Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. CVII., S. 402 |
Download: | XML |
CVII.
Miszellen.
Miszellen.
Die neue Mahlmühle in Schwerin mit Nagel'schen Kreiselrädern.
Vor fuͤnfundzwanzig Jahren zaͤhlte Schwerin etwa 12000 Einwohner. Die
derzeit vorhandenen Muͤhlen waren nicht im Stande, den Mahlbedarf zu
befriedigen, und alljaͤhrlich mußte zu auswaͤrtigen, ziemlich
entfernten Muͤhlen Zuflucht genommen werden. Damals bestanden:
a) die Binnenmuͤhle, eine unterschlaͤchtige
Wassermuͤhle mit drei Mahlgaͤngen, welche ihr Wasser
groͤßtentheils aus dem Ostorfer See bezog, zum Theil aber auch aus dem
Freiwasser und vom Graupengange der Bischofsmuͤhle;
b) die Bischofsmuͤhle, oberschlaͤchtig, mit
einem Waizen-, zwei Schrorgaͤngen und einer abgesonderten
Graupenmuͤhle. Sie erhielt ihr spaͤrliches Wasser aus der Au und den
oberwaͤrts liegenden Seen bei Gr. Medewege und Kirchstuͤck;
c) eine Bokmuͤhle mit einem Korngang.
In den zwanziger Jahren wurden noch erbaut:
d) eine hollaͤndische Windmuͤhle mit einem
Waizen-, einem Roggen- und einem Graupengang;
e) eine hollaͤndische Windmuͤhle mit einem
massiven Unterbau und einem Waizen-, einem Roggen-, einem Graupengang.
Auch diese Vermehrung der Muͤhlen sicherte den Bedarf der Residenzstadt nicht
zu allen Zeiten. — Im Jahre 1841 war die Bevoͤlkerung auf 17000 Seelen
gestiegen, wozu noch die Mahlgaͤste von acht großen Pachthoͤfen und
Doͤrfern der Umgegend hinzukommen.
Besondere Verhaͤltnisse ließen es um diese Zeit wuͤnschenswerth werden,
die Binnenmuͤhle ganz eingehen zu lassen. Zu dem Ende wurde noch eine
hollaͤndische Windmuͤhle mit drei Gaͤngen, wie die oben zulezt
gedachte, erbaut und die verbesserte Einrichtung der Bischofsmuͤhle
beschlossen. In lezter Beziehung wurde das Augenmerk auf die verbesserten
Kreiselraͤder des Hrn. Mechanikus Nagel in Hamburg
gerichtet, die er fuͤr eine Walkwuͤhle zu Wittorf bei
Neumuͤnster in Holstein und fuͤr eine Pulvermuͤhle in Walsroda
in Hannover geliefert hatte.
Erstere ward durch den Hrn. Landbaumeister Hermes aus
Schwerin besichtigt, und da sich ein ausgezeichneter Erfolg herausstellte, den auch
der Besizer der Pulvermuͤhle zu Walsroda brieflich bestaͤtigte, so
wurde mit Hrn. Nagel wegen Lieferung der
Kreiselraͤder abgeschlossen und der Bau begonnen. Das alte Muͤhlenhaus
war verfallen und es mußte ein neues auf tiefer liegenden Fundamenten erbaut, es
mußte eine neue Spundwand geschlagen werden.
Drei Nagel'sche Kreiselräder, bestimmt vier
Mahlgaͤnge und einen Graupengang zu treiben, wurden durch den Erfinder und
seine Leute selbst eingelegt, das Mahlsystem wurde nach dem amerikanischen und nach
der Angabe des Hrn. Nagel so eingerichtet, daß das Korn
in dem Graupengange gespizt, in einer vorgelegten Staubmuͤhle gesiebt und
abgestaͤubt, dann erst zwischen Steinen gemahlen und endlich in der
ordentlichen Sichtkiste oder einer besondern Franzkiste so sein ausgesiebt werden
kann, als es verlangt wird.
Der ganze Neubau kostet 16,059 Rthlr. 24 Gr. oder 32,119 Gulden Rheinisch und
darunter die Nagel'sche Maschinerie und deren Aufstellung
5741 Rthlr. 14⅓ Gr. oder 11,482 Gulden 35 Kreuzer Rheinisch.
Die Nagel'schen KreiselraͤderWir verweisen auf die Notizen über dieselben im polytechnischen Journa Bd. XC S.
