Titel: Verfahren die sauren Dämpfe bei der Glaubersalz-Fabrication etc. zu verdichten, worauf sich Oglethorpe Barratt zu Birmingham am 10. Februar 1845 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 101, Jahrgang 1846, Nr. VII., S. 25
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VII. Verfahren die sauren Dämpfe bei der Glaubersalz-Fabrication etc. zu verdichten, worauf sich Oglethorpe Barratt zu Birmingham am 10. Februar 1845 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of arts, Jun. 1846, S. 317. Mit einer Abbildung auf Tab. I. Barratt's Verfahren saure Dämpfe zu verdichten. Die Verbesserung in der Schwefelsäurefabrication besteht darin, daß man das Entweichen der unverdichtbaren sauren Gasarten in die Atmosphäre, wie es bisher der Fall war, verhindert, und dadurch die Beschädigung am Eigenthum sowie die Zerstörung der Pflanzen in der Umgebung der Schwefelsäurefabriken vermeidet; diese Gase werden bei dem neuen Verfahren zur Erzeugung einer fernern Quantität Schwefelsäure oder eines Ammoniaksalzes verwendet. Fig. 17 ist ein senkrechter Durchschnitt einer Reihe Schwefelsäurekammern mit dem Ofen zum Verbrennen des Schwefels und dem Apparat von der Erfindung des Patentträgers. A ist ein kleiner Ofen, auf dessen Sohle Schwefel verbrannt wird; auf dieser Sohle ist ein dreifüßiger Ständer, worauf die eiserne Schale liegt, worin sich die Materialien zur Erzeugung von Salpetersäure, nämlich verdünnte Schwefelsäure und Salpeter befinden; anstatt Dampf in die Schwefelsäurekammer zu leiten, wird die Schwefelsäure von 1,50 auf 1,40 spec. Gewicht verdünnt. Von dem Ofen A geht ein Rohr in die Schwefelsäurekammer B und diese Kammer communicirt mit andern C und D. Die Kammern B, C, D werden mit Wasser auf beiläufig 1 Fuß Höhe beschickt; die Hitze des brennenden Schwefels entwickelt die salpetersauren Dämpfe; die schweflige Säure vermischt sich mit dem salpetersauren Dampf, welchen sie in die Kammern B, C, D und durch den Trog E mit sich zieht; anstatt die unverdichteten sauren Dämpfe nun wie gewöhnlich durch ein Zugrohr in die Luft entweichen zu lassen, läßt man sie durch das Rohr F direct in das Luftrohr G bei G* ziehen und nachdem sie sich mit der Luft in dem Luftrohr vermischt haben, leitet man sie in den Ofen, welcher den brennenden Schwefel enthält. Wenn aber die Schwefelsäurekammern zur Verdichtung der Gasarten nicht groß genug sind, so muß man, um die Zeit zu vergrößern, während welcher die Gasarten umherziehen und um die sauren Gasarten zu verdichten, einen oder mehrere Behälter (Kammern) mit ammoniakalischer Flüssigkeit von der Steinkohlengasbereitung oder auch mit bloßem Wasser beschicken; anstatt die Gase aus dem Trog E das Rohr F hinab direct zum Luftrohr G bei G* zu leiten, läßt man sie durch die erwähnten Behälter ziehen und dann durch ein Rohr zum Luftrohr G bei G* zurückgehen. Die Behälter werden auf ähnliche Weise miteinander verbunden wie die Schwefelsäurekammern; man kann das Rohr, durch welches das Gas aus einer Kammer austritt, nahe auf der Oberfläche der Flüssigkeit in der andern Kammer ausmünden lassen, wie es durch punktirte Linien bei H in der letzten Schwefelsäurekammer angedeutet ist. Die Behälter, welche die ammoniakalische Flüssigkeit oder Wasser enthalten, sind mit Sperrhähnen versehen. Wenn man dieselben mit Wasser beschickt hat und das Wasser in dem ersten