Titel: | Neue Methode zur quantitativen Bestimmung des Arseniks in den gewöhnlichen Metallen und ihren Legirungen; von A. Levol. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. XXX., S. 131 |
Download: | XML |
XXX.
Neue Methode zur
quantitativen Bestimmung des Arseniks in den gewöhnlichen Metallen
und ihren Legirungen; von A. Levol.
Aus den Annales de Chimie et de Physique, April 1846, S.
493.
Levol's Methode zur quantitativen Bestimmung
des Arseniks.
Um den Arsenik quantitativ zu bestimmen, sind die bekannten
Verfahrungsarten ausreichend, mit Ausnahme zweier Fälle, nämlich
wenn die zu analysirende Substanz entweder Zinn oder Antimon
enthält, wovon ich mich bei der Analyse arsenikhaltiger Bronze
überzeugte, welche bei der Behandlung mit Salpetersäure eine
ganz arsenikfreie Flüssigkeit, hingegen ein arsenikhaltiges
Zinnoxyd lieferte.
Wenn man nämlich ein arsenikhaltiges Zinn mit kochender
Salpetersäure behandelt, so erhält man einerseits eine
Flüssigkeit, welche weder Arsenik noch Zinn enthält, und
andererseits ein weißes unauflösliches Hydrat, welches außer dem
Zinn allen Arsenik enthält, wenn
dessen Gewicht zum Zinn das Verhältniß von 1 zu 20 nicht
überstieg.
Mittelst Zinnoxyd kann man also die in einer Flüssigkeit (wenn
sie auch viel freie Salpetersäure enthält) aufgelöste
Arseniksäure abscheiden und darin concentriren. Ich habe mich
jedoch überzeugt, daß das metallische Zinn oder das im voraus
auf das Maximum der Oxydation gebrachte Zinn sich hiezu nicht
gut eignen, und daß man sich zu diesem Zweck am besten des
salpetersauren Zinnoxyduls bedient, welches man durch Auflösen
dünnen Zinnblechs in kalter und verdünnter Salpetersäure bereitet. Wird die arsenikalische salpetersaure Flüssigkeit
mit solcher Zinnoxydul-Auflösung vermischt und dann durch
Erhitzen der Flüssigkeit das Zinnoxydul auf das Maximum der
Oxydation gebracht, so wird sie vollständig von Arsenik befreit;
einige Minuten andauerndes Kochen (wobei kein Aufstoßen
stattfindet) reicht dazu hin.
Um aus dem arseniksauren Zinnoxyd den Arsenik abzuscheiden,
brachte ich es in ein kleines gläsernes Schiffchen, welches ich
mir verschaffte, indem ich eine cylindrische Glasröhre der Länge
nach in zwei gleiche Theile spaltete und die beiden Enden an der
Lampe aufbog; nachdem ich in dieses kleine Gefäß ein bekanntes
Gewicht meines arseniksauren Zinnoxyds gebracht hatte, stellte
ich es in eine Röhre aus grünem Glas, durch die ich einen Strom
Wasserstoffgas leitete, welches mit salpetersaurem Silber
gewaschen war, wobei ich die Röhre mit glühenden Kohlen umgab,
so daß sie auf die dunkle Rothglühhitze gebracht wurde. Das Zinn
wurde dadurch schnell zu glänzenden Kügelchen reducirt, während
sich der Arsenik im Innern der Röhre in Form eines Rings
anlegte, der sogar dann sehr merklich war, wenn das angewandte
Zinnoxyd weniger als 5 Milligramme davon enthielt; wie man aber
auch hiebei verfahren mag, so bleibt in dem reducirten Zinn
immer ein Theil Arsenik zurück, welchen man nicht
vernachlässigen darf. Durch diesen Umstand wird leider die
Analyse ein wenig verwickelt, denn man hat keine andere Wahl,
als den Arsenik in drei Portionen zu sammeln:
1) den im Innern der Röhre sublimirten Antheil;
2) denjenigen, welcher im Arsenikwasserstoffgas enthalten ist,
welches sich bei der Behandlung des im Schiffchen
zurückgebliebenen arsenikhaltigen Zinns mit Salzsäure erzeugt;
endlich
3) die sehr geringe Menge, welche das Wasserstoff-Arsenik
(Arsenikhydrür) enthält, welches in dem Zinnchlorür nach
derselben Behandlung zurückbleibt.
Man leitet das vorher mit Aetzkali gewaschene
Arsenikwasserstoffgas in neutrales salpetersaures Silber, worin
es sich vollständig zersetzt, indem aller Arsenik als arsenige
Säure aufgelöst bleibt; den in der Glasröhre sublimirten Arsenik
löst man mittelst Salpetersäure auf; endlich, nachdem man das
Wasserstoff-Arsenik auf ein Filter gebracht und gut
ausgesüßt hat, um alles Zinnchlorür daraus zu entfernen,
zersetzt man es auf dem Filter selbst mittelst einiger Tropfen
Salpetersäure. Man versetzt die salpetersaure Silberauflösung,
durch welche das Arsenikwasserstoffgas strich, mit Kochsalz in
Ueberschuß, um alles noch aufgelöste Silber niederzuschlagen,
filtrirt, und vermischt dann die filtrirte
Flüssigkeit mit den zwei andern, um sie dann gemeinschaftlich
durch Schwefelwasserstoffgas niederzuschlagen; das
Schwefelarsenik, welches man hiebei erhält, entspricht der
arsenigen Säure und aus seinem Gewicht berechnet man den
Arsenik.
