Titel: | Ueber verbesserte Pumpenventile. |
Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. LXIV., S. 255 |
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LXIV.
Ueber verbesserte Pumpenventile.
Aus dem Gewerbeblatt fuͤr das Koͤnigreich
Hannover, 1843, 10. Heft, S. 210.
Ueber verbesserte Pumpenventile.
Jedem erfahrenen Praktiker ist hinlänglich bekannt, wie wichtig bei den Pumpen für
Wasser und andere Flüssigkeiten die Construction solcher Ventile ist, welche nicht
nur der Flüssigkeit eine möglichst große Durchgangsöffnung bieten, sondern sich auch
schnell öffnen und schließen, gehörig dichten und bei ihrer Bewegung keine
(merklichen) Stöße, Erschütterungen etc. veranlassen. Hinsichtlich der ersten
Anforderung, große Durchgangsöffnung, hat man bisher den Klappenventilen, bei sonst
guter Ausführung, vor allen andern den Vorzug gegeben, allein diese bieten wieder,
namentlich bei Pumpen von großem Kolbendurchmesser, dem Druk der zu überwältigenden
Flüssigkeitssäule und respective der Wirkung des Kolbens eine zu große Fläche dar,
wodurch nicht nur ein solches Ventil mit bedeutender Kraft gegen seinen Siz gepreßt,
oft völlig durchgeschlagen wird, sondern auch beträchtliche Stöße und Vibrationen
entstehen, welche der Construction des Pumpwerks schaden und namentlich kostspielige
Fundamente nothwendig machen. Nichtsdestoweniger muß man für Pumpenröhren von beträchtlicher
Weite, die Kegel-, Muschel- und Kugelventile, abgesehen von anderen
Gründen, allein deßhalb als unzwekmäßig betrachten, weil sie alle keine so großen
Durchflußöffnungen als die Klappenventile geben.
In jeder Beziehung vortrefflich muß man daher die Ventile nennen, welche bei den
Pumpwerken der Gruben von Cornwall, den Londoner Wasserwerken etc., in England
überhaupt, neuerdings allgemein angewandt werden, und denen man, ihrer Form wegen,
die Benennung Gehäus- oder Becherventile beigelegt hat. In England nannte man
sie, nach unserm Wissen, früher Groov'sche Ventile,
während sie nach ihren jüngst erfahrenen Verbesserungen unter dem Namen der Harvey'schen oder Harvey' und
West's Patentventile vorkommen. In Deutschland sind
diese Ventile bislang wenig oder gar nicht bekannt gewesen, noch weniger in
Anwendung gebracht worden. Erst in ganz neuester Zeit hat sie der rühmlich bekannte
Mechaniker Borsig in Berlin bei der Ausführung der
Sansouci's Wasserkünste benüzt, und zwar, wie wir nach eigener Beobachtung
versichern können, mit ganz besonderem Erfolge.
(Der Verf. beschreibt nun das Harvey'sche Ventil nach
einer beigegebenen Zeichnung aus Wicksteed's trefflichem
Kupferwerk „The Cornish and Bulton and Watt engines
etc. London 1842;“
Bemerktes Werk ist nach unserm Wissen zugleich da) erste, welches
vollständige Zeichnungen und Beschreibungen der nach dem Cornwaller Constructionsprincipe ausgeführten
Pumpwerke, Dampfmaschinen etc. liefert, und wir können solches Praktikern
nicht genug empfehlen.Leider ist der Preis desselben enorm hoch, da solches hier in Hannover über
20 Thlr. zu stehen kommt, wofür man nur acht große Kupferplatten, eine
kleinere und circa 4 Bogen Text erhält.R . . . . . diese Abbildungen sind ganz dieselben und auch in dem nämlichen Maaßstabe
ausgeführt wie die im Civil Enginieers Journal Febr.
1840 und daraus im polytechnischen Journal
Bd. LXXVI S. 91 mitgetheilten. Die Redact.
des polyt. Journals.)
Nach unserem Ermessen möchten sich diese Ventile nicht nur für größere Pumpwerke
überhaupt, sondern auch für Wassersäulenmaschinen, ja wohl auch für Dampfmaschinen
zwekmäßig anwenden lassen. Freilich sind die Herstellungskosten jedenfalls nicht
unbedeutend.
R . . . . .