155.A. d. R. zeichnen sich vor andern,
namentlich vor den Fourneyron'schen dadurch aus:
1) bei lezteren ist die Reibung der Achse in Zapfen und Pfanne sehr stark, weil der
Druk von Oben wirkt; bei Nagel wirkt er von Unten und
vermindert dadurch noch die natuͤrliche Reibung;
2) durch eine sinnreiche Einrichtung zum Einschmieren, welches hier nur alle sechs
Wochen geschieht;
3) die Nagel'schen Kreiselraͤder mahlen im
Stau- und Unterwasser ohne bedeutenden Verlust an der Wirkung, die vorhandene
Drukhoͤhe kann also auf das genaueste benuzt werden;
4) daher koͤnnen diese Raͤder nicht einfrieren und leicht vom Eise frei
gehalten werden;
5) sie und ihre Achsen beduͤrfen keiner besondern Einfassung;
6) sie sind durch ihren Bau haltbarer.
Die Nuzkraft gewoͤhnlicher Wasserraͤder wird auf 20 bis 45 Proc.,
diejenige der Nagel'schen Kreiselraͤder auf 73 bis
80 Proc. geschaͤzt, oder bei gleicher Leistung verhaͤlt sich der
Wasserverbrauch wie 1 zu 3.
Dieß ist in nationaloͤkonomischer Beziehung besonders wichtig, da, wenn eine
Verstaͤrkung der Mahlkraft nicht erforderlich ist, zwei Drittheile des
fruͤher verbrauchten Wassers auf andere Weise, z. B. zur Wiesenrieselung
benuzt werden koͤnnen.
Die neue Muͤhle ist jezt ein volles Jahr im Gange, und hat alle Erwartungen
vollstaͤndig befriedigt.
Die Binnenmuͤhle und die Graupenmuͤhle sind eingegangen, der Bedarf der
Stadt und der Landmahlgaͤste ist aber mehr als vollstaͤndig
gesichert.
Bei einem so geringen Wasserstande, daß die alte Muͤhle laͤngst
haͤtte stille stehen muͤssen, arbeiteten fortwaͤhrend zwei
Mahlgaͤnge und lieferten jeder in 24 Stunden 200 Rostocker Schaͤffel
Mehl.
Der Muͤller beantragte die Anlegung groͤßerer Kornboͤden, um
fuͤr eigene Rechnung Dauermehl zu mahlen, welches wegen der Stetigkeit der
Mahlgaͤnge dem auf Dampfmuͤhlen erzeugten in der Guͤte nicht
nachstehen duͤrfte.
Der Paͤchter zweier der obengedachten hollaͤndischen Windmuͤhlen
(die uͤbrigen hat der Bischofsmuͤller in Pacht) beantragte Remission,
weil die neue Wassermuͤhle mehr als den Bedarf der ganzen Stadt produciren
koͤnne. Obgleich er contractlich einen Anspruch auf Remission nicht hatte, so
gewaͤhrte die großherzogliche Domaͤnenkammer, in Anerkennung der
factischen Begruͤndung seiner Bitte, ihm doch einige Erleichterung.
Die erste Mahlmuͤhle nach Nagel'schem System hat
die Aufmerksamkeit vielfaͤltig erregt und Besuche und Erkundigungen von
auswaͤrts kommen haͤufig vor.
Fuͤr Anhalt-Bernburg sind vier Kreiselraͤder bei Hrn. Nagel bestellt.
Ich habe diese aus Acten und der Aussage sachkundiger, zuverlaͤssiger
Maͤnner
geschoͤpfte Mittheilung absichtlich bisher verschoben, um die Erfahrung des
nun verflossenen Jahres zu benuzen. Da diese Erfahrung uͤberaus
guͤnstig fuͤr die Nagel'sche Erfindung ist,
so saͤume ich nicht laͤnger die Kunde davon zu verbreiten, und
schließe mit dem Wunsche: daß dem Hrn. Nagel sein
Geheimniß — das Princip der Curvenstellung — abgekauft werden
moͤge, um es zu veroͤffentlichen.
Schwerin, im December 1843.
H. Schumacher,
Revisionsrath.
Scandinavische Buchdrukmaschine.
Seit Kurzem ist die Buchdrukerkunst durch eine neue und außerordentlich sinnreiche
Drukmaschine bereichert, die sogenannte
Scandinavia-Patent-Platten-Presse, erfunden in England von C.
