Titel: | Ueber quantitative Analyse durch physikalische Beobachtungen. Von Professor Dr. Steinheil in München. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. LXXIII., S. 286 |
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LXXIII.
Ueber quantitative Analyse durch physikalische
Beobachtungen. Von Professor Dr. Steinheil in Muͤnchen.Der Hr. Verfasser hatte die Gefälligkeit der Redaction einen besonderen Abdruk
dieser in den Denkschriften der k. bayer. Akademie der Wissenschaften
enthaltenen Abhandlung mitzutheilen. A. d. R.
Steinheil, über quantitative Analyse durch physikalische
Beobachtungen.
Wenn verschiedenartige Dinge mit einander verglichen werden sollen, so muß das Maaß
der Vergleichung allen zukommen, aber in verschiedenem Grade. Die Vergleichung
beruht dann darauf, das Mehr und Weniger nach der gemeinsamen Eigenschaft zu
ermitteln
Wir vergleichen die Körper nach ihrer absoluten Schwere. Dabei wird irgend eine
Wirkung der Schwerkraft als Einheit angenommen und ermittelt, wie viele solcher
Einheiten jedem der zu vergleichenden Körper zukommen. Wir vergleichen sie nach
specifischer Schwere. Hier sezt man für alle gleich große Raumerfüllung voraus, und
bestimmt für diese die entsprechenden Einheiten der Schwerkraft. Nimmt man aber
gleich viele Einheiten der Schwerkraft für alle an, so sind die Räume, welche sie
erfüllen, nicht mehr für alle gleich und die Beobachtung oder Vergleichung bestimmt
dann diese. – Aber so wie wir hier die Ausdehnungen und die relativen Einwirkungen der Schwere
zu Vergleichungseinheiten gewählt haben, weil sie allen Körpern zukommen, aber bei
jedem numerisch verschieden vom andern, eben so können wir auch andere
Eigenschaften, die mehreren Körpern zugleich zukommen, als Maaß derselben
wählen.
Wir vermögen also jeden Körper zu bezeichnen und von dem andern dadurch zu
unterscheiden, daß wir angeben, wie viel Einheiten einer
gewissen Eigenschaft ihm zukommen, wobei aber immer die Einheiten ganz willkürlich
bleiben und durchaus nicht mit einander verglichen werden können, weil sie auf
Ungleichartigem beruhen.
Wenn indessen, wie wir eben sahen, die Körper einzeln bestimmt sind durch das Wieviel
einer gewissen Eigenschaft, sollte nicht auch in einer Verbindung von zwei oder
mehreren Körpern sich umgekehrt aus dem Wieviel verschiedener Eigenschaften das
Wieviel einer gewissen Eigenschaft bestimmen lassen? Aber wir nennen quantitative
Bestimmung das Wieviel der Schwere. – Unsere
Vorstellung hat sich an diese Maaßeinheit ganz gewöhnt. Quantitative Analyse glauben
wir Müsse in Gewichtseinheiten gegeben seyn, obschon im Grunde nur die Sicherheit
ihrer Messungsmittel dafür spricht. – Bleiben wir also bei der Schwere, so
stellt sich die Frage, ob durch das Wieviel anderer Eigenschaften das Wieviel jedes
Körpers in einem Gemenge bestimmt werden könne.
Gewiß nur in solchen Fällen, wo durch die Verbindung der zwei Körper (wenn wir uns
vorläufig auf diese Zahl beschränken) die gemeinsame Eigenschaft nicht verschwindet, sondern entweder ungeändert übergeht
auf die Verbindung oder aber nur Modificationen erleidet, welche nach dieser
Eigenschaft noch commensurabel bleiben.
Dieser Weg der quantitativen Bestimmung kann folglich nie
allgemein anwendbar werden. Indessen kann er sich mit Vortheil auf sehr
viele Verbindungen ausdehnen lassen. Betrachten wir vorerst Auflösungen und Gemenge
von Flüssigkeiten.
Sey ein Gemenge von zweierlei Flüssigkeiten gegeben. Was ist zur Bestimmung der
relativen Quantität von jeder durch physikalische Beobachtungen erforderlich?
Die Aufgabe ist: man soll bestimmen die Gewichtsprocente α der einen Substanz. Wir verlangen also Vergleichung der beiden
Stoffe nach Einheiten der Gravitationswirkung und zwar für den speciellen Fall, wo
die Summe für beide Stoffe = 100, eine schon gegebene Größe ist. Dadurch sind aber
die Gewichtsprocente β der andern Substanz auch gegeben,
wie man α kennt, weil α + β = 100 seyn soll, folglich
β = 100 – α wird, was zur Elimination von β ausreicht.
In diesem Falle ist also nur noch Eine unbekannte Größe zu bestimmen. Nehmen wir nun
an, zu ihrer Bestimmung diene die Beobachtung A irgend
einer physikalischen Eigenschaft, wo wir unter A den
Zahlenwerth verstehen, der das Mehr oder Weniger dieser Eigenschaft an dem zur
Messung derselben bestimmten Instrumente ausdrükt. Dann ist klar, daß, wenn die
Eigenschaft auch in der Verbindung des Körpers mit einem andern noch besteht, eine
Relation stattfinden müsse zwischen dem Procentgehalt α und der Beobachtung A. Welcher Art
aber auch immer dieser wechselseitige Zusammenhang zwischen A und α seyn mag, so wissen wir, daß
sich A darstellen läßt durch eine Reihe, die nach den
Potenzen von α fortschreitet; daß man also
hat:
A = M + Nα + Oα² + Pα +
...] (I)
wo M, N, O, n, s. W. Constante
bedeuten, die sich nach der Natur des gelösten Stoffes und nach der Natur des
Lösungsmittels richten.
