Titel: | Die v. Zieten'sche patentirte Wasserhebemaschine. |
Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. IV., S. 12 |
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IV.
Die v. Zieten'sche patentirte
Wasserhebemaschine.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Ueber die v. Zieten'sche patentirte Wasserhebemaschine.
Zur Verständigung der so viel Aufsehen erregenden und in der That einer vielfachen
Anwendung fähigen von Zieten'schen Wasserhebemaschine
theilen wir unseren Lesern auf Taf. II eine Zeichnung und hienächst eine
Beschreibung dieser Maschine mit, ohne welche die vielen Debatten für und wider
dieselbe nicht recht verstanden werden können. – Um zugleich den Ideengang
anzudeuten, auf welchem diese höchst sinnreiche und doch so einfache Maschine aus
dem früher dagewesenen Montgolfier'schen Stoßheber oder
hydraulischen Widder hervorgegangen ist, lassen wir zuvörderst eine Beschreibung
dieses Apparates hier folgen, woraus dann die scheinbar geringfügigen und doch so
wesentlichen Erweiterungen und Verbesserungen ersichtlich seyn werden.
Der hydraulische Widder, von dem wir in Fig. 14 eine skizzirte
Zeichnung geben, ist schon seit langen Jahren als einfaches und sinnreiches
Instrument zum Wasserheben bekannt. A ist ein Gesäß, mit
Wasser gefüllt, an dem sich eine schräg liegende Röhre G
von beliebiger Länge befindet. Dieselbe erweitert sich an einer Stelle bei C nach Oben, so daß ein gewöhnliches Kegelventil B, welches mit einem Stift versehen ist, darin
eingebracht werden, unten aber der Strom des Wassers in gerader Richtung fortgehen kann. Die Röhre
krümmt sich unmittelbar hinter dem Ventilsiz nach Oben und mündet in den
aufrechtstehenden Windkessel D, in welchem die
gleichfalls senkrecht stehende Heberröhre E bis beinahe
auf den Boden hinabreicht. Die Mündung der Röhre G in
den Windkessel D wird durch das sich nach Oben öffnende
Klappenventil F geschlossen. Die Mündung der Röhre G bei A, das Ventil bei B und das bei F liegen in
einer horizontalen Ebene.
Wird nun das Ventil mittelst des Griffs in rascher Folge einigemale gehoben und
gesenkt, so wird das Wasser vermöge des Wasserdruks in A
und nach dem Geseze der communicirenden Röhren ein Bestreben haben, durch das Ventil
bei B aus der Röhre F zu
entweichen. Dadurch wird nun das Wasser in der Röhre G
in Bewegung kommen und durch sein Beharrungsvermögen in dieser Bewegung und in der
Richtung derselben zu beharren streben. Es wird also ein großer Theil des in der
Röhre G in Bewegung befindlichen Wassers bei dem Ventile
B vorbei und durch das Ventil F in den Windkessel treten. Dem dort vorhandenen Wasser wird der Rüktritt
durch das Ventils gesperrt, so daß dasselbe, wenn der Luftdruk in D stark genug geworden ist, in einem continuirlichen
Strom durch die Röhre E austritt.
Gleichwie bei einem Uhrwerk der Pendel durch den fortwährend nachhelfenden und
anstoßenden Druk des Gewichtes immer in schwingender Bewegung erhalten wird, wenn er
einmal angestoßen, so wirkt hier der Druk des Wassers, indem er das Ventil B, das einmal in die auf- und abgehende stoßweise
Bewegung gebracht wurde, fortwährend darin erhält, wo natürlich bei jedem Stoß etwas
Wasser verloren geht.
Dieser Wasserverlust nun war es, der die allgemeine Anwendung des so eben
beschriebenen Apparates verhinderte, meistentheils ganz unthunlich machte, da das
bei B entweichende Wasser noch tiefer abstießen mußte,
als der unterste Boden des Behälters A, der ein Brunnen,
ein Bach, ein Fluß oder dergl. seyn kann; diesem Uebelstande nun zu begegnen, dahin
gingen die Bestrebungen des Hrn. v. Zieten bei der
Construction seiner Maschine, welche Aufgabe er denn auch, wie wir glauben, gelöst
hat.
In Fig. 15 ist
ein Durchschnitt der v. Zieten'schen Maschine gegeben
worden, und haben wir die correspondirenden Theile in Fig. 15 und 14 mit
denselben Buchstaben bezeichnet.
A ist das Gefäß, welches das Wasser enthält, G ist eine horizontale oder nach C ein wenig abfallende Röhre, durch welche der Strom des Wassers geht.
Anstatt des Ventils bei B im hydraulischen Widder ist hier ein Kolben B angebracht, der in dem Cylinder C luft- und wasserdicht mittelst einer gewöhnlichen Verpakung
auf- und abbewegt werden kann. An diesen Kolben H, der hohl und nur nach Unten geschlossen ist, wird mittelst eines
Kugel- oder eines gewöhnlichen Scharniers die Kolbenstange H befestigt, welche wiederum in der gewohnten Weise mit
dem Hebel J in Verbindung steht. Lezterer (J) sizt fest auf der drehbaren Welle M, die in einem Gestelle L
ruht. Da auf eben dieser Welle noch der lange Hebel K
befindlich ist, und dieselbe durch diesen bewegt werden kann, so ist sehr leicht dem
Kolben B eine kurze, rasch auf- und niedergehende
Bewegung mitzutheilen. Hiedurch erfüllt der Kolben genau denselben Zwek, wie das
Ventil beim Widder. Das Wasser in der Röhre G wird durch
das Aufziehen des Kolbens natürlich in Bewegung gebracht, und strebt in der Richtung
der Röhre in dieser Bewegung zu verharren, anstatt der abweichenden des Kolbens zu
folgen. Das Wasser öffnet sich bei jedem herabgehenden Stoße des Kolbens das Ventil
bei F; die in der Bewegung befindliche, durch das
Beharrungsvermögen herzugetriebene Wassermenge, die größer ist, als die dem
correspondirenden einfachen Kolbenhub des Kolbens B der
Maschine zugehörige Quantität, tritt in den Windkessel und wird beim Aufgange des
Kolbens durch das Schließen des Ventils F, wie ein
einmal geschehener Stoß, gleichsam abgefangen.
(Ob dadurch der Aufgang des Kolbens nicht etwas erschwert und so ein Theil des
Ueberschusses der in der für den einfachen Kolbenzug großen Wassermenge wieder
consumirt, und so gleichsam nur eine gleichmäßige Vertheilung der Kraft wie beim
Schwungrade stattfindet, müssen wir jezt noch dahin gestellt seyn lassen.)
Wir überlassen es nach dieser Beschreibung unseren Lesern, die auffallenden Effecte
dieser Maschine zu beurtheilen, und fügen nur noch hinzu, daß, wenn die Maschine
nicht zum Wasserheben, sondern zur Fontaine benuzt werden soll, das Rohr E aus dem Windkessel D
entfernt, und dieser selbst oben geschlossen werden muß. Dann wird der Windkessel
bei O geöffnet und hier das in Fig. 8 gezeichnete Rohr
G mit dem Ansaz N
angeschraubt. Uebrigens kann das Rohr G dann eine ganz
beliebige Länge haben, ehe es sich nach Oben biegt, ohne daß deßhalb der Höhe des
Strahls Abbruch geschähe. (Aus dem Berliner Gewerb-, Industrie- und
Handelsblatt 1842, Bd. IV. S. 219. Durch den Frankfurter Gewerbsfreund, 1842, Nr.
19.)