Titel: | Ueber die Verfälschung der Cochenille; vom Apotheker Letellier zu Rouen. |
Fundstelle: | Band 95, Jahrgang 1845, Nr. XXXII., S. 97 |
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XXXII.
Ueber die Verfaͤlschung der Cochenille;
vom Apotheker Letellier zu Rouen.Man vergleiche den fruͤhern kuͤrzern Artikel des Verfassers im
polytechnischen Journal Bd. LXXXVIII S.
160.
Aus dem Journal de Pharmacie, Dec. 1844, S.
423.
Letellier, über die Verfälschung der Cochenille.
Es kommen im Handel zweierlei Sorten Cochenille vor, die graue und die schwarze.
Einige geben als Grund davon die Verschiedenheit im Verfahren bei der Tödtung des
Insects, andere die Verschiedenheit seiner Cultur an. Die HHrn. Fée (Cours d'histoire
naturelle pharmaceutique), Bussy (Traité des falsifications des drogues simples),
und Boutron-Charlard (in einer Abhandlung im Journal de Pharmacie, 10. Jahrg. Bd. II) theilen darüber
eine Meinung, daß nämlich diese Cochenillesorten eine und dieselbe Species seyen und
die Verschiedenheiten davon herrühren, daß man, um die schwarze Cochenille zu
tödten, sie in siedendes Wasser bringt, welches sie des weißlichen Staubes beraubt,
der sie ursprünglich bedekt; während die graue Cochenille, welche man dadurch
tobtet, daß man sie der Wärme eines Bakofens aussezt, ihre eigenthümliche Farbe
behalte. Hr. Guibourt ist im Gegentheil der Ansicht, daß
die schwarze Cochenille eine durch die Cultur erzeugte Varietät sey und sich von dem
wilden Zustand noch weiter entferne, als die graue. Die schwarze Cochenille ist nach
ihm reicher an Farbstoff und werthvoller. Um seine Behauptung zu beweisen, sagt er,
daß es in Bordeaux Leute gäbe, welche für 50 Centimes per Pfund die graue Cochenille mittelst eines eigenthümlichen Verfahren in
schwarze verwandeln; ferner sagt er, so wie auch Hr. Bussy, daß wenn heutzutage der Cochenille Talkstein oder Bleiweiß zugesezt
werde, diese Verfälschung nicht mit der schwarzen Cochenille vorgenommen werde, sondern mit der grauen,
und bloß in der Absicht, ihr Gewicht zu vermehren (Journal de
Chimie médicale 7me année). Nach
Hrn. Fée ist die graue Cochenille in der Regel
mehr geschäzt als die schwarze, weil leztere durch das Eintauchen in siedendes
Wasser zur Zeit der Einsammlung ein wenig von ihrem Farbstoff verloren hat; die
Meinung des Hrn. Boutron-Charlard, daß beide von
gleicher Qualität seyen, theilt er nicht. Lezterer hinwiederum sagt, im Widerspruch
mit Guibourt, daß die schwarze Cochenille in graue
umgewandelt werde, weil diese höher im Werthe stehe.
Es geht aus allen diesen, einander so entgegengesezten Meinungen hervor, daß man den
Werth einer Cochenille heutzutage noch nicht nach ihren physischen Merkmalen zu
beurtheilen vermag; es sind hiezu schlechterdings vergleichende Versuche nothwendig.
– Den HHrn. Robiquet und Anthon verdanken wir zwei Methoden, die Qualitäten der Cochenillen nach
der Menge des darin enthaltenen Carminstoffs zu bestimmen. Robiquet's Verfahren besteht darin, gleiche Volume des Absuds
verschiedener Cochenillesorten mittelst Chlor zu entfärben. Man bedient sich einer
graduirten Röhre und beurtheilt die Cochenille nach der Menge des zu ihrer
Entfärbung verbrauchten Chlors. Anthon's Verfahren
gründet sich auf die Eigenschaft des Thonerdehydrats, den Carminstoff aus dem
Cochenille-Decoct so zu fällen, daß dieses ganz entfärbt wird. Das ersten
Verfahren, in der Hand eines geübten Chemikers sehr gut, scheint mir für den
Consumenten nicht zwekmäßig zu seyn; denn es ist schwer, sich vollkommen gleiche
(Chlor-)Lösungen zu verschaffen und sie lassen sich auch ohne Zersezung nicht
lange aufbewahren. Bekanntlich reagirt das im Wasser gelöste Chlor, selbst bei
zerstreutem Licht, auf das Wasser, zersezt es und bemächtigt sich seiner Elemente,
wobei es Verbindungen erzeugt, deren Wirkung von jener der ursprünglichen
Chlorlösung ganz verschieden ist. Das zweite Verfahren scheint mir den Vorzug zu
verdienen, weil die Probeflüssigkeit lange Zeit aufbewahrt werden kann, ohne zu
verderben. Man bedient sich ebenfalls einer graduirten Röhre; jede Abtheilung
repräsentirt 1/100 Farbstoff, also entspricht die Menge der zugesezten
Probeflüssigkeit genau den Procenten des in dem geprüften Cochenille-Decoct
enthaltenen Farbstoffs.
