereinigt werden. Der Grad, bis zu welchem diese
Ziegelstücke gebrannt sind, verleiht ihnen eine große
Dauerhaftigkeit. (Bulletin de la
Société d'Encouragement, Mai 1846, S. 238.)
Die Stereochromie im Vergleich mit der
Frescomalerei.
Als die Schöpfer der neuen deutschen Malerei zuerst zum
Bewußtseyn ihres Berufes kamen, wählten sie für ihre
Darstellungen die Technik Raffaels
und Michel Angelo's, die
Frescomalerei, als diejenige die sich am unmittelbarsten, so zu
sagen geistig und leiblich, mit der Architektur vereinigte, und
dem Begriff der monumentalen Kunst somit am sichersten
entsprach. Große und umfassende Werke sind seit der Zeit in
dieser Technik ausgeführt worden. Wie aber schon Leonardo da Vinci bei seinem
Abendmahl, Raffael im Constantinsaal
des Vaticans mit dem Versuchen von Wachs- und Oelmalerei
auf die Mauer vom Gefühl einer offenbar lästigen Beschränkung
Zeugniß abgelegt, so hat sich auch unter uns das Verlangen nach
erweiterten Hülfsmitteln von Anfang an und wiederholentlich kund
gethan, wenn auch von mehreren ausgezeichneten Künstlern das
dargebotene Neue mit Mißtrauen betrachtet, das geprüfte, wenn
auch beschränkte Alte mit Beharrlichkeit festgehalten wurde.
Beides findet seine Erklärung in den Vorzügen und in den Mängeln
der Frescomalerei.
Der Werth der Frescomalerei liegt, außer der festen Verbindung
mit der Mauer, in dem ihr durch den Kalk eigenen Licht, das den
Gemälden jene Leichtigkeit verleiht, die (für Auge und Gefühl)
die Schwere der architektonischen Massen aufhebt, mithin durch
das Gemälde auf der Mauer einen architektonischen Grundgedanken
zur Vollendung führt; sodann in der durch das Wasser als
Bindemittel gewonnenen Glanzlosigkeit, die auch für das größte
Gemälde dem Beschauer die Wahl des Standpunktes völlig frei
gibt, während man z.B. vor einem Oelbild auf eine Stelle oder
zwei beschränkt ist. Neben diesen für die monumentale Malerei
höchst wichtigen und geradezu unerläßlichen Vorzügen finden sich
aber auch einige Mißstände bei dem Verfahren in Fresco, durch
welche sich von jeher künstlerische Thätigkeit in freier
Entfaltung ihrer Kräfte gehindert gesehen hat. Der Umstand daß
das Gemälde nur stückweise, und zwar in verhältnißmäßig sehr
kleinen Stücken, ausgeführt und, sobald diese getrocknet, mit
denselben Farben und Bindemitteln nicht mehr übergegangen werden
kann, macht für Werke von einigem Umfang eine gleichmäßige
Aus- und Durchführung nahebei unmöglich, um so
mehr als die Malerei naß viel dunkler aussieht als nach dem
Auftrocknen, als dieses Auftrocknen selbst – von vielen
Einflüssen und Zufälligkeiten abhängig – nie mit
Gewißheit im voraus bestimmt und auf einem frisch aufgetragenen
Grund wenigstens mit den bisher bekannten Mitteln nur einen Tag
lang gemalt werden kann, so daß man oft am Abend, nach
vielstündiger anstrengender Arbeit, sich genöthigt sieht, das
Gemalte herunterzuschlagen, oder unvollendet im Bild stehen zu
lassen. Von der Anlage eines Gemäldes im Ganzen, von einer
allmählichen Verbindung und Uebereinstimmung aller Theile zu
einem harmonischen Ganzen kann somit beim Frescomalen nicht die
Rede sehn, und selbst irgend eine Stimmung durch ein größeres
Werk durchzuführen ist unglaublich schwierig. Was man durch
Ueberarbeiten mit Temperafarben erhält, schadet nicht nur (wegen
ganz anderer Behandlung) der Frische und Originalität des
Werkes, indem oft der breite freie Farbenauftrag unter
Schraffirungen oder undurchsichtige Farbenlagen begraben wird,
sondern auch Wohl materiell, indem das Bindemittel taub und
fleckig wird. Zu dieser Beschränkung in Bezug auf die Ausführung
kommt eine zweite nicht geringere in Betreff der Mittel, nämlich
der Farbenauswahl, so daß es großer Kunst und Berechnung bedarf
um die wirkliche Armuth, oder vielmehr die Ungleichmäßigkeit des
Besitzes (denn einzelne Frescofarben lassen keine Steigerung zu
wünschen übrig) zu verdecken. Endlich muß noch erwähnt werden,
daß die Frescomalerei während der Arbeit durch die
ununterbrochene feuchte Ausdünstung des Kalkes nachtheilig auf
die Gesundheit wirkt, und daß ihre Werke selbst unter deck
Einfluß der Witterung, des Sonnenlichtes, der Feuchtigkeit, der
Kälte vielfältiger, wenn auch nicht unumgänglich nothwendiger
Beschädigung ausgesetzt sind.
