Titel: | Ueber Torf und seine Anwendung in verdichtetem und unverdichtetem Zustande. Nebst Beschreibung einer neuerfundenen Torfpresse; von Dr. Karl Schafhäutl. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. VI., S. 14 |
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VI.
Ueber Torf und seine Anwendung in verdichtetem
und unverdichtetem Zustande. Nebst Beschreibung einer neuerfundenen Torfpresse; von Dr.
Karl
Schafhaͤutl.
Aus dem Kunst- u. Gewerbeblatt des polytechnischen Vereins
für Bayern, 1843, Heft 2.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Schafhäutl, über Torf und seine Anwendung in verdichtetem und
unverdichtetem Zustand.
In Bayern erfreut sich bis jezt unter den den Steinkohlen verwandten Brennmaterialien
der Torf allein einer eigentlichen bessern Beachtung, was sich durch seine leichte
Auffindung und gar nicht kostspielige Gewinnung natürlich sehr leicht erklären läßt,
und wirklich ist diese Art Brennmaterials so ausgebreitet bei uns und hat so viele
Vorzüge, daß sich seine Gewinnung mit jedem Jahre weiter und weiter verbreitet, und
ungeheure Torffelder, die noch vor wenigen Jahren so wenig beachtet und gekannt
waren, daß man sie für Spottpreise zu verkaufen suchte, jezt schon die Quelle einer
Art Wohlstandes für ihre Besizer geworden sind.
Die Heizkraft des trokenen Torfes nimmt man allgemein als beinahe gleich der des
Holzes an. Bei Experimenten, die ich in Verbindung mit Hrn. Professor Krötz im hiesigen Hofbrunnenhause über die Heizkraft des
Torfes im Vergleiche mit der von weichem Triftholz anstellte, ergab sich, daß
gewöhnlicher, mit sehr viel Torfklein gemengter Schleißheimer Torf sich zu dem Holze
in Bezug auf auf seine Heizkraft verhielt wie 1,20 zu 1,00 dem Gewichte nach.
Der Torf wurde auch schon zu metallurgischen Operationen angewendet. Alex hat seit geraumer Zeit auf dem Eisenwerke zu
Lauchhammer bei Mückenberg Roheisen mit Torf umgeschmolzen und durch Puddeln
verfrischt. 2,5 Theile eines 8 Tage lang bei 40° R. getrokneten Torfes
leisten da so viel als ein Gewicht Steinkohle, und da man die Heizkraft der
Steinkohle doppelt so groß anzunehmen berechtigt ist, als die des Holzes, so leisten
ihm 2,5 Th. getrokneter Torf so viel als 2 Th. Steinkohlen. Es findet also hier ein
ähnliches Verhältniß zwischen Holz und Torf statt, wie bei unserem oben genannten
Experimente; denn es ist wie 1 : 1,25.
Die später auf dem Eisenwerke zu Königsbrunn und anderen Orten angestellten Versuche
sind zu bekannt. Nicht so bekannt möchte es seyn, daß man auch im Anfange des Jahres
1839 auf den Freiberger Schmelzhütten schon angefangen hatte, mit Torf das Werkblei
abzutreiben; Versuche, die eben so gut als ökonomisch ausfielen. In Hohöfen konnte
bisher ungepreßter Torf allein nicht angewandt werden, weil die Torfkohle, als zu
zerreiblich, die Erzgichten nicht tragen konnte, und deßhalb den Ofen versezte. Die
Kohle von gepreßtem Torfe ist stark genug, auch den schwersten Saz zu tragen, und
ich habe schon vor mehr als 3 Jahren zwei Schmelzöfen in Irland mit gepreßtem Torf
in Betrieb gesezt, die Eisen von ganz außerordentlicher Qualität liefern.
