Titel: | Ueber die Anwendung der Hohofengase zu metallurgischen Operationen und des stark erhizten Wasserdampfes zum Verkohlen von Holz, Torf etc. Von den HHrn. Laurens und Thomas. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. LXXXVIII., S. 347 |
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LXXXVIII.
Ueber die Anwendung der Hohofengase zu
metallurgischen Operationen und des stark erhizten Wasserdampfes zum Verkohlen von Holz,
Torf etc. Von den HHrn. Laurens und Thomas.
Aus den Comptes rendus, April 1843, Nr.
17.
Laurens und Thomas, über Anwendung der Hohofengase .
Seit einiger Zeit wird der Anwendung der Gase statt der früher ausschließlich
benuzten natürlichen Brennmaterialien zu Hüttenfeuern viele Aufmerksamkeit
zugewendet. Da über diesen wichtigen Gegenstand eine neue Abhandlung des Hrn. Ebelmen, die Bildung und Zusammensezung der zu
metallurgischen Zweken anzuwendenden Gase betreffend, der Akademie der
Wissenschaften übergeben wurde, dachten wir, daß ihr die Mittheilung einiger
vorzüglich auf die Anwendung der Gase im Großen bezüglichen Thatsachen willkommen
seyn müßte.
Die allgemeine Einführung brennbarer Gase statt der gewöhnlichen Brennmaterialien
könnte die ernstliche Besorgniß erregen, daß die Arbeiter neuen Gefahren ausgesezt
würden; diese Gase nämlich sind entzündlich und enthalten ziemlich viel Kohlenoxyd.
Mit der Möglichkeit von Explosionen ist sonach die vielleicht noch gefahrvollere von
Asphyxien verbunden. Leblanc's Versuche haben die
Tödtlichkeit einer Atmosphäre, welche auch nur eine geringe Quantität Kohlenoxyd
enthält und die Gefahr des Aufenthalts in einer solchen dargethan. Wir müssen jedoch
bekennen, daß, wenn die in vielen Hütten eingeführte Anwendung von Gasen schon
Unfälle herbeiführte, dieselben doch niemals von traurigen Folgen waren. Umsichtige
Vorkehrungen schüzen vor allen beklagenswerthen Ereignissen.
Ein hinreichendes Schuzmittel gegen Asphyxien besteht im Geruch, welchen die Gase
immer haben, daher man sich nicht, ohne es zu wissen, ihrer Einwirkung aussezen
kann. Wir sahen sehr oft (dreißig Beispiele könnten wir vielleicht anführen)
Arbeiter, nachdem sie unvorsichtiger Weise Gas eingeathmet hatten, welches 15 bis 20
Proc. Kohlenoxyd enthielt, in Ohnmacht fallen. Aber durch die einfachste Behandlung
bringt man sie in solchen Fällen wieder zu sich und nach ein paar Stunden Ruhe
können sie wieder an die Arbeit gehen. Befindet man sich in einer durch eine
Beimischung von Hohofengasen, nämlich Kohlenoxyd, Kohlensäure und Stilstoff
verdorbenen Luft, so verspürt man einen unbedeutenden Kopfschmerz, dem sehr bald
Schwindel folgt, und beeilt man sich nicht, aus dieser Atmosphäre zu kommen, so
fällt man plözlich in Ohnmacht, ohne mehr ein Wort hervorbringen zu können; mit
einem Schmerz ist die Ohnmacht nicht verbunden.
Die Explosionen entstehen in den Oefen vorzüglich beim Anzünden und in den
Gasleitungen einige Augenblike nach dem Auslöschen des Gasfeuers. Durch zwekmäßige
Vorsichtsmaßregeln bei diesen zwei Operationen können die Explosionen aber mit
Sicherheit vermieden werden. Werden diese Maßregeln von den Arbeitern versäumt, so
wird der schädlichen Wirkung der Detonation des Gases durch das Spiel zahlreicher
Sicherheitsventile, welche an den Oefen und Gasleitungen angebracht werden müssen,
begegnet. Die Dimensionen und Stellung dieser Ventile muß die Erfahrung lehren.
Die Beschaffenheit der Gase ist von großem Einfluß auf die Stärke der Explosionen; so
gibt ein Gemisch von Kohlenoxyd, Kohlensäure und Stikstoff, worin das Kohlenoxyd 15
bis 25 Proc. beträgt, niemals eine heftige Explosion; ein Zusaz von Wasserstoff
aber, auch nur von 2 bis 3 Proc., reicht hin, die Detonation viel stärker zu
machen.
Die Erhizung der Gase in rothglühenden Röhren vor ihrer Einlassung in den
Verbrennungsherd, welche Operation oft erforderlich ist, um auf constante Weise hohe
Temperaturen zu erzielen, macht einige besondere Vorsichtsmaßregeln nöthig, damit
die Explosionen weder häufiger, noch gefährlicher werden.
Bei der Erzeugung der Gase muß die Bildung von Kohlensäure so gut als möglich
verhütet werden. Wir haben beobachtet, daß der Gehalt an solcher um so geringer
wird, je stärker der Druk ist, unter welchem man die Luft in den Gaserzeuger
eintrieb. Treibt man sie hingegen nicht durch Druk ein, sondern wird sie durch den
Zug eines Kamins eingesogen, so entsteht eine beträchtliche Menge Kohlensäure,
obgleich eine dike Schicht Brennmaterial vorhanden ist; wird der Zug durch eine mechanische
Vorrichtung verstärkt, so geht der größte Theil des Kohlenstoffs in den Zustand von
Kohlensäure über.
Statt die Luft durch Druk mittelst eines Gebläses einzutreiben, kann man sie auch
durch den Wasserdampf eintreiben, welcher den Gasen den Wasserstoff liefern muß. Es
wird immer zwekmäßig seyn, diesen Dampf zu überhizen, d.h. ihn nach seiner Bildung
auf eine höhere als die seinem Druk entsprechende Temperatur zu bringen. Diese
Erhizung des Dampfes, welche bei der Erzeugung der Gase eine wichtige Rolle zu
spielen bestimmt ist, veranlaßt keineswegs, wie man befürchten könnte, ein schnelles
Verderben der schmiedeisernen oder gußeisernen Röhren, worin sie vorgenommen wird.
Obwohl man den Dampf bis auf 350° C. erhizt, wird er doch von dem Metall der
Röhren nicht zersezt, oder doch höchstens nur in sehr geringer Menge, so lange sein
Durchströmen ununterbrochen und die Heizung regelmäßig fortgeht.
Eine interessante Erscheinung, welche der überhizte Dampf darbietet, ist, daß wenn
man ihn bei einer Temperatur von beinahe 300° C. allein wirken läßt, die
Steinkohle, das Holz und der Torf durch ihn vollkommen verkohlt werden; es erzeugen
sich brennbare Gase, welche nach ihrem Uebergang in einen Condensator zu
verschiedenen Zweken anwendbar sind. Der Kohlenrükstand ist beträchtlich und die
Kohle besizt eine bedeutende Cohäsion, selbst die vom Torf herrührende.
Die Mittheilung dieser Thatsachen wird der Akademie zum Beweise dienen, daß die
Anwendung der Gase zu industriellen Zweken Gegenstand vieler Forschungen und
andauernder Arbeiten war.