Die neue von Hrn. Oberbergrath Dr.
Fuchs in München erfundene, gegen
die Einwirkung der Elemente gesicherte Malweise, welche er Stereochromie
Man vergl. über dieselbe polytechn. Journal Bd. XCVI S.
396. nennt, besitzt aber, wie durch zahlreiche Versuche des
Hrn. Prof. F. Schlotthauer in München
erwiesen ist, alle Vorzüge der Frescomalerei, während sie deren Mißstände oder Mängel
sämmtlich beseitigt. Man muß es als einen für die
schnellere Verbreitung und Aufnahme dieser schätzbaren Erfindung
besonders günstigen Umstand betrachten, daß ihre gegenwärtige
hohe Ausbildung gerade mit den Wünschen und Bedürfnissen eines
Künstlers zusammentrifft, der durch die Richtung seines Genius,
durch seine hervorragende Stellung und durch seinen von aller
Welt anerkannten Namen vorzüglich berufen seyn dürfte, der neuen
Technik Geltung zu verschaffen. Dieß ist Wilhelm v. Kaulbach, und seinen künstlerischen
Bemühungen werden wir die Einführung der neuen Malart und somit
eine langersehnte große Steigerung technischer Kräfte in der
monumentalen Malerei verdanken. Neben den Arbeiten für den König
von Bayern hat Kaulbach bekanntlich
in Auftrag des Königs von Preußen sechs große Wandgemälde aus
der Weltgeschichte für das neue Museum in Berlin übernommen. Den
neuerdings unter dem Namen der Enkaustik eingeführten Malarten
mit Harz, Wachs, Bernstein etc. aus technischen Gründen (in
Bezug auf Behandlung und Haltbarkeit) entschieden abgeneigt, war
Kaulbach entschlossen seine
großen Wandgemälde al fresco
auszuführen. Kaulbach hat zu seinen
Proben jene Studien genommen, die er in Rom oder München nach
der Natur gemalt, und die sich vor allem durch Energie und
Wahrheit des Colorits auszeichnen, und die Copien die er danach
in Stereochromie gemacht, erreichen nicht allein die Vorbilder,
sondern übertreffen sie in Kraft des Lichts und Klarheit der
Mitteltöne und Schatten. Bekanntlich hat die Frescomalerei Höhe
des Lichts, aber keine Tiefe der Schatten; die Stereochromie hat
beides, und dazu eine reiche Auswahl aller Farben, das Lackroth
nicht ausgenommen, so daß an dieser Stelle keine Beschränkung
mehr besteht, wie denn namentlich das Weiß, dieser
Stellvertreter des Lichts im Bild, von Hrn. Oberbergrath Fuchs auf eine durchaus befriedigende
Weise hergestellt ist. Farbenauftrag und Behandlung gewähren
alle wünschenswerthe Annehmlichkeit. Die Farben halten sich
lange frisch auf der Palette, und lösen sich, sobald sie zu
trocknen anfangen, leicht im Wasser auf: man kann sie nach
Bedürfniß und Belieben pastos oder lafirend austragen, und ohne
Unterbrechung fortmalen, oder auch die Arbeit unterbrechen und
unbehindert sie später fortsetzen. Man kann ein ganzes, noch so
großes Gemälde anlegen, untermalen, überarbeiten und nach Wunsch
oder Vermögen zu jedem Grad der Ausführung bringen, und ist
durch das Aussehen der Farbe selbst nicht gehindert, da die
Farben sogleich beim Auftrag ihre volle Geltung haben, und
mithin das Bild weder Heller noch dunkler wird als man es malt.