So große Vorzüge dieß Brennmaterial indessen für den Haus- und Fabrikgebrauch
besizt, in Bezug auf die Gleichförmigkeit und Nachhaltigkeit der zurükbleibenden
Kohle, so hat es eben so bedeutende Mängel, die aus seiner Lokerheit und leichten
Zerreiblichkeit hervorgehen. Aber die Güte des Torfes oder vielmehr seine Existenz
beruht auf dieser ihm allein eigenen Lokerheit. Man erklärt den Torf gewöhnlich als
ein Product der Fäulniß unter Wasser – allein ein Product bloßer Fäulniß ist
er nicht. Viele und unter den mannichfaltigsten Umständen angestellte Versuche haben
mich belehrt, daß zu seiner Entstehung nicht chemische Kräfte der gewöhnlichen Art
hinreichen, sondern daß er ein Product der vegetativen Lebenskraft, wenn auch auf
ihrer untersten Stufe, entweder bei ihrem Beginnen oder bei ihrem Ende sey. Der Torf
wird nur durch die erhöhte Lebensthätigkeit einer unendlichen Anzahl von organischen
Wurzelfibern, unterm Wasser in Berührung mit der Luft, in mikroskopischen zelligen
Bälgen gebildet, die das Gewebe jener Wurzelfasern selbst ausfüllen, welche das
Skelett des Torfes ausmachen. Die Torfsubstanz, welche die Bälge nicht mehr fassen
können, sinkt im sauren Wasser des Moores zu Boden, und bildet den sogenannten
Streichtorf. Der Torf entsteht nur in Wassern, die Salzauflösungen enthalten, welche
reizend aus das vegetative Leben wirken; weßhalb der Torf verschiedener Gegenden
verschieden ist nach der chemischen Constitution der Wasser, worin er sich bildet.
Salzwasser und die Tangen des Meeres bilden den sogenannten Seetorf an den
Meeresküsten der Nordsee. Sein Geruch beim Verbrennen ist verschieden von dem
unserigen oder Morasttorf, und die Asche desselben enthält Jod und Brom. Der
sogenannte Land- oder Kiestorf ist uralter Streichtorf längst verschwundener
Moräste, über welchen sich frische oder Salzwassermassen ergossen und zulezt
Schichten von Kreide, Thon und Sand abgelagert haben. Wir haben es hier bloß mit den
verschiedenen Arten des Morasttorfes zu thun. Stehende Gewässer, die Salzlösungen
von Gyps, phosphorsauren, auch Eisensalzen enthalten, erfüllen sich bald mit Geweben
organischer Pflanzenfasern, die unter Bildung von Essigsäure die Torfmasse
ausscheiden, und sich so lange vergrößernd fortbilden, bis die ganze Wasserfläche
überwachsen ist. Werden durch Ausstechen Oeffnungen in solche Torfflächen gemacht,
so bildet sich von
den Seiten aus sogleich wieder neue Torfmasse, und die Oeffnung wächst zulezt wieder
zu. Es sind aber immer Jahrhunderte vonnöthen, bis sich ein auch nur einigermaßen
bedeutendes Torffeld wieder ersezt.
Morasttorf erfüllt oft ungeheure Streken in den weiten Flußbassins der Niederungen,
so wie auch auf den Platformen der Gebirge, und ist z.B. für die Holländer von eben
so großer Bedeutung, als die Steinkohlen für die Engländer.