Dieser Ausdruk bildet die Grundlage unserer bisherigen Areometrie. Denn gesezt, man
beobachte so vielerlei, nach bekannten Verhältnissen zusammengesezte Gemenge, als
nöthig sind, um M, N, O u.s.f. zu bestimmen, so ergibt
sich die numerische Relation zwischen A und α für jeden Werth von α. Ist diese Relation aber einmal etwa tabellarisch hergestellt,
dann dient die bloße Beobachtung von A, um aus dieser
Tabelle das entsprechende α zu finden. So sind
die Verbindungen von Weingeist und Wasser, von Zuker und Wasser, von Säuren und
Wasser, von Alkalien und Wasser bearbeitet und so könnten noch viele Verbindungen
von zweierlei Stoffen folgereich behandelt werden.
Dabei ist es nicht nöthig, sich unter A die Beobachtung
der specifischen Schwere – etwa die Angabe des Areometers zu denken; denn A kann jede physikalische Eigenschaft seyn, durch welche
sich die zwei gemengten Körper quantitativ unterscheiden und die sich genau
beobachten oder überhaupt so bestimmen läßt, wie es der speciellen Anforderung
gerade am besten entspricht.
In meiner optischen Gehaltsprobe ist A gegeben durch die
Größe des Unterschiedes der Brechbarkeit des Lichtes, und je nachdem man nun andere
Scalen für die Werthe der A entwirft, sind die Angaben
nach Gewichtsprocenten, nach Volumen oder nach irgend einer gewählten Einheit. – Eben
so würden sich noch viele physikalische Eigenschaften behandeln und meßbar machen
lassen; aber so lange es nur darauf ankömmt, zwei Körper in einem Gemenge
quantitativ zu ermitteln, ist dieß unnöthig, da schon Eine Eigenschaft – etwa
die Schwere – oder die Brechbarkeit – wie wir oben gezeigt haben, zu
dieser Bestimmung ausreicht.
Betrachten wir nun aber den Fall etwas näher, wo drei Körper eine Auflösung bilden,
und die Procentgehalte von jedem derselben auf ähnlichem Wege ermittelt werden
sollen:
Hier hängt die Beobachtung A nicht mehr wie in (I) nur ab
von Constanten und Potenzen von α, sondern, wenn
wir den Procentgehalt des dritten Stoffes durch β
bezeichnen, auch von β und seinen Potenzen; man
müßte also sezen
A
= M + Nα + Oα² + ...
+ M' + N'β +
O'β² + ...
(II)
Aber zur Bestimmung von α und β reicht Eine Gleichung nicht hin. Wir müssen
also noch eine andere, von α und β abhängige, aber von ersterer wesentlich
verschiedene Relation herstellen, wenn beide getrennt werden sollen. Eine solche
Relation geht hervor aus der Beobachtung einer zweiten physikalischen Eigenschaft an
dem Gemenge. Denn sey B, analog mit A, die numerische Angabe der zweiten Eigenschaft, so hat
man eben so wie oben
B
= m + nα + oα² + ...+ m' + n'β + o'β + ...
(III)
In der Gleichung (II) ist A eine Function von α und β, in
(III) B eine Function von α und β; daher muß auch α eine Function von A
und B, und β eine
Function von A und B seyn.
Entwikelt man diese wieder nach Potenzen mit unbestimmten Coefficienten, so wird
α = P
β = p
+ QA + RA² + SA³ + ...+ Q'B + R'B² + S'B³ + ...+ qA + rA² + sA³ + ...+ q'B + r'B² +
s'B³ + ...
(III')
Denken wir uns nun, daß man wieder den Procenten nach bekannte Gemenge aus den
dreierlei Stoffen gebildet habe, und zwar in ausreichender Anzahl, um alle
vorkommenden Coeficienten zu bestimmen, daß die numerischen Relationen wieder in
tabellarische Abhängigkeit gebracht wären u.s.w., so würden jezt die zwei
physikalischen Beobachtungen A und B durch die Tabelle die verlangten Werthe von α und β durch
Addition von Columnenwerthen geben. Allein es dürfte, je nach der Natur der
Verbindungen, die Durchführung dieser Arbeit sehr mühsam werden, wenn die höhern
Potenzen von A und B noch
von merklichem Einfluß auf α und β blieben.