Das ganze Material ist reinlich, handhablich, dunst- und
geruchlos und in keiner Weise der Gesundheit bedrohlich. Das
Gemälde selbst verbindet sich auf das festeste mit dem Grund und
theilt mit der Frescomalerei die Stärke des Lichts und die
Glanzlosigkeit. Nach völliger Vollendung des Gemäldes (die
Farben werden auf einen eigends zubereiteten Grund gemalt, der
auf wohl ausgetrockneter Mauer oder auch auf Kelheimer Platten
aufgetragen wird) wird dasselbe durch ein chemisches Mittel
fixirt, und nun hat es eine Dauerhaftigkeit, die nach den
angestellten Proben jeden bisher erreichten Grad weit
übertrifft. Stereochromisch ausgeführte Tafeln wurden der
Sonnenhitze und dem Frost, dem Platzregen, den Schneestürmen und
langsam wirkender Feuchtigkeit, dem grellsten Wechsel der
Temperatur und Witterung ausgesetzt und heftig auflösenden oder
verändernden Säuren unterworfen, ohne im mindesten darunter zu
leiden, und selbst mechanischen Beschädigungen zeigten sich die
Tafeln bei der durch die Fixirung gewonnenen Steinhärte der
Oberfläche in sehr viel geringerem Grad ausgesetzt als ein
Frescobild. Das sind die Ergebnisse der von Kaulbach angestellten Prüfungen der
Stereochromie, und da er damit die Mittel in seiner Hand hat
einem noch so großen und reichen Gemälde ohne übermäßige
Anstrengung jede mögliche Vollendung in Form, Farbe und
Behandlung, in Stimmung und Uebereinstimmung zu geben, ohne den
Genius der Frescomalerei verlassen oder verläugnen zu müssen, so
hat er sich entschlossen bei der Ausführung seiner großen
Arbeiten in Berlin diese neue Malart in Anwendung zu bringen,
wofür ihm die Männer seines Berufs wie alle Freunde der Kunst zu
bleibendem Dank verpflichtet seyn werden. (Im Auszug aus der
Augsb. Allgem. Zeitung, 1846 Nr. 162.)
Verfahren sehr kleine Mengen von Kupfer in
organischen Flüssigkeiten zu entdecken; von Filhol.
Ein sehr empfindliches Verfahren hiezu, welches Virgain angab, besteht darin, ein
Stück metallisches Eisen in die in einem Platintiegel enthaltene
Flüssigkeit zu tauchen, wo sich dann das Kupfer auf dem Platin
absetzt und nachher mit einigen Tropfen Salpetersäure aufgelöst
werden kann. Der Verfasser schlägt folgende Abänderung dieser
Methode vor: er säuert eine große Menge der zu untersuchenden
Flüssigkeit in einer Abdampfschale an und taucht dann ein Stück
Platinfolie hinein, welche mit einem schmalen Zinkblech umgeben
ist, wo sich dann das Kupfer auf das Platin absetzt, es roth
färbt und mit einigen Tropfen Salpetersäure aufgelöst werden
kann. (Journ. de Med. et de Chim. de
Toulouse Bd. LX S. 78.)
Ueber die Auflöslichkeit der Thonerde in
Ammoniak; von Malaguti und Durocher.
Bekanntlich schlägt das Ammoniak die Thonerde aus ihren
Auflösungen nicht vollständig nieder und die Gegenwart der
Ammoniaksalze ist eine wesentliche Bedingung, um die Fällung
vollständig zu machen. Bisher wußte man jedoch nicht, daß der
Antheil von Thonerde, welcher wegen der Abwesenheit von
Ammoniaksalzen nicht niedergeschlagen wird, sehr beträchtlich
seyn kann und um so größer, je verdünnter die Auflösungen sind.
Man wußte auch nicht, daß die Menge von Salmiak, welche
erforderlich ist, um mittelst Ammoniak eine augenblickliche und
vollständige Fällung der Thonerde zu bewirken, um so
beträchtlicher ist, je mehr man die Auflösung mit Wasser
verdünnt.
