Titel: | Ueber Gewinnung und Verarbeitung des Dachschiefers in England; von Prof. Schneider. |
Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. XL., S. 140 |
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XL.
Ueber Gewinnung und Verarbeitung des
Dachschiefers in England; von Prof. Schneider.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Schneider, über Gewinnung und Bearbeitung des Dachschiefers in
England.
Einige der größten Schieferbrüche Englands trifft man bei Bangor in Nord-Wales
an. Bangor ist eine kleine unbedeutende Stadt, die aber durch eines der
großartigsten Bauwerke Englands, nämlich durch die Kettenbrüke über den Meeresarm
Menai-street zur Verbindung der Insel Anglesey mit dem festen Lande von
England (von dem berühmten Ingenieur Telford erbaut),
ferner durch die in der Nähe befindlichen Schieferbrüche und endlich auch durch die
romantische Umgegend und durch das im englisch-gothischen Style erbaute Schloß
Penrhyn-castle mit seinem herrlichen Park, das Ziel von zahlreichen Reisenden
ist.
Die Schieferbrüche liegen etwa eine deutsche Meile von Bangor entfernt. In der Nähe
des Hauptbruches liegen theils zerstreut, theils beisammen die Wohnhäuser der
Arbeiter, und unmittelbar vor dem Bruche die Werkstätten und freien Arbeitspläze, wo
der aus dem Bruche gewonnene Schiefer zu verschiedenen Zweken bearbeitet wird. Der
Hauptbruch gleicht einem großartigen ovalen Bassin, das sich nach Oben erweitert und
terrassenförmig ausgearbeitet ist.
Die Länge dieses Bassin mag etwa 5–6000 Fuß, die Breite 3000 Fuß und die
eigentliche Tiefe von Unten bis zur Höhe des Gesteins an 150 Fuß betragen. Die Tiefe
ist allerdings noch größer, wenn man die Höhe der zu Bergen angewachsenen Haufen des
tauben Gesteins mitrechnet, welches ringsherum gelagert ist.
Der beste Schiefer findet sich immer in der Tiefe, und es besizt derselbe eine
angenehme und eigenthümliche schwarzblau-graue Farbe und matten Glanz auf der
Spaltungsfläche. Diese Schiefer aus Nord-Wales sind sehr dauerhaft und leiden
wenig oder gar nicht von der Witterung. Der hellgraue Schiefer liegt gewöhnlich
höher und ist nicht so dauerhaft, daher weniger geschäzt. Der ordinärste Schiefer
ist grünlich oder bräunlich-grau und hat keine so große Festigkeit und
Dauer.
Der Schiefer wird durch Sprengen mit Pulver in mehr oder weniger großen Blöken und
Stüken von dem Gebirge getrennt. So mächtig auch der Schiefer in diesem Bruche
steht, so ist es doch schwer, Stüke von 20 Fuß Länge, 12–15 Fuß Breite und
1–1 1/2 Fuß Dike und gleicher Farbe zu erhalten.
Beim Sprengen muß die Pulverladung gehörig bemessen und angebracht werden, damit
alsdann der Schieferblok, den man abtrennen will, nach der Explosion noch lose am
Gestein hängen bleibt und nicht weggeschleudert wird. Nicht immer gelingt diese
Arbeit nach Wunsch, und die mächtigsten Blöke stürzen weggeschleudert durch die
Gewalt des Pulvers in die Tiefe, wo sie in viele Stüke zerbrechen. Die gehörig lose
gemachten Blöke werden durch eiserne und hölzerne Keile, die man in die
Spaltungsfugen mittelst eiserner Hämmer eintreibt, vom Gebirge mit Vorsicht gelöst,
und man läßt sie alsdann auf die tiefer liegenden Terrassen hinabrutschen. Von da
werden sie, nach Beschaffenheit der Blöke, auf Rollwagen geladen und nach den
Arbeitspläzen gefahren, oder sofort die kleineren Blöke gespalten und dann ebenso
wie die großen Stüke weiter transportirt.
