Titel: | Ueber die Turbine von Fontaine. |
Fundstelle: | Band 95, Jahrgang 1845, Nr. III., S. 4 |
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III.
Ueber die Turbine von Fontaine.
Ueber die Turbine von Fontaine.
Hr. G. W. Bichon theilt im Technologiste Novemberheft 1844 S. 88 eine Zeichnung und Beschreibung der
Turbine von Fontaine mit; diese Turbine ist derjenigen
von Köchlin (siehe polyt. Journal Bd. XCIV S. 118) sehr ähnlich; denn sie
besteht ebenfalls aus zwei Rädern, welche über einander
liegen, und auch bei dieser Turbine ist das obere Rad fest und dient bloß als
Leitrad, während das untere das eigentliche Triebrad ist. Die Schaufeln des
Leitrades sind Schraubenflächen, und die Schaufeln der eigentlichen Turbine sind
denselben entgegengesezt gekrümmt. Bei beiden Turbinen fällt also das Wasser durch das Leitrad und trifft dann die Schaufeln des
beweglichen Rades, während bei den früheren Turbinen das Wasser in das Leitrad fiel,
an der Peripherie desselben horizontal ausströmt und so in die eigentliche Turbine
gelangt, aus welcher dasselbe ebenfalls horizontal ausfloß. Die Turbine von Köchlin hat aber den großen Vortheil, daß sie sogar
einige Meter hoch über den Unterwasserspiegel gelegt werden kann, was bei derjenigen
von Fontaine wegen Verlust an Gefälle nicht möglich ist.
Die Turbine von Köchlin kann jeden Augenblik troken
gelegt werden, was wohl bei derjenigen von Fontaine nicht
wird der Fall seyn können. Eigenthümlich ist an der Turbine von Fontaine, daß ihre Achse nicht auf einem Zapfen steht,
der sich unter dem Wasser befindet, sondern gleichsam an einem Zapfen hängt, der
beliebig hoch über dem Oberwasserspiegel angebracht seyn Kann. Wie dieß möglich ist,
wird aus Folgendem klar werden.
Auf dem Grund des Unterwassers ist eine eiserne Säule senkrecht befestigt; diese
Säule muß bis an die Stelle reichen, wo man den Drehungszapfen der Turbine anbringen
will. Das obere Ende der Säule ist durch eine stählerne Pfanne gebildet, in welcher
sich der Zapfen der Turbinenachse dreht. Die Turbinenachse selbst ist hohl und über
diese Säule gestekt. Denken wir uns nun die hohle Turbinenachse oben mit einem Boden
versehen, so wird dieser Boden auf dem oberen Ende der Säule aufruhen. In diesen
Boden der Turbinenachse ist nun ein stählerner Zapfen befestigt, welcher in die von
der Säule gebildete Pfanne tritt und sich darin drehen kann. Damit man diesen Zapfen
sehen und zu ihm gelangen kann, ist die hohle Turbinenachse oben erweitert und an
dieser Erweiterung an mehreren Stellen durchbrochen. Damit zwischen dem Leitrad und
der Turbinenachse kein Wasser entweichen kann, ist, wie bei anderen Turbinen, eine
Röhre auf die Mitte des Leitrades aufgeschraubt, welche bis über den
Oberwasserspiegel reicht.. Innerhalb dieser Röhre befindet sich dann die
Turbinenachse. Auch die Schüzenvorrichtung ist an dieser Turbine eigenthümlich,
jedoch etwas complicirt; denn jede Oeffnung im Leitrad hat ihre eigene Schüze. An
jeder Schüze ist eine eiserne Stange angebracht, und diese eisernen Stangen sind in
einem eisernen Ring befestigt, welcher mittelst dreier Schrauben, wie dieß
gewöhnlich bei Turbinen der Fall ist, gehoben oder gesenkt werden kann. Die Muttern
dieser drei Schrauben bilden Räder, welche durch eine endlose Kette mit einander in
Verbindung gebracht sind. Diese einzelnen kleinen Schüzen möchten jedoch wohl dem
Einströmen des Wassers in die Zellen des Leitrades etwas hinderlich seyn, abgesehen
davon, daß Schüzen mit so vielen einzelnen Theilen nur schwierig gut schließend
gemacht werden können und der Veränderung mehr unterworfen sind. Die
Schüzenvorrichtung an der Turbine von Köchlin scheint
derjenigen von Fontaine bei weitem vorzuziehen zu seyn;
sie regulirt bloß den Ausfluß des Wassers, ohne dem Einströmen desselben durch ihre
Lage hinderlich zu seyn.