A. Holm aus Stockholm, und bereits in London und Paris in
den ersten Officinen im Gebrauch. Diese Maschine liefert Tiegel- oder
Flaͤchendruk und verbindet die Leistungen der besten Handpressen mit der
einfachen Schnelligkeit derselben, so daß sie besonders fuͤr solche
Drukereien, die eine Schnellpresse nicht vollstaͤndig zu beschaͤftigen
Gelegenheit haben oder auch bessern Druk, als eine solche zu leisten vermag,
wuͤnschen, von wesentlichem Vortheil seyn wird. Es kann die kleinste Auflage
mit gleichem Vortheile wie auf einer Handpresse gedrukt werden. Die mechanische
Faͤrbung der Formen geschieht horizontal in aͤhnlicher, doch noch
zwekmaͤßigerer Weise der Cowper'schen Drukmaschine
und ungleich vortheilhafter als bei den in Deutschland uͤblichen alten oder
neuen Schnellpressen. Die Vertheilung der Farbe ist so vollkommen und
gleichmaͤßig, daß selbst alte Schrift wie neu erscheint. Die Form liegt
unbeweglich, der Bogen wird auf ein Raͤhmchen gelegt, dann der, dem der
gewoͤhnlichen Handpresse ganz gleiche Dekel zugemacht, und sobald der Bogen
sich nun uͤber die Form bewegt hat, geht der Tiegel der Maschine wie bei
einer gewoͤhnlichen Presse perpendiculaͤr nieder, ruht einen Augenblik
auf der Form, um die Farbe gut abzunehmen, und bewirkt so den Abdruk.
Waͤhrend jezt der Karren mit dem Dekel und dem darin liegenden fertigen
Abdruk zuruͤk geht, kommen die fuͤnf Farbewalzen und faͤrben
die Form aufs neue. Der Druk geschieht mit einer Geschwindigkeit von 550–600
Abdruͤken per Stunde und mit der groͤßten
Genauigkeit; die Qualitaͤt ist ganz vorzuͤglich und mit den besten
Leistungen einer Schnellpresse nicht zu vergleichen, da selbst die feinsten
Holzschnitte, Zeichnungen, Linien, Tabellen und eingefaßte Columnen so
vorzuͤglich abgedrukt werden, daß kaum auf Handpressen ein so
vorzuͤglicher Druk geliefert werden kann. Die Maschine nimmt nicht mehr Raum
ein als eine gewoͤhnliche Handpresse, drukt das groͤßte Royalformat
und kann per Hand oder Dampf bewegt werden. Ein Knabe
legt die Bogen an, ein anderer nimmt die fertigen ab, und der Mechanismus ist so
hoͤchst einfach, daß jeder gewandte Druker sofort zuzurichten vermag. Bei der
hoͤchst soliden Construction ist die Abnuzung oder Beschaͤdigung
irgend eines Theiles nicht zu befuͤrchten.
Zur Aufmunterung der preußischen Industrie hat das koͤnigliche
Finanz-Ministerium, Abtheilung fuͤr Handel, Gewerbe und Industrie,
eine Originalmaschine bezogen und mir zum Geschenk gemacht. Dieselbe ist bei mir
unausgesezt in Thaͤtigkeit, und auswaͤrtigen Typographen gestatte ich
gern die Ansicht und Pruͤfung derselben. Gemeinschaftlich mit der
beruͤhmten Hummel'schen Maschinenbauanstalt
beschaͤftige ich mich jezt, diese vorzügliche Maschine nachzubauen, und werde
schon in den ersten Wochen mehrere Exemplare fertig erhalten, die zu mäßigen Preisen
und jedenfalls billiger als in England verkauft werden.
Da ich im Besiz eines Originals bin und der Bau genau nach demselben, nicht nach den
meistens ungenuͤgenden Zeichnungen, von einer so anerkannten Maschinenfabrik
ausgefuͤhrt wird, so koͤnnen Liebhaber auf eine vorzuͤglich
sorgfaͤltige Ausfuͤhrung mit Zuversicht rechnen, auf welchen Vortheil
ich ganz besonders aufmerksam mache.
Auf briefliche Anfragen werde ich gern Zeichnungen einsenden, jede sonst
wuͤnschenswerthe Auskunft geben und den Kaͤufern die vortheilhaftesten
Zahlungsbedingungen stellen. Eduard Haͤnel.
(Journal f. Buchdruk. 1843. S. 114.)
