Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 84, Jahrgang 1842, Nr. LXXIX., S. 393 |
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LXXIX.
Miszellen.
Miszellen.
Schrekliche Dampfschiffsexplosion in Schottland, nebst
Darlegung der Ursachen und der Art ihrer Vermeidung.
In England waren bis jezt zwei Dampfschiffe nach den bekannten Principien die
schnellsten. Das eine ist der noch bestehende „Railway“ zwischen Blackwall und Gravesand
fahrend, und das andere war das zertruͤmmerte Schiff „Telegraph“, was etwa dieselbe Geschwindigkeit,
aber leichtere und zwar Hochdrukmaschinen hatte (Maschine und Kessel nur 8 Tonnen
wiegend). Dieses lief auf dem Clyde zwischen Glasgow und Greenock und
uͤbertraf an Schnelligkeit alle anderen Schiffe daselbst, wie dieß mit dem
„Railway“ auf der Themse der
Fall ist.Der eben so schnelle „Little-Western“ ist in Bristol
erbaut werden.
Montag den 21. Maͤrz, um 12½ Uhr Mittags, wurde in Greenock eine
Explosion gehoͤrt, als ob eine Batterie Kanonen auf einmal abgefeuert
wuͤrde. Man sah den Rauch von dem Landungsplaz zu Helensburg aufsteigen und
unmittelbar darauf konnte man sehen, daß das Dampfschiff „Telegraph“ zersprengt worden war. Zwei
Tauschiffe wurden zur Huͤlfe geschikt, aber Maschine und Kessel waren 100 Fuß
aufs Land geschleudert und Schiff und Radkasten in kleine Stuͤke
zertruͤmmert worden. Todte und Verwundete wurden aus dem Wasser gezogen und
leztere in Hospitaͤlern untergebracht. Die Zahl der Todten ist nicht zu
bestimmen, weil es in England nicht Gebrauch ist, seinen Namen fuͤr die Reise
einzuschreiben, und Niemand wußte, wie viele Reisende am Bord waren, als der
Stewart, der mit Buch und Geld ebenfalls unterging. Viele Personen, die gar nicht am
Bord des Schiffes waren, wurden auf dem Quai verwundet und getoͤdtet, weil
die Explosion im Augenblik der Abfahrt geschah — vermuthlich durch
Vernachlaͤssigung des Wasserstandes im Kessel, weil es bei Hochdruk sehr
schwer ist den Kessel mit der Handpumpe zu speisen, waͤhrend die Maschinen
nicht arbeiten; sobald dann neues Speisewasser in den Kessel gebracht wird, ist die
Ausdehnung des Dampfes durch das rothgluͤhende Eisenblech so
ploͤzlich, daß eine Explosion unvermeidlich ist; besonders ist dieß der Fall,
wenn die Luftpumpe durch die Alimentationsroͤhre noch atmosphaͤrische
Luft in den Kessel bringt, was beinahe bei dem Anfange der Arbeit der Maschinen
unvermeidlich ist, bis das Condensationswasser hinreichend hoch uͤber die
Muͤndung der Speiseroͤhre gebracht worden ist. Auch kann eine zu
starke Belastung der Sicherheitsventile behufs der Wettfahrten von einem Unberufenen
angebracht worden seyn. Man bringt nun in England die Gewichte der
Sicherheitsventile im Dampfkessel an, und ich erstaune zuweilen uͤber die
langen Hebel und großen Gisenklumpen am Ende derselben, selbst bei
Niederdrukmaschinen (die wahrlich eher den Namen Hochdrukmaschinen verdienen) Ein
Ingenieur, der seinem Kessel zu viel zutraut, kann jedesmal, wenn der Kessel
gereinigt wird, unbemerkt neue Gewichte innerhalb anbringen und so sich selbst und
andere in die groͤßte Gefahr sezen. Ich halte sichtbare Gewichte, unter
gehoͤrigem Verschluß gehalten, fuͤr die sichersten, weil den
Dampfschifffahrts-Directoren, Inspectoren etc. dann eine fortwaͤhrende
Controle moͤglich ist.
Eine wesentliche Verbesserung in der Dampfschifffahrt ist, daß man jezt ganz leichte
Maschinen zum Nachfuͤllen des Kessels waͤhrend der Ruhe der großen
Maschine anbringt, um den Leuten die ermuͤdende Arbeit zu ersparen, wodurch
Explosionen beim Anlanden und Abfahren vermieden werden. Eine andere Vervollkommnung
hat seit der Specification meiner Schaufelraͤder mit doppelt gezahnten
Schaufeln als annaͤhernde Nachahmung stattgefunden: man hat jezt
naͤmlich die Anzahl der Schaufeln beinahe verdoppelt, um einen sanften Gang
und groͤßere Schnelligkeit der Schiffe zu erreichen. Dieß ist in den von
Ditchburn und Penn eben vom Stapel gelassenen beiden kleinen Dampfschiffen „Flint“ und „Coquette“ der Fall, welche 10fuͤßige
Raͤder und 18 Schaufeln von geringer Breite haben; beide sind die schnellsten
von derselben Pferdekraft.
