Titel: | Verbesserter Schüzenkasten zum Weben breiten Sammtes. |
Fundstelle: | Band 90, Jahrgang 1843, Nr. XCIV., S. 431 |
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XCIV.
Verbesserter Schuͤzenkasten zum Weben
breiten Sammtes.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Verbesserter Schüzenkasten zum Weben breiten Sammtes.
Beim Sammtweben (wo der eigentliche Flor durch den Eintrag hervorgebracht werden
soll) gewährt es besondern Vortheil, einen stärkeren Eintrag zum Weben des Grundes
und einen feineren zum Weben der Maschen, welche aufgeschnitten werden sollen,
anzuwenden. Dazu bedarf es natürlich zweier Schüzen, was bei schmalem Sammt und
Handschüzen recht gut möglich ist, bei breitem Sammt und Anwendung von
Schnellschüzen aber einen besondern Apparat nöthig macht. In Ermangelung des leztern
wird breiter Sammt gewöhnlich mit einem weniger feinen Eintrag gewebt, welcher den
Leinwand- oder Köpergrund festzubinden vermag, aber dann gerissen nicht gut
fällt und keinen angenehmen Flor hervorbringt.
Die Wechsellade von Gildersleve in London war mit einem
Schüzenkasten versehen, welcher eine Viertelkreisdrehung um eine horizontale Achse
machte; von den beiden Abtheilungen des Kastens wurde eine nach der andern der
Schüzenbahn gegenüber gebracht; die eine Stellung wurde durch einen angetretenen
Schemel hervorgebracht, die andere beim Nachlassen des Schemels durch das Gewicht
des Kastens.
Nach dem Plane von Slater in London wird der feine Schuß
aus Schüzenkästen geworfen, die wie gewöhnlich zu beiden Seiten der Lade angebracht
sind; außerdem sind noch ein paar andere Schüzenkästen vorhanden, welche für den
feinen Schuß von der Lade entfernt werden, selbst aber zum Schießen des stärkern
Eintrags für den Grund dienen; sie haben gebogene Eingänge und verdeken mittelst
derselben die der festen Schüzenkästen. Bei jedem Schlage werden sie nach Erfordern
durch Schemel entweder gehoben oder gesenkt.
Die Wechsellade von Larwood in London ist eine Abänderung
des unter dem Namen
boîtes à chute de Manchester bekannten Apparates;
sie ist in Fig.
46 und 47 abgebildet. A, A sind die Schenkel der
Lade; B, B Rahmen, welche zu beiden Seiten derselben
angebracht sind, um die doppelten Schüzenkästen C, C
aufzunehmen, von denen jeder eine obere und eine untere Abtheilung hat. Diese Kästen
hängen an Schnüren, welche man oberhalb durch die Rahmen B hindurchführt, dann die für jede Seite gehörenden zusammenknüpft und an
den Hebel F anschlingt. Die beiden Hebel E sind durch ihre beiden inneren Enden mit G durch eine Schnur verbunden. In H liegt das Rietblatt. In Fig. 46 sind die beiden
Schüzenkästen in der höchsten Stellung gezeichnet, in welcher der untere Kasten der
Schüzenbahn gegenüber steht und für den Schuß fertig ist; soll die obere Abtheilung
zum Schuß kommen, so treten beide Kästen in die in Fig. 46 punktirte und
Fig. 47
ausgezeichnete tiefste Stellung. I, I sind die Schneller
oder Treiber, welche für die untere Abtheilung der Schüzenkästen durch die Schnüre
P, P mit dem Griffe K,
für die obere durch die Schnüre O, O mit dem Griffe L verbunden sind; der leztere gleitet längs der Schnur
M, an welcher er aufgehangen ist. Die Schnüre O, O sind außerdem noch durch N,
N aufgehangen. Will nun der Weber aus der untern Abtheilung schießen, so
greift er die Lade an dem Querstabe I an und drükt
zugleich bei F den Hebel G
nieder, wodurch beide Schüzenkästen gehoben werden und durch Bewegung von K den untern Schüzen durch das Fach gehen lassen.
Hierauf läßt der Weber den Hebel G los, die
Schüzenkästen sinken zurük, K kann auf die Arbeit
hingelegt und durch L, der obere Schüzen durchgeschossen
werden. Zur Leitung der Schüzenkästen dienen die verticalen Stäbchen R, R, zur Leitung der Schneller dagegen die horizontal
durch die Kästen gehenden Drähte Q. — Der
Hauptunterschied dieser Einrichtung von der gewöhnlichen
Manchester-Wechsellade beruht darin, daß hier für jede Abtheilung des
Schüzenkastens besondere Schneller angebracht sind, während gewöhnlich nur ein
Schneller für alle Abtheilungen vorhanden ist; durch die leztere Einrichtung wird
aber eine größere Länge der Lade nothwendig gemacht, die hier vermieden werden
sollte. (Rec. de la Soc. polyt. 1843, Mai, S. 88. Polit.
Centralblatt 1843, 19. Heft.)
Jean Baptiste Joseph Gamand's
von Amiens mechanischer Sammtwebestuhl (patentirt in Frankreich von
1837–1842) unterscheidet sich von den gewöhnlichen mechanischen Webestühlen
vorzüglich dadurch, daß die Kraft von der Hauptwelle aus nach oben fortgepflanzt
wird und dort mit excentrischen Scheiben die für Schäfte eingelegten Schemel bewegt.
(Brev. d'Invent. Vol. 47, S. 173.
Polyt.
Centralblatt 1844, 19. Heft.)