Die Beförderung des im Bruche gewonnenen Schiefers nach den Arbeitspläzen, so wie der
unbrauchbaren kleinen Stüke und des tauben Gesteins wird durchweg mit kleinen
Rollwagen auf angelegten Eisenbahnen bewerkstelligt. Die Arbeiter beladen die
Rollwagen und schieben sie vor sich hin auf eine passende Stelle in geringer
Entfernung vom Ladungsplaze und formiren einen kleinen Zug von solchen beladenen
Wagen. Ein solcher Zug wird alsdann auf den oberen Terrassen durch Pferde weiter bis
zu den Arbeitspläzen außerhalb des Bruches befördert. Auf den unteren Terrassen läßt
man den formirten Zug oder wenigstens einzeln beladene Wagen auf den angelegten
schiefen Ebenen herabrollen, bis sie am Fuße einer stark geneigten Ebene ankommen,
die von dem Grunde des Bruches bis über die Höhe des Arbeitsplazes angelegt ist.
Daselbst geht sie in eine kurze horizontale Ebene über, welche sich wieder mit einer
aber nur sanft geneigten Ebene verbindet, die nach den Arbeitspläzen außerhalb des
Bruches führt. Mehrere Arbeiter begleiten diese Züge. Diese große, stark geneigte
Ebene hat zwei Geleise, für die beladenen und für die leer gehenden Wagen. Ein
mächtiges Wasserrad, dem das Wasser durch stundenlange Gerinne zugeführt wird, zieht
die zusammengehängten Wagen, mittelst eines Seiles, welches sich auf einen durch das
Rad umgehenden Cylinder wikelt, auf dem einen Geleise in die Höhe, während auf dem
zweiten Geleise ein Zug leerer Wagen an einem zweiten sich vom Cylinder abwikelnden
Seile in die Tiefe herabgelassen wird.
Auf den höchsten, horizontalen Stellen der Seilebene werden die ankommenden beladenen
Wagen sofort vom Seile getrennt und von einigen Arbeitern bis an die entgegengesezte
Ebene geschoben, von wo alsdann die beladenen Wagen, der Wirkung der schiefen Ebene
überlassen, von selbst auf den Arbeitspläzen anlangen und sofort ausgeladen
werden.
Die abgeladenen leeren Wagen werden durch Arbeiter bis an die horizontale
Verbindungsstelle der beiden schiefen Ebenen geschoben, um von da aus mittelst des
Seiles über die stark geneigte Ebene wieder in die Tiefe zu gelangen. Daselbst wird
der ankommende Zug leerer Wagen getrennt und von Arbeitern auf den unzähligen
Zweigbahnen an alle Punkte des Bruches, nur nicht auf die höheren Terrassen
geschoben, um nun neuerdings beladen zu werden u.s.w.
Die Länge aller im Grunde des Bruches, auf den oberen Terrassen, den schiefen Ebenen,
bis nach den Arbeitspläzen und auf denselben angelegten Eisenbahnzweige mag wohl
einige Meilen betragen. Sieht man von der obersten Terrasse in die Tiefe hinab, so
erscheinen die vielen Zweigbahnen wie unzählige eiserne Adern, die den Bruch
allenthalben durchziehen.
Die kleinen Blöke und runden diken Platten, besonders von sehr unregelmäßiger
Gestalt, werden für die Dachschiefer bestimmt und nach den Arbeitspläzen gebracht,
die großen Blöke und die diken Platten aber nach den Sägemühlen transportirt und
daselbst in regelmäßige Stüke zerschnitten. Die Herstellung der zur Bedachung
bestimmten Schieferblöke und Platten umfaßt zwei Operationen: erstens das Spalten
und zweitens das Behauen der durch das Spalten erhaltenen dünnen Platten in
rechtekige Tafeln von verschiedenen Dimensionen.
