Titel: | Ueber das Härten des Gypses; von Hrn. Dr. L. Elsner, Lehrer am königlichen Gewerbe-Institute zu Berlin. |
Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. XCV., S. 356 |
Download: | XML |
XCV.
Ueber das Haͤrten des Gypses; von Hrn. Dr.
L. Elsner, Lehrer
am koͤniglichen Gewerbe-Institute zu Berlin.
Aus den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des
Gewerbfleißes in Preußen, 1843, 5te Lieferung.
Elsner, über das Härten des Gypses.
Nachdem ich die Ehre gehabt hatte, am 4. Febr. 1841 einem verehrlichen Verein zur
Beförderung des Gewerbfleißes einen Aufsaz über meine Versuche, das Härten des
Gypses betreffend, nebst dazu gehörigen Probestüken zu überreichen, welche deutlich
bewiesen, daß man im Stande sey, auch unserem Gyps eine bedeutende Härte zu
ertheilen, erhielt ich durch den wirklichen Geheimen Ober-Regierungsrath Hrn.
Beuth den Auftrag, meine Versuche über den in Rede
stehenden Gegenstand fortzusezen. — Ich habe dieses gethan und erlaube mir in
Folgendem die Resultate derselben mitzutheilen.
Dem Gyps eine bei weitem größere Härte zu ertheilen, als er gewöhnlich in den daraus
gefertigten Abgüssen zu haben pflegt, gibt es zwei ganz gesonderte und von einander
unabhängige Methoden. Nach der einen wird der auf die bekannte Weise gefertigte
Gypsabguß, nachdem derselbe völlig ausgetroknet ist, in eine gesättigte
Alaunauflösung eingelegt, nach einiger Zeit aus derselben herausgenommen und zuerst
an der Luft, alsdann in einem warmen Luftstrome getroknet. Das andere Verfahren
besteht darin, daß roher gebrannter Gyps in Alaunlösung gelegt, alsdann an der Luft
getroknet und nochmals gebrannt wird.
So einfach nun auch diese Operationen sind, so treten dennoch bei der praktischen
Ausführung derselben mehrere Nebenumstände ein, deren Bedeutsamkeit von der Art ist,
daß sie alle Aufmerksamkeit verdient.
Um eine große Büste zu härten, wurde dieselbe in eine Alaunauflösung gelegt, welche
aus einem Theile Alaun und 12–13 Theilen Wasser von 15° C. bestand.
Der zu diesem so wie zu den übrigen Versuchen angewendete Alaun war eisenfrei. In
dieser Lösung blieb die Büste einen Monat lang liegen. Nach dieser Zeit wurde sie
herausgenommen, mit Wasser abgespült und anfangs in der Luft, später in einem warmen
Luftstrome ausgetroknet.
Die Alaunlösung befand sich in einem großen Gefäß von Pappelholz mit hölzernen
Reifen; das Gefäß war zu diesem Zwek besonders gefertigt worden. Ich hatte
Pappel- (oder Linden-)holz deßhalb gewählt, um nicht fürchten zu müssen, daß die
Alaunlösung durch den Farbstoff einer andern Holzart gefärbt werde.Die Alaunloͤsung drang nach einigen Tagen durch die Fugen des
Gefaͤßes, obgleich acht Tage lang Wasser in demselben gestanden
hatte, ohne daß die geringste Menge durchgedrungen war. — Die einmal
zum Haͤrten gebrauchte Alaunloͤsung kann noch zu vielen andern
aͤhnlichen Versuchen angewendet werden.
Die aus der Alaunlösung genommene Büste hatte eine rein weiße Farbe, welche aber beim
Troknen an der Luft in eine mehr graulich-weiße überging; selbst durch
schärferes Austroknen wurde dieser Uebelstand nicht völlig beseitigt. Einzelne
Stellen zeigten sich reiner weiß als andere, wodurch der Abguß ein ungleichförmiges
Ansehen erhielt. Uebrigens hatte die Büste eine weit größere Härte erhalten; sie
färbte durchaus nicht mehr ab, während sie vor dem Einlegen in die Alaunlösung sehr
stark abfärbte und so weich war, daß sie leicht mit dem Nagel des Fingers gerizt
werden konnte. Die nach der Operation erhaltene Festigkeit war so groß, daß sie
ziemlich starke Schläge mit einem eisernen Hammer aushielt, ohne dadurch verlezt zu
werden. Staub läßt sich daher leicht durch eine Bürste abfegen, eben so werden auch
fester auf der Oberfläche haftende Verunreinigungen durch Abwischen solcher Stellen
mit reiner Leinwand, welche in eine Mischung von Spiritus und Wasser getaucht
worden, leicht entfernt. Die nassen Stellen kann man ohne Gefahr abtroknen. —
Um das Verhalten eines auf die angegebene Art gehärteten Gypsabgusses gegen Wasser
zu prüfen, stellte ich einen solchen, welcher so hart war, daß er nur durch starke
Hammerschläge zertrümmert werden konnte, in Wasser; hierdurch wurde er nach einigen
Stunden so weich, daß er durch den schwächsten Druk des Fingers tiefe Eindrüke
erhielt. Hieraus geht hervor, daß auf diese Art gehärtete Gypsabgüsse nur in
trokenen Räumen aufgestellt werden dürfen.
