Titel: | Ueber das Weeger'sche Messer zur Erzielung schnittfreier Häute; von C. A. Gerlach. |
Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. XLVI., S. 178 |
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XLVI.
Ueber das Weeger'sche Messer zur Erzielung schnittfreier
Häute; von C. A.
Gerlach.
Aus Dr. Bichon's Lehrbuch der Sohlledergerberei, Berlin
1845.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Gerlach, über das Weegersche Messer zur Erzielung schnittfreier
Häute.
Die so häufig vorkommenden Klagen der Gerber und Lederhändler über verschnittene
Häute veranlaßten den niederösterreichischen Gewerbverein diesem Gegenstand eine
nähere Aufmerksamkeit zuzuwenden, welches unter andern Veranlassung gab, daß Hr.
Emil Weeger, Lederfabrikant aus Brünn, dem erwähnten
Gewerbverein ein von ihm erfundenes Messer einsandte, welches bei großer Einfachheit
den Vortheil gewähren sollte, damit ohne alle Geschicklichkeit rein abhäuten zu
können.
Das von Weeger erfundene Instrument besteht im
wesentlichen in einem
gewöhnlichen Fleischermesser, dessen Klinge auf der linken Seite etwas hohl
ausgeschliffen und mit zwei Schraubenlöchern versehen ist. Auf die Klinge kommt ein,
ihrer Form entsprechender, eine Linie dicker, ebenfalls (aber größer) durchbohrter
und deßhalb verschiebbarer Schutzdeckel zu liegen, welcher mit flachen Schrauben
dergestalt auf die Klinge befestigt wird, daß die Schneide — gegen die Spitze
hin jedoch verjüngt — ungefähr ¼ Linie hervorragt.
Durch diese höchst einfache Vorrichtung kann man nun im voraus der Tiefe des Schnitts
eine Gränze stellen, und eine auf ¼ Linie freigelassene Schneide würde, wenn
man sie z. B. selbst in senkrechter Lage gegen die Haut anwenden wollte, nicht
tiefer als die Viertellinie eindringen können. Da nun bei dem Abhäuten das Messer
nicht senkrecht gegen, sondern meistens flach an die Haut gelegt, und überdieß die
Schneide durch den Schutzdeckel immer von der Haut weg, gegen das Fleisch gedrängt
wird, so können Fehlschnitte gar nicht, unschädliche aber
nur dann vorkommen, wenn das Weeger'sche Messer von
ungeübten oder höchst nachlässigen Individuen gehandhabt wird.
Fig. 59 stellt
das Messer im vierten Theil der natürlichen Größe bildlich dar. a, b ist die Klinge
desselben, auf welche der 1 Linie dicke eiserne Schutzdeckel c mittelst der beiden Schrauben d, d befestigt ist. Um diesen Schutzdeckel nach Bedürfniß
verschieben zu können, hat solcher zwei Schlitze, worin die Schrauben d, d arbeiten, wie dieß in
dem durch die punktirten Linien dargestellten zurückgeschlagenen Schutzdeckel d, e sichtbar wird. Soll das
Messer während des Gebrauchs mittelst des Wetzstahls abgezogen werden, so wird die
vordere Schraube d ausgeschraubt und der Schutzdeckel
zurückgeschlagen, beim Schleifen des Messers werden dagegen beide Schrauben so wie
der Schutzdeckel entfernt.
Es sind neuerlich verschiedene Abänderungen und Verbesserungen an diesem Messer in
Vorschlag gebracht worden. So hat z. B. ein mit schmälerer und längerer Klinge und
halb so dickem Schutzdeckel gefertigtes Messer seinem Zwecke (zum Abhäuten der
Kälber) vollkommen entsprochen, und der Besitzer rühmt dessen Vorzüge vor dem
gewöhnlichen Messer, mit dem Bemerken, daß allerdings ein kleiner Vortheil in der
Führung des Messers liege, welcher sich aber sehr bald anzueignen sey. Eine, wie uns
scheint, wesentliche Verbesserung hat der Messerschmied Berg in Mainz diesem Messer gegeben, welche im folgendem besteht. Der
Schutzdeckel läßt sich vermöge eines Scharniers und einer Feder gerade so wie bei
einem Taschenmesser in das Heft des Messers umlegen, so baß, wenn derselbe zugelegt
und die Klinge vom Messer hinweggedacht wird, man ein zugelegtes Taschenmesser zu
sehen glaubt. Diese
Umgebung findet jedoch nicht nach der Schneide, sondern nach dem Rücken des Messers
hin, statt. Die Klinge des Messers ist dagegen mittelst zweier kleinen Schrauben,
welche zur beliebigen Versetzung der Klinge in Schlitzen arbeiten, an der rechten
Seite des Messerstiels befestigt. Das beinerne Messerheft wird auf dieser Seite
durch ein Paar an dem Messerstiel befestigte Stifte in seiner Lage erhalten und
mittelst einer Schraube an dem Messerstiel festgeschraubt, so daß diese Heftseite
abgenommen und die Klinge nach Bedürfniß verstellt werden kann. Die andere Seite des
beinernen Heftes ist durch Nietstifte fest mit dem Messerstiel verbunden. Die
Messerklinge liegt nach ihrer Spitze zu gegen den Schutzdeckel.
Die Vortheile, welche diese Einrichtung gewährt, sind, daß beim Wetzen und Schärfen
des Messers der Schutzdeckel nur zurückgeschlagen zu werden braucht, währenddem
derselbe bei dem Weeger'schen Messer erst ab- und
aufgeschraubt und wieder in seine richtige Lage gebracht werden muß, wodurch ein
nicht unbedeutender Zeitverlust entsteht.