Die Zahl der Todten in Helensburgh ist bis jezt auf 21 ermittelt worden; der mehr
oder minder schwer Verwundeten sind 14, und wer weiß, wie viele andere so
zerstuͤkelt wurden, daß man sie nicht zusammen finden kann. Nur zwei Personen
am Bord des Schiffes kamen unverlezt davon.
Nachrichten aus Amerika sagen, daß das Dampfschiff „Mohican“ am 19. Febr. dieses Jahres ebenfalls
durch seinen Kessel zerstoͤrt wurde, als es in Verbindung mit dem
Schleppschiffe „Star“ das englische
Schiff „Edward Thorn“ schleppte. 14
Menschen kamen um, und es wuͤrden wahrscheinlich noch mehr verungluͤkt
seyn, wenn der „Star“ nicht bei der
Hand gewesen waͤre. Mangel an hinreichender Wassermenge im Kessel soll die
Ursache gewesen seyn, so daß die Speisepumpe wahrscheinlich Luft statt Wasser
einbrachte, wie mir dieß selbst in dem von etc. Wood so eben construirten Machwerke
ergangen ist, wo gar kein Wasser in den Kessel gelangte. Gluͤklicher Weise
entstand keine Explosion, weil Wasser genug vorhanden war. A. W. Beyse. (Polyt. Archiv 1842, Nr. 20.)
Betrachtungen über Dampfkesselexplosionen; von Hrn. Seguier.
Seit weniger als zwei Monaten haben drei Kessel-Explosionen auf Dampfschiffen
zahlreiche Opfer gekostet. Am 25. Januar d. J. erlitt der „Nivernais“ zu Nantes, am 19 Februar der
„Mohican“ zu
New-Orleans, am 20. Februar der „Telegraph“ auf dem Clyde in Folge solcher Explosionen
bedeutende Beschaͤdigungen des Schiffsrumpfs und die Passagiere derselben
wurden schreklich verstuͤmmelt.Die jüngste Dampfkesselexplosion auf einem neuen Schiffe, welches unweit
Baltimore seine Probefahrt machte und in Folge deren 150 darauf befindliche
Personen beinahe alle das Leben verloren, war damals noch nicht
bekannt.
Koͤnnten denn, wenn die Explosionen noch nicht ganz zu verhuͤten sind,
nicht wenigstens die traurigen Folgen derselben beschraͤnkt werden?
Zahlreiche Versuche, welche mit einem Dampfkessel von bedeutender Kraft (20
Pferdekraͤften) angestellt wurden, gaben uns die innige und
troͤstliche Ueberzeugung von der Moͤglichkeit, bei der Construction
der Kessel solche Principien anzunehmen und zu befolgen, daß in dem
außerordentlichen Fall einer Explosion die Gefahr auf die engen Graͤnzen des
Kesselraumes beschraͤnkt wird und selbst auch dann noch die wenigen daselbst
befindlichen Personen keiner andern Gefahr ausgesezt sind, als der aus der
Entweichung des Dampfes und der Herausschleuderung des kochenden Wassers
hervorgehenden. Diese Constructionsprincipien sind einfach; sie sollen hier nicht
entwikelt, sondern nur kurz zusammengefaßt werden: sie bestehen in der genauen
Beobachtung dreier Hauptbedingungen, hinsichtlich der zu verdampfenden
Fluͤssigkeit, des verdampfenden Apparats und der Art, wie man den
Waͤrmestoff behufs der Verwandlung des Wassers in Dampf einwirken
laͤßt. Im Allgemeinen bestehen sie darin, 1) das zu verdampfende Wasser
sowohl als den gebildeten Dampf in zahlreiche abgesonderte Raͤume zu
vertheilen, welche im Falle eines Bruches ganz von einander getrennt, fuͤr
den Nuzeffect aber nichtsdestoweniger gemeinschaftlich wirken; 2) ist es
unerlaͤßlich, den Widerstand der Kesselwaͤnde dadurch zu sichern, daß
man nur Recipienten von geringem Durchmesser construirt, was duͤnne
Metallblaͤtter anzuwenden gestattet, welche waͤhrend der
Thaͤtigkeit des Kessels nichts von ihrer Zaͤhigkeit verlieren. Man
darf den Gefaͤßen nur eine solche Form geben, welche ein innerer Druk in
ihren Normalzustand, d. h. in die sphaͤrische, cylindrische oder konische
Gestalt zuruͤkbringt.
