Titel: | Napier's sogenannte galvanoplastische Zeuge. |
Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. XXI., S. 81 |
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XXI.
Napier's sogenannte galvanoplastische Zeuge.
Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal. Dec. 1843,
S. 437.
Napier's galvanoplastische Zeuge.
Unter der Benennung galvanoplastische Zeuge (electrotype cloth) wird seit Kurzem in England ein
Fabricat verkauft, welches bald in allgemeinen Gebrauch kommen dürfte. Dasselbe
besteht aus einem starken Leinenzeug, auf dessen einer Seite man mittelst
galvanischer Elektricität eine dünne Kupferschicht sich absezen läßt, deren
Fäserchen sich mit jenen des Zeugs durchweben und sich damit zu einem Ganzen fest
verbinden. Wie äußerst wenig Metall erforderlich ist, um ein vollkommen bedektes
wasserdichtes Gewebe zu bilden, ersieht man daraus, daß ein Quadrat-Yard
desselben, vollkommen überzogen, nur 18 Unzen wiegt, während der Zeug selbst 6 Unzen
wiegt; daher 12 Unzen Kupfer hinreichen, um einen Quadrat-Yard Zeug ganz zu
überziehen, wogegen das dünnste ausgewalzte Kupferblech gegenwärtig 4½ Pfd.
per Quadrat-Yard wiegt. Es kann aber auch dem
Metall eine beliebige Dike gegeben werden. Man verfährt dabei folgendermaßen: man
klebt starken Leinenzeug ganz eben und mit so wenig Kleister als möglich auf eine
Kupferplatte, verbindet sie nach vollkommenem Troknen mit dem negativen Pol einer
galvanischen Batterie, taucht sie in eine Auflösung von Kupfervitriol und verbindet
ein Stük Kupfer mit dem aufzulösenden positiven Pol. Es tritt Zersezung ein, Kupfer
wird auf den Zeug niedergeschlagen und legt sich, indem es an die Kupferplatte zu
dringen strebt, in alle Poren des Zeugs. Die dazu erforderliche Zeit ist je nach der
gewünschten Dike verschieden; 5–6 Stunden reichen jedoch zu einem guten
Ueberzug hin.
Eine galvanische Batterie ist zu diesem Zwek nicht durchaus nothwendig und wird auf
folgende Weise entbehrlich: man verbindet das Kupfer, auf welchem der Zeug
aufgeklebt ist, durch eine Leitung mit einer amalgamirten Zinkplatte in einem
Behälter, welcher durch eine poröse Scheidewand (etwa braunen Pappendekel) in zwei
Zellen getheilt ist; die Zelle, welche die Zinkplatte enthält, wird mit einer
verdünnten Säure oder Salzauflösung gefüllt, die andere aber, worin sich die
Kupferplatte befindet, mit einer Auflösung von Kupfervitriol.
Sollte das Kupfer dem Zeuge nicht fest genug anhaften können, so ertheilt man ihm
vorher eine bessere Leitungsfähigkeit für die Elektricität durch Einreiben mit etwas
Graphit, oder noch besser, mit einer neuen leitenden Substanz, welche man durch
gemeinschaftliches Erhizen von Zink und Eisen bis wenig unter dem Grade, wobei der Zink sublimirt,
darstellt; es bildet sich eine krystallinische Masse, die sehr fein gepulvert sowohl
allein als mit Graphit angewandt werden kann; allein geschieht dieß am besten mit
etwas Klebendem, wozu sich vorzüglich das Glycerin (Oehlzuker, Scheel'sches Süß)
eignet.
Man ist nicht darauf beschränkt, die Zeugfläche ganz zu überziehen, indem durch
Ausschneiden des unterzulegenden Kupfers in beliebige Gestalten Zeichnungen jeder
Art auf dem Zeug erhalten werden können, die hierauf versilbert oder vergoldet, ein
sehr schönes Ansehen gewähren.
Die zahlreichen Anwendungen, deren dieser Stoff fähig ist, machen ihn nicht nur
äußerlich an Gebäuden, z. B. zur Bedekung von Dächern, Altanen etc. wegen seiner
Leichtigkeit und Wasserdichtheit, sondern auch zu Verzierungszweken im Innern der
Häuser brauchbar.