Ueberlegen wir daher, unter welchen Bedingungen der Einfluß der zweiten und höhern
Potenzen von α und β in (II) und (III) vermindert und unmerklich werde. Dieß erfolgt,
wenn sie selbst kleine Größen sind im Verhältniß zur Summe (α + β + γ); α und β sind aber die Procentgehalte der aufgelösten Stoffe. Wenn diese
also wenig sind im Verhältniß zu dem Auflösungsmittel γ dann können obige Ausdrüke als lineare Functionen betrachtet
werden, und dann fällt alle Complication der Aufgabe hinweg. Aber eine doppelte
Beschränkung tritt statt obiger Schwierigkeit ein. Denn α und β werden cet. p. um so genauer bestimmt, je größer sie sind; hier
sollen sie aber nur kleine Größen seyn – und kleine Procentgehalte umfassen
für den zweiten Fall nicht alle möglichen Verbindungen zwischen den betreffenden
Stoffen.
Für beide Hindernisse lassen sich die geeigneten Gegenmittel angeben. Denn das erste
verschwindet, wie man die Sensibilität der Messungsmittel dem Maximalumfange der
Procentgehalte anpaßt, und das zweite, wenn zu untersuchende, reichhaltigere
Verbindungen durch ein gemessenes Quantum des Auflösungsmittels so weit verdünnt
werden, daß die Procentgehalte nun innerhalb der Proportionalität liegen.
Im Grunde bietet weder die eine Methode, wo zweite und höhere Potenzen berüksichtigt
werden müssen, noch die andere, wo lineare Functionen vorausgesezt werden, wesentliche Schwierigkeiten, nur ist leztere in der
Durchführung weit einfacher, daher wir sie hier geben wollen.
Unter der Voraussezung linearer Functionen gibt die Beobachtung einer Auflösung von
drei Stoffen, zusammengesezt nach bekannten Gewichtsprocenten, nach der Einen
physikalischen Eigenschaft
α
β
= AM + BN + O und= AM' + BN' + O'
(IV)
lezte Gleichung nach einer andern physikalischen
Eigenschaft.
Hier sind A, B, α und β bekannte Größen, und es sollen zur Bildung einer Tabelle, welche
für jeden Werth von A und B
dann die entsprechenden α und β gibt, die Coëfficienten MNO M'N'O' bestimmt werden. Ihre Zahl ist 6. Wir
benöthigen folglich 6 Gleichungen, die man erhält durch Bildung und Beobachtung von dreierlei Gemengen
nur nach den Procentgehalten verschieden. Die Beobachtung des zweiten Gemenges gibt
also an denselben physikalischen Eigenschaften:
α'
β'
= A'M + B'N + O
= A'M' + B'N' +
O'
(V)
Endlich gibt das dritte Gemenge
α''
β''
= A''M + B''N + O
= A''M' + B''N'
+ O'
(VI)
Werden in den Gleichungen (IV) (V) (VI) die numerischen Werthe der Beobachtungen A,B, A',B', A'',B'' und eben so die Zahlenwerthe der
Procentgehalte α,β, α',β',
α'',β'' substituirt, so ergeben sich aus obigen sechs
Gleichungen die sechs unbekannten MNO, M'N'O'.
Diese in die Gleichungen (IV) gesezt, geben dann die numerische Bestimmung von α und β irgend
eines Gemenges, was bestimmt werden soll, wie die entsprechenden A und B beobachtet sind.
Die obigen Constanten werden jedoch abhängig seyn von der Temperatur, bei welcher die
Beobachtungen der Gemenge angestellt sind. Denn die Constanten hängen von der Natur
der gemengten Substanzen ab, diese aber ändert mit der Temperatur. Man wird daher
ihre Bestimmung an denselben Gemengen bei einer zweiten möglichst verschiedenen
Temperatur wiederholen.
Waren die Coëfficienten bei der Temperatur
T ...
MNOM'N'O' und bei der Temperatur
T ...
mno
m'n'o',
so erhält man für irgend eine Temperatur t + τ
Textabbildung Bd. 88, S. 290
woraus die Procentgehalte α
und β für jede Temperatur folgen, wie A, B und τ beobachtet
sind.
Hatte man bei Ableitung der Coëfficienten mehr Gemenge gebildet und
beobachtet, als zu ihrer Bestimmung nothwendig waren, was immer räthlich seyn wird,
um zu sehen, ob man sich nicht von der Proportionalität entfernt, so können die
Verbesserungen dieser Coëfficienten nach der Methode der kleinsten Quadrate
abgeleitet werden. Ergäbe sich bei diesen ein Fortschreiten der Unterschiede von den Beobachtungen
von gleichem Zeichen, so ist die Erscheinung nicht durch die angenommene lineäre
Function darzustellen. Man müßte also dann den Procentgehalten noch engere Gränzen
geben.
Um jedoch der Berechnung für jede einzelne Benüzung dieser Methode zu überheben, ist
es erforderlich, die Gleichungen (VII) in zwei Tafeln zu bringen.
Sey in der ersten Tafel A, oder die Zahlenwerthe der
Beobachtung der einen physikalischen Eigenschaft, das Argument. Man gebe A successive fortschreitende Werthe innerhalb der
Gränzen, welche die frühern Betrachtungen festgestellt haben. Diese Werthe schreibe
man in einer Verticalcolumne A. Für diese verschiedenen
Werthe von A rechne man:
Textabbildung Bd. 88, S. 291
in Columne II; in Columne I
welche auf gleiche Horizontale mit dem entsprechenden Werthe
von A gesezt werden.