Da ich über die Einsammlung dieses Insects nur berichten kann was die verschiedenen
Schriftsteller darüber sagen (unter andern hat Hr. Bazire
eine sehr interessante Abhandlung über die Einsammlung der Cochenille im Journal de Pharmacie, Bd. XX mitgetheilt), gehe ich auf
meine Versuche mit den verschiedenen im Handel vorkommenden Cochenillesorten in
Beziehung auf ihren Farbstoffgehalt über. Ich bediente mich hiebei nicht der chemischen Agentien,
wie die HHrn. Robiquet und Anthon, sondern ich schlug für die Cochenille ungefähr denselben Weg ein
wie Hr. Girardin für den Orlean. Kurz, mittelst
colorimetrischer (farbenmessender) Versuche gelang es mir, die Güte der käuflichen
Cochenillesorten genügend zu beurtheilen. Dieses Verfahren erschien mir so einfach
und bequem, daß ich es bekannt machen zu müssen glaube. Es sezt den Consumenten eben
so gut als den Chemiker in Stand, den Werth einer Cochenille zu ermitteln.
Es gibt also, wie ich oben sagte, im Handel zweierlei Sorten Cochenille, die graue
und die schwarze. Die graue Cochenille zerfällt wieder in zwei ganz verschiedene
Varietäten. Die erste ist dik, schwer, regelmäßig, man sieht noch sehr deutlich die
eilf Ringeln aus welchen sie besteht. Das Insect hat seine auf der einen Seite
convexe, auf der andern Seite concave Gestalt beinahe beibehalten; seine graue Farbe
rührt von dem weißlichen Staube her, womit es sich während seines Heranwachsens
bedekt. Die zweite Varietät ist unregelmäßig, ganz ungestaltet. Ihr weißlicher
Ueberzug ist im concaven Theile und zwischen den Ringeln des Insects so stark
angehäuft, daß es in Gestalt kleiner rundlicher Massen erscheint, woran von den bei
der ersten Varietät so deutlich hervortretenden Ringeln kaum Spuren wahrzunehmen
sind. Diese Cochenille ist in der Regel schwerer; sie enthält beinahe jederzeit,
abgesehen von dem Talk, worin sie gerollt wurde, noch Sand oder ein Metallpulver,
welches ihr Gewicht sehr erhöht.
Die schwarze Cochenille bietet keine sehr bestimmten Merkmale dar; bald ist sie, wie
die graue Cochenille Nr. 1 schwer, concav auf der einen, convex auf der andern
Seite; bisweilen ist sie ganz unregelmäßig, klein, nach allen Richtungen gerunzelt;
kaum sind ihre ursprüngliche Gestalt und einige Spuren ihrer Ringeln mehr zu
erkennen. Diese lezteren Merkmale gehören vorzüglich der Zacatill-Cochenille
(C. zacatillée) an.
Erschöpfte schwarze Cochenille. Bis zum Jahr 1840 warf
man in den KattundrukereienKattundrukercien die Cochenille, nachdem man sie mehrmals mit Wasser behandelt hatte, als
vollkommen erschöpft weg; der Färber Lemoine zu Rouen kam
meines Wissens zuerst auf den Gedanken, sich zu versichern, ob solche Cochenille
wohl ihres Farbstoffs völlig beraubt sey und fand, daß sie davon noch ungefähr
15–18 Procent enthalte. Heutzutage kaufen die Färber diese Rükstände den
Kattundrukern ab und zwar um 1 Fr. 80 Cent. bis 3 Fr. das Kilogr., lassen sie, an
einem luftigen Ort in dünnen Schichten ausgebreitet, troknen und bewahren sie in
kleinen Fäßchen zum
Gebrauch auf. Diese Cochenille, welche während des Troknens eine anfangende
Zersezung erleidet, riecht immer nach faulender thierischer Materie; sie ist
schwarz, völlig ungestaltet, und oft in mehr oder weniger großen Massen
zusammengeballt.
