Titel: | Beschreibung einer Torfheizung für Braupfannen; von Professor Siemens in Hohenheim. |
Fundstelle: | Band 90, Jahrgang 1843, Nr. LX., S. 251 |
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LX.
Beschreibung einer Torfheizung fuͤr
Braupfannen; von Professor Siemens in Hohenheim.
Aus Riecke's Wochenblatt fu͆r Land;- und Hauswirthschaft
etc., 1843, Nr. 43.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Siemen's Torfheizung für Braupfannen.
Die Benuzung des Torfs für technische Gewerbe ist bei den
bedeutenden Holzpreisen von größter Wichtigkeit und die immer steigende Bierconsumtion macht sie für dieses Gewerbe besonders
wünschenswerth.
An der bisherigen geringen Verwendung des Torfs in den Bierbrauereien ist
hauptsächlich der Mangel einer zwekmäßigen Heizeinrichtung Schuld. Die Gewinnung der
Würze erfordert, namentlich bei der bayerischen Art des Biersiedens, bald eine
mäßige, bald eine sehr lebhafte Erhizung, welche leztere nur durch dürres oder
schnell brennendes Holz zu erreichen steht. Eine Vereinigung der Anwendung von Holz
und Torf ist aber, wie es gewöhnlich geschieht, d. h. in einem und demselben Raume,
unzwekmäßig, da der Torf zu seiner vollkommenen Verbrennung
einen hohen Hizgrad erfordert, der nur in einem geschlossenen möglichst engen
Feuerraum zu bewirken steht, die Anwendung des Holzes dagegen einen größern Raum
und zur lebhaftern Verbrennung einen stärkern Luftzutritt verlangt. Durch
die hier zu beschreibende Einrichtung wird die vereinigte Benuzung von Torf und Holz
zur Erhizung der Braupfannen, jenen Anforderungen entsprechend, möglich, wovon ich
mich in der Bierbrauerei des Hrn. Oberamtmann Siemens zu
Lulter am Harz überzeugte, indem dort in einer ähnlichen Heizung ein sehr erdiger
Torf vollkommen verbrennt und durch Mitbenuzung von wenig Reis oder Büschelholz die
schnellste Erhizung einer bedeutend großen Braupfanne bewirkt wurde.
Fig. 45 stellt
den verticalen Längendurchschnitt einer solchen Einrichtung, wie ich sie für ganz
zwekmäßig halte, dar. a ist der Heizraum für den Torf, b dessen Rost, c die Schürgasse, d der
Aschenfall, e die Oeffnung zur Entfernung der
Torfschlake, f eine solche, um den Rost b von unten zu reinigen, f′ eine ähnliche Oeffnung, um die Schlaken aus dem Raume e zu entfernen, g eine
Oeffnung, wodurch die äußere Luft unter den Rost b tritt
und zugleich die Asche zu entfernen ist, g′ eine
Vertiefung vor der Heizung, wenn der Fußboden vor derselben etwa, wie hier
angenommen, in die Höhe der Linie r s fallen sollte. Sie
ist mit einem Rost oder Gitter zu bedeken, damit die äußere Luft zur Oeffnung g und dem Feuer gelangen kann. h, ist der Heizraum fürs Holz, i die Oeffnung, durch welche es zugelegt wird, k der Rost, auf welchem es liegt, l die Braupfanne, m eine Querwand, um die Hize
unter der Pfanne mehr zu vertheilen, n der untere, n′ der obere Zug oder Heizcanal, o der Kamin, p ein Schieber
im Seitenzuge, q ein solcher im Kamin.
Fig. 46 zeigt
die Ansicht von oben, wobei die Pfanne als nicht vorhanden angenommen ist; gleiche
Buchstaben bezeichnen gleiche Theile. Durch den beigefügten Maaßstab ist die Größe
der einzelnen Theile zu ermitteln.
Wie ersichtlich, ist zu dieser Einrichtung ein tieferer Raum unter der Braupfanne
erforderlich und deßhalb erwünscht, wenn sich unter derselben ein Keller befinden
sollte, wo es dann möglich wäre, noch einen höheren Aschenfall, als hier angegeben,
anzubringen. Die Erfahrung zeigt nämlich, daß ein möglichst hoher Aschenfall sehr
vortheilhaft auf die Verbrennung einwirkt. Gewöhnlich beachtet man dieß bei der
Anlage von Feuerungen zu wenig. Der Vortheil wird aber einleuchten, wenn man
berüksichtigt, daß die von unten zutretende Luft in einem hohen Aschenfalle von der
auch nach unten ausstrahlenden Wärme des Feuers nicht unbedeutend erhizt wird, also
schon erwärmt zum Feuer gelangt. Der obere Theil des Aschenfalls muß dabei aber ganz
geschlossen seyn, weßhalb die Oeffnungen f und f′ mit gut schließenden Thüren zu versehen
sind.