Das Spalten des in Nord-Wales gebrochenen Schiefers geht ungemein leicht,
sicher und unter Anwendung sehr einfacher Werkzeuge vor sich. Eben so einfach
geschieht das Behauen. Die Arbeiter, welche mit dem Zurichten des Dachschiefers
beschäftigt sind, arbeiten in neben einander längs der Zweigbahnen liegenden und
nach der Eisenbahnseite offenen Buden. Zum Spalten bedienen sie sich des Spalteisens
und eines paffenden Hammers. Die Spalteisen sind von verschiedener Größe und haben
die Form von Fig.
67 und 68. Die Dimensionen beziehen sich auf mittlere Größen. Je größer die
abzutrennenden Tafeln sind, desto länger und zum Theil auch breiter sind die
Spalteisen. Die Blöke werden zuerst in Platten von gleicher Dike und diese dann in
dünne Platten oder Tafeln gespalten. Zu dem Ende wird die dike Platte auf den Boden
gestellt, so daß die Spaltungsflächen, welche mit den natürlichen Lagerungsflächen
parallel laufen, nahe senkrecht stehen, und in dieser Lage die Längendimension der
Platte aufrecht gehalten. Der Arbeiter sezt den Spaltungsmeißel in gehöriger
Entfernung von der Endfläche, mit seiner Breite parallel zu dieser Ebene, auf und
treibt ihn durch einen mäßigen Hammerschlag ein, so daß der Meißel etwa 1/2 bis 1
Zoll tief eindringt. Alsdann sucht er durch Hin- und Herneigen des Meißels
das Lostrennen des Schiefers an der eingedrungenen Stelle ringsherum zu bewirken.
Bei Platten von geringer Breite und Länge ist nur ein einmaliges Aufsezen des
Meißels in der Mitte der Breite der Platte nöthig, indem das Weitereindringen des
schlanken Meißels, welches entweder bloß mittelst des Drukes der Hand oder durch
schwache Hammerschläge unterstüzt wird, unter der gehörigen Vorsicht sehr leicht vor
sich geht und das völlige Ablösen der dünnen Tafel zur Folge hat. Bei breiten und
längeren Platten wird der Meißel auf der breiten, nach Oben gekehrten Endfläche
mehreremal, wie oben beschrieben, aufgesezt und eingetrieben, und durch vorsichtiges
Hin- und Herneigen des Meißels und nach Maaßgabe der Trennung derselben
regelmäßig an allen Stellen immer tiefer eingebracht, bis die Tafel sich ablöst.
Bei hinreichender Uebung und Geschiklichkeit geht das Abtrennen dieser dünneren
Platten ungemein schnell vor sich. Je größer die Platten und abzutrennenden Tafeln
sind, desto schwieriger ist allerdings das Zerspalten. Bei Platten von 3–4'
Länge und 20–24'' und darunter Breite muß das Eintreiben des Meißels von
allen Seiten, sowohl in der Länge als in der Breite der Spaltungsflächen, geschehen.
Je dünner die großen Platten durch das fortgesezte Abspalten von Tafeln werden,
desto größer ist auch die Schwierigkeit, dasselbe weiter fortzusezen. Es gelingt
indeß dem geschikten Arbeiter, Platten von obigen Dimensionen in Tafeln von einem
starken 1/8 Zoll zu spalten.
Die Gestalt des Spaltmeißels, und insbesondere die Federung desselben, macht es
möglich, die Theilung in so dünne Tafeln zu bewirken. Die Dike der Tafeln hängt von
der Größe derselben ab; je beträchtlicher dieselben, desto diker. Die größten Tafeln
zur Dachbedekung sind jedoch noch keinen 1/4 Zoll stark, die dünnsten jedoch nicht
unter 1/8 Zoll. Jeder Arbeitet spaltet sich vorerst den sämmtlichen, ihm
zugewiesenen Vorrath an Platten, und geht dann ans Behauen der abgespalteten Tafeln.