Cochenilleflaum (duvet de
C.). Man trifft bisweilen im Handel eine leichte, graue Substanz, welche mit
sehr vielen kleinen, hart anzufühlenden schwarzen Theilchen vermengt ist; diese
Substanz ist unter dem Namen Cochenilleflaum oder Abgang beim Sieben der Cochenille
bekannt. Die HHrn. Fée, Boutron-Charlard,
Bussy und Guibourt, welche alle über die
Cochenille schrieben, erwähnen dieses Products nicht. Es enthält beiläufig 20
Procent Farbstoff.
Diese beiden Producte waren früher von den Färbern sehr gesucht, wegen des geringen
Preises, zu welchem sie sich dieselben verschaffen konnten; dieß ist jezt aber nicht
mehr der Fall, weil man davon, um eine eben so schöne und dunkle Farbe, wie mit der
reinen Cochenille zu erzielen, drei bis viermal so viel braucht und immer ein wenig
nicht erschöpfter Cochenille hinzusezen muß; auch weil sie die Kufen zu voll machen
und sehr schwer von dem Zeuge wieder wegzubringen sind.
Ich verdanke der Gefälligkeit der hiesigen Kaufleute 30 Cochenillemuster, mit welchen
ich Versuche anstellte. Bei denjenigen, welche den Cochenillehandel im Großen
treiben, fand ich constant dieselben Cochenillesorten, nämlich: die reine graue
Cochenille Nr. 1 oder graue canarische Cochenille, die schwärzlichgraue oder
Zacatill-Cochenille Nr. 2, und die schwarze oder Zacatill-Cochenille
Nr. 3. Leztere ist verfälscht und wird auch als solche angekauft. Nach den
Aufschlüssen, welche ich von diesen Herren erhielt, wird ein großer Theil der in
Bordeaux ankommenden Cochenille in Zacatill-Cochenille umgewandelt; es
beschäftigen sich in dieser Stadt Leute ausschließlich damit. Diese Cochenille wird
den Handelsleuten zu 6, 8 und 10 Procent unter dem Curse angeboten. Guibourt, wie ich oben schon sagte, führt eben diesen
Betrug als Beweis an, daß die schwarze Cochenille besser ist als die graue.
Bei aufmerksamer Untersuchung der käuflichen Zacatill-Cochenillen, von welchen
ich übrigens wußte, daß sie immer unter dem Curs verkauft werden, dachte ich, es
könnten nur zweierlei Verfälschungen möglich seyn; die erste bestünde darin, die
etwas feuchte Cochenille in einem schwarzen schweren Pulver (z.B. Braunstein) zu
rollen, um ihr eine andere Farbe zu geben und ihr Gewicht zu vermehren; die zweite
wäre, ihr den weißlichen Ueberzug zu benehmen durch Eintauchen in siedendes Wasser,
welches sie aber zu gleicher Zeit eines Theils ihres Farbstoffs beraubte, der wieder
zunuze gemacht würde. Das erste Verfahren wäre kaum zulässig; ein Theil des
schwarzen Pulvers, welches sich durch die Reibung losmachen würde, verriethe immer
den Betrug. Die unregelmäßige Gestalt dieser Cochenille und ihr rosenrother Reflex
machen die zweite Verfälschung wahrscheinlicher. Ich glaube sonach meinen Versuchen
zufolge, daß die graue Cochenille mit heißem Wasser behandelt wird, um ihr einen
Theil ihres Farbstoffs zu entziehen, und daß durch dieses Eintauchen das Insect des
weißen Staubs auf seiner Oberfläche größtentheils beraubt und in schwarze
Zacatill-Cochenille verwandelt wird. Man mag sich nun dieses oder eines
andern Mittels bedienen, so ist gewiß, daß die Zacatill-Cochenille weniger
Farbstoff enthält. Sie wird zwar als solche im Handel verkauft, allein es ist oft
der Fall, daß sie als zu 6 Procent versezt oder verfälscht (zacatillirt) ausgegeben
wird, während sie es zu 10–12 Procent und darüber ist. Bis jezt stund dem
Käufer kein leichtes Mittel zu Gebote, die verschiedenen Grade ihres Minderwerths zu
erkennen.
