Titel: | Ueber die Entstehung des im Handel vorkommenden Guano's; von Dr. Mathie Hamilton. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. LX., S. 231 |
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LX.
Ueber die Entstehung des im Handel vorkommenden
Guano's; von Dr. Mathie
Hamilton.
Aus dem Edinburgh new philosophical Journal. April 1843,
S. 389.
Hamilton, über die Entstehung des Guano's.
Der Moro von Arica liegt nächst der Stadt an der Südseite und bildet ein kühn in das
Meer hinein ragendes Vorgebirge, dessen Fuß von den Wellen des stillen Oceans
bespült wird und dessen Gipfel sich etwa 600 Fuß hoch über denselben erhebt. Der
beinahe senkrechte Abhang desselben mit zahlreichen Klippen und Riffen ist schon
seit undenklichen Zeiten von Myriaden Seevögeln, welche die Spanier Garza nennen,
die aber unter dem peruanischen Namen Guano besser
bekannt sind, bewohnt; leztern Namen geben die Indianer auch dem Mist dieser Vögel.
In Folge des Nistens der Guanos an der Vorderseite des Moro hat derselbe ein weißes
Aussehen durch die Anhäufung ihres Koths, welcher, wenn frisch und troken, wie hier
immer, von graulichweißer Farbe ist; diese Seite des Moro dient dem sich nähernden
Schiffer als Baake und gewährt, von den Strahlen der untergehenden Sonne beleuchtet,
einen herrlichen Anblik. Der Guano-Mist wird seit undenklichen Zeiten von den
Peruanern als Dünger gebraucht und ist von ihnen sehr geschäzt, weil er die
Eigenschaft, fruchtbar zu machen, in hohem Grad besizt. Ich traf einige dieser
gutartigen Leute, welche mehrere hundert (engl.) Meilen über Schluchten und
unwegsame Pfade dieser beinahe unübersteiglichen Berge her kamen, jeder mit seinem
Lama (donkey oder llama),
wegen eines Centners Guano, welchen Weg sie dann zu Fuße mit ihrer wohlriechenden
Ladung wieder zurük machen mußten. Die Guanos waren während meines ersten
Aufenthalts im Jahr 1826 noch in starker Anzahl auf dem Moro von Arica zu sehen,
doch nicht in so großer
Menge als einige Jahre früher; denn während des Freiheitskrieges wurde Arica zu
verschiedenen Malen sowohl zur See als zu Land angegriffen, wobei diese Vögel durch
die Kanonade von dem Moro verscheucht wurden. Seit dem Jahr 1826 wird Arica viel von
Fremden heimgesucht, von welchen mehrere oft nach diesen Vögeln schossen und sie auf
andere Weise beunruhigten, in Folge wovon sie diesen Theil der peruanischen Küste
beinahe ganz verlassen haben. Die Guanos hielten sich bisher an dieser Küste in
einer fast unglaublichen Anzahl auf. Die größte Menge von ihnen sah ich im Jahr 1836
auf den Chincha-Inseln, welche nur aus kahlen Felsen bestehen und im stillen
Ocean, auf gleicher Höhe mit Pisco und etwa 100 (engl.) Meilen südlich von Callio
liegen. Ich beobachtete die Vögel durch ein Fernrohr vom Bord eines Segelschiffes
aus, wo der Felsen wie eine lebendige Masse erschien, indem die Guanos wegen eines
Ruheplazes unter sich zu streiten schienen. Sie leben von Fischen und sind erfahrne
Fischer, wozu sie von der Natur sehr gut ausgestattet sind. Ihr Schnabel ist 3 bis 4
Zoll lang je nach dem Alter und der Größe des Vogels, und am Ende einen Zoll breit,
stark gebogen und sehr geeignet, die selten entkommende Beute zu fangen. Die Menge
des an der peruanischen Küste angesammelten Guanomistes muß sehr groß gewesen seyn
und kann ungefähr wie folgt geschäzt werden. Nimmt man die Zahl dieser Vögel zu
einer Million an, was sehr mäßig ist, ferner daß ein jeder derselben täglich eine
Unze Excremente gibt, so macht dieß nicht weniger als 30 Tonnen; zieht man die
Hälfte der angenommenen Quantität für Verdunstung und andere zufällige Verluste ab,
so bleiben noch 15 Tonnen dieser schäzbaren Substanz, welche jeden Tag producirt
werden. Aus dem, was über die Lebensart und die Zahl der Guanos, ihren Aufenthalt
auf Vorgebirgen, Abhängen, isolirten Felsen beobachtet wurde, folgt, daß an gewissen
Stellen ihre Excremente in solchem Maaße sich angehäuft haben müssen, daß
diejenigen, welche die Sache nicht näher betrachteten, zu glauben verführt wurden,
der Guano sey in unerschöpflicher Menge zu haben; aus einleuchtenden Gründen aber
muß diese Erwartung trügen.