Endlich soll man den Waͤrmestoff nur am obern Theil der mit Wasser
erfuͤllten Raͤume anbringen, damit im Falle eines Bruches nicht die
ganze Wassermenge durch die ploͤzliche Entwikelung des durch
Beruͤhrung der Heizflaͤchen gebildeten Dampfes herausgeschleudert
wird. Von den drei hier angegebenen Bedingungen sind zwei sicherlich nicht neu, da
wir dieselben in einem sehr alten, in dem Archiv des Conservatoire des Arts et Métiers niedergelegten Plan eines Dampfschiffes
mit Hochdruk auf das Sorgfaͤltigste befolgt finden. Wir koͤnnen von
dieser merkwuͤrdigen Zeichnung, welcher der Name ihres Verfertigers nicht
beigesezt ist, kein genaues Datum angeben; aber der Ursprung derselben geht
wenigstens bis zum Jahr 1792 zuruͤk; dieß bezeugt die weiße Fahne, welche das
Hintertheil des
Schiffs umspannt, so wie die Lilien, welche dieselbe zieren. Man ersieht daraus mit
vielem Interesse, daß der Verfertiger des Plans, die ganze Gefahr einer in einem
einzigen Recipienten angehaͤuften elastischen Kraft wohl erkennend, den sehr
weisen Gedanken hatte, das Wasser und den Dampf in eine Reihe cylindrischer
Reservoirs von kleinem Durchmesser zu vertheilen; seine Vorsicht, welche so weit
ging, auch auf die beste Verbrennungsweise zu reflectiren, ließ ihn einen Ventilator
zur Befoͤrderung des Zugs anbringen. Das vorgeschlagene Fahrzeug war also
frei von jenem ungeheuren und unbequemen Kaminrohr, welches unsere neuen Fahrzeuge
verunziert. Eine aufmerksame Pruͤfung dieses Plans moͤchte uns zu dem
bizarr scheinenden Schluß fuͤhren, daß die ersten Vorschlaͤge zu
Dampfschiffen hinsichtlich des Krafterzeugers besser waren, als unsere jezige
Construction, oder wohl auch zu der Bemerkung, daß gewisse neue Erfindungen, welche
als Verbesserungen betrachtet werden, nur reproducirte, unbekannt gebliebene oder in
Vergessenheit gerathene alte Jdeen sind. Wir wuͤrden sogar mit Unrecht
behaupten, daß die ersten Dampffahrzeuge nur hinsichtlich des Dampferzeugers den
Vorzug vor unsern heutigen verdienen; denn das in der aufgefundenen Zeichnung
abgebildete Organ der Fortstoßung ist in seiner Construction, seiner Wirkungsweise
und seiner Anbringung voͤllig identisch mit demjenigen, welches
gegenwaͤrtig als der neueste Fortschritt ausgegeben wird, naͤmlich der
Archimed'schen Schraube.
Moͤchte doch diese Constructionsweise recht bald praktisch ausgefuͤhrt
werden. (Moniteur industriel, 21. April 1842.)
Beseitigung eines großen Hindernisses bei Anwendung des
Elektromagnetismus als Triebkraft.
Die Literary Gazette vom 30. April d. J. enthaͤlt
folgende Notiz uͤber die Beseitigung eines großen Hindernisses, welches der
Anwendung des Elektromagnetismus als nuͤzliche Triebkraft bisher im Wege
stand.
„Ein Privatmann, Elias, in Haarlem
veroͤffentlichte so eben die Beschreibung einer von ihm erfundenen
Maschine zur Benuzung des Elektromagnetismus als Triebkraft. Der Erfinder
richtete sein Augenmerk hauptsaͤchlich darauf, jene Uebelstaͤnde
wegzuschaffen, an welchen die Moͤglichkeit der praktischen Anwendung der
Erfindung Jakobi's in St. Petersburg scheiterte.