Trokenapparat für baumwollene Strumpfwaaren behufs des Formens
derselben.
Das Troknen der baumwollenen Formenwaaren am heißen Ofen oder in dem sogenannten
Schrank erzeugt haͤufig mannichfache Uebelstaͤnde, u. a. ein zu
rasches Troknen, wodurch die Waare hart wird; ferner das Verbrennen der Waare durch
zu große Hize, und ein Niederschlagen der Daͤmpfe, welche Fleken in den
Struͤmpfen hervorbringen etc. Zu Beseitigung dieses Uebelstandes hat der
fruͤher in Chemnitz anwesende Mechaniker Matthias Mather fuͤr die in ihren Leistungen sehr ausgezeichneten
Strumpffabrikanten HHrn. Kunz und Solbrig in Chemnitz nach deren Anleitung einen Apparat construirt, der im
Wesentlichen folgende Einrichtung hat. Moͤgen die HHrn. Kunz und Solbrig eine aufrichtige Anerkennung
ihres Verdienstes fuͤr die nuͤzliche Einfuͤhrung der
Vorrichtung ins Geschaͤft in deren Veroͤffentlichung erbliken.
Die Vorrichtung besteht aus einem Fasse von weichem Holze mit eisernen Reifen, damit,
im Fall die Dauben nachtroknen sollten, das Faß wieder zusammengetrieben werden
kann.
Dieses Faß ist oben mit einem Dekel verschlossen. Innerhalb desselben befindet sich
ein Cylinder von Kupferblech, welcher oben und unten geschlossen ist. In der
Achsenrichtung dieses Cylinders im Innern desselben befindet sich ein zweiter
Cylinder von kleinerem Durchmesser, welcher oben in einer laͤngern eisernen
Abzugsroͤhre ausgeht, unten aber gegen den Boden des Fasses eine
trichterfoͤmige Erweiterung hat, welche mittelst einiger eisernen Stangen von
diesem Boden getragen wird, und ebenfalls offen ist wie oben das Abzugsrohr. In das
Faß ragen die Muͤndungen von vier Roͤhren hinein, und zwar zwei von
ihnen nach unten, die beiden anderen nach oben gekehrt. Die Muͤndungen der
Roͤhren außerhalb des Fasses werden beliebig ins Freie geleitet.
In diesem Fasse befindet sich ferner ein ringfoͤrmiger Rahmen kleineren
Durchmessers wie der des Fasses, gefertigt entweder aus Holzstaͤben,
Korbgeflecht oder Messingdraht.
Derselbe ist so construirt, daß er sich mit Reibrollen auf einer ringfoͤrmigen
Eisenschiene, welche an der innern Peripherie des Fasses befestigt ist,
herumschieben laͤßt. Die Ruͤkwand des ringfoͤrmigen Rahmens
gegen den Kupfercylinder zu ist gegittert oder durchbrochen, vorn ist er aber offen
und sind nur in gewissen Zwischenraͤumen Unterstuͤzungsstaͤbe
angebracht. Der Rahmen muß so construirt seyn, daß er sich nicht sehr durch die Hize
verziehen kann.
Der kupferne Cylinder wird durch einen kleinen Dampfkessel mittelst eines Rohres mit
Dampf versehen, dessen Zustroͤmung durch einen Hahn regulirt werden kann. Ein
anderes Rohr fuͤhrt Dampf und condensirtes Wasser wieder ab.
Spiel der Vorrichtung. Nachdem der Dampfkessel geheizt und
der Cylinder gehoͤrig heiß geworden ist, in dessen Folge auch das Innere des
Fasses dieselbe Temperatur angenommen hat, oͤffnet der Arbeiter die an der
Seite des Fasses dem ringfoͤrmigen Rahmen entgegenstehende Thuͤr,
welche so hoch und so breit ist, daß gerade ein Duzend auf Formen gezogene
Mannsstruͤmpfe der groͤßten Art auf die Unterplatte des Rahmens
geschoben werden koͤnnen, und fuͤllt, indem er den Rahmen
herumschiebt, diesen ganz mit Struͤmpfen aus. Ist der Rahmen gefuͤllt,
so wird das erste eingesezte Duzend beim Herumdrehen wieder vorne bei der Oeffnung
erscheinen und vollkommen troken seyn. Dasselbe wird nun herausgenommen und an seine
Stelle ein neues Duzend hineingestellt und in dieser Weise mit dem ganzen Ringe
fortgefahren.