In der zweiten Tafel bilde die Beobachtung B der andern
physikalischen Eigenschaft das Argument. Man gebe B
wieder successive nach gleichen Intervallen für das Instrument fortschreitende
Werthe unter Beachtung derselben Gränzen und trage sie in Columne C. Dann rechne man wieder für die verschiedenen Werthe
von B die Glieder:
Textabbildung Bd. 88, S. 291
in Columne IV; in Columne III
welche eben so auf dieselbe Linie mit entsprechenden Werthen
von B zu stehen kommen.
Neben die Columnen I, II, III, IV seze man diejenigen Aenderungen der Columnenwerthe,
welche aus einem Temperaturunterschied von 10° hervorgehen. Dann findet man
durch Interpolation für jede Temperatur die Procentgehalte:
α
=
II + IV
β
=
I + III
Für Fälle nun, wo die zu bestimmenden Gemenge in den Procentgehalten α und β
reicher sind, als daß sie sich in der Tafel fänden, mische man mit Einem von diesem
Gemenge abgewogenen Gewichtstheile das m fache Gewicht
von dem Auflösungsmittel so, daß immer die Gehalte innerhalb der Tafel liegen. Diese
gebe die Zahlenwerthe
α und β,
woraus die Procentgehalte des ursprünglichen Gemenges α' und β' aus der einfachen
Relation hervorgehen:
α' =
β' =
(m + 1) α
(m + 1) β
(VIII)
So weit die Vorschriften im Allgemeinen. Nun wollen wir diesen gemäß ein Beispiel
durchführen.
Es sey zur Untersuchung der Verbindungen von Zuker, Alkohol und Wasser die nach
obiger Methode erforderliche Tafel zu entwerfen.
Wir wählen dieses Beispiel wegen der in technischer Beziehung wichtigen Ermittelung
des Zuker- und Alkoholgehaltes der Biere und der süßen weinigen
Flüssigkeiten. Wir stellen überdieß die Bedingungen, daß die Beobachtungen nicht so
fast den möglichsten Grad der Genauigkeit haben sollen, als vielmehr leicht und
selbst von Ungeübten rasch und hinreichend sicher anzustellen seyn sollen. Dadurch
ist die Wahl der Messungsmittel limitirt. Wären die beabsichtigten Zweke andere, so
könnten in Bezug auf Genauigkeit zwekmäßigere Mittel ergriffen werden. Aber da
unsere Methode überhaupt nur in speciellen Fällen Anwendung finden wird, möge sie an
diesem Beispiel zeigen, was für solche von ihr zu erwarten steht.
Wir benöthigen die Beobachtung von zwei physikalischen Eigenschaften. Diese sollen
überdieß für die zwei zu trennenden Stoffe, hier Zuker und Alkohol, quantitativ
möglichst verschiedene Werthe geben. Aber das specifische Gewicht ist für Zuker und
Alkohol sehr Verschieden und Zuker bricht überdieß das Licht 2 1/4 mal stärker als
Alkohol, wenn gleiche Gewichtsmengen verglichen werden. Specifische Schwere und
Lichtbrechung sind also für diesen Fall geeignet. Die weitern Bedingungen, welche
wir stellten, nöthigen die specifische Schwere mit der Senkspindel, die
Strahlenbrechung mit meiner optischen Gehaltsprobe zu beobachten.
Sey die Scala der Senkspindel nach Gewichtsprocenten krystallwasserfreien Zukers bei
14° R. = A. Die Angabe der optischen Gehaltsprobe
nach Maaßen Normalbier im Eimer bei + 14° = B.
Aus der Gleichung (IV) ersieht man, daß die sechs Coëfficienten MNO M'N'O' zu bestimmen sind. Dazu werden sechs
Gleichungen benöthiget, welche sich ergeben aus der Beobachtung von drei, nach
bekannten Gewichtsprocenten zusammengesezten Gemengen. Da jedoch auch die
Beobachtung des reinen Wassers, wo der Gehalt = 0 ist, zwei Gleichungen liefert,
bedürfen wir nur noch zwei Gemenge, die wir aus abzuwägenden Quantitäten von Zuker, Alkohol und
Wasser zu bilden haben.
Um jedoch sicherlich nicht von der vorausgesezten Proportionalität merklich
abzuweichen, enthalte die Flüssigkeit I nur
2 Procent
Alkohol
= α
7 –
Zuker
= β
die Flüssigkeit II aber
6 Procent
Alkohol
= α'
2 –
Zuker
= β'
Bei Abwägung ist das gebundene Krystallisationswasser des Zukers, was nach Berzelius
5,3 Procente beträgt, und der Wassergehalt des verwendeten Alkohols berüksichtigt
worden. Diese Gemenge und destillirtes Wasser, beobachtet bei zweierlei
verschiedenen Temperaturen, ergaben:
bei + 5° R. = t
Aräometer
A
= 6,225
optische Probe
B =
75,0
A' =
– 0,4375
B' =
43,3
A''
= 0,24
B'' =
0,0
bei + 16°,5 R. = T.