Durch die schräge Lage des Rostes wird sich die gebildete Schlake leicht aus der
Oeffnung e entfernen lassen, welches nicht unwesentliche
Vortheile gewähren muß. Sowohl bei Braun- und Steinkohlen, wozu diese Heizung
eben so gut benuzt werden könnte, als bei Torf, namentlich wenn dieser viel erdige
Theile enthält, verursacht die nöthige Absonderung der Schlake einen bedeutenden
Verlust an Wärme, welche dem Feuer beim Oeffnen der Thüre durch die in Uebermaaß
eindringende kalte Luft entzogen wird. Ein weiterer Verlust an Brennmaterial findet
dabei noch dadurch statt, daß mit den Schlaken stets viele noch nicht völlig
verbrannte Kohlen aus dem Feuer gerissen werden, die dann vor dem Ofen mit der
Schlake nuzlos verglimmen. Durch die hier vorgeschlagene Einrichtung eines
besonderen Schlakenabzugcanals wird aber jeder derartige Verlust an Wärme und
Brennmaterial vermieden und noch die ganze Wärme der aus dem Feuer entfernten
Schlaken vollständig gewonnen werden. Aus diesem Grunde braucht man bei einer
solchen Einrichtung die Schlaken nicht einmal sorgfältig von den noch unverbrannten
Kohlen abzusondern, da diese bis zur nächsten Reinigung in dem Abzuge völlig
verbrennen und ihre Wärme gleichfalls dem Feuer zugeführt wird. Der heiße Luftstrom,
welcher dabei durch e in den Ofen dringt, bewirkt auf
dem untern Theil des Rostes eine so lebhafte Verbrennung, daß man nur von Zeit zu
Zeit den vor der Oeffnung e liegenden Theil von oben
hinunter zu stoßen braucht, um die Schlaken, so viel als nöthig, zu entfernen und
einen stärkeren Luftzutritt durch den Rost b zu
bewirken. Die Zuführung des neuen Brennmaterials wird durch die abwärts gehende
Richtung der Schürgasse c ebenfalls sehr erleichtert, so
daß man dieselbe bei stärkerer Heizung ganz mit frischem Brennmaterial anfüllen
kann, welches dann durch die Hize des Ofens schon erwärmt nach und nach zur
Verbrennung kommt.
Der Raum a erweitert sich nach oben, wo er durch den Rost
k theilweise geschlossen oder überwölbt ist. Die
Bögen, wodurch der Rost k gebildet wird, müssen von
recht feuerfesten Steinen aufgeführt werden, da sie einer bedeutenden Hize zu
widerstehen haben. Die 4 Zoll breiten Oeffnungen laufen in entgegengesezter Richtung
von denen des untern Rosts, wodurch das darauf zu liegende Holz dieselben querüber
bedekt und ein Durchfallen der kleinern Stüke verhindert wird.
Die theilweise Bedekung des untern Herdes durch den Rost k läßt eine bedeutende Erhizung des Raumes zwischen beiden Rosten zu,
wodurch eben die Verbrennung des Torfs vollständig
erreicht wird und selbst aller Rauch von dem frisch zugelegten Brennmaterial beim
Hindurchstreichen durch den stets glühenden obern Rost sich entzündet. Die Heizung
mit Holz findet indessen nur dann statt, wenn eine sehr
schnelle Erhizung nothwendig wird, wie dieß namentlich beim Maischen, wo eine
Verzögerung durch eintretende Säurung des Schrots großen Nachtheil verursachen kann,
der Fall ist. Man bedarf dazu, wie schon erwähnt, kein gutes Scheitholz, sondern
einige Reisbündel werden in den meisten Fällen das Nöthige bewirken.
Um die Größe des Feuercanals mit dem Zutritte der Luft in Uebereinstimmung zu
bringen, erhält derselbe die in der Zeichnung angegebene Einrichtung. Die Seitenzüge
sind hier, wie ersichtlich, durch eine horizontale Scheidewand in zwei Theile
getheilt und diese oberhalb des Wolfes durch eine Oeffnung, welche mit dem Schieber
p verschlossen werden kann, mit einander in
Verbindung gesezt. Der untere Zug n ist mit einer
ähnlichen Vertiefung versehen, wie ich sie schon in Nr. 2 des Wochenblatts vom Jahr
l839 empfohlen habe, weil dadurch viel Raum und Erhizungsfläche gewonnen wird. Bei
bloßer Torfheizung und wenn der Kessel nicht ganz gefüllt
ist, bleibt der Schieber p geschlossen, so daß dann die
Pfanne an den Seiten nur etwa 1 Fuß hoch erhizt wird. Sobald aber zu einer
schnellern Erhizung Holz zugelegt werden muß, was nur
dann nothwendig seyn wird, wenn die Pfanne ganz voll ist, wird der Schieber p geöffnet und dadurch eine größere Seitenerhizung
bewirkt, indem nun auch ein Theil der Hize durch den Canal n′ dringt. Die hiedurch bewirkte Vergrößerung des Seitenzugs
gestattet dann auch den zur Holzheizung nöthigen stärkern Luftzutritt, welcher durch
Oeffnungen in der den Canal i verschließenden Thüre
genau regulirt werden kann.
Die von unten durch den Rost k dringende Gluth des Torffeuers bringt das zugelegte Holz so schnell zur Verbrennung, wie es nicht leicht auf eine andere Weise
zu erreichen steht, was hauptsaͤchlich darin seinen Grund hat, daß der eigentliche Feuerraum
durch das frisch zugelegte Brennmaterial, wenn dieses auch noch so viel beträgt,
keine Abkühlung erleidet, die Verbrennung also hier mit gleicher Intensivität
fortwährt. Zugleich gestattet die angegebene Einrichtung durch die Erweiterung des
untern Heizraums und der Querwand m eine möglichst
gleichmäßige Erhizung des Pfannenbodens.
Die Ersparung an Brennmaterial ist bei dieser Einrichtung so
bedeutend, daß sie sicher bald allgemeine Anwendung finden wird.