Um die Genauigkeit meiner Methode nachzuweisen, bemerke ich bloß,
daß es mir gelang mittelst derselben 3 Milligramme Arsenik
auszumitteln, welche als arsenige Säure einem Deciliter rothen
oder weißen Weins zugesetzt wurden; bei den zwei Proben hatten
sich beiläufig 7 Proc. organischer Materie mit dem
arsenikhaltigen Zinnoxyd verbunden, deren Kohle das reducirte
Zinn sehr zertheilte, so daß es nur schwache Spuren von Arsenik
zurückhielt.
Bestimmung des Arseniks im
Kupfer.
Man trifft im Handel sehr selten Kupfer an, welches ganz frei von
Arsenik ist. Um letzteren nach meiner Methode zu bestimmen,
versetzt man die salpetersaure Auflösung des Kupfers mit einer
hinreichenden Menge salpetersauren Zinnoxyduls,Da das käufliche Zinn selten über einige Tausendstel
Arsenik enthält, so reicht 1 Gramm Zinn immer vollkommen
hin, wenn man auch 15 oder 20 Gramme Kupfer aufgelöst
hat. Man thut gut, dieses Zinn erst dann in
Salpetersäure aufzulösen, wenn man es braucht, weil sich
bekanntlich das salpetersaure Zinnoxydul sehr bald
zersetzt; ein Theil des Metalls bleibt jedoch sehr lange
aufgelöst, ohne Zweifel im Zustand von Oxyd. läßt einige Minuten kochen, filtrirt und trocknet das
Filter scharf aus, worauf man alles Hydrat, welches man davon
abnehmen kann, zur Reduction verwendet.
Bestimmung des Arseniks im
Zinn.
Wenn ein arsenikhaltiges Zinn frei von fremden Metallen wäre, so
hätte man nicht nöthig, es mit Salpetersäure zu behandeln; denn
um den Arsenik in einem derartigen Zinn zu bestimmen, braucht
man es bloß mit Salzsäure zu behandeln und den Arsenik sowohl
aus dem Arsenikwasserstoffgas, als aus dem
Wasserstoff-Arsenik abzuscheiden. Meistens enthält jedoch
das Zinn außer dem Arsenik auch noch Kupfer, Blei etc.; man
behandelt daher solches unreines Zinn mit kochender
Salpetersäure, filtrirt das Hydrat ab, trocknet, wiegt und
behandelt es auf die oben angegebene Weise. Ist das Resultat in
Bezug auf Arsenik negativ, so braucht man bloß das reducirte
Zinn zu wiegen, um zu erfahren, wie viel reines Zinn in der
analysirten Probe enthalten war; im entgegengesetzten Fall
bestimmt man den Arsenik auf die angegebene Weise und scheidet
dann das Zinn nach den bekannten Methoden aus dem
Zinnchlorür ab, welches man von dem Wasserstoff-Arsenik
abfiltrirt.
Bestimmung des Arseniks in der
Bronze.
Nachdem man sich das Gewicht Zinnoxydhydrat, welches eine gewisse
Quantität dieser Legirung liefert, genau notirt hat, braucht man
bloß ein bekanntes Gewicht davon mittelst Wasserstoffgas zu
reduciren.
Es kommt häufig eine Legirung vor, welche complicirter
zusammengesetzt ist als die reine Bronze; aus derselben bestehen
nämlich die meisten Kirchenglocken und eine große Anzahl der
Sous, welche zur Zeit der französischen Revolution aus dem
Glockenmetall fabricirt wurden. Diese Legirung enthält außer dem
Kupfer und Zinn auch Antimon, Zink,
Blei, Spuren von Silber, Arsenik etc., und folglich erhält man
bei ihrer Behandlung mit Salpetersäure ein Zinnoxydhydrat,
welches außer Arsenik auch Antimon
enthält. Diese drei Substanzen sind jedoch sehr leicht von
einander zu trennen; die Reduction des in Salpetersäure
unauflöslichen Rückstands mittelst Wasserstoffgas liefert schon
einen beträchtlichen Theil des Arseniks; behandelt man die
hiebei zurückbleibende Legirung dann mit Salzsäure, so liefert
das entwickelte Gas einen andern Theil Arsenik und aus der
filtrirten Flüssigkeit läßt sich das Zinn bestimmen; endlich
braucht man den Rückstand, welcher bei der Behandlung mit
Salzsäure blieb, und der bloß Antimon und Arsenik enthält, nur
in einem Strom Wasserstoffgas zu destilliren, um diese beiden
Substanzen von einander zu trennen.