A
= 5,75
B =
72,5
A' =
– 0,70
B' =
41,4
A'' = – 0,25
B'' =
0,0
ferner ist nach dem Obengesagten
α
= 2
β = 7
α' = 6
β'
= 2
α''
= 0
β'' = 0
Diese Werthe substituirt in die Gleichungen (IV) (V) (VI) geben
bei + 16°,5
M = – 1,25667
N = 0,13159
O = – 0,31416
M'
= 0,51387
N' =
0,054025
O'
= 0'12847
bei + 5°,0
m = – 1,17240
n = 0,12024
o = + 0,28138
m'
= 0,49394
n' =
0,05392
o' =
– 0,11855
Diese 12 Coëfficienten in die Gleichungen (VII) gesezt, ergeben endlich den
Werth von α und β irgend eines Gemenges durch AB
und τ für die Temperatur von 5° + τ Grad
für (5 + τ)°
α
=β =
– A ((1,17240) + τ (0,00733)) + B ((0,12024) + τ
(0,00099))– τ (0,05179) +
0,28138 A ((0,49394) + τ (0,00173)) + B ((0,05392) + τ
(0,00001))+ τ (0,02148) –
0,11855
(VII)
Sezt man τ = + 9 Grad, so ergibt sich für die
Temperatur von
+ 14°
α
=
– A (1,23842)
+ B (0,12912) –
0,18469
β
=
A
(0,50954)
+ B (0,05400) –
0,07477
Entwikelt man diese Ausdrüke nach der früher gegebenen Vorschrift in zwei Tafeln, wo
A successive von 1/8 zu 1/8 Procent, B aber von 1 zu 1 Procenttheil fortschreitet, so erhält
man:
Textabbildung Bd. 88, S. 294
für die Temperatur 14° + τ ist
β = I + (Δ I) τ/10 + III + (Δ III) τ/10
α = II + (Δ II) τ/10 + IV + (Δ IV) τ/10
Wir haben hier den Tafeln nur diejenige Ausdehnung gegeben, welche die Bestimmung des
Gehaltes der in München gebrauten Biersorten erfordert. Diese wollen wir als
Beispiel der Anwendung nun sämmtlich untersuchen. Wir werden überdieß die
Beobachtungen bei zwei möglichst verschiedenen Temperaturen anstellen, um aus den
Abweichungen in den Bestimmungen den Mittlern Fehler kennen zu lernen. Dieser lehrt
bann, ob es geeignet ist, bei größerer Ausdehnung der Tafel, zur leichtern Rechnung,
die Hunderttheile der Procentgehalte wegzulassen.
Es muß bemerkt werden, daß bei der Bestimmung des 0-Punktes der optischen
Probe sich an dem benüzten Instrumente eine kleine Veränderlichkeit zeigte, der
zufolge der mittlere Fehler hier größer ausfallen muß, als bei später ausgeführten
Gehaltsmessern, wo diesem Mangel begegnet ist. Uebrigens ist dieß von geringem
Belang.
Ich habe nach der Reduction die Brauereien nach dem Malzgehalte der Biere geordnet.
Bedenkt man nämlich, daß bei der Gährung ein Theil des Zukerstoffes zur Hälfte in
Alkohol, zur Hälfte in Kohlensäure (die dann größtentheils entweicht) umgestaltet
wird, so muß die Würze der Biere außer dem Zukergehalte, den die Untersuchung
nachweiset, auch noch denjenigen Zuker enthalten haben, aus welchem der Alkohol
gebildet wurde. Dieß ist aber das doppelte Gewicht des gebildeten Alkohols. Man
findet daher den Malzgehalt der Biere, wenn man zu ihrem Zukergehalt das doppelte
Gewicht des Alkohols beifügt. Die Columne Malzgehalt umfaßt diese Zahlen, welche
ebenfalls in Gewichtsprocenten zu verstehen sind.
Bestimmung des Zuker- und Alkoholgehaltes aller in
München gebrauten Winterbiere, wie sie am 24. Januar 1843 in den Bräuhäusern
abgegeben wurden.
Textabbildung Bd. 88, S. 296-297
Beobachtungen; Procentgehalt an;
Gehalt im Mittel; Optische Probe; Pc. Aräometer; Alkohol aus Beobachtung; Zuker
aus Beobachtung; Alkohol; Abw. v. Mittel hundertel Prc.; Zuker; Walzgehalt in
Gewichtsprocenten; bei; Utzschneider-Bräuerei; Gilgenrainerbräu;
Prüglbräu; Bacherbräu; Lodererbräu; Zacherl, Vorstadt Au; Hallerbräu;
Hallmeyrbräu; Hascherbräu; Löwenbräu; Ober-Ottlbräu; Singelspielerbräu;
G. Pschorr, Neuhausergasse; M. Pschorr, Sendlingergasse; Löwenbräu, Buttler;
Probstbräu; K. Hofbräuhaus, Weißbier; Ober-Spatenbräu; Faberbräu;
Zengerbräu; Augustinerbräu; Wagnerbräu; Kapplerbräu; Eberlbräu; K. Hofbräuhaus,
Doppelbier; Thorbräu; Leistbräu; Kreutzbräu; Gebhardtbräu; Stubenvollbräu;
Sterneckerbräu; Dürnbräu; Oberkandlerbräu; Metzgerbräu; Hirschbräu; Menterbräu;
Büchlbräu; Högerbräu; Maderbräu; Schleibingerbräu; Schützbräu; Unterkandlerbräu;
Mittel aus 42 Sorten
Diese Zusammenstellung gibt manchen interessanten Aufschluß:
1) Die optische Probe gibt bei einem Gehalte von 70, wenn die Temperatur um
11°,5 R. steigt, 2,3 weniger, d. i. 1/31. Doch
liegt hier noch die kleine Unsicherheit über den 0 = Punkt, welcher es zuzuschreiben
ist, daß die Mittel aus beiden Beobachtungsreihen nicht genau dasselbe geben.