Nun zeigen die Verfasser, daß dieselbe Thonerdeauflösung, aus
welcher durch eine gewisse Menge Ammoniak 12 Dreizehntel ihrer
Thonerde niedergeschlagen werden, nur 3 Zehntel davon verliert,
wenn man sie mit ihrem 3 1/2 fachen Volum Wasser verdünnt.
Dieselbe Thonerdeauflösung, welche nur 5 Gramme Salmiak
erfordert, um mittelst Ammoniak alle Thonerde zu verlieren, wird
50 Gramme Salmiak erheischen, wenn man sie mit ihrem 3 1/2
fachen Volum Nasser verdünnt.
Die Verfasser haben auch beobachtet, daß wenn man eine
ammoniakalische Thonerdeauflösung im verschlossenen Gefäße
stehen läßt, manchmal alle Thonerde aufgelöst bleibt, manchmal
aber nach einiger Zeit die Thonerde ganz oder zum Theil
niederfällt; es ist merkwürdig, daß die Thonerde, wenn sie sich
freiwillig aus ihrer Auflösung absetzt, nicht den
gallertartigen, sondern den körnigen Zustand annimmt.
Dasjenige Reagens, welches die Thonerde bei jeder Verdünnung
ihrer Auflösung und ohne Gegenwart von Ammoniaksalzen
vollständig und augenblicklich niederschlägt, ist das
schwefelwasserstoffsaure Ammoniak. (Comptes rendus, Mai 1846, Nr. 20.)
Neue Probe auf Blausäure.
Folgende neue Methode, die Blausäure nachzuweisen, verdankt man
Hrn. Richard Austin. Man vermischt
den Niederschlag von Cyansilber, welchen man auf die gewöhnliche
Weise erhielt, nämlich 1/2 Gran davon, mit ein wenig Eisenoxyd
und kohlensaurem Kali und schmilzt das Ganze in einer Schale aus
Eisen oder Platin zusammen. Die geschmolzene Masse wird in 1/2
Unze destillirten Wassers aufgelöst, filtrirt und mit einigen
Tropfen Salzsäure schwach angesäuert. Die so behandelte
Flüssigkeit theilt man nun in zwei Portionen: die eine davon
versetzt man mit einigen Tropfen einer Auflösung von
Kupfervitriol, wodurch sogleich ein chocoladebrauner
Niederschlag von eisenblausaurem Kupfer entsteht, die andere
aber mit der Auflösung eines Eisenoxydsalzes, welche
Berlinerblau bildet.
Durch diese zwei Reactionen in Verbindung mit dem bekannten
Geruch der Blausäure, läßt sich die Gegenwart freier Blausäure
unzweifelhaft nachweisen. (Dublin Hospital Gazette.)
Ueber die Anwendung der Bittererde bei
Behandlung einer Vergiftung durch arsenige Säure; von A. Bussy.
Ich habe mich durch Versuche überzeugt:
1) daß die gereinigte thierische Kohle, welche man neulich als
ein Mittel gegen die arsenige Säure vorgeschlagen hat, sich zu
diesem Zweck nicht mit Erfolg anwenden läßt;
2) daß die reine aber schwach gebrannte Magnesia die aufgelöste
arsenige Säure leicht absorbiren kann und mit ihr eine selbst im
kochenden Wasser unauflösliche Verbindung bildet;
3) daß sie im gallertartigen Zustand die arsenige Säure noch
schneller absorbirt;
4) daß Thiere, welchen man Arsenik gegeben hat, durch
hinreichende Dosen von Magnesia jedesmal gerettet werden;
5) daß dieses Gegenmittel vor den bekannten und gebräuchlichen
den Vortheil hat, immer in den Apotheken vorräthig zu seyn, daß
es den weißen Arsenik leicht und vollkommen neutralisirt und
ohne Nachtheil in starker Dosis gegeben werden kann;
6) daß die Magnesia den Brechweinstein, die Kupfersalze, den
Quecksilbersublimat zersetzt und sich also wahrscheinlich mit
Erfolg anwenden läßt, um die Wirkungen auch dieser giftigen
Substanzen und der Metallsalze überhaupt zu bekämpfen;
7) daß die Salze der organischen Alkalien, des Morphins,
Strychnins etc., ebenfalls durch die Magnesia zersetzt werden,
so daß sich dieselbe bei Vergiftungen durch organische Produkte,
welche ihre Wirkung der Gegenwart vegetabilischer Alkalien verdanken, wahrscheinlich mit Erfolg wird anwenden lassen.