Es ist noch zu bemerken, daß man gleich bei der Ablieferung der Blöke und Tafeln aus
dem Bruche ein vorläufiges Sortiren vornimmt, ungefähr gleich große Stüke
zusammenbringt und sie dann den Arbeitern zuweiset. Das Behauen der Tafeln geschieht
mittelst eines Haumessers längs eines eisernen Lineals. Die Messer sind ebenfalls
von verschiedener Größe. Ihre Form zeigen Fig. 69 und 70. Das
eiserne Lineal, an beiden Enden mit rechtwinkelig abgebogener Angel versehen, ist
mittelst derselben auf einem Schieferblok befestigt und in einer solchen Höhe
horizontal gestellt, daß der sizende Arbeiter bequem das Behauen vornehmen kann.
Der Arbeiter hält beim Behauen die Tafel mit der linken Hand horizontal, indem er
jene zugleich mit einer Seite auf dem Lineale ruhen und so viel von der Tafel zur
rechten Hand über dem Lineale vorstehen läßt, als abgehauen werden muß, um eine
gerade Seite oder Kante zu bekommen. Ist der Tafel diese Lage gegeben, so schlägt
der Arbeiter mit dem Haumesser, dasselbe schräg haltend, scharf längs des Lineals
herab, und trennt so das Unregelmäßige von der Tafel ab. Mehrere solcher Hiebe
bewirken die Herstellung einer ganz geraden scharfen Kante. Nicht selten springt der
Schiefer beim Behauen ein, und muß natürlich noch mehr abgehauen werden, um eine
reine Kante zu erlangen.
Nach Herstellung einer Kante wird die zweite nach dem Augenmaaße rechtwinkelig
angesezt und auf eben beschriebene Weise angehauen.
Die gespaltenen Tafeln fallen von verschiedener Größe aus, je nach der
Unregelmäßigkeit der diken Platten oder Blöke und je nach dem Abspringen und
Ausbrechen der Tafeln beim Spalten. Da nun beim Behauen auch die Tafeln an Größe
verlieren, so kommt es dann, daß die regelmäßig rechtekigen Tafeln verschiedene
Dimensionen erhalten. Diese sind nach den gangbaren Sortimenten vorgeschrieben und
muß sich der Arbeiter strenge daran halten.
Jedes Sortiment hat zum Theil verschiedene Länge bei verschiedener Breite, und um
diese erforderlichen Dimensionen schnell auf der zu behauenden Tafel aufzutragen,
dient ein einfacher Stangenzirkel, mit mehreren Spizen, deren Entfernung im
correspondirenden Verhältniß von Länge und Breite steht.
Diese Einrichtung des Stangenzirkels, dessen Stange ein ganz ordinärer Holzstab ist
und dessen Spizen eingeschlagene Eisenstifte sind, wird darum nothwendig, weil nicht
selten durch das Einspringen des Schiefers beim Behauen die Länge und Breite
verkürzt werden muß, um die Sortimentsdimensionen richtig zu erhalten. Der Abfall
beim Spalten und namentlich beim Behauen des Schiefers ist bedeutend und steht mit
der Unregelmäßigkeit der Figur der Tafeln im geraden Verhältniß. Man sucht deßhalb
auch den Blöken und diken Platten eine so viel wie möglich rechtwinkelige Gestalt zu
geben. Um einestheils den großen Abfall zu vermindern, aber insbesondere beim
Behauen die Arbeit zu erleichtern und Hände zu ersparen, werden die großen Tafeln
aus rechtwinkelig geschnittenen Blöken und Platten gespalten. Der Gesammtabfall beim
Losmachen des Schiefers im Bruche, beim Spalten und beim Behauen ist sehr
beträchtlich und mag wohl 30 Proc., zuweilen auch mehr von der festen Schiefermasse
im Bruche betragen.