2) Das Procentaräometer gibt für 11°,5 Temperaturerhöhung um 0,41 Procent
weniger, d. i. 1/11.
3) Aus der Vergleichung der Zahlenwerthe der Columne Malzgehalt mit den directen
Angaben beider Messungsmittel ist ersichtlich, daß keines für
sich allein im Stande ist ein richtiges Urtheil über die Quantität des zur
Bereitung des Bieres verwendeten Malzes zu begründen. Ich führe als schlagendes
Beispiel No. 3 an. Hier gibt die optische Probe 72, die
Senkspindel 5 6/8. Dennoch ist der Malzgehalt nur 11,0.
Dagegen gibt No. 26 optisch nur 66,5, Senkspindel 4 1/8,
während der Malzgehalt 12,4 beträgt, d. i. nahe 1 1/2 Procent mehr ist. Dieß ist
leicht zu begreifen, wenn man bedenkt, daß Alkohol in gleichem Gewicht gegen Zuker 2
1/4mal weniger den Lichtstrahl ablenkt und überdies auch die Flüssigkeit specifisch
um so leichter erscheint, je mehr Alkohol darin enthalten ist. Aber zur Bildung des
Alkohol war sein doppeltes Gewicht Malzzuker erforderlich. Daher kann nur die
Berüksichtigung der Columne Malzgehalt ein Urtheil über
die zu einem Biere verwendete Quantität Malz feststellen. Es ist kaum nöthig, hier
zu bemerken, daß dieß keineswegs im Widerspruche stehe mit dem, was ich a. O. über
die Messungen durch die optische Probe für sich allein angeführt habe. Hier bekömmt
der Alkohol doppeltes Stimmrecht gegen Zuker; in der optischen Probe allein 2 1/4mal
kleineres Stimmrecht als Zuker. Die Scala muß also natürlich eine andere werden, je
nachdem man die eine oder die andere Voraussezung zur Grundlage macht. Beide Scalen
sind richtig, aber in verschiedenen Einheiten ausgedrükt. – Bei der optischen
hat der Alkohol einen kleinen Werth; in dieser Scala einen 4 1/2mal größern.
4) Die Zahlen Malzgehalt sind für jede Biersorte eine unveränderliche Größe. Ob man die Würze oder die
ausgegohrene Flüssigkeit beobachtet, immer wird diese Zahl dieselbe bleiben. Denn es
findet nur Umgestaltung statt, wobei so viel Verlust durch Kohlensäure angenommen
ist, als Alkohol gebildet wird. Aus demselben Malzgehalte könnten daher die
verschiedensten Biere erzeugt werden, je nachdem man mehr oder weniger des
Zukergehaltes in Alkohol verwandelt. Sey der Malzgehalt M:
α der Alkoholgehalt, β der
Zukergehalt, so wird
M = β + 2α
Es verhalte sich aber nun α
: β = 1 : V, wo V also das in der lezten Columne gegebene Verhältniß von
Alkohol zu Zuker ausdrükt, so hat man bei ein und demselben Malzgehalte
Textabbildung Bd. 88, S. 299
folglich so vielerlei verschiedene Biere, als man V verschiedene Werthe gibt.
Dieses Verhältniß von Alkohol zum Zuker in der ausgegohrenen Flüssigkeit ist aber vom
entschiedensten Einfluß auf den Wohlgeschmak des Bieres. Biere, welche wenig
Weingeist gebildet haben, sind, selbst bei sehr starkem Zukergehalte, nie so
angenehm, als die an Alkohol, folglich auch an entwikelter Kohlensäure
reichhaltigeren Sorten.
5) Daher ist es sehr interessant, das Verhältniß von Alkohol zum Zukergehalt im
Mittel aus allen Münchner – also anerkannt guten – Vieren kennen zu
lernen. Man sieht, daß etwas mehr als die Hälfte des ursprünglichen Malzgehaltes zur
Bildung von Alkohol und Kohlensäure verwendet ist. Indessen scheint die Kunst des
Brauens darauf hinaus zu gehen, durch möglichst langsame Gährung möglichst viel
Alkohol zu bilden. No. 10 und 18 liefern den Beweis, da
es sehr beliebte Biere sind, aber beide verhältnißmäßig mehr Alkohol enthalten, als
das Mittel aus allen hiesigen Bieren. Diesem Mittel entspricht sowohl in Quantität
des Malzes, als im Verhältniß von Alkohol zu Zuker No.
25, das Doppelbier des königlichen Hofbräuhauses.