(Comptes rendus, Mai 1846, Nr.
20.)
Das Nußbaumholz dem Mahagoni gleich zu
färben.
Man reibt das Holz zuerst mit verdünnter Salpetersäure ein und
läßt es trocknen, dann löst man in 1 1/2 Pfd. Alkohol 1 1/2 Pfd.
feines Drachenblut, bestreicht damit mit einem zarten Pinsel das
mit Salpetersäure gebeizte Holz, bis es recht davon durchdrungen
ist, und läßt es trocknen; hierauf löst man in 1 1/2 Pfd.
Alkohol 1 1/2 Unzen Schellack, setzt 2. Drachmen kohlensaures
Natron zu und bestreicht damit das Holz, wie vorher. Nach dem
Trocknen polirt man es mit Bimsstein und einem Stückchen
Buchenholz, welches man in Leinöl kochte. Auf diese Art nimmt
das Holz den Glanz und die Farbe von Mahagoni an, so daß man es
von achtem kaum unterscheiden kann. (Böttger's Notizblatt.)
Ueber die Fabrication des
Runkelrübenzuckers nach Schützenbach's Verfahren.
Der Société d'Encouragement in Paris sind über
diesen Gegenstand folgende interessante Berichte erstattet
worden.
Hr. v. Haber theilte die Resultate
mit, welche die badische Gesellschaft für Rübenzuckerfabrication
in ihren Fabriken sowohl im Großherzogthum Baden als in
Württemberg erhielt. Die Hauptfabrik befindet sich zu Waghäusl
bei Mannheim; sie hat dieses Jahr 30 Millionen Kilogramme
Runkelrüben verarbeitet und wird im nächsten Jahr 50 Millionen
Kilogr. verbrauchen.
Die Darren (Drahtschiebladen zum Trocknen) haben 200 Quadratfuß
Oberfläche, und man trocknet 30 Kilogramme Runkelrüben per
Quadratfuß in 24 Stunden, indem man 8–9 Theile Wasser
durch 1 Theil Brennmaterial verdunstet. Die Runkelrübe verliert
durch das Austrocknen 80–84 Proc. an Gewicht; die
trockenen Rübenschnitte (cossettes)
lassen sich beliebig lange aufbewahren. Auch arbeiten die
Fabriken das ganze Jahr mit immer gleichem Erfolg.
Die getrockneten Rüben werden zuerst in einer Mühle gemahlen und
ein einziges Filtriren reicht hin, um aus dem Pulver allen
Zucker auszuziehen. Man erhält einen vollkommen klaren Saft,
welcher 20–25° Baumé zeigt und 40–42
Proc Zucker enthält, während der aus den frischen Rüben
ausgepreßte Saft nur 7–8° zeigt und 10 Proc.
Zucker enthält.
Um 40 Proc. Zucker zu erhalten müßte man also 360 Theile Wasser
verdampfen oder sechsmal so viel als beim Abdampfen des nach dem
neuen Verfahren erhaltenen Saftes. Man erspart folglich beim
Abdampfen oder Verkochen das Brennmaterial, welches zum
Austrocknen der Rüben gedient hat.
Alle Fabrikationskosten sind bei dem Schützenbach'schen Verfahren bedeutend Vermindert. Da
man das ganze Jahr mit großer Regelmäßigkeit fortarbeitet, so
bekommt man die Handarbeit zu demselben Preise wie alle andern
industriellen Anstalten. Die Reiben und Pressen fallen weg; die
aus Weidenruthen geflochtenen Horden, die Säcke sind durch wenig
kostspielige Leinwandfilter ersetzt. Der Verlust an Zucker ist
auf den ganz unvermeidlichen reducirt.
Die Verminderung der Kosten für Herstellung des Etablissements
ist nicht weniger beachtenswerth. Die getrocknete Rübe nimmt nur
das Fünftel ihres Volums im frischen Zustande ein. Nach Hrn. v.
Haber kann man in demselben Local
und mit denselben Apparaten 15–18mal mehr
Runkelrübenzucker fabriciren, als nach den alten
Verfahrungsarten.
Die badische Gesellschaft fabricirt seit 12 Jahren und
beabsichtigt jetzt ein Patent auf Verbesserungen ihres
Verfahrens zu nehmen, wonach man aus den frischen Runkelrüben 8
Proc. Zucker zu gewinnen hofft.