Die zu großen Tafeln bestimmten Blöke und Platten, ferner dike Platten von
angemessener Dike, Länge und Breite, welche Werkstüke zu Kamin-Einfassungen,
Billardtafeln und diverse Baugegenstände liefern, werden sämmtlich rechtwinkelig mit
Sägen zugeschnitten. Platten von 5–6' Länge und bis gegen 8'' Dike werden mit
der Kreissäge zerschnitten, dagegen noch längere und besonders dikere Platten, oder
eigentlich Blöke, mit geraden Sägen in die beabsichtigten Formen gebracht. –
Die Kreissäge zum Zerschneiden des Schiefers hat die gewöhnliche Gestalt (Fig. 65)
ähnlicher Holzsägen, nur mit dem Unterschied, daß jeder zweite Zahn ausgebrochen ist
und daß sie ziemlich stark geschränkt sind. Der Durchmesser der Kreissäge ist
12–16 Zoll, die Stärke der Zähne demselben angemessen und bei den größten
Sägen 1/4'' Höhe und Basis. Sie gehen ziemlich langsam um und machen ungefähr
40–50 Umdrehungen per
Minute. Die
Schieferplatten liegen beim Schneiden mit ihrer Spaltfläche horizontal auf einem
eisernen Wagen, der auf bekannte Art und Weise, wie bei gewöhnlichen Sägemühlen
durch Hebel und Stoßrad u.s.w. der Säge entgegengeschoben wird. Die Schwere der
Platten macht eine besondere Befestigung auf dem Wagen selten nöthig. Es wird ganz
troken geschnitten. Dike Blöke, oder solche von sehr großen Länge- und
Breitedimensionen, schneidet man mit der geraden Säge, d. i. mittelst eines
angemessen langen Stahlblattes ohne Zähne und nassen Quarzsandes.
Die geraden Sägen sind 10–12' lange, 3–5'' breite und gegen 1''' dike
Stahlplatten. Einige sind von noch größerer Länge und angemessener Stärke. Die
Stahlplatten oder Sägeblätter sind in Gestellen eingefaßt und gehörig gespannt, ganz
so wie die Sägen der Holzarbeiter, und werden horizontal geführt. Die zu
bearbeitenden Schieferblöke bringt man unter die Sägeblätter. Zwei oder mehrere
gleich lange Sägen in ihren Gestellen werden neben einander in angemessener
Entfernung dem Bewegungsapparat angehängt und mittelst desselben hin- und
hergeführt. Die Sägengestelle haben keine besondere Führung; sie werden durch die
Art ihrer Anhängung vertical gehalten.
Die Sägen dringen durch ihr eigenes Gewicht und durch die Wirkung des Quarzsandes,
welcher durch beständig zutropfendes Wasser naß gehalten und unter das Sägeblatt in
die Schnittfuge gebracht wird, immer tiefer in den Schieferblok ein, bis endlich die
Trennung erfolgt. Da die Sägeblätter immer tiefer gehen müssen, je tiefer sie
eindringen, so werden sie von Zeit zu Zeit mittelst einer Stellschraube tiefer
gestellt. Die Skizze Fig. 66 zeigt im
Durchschnitt die ganze Anordnung des Bewegungsapparats und der Anhängung der
Sägengestelle mit ihren Sägeblättern. Der Bewegungsapparat liegt in der Mitte; links
und rechts sind die Sägengestelle, deren zwei oder drei neben einander gehen,
angehängt. Das Arrangement der Sägen auf den beiden Seiten ist ganz unabhängig von
einander. Es können links zwei oder drei gehen, während rechts nur eine in
Thätigkeit ist. Indessen sucht man doch die Arbeit wo möglich so einzurichten, daß
gleich viel Sägeblätter und nahe an einander gegenüber gleichzeitig arbeiten. a ist die Hauptwelle, welche den Bewegungsapparat in
Thätigkeit bringt; b der Kurbelarm der Hauptwelle; c die Gelenkstange, verbunden mit der Kurbel; d das äußere Hauptrahmenwerk, welches bei e in seinen festen Lagern aufgehängt ist und
schwingender Bewegungen, wie die Lade der Weber, durch die bei g eingehängte Kurbelstange fähig ist; das innere
Rahmenwerk ist mittelst eiserner Zapfen mit dem äußern Hauptrahmenwerk dergestalt verbunden, daß die
Rahmenstüke des innern Gestells in jeder Stellung ihre horizontale und verticale
Lage beibehalten. h ist eine durch Stellschrauben höher
und tiefer zu stellende Verbindungsstange, an welche mittelst der schmiedeisernen
Gelenkstangen k die Sägengestelle eingehängt und so mit
dem innern Rahmenwerke verbunden werden; l hölzernes
Sägengestell, m Sägeblok, n
eiserne Spannstange, n Schieferblöke; p eiserne Ketten oder Riemen, welche an die
Sägengestelle befestigt und von da aufwärts über die Rollen geleitet und am andern
herabgehenden Ende mit entsprechenden Gewichtsstüken versehen sind.