Es ist eine ganz bekannte Thatsache, daß Gypsabgüsse gewöhnlicher Art auf die Weise
gegen den Einfluß der Feuchtigkeit geschüzt werden, daß man dieselben mit einem
Ueberzug von Dammarharz überdekt, nachdem man sie vorher mit einer weißen Dekfarbe
grundirt hat. Durch diese Operation wird einmal der Abguß weißer an Farbe, und kann
auch zweitens mit feuchten Läppchen gereinigt werden. Da er aber hierdurch nicht
härter wird, so wäre in Vorschlag zu bringen: den Abguß zuerst durch Einlegen in
Alaunlösung zu härten und alsdann der so eben angegebenen Operation zu
unterwerfen.
Nachdem ich schon zu den so eben erwähnten Resultaten gekommen war, las ich den
Bericht des Hrn. Chevalier über Bereitung von alaunirtem
Gyps nach Angabe der HHrn. Greenwood
und Savoye (im polytechnischen Journal Bd. LXXXII S.
366), woselbst sich auch eine Methode, von Hrn. Penware beschrieben, befindet, welche mit der von mir in Ausführung
gebrachten viele Aehnlichkeit hat. Sie dürfte aber nicht anwendbar seyn, wenn es
sich darum handelt, die feinen Ausarbeitungen der Gypsabgüsse unbeschädigt zu
erhalten, denn nach dieser Vorschrift sollen die fertigen Gypsgegenstände in heiße
Alaunlösung gelegt, getroknet und hierauf mit Sandpapier abgerieben werden! —
Ueber das Verhalten solcher Gypsabgüsse gegen Wasser wird gesagt: ils bravent les attaques de l'humidité. Wie unbestimmt
diese Angabe ist, leuchtet ein; auch habe ich oben schon gezeigt, wie sich auf die
angegebene Art gehärtete Gypsabgüsse gegen Wasser verhalten.
Ich gehe nun zu der andern Methode, Gyps zu härten, über, welche für die praktische
Anwendung von größerer Bedeutung ist, indem der nach dieser Methode gehärtete Gyps
Vorzüge besizt, die dem nach der ersten Methode präparirten abgehen.
Obgleich nun dieses Verfahren der HHrn. Greenwood, Keen und Savoye jezt als fast
allgemein bekannt angenommen werden darf, und obgleich ich schon im vorigen Jahre
einem verehrlichen Vereine Probestüke von nach dieser Methode gehärteten Gypsen
vorgelegt habe, so will ich mir dennoch erlauben, nachstehend auf die Bedingungen
aufmerksam zu machen, auf welche Rüksicht genommen werden muß, soll ein Gyps von
stets gleich guten Eigenschaften erhalten werden.
Da im Handel gebrannter Gyps sowohl in Stüken, als auch im gepulverten Zustande
vorkommt, so habe ich die Härtungsversuche mit beiderlei Arten angestellt, weil es
möglich gewesen wäre, daß der eine bei den Versuchen andere Resultate gegeben hätte,
als der andere. Die ganzen Stüke läßt man so lange mit Alaunlösung bedekt liegen,
bis sie von lezterer völlig durchdrungen sind, wobei sie steinhart werden. Hierauf
nimmt man sie heraus, läßt sie an der Luft troknen und alsdann nochmals brennen,
worauf ich sogleich zurükkommen werde. — Die Operation des Einlegens ganzer
gebrannter Gypsstüke in die bei der gewöhnlichen Temperatur gesättigte Alaunlösung
ist so einfach und von keinen irgendwie ungünstigen Nebenumständen begleitet, daß
sie wohl ganz allgemein empfohlen zu werden verdient. Nimmt man zu den Versuchen
aber gepulverten gebrannten Gyps, wie er meistentheils im Handel vorzukommen pflegt,
so rührt man denselben nicht mit Wasser an, sondern mit gesättigter Alaunlösung,
gießt ihn alsdann aus, läßt den fest gewordenen Gyps an der Luft austroknen und
alsdann nochmals brennen. Bei dem Anrühren ist aber folgender Umstand ganz besonders
hervorzuheben, ohne
dessen Berüksichtigung, auch bei dem ganz zwekmäßigen Brennen des alaunirten Gypses,
nie ein Gyps von den gehofften guten Eigenschaften erhalten werden wird. Man muß
nämlich, wie jedem Former sehr wohl bekannt ist, in die Alaunlösung den gepulverten
gebrannten Gyps vorsichtig unter stetem Umrühren nach und nach eintragen, bis die
gleichförmige, breiartige, aber nicht körnige Gypsmasse diejenige Consistenz erlangt
hat, welche sie für den Ausguß haben muß. Hat man zu viel Gyps auf einmal
hinzugeschüttet, so wird die ganze Masse sehr leicht auf einmal fest, ist nun körnig
und ohne Bindung, und gibt dieselbe beim besten Hizegrad nie einen hart werdenden
Gyps.