Hr. Ewrard, welcher mit Hrn. Duquesne seit kurzer Zeit zu
Valenciennes das Schützenbach'sche
Verfahren anwendet, bemerkte, daß er mit den Resultaten des
Austrocknens der Rüben vollkommen zufrieden sey. Die
ausgetrockneten Schnitte sind weiß und haben sich im Magazin und
sogar in einer feuchten Scheune vollkommen conservirt; nur die
an den Mauern anliegenden Stücke wurden etwas erweicht, zeigen
jedoch weder Schimmel, noch besitzen sie einen üblen Geruch. Die
schweflige Säure, welche sich beim Verbrennen der Steinkohlen
entwickelt, trägt vielleicht zu dieser guten Conservirung
bei.
100 Kilogr. roher Runkelrüben geben beiläufig 18 Kilogr.
getrockneter Rüben Um 40,000 Kilogr. Rüben zu trocknen, braucht
man
40 Hektoliter
Steinkohlen
à
1
Fr.
50
Cent.
60 Frcs.
20 Weiber
à
„
80
„
16
„
14 Männer
à
1
Fr.
50
„
21
„
Interesse der
Darrschubladen, welche 14,000 Fr.kosteten, während
90 Tagen, zu 7 Proc.
11 „
––––––––
108 Frcs.
Oder per 1000 Kilogr. roher
Rüben
2,70
Ankaufspreis dieser
1000 Kilogr
17
180 Kilogr. trockener
Rüben
19,70 oder 20 Frcs.
Preis von 100 Kilogr.
trockener Rüben
11 Frcs. 11 Cent.
Die Maceration der trockenen Rüben wurde zu Valenciennes in dem
Apparat des Hrn. Duquesne
Polytechnisches Journal Bd. XCVIII S. 294. vorgenommen. Die Vortheile dieses Apparats beruhen auf
der hermetischen Verschließung der Macerationsgefäße; man
vermeidet dabei auch die zwei Hauptursachen von Gährung, nämlich
die Berührung mit der Luft und die Erkaltung der Rübenschnitte.
Wir haben, sagt Hr. E, die trockene Runkelrübe vollständig und
zu wiederholtenmalen ohne Zusatz von Kalk erschöpft, wobei wir
keine Spur von Gährung beobachteten, aber der Zusatz des Kalks
zum erhaltenen Saft, um ihn zu neutralisiren und zu läutern,
verursacht reichliche Niederschläge, welche uns zu viel Platz in
der Fabrik wegnahmen.
Aus diesen Gründen sahen wir uns genöthigt, den Saft auf den
getrockneten Rübenschnitten selbst zu läutern, indem wir
dieselben direct mit Kalk behandelten. Wir glauben daher, daß
man die Anwendung des Kalks auf den getrockneten Rüben nur dann
vermeiden kann, wenn man den Saft auf eine fabrikmäßige Weise
bei seinem Herauskommen aus dem Macerationsapparat gehörig zu
reinigen im Stande seyn wird. Dessen ungeachtet enthalten die
gereinigten Rückstände der Rüben, was wir bemerken zu müssen
glauben, keinen Aetzkalk mehr, daher man sie als Viehfutter
verwenden kann, zu welchem Gebrauch wir sie verkauften; auch
haben wir uns überzeugt, daß sie sich zwei Monate lang in Silos
sehr gut conserviren.
Die extrahirten Rüben (Treber) aus der Zuckerfabrik zu Hering
werden jetzt zu einem andern Zweck verwendet, welcher dem
Fabrikanten mehr einträgt; man trocknet sie nämlich in den
Drahtschubladen und verkauft sie an die
Cichorienkaffee-Fabriken.
Die Vortheile der Fabrication des Runkelrübenzuckers nach dem
neuen System, schließt Hr. E., scheinen uns unbestreitbar und
müssen, wenn es allgemein eingeführt wird, eine neue Epoche in
diesem Industriezweig begründen. Man begreift jedoch, daß die
Fabriken, welche gegenwärtig bei ihrer Einrichtung mit Vortheil
arbeiten, sich schwer entschließen werden, ihr Verfahren
abzuändern.