Die Gewichtsstüke sind so bemessen, daß das Gewicht des Sägengestelles nicht
vermindert wird. Man bezwekt nur eine Aufhängung und zugleich Führung des
Sägengestelles, welches dem allmählichen Eindringen der Säge in den darunter
liegenden Blok zuträglich ist. Die geraden Sägen bewegen sich sehr langsam, indem
die Hauptwelle a höchstens 20 Umdrehungen per Minute macht. Der Zug beträgt 12–20 Zoll und
hängt wesentlich von der Länge des Kurbelbaumes ab.
Die fertigen Tafeln, Dachschiefer, Platten u.s.w. werden dann sorgfältig vor den
respectiven Arbeitspläzen auf kleine Wagen geladen, welche an alle Punkte derselben
von den vielen Eisenbahnzweigen zugeführt werden können. Die beladenen Wagen werden
zu Zügen von 20–30 Wagen geordnet und auf der nach Bangor führenden und auf
den Lagerpläzen im Hafen Port Penrhyn in viele Zweigbahnen auslaufenden Hauptbahn
theils durch Pferdekraft, theils durch Seilleitungen über schiefe Ebenen abwärts und
aufwärts befördert.
Die Grundlage des Oberbaues oder der Schienenstränge der Eisenbahn bildet überall der
natürliche Boden und fast durchaus das feste Gestein des Gebirges. Man hat die Bahn
theilweise horizontal und größtentheils sanft ansteigend gelegt und durch Anlegung
von schiefen Ebenen mit Seilleitungen an 4 oder 5 Stellen die Bahn auf die ganze
Höhe bis zu den Arbeitspläzen geführt. Die Seilleitungen werden durch Wasserräder,
welche auf dem höchsten Punkt der schiefen Ebenen aufgestellt sind, bewegt. Weder
Tunnels noch tiefe Einschnitte sind auf dieser Bahn anzutreffen. Da die schweren
Lasten sich immer abwärts bewegen, so braucht ihre Fortschaffung nur wenig Kräfte.
Die leeren Wagen machen allein die hinaufzuschaffende Last aus; sie werden durch
Pferde und durch die Seilleitungen aufwärts gezogen. Auf den Seilebenen sind
Doppelbahnen angelegt. Die Hauptbahn ist nur einfach und mit hinreichenden
Ausweichpläzen versehen, damit durch das Begegnen der beladenen und leeren Wagen die Fortschaffung beider
so viel wie möglich in kürzester Zeit bewerkstelligt werden kann.