Nachdem der alaunirte Gyps (sey er in ganzen Stüken angewandt worden, oder gepulvert)
völlig lufttroken geworden ist, so wird er nochmals gebrannt. Die Temperatur des
Brennens ist von wesentlichem Einfluß auf ein zu erhaltendes günstiges Resultat. Das
Brennen kann im Kleinen in einem Tiegel, oder, was besser und sicherer ist, in einem
Gypsofen vorgenommen werden, da im lezteren allein es möglich wird, eine
gleichförmige Temperatur längere Zeit hindurch zu erhalten, was eine ganz besonders
zu berüksichtigende Bedingung ist, soll der zum zweitenmale gebrannte Gyps die
Eigenschaft haben, harte Abgüsse zu liefern. Ich brannte die alaunirten Gypsstüke,
indem ich dieselben in den schon glühenden Schmelztiegel eintrug und auf diese Art
völlig durchglühen ließ, dann den Tiegel aus dem Feuer nahm und mit seinem Inhalte
an der Luft erkalten ließ. Eine andere Probe machte ich auf die Weise, daß ich die
alaunirten Gypsstüke gegen zwei Stunden lang in einem Windofen bei Rothglühhize
durchglühte; der Tiegel blieb so lange nach dem Niederbrennen der Kohlen im Ofen
stehen, bis der leztere sich gänzlich abgekühlt hatte; alsdann wurden die
durchgeglühten Stüke herausgenommen, um sie auf ihr weiteres Verhalten zu prüfen.
— Ich bemerke, daß ich sehr viele Brennversuche angestellt habe, um aus einer
größern Anzahl derselben ein sicheres Resultat ziehen zu können.
Die auf die beiden Arten gebrannten Gypsstüke hatten ein mattes, milchweißes, schwach
isabellfarbiges, rissiges Ansehen, ließen sich leicht zerbrechen und pulvern. Sind
die alaunirten Gypse zu lange gebrannt und hat man eine zu starke Hize gegeben, so
sind sie an den Kanten steinhart, lassen sich schwer zerbrechen und sehr schwierig
pulvern. Das aus ihnen dargestellte Pulver bindet das Wasser nicht, wenn man
versucht, es mit Wasser anzurühren; das Pulver sondert sich als schwerer Bodensaz
ab, und das Wasser bleibt über dem Pulver ohne alle Bindung mit demselben stehen. Es ist daher unmöglich,
auf diese Art einen Gypsabguß herzustellen.
Die richtig gebrannten Gypsstüke, welche das oben beschriebene äußere Ansehen hatten,
wurden fein gepulvert und das Pulver gesiebt, ein Theil desselben wurden mit Wasser,
ein anderer mit Alaunlösung angerührt, um auf diese Art Abgüsse zu bilden. Die
hierbei erhaltenen Resultate waren ganz verschieden; es ist daher nöthig, daß ich
dieselben hier gesondert anführe. Wird der alaunirte und nochmals gebrannte Gyps,
nachdem er fein gepulvert worden ist, mit Wasser angerührt, so bindet er zwar das
Wasser und bildet einen Abguß, welcher aber nie das marmorähnliche Ansehen hat und
nie so hart erscheint, als dieses mit den französischen harten Gypsabgüssen der Fall
ist.
Wird aber der alaunirte und nochmals gebrannte Gyps statt mit Wasser, mit einer
Alaunlösung angerührt, welche in dem oben angegebenen Verhältniß bereitet worden
ist, so bleibt zwar der hierdurch erhaltene Abguß länger naß, als die auf
gewöhnliche Weise gefertigten Abgüsse, aber die Formen des Modells werden sehr
scharf ausgefüllt, und die troken gewordenen Abgüsse sind steinhart, marmorähnlich
und haben ein eigenthümlich mattes, sehr schwach isabellfarbiges Ansehen.