6) Das Mittel der Abweichungen der Bestimmungen lehrt im Mittlern Fehler den Grad der
Sicherheit der Bestimmungen mit den angewendeten Hülfsmitteln kennen. Der mittlere
Fehler einer Bestimmung des Procentgehaltes
an Alkohol beträgt
0,042 = 1/67
an Zuker
0,0225 = 1/271
Wenn daher die Tafel nur 0,1 Procent gibt, so ist durch ihre Benüzung ein Theil der
Genauigkeit der Beobachtung geopfert.
Die Berechnung des Malzzukergehaltes der Bierwürze aus dem gebildeten und im Biere
bestimmten Alkohol, welche darauf beruht, daß 100 Theile Zuker durch die Gährung
übergehen in 51,23 Alkohol und 48,77 Kohlensäure, soll, streng genommen nach dem
Ausdruk geschehen
M = β + 1,952 α.
Dieser Gehalt M kömmt aber nicht 100 Gewichtstheilen
Würze, sondern (100 + 0,952 α) Gewichtstheilen
zu. Diese circa 103 Gewichtstheile Würze geben aber wieder 100 Gewichtstheile Bier.
Man kann daher M betrachten als Gewichtsprocente
Malzzuker, welche zur Bildung des Bieres erforderlich waren.
Dieß macht es möglich, aus dem Gehalt eines Bieres zurükzuschließen auf die Quantität
Malz, welche verwendet wurde zu seiner Bildung. Dazu ist erforderlich zu wissen, wie
viel Malzzuker sich aus einer gegebenen Quantität Malz von durchschnittlicher
Beschaffenheit bildet. Prechtel macht diese Angabe in
seiner technologischen Encyklopädie, Artikel Bierbrauerei S. 113, wornach 1 Wiener
Mezen Malz durchschnittlich 18 Wiener Pfund Zuker und Gummi gibt. Reducirt man diese
Angaben auf bayerische Maaße nach den Angaben in Gehlers
physikalischem Wörterbuche, Artikel Maaße, durch die neufranzösischen, wornach sich
findet
Bayerisch
Oesterreichisch
1 Eimer
68,43
56,601 Liter
1 Mezen
37,066
61,4994 Liter
1 Pfund
0,56
0,560012 Kilogramm
und beachtet, daß 1 Liter 1 Decimeter kubirt ist; also bei
destillirtem Wasser 1 Kilogramm wiegt, so findet sich:
1 bayerischer Schäffel Malz liefert 120,1 bayerische Pfund oder 67,29 Kilogramme
Malzzuker. Sey nun
E = Gewicht von 1 bayerischen Eimer Wasser bei 15° R. = 68,43
Kilogramm.
A = Gewicht Malzzuker von 1 bayerischen Schäffel Malz mittlerer Bonität =
67,29 Kilogramme.
M = Gewichtsprocente Malzzuker in dem Biere.
S = Specifische Gewicht bei 15° der Würze vom Malzzukergehalte M.
x Anzahl der Eimer Bier, welche aus 1 Schäffel Malz gewonnen werden, so
ergibt sich:
x = (100. A)/(E. M. S.)
Bringen wir diesen Ausdruk in eine Tafel, so ergibt sich für M = 8. 9. 10 ... 16.
Textabbildung Bd. 88, S. 301
Würze; Scheinbar Spec. Gewicht bei
15°. = S; Procent Malzzuker = M; 1 Schäffel Malz liefert Eimer Bier = x
Δx.
Diese Tafel liefert die Zahl der Eimer Bier auf circa 1/60 richtig, was bei
technischen Zweken ausreichend erscheint. Sie sezt jedoch voraus, daß der Gehalt M aus dem analysirten Viere gebildet werde nach der
Regel
M = β + 2α.
Für Würze ist α = 0 und der Gehalt unmittelbar
gegeben durch ein Procent-Aräometer für Zuker.
Hiedurch ist man im Stande nachzuweisen, inwiefern die Biere der allerhöchsten
Verordnung vom 11. Mai 1811 gemäß gebraut sind. Denn die Verordnung bestimmt, daß
vom Schäffel Malz 7 Eimer Winterbier und 6 Eimer Sommerbier gebraut werden
sollen.
Die Winterbiere sollen also 13,3 Malzgehalt haben, d.h. ihr Zukergehalt + dem
doppelten Alkoholgehalt soll 13,3 seyn, wenn anzunehmen ist, daß das Malz und das
Malzen ein Durchschnittliches war. Diese Unsicherheit aus der Qualität des Malzes
und aus der mehr oder minder vollkommenen Extraction der zukerbildenden Theile wird
es nöthig machen, hier durch Experimente die Gränze für das Minimum zu
bestimmen.
Die Sommerbiere sollen ebenso 15,5 Malzgehalt bekommen, wobei wieder der von der
Untersuchung gegebene Zukergehalt und der doppelte Alkoholgehalt zusammen diesen
Malzgehalt bilden.
Sehr wichtig und interessant erscheint es, daß die Untersuchung der Biere jezt gar
nicht auf ein bestimmtes Alter derselben limitirt bleibt, sondern eben so sicher bei
der Würze als bei altem Biere vorgenommen werden kann. Denn alle Veränderungen, welche vorkommen,
bis sauere Gährung eintritt, sind Umgestaltung von Zuker nach dem hier gegebenen
Geseze, wo also die ursprüngliche Menge Malzzuker immer wieder sicher gefunden
wird.