Die Circulation der Luft zu befoͤrdern, dienen die Seitenroͤhren. Das
Mittelrohr im Cylinder fuͤhrt die waͤsserigen Duͤnste, die sich
im Fasse sammeln, mit kraͤftigen Luftzuͤgen ins Freie.
Außer der Beseitigung der Eingangs erwaͤhnten Uebelstaͤnde
gewaͤhrt der Kunz- und Solbrig'sche Apparat noch zwei sehr wichtige directe
Vortheile; denn erstens sind bei Benuzung desselben die beim Formen
beschaͤftigten Personen nicht so starker Hize ausgesezt, als solches bei
einem gewoͤhnlichen Formofen stattfindet, und zweitens ist die Aufstellung des gedachten Trokenapparats nicht wie bei
den gebraͤuchlichen Formoͤfen, welche feuergefaͤhrlich und
deßwegen in Preußen verboten sind, an eine Localitaͤt gebunden, sondern es
kann derselbe, da der Dampf uͤberall hinzuleiten ist, selbst unter dem Dache
eines Hauses ohne die geringste Feuersgefahr vorgenommen werden.
Die HHrn. Kunz und Solbrig, auf
den Apparat in Sachsen patentirt, haben bereits dem Strumpffabrikanten Hrn. Moriz
Samuel Esche in Limbach das Recht ertheilt, einen
gleichen Apparat zur Benuzung in seinem Geschaͤft aufzustellen, und erbiete
ich mich fernerhin zur Vermittelung wegen Ueberlassung desselben an andere HHrn.
Strumpffabrikanten. F. G. Wieck in Chemnitz. (Allgem.
Zeitg. f. Nation. Industr. und Verkehr 1844. Nr. 10.)
Metallsand-Cement.
Das Mechanics' Magazine 1843. Nr. 1061 erwaͤhnt
einer der Society of arts vorgelesenen Abhandlung
uͤber den dem C. K. Dyer Esq. und Comp.
patentirten Metallsand-Cement. Der Metallsand zu demselben wird aus
Kupferschlake bereitet und besteht vornehmlich aus Eisen, begleitet von Zink,
Arsenik und Kieselerde; er wird gepulvert und je nach dem Gebrauch zu verschiedenen
Graden der Feinheit gesiebt. Dieser Cement ist nun schon uͤber zehn Jahre
stark im Gebrauch und zwar, wo er zwekmaͤßig angewandt wurde, mit dem besten
Erfolg. Er besteht aus blauem Liaskalkstein und dem Metallsand, welcher leztere der
italienischen Puzollane gleichkoͤmmt, deren Vorzuͤglichkeit zu
Wasser- und anderen Bauten anerkannt ist, fuͤr ihre Verbreitung aber
in der schwierigen und kostspieligen Anschaffung ein Hinderniß fand. Der Metallsand
enthaͤlt mehr Eisen als die Puzollane und jedes andere bisher gebrauchte
Material, woher seine Eigenschaft ruͤhrt, sehr zu erhaͤrten; seine
koͤrnige Gestalt und die Schaͤrfe seiner Eken bilden einen weitern
Grund seines festen Haftens. Namentlich leistete er beim Grund der neuen
Parlamentshaͤuser und der Londoner Compagnie fuͤr Holzpflasterung als
Unterlage fuͤr die Pflasterpfloͤke gute Dienste. Als Moͤrtel
eignet er sich vorzuͤglich zu Tunnels, Graͤben, See- und
Flußmauern, umgekehrten Boͤgen, da er keine Feuchtigkeit hindurchlaͤßt
und durch den Einfluß der Atmosphaͤre an Haͤrte noch zunimmt. Zu Stuk
fuͤr Mauern und jeder Art von Verzierungen eignet er sich durch den
schoͤnen Farbenton, welchen er von Natur aus annimmt und ohne jeden
faͤrbenden Zusaz beibehaͤlt, dann sein voͤlliges Freibleiben
von Auswitterung, was er an vielen Haͤusern seit neun Jahren aufs beste
bewaͤhrte. Sogar dem strengen Klima von New-York trozte er, ohne den
geringsten Schaden zu leiden, und neun Jahren den Meereswellen ausgesezt, gleicht
der Metallsand-Cement in Haͤrte und Farbe dem Granit. Der
Metallsand-Stuk liefert ferner ein herrliches Material zur Freskomalerei; die Verbindung der Farben mit diesem
Material ertheilt dem Werke eine beinahe unendliche Dauerhaftigkeit und man kann die
gemalte Flaͤche, wie gewoͤhnlich, lassen wie sie ist, oder ihr den
hoͤchsten Glanz geben. Wie schwierig die Herstellung dauerhafter
Freskogemaͤlde ist, ist bekannt, und in Italien haben die schoͤnsten
Fresken durch Feuchtigkeit und die fehlerhafte Beschaffenheit der Mauern, auf welche
die aͤußere Verkleidung (intonaco) aufgetragen
wurde, unverbesserlichen Schaden gelitten. Der Londoner Decorateur Simpson, lernte das Verfahren der Freskomalerei des Hrn.
