Titel: | Verbesserungen in der Behandlung der Fette behufs der Kerzenfabrication, worauf sich James Wilson zu Belmont, Grafschaft Surrey, am 29. August 1844 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. CXII., S. 476 |
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CXII.
Verbesserungen in der Behandlung der Fette behufs
der Kerzenfabrication, worauf sich James Wilson zu Belmont, Grafschaft Surrey, am
29. August 1844 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of arts, April 1845, S.
165.
Wilson's Behandlung der Fette behufs der
Kerzenfabrication.
Bei Behandlung der Fette, um die flüssigen Bestandtheile derselben von den festeren
zu trennen, zeigten sich bisher viele Uebelstände, welche von den Veränderungen in
der Temperatur der Atmosphäre herrühren; denn wenn das Wetter zu warm ist, entweicht
oft eine beträchtliche Portion der festeren Bestandtheile mit den öhlartigen, so daß
man nicht nur von ersteren weniger erhält, sondern leztere dann auch leichter in
festen Zustand übergehen können. Der Patentträger will diesem Uebelstand dadurch
abhelfen, daß er die Luft durch künstliche Mittel hinreichend abkühlt.
Zu diesem Zwek errichtet er ein Zimmer, achtzehn Fuß hoch, fünfzig Fuß lang und
zwanzig Fuß breit, mit dreifachen Mauern und einer doppelten getäfelten Deke, über
welcher sich das Dach befindet, so daß sich also zwischen der Luft des Zimmers und
der äußeren Atmosphäre drei feste Körper und zwei Schichten stillstehender Luft
befinden. Die Fenster (fünf an Zahl) sind alle doppelt und doppelt mit Glasscheiben
versehen, so daß sich zwischen der äußeren Atmosphäre und der Zimmerluft vier
Glasscheiben und drei Luftschichten befinden; auch sind Vorkehrungen getroffen, daß
die Sonne das Zimmer nicht bescheinen kann und die Seiten der Schiebfenster werden
sorgfältig verkittet. Jede Oeffnung, durch welche äußere Luft eindringen könnte,
wird verschlossen, ausgenommen die Thüre, welche doppelt und genau passend
angefertigt ist. An einem Ende des Zimmers sind fünf hydraulische Pressen
angebracht; sie nehmen aber nur einen kleinen Theil seiner Bodenfläche ein, denn das
Zimmer ist viel größer als ein gewöhnliches Auspreßlocal für fünf Pressen, weil auch
die vorbereitenden Arbeiten darin ausgeführt werden müssen. Durch das Zimmer
erstrekt sich eine Reihe starker Querbalken, welche über dem Obertheil der Pressen
liegen und vier gußeiserne Cisternen (achtzehn Fuß lang, zehn Fuß breit und vier Fuß
tief) stüzen, die in der Längenrichtung, Seite an Seite, durch das Zimmer angebracht
sind. Ein wenig unter dem Spiegel der ersten Cisterne mündet eine Röhre von sechs
Zoll Durchmesser ein, welche auf den Boden der zweiten hinabreicht; und ein wenig
unter dem Spiegel der zweiten Cisterne mündet eine Röhre ein, welche auf den Boden
der dritten hinabreicht
u.s.f.; die Röhre von der vierten Cisterne führt in einen Abzug. Wenn keine sehr
niedrige Temperatur, sondern bloß eine Mäßigung der Sommerhize erforderlich ist,
pumpt man beständig einen Strom kalten Wassers aus einem tiefen Brunnen mittelst
einer Dampfmaschine in die erste Cisterne; aus dieser fließt es durch die übrigen
Cisternen nach einander, entzieht der Zimmerluft die Wärme und gelangt zulezt in den
Abzug. Um eine niedrigere Temperatur zu erhalten, bringt man in die erste Cisterne
Eis; für eine sehr niedrige Temperatur bringt man in alle Cisternen Eis; und wenn
man eine noch niedrigere Temperatur erzielen will, vermengt man Salz mit dem
Eis.
Der Patentträger hat überdieß Verbesserungen in der Verfertigung von
Compositionskerzen (welche aus einer Fettsäure in Verbindung mit dem Stearin von
Cocosnußöhl etc. bestehen) und in der Darstellung der Fettsäuren zur Kerzenbereitung
gemacht.
Er sagt, wenn man destillirte Fettsäuren anstatt der bisher angewandten
undestillirten Fettsäuren zur Verfertigung von Compositionskerzen benuze, ließen
sich dieselben wohlfeiler von der erforderlichen Weiße und Härte erzielen, weil die
Fettsäuren durch die Destillation stark gebleicht werden. – Will man Palmöhl benuzen, so verwandelt man es zuerst durch den
gewöhnlichen Verseifungsproceß in Fettsäuren; diese Säuren werden dann destillirt
und das Destillationsproduct gekörnt und stark gepreßt; auf diese Weise erhält man
Stearinsäure und ein schwach gefärbtes Oehl; die Stearinsäure wird nach dem Waschen
zur Verfertigung von Compositionskerzen angewandt, gerade so wie bisher Stearinsäure
aus Talg, indem man sie nämlich mit dem Stearin von Cocosnußöhl oder einem anderen
nicht gesäuerten (unverseiften) Fett mischt. Um eine wohlfeilere Waare zu erzeugen,
verbindet man das ganze Product obiger Destillation mit seinem halben Gewicht
destillirter und kalt gepreßter Stearinsäure aus Talg. – Soll Talg verwendet werden, so entzieht man ihm den größten
Theil seines Oleins durch Auspressen, kühlt lezteres dann ab, um es noch einmal mit
Anwendung künstlicher Kälte zu pressen und noch eine Quantität fester Substanz davon
abzuscheiden, welche man der vorher gewonnenen zusezt. Alle feste Substanz wird dann
in fette Säuren verwandelt und destillirt; das ganze Destillationsproduct wird zu
Compositionskerzen verwendet; wünscht man eine größere Härte, so wird das
Destillationsproduct noch ausgepreßt, um es in eine härtere Fettsäure und eine
schwach gefärbte öhlige Säure zu trennen.
Da die destillirte Stearinsäure krystallinischer ist als die nicht destillirte, so
muß man die gemischten Materialien bei der Verfertigung von Compositionskerzen mit zwei
bis vier Procent ihres Gewichts Wachs versezen, damit sich die Fettsäure mit dem
bloßen Stearin leichter verbindet.