Da in allen Zeitschriften angegeben ist, man soll den alaunirten und wieder
gebrannten Gyps, nachdem derselbe fein pulverisirt worden ist, nur mit Wasser
anrühren, um so einen harten, marmorähnlichen Abguß zu erhalten, ich aber nur durch
Anrühren des Gypses mit Alaunlösung einen Gypsabguß von
so guten Eigenschaften, wie so eben bemerkt, erhalten habe, so mache ich auf diese
Thatsache als besonders einflußreich aufmerksam.
Da, wie ich oben gezeigt habe, der alaunirte Gyps durch eine längere Zeit hindurch
anhaltende richtige Erhizung nicht verdorben wird, so
ersuchte ich Hrn. Fabrikanten March (der, wie ich als
bekannt voraussezen darf, sich ebenfalls schon seit längerer Zeit mit ähnlichen
Härtungsversuchen beschäftigt und auch sehr günstige Resultate erhalten hat) einige
Probestüke von alaunirtem Gyps in einen Ofen einzusezen, in welchem Basterformen
gebrannt werden. Hr. March hatte die Güte, auf mein
Ersuchen, ähnliche Versuche mehrere male anstellen zu lassen, so daß es mir möglich
ist, auch hierüber die erhaltenen Resultate mitzutheilen. Die alaunirten und an der
Luft getrokneten Gypsproben wurden in Kapseln zu gleicher Zeit mit den Basterformen
in den Ofen eingesezt und dann erst aus dem Ofen herausgenommen, als die leztern
fertig gebrannt waren. Die Gypsproben waren an eine Stelle des Ofens gesezt worden,
welche nicht die
heftigste Hize des Brandes zu ertragen hatte. Die herausgenommenen Probestüke
zeigten das oben schon beschriebene Ansehen, sie wurden fein gepulvert und ein Theil
des gesiebten Pulvers nur mit Wasser, ein anderer mit Alaunlösung angerührt. Hierbei
ergaben sich ganz dieselben Resultate. Der durch Behandlung mit Alaunlösung
herbeigeführte härtere Cohäsionszustand zeigte sich durch die ganze Masse der
Abgüsse hindurch — ein Umstand, der ebenfalls der besonderen Berüksichtigung
werth ist, da dieselben hierdurch eine vorzüglich gute Eigenschaft erhalten.
Da nun die vielemale wiederholten Brennversuche in dem Ofen, dessen sich Hr. March zum Brennen der Bastern bedient, darthun, daß der
alaunirte Gyps in Oefen gebrannt werden kann, daß er, wie
oben angegeben, Gypsabgüsse von so ausgezeichnet guten Eigenschaften liefert, so
wird es am zwekmäßigsten seyn, denselben fabrikmäßig in einem hierzu besonders
gebauten Ofen zu brennen, welches zu thun auch Hr. March
beabsichtigt. Es dürfte alsdann auch ein Gyps erhalten werden, der bei der
Verwendung zu Abgüssen nicht die schwach isabellgelbe Färbung, sondern eine rein
weiße zeigt, wie dieses erstere immer der Fall war, wenn die alaunirten Gypsproben
gleichzeitig mit Basterformen im Ofen gebrannt werden. Vielleicht daß der stark
eisenoxydhaltige Thon, aus dem die Bastern gefertigt werden, die Ursache der schwach
isabellgelben Farbe ist, welche die Abgüsse zeigen, indem es eine bekannte Thatsache
ist, daß Eisenoxyd bei starker Hize sich verflüchtiget und in dem vorliegenden Falle
die Ursache der Färbung seyn möchte.Die Hize in dem Glattbrennofen der koͤniglichen Porzellanfabrik zu
Berlin steigt so hoch, daß Stabeisen, in eine Kapsel eingesezt, sich
verschlakt und das Oxyd sich verfluͤchtigt; vergl. Handbuch der
technischen Chemie von Schubarth. 3te Aufl. Bd.
I. S. 521. Ein Umstand, welcher
aber alsdann nicht eintreten könnte, würde der alaunirte Gyps in einem zu diesem
Zwek besonders gebauten Ofen gebrannt.