Prof. Heß in Muͤnchen kennen, haͤlt aber
den Metallsand-Cement wenigstens fuͤr eben so gut wie alles, was ihm
bis jezt vorkam. Ein der Society of arts vorgezeigtes
Freskobild erregte Bewunderung und sein Farbenglanz glich in gewisser Entfernung
einigermaßen dem Email. Ferner wurde eine auf die Art der Scagliola (marmoraͤhnlich) mit diesem Cement bereitete Platte
herumgegeben, die sich allgemeinen Beifalls erfreute. Auch Vasen und andere
Gußwaaren, eiselirtem Stein aͤhnlich, welche sich seit sieben Jahren mit
Laubwerk in den feinsten Linien aufs vollkommenste erhalten hatten, wurden
vorgezeigt.
Erkennung der Verfälschung des Essigs mit
Schwefelsäure.
Professor Garnier macht im Journal
de Chimie médicale, Februar 1844, S. 96 auf ein Mittel, die
Verfaͤlschung des Essigs mit Schwefelsaͤure zu erkennen, aufmerksam,
welches bisher wohl schwerlich dazu benuͤzt wurde. Bekanntlich verwandelt
verduͤnnte Schwefelsaͤure unter Beihuͤlfe der Waͤrme das
Staͤrkmehl zuerst in Dextrin und spaͤter in
Traubenzuker. Im erstern Zustand wird es vom Jod
weinartig violett gefaͤrbt, im leztern findet, nach Maaßgabe des
Fortschrittes der Zersezung, Farbenveraͤnderung und endlich gar keine Faͤrbung mehr
statt. Wenn der Essig nur 1/1000 Schwefelsaͤure enthaͤlt, laͤßt
sich diese dadurch noch entdeken; man nimmt 8 Grane Staͤrkmehl auf 3⅓
Unzen Essigs und erhizt sie in einem Arzneiflaͤschchen. Bei dem
verfaͤlschten Essig nimmt man in 10 Minuten schon die
Farbenveraͤnderung wahr und in 20 bis 30 Minuten ist er entfaͤrbt. Die
Blaufaͤrbung des Staͤrkmehls durch Jod bleibt in reinem Essig
unveraͤndert.
Mittel gegen den Hausschwamm.Aus einer Bekanntmachung der koͤniglichen preußischen Regierung zu
Mersehurg über die Mittel gegen den Hausschwamm.
Es lassen sich die Mittel, den Zerstoͤrungen, welche der Holzschwamm in den
Gebaͤuden anrichtet, Graͤnzen zu sezen, in solche theilen, welche der
Erzeugung des Schwammes vorbeugen, und in solche, welche dazu dienen, den
ausgebrochenen Schwamm wieder zu vertilgen.
Um der Entstehung des Schwammes vorzubeugen, muß schon bei der Wahl der Baustelle
darauf Ruͤksicht genommen werden. Man waͤhle da, wo uͤberhaupt
eine Wahl des Bauplazes zulaͤssig ist, wo moͤglich eine hohe troken
gelegene Stelle zum Bauplaze, vermeide das Bauen auf stark geduͤngtem Boden
und grabe, wenn es sich nicht vermeiden laͤßt, denselben einige Fuß tief aus
und fuͤlle diese Stelle mit trokenem Kiese an. Man suche das Austroknen der
Mauern dadurch zu befoͤrdern, daß man nicht mehr Moͤrtel zum Mauerwerk
verwendet, als zur Verbindung der Steine erforderlich ist, nur trokene Bruchsteine,
welche die Bergfeuchtigkeit nicht mehr in sich haben, und keine von Naͤsse
ganz durchdrungenen Ziegelsteine in Anwendung bringt, den aͤußeren Puz,
insofern derselbe angebracht werden soll und man es, was in den meisten
Faͤllen anzurathen ist, nicht vorzieht, das Mauerwerk bloß auszufugen, erst
im zweiten oder dritten Jahre nach Auffuͤhrung des Gebaͤudes anbringt
und, was nicht genug zu empfehlen ist, uͤberhaupt das uͤbereilte Bauen
vermeidet.