Die Eisenbahnschienen sind aus 1 1/2zolligem Rundeisen construirt. Die Länge
derselben ist verschieden. In Krümmungen liegen nur 3–5 Fuß lange, auf
geraden Stellen aber 7–8 Fuß lange Stüke. Die Befestigung der
Eisenbahnschienen ist ungemein einfach. Die Enden der Schienen sind rechtwinkelig
abgebogen und bilden eine 2–3 Zoll lange Angel, mit welcher sie auf ihre
Fundamente befestigt werden. Zu dem Ende wird in das feste Gestein, wenn solches als
Fundament vorhanden ist, ein passendes Loch eingearbeitet, die zusammenstoßenden
Schienen mit ihren Angeln eingelassen und durch hölzerne Keile, oft auch ohne
dieselben bloß durch festes Eintreiben der Angeln befestigt. Wo kein festes Gestein
als Unterlage vorhanden ist, werden Schieferblöke quer der Bahn nach festgelegt und
in diese auf die eben beschriebene Art die Schienenenden befestigt. Zwischen den
Stößen werden die Schienen nicht weiter befestigt; sie erhalten nur eine
fortlaufende Unterlage, theils durch den natürlichen festen Gesteinsboden, theils
durch unterlegte Steine und Schieferstüke gebildet. Bei Ausweichungen werden die
betreffenden Ausrükschienen von dem zugführenden Aufseher mit der Hand ausgehoben
und in die gehörige Linie gelegt, was bei der beschriebenen Befestigung der Schienen
leicht bewirkt werden kann. Excentrics oder sonstige Vorrichtungen, um die
Ausrükschienen zu bewegen, sind nicht vorhanden. – Die Unterhaltung dieser
Bahn kostet sehr wenig, auch ist die Abnuzung der Schienen sehr gering und liegen
viele schon 5–8 Jahre, ohne daß man mehr als eine polirte Oberfläche
wahrnehmen kann, obgleich fortwährend bedeutende Lasten darüber gehen.
Die Eisenbahnwagen bestehen der Hauptsache nach aus einer 2 Zoll starken hölzernen
Plattform, welche auf vier Rädern ruht. Die Plattformen sind so vorgerichtet, daß
man an allen vier Seiten Gitterwerke senkrecht aufstellen kann, wodurch gleichsam
ein geschlossener Wagenkasten formirt wird. Diese Gitterwagen dienen zum
Fortschaffen der Dachschiefer und überhaupt kleiner Stüke, die von einer nicht
umschlossenen Plattform während des Fahrens herabfallen würden. Die Plattformen
haben 4' Länge und 2 1/2' Breite; es gibt auch größere. Die Räder bewegen sich um
die Zapfen der Wagenachsen, die an der Plattform befestigt sind, ganz so wie bei
jedem gewöhnlichen Fuhrwerke. Die Zapfen der Wagenachsen sind so lang gelassen, daß
sie den Rädern einen Spielraum von 1 1/2 Zoll zur seitlichen Bewegung gestatten. Die
Räder von 18–24'' Durchmesser sind aus Eisen gegossen und sogleich vom Guß
her mit der für die Stärke der Eisenbahnschienen correspondirenden Rinne versehen.
Diese Rinne umfaßt die
obere Hälfte der Schienen und hält die Wagen auf dem Geleise.
Die auf dem Ladungsplaze angelangten beladenen Wagen werden je nach ihrer Ladung nach
den verschiedenen Punkten derselben geschoben, leer gemacht und sofort
zurükgebracht, um einen Zug leerer Wagen zu formiren, der wieder zurük zu den
Arbeitspläzen kehrt.
Der Ladungsplaz ist mit rechtwinkelig sich durchkreuzenden Zweigbahnen versehen. Die
Räume zwischen den Geleisen dienen zum Lagern der Dachschiefer u.s.w. Man kann so
von allen Seiten an das aufgestellte Material gelangen und macht die Zu- und
Abfuhr desselben sehr bequem. Außerdem liegt der Ladungsplaz am Hafen, und es können
Schiffe von 80–90 Tonnen Last zur Fluthzeit dicht am Ladungsplaz
anlanden.
Die Dachschiefer werden weit und breit versandt; nach Deutschland kommen sie, und
erst in der neuesten Zeit, nur in geringeren Quantitäten. Die größeren Platten zu
Fußböden u.s.w. bleiben größtentheils in England; ebenso die Blöke zu Monumenten,
Sokelsteinen und Gesimswerken, wozu man besonders die sehr dichten und schwarzen
Stüke auswählt. Die Herstellung von Gesimswerken zu Kamineinfassungen u.s.w. macht
eine Hauptbeschäftigung der Bewohner von Bangor aus, und wird durch die bekannten
Mittel und Werkzeuge des Steinhauers verrichtet. Nur verdient bemerkt zu werden, daß
gerades Gesims oder Leistenwerk in den verschiedensten und zum Theil complicirten
Formen unter Anwendung von Hobelmaschinen aus den Schieferblöken verfertigt wird.