Diese Uebelstaͤnde ruͤhren von der irrigen Annahme her, als
haͤtte die magnetische Kraft ausschließlich ihren Siz an den Enden der
Staͤbe, respective der Hufeisen; mit jeder Umkehrung der Pole
naͤmlich ist nothwendig eine Unterbrechung des Stromes verbunden,
waͤhrend welcher die in den uͤbrigen Theilen des Stabes sizende
Kraft gaͤnzlich unbenuzt bleibt. Die neue Erfindung des Hrn. Elias dagegen bietet den sehr großen Vortheil, die
volle Kraft des elektrischen Stromes ohne Unterbrechung zu benuzen. Der Apparat
besteht aus zwei concentrischen Ringen von weichem Eisen, die in derselben Ebene
sich befinden, und von denen der aͤußere unbeweglich ist, der innere
dagegen um seine Achse sich drehen kann. Durch eine um jeden Ring gewundene
Kupferdrahtspirale erhalten dieselben sechs magnetische Pole, die in gleichen
Abstaͤnden von einander sich befinden, und das Ganze ist so angerichtet,
daß der eine Ring bestaͤndig seine Wirkung auf den anderen in der ganzen
Peripherie und in immer gleicher Distanz ausuͤbt.“
„Ein kleines, aber sehr vollkommenes Modell dieser wichtigen Erfindung ist
hier oͤffentlich ausgestellt, und nach dem Urtheile Sachkundiger
verspricht diese Einrichtung einen vollkommenen Erfolg.“
Diese Notiz, welche der Redaction der Literary Gazette
vom englischen Generalconsul in Holland zukam, ist freilich nicht sehr geeignet,
eine klare Vorstellung des angegebenen Apparates zu verschaffen, die, falls die
Erwartung nicht getaͤuscht wird, gewiß in einer Abbildung bald erscheinen
wird. Jedenfalls gestattet die obige Anordnung eine Benuzung der ganzen magnetischen Kraft in allen Theilen des Apparates,
obwohl es nicht klar ist, wie der Strom „ohne Unterbrechung“
dabei benuzt wird, welch lezterer Umstand insofern von Wichtigkeit erscheint, als
dann nicht ein Theil des Stromes zur Vernichtung der im Elektromagneten
zuruͤkbleibenden Polaritaͤt verwendet werden duͤrfte, und das
Auftreten secundaͤrer Stroͤme der Hauptsache nach vermieden
wuͤrde.
In demselben Blatte geschieht auch zweier elektromagnetischer Maschinen vom Prof. Wheatstone Erwaͤhnung, bei deren einer,
aͤhnlich wie bei der Haarlemer, eine rotirende Scheibe, und bei der anderen
ein excentrisches bewegliches Rad von weichem Eisen angebracht ist, so daß auch hier
eine weit bessere Benuzung der magnetischen Kraft stattfinden kann.
Fourneyron's neue Thüren für
Schleußen mit breiten Oeffnungen, welche sich durch die Kraft des Wassers öffnen und
schließen.
Diese Thuͤren, welche vorgeschlagen sind, um die Bruͤkenbogen der
Bruͤke von Notre-Dame zu verschließen, um das Wasser der Seine
zuruͤkzuhalten und sie zur Fahrt bei Paris schiffbar zu machen, haben zwei
Fluͤgel, die sich in der halben Breite des Bogens beruͤhren wenn sie
geschlossen sind; in dieser Stellung bilden sie die Form eines >, dessen
aͤußerste Enden der entgegengesehen Seiten durch eine feste Achse mit dem
Bruͤkenpfeiler verbunden werden, um welche die beiden Seiten des > einen
Theil eines Kreisbogens beschreiben koͤnnen. An der Vereinigung der beiden
Schenkel des > ist ein Scharnier, und damit die Bewegung des Systems um die beiden
Achsen, von welchen eben gesprochen wurde, statthaben kann, muß eine der Seiten des
> gebrochen seyn, und die beiden Theile muͤssen durch ein Scharnier so
verbunden werden, daß sie einen sehr stumpfen Winkel bilden, dessen Scheitel an die
Seite des andern Schenkels des > gestellt ist. Durch diese Einrichtung ist es sehr
leicht den Winkel zu vermindern, welchen die zwei Seiten des > miteinander machen
und sie selbst ganz zusammenzulegen, um sie in eine Vertiefung bringen zu
koͤnnen, die in dem Bruͤkenpfeiler angebracht ist.
Der Raum, welcher durch den > und den Pfeiler begraͤnzt wird, womit die zwei
Seiten, jede mit einem Ende verbunden sind, bildet eine Kammer, deren volle
Seitenwaͤnde keine Verbindung mit dem Aeußern darbieten. Man bringt in dem
Pfeiler einen kleinen Canal an, der stromaufwärts mit dem Fluß uͤber der
Thuͤre communicirt und stromabwaͤrts mit dem Wasser des Bogens hinter
der Thuͤre; man sezt in den Canal zwei kleine Schuͤzen oder Klappen,
die eine am Eingange, die andere am Ausgange und oͤffnet in der Seitenwand
des Pfeilers eine Verbindung zwischen diesem Canale und der Kammer, welcher
seitwaͤrts geschlossen ist; alsdann wird dieser Mechanismus, wodurch die
Thuͤren sich fast von selbst oͤffnen und schließen, vollendet
seyn.