Die größten Torfmoore befinden sich in Irland. Die Moore überhaupt nehmen da einen
Raum von 2,330,000 englischen Morgen = 2,749,400 bayerischen Jucharten Landes ein,
das ist mehr als ein Sechstheil des ganzen Landes. Sie bilden einen Gürtel beinahe
durch die Mitte des Landes, der bei der Hauptstadt Dublin am schmalsten ist, sich
aber immer mehr und mehr erweitert, je näher er dem atlantischen Ocean kommt. Die
Physiognomie dieser Moore ist eben so eigenthümlich und abweichend von allen anderen
Europa's. Wenn die Moore anderswo gewöhnlich und natürlich Ebenen bilden, so steigen
diese Moore in Irland sehr oft zu beträchtlichen Hügeln an.So ist z.B. der höchste Punkt des Boyne Moores 336 Fuß über der Meeresfläche
erhaben, sein tiefster nur 218. Seine größte Tiefe beträgt 40 Fuß, seine
geringste gegen 22. Die Unterlage ist gewöhnlich Thon, auf welchem oft
Kalkgerölle liegt, und die Flüßchen, die aus diesen Moorhügeln entspringen,
haben sich nicht selten durch die Torfmasse hindurch auf diese Unterlage von
Kalkgeröllen und Thon gewühlt, Thäler bildend, welche natürliche
Abtheilungen in den ungeheuern Mooren bilden, und die einfachsten Mittel an
die Hand geben, diese Moore troken zu legen. Die Grasmoore werden zu Weiden benuzt; Dörfer und andere Besizungen stehen
auf Torf- und Grasmoorboden, der selbst oft in ungeheurer Dike auf einer
Wasserfläche schwimmt, die von den häufigen einfallenden Regengüssen der Gebirge im
Winter angeschwellt, von Zeit zu Zeit die Moorflächen hebt und ungeheure Streken mit
allen darauf stehenden Gebäuden langsam von den Bergen gegen die Meeresküsten
hinschiebt. Es sind gemäß amtlichen Beobachtungen und Vermessungen einige solcher
wandelnden Dörfer bekannt und verzeichnet.
Die ungeheure Menge der sich überall vorfindenden Torfmoore hat schon sehr oft,
vorzüglich bei den speculativen Engländern, Versuche veranlaßt, die schlimmen
Eigenschaften des Torfes zu verbessern, nämlich seine zu leichte und zu schnelle
flammende Verbrennlichkeit, die ein zu oftes und deßhalb lästiges Nachschüren
unerläßlich macht; dann ferner die leichte Zerreiblichkeit des Materials und seiner
Kohlen selbst. Die ausgedehntesten Versuche dieser Art hat ein gewisser M. Williams, verwaltender Director der Dubliner
Dampfschifffahrts-Compagnie gemacht, und sich sein Verfahren auch patentisiren
lassen.
Er zerreibt den Torf nämlich unmittelbar nach dem Stechen zwischen siebartig
durchbrochenen eisernen, hohlen Cylindern zu einer breiigen Masse, die durch den
Druk, den sie erleidet, durch die siebartigen Oeffnungen dringt und dann
herausgenommen wird. Dieser Torfbrei wird hierauf in sogenanntes Coyatuch gewikelt,
und unter einer hydraulischen Presse so lange zusammengedrükt, bis der größte Theil
der Feuchtigkeit herausgepreßt ist. Getroknet gibt er auf diese Weise eine
combustible Masse, dichter als Eichenholz. Diese Masse wird hierauf verkohlt, und
die davon erhaltene Kohle ist zweimal so dicht als Holzkohle von hartem Holze. Williams pulverisirt noch überdieß diese Kohle und rührt
davon in geschmolzenes Pech so viel bis sich eine teigige Masse bildet, die noch
heiß zu Ziegeln geformt wird. Die Dubliner Dampfschifffahrts-Compagnie mischt
auf ihren Dampfschiffen 10 Cntr. Steinkohle mit 2 1/2 Cntr. dieser Torfziegel, und
erzeugt damit so viel Dampf, als früher mit 17 1/2 Cntr. Steinkohle. Sie hat also,
die Ersparung ganz ungerechnet, 30 Proc. mehr Plaz für Brennmaterial in ihrem
Kohlenraume, was für weit gehende Schiffe von großer Bedeutung ist.
Le Sage hat durch weitläufige Experimente, die im 5ten
Bande des Repertory of Arts bekannt gemacht sind,
erwiesen, daß gewöhnlicher verkohlter Torf eine größere Intensität der Hize zu
erzeugen im Stande ist, als gewöhnliche Holzkohle, und daß er zum
Einsaz-Härten und Anlassen, zum Schmieden von Hufeisen und Schweißen von
Flintenläufen jeder andern Kohle vorzuziehen sey.