Behälter ist mit saurem Gas gesättigt, so zieht man es in die erste Schwefelsäurekammer ab; die Flüssigkeit aus dem zweiten Behälter leitet man dann in den ersten, diejenige im dritten Behälter in den zweiten und so fort, den letzten Behälter aber beschickt man mit Wasser. Wenn man hingegen die Behälter anstatt mit Wasser, mit ammoniakalischer Flüssigkeit beschickt hat und die Flüssigkeit in dem ersten Behälter wurde gesättigt, wovon man sich durch die gewöhnlichen Reagentien überzeugen kann, so zieht man sie in Pfannen ab, um sie abdampfen und krystallisiren zu lassen; die Flüssigkeit vom zweiten Behälter wird dann in den ersten übergezogen und so fort, der letzte Behälter aber wieder mit frischer ammoniakalischer Flüssigkeit beschickt. Die schwache Schwefelsäure aus den Bleikammern wird gewöhnlich in offenen bleiernen Pfannen abgedampft und dann in Retorten vollends concentrirt; man steckt die Hälse der Retorten durch Oeffnungen in einen Trog, welcher Wasser enthält; die sauren Gase, welche sich nicht in dem Trog verdichten, entweichen in ein Zugrohr oder den Kamin und zerstreuen sich dann in der Atmosphäre. Der Patentträger schlägt nun vor, an diesem Trog eine Röhre anzubringen und dieselbe mit dem Luftrohr G bei G* zu verbinden, wo man die sauren Gase sich mit der Luft in dem Luftrohr vermischen läßt, um sie dann über den im Ofen brennenden Schwefel in die Schwefelsäurekammer zu leiten, wodurch eine entsprechende Menge Salpeter in dem Salpetertopf erspart wird; man kann aber auch die von dem Trog ausgehende Röhre in ein Gefäß leiten, welches ammoniakalische Flüssigkeit enthält, oder letztere in den Trog füllen, um damit die sauren Gase zu verdichten. Bei der Fabrication von Salzsäure mit einem Woulfe'schen oder ähnlichen Apparat benutzt der Patentträger ein Gefäß von hinreichendem Rauminhalt, welches die ammoniakalische Flüssigkeit enthält und verbindet es durch ein Rohr mit der letzten Woulfe'schen Flasche, um das saure Gas, welches man sonst in die Atmosphäre entweichen läßt, zu verdichten. Das Rohr läßt man in die Flüssigkeit tauchen, welche man von Zeit zu Zeit umrührt. An die Oeffnung, welche man gewöhnlich in den Schornsteinen der Sodafabriken läßt, um einen Zug hervorzubringen, stellt der Patentträger ein offenes Gefäß mit ammoniakalischer Flüssigkeit, um das salzsaure Gas anzuziehen, anstatt es durch die Oeffnung in die Luft entweichen zu lassen. Um die Salzsäure bei der Fabrication von Glaubersalz zu verdichten, beschickt man einen oder mehrere Behälter mit der ammoniakalischen Flüssigkeit und verbindet sie durch Röhren mit einem geeigneten Theil des Kamins, aus welchem das salzsaure Gas abzieht, oder mit dem Ofen, worin das Kochsalz zersetzt wird; nachdem die Verdichtung des sauren Gases bewirkt und die ammoniakalische Flüssigkeit gesättigt ist, zieht man sie ab, die Behälter aber beschickt man neuerdings. Das salzsaure Ammoniak, welches man bei diesen Processen als Nebenproduct gewinnt, kann man entweder in den Handel bringen oder mit Kalk zersetzen, um sich neuerdings ammoniakalische Flüssigkeit zu verschaffen. Die ammoniakalische Flüssigkeit, welche ein unreines kohlensaures Ammoniak ist, pflegt man in den Gasanstalten entweder laufen zu lassen, wenn sich in deren Nähe ein Fluß befindet, oder an die chemischen Fabriken zu verkaufen, welche daraus Ammoniaksalze bereiten. Durch