Zu den Unterlagen der Bedielung in der unteren Etage waͤhle man, wo es ohne
die Kosten unverhaͤltnißmaͤßig zu steigern moͤglich ist,
trokenes Eichenholz und verwende zur Unterfuͤllung derselben in einer Tiefe
von wenigstens 2 Fuß trokenen, durchgesiebten Kies, zerstoßene Schlaken, trokenen
durchgesiebten Moͤrtel alter Gebaͤude oder, wo dieselbe zu haben ist,
Steinkohlenasche. Es muß diese Ausfuͤllung jedoch erst dann geschehen, wenn
das Gebaͤude unter Dach ist. Die Unterlaghoͤlzer muͤssen dabei
in ihren Zwischenraͤumen unausgefuͤllt bleiben oder, was noch mehr zu
empfehlen ist, um sie von allen Seiten frei zu erhalten, auf gemauerte Pfeiler
gelegt werden. Man lege die Schwellen der Fachwaͤnde nie unter 2 Fuß
uͤber das benachbarte Terrain und bringe uͤber das Bruchsteinmauerwerk
der Plinthe eine Rollschicht von gut ausgebrannten Ziegelsteinen an, nehme
uͤberhaupt auf eine hinlaͤngliche Hoͤhe des Unterbaues Bedacht.
Man verwende, wenn es die Umstaͤnde gestatten, nur Bauhoͤlzer, welche
kernig, gesund, nicht zu jung und nicht in der Saftzeit geschlagen sind.
Die Balkenkoͤpfe, so weit sie in der Mauer zu liegen kommen, bestreiche man
mit heißem Steinkohlentheer, umgebe sie mit Lehm und lasse, wenn gerade Deken in
Anwendung kommen, den Zwischenraum zwischen den Dachbalkenkoͤpfen
unausgemauert. Lehmwaͤnde an feuchten Orten, in Verbindung mit Fachwerk,
neigen sehr zur Fortpflanzung des Schwammes, sie sind daher unter diesen
Umstaͤnden nur mit Vorsicht in Anwendung zu bringen.
Die untersten Schichten an und um das Holz muͤssen von gebrannten Mauersteinen
mindestens 1 Fuß hoch gemauert seyn. Wo moͤglich nehme man statt der
Balkenkeller, in welchen sich der Schwamm an den Balken zuerst einzusinden pflegt,
gewoͤlbte Keller an.
Man sorge dafuͤr, daß die aufgefuͤhrten Mauern nicht lange dachlos
stehen, und helfe den entstandenen Dachleken alsbald ab. Zu allen Bedielungen,
Fußleisten, Thuͤren, Gesimsen, Stirnbrettern, Fenstern u. s. w. waͤhle
man trokenes Holz.
Endlich suche man dem Traufregen und Grundwasser freien Abzug vom Gebaͤude zu
verschaffen, was durch zeitiges Abpflastern der Trotoirs um das Gebaͤude mit
gehoͤrigem Gefaͤlle und einer Unterstampfung mit Lehm, so wie durch
die Anbringung von
Dachrinnen bewerkstelligt wird. An solchen Orten, an welchen ein Aufsteigen der
Feuchtigkeit aus dem Boden zu besorgen ist, schuͤzt man die Etagemauern am
besten gegen das Eindringen derselben, wenn man uͤber der sorgfaͤltig
abgeglichenen Plinthe eine Glastafeldeke mit Glasstreifen uͤber den Fugen
anbringt, welche in ganz duͤnnen Moͤrtel, oder noch besser in
Roman-Cement gelegt werden. Das Ausfuͤllen der Balkenfelder
traͤgt wesentlich zum Verstoken der so von allen Seiten eingeschlossenen
Balken und der Unterlagenhoͤlzer der Bedielung und dadurch zur Erzeugung des
Schwammes bei.