Tritt die sauere Gährung ein, so vermindert sich der Alkoholgehalt. Wenn also nicht
schon der Geschmak solche Aenderungen sicher erkennen ließe, so würde die Probe
diese Biere als zu geringhaltig bezeichnen, da der Alkohol doppelten Einfluß auf die
Malzgehaltsbestimmung hat.
Die Vergleichung der Malzgehalte der Münchner Biere mit diesen BestimmungenIch wiederhole hier ausdrüklich, daß diese Bestimmung auf der Prechtel'schen Angabe über ein mittleres Quantum
Malzzuker vom Mezen Malz beruht. Hier ist angenommen, daß der Zukergehalt
per Schäffel Malz 120 Pfund betrage. Dieß findet in Wirklichkeit gewiß nicht
immer statt, weil dabei sehr viel auf die Qualität der Gerste und auf die
Vollkommenheit der Maischmethode ankömmt. Man könnte also eben so gut auch
annehmen, daß alle hiesigen Bräuer 7 Eimer per
Schäffel Malz gebraut haben und dann die Qualität
von Malz und Maischmethode bestimmen. Dieß würde aber genau auf dasselbe
Resultat führen. Da es nun aber vorläufig bloß auf die Vergleichung
untereinander ankommt, so scheint es am einfachsten, mit einem
durchschnittlichen Malze zu vergleichen, was eben geschehen ist, bis directe
Beobachtungen das hier noch Mangelnde ergänzen. Ich verwahre mich daher vor
jeder Mißdeutung des Gesagten. zeigt, daß nur 1/4 der Bräuhäuser in Malzgehalt über der Verordnung ist, daß die schwächsten aber 2/7 mehr Bier vom
Schäffel Malz brauen, als nach der Verordnung bestimmt ist; oder aber sehr geringe
Malzsorten und sehr unvollkommene Maischungsmethoden haben müßten. – Das
Nachbier ist hiebei nicht berüksichtiget.
Opt.
Ar.
Extr.
Alk.
Eimer p.Sch. Malz
Ungegohrnes Nachbier von Windmaissinger
zeigt
80
8 1/2
8,5
0,0
11
Gegohrnes vom Augustinerbräu
40
2 3/4
3,6
1,7
14
Das Nachbier hat also etwas mehr als den halben Gehalt der Biere. Indessen kann es in
keinem Falle abgezogen werden von dem Gehalt des Malzes, weil es bei spätem Suden
immer wieder statt Wasser zum Maischen verwendet wird.
Das hier durchgeführte Beispiel wird den Vortheil anschaulich machen, welcher in
speciellen Fällen aus der Anwendung dieser Methode hervorgeht. Es war unsere
Absicht, die Bestimmung von Zuker- und Alkoholgehalt in wässeriger Auflösung
jedem möglich zu machen, der eine Zahl ablesen und zwei Zahlen addiren kann. Dieß
ist erreicht. Die Operation fordert nur wenige Minuten Zeit und gibt eine mehr als
ausreichende Genauigkeit für diesen technischen Zwek. Durch die Gleichungen (VII)' ist die ganze
Classe von Gemengen aus Zuker, Alkohol und Wasser quantitativ ermittelt, sobald A, B und τ beobachtet
werden.
Für Fälle, wo größere als die erlangte Genauigkeit erforderlich ist, wird man sich
anderer Messungsmittel-Theodolit-Gewichtswaage – bedienen
müssen, und die entsprechenden Ausdrüke, analog den gegebenen, entwikeln. –
Durch Beobachtung derselben physikalischen Eigenschaften werden sich auch noch
andere ternäre Verbindungen in ähnliche Ausdrüke bringen lassen und so ihre
quantitativen Untersuchungen auf bequemere Form zurükgeführt werden.
Man wird aber auch Verbindungen von vier und mehr Körpern durch Zuziehung einer
dritten und weiterer physikalischer Eigenschaften ähnlich behandeln können. Dabei
bleibt nur stets zu berüksichtigen, daß solche physikalische Eigenschaften gewählt
werden müssen, welche für die zu trennenden Stoffe möglichst verschieden sind.
Das Auflösungsmittel war in obigem Beispiele Wasser; Säuern und Alkalien, dem Grade
ihrer Verdünnung nach genau bekannt, könnten eben so benuzt werden. Durch diese
Methode wird man in vielen Fällen der jezt gebräuchlichen analytischen Bestimmung,
die viel zeitraubender ist, enthoben seyn. Ob sie jedoch nicht wesentlichere
Vortheile, namentlich in der organischen Chemie, zu bringen vermag, wird die Zukunft
lehren.
Für jezt begnüge ich mich, den Weg solcher Untersuchungen im Allgemeinen bezeichnet
und für Verbindungen von Zuker, Alkohol und Wasser durchgeführt zu haben.
Das Nächste, was für die weitere Förderung dieser Methode nun geschehen muß, ist,
durch geeignete genaue Messungsmittel auch andere physikalische Eigenschaften
anwendbar zu machen, um auch quaternäre Verbindungen ähnlich behandeln zu
können.
Möge vorläufig dieser erste Schritt zu einer allgemeineren Aräometrie als die
bisherige, von der gelehrten Welt nicht ungünstig aufgenommen werden.