Da William's Methode ziemlich umständlich und kostspielig
ist, so suchte man den Torf nach des Grafen d'Eresby's
Vorgang, ohne ihn vorher zu zerreiben, durch Pressen zusammen zu drüken. Das
Verfahren ist und mußte natürlich überall dasselbe seyn. Der Torf wird nämlich in
einen rectangulären Kasten gebracht, mit grobem Tuch überlegt, und dann ein
dichtpassender metallener, durchlöcherter Dekel darauf gebracht, der vermittelst
mechanischer Hülfsmittel niedergepreßt wird. D'Eresby
benüzte hydraulische Pressen vermittelst einer Dampfmaschine getrieben. In
Deutschland bediente man sich der Spindelpressen oder bloß eines zusammengesezten
Hebelwerkes.
Alle diese Vorrichtungen haben einen Vorwurf, den der Langsamkeit der Arbeit. Die
Spindel muß wieder in die Höhe geschraubt, die Hebel gehoben, der Kasten geöffnet,
geleert, wieder neuerdings gefüllt und verschlossen werden. Diesem Uebelstande hat
der hiesige Hofbrunnenmeister, Hr. Höß, durch eine
äußerst sinnreiche Vorrichtung zum Theil abgeholfen, vermöge welcher die den Druk
communicirende Kolbenstange im Vor- und Rükwärtsgehen wirkt, während zur selben Zeit eine
andere die gepreßten Torfstüke aus der Form hebt.
Ein zweites und Haupthinderniß, das beim Pressen des Torfes eintritt, liegt in der
Natur des Torfes selbst. Das Wasser ist nämlich der Torfmasse nicht hygroskopisch
beigemengt; es macht größtentheils einen Bestandtheil der in den zelligen Bälgen
eingeschlossenen Torfmasse selbst aus, und findet, wenn die Zellen nicht zerrissen
werden, nur schwer einen Ausgang. Wird der Torf in einem Kasten gleichförmig
zusammengepreßt, so kann während der Verdichtung das Wasser nur durch die Löcher des
Dekels entweichen. Es müssen sich also Canäle von allen Theilen des Torfes durch die
verdichtete Torfsubstanz nach Oben bahnen, Canäle, die durch die nachfolgende
Torfmasse sogleich wieder verstopft werden, wodurch sich um den Torfziegel eine
dichte Hülle von zerrissener Torfmasse bildet, die dem völligen Austroknen des
Torfes in freier Luft bedeutende Hindernisse in den Weg legt, und da, wo nicht
ungeheure Kräfte zu Gebote stehen, das Austroknen der gepreßten Ziegel ungemein
verlangsamt.
Ich hatte mir deßhalb schon vor mehr als drei Jahren eine Maschine ausgedacht, die
ohne Unterbrechung und also ohne Zeitverlust wirkt, und den Druk nur successive auf
die verschiedenen Theile desselben Torfziegels anbringend und die Bälge des Torfes
zerreißend, das entweichende Wasser vor sich her nach der noch nicht
zusammengedrükten Seite des Torfes drängt.
Das Princip meiner Presse bilden zwei sich horizontal über einander drehende eiserne
Cylinder A, Fig. 8 und 9, nach der Länge des zu
pressenden Torfstükes, zwischen welche das Torfstük mit der breiten Seite gebracht
wird, wie z.B. ein Eisenpaket, das in Eisenwerken nach englischer Manier zu Platten
gewalzt wird. Da der Raum zwischen den zwei Walzen viel enger ist als das zu
verwalzende Eisen- oder Kupferstük, so muß das durch die Walzen gehende
Eisen- oder Torfstük seine Dimensionen der Länge und Breite nach vergrößern,
oder wenn es daran verhindert wird, sich in einen engern Raum zu schmiegen fähig
seyn, d.h. sich verdichten lassen.