Damit die Thuͤre sich dem Ausstroͤmen des Wassers entgegensezt,
schließt man die Ausgangsschuͤze und oͤffnet die des Einganges;
alsdann erhebt sich das Wasser in der Kammer bis zur Hoͤhe der
Oberflaͤche des Flusses stromaufwaͤrts; die obere Seite des > wird
innerhalb und außerhalb durch gleiche, einander gerade entgegengesezte
Kraͤfte gedruͤkt, welche folglich keine Bewegung der Thuͤre
zulassen. Die gebrochene Seite des > hingegen wird innerhalb durch eine
Wassersaͤule gedruͤkt, deren Hoͤhe gleich dem Niveau des
Oberwasserspiegels ist und außerhalb durch eine Wassersaͤule, welche gleich
dem Niveau des Unterwasserspiegels ist. Die Kraft, welche die gebrochene Seite der
Thuͤre von Innen nach Außen druͤken wird, wird also gleich der
Differenz der beiden entgegengesezten Pressungen seyn und streben, den Winkel gerade
zu machen, den die zwei Theile dieser Seite zwischen sich bilden. Von der Zeit an
wird die Thuͤre kraͤftig gestuͤzt werden durch ein Widerlager,
welches auf dem Boden des Flusses angebracht ist und sich dem Durchgang des Wassers
entgegensezt.
Um das Ausstroͤmen zu bewirken, schließt man die Eingangsschuͤze und
oͤffnet mit Vorsicht die Schuͤze des Ausganges. Das Wasser der Kammer
laͤuft aus, der obere Druk von Außen wird groͤßer werden als der
innere Druk; die gerade Seite des > gibt dem ersteren dieser Druke nach und wird
sich gegen die gebrochene Seite anlegen, und zwar um so langsamer, je weniger man
die Ausgangsschuͤze geoͤffnet haben wird.
Um die Thuͤre wieder zu schließen, wenn das Wasser sich durch den Bogen mit
seiner ganzen moͤglichen Geschwindigkeit ergießt, genuͤgt es, die
Ausgangsfchuͤze zu schließen und die Schuͤze des Einganges zu
oͤffnen—eine Arbeit, welche leicht durch einen Mann oder ein Kind
auszufuͤhren ist. Die Thuͤren werden sich daher bei allen Dimensionen,
die man ihnen geben duͤrfte, bewegen lassen. (Bulletin
de la société d'Encouragement. Jan. 1842, S. 26.)
Maschinenflachsspinnerei in Rheinpreußen.
Zur Vergleichung mit andern, die Errichtung von Maschinenflachsspinnereien
betreffenden Voranschlaͤgen wird die Mittheilung des Prospects fuͤr
ein in Rheinpreußen projectirtes Unternehmen dieser Art nicht ohne Interesse
seyn:
Thlr.
Sgr.
1) Preis einer Genter Spinnmaschine, von 2500 Spindeln fuͤr Flachs
und 1500 Spindeln fuͤr Werg, 216,426 Kr. oder zum Curse von 80
57723
6
2) Kosten der Dampfmaschine (da diese Betriebskraft, ihrer
Gleichmaͤßigkeit wegen, fuͤr vortheilhafter erachtet wird als
Wasserkraft) von 36 Pferdekraft incl. Kessel
zu
9000
—
3) Grund und Boden, nebst Gebaͤude (nach dem neuesten englischen
Principe, einstokig)
35000
—
4) Transport, Aufstellung u. s. w. (sehr hoch geschaͤzt)
18276
24
5) Betriebscapital
80000
—
––––––––––––
Total
200000
—
Dieses Capital ist durch 4000 Actien à 50 Thlr.
repraͤsentirt; uͤber¼ (1040 Actien) waren im Februar
gezeichnet; sobald die Haͤlfte (2000) genommen ist, soll eine
Generalversammlung berufen werden, um die Statuten zu berathen und zur Wahl einer
Verwaltung zu schreiten, in welcher zu den Neußer Mitgliedern desselben aus jedem
der Kreise Grevenbroich, Gladbach, Kempen, Erkelenz und dem Stadt- und
Landkreise Koͤln zwei Mitglieder und zwei Stellvertreter gewaͤhlt
werden sollen u. s. w.; von Seite des Staats ist eine bedeutende Betheiligung in
Aussicht gestellt worden.
Die Einnahme ist nach dem Prospect folgende: Die
taͤgliche Leistung einer Spindel von 6¼ Gebund zu 300 Yards Flachsgarn
Nr. 60 und 10 Gebund Nr. 30 Werggarn durchschnittlich. Daher 2500 Spindeln
Flachsgarn taͤglich 15625 Gebund (à 3⅓
Pfd. per Buͤndel) und 1500 Sp. Werggarn
taͤglich 15000 Gebund (à 6⅔ Pfd. per Buͤndel). Nun sind 200 Gebund = 20 hanks = 1 Buͤndel, daher per Jahr
an Flachsgarn 23437½ Buͤndel à
2½ Thlr
58593
Thlr.
22
Sgr.
an Werggarn 22500 Buͤndel à 2
Thlr
45000
—
—
—.