folgendes Verfahren, welches der Patentträger anwendet, wird das Entweichen schädlicher Dämpfe gänzlich verhütet, indem alles absorbirt wird. Der Apparat zu diesem Zweck besteht aus einem Ofen, wie bei A, Fig. 17, mit einem Luftrohr, ähnlich G, und drei oder mehr Behältern, welche mit einander durch Röhren nach Art der Schwefelsäurekammern verbunden sind; das weite Rohr, welches von dem Ofen ausgeht, tritt in den ersten Behälter und von dem letzten Behälter der Reihe ist ein Rohr in das Luftrohr G bei G* geführt. Die Behälter werden mit ammoniakalischer Flüssigkeit beschickt, der Ofen aber mit Schwefel; man bringt die gewöhnliche Menge Salpeter und Schwefelsäure in den eisernen Topf, welcher auf den dreifüßigen Ständer im Ofen kommt. Zündet man nun den Schwefel im Ofen an, so zieht das Gas durch den Apparat und kehrt durch das Luftrohr zum Ofen zurück. Nachdem die Flüssigkeit in dem ersten Behälter gesättigt ist, zieht man sie in die Abdampfpfannen ab; die Flüssigkeit in dem zweiten Behälter läßt man in den ersten ablaufen und so fort, den letzten Behälter aber beschickt man wieder mit frischer Flüssigkeit. Anstatt die erwähnten Behälter anzuwenden, kann man aber auch die sauren Gase, welche den Ofen A verlassen, durch ein Rohr direct in das Reservoir leiten, welches in den Gasanstalten zur Aufbewahrung der ammoniakalischen Flüssigkeit dient und sie dann aus diesem Reservoir durch ein Rohr in das Luftrohr G bei G* und von da zum Ofen zuführen. Wenn die Flüssigkeit in dem Reservoir gesättigt ist, muß man das saure Gas absperren und durch ein Rohr in ein anderes Reservoir leiten, welches frische Flüssigkeit enthält. Hierauf pumpt man die gesättigte Auflösung aus dem ersten Reservoir, um sie krystallisiren zu lassen und als schwefelsaures Ammoniak in den Handel zu bringen. Wo sich Gelegenheit dazu darbietet, kann man in den Glaubersalzfabriken aus dem Ofen, worin das Kochsalz zersetzt wird, das salzsaure Gas durch ein Rohr direct in das Reservoir der Gasanstalt leiten, um die ammonialische Flüssigkeit darin mit Salzsäure zu sättigen, indem man auf ähnliche Weise verfährt, wie es zur Gewinnung von schwefelsaurem Ammoniak vorher angegeben wurde. Endlich gibt der Patentträger noch ein Verfahren an, um den Kalk in den Reinigungsapparaten der Gasanstalten, nachdem er gesättigt und zur Reinigung des Gases nicht mehr geeignet ist, zu behandeln; er leitet nämlich saure Gase durch jene Apparate, damit die flüchtigen Ammoniakverbindungen, welche beim Oeffnen dieser Apparate einen so üblen Geruch verbreiten, fixirt werden und in dem Kalk zurückbleiben, welcher dadurch als Dünger einen desto größern Werth erhält. Nachdem nämlich das Leuchtgas von den Reinigungsapparaten abgesperrt worden ist, verbindet er das Rohr des Ofens A mit dem Reinigungsapparat, und nachdem das saure Gas durch letztern circulirt hat, läßt er es in entgegengesetzter Richtung durch das Rohr F in das Luftrohr G bei G* austreten und in den Ofen A ziehen. Nachdem der Inhalt der Reinigungsapparate mit der schwefligen oder Schwefelsäure gesättigt ist, setzt man das Verbrennen von Schwefel in dem Ofen nicht weiter fort. Man läßt dem Inhalt der Reinigungsapparate hinreichende Zeit zur Absorption der Gase und schafft ihn dann heraus.

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Tafel Tab. I
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