Hr. Dumas bemerkte, daß das Schützenbach'sche Verfahren in
Frankreich bisher nur geringe Fortschritte gemacht habe,
obgleich es schönern und mehr Zucker liefert, eine weniger
kostspielige Einrichtung erfordert und die Rüben in ziemlicher
Entfernung von der Fabrik anzubauen gestattet, indem sich deren
Gewicht durch das Austrocknen um vier Fünftheile vermindert.
Bei dieser Gelegenheit wolle er mittheilen, daß Hr. Schützenbach in der letzten Zeit in
Galizien eine ungeheure Fabrik errichtet hat, welche wenigstens
20 Millionen Pfund raffinirten Zucker per Jahr erzeugen kann,
also den zwölften Theil der ganzen Consumtion Frankreichs; sie
liegt am Fuße der Karpathen, 8 Lieues von der türkischen Gränze
und 50 Lieues von Lemberg. Die Fabrik ist in einem Umkreis von
7–8 Lieues mit 14 Trockenanstalten umgeben. Die
Runkelrüben, welche um diese Trockenanstalten herum angebaut
wurden, trocknet man in ungeheuren Drahtschiebladen? der
Rückstand enthält dann beiläufig die Hälfte seines Gewichts
Zucker; 100 Kilogr. Rüben reduciren sich nämlich durch das
Austrocknen auf 20. Die getrockneten Rüben werden in der Fabrik
in geschlossenen Gefäßen ausgewaschen, wodurch man unmittelbar
einen Saft von 30° Baumé erhält, letzterer wird an
freier Luft abgedampft und liefert bei der ersten
Krystallisation raffinirten Zucker. Nach dem Gewicht der
frischen Rüben berechnet, beträgt das Gewicht dieses Zuckers 6
Proc.
Hr. Schützenbach glaubte in einem
Lande, welches aller mechanischen Hülfsmittel entbehrt, die
Abdampfapparate mit luftverdünntem Raum nicht anwenden zu
dürfen; die günstigen Resultate, welche er dessenungeachtet
erhielt, sind wahrscheinlich dem Umstand zuzuschreiben, daß der
Boden, worin die Rüben angebaut wurden, viel weniger gedüngt
wurde, als es bei uns zu geschehen pflegt.
Hr. Schützenbach hat die eigentliche
(im Centrum befindliche) Zuckerfabrik in einem großen Saal von
133 Meter Länge auf 27 Breite errichtet, welcher mit einem Dach
aus Eisen gedeckt ist; nach seiner Schätzung beträgt der Aufwand
zur Gründung der Zuckerfabrik mit allem Zugehör nicht den
sechsten Theil desjenigen, welcher nöthig gewesen wäre um
dieselben Resultate nach dem ältern Verfahren zu erzielen. (Moniteur industriel, 1846, Nr.
1020.)
Fütterung der Hühner mit Schnecken.
Hr. Loiseleur-Deslongchamps
schlägt vor, um das Aufziehen und Füttern der Hühner und andern
Geflügels wohlfeiler zu bewerkstelligen, sich dazu von ihren
Häusern befreiter Schnecken zu bedienen, welches Futter sie
schneller und besser fett machen müsse, als jedes andere. Er
hatte nämlich den Appetit beobachtet, womit die Hühner
Regenwürmer, kleine Schnecken und Insecten im allgemeinen
verzehren. Es unterliegt keinem Zweifel, daß ein Gemengsel von
Schnecken und Kleien, mit Wasser angerührt, wohlfeiler zu stehen
kömmt als ein solches von Gerstenmehl und Milch. Er berechnet
die Kosten für sechs Hühner per Tag
auf 15 Centimes, während jedes andere Futter für ein einziges
Huhn schon auf 6 Cent. kömmt. Daß es zu diesem Zweck nicht genug
Schnecken gebe, kann nicht leicht eingewandt werden, da es ihrer
überall zu viel gibt, und die Verminderung derselben kann nur
von Nutzen seyn. Gesammelt werden die Schnecken am besten
Morgens beim Thau, oder den Tag über nach Regenfall; am
zweckmäßigsten verwendet man hiezu Kinder von 9-10
Jahren, welche man zuerst auf angebaute Felder schickt, um diese
von Schnecken reinigen zu lassen und dann in Hecken und Wälder
etc. (Moniteur industriel 1846, No. 999.)