––––––––––––––––––––––
103593
Thlr.
22
Sgr.
Ausgaben. An 140 Erwachsene und Kinder in 300
Arbeitstagen, naͤmlich:
Thlr.
Sgr.
17 Erwachsene à 14½ Sgr. per Tag, oder in 300 Tagen à 8 Thlr. 6½ Sgr
2465
—
123 Kinder (Maͤdchen und Knaben) à
4½ Sgr. per Tag oder 300 Tage à 18 Thlr. 13½ Sgr
5535
—
Dem Oberaufseher (Englaͤnder)
1500
—
Fuͤr Verwaltung
1500
—
Fuͤr Heizung der Dampfmaschine von 36 Pferdekr., per Stunde und Pferd 8 Pfd. Fettkohlen, den Tag
zu 15 Stunden gerechnet, 180 Pfd. zu 1 Faß à
12½ Sgr., macht 10 Thlr. per Tag, oder
per Jahr zu 300 Arbeitstagen
3000
—
Fuͤr Holz und Schmiere
300
—
Fuͤr den Heizer
200
—
Fuͤr Beleuchtung
500
—
Abnuzung der Maschinen à 10 Proc. von 85000
Thlr.
8500
—
—#x2014; Gebaulichkeiten à 5 Proc. von
35000 Thlr
1750
—
Zinsen von 200000 Thlr. à 5 Proc.
10000
—
Affecuranz von 200000 Thlr. à 7½
Proc
1500
—
Flachs 3000 Cntr. à 18 Thlr
54000
—
Unvorhergesehenes (Nebenkosten)
4843
22
–––––––––––––––
Zusammen
95593
22
Dagegen Einnahme wie oben
103593
22
–––––––––––––––
Bleibt als Dividende
8000
—
welche sich indeß nach den in Schlesien gemachten Erfahrungen
wahrscheinlich noch hoͤher stellen wird. (Gewerbebl. fuͤr Sachsen,
1842, Nr. 28.)
Neuer Tuchwebestuhl.
Seit drei Wochen ist in der Tuchfabrik des Hrn. Georg Finckh dahier ein durch mechanische Kraft getriebener Tuchwebestuhl im
Gange, dessen Producte nach Guͤte und Menge die Handgewebe weit hinter sich
zuruͤklassen. Allgemein bekannt sind die vielen Versuche in der Tuchweberei,
in der Art wie dieß laͤngst bei der Zeugweberei der Fall ist, die Handarbeit
durch die gleichmaͤßigeren und rascheren Producte einer Maschine zu ersezen;
aber eben so bekannt ist, daß bis jezt keiner dieser Versuche seinem Zwek entsprach,
und daß daher bereits gar viele an der Moͤglichkeit des Gelingens verzweifeln
wollten. Um so erfreulicher ist, daß es Deutsche sind, denen die Loͤsung
dieses Problems gelang. Der sonst schon ruͤhmlich bekannten
saͤchsischen Maschinenbaucompagnie in Chemnitz verdanken wir diese Erfolge.
Der Stuhl ist nach dem Schoͤnherr'schen System
gebaut und ist so, wie er jezt vor uns steht, das Resultat des Zusammenwirkens
mehrerer, der beharrlichsten langjaͤhrigen Ausdauer und der feinsten
Combination. Er ist so empfindlich, daß, sobald ein Faden reißt, der Stuhl
augenbliklich still steht, so daß die Gleichartigkeit des Gewebes nicht vom Arbeiter
abhaͤngt, sondern durch die Maschine erzielt wird. Ein Arbeiter kann daher
zwei Stuͤhle zugleich beaufsichtigen, und da jeder derselben anderthalbmal so
viel Tuch zu fertigen im Stande ist, als in gleicher Zeit mit der Hand gewoben
werden kann, so kann kuͤnftig ein Tuchweber dreimal so viel leisten, als
seither. An Gleichartigkeit uͤbertrifft das Gewebe dieses Stuhls die Producte
der Handarbeit bei weitem, und endlich kann durch besondere Vorrichtungen die
Staͤrke des Schlags und somit auch die Festigkeit des Gewebes beliebig
regulirt werden. Bereits sind auf dem bei Hrn. J. G. Finckh aufgestellten Stuhl, dem ersten nach dieser neuen Erfindung,
mehrere Stuͤke Tuch gewoben worden, die sich auch in der Walke vortrefflich
bewaͤhrten. Hr. J. G. Finckh ist von der
saͤchsischen Maschinenbaucompagnie in Chemnitz mit dem Debit solcher
Webestuͤhle fuͤr Wuͤrtemberg beauftragt und hat auch bereits
von mehreren Tuchfabrikanten, nachdem diese sich durch persoͤnlichen
Augenschein von der Zwekmaͤßigkeit des Webestuhls uͤberzeugt hatten,
ansehnliche Bestellungen erhalten. Das erste aus diesem Stuhle hervorgegangene Tuch
wird von Hrn. J. G. Finckh in den naͤchsten Tagen,
sobald es vollends fertig ausgeruͤstet ist, zu der in diesem Monat
stattfindenden wuͤrtembergischen Industrieausstellung nach Stuttgart
eingesendet werden.