Unter den Mustern, welche ich mir bei Detailverkäufern verschaffte, fand ich genau
die drei oben angegebenen Sorten, dann die graue Cochenille Nr. 2, welche sehr
häufig vorkommt, und eine ganz schwarze Cochenille, welche etwas Sand enthielt. In
diesen beiden leztern Sorten fand ich beinahe immer Substanzen, welche ihnen, um ihr
Gewicht zu vermehren, zugesezt waren. – Gestoßen und mit Wasser behandelt,
lieferten mir diese verschiedenen Cochenillesorten folgende Resultate:
Graue Cochenillesorten.
1. Graue Cochenille;
2.
deßgl. –
3.
deßgl. –
enthaͤlt Sand und eine metallische
Substanz.
4.
deßgl. –
5.
deßgl. –
enthaͤlt eine metallische Substanz.
6.
deßgl. –
– ein
wenig Sand.
Schwärzlichgraue Cochenillesorten.
7. Schwaͤrzlichgraue
Cochenille.
8. deßgl. –
9. deßgl. –
10. deßgl. –
11. deßgl. –
12. deßgl. –
13. deßgl. –
enthaͤlt eine metallische Substanz.
14. deßgl. –
deßgl.
Schwarze oder Zacatill-Cochenillesorten.
15. Schwarze oder
Zacatill-Cochenille.
16.
deßgl. –
enthaͤlt Sand.
17.
deßgl. –
deßgl.
18.
deßgl. –
deßgl.
19.
deßgl. –
deßgl.
20.
deßgl. –
deßgl.
21.
deßgl. –
deßgl.
22. In den Kattundrukereien
erschoͤpfte Cochenille.
23. Cochenilleflaum.
Unter der Luppe zeigte das Metallpulver, welches ich nur in vier Cochenillesorten
fand, alle physischen Merkmale des Bleies. Mit Salpetersäure behandelt, lieferte es
eine Auflösung, worin das Blei leicht nachzuweisen war.
Es geht aus dem Vorhergehenden hervor, daß die von Hrn. Boutigny angegebene Verfälschung im Großhandel nur selten ist, daß dieser
Betrug vielmehr, wie ich vermuthete, in Frankreich mit erschöpfter Cochenille
vorgenommen wird.
Colorimetrische Versuche. – Hinsichtlich der
Beschreibung des Colorimeters verweise ich auf Houton-Labillardière's Abhandlung (polytechnisches Journal
Bd. XXVII S. 372).
Da der Farbstoff der Cochenille im Wasser löslich ist, bediente ich mich desselben,
um die verschiedenen mittelst des Colorimeters zu probirenden Sorten zu erschöpfen.
Ich verfuhr dabei wie folgt: ich nahm 1 Gramm von jeder, bei 40° R.
getrokneten Sorte, und behandelte sie fünfmal nacheinander mit 200 Grammen
destillirten Wassers bei 80° R. (im Wasserbade), jedesmal eine Stunde lang;
auf je 200 Gramme destillirten Wassers sezte ich immer 2 Tropfen einer concentrirten
Auflösung von Alaun zu. Dieser Zusaz ist nothwendig, um alle Decocte der
verschiedenen Cochenillesorten auf dieselbe Nüance zu bringen, deren verschiedene
Intensität man dann im Colorimeter vergleicht.Man darf dem zum Ausziehen des Farbstoffs aus den verschiedenen Cochenillen
benuzten Wasser nur die unumgänglich nöthige Menge Alaunlösung zusezen, weil
ein größerer Zusaz einen Theil des Farbstoffs als Lak niederschlagen
würde.
Gegenwärtig prüft der Färber die Cochenille, welche er kaufen will, durch Färben
eines Stükchens Wollentuch; das Resultat vergleicht er mit dem einer Cochenille,
deren Werth (als Färbematerial) ihm schon bekannt ist; er färbt bei der Temperatur
des lochenden Wassers zwei Stunden lang. – Da ich diese Arbeit in der
Hoffnung unternommen hatte, den Praktikern ein leichteres und schnelleres Verfahren
an die Hand zu
geben, als die bisher vorgeschlagenen, suchte ich der Cochenille allen Farbstoff
durch eine einzige Behandlung zu entziehen. Ich gelangte zu dem Resultat, daß 5
Decigramme Cochenille, eine Stunde lang mit 1000 Grammen Brunnenwasser, dem 10
Tropfen Alaunauflösung zugesezt wurden, im Wasserbad behandelt, beinahe vollkommen
erschöpft werden.Schon Bd. LXXXVIII S. 160 bemerkten wir, daß bei allenfallsiger Verfälschung
der Cochenille mit Fernambukpigment diese Probe trügerisch wäre. D. Red. Die erkaltete Flüssigkeit ist vollkommen durchsichtig und gibt im
Colorimeter dieselben Resultate, wie die nach dem ersten Verfahren erhaltene.