Die gehärteten Abgüsse haben folgende Eigenschaften:
Die Härte derselben ist mindestens die des Alabasters und Marmors; diker ausgegossene
Platten haben eine so große Festigkeit, daß nur sehr kräftige Schläge mit einem
eisernen Hammer im Stande sind, dieselben zu zertrümmern. Die Oberfläche derselben
ist von der Beschaffenheit, daß sie mit nassen Tüchern abgewaschen werden kann, ohne
auch nur im mindesten darunter zu leiden, wodurch es möglich ist, diese gehärteten
Abgüsse stets reinlich zu erhalten. Man kann solche Abgüsse lange Zeit im Wasser
liegen lassen, sie werden hierdurch nicht verändert; ja, selbst stundenlang
anhaltendes Liegen in kochendem Wasser hatte keine
Veränderung in ihrer Härte zur Folge, nachdem die Probestüke wieder an der Luft troken
geworden waren. Platten, aus alaunirtem und wieder gebranntem Gyps gegossen, blieben
Monate lang den wechselnden Einflüssen der Atmosphäre
ausgesezt, sie hielten Frost, Schnee, Regenwetter und Sonnenschein aus, ohne im
mindesten an ihrer Härte verloren zu haben. Diese vorzügliche Eigenschaft macht die
ausgedehntere Anwendung solcher gehärteten Gypse in der Technik um so mehr möglich,
und schon hierdurch allein haben die auf die zulezt angegebene Art gehärteten Gypse
einen wesentlichen Vorzug vor denjenigen, welche durch Einlegen in Alaunlösung
bereitet werden. An den dünnen Kanten ist ein gut gehärteter Gypsabguß
durchscheinend, Alabaster ähnlich. Die Oberfläche nimmt eine vorzüglich gute Politur
an, die Farbe hat einen Stich ins schwach Isabellgelbe.
Beim Anrühren eines alaunirten und wieder gebrannten Gypses mit Alaunlösung bleibt
die Masse weit länger flüssig, als dieses bei denjenigen Abgüssen der Fall ist,
welche auf die gewöhnliche Weise verfertigt worden sind; die Bindung des Wassers
findet weit später statt, die Masse erhärtet aber ruhig in der Form, ohne sich zu
drängen und ohne Blasen zu entwikeln. Das Troknen geschieht wie bei den gewöhnlichen
Gypsabgüssen.
Die breiartige Masse des mit Alaunlösung angerührten Gypses läßt sich mit
verschiedenen Metallverbindungen und andern Farben färben, als z. B. mit Chromgelb,
Berlinerblau, Karmin, Ultramarin etc., wodurch sich bunte Marmorirungen
hervorbringen lassen, wie dieses schon Hr. March im
größeren Maaßstabe ausgeführt hat, indem die Wandbekleidungen des Flurs seines
Hauses mit solchem gefärbten und polirten Gyps bedekt sind, wodurch eine täuschende
Nachahmung des Marmors hervorgebracht worden ist.
Aus allen diesen so eben mitgetheilten Thatsachen geht demnach mit Sicherheit hervor:
daß die bei uns vorkommenden Gypse eben so, wie die französischen, geeignet sind,
nach dem oben beschriebenen Verfahren einen sehr harten und zu vielen technischen
Anwendungen sehr brauchbaren Gyps zu liefern. Der Berichterstatter der französischen
Abhandlung über das Härten des Gypses hebt hervor, daß es von großem Werth seyn
würde, wenn die Gypse Frankreichs Probeversuchen unterworfen würden, um zu erfahren,
ob jeder irgendwo brechende Gyps zu der besprochenen Härtungsmethode tauglich
sey.
Ueber die praktische Benuzung solch gehärteter Gypse habe ich noch Folgendes
anzuführen. Aus oft wiederholten Versuchen des Hrn. Modelleurs Makenthun geht mit Sicherheit hervor, daß sich mit solchem präparirten
Gyps nur Reliefs und Platten gießen lassen, daher er
vorzüglich zu diesem Zwek und zu Wandbekleidungen anzuwenden ist. Es gelang nie, Statuen und freie Figuren mittelst eines solchen
Gypses zu gießen, indem gerade die freien Theile, als Arme, Beine, immer
unvollkommen ausgebildet wurden. Der Grund dieses Uebelstandes ist sehr
wahrscheinlich in folgendem Umstände zu suchen. Der alaunirte und dann wieder
gebrannte Gyps ist weit schwerer, als der gewöhnlich gebrannte, und da er sich auch
später mit dem Wasser bindet als der leztere, so sakt er sich, d. h. die tiefer
liegenden Stellen der freien Theile füllen sich mit Gypspulver, welches sich noch
nicht mit dem Wasser verbunden hat, das leztere steht über dem Gyps, wodurch ein
Zerreißen in diesen Theilen oder, was dasselbe sagt, ein Ausgehen derselben
veranlaßt wird.