Dr. A.
Gaudin's Bereitung des Iodbromids
zur Darstellung von Lichtbildern.
Hr. Gaudin hat an die franzoͤsische Akademie der
Wissenschaften folgendes Schreiben gerichtet:#x201E;Es ist mir gelungen,
augenbliklich kraͤftige Daguerre'sche Lichtbilder
ohne Beihuͤlfe des Iodkaͤstchens darzustellen, indem ich statt des
Jods eine Jodverbindung auf die polirte Platte einwirken lasse. In Deutschland
scheint man in dieser Hinsicht das Jodchlorid mit gutem Erfolg zu benuzen; die
Substanz, welche ich anwende, ist Jodbromid; sie laͤßt sich sehr leicht
bereiten, indem man in Jodbromid, mit Ueberschuß von
Brom, so lange eine Aufloͤsung von Jod in Alkohol gießt, bis ein wie Jod
aussehender Niederschlag zu entstehen beginnt. Die Fluͤssigkeit wird dann
durch Baumwollenzeug filtrirt und ist das fragliche Jodbromid. Um sich desselben zu
bedienen, verduͤnnt man es mit Wasser wie das bisher angewandte Jodbromid
(welches weniger Jod enthielt); die Platte kann in die Camera
obscura gebracht werden, sobald ihre Oberflaͤche eine rosenrothe
Farbe angenommen hat.“
„Man erhaͤlt eine Fluͤssigkeit von analogen Eigenschaften,
wenn man Brom auf Jodsulfurid wirken laͤßt.“(Comptes rendus, Maͤrz 1842.)
Künstliches magnetisches Eisenoxyd.
In der Chemical Society in London wurde folgendes von den
HHrn. Abich und Gregory
entdektes Verfahren, diese Substanz zu bereiten, mitgetheilt, welche schon seit dem
Jahre 1833 als Arzneimittel gute Dienste leistet. Man loͤst 1 Pfd.
gewoͤhnliches krystallisirtes schwefelsaures Eisenorydul in Wasser auf, sezt
Salpetersaͤure in hinreichender Menge hinzu, um es in Oxyd zu verwandeln, und verjagt nachher
durch Kochen sorgfaͤltig allen Ueberschuß von Salpeter- oder
salpetriger Saͤure. Nun sezt man 1 Pfd. schwefelsaures Eisenoxydul, in
hinlaͤnglicher Menge Wasser aufgeloͤst, hinzu und schuͤttet das
Ganze in eine Aezkaliloͤsung, welche der Quantitaͤt und Staͤrke
nach im Stande ist, alles zu zersezen und kocht das Ganze. Der so entstehende
Niederschlag besteht aus einem mechanischen Gemenge von gleichen Atomen Oxydul und
Oxyd; erwaͤrmt man dasselbe auf 80° R., so verbinden sie sich
chemisch. Daß diese Umwandlung vor sich geht, davon kann man sich
uͤberzeugen, indem man in die Mischung vor dem Kochen ein Stuͤk reinen
Baumwollenzeug taucht, welches, nachdem es einige Minuten der Luft ausgesezt und
dann in Wasser gewaschen wurde, die eigenthuͤmliche ledergelbe Farbe des auf
Baumwollfaser niedergeschlagenen Eisenoxyds zeigt, waͤhrend, wenn man
dasselbe nach dem Kochen thut, eine schmuzigschwarze Faͤrbung entsteht und
die Bildung des schwarzen Oxyds anzeigt.#x2014; Diese Thatsache wird auch dadurch
bewiesen, daß das Oxyd nach dem Kochen unter dem Mikroskop eine krystallinische
Structur zeigt; die kleinen Blaͤttchen sind von brauner Farbe und
durchsichtig, doch sind die Kanten der Krystalle nicht deutlich genug, um ihre Form
bestimmen zu koͤnnen. Hr. Thomson macht auf die
Anwendung des troknen sowohl als feuchten, in Wasser suspendirten
kuͤnstlichen magnetischen Eisenoxyds (in Folge seiner außerordentlichen
Empfindlichkeit fuͤr magnetische Einfluͤsse) zum Anzeigen der Richtung
der magnetischen oder galvanischen Stroͤme aufmerksam, indem die von Dr.
Brewster beschriebene magnetische Curve sehr
schoͤn durch dasselbe anschaulich gemacht wird. (Philosophical Magazine,) April 1842, S. 341.)