Um diese Seitenausdehnung zu verhindern, konnte ich nichts anderes thun, als eine
endlose Kette von aneinander hängenden Kästen oder Torfformen B, Fig.
8 und 9, zu bilden, die durch zwei einander gegenüber liegende Trommeln D gespannt erhalten wird. Diese Torfform- oder
Kastenkette mußte so gebildet seyn, daß die Hinterwand der einen Form Fig. 10 die
Vorderwand der nachfolgenden Form bildete, so daß dann jede einzelne Form aus einem
rechtwinkligen Winkelhaken besteht, der mittelst eines Scharniers mit der offenen
Seite an einen andern
Winkelhaken der Art befestigt ist. Da aber diese Formenkette sich unmöglich zwischen
den engstehenden Preßwalzen durchbewegen und so in endloser Folge ein Torfstük nach
dem andern unter sie bringen konnte, so mußten die Cylinder da, wo sie eine breite
Seitenwand der Formkette berührten, so tief eingeschnitten werden, Fig. 9, F, daß sich im Cylinder Abschnitte von der Größe des zu
pressenden Torfstükes in die mit Torf gefüllten Formen hineintauchen und so den Torf
zusammendrüken konnten. Derjenige Theil also der Cylinderoberfläche, der zwischen
den Einschnitten stehen blieb, hatte die Größe der breiten Oberfläche des
Torfziegels, und bildet also beim untern Cylinder den Boden, beim obern den Dekel
des Kastens, in welchem der Torfziegel verdichtet wird. Da die Oberfläche der
Cylinder eine gekrümmte Fläche ist, so muß natürlich der Torfziegel Fig. 9, G, mit seiner breiten Seite unter die Walzen gebracht
werden, damit die Oberfläche des Torfes so viel als möglich einer geraden Linie nahe
komme, und in einem Momente doch ganz vom Cylinderabschnitte gefaßt werden
könne.
Meine in England construirten Cylinder besizen gewöhnlich neun Einschnitte, sind also
in neun Abtheilungen getheilt, und pressen deßhalb mit jeder Umdrehung neun
Torfstüke. Die Walzen selbst drehen sich, wenn es nöthig ist, in einer Minute 30 bis
35mal um, und liefern darum in einer Minute 315 und in einem Tage 45480 gepreßte
Torfstüke, ungefähr gleich 18184 Cntr. Dagegen liefert die von einer Dampfmaschine
von 6 Pferdekräften getriebene Torfpresse des Lord D'Eresby nicht mehr als 45 Ziegel in einer Minute, oder 64800 in einem
Tage.
Eine zweite Arbeit meiner Maschine ist das Herausnehmen des gepreßten Torfes aus den
Formen. Obwohl meine Formenkette, während sie sich um die Trommel abwikelt, sich auf
einer Seite öffnet, so ist doch das Torfstük an die drei andern Seiten so fest
angepreßt, daß es ohne Hülfe nicht aus der Form fallen würde. Die Vorrichtung zu
diesem Herausheben ist eben so einfach als effectreich. Sie besteht in nichts als
breiten Kämmen oder Zähnen Fig. 8 und 9, C, welche auf die Trommel derjenigen Seite befestigt sind, nach welcher
sich die Formenkette bewegt. Während der Umdrehung der Trommel steigen diese Kämme
von selbst in den Kasten empor, heben das Torfstük herauf, und lassen es dann, so
wie die Kette vorwärts schreitet, in einen untergesezten Trog fallen.
Um die Maschine zu füllen, ist auf der entgegengesezten Seite ein hoher Trichter
angebracht, der mit Torfstüken immer vollgefüllt erhalten werden muß. Die Torfstüke
fallen durch ihren eigenen Druk in die Formen, so wie sie sich unter der untern
Oeffnung des Trichters vorbeibewegen, und um die Maschine arbeiten zu machen, ist gar nichts nöthig, als
das Schwungrad immer in einer Richtung zu drehen, in den Trichter so schnell als
möglich Torfstüke zu füllen und die Karren mit den gepreßten Torfstüken durch andere
leere zu ersezen.