Diese Hobelmaschinen sind ähnlich wie die Metallhobelmaschinen construirt, nur daß
bei großen und schweren Arbeitsstüken dem Meißel sowohl die Seiten- als auch
die Längenbewegung ertheilt wird.
Hier folgen nun die Preise und Namen der Dachschiefer (slates) erster Qualität, zu Port Penrhyn, Bangor, Nordwales, wobei zu
bemerken, daß die Tonne = 20 Cntr., der Cntr. = 112 Pfd. angenommen ist.
Imperials von 20, 24, 27 und 30 Zoll Länge
und verschiedener Breite, per Tonne
50 Sh.
Queens von 27, 30, 33 und 36'' Länge und
verschiedener Breite (wird keine
bestimmte Größe und Qualität der Tafeln
bestimmt)
38 –
(wird Größe
und Qualität vorgeschrieben)
42 –
Princesses von 24'' Länge und verschied. Breite,
p. T.
38 –
Ton Slates oder Rags
von verschied. Länge und Breite
30 –
Gewichtper Tausend.
Preisper Tausend.
Duchesses
von 24'' Länge
u. 12'' Breite;
66 Ctr.
135 Sh.
–
small
–
22 –
– 12 –
57 –
100 –
Countesses
–
20 –
– 10 –
42 –
80 –
Viscountesses
–
18 –
– 10 –
37 –
57
– 6 P.
Ladies (large)
–
16 –
– 10 –
33 –
47
– 6 –
– (middle)
–
16 –
– 8
–
27 –
37
– 6 –
– (small)
–
14 –
– 8
–
22 –
22
– 6 –
Doubles
–
13 –
– 6 ½
–
17 –
16 –
Singles
–
11 –
– 5 ½
–
13 –
10 –
Draining
Slates von verschied. Länge und 4 1/2–5 1/2'' Breite. Preis
per Tonne: 12 Sh.
Es ist zu bemerken, daß bei der Ablieferung im Hafen für jedes contrahirte Tausend
Schiefertafeln 1200 Stük gegeben werden. 200 Stük werden für Bruch beim Transport
u.s.w. gerechnet. Die Dachschiefer zweiter Qualität sind nach Beschaffenheit der
Dimensionen um mehrere Procente billiger. Die Dachschiefer von Wales spalten mit so
schönen ebenen Flächen, daß die ausgeführte Bedachung sehr dicht und dauerhaft
ist.
Man pflegt auf 1/3 und 1/2 zu deken, d.h. so, daß von jeder aufgenagelten
Schieferplatte nur 1/3 oder 1/2 frei oder sichtbar bleibt. 2/3 oder 1/2 der übrigen
Fläche der Platten werden durch das Uebereinandergreifen derselben gedekt. Die
Eindachung auf 1/3 ist jedenfalls die solideste und dauerhafteste; in den meisten
Fällen, besonders bei guter und dichter Verschalung, ist auch die Eindekung auf 1/2
vollkommen ausreichend.
Zur Berechnung der Menge Dachschiefer, welche zur Bedekung nöthig ist, können
folgende Angaben dienen:
Mit den Imperials dekt man mit 1 Tonne
270 Quadratfuß.
– –
Queens – –
– –
234 –
– –
Ton slates oder Rags
–
190 –
Mit den Duchesses dekt man mit 1000 Stük
765 Quadratfuß.
– –
– small
–
–
–
– –
700
–
– –
Countesses
–
–
–
– –
500
–
– –
Viscountesses –
–
– –
450
–
– –
Ladies (middle) –
–
– –
342
–
– –
Doubles
–
–
–
– –
181
–
– –
Draining slates
–
– 1 Tonne
1900 laufende Fuß.
Alle diese Angaben beziehen sich auf 1/3 Eindekung; für die nicht angegebenen Sorten
kann man leicht durch Rechnung die Dekfläche für 1000 Stük finden. (Mittheil. für den
Gewerbeverein des Herzogth. Braunschweig, 1843, S. 377.)