Das Fortlassen des Fuͤllmaterials, oder da wo eine Bretterverschalung und eine
Wellerung zugleich stattfinden soll, die Anbringung der lezteren nahe unter der
Bedielung ist daher sehr zu empfehlen; fuͤr gewoͤhnliche
Gebaͤude verdient jedoch die Methode, die mit Lehmstroh umwikelten Staken
oder Wellerhoͤlzer nicht an die untere Kante der Balken anzubringen, sondern
dieselben in eine Ausfalzung der oberen Flaͤche einzulegen, daher die Balken
im Zimmer vortreten zu lassen, empfohlen zu werden. Bei Schulen u. s. w., bei
welchen durch diese Construction noch an freier Hoͤhe gewonnen wird, kommt es
auf eine regelmaͤßige Eintheilung der Balken dabei gar nicht an; kann man bei
bedeutenderen Gebaͤuden dieselbe zugleich mit dieser Construction in
Verbindung bringen, so lassen sich die vertieften Balkenfelder mit geringen Kosten
geschmakvoll verzieren. In Stallgebaͤuden bedarf es nur des nicht umwikelten,
aber geflammten Schalholzes.
Das Verblenden der Fachwerkswaͤnde durch die Vormauerung eines halben
Ziegelsteins kann der Verbreitung des Schwammes nur foͤrderlich seyn. Das
Holz der Fachwaͤnde, welches haͤufig noch nicht ausgetroknet ist, wird
dadurch mit dem frischen Mauerwerk in Verbindung gesezt und der Luft voͤllig
entzogen, da die andere Seite durch den inneren Verpuz bedekt wird.
Haͤufig entsteht der Schwamm auch durch den Gebrauch der Gebaͤude.
Schon waͤhrend des Baues schlagen Zimmerleute und Tischler ihre Werkstatt in
denselben auf, fertigen Treppen, Fenster, Thuͤren, richten Fußbodenbretter zu
und sorgen nicht fuͤr die vollstaͤndige Fortraͤumung alles
Abfalles der Spaͤne u. s. w. Kaum ist das Gebaͤude vollendet, so wird
es bezogen. Die Fenster quellen, weil die feuchten Waͤnde beim Einheizen
ausduͤnsten; es wird daher kein Fenster geoͤffnet, weil man besorgt es
nicht wieder schließen zu koͤnnen, oder weil man befuͤrchtet, daß die
durch das Heizen erzeugte Waͤrme verloren gehe. Die Kaͤlte veranlaßt
die Bewohner allerlei Geschaͤfte in der Stube vorzunehmen, die sonst in den
uͤbrigen Theilen des Hauses verrichtet werden. Man kocht und waͤscht
in der Stube oder bewahrt wohl gar Kartoffeln u. s. w. in derselben auf. In dieser
Weise wird eine so feuchte Luft in den Wohnstuben solcher neuen Gebaͤude
erzeugt, daß die Entstehung des Schwammes davon eine nothwendige Folge seyn muß.
Hat sich der Schwamm schon eingefunden, so laͤßt er sich am sichersten dadurch
wieder vertilgen, daß man alle davon inficirten Theile des Holzes, Mauerwerks u. s. w. aus dem Gebaͤude entfernt und durch
neue ersezt, und wenn es angeht durch Zugoͤffnungen in den Mauern unter den
Fußboͤden, welche unter Umstaͤnden auch mit Schornsteinroͤhren
in Verbindung gesezt werden koͤnnen, die bestaͤndige Circulation einer
trokenen Luft herbeizufuͤhren sucht. Luftzug und Sonnenlicht sind die besten
Mittel zur Vertreibung des Holzschwammes, nachdem die vom Schwamme ergriffenen
Stellen ausgeschnitten sind und man sich eines Beizmittels zum Bestreichen dieser
Stellen bedient hat. Es sind mehrere dieser Beizmittel empfohlen. Am besten
duͤrfte sich jedoch eine Mischung von 1 Gewichtstheil Eisenvitriol mit 6
Gewichtstheilen Wasser bewaͤhren. Diese Mischung wird mit einem Pinsel
haͤufig uͤber die vom Schwamme ergriffene Stelle gestrichen, nachdem
derselbe durch Buͤrsten und Abtroknen von der Oberflaͤche
fortgeschafft ist. Bei der Anwendung dieses Mittels wird sich in der Regel selbst
dann ein guͤnstiger Erfolg zeigen, wenn auch das Fortschaffen der
angegriffenen Theile, z. B. des Mauerwerks nicht stattfinden kann.