Man hat sehr oft die Besorgniß geäußert, daß durch das Pressen des Torfes die öhligen Theile des Torfes mit dem Wasser heraus gedrükt
würden und der Torf einen großen Theil seiner Heizkraft verliere. Allein diese
Besorgnisse sind ganz ungegründet, schon darum, weil sich durchaus nichts in der
Torfmasse vorfindet, was nur die geringste Aehnlichkeit mit öhligen Theilen hätte. Die Hauptsubstanz aller Torfarten ist jene
eigenthümliche brennbare, schwarze oder schwarzbraune Substanz, die während des
Troknens stark zusammenschrumpft und zerreiblich wird.
Sie besteht, wie ich schon in meiner Abhandlung über die fossilen Brennmaterialien
des Mineralreiches angegeben, ungefähr aus 5,96 Wasserstoff, 60,40 Kohlenstoff,
Sauerstoff 31,43 und Stikstoff 2,21 Procenten. Bei der trokenen Destillation
entwikelt sie gegen 16 Proc. Kohlensäure, Kohlenoxydgas, 8 Proc. brenzliches Oehl,
gibt 37 Proc. Kohle und ungefähr 25 Proc. wässerige Flüssigkeit, die essigsaures
Ammoniak enthält. Die Torfsubstanz ist im Wasser ganz
unauflöslich, dagegen wird sie von kaustischen und kohlensauren Alkalien vollständig
aufgelöst und gelatinirt bei einiger Concentration, wie eine Auflösung von
Kieselerde. Aus dem Torfe selbst ziehen Alkohol und Aether Harz und eine Art Wachs
aus, die jedoch nur unbedeutend sind. Hr. Reinsch hat
einen Torf mit den oben angegebenen verschiedenen Auflösungsmitteln behandelt und in
100 Theilen gefunden:
Torfmasse in Kali loͤslich
70,7
Torfmasse in Kali unloͤslich
11,3
Harz in kaltem Weingeist
loͤslich
3,1
Harz in heißem Weingeist loͤslich
(Wachs)
2,6
Harz in Aether loͤslich
0,9
Quellsaͤure
0,4
Wasser, Salz, Erden etc.
11,0
–––––
100,0
Was von ausgepreßtem Wasser aufgelöst oder aufgeschlemmt erhalten wird, ist nichts
anders als Quellsäure und quellsaure Salze aus den eingemengten zerstörten
Wurzel- und organischen Geweben erzeugt, die jedoch nur ein halbes Procent
betragen, und zur Verbrennlichkeit oder Heizkraft des Torfes nicht das Geringste
beitragen. Wird übrigens der Torf in die Presse gebracht, wenn er schon so weit
troken ist, daß er auf seiner Oberfläche nicht mehr naß beim Anfühlen erscheint, so wird keine oder
nur eine völlig farblose Flüssigkeit ausgepreßt und der Torf gewinnt ungemein an
Dichtigkeit. Bei manchen Torfarten, die so zäh sind, daß sie sich beim Pressen an
die Wände der Torfformenkette anhängen würden, ist die Vorsicht, den Torf zuerst
etwas austroknen zu lassen, unerläßlich. Es wird dabei anscheinend zwar etwas mehr
bewegende Kraft consumirt, allein die Torfstüke werden bei demselben Umfange in eben
dem Verhältnisse dichter, so daß dabei kein merklicher Kraftverlust stattfindet und
die Kohle zu gewissen Arbeiten, die intensive Hize erfordern, um so brauchbarer
wird.
Fig. 8 ist
eine perspectivische Ansicht der Torfpresse.
Fig. 9 ein
verticaler Durchschnitt derselben.
Fig. 10 eine
Ansicht der Formenkette von Oben.
Fig. 11 eine
Eisenplatte, auf welcher die Stände befestigt sind, in welchen sich die Cylinder
drehen.