– Der Apparat, dessen ich mich bediente, besteht aus zwei Flaschen, wovon
jede ungefähr 1 Liter faßt, und die mittelst ihres Halses in einem Brettchen fielen,
dessen beide Enden auf dem Rand eines cylindrischen Gefäßes aufliegen, das als
Wasserbad dient. Vor dem Erhizen muß das Gewicht einer jeden dieser Flaschen, welche
die Cochenille und das mit Alaun versezte Wasser in den angegebenen Verhältnissen
enthalten, besonders bestimmt werden; nach einstündigem Sieden läßt man die Flaschen
erkalten und wiegt sie wieder, um jeder so viel destillirtes Wasser zusezen zu
können, als nöthig ist um das frühere Gewicht wieder herzustellen.
Hr. Boutigny überschikte mir vor einiger Zeit vier ihm von
Hrn. Pimont zu Bolbec zugekommene Cochenillemuster: 1)
eine graue Cochenille von den canarischen Inseln; 2) eine schwärzlichgraue oder
Zacatill-Cochenille; 3) eine schwarze. Zacatill-Cochenille; 4) endlich
eine schwärzlichgraue, kleine Cochenille, welche unter dem Namen cochenille rosette bekannt ist. Bis jezt bediente ich
mich einer Cochenille von den canarischen Inseln, welche ich von einem hiesigen
Kaufmann erhielt, als Basis bei meinen Versuchen. Die cochenille rosette aber enthält noch mehr Farbstoff; ihr Farbstoffgehalt
verhält sich zu dem der grauen wie 105 oder 110 zu 100.
Um eine Cochenille am Colorimeter zu prüfen nimmt man zwei auf obige Weise erhaltene
Lösungen und füllt die Colorimeterröhren damit bis zum Null der Scala, was 100
Theilen der obern Scala entspricht; man stellt diese Röhren in den Kasten und
vergleicht die Nüance der darin enthaltenen Flüssigkeiten, indem man sie durch das
als Ocular dienende Loch betrachtet, wobei der Kasten so gestellt seyn muß, daß das
Licht regelmäßig an das Ende desselben gelangt, wo sich die Röhren befinden. Bemerkt
man eine Verschiedenheit im Ton zwischen den beiden Flüssigkeiten, so sezt man der
dunkleren (welche immer diejenige von der Muster-Cochenille ist) so lange Wasser zu, bis die
Röhren von gleicher Nüance zu seyn scheinen.Man muß zum Verdünnen der Flüssigkeiten immer dasselbe (alaunhaltige) Wasser
anwenden, welches zum Ausziehen des Farbstoffs aus den zu prüfenden
Cochenillen diente; sonst ginge das dunklere Decoct in dem Maaße in Violett
über, als man ihm Wasser zuschüttete, um die Nüance auf denselben Grad der
Intensität zurükzuführen, den das Decoct hat, welches damit verglichen
wird. Man liest hierauf an der Röhre, in welche man Wasser zugesezt hat, die Zahl
der darin enthaltenen Flüssigkeitstheile ab; diese Zahl mit dem Volum der in der
andern Röhre enthaltenen Flüssigkeit verglichen, welches sich nicht veränderte und
gleich 100 ist, zeigt das Verhältniß zwischen dem Färbevermögen und der relativen
Güte der beiden Cochenillesorten an. Mußten z.B. der Flüssigkeit von der guten
Cochenille 60 Theile Wasser zugesezt werden, um sie auf gleiche Nüance mit der
andern zu bringen, so verhalten sich die Flüssigkeiten in den beiden Röhren dem
Volum nach wie 160 zu 100, und dasselbe Verhältniß bezeichnet auch die relative
Qualität der Cochenillen, weil die Güte der beiden Proben proportional ist ihrer
Färbekraft.