Schädlichkeit der Gefäße aus Zink zur Aufbewahrung von Milch
etc.
Dr. L. Elsner in Berlin sagt
hieruͤber:#x201E;Ich muß gestehen, daß ich nicht mehr geglaubt habe, daß man
wieder in neuester Zeit den Gebrauch von Zinkgefaͤßen zur Aufbewahrung von
fluͤssigen Nahrungsmitteln anempfehlen wuͤrde, nachdem schon zu Ende
des vorigen Jahrhunderts von Vauquelin durch Versuche
dargethan wurde, daß viele fluͤssige Nahrungsmittel in Zinkgefaͤßen
aufbewahrt, nach sehr kurzer Zeit einen nicht unbedeutenden Gehalt an
aufgeloͤstem Zink zeigen. Ich selbst habe mich durch Versuche schon vor
mehreren Jahren uͤberzeugt, daß Zukeraufloͤsung, welche nur mehrere
Stunden im Sommer in Zinkgefaͤßen aufbewahrt worden war, eine nicht
unbetraͤchtliche Menge Zinksalz aufgeloͤst enthielt. Nun wurde
unlaͤngst im Echo du monde savant wieder auf das
Verfahren aufmerksam gemacht, daß sich die Sahne von der Milch dadurch leichter und
in groͤßerer Menge trennen laͤßt, daß man die Milch einige Zeit in
Gefaͤßen von Zink hinstellt. Da nun aber bekanntlich Milch noch weit leichter
als Zukerloͤsung saͤuert, so ist es um so mehr zu befuͤrchten,
daß bei diesem Verfahren um so leichter Zink aufgeloͤst wird, der alsdann
beim Genuß sehr uͤble Folgen haben kann, da ein sehr geringer Zinkgehalt
schon sehr heftiges, krampfhaftes Erbrechen erregt.“ (Gewerbeblatt
fuͤr Sachsen.)
Runkelrübenzuker-Production und Consumtion in
Frankreich im Jahre 1841#x2013; 42.
Die Administration der directen Steuern (in Frankreich) veroͤffentlichte vor
Kurzem eine Uebersicht der Production und Consumtion inlaͤndischen Zukers vom
Anfang des Sudjahres 1841#x2013; 42 an, in welcher von den 42 zukerproducirenden
Departements die Lage der Fabriken zu Ende Maͤrz 1842 und die in diesem Jahre
erhobenen Auflagen angegeben sind. Nach derselben ist die Anzahl der seit dem
Anfange des Jahres 1841/42 thaͤtigen Fabriken 398, eine Zunahme gegen das
vorausgehende Jahr um 9 Fabriken. Die Anzahl der Fabriken, welche, ohne gearbeitet
zu haben, noch Zuker auf dem Lager haben, ist 14; im J. 1840/41 waren deren 30; in
diesem Jahr also um 16 weniger.#x2014; Die vor dem Anfang der Campagne
inventarisirten Quantitaͤten betragen 4,587,296 Kilogr.; Zunahme gegen das
vorige Jahr 484,640 Kilogr.#x2014; Waͤhrend der Campagne 1841–42
fabricirte Quantitaͤten: im Monat Maͤrz 4,026,120 Kilogr.; Zunahme
gegen Monat Maͤrz 1841–1,079,387 Kilogr.; in den vorausgehenden
Monaten der Campagne—24,019,395 Kilogr.; Zunahme gegen 1841–1,673,540
Kilogr. Summe der
waͤhrend der Campagne 1841–42 fabricirten Quantitaͤten
28,055,515 Kilogr.; Zunahme gegen das. vorige Jahr 2,752,927 Kilogr — Im J.
1841–42 zur Consumtion gelieferte Quantitaͤten: im Monat Maͤrz
3,934,738 Kilogr. — Zunahme gegen das vorige Jahr 1,027,297 Kilogr. In den
vorausgehenden Monaten der Campagne 19,350,616 Kilogr — Zunahme gegen das
vorige Jahr, 4,070,142 — Summe der waͤhrend der Campagne
1841–42 zur Consumtion gelieferten Quantitaͤten 23,284,355. Zunahme
gegen das vorige Jahr 5,097,439 Kilogr. Quantitaͤten, welche am Ende des
Monats in den Fabriken zuruͤkblieben, 9,357,457 Kilogr. Zur gleichen Zeit im
J. 1841 11,217,329 Kil. Dieß ist fuͤr das in Rede stehende Jahr am Ende des
Monats ein um 1,859,872 Kilogr. geringerer Ruͤkstand — Gesammtbetrag
der im J. 1842 gezahlten Auflagen (Hauptsteuer und Zehnten) 3,324,257 Fr. —
Zunahme gegen 1841 1,187,753 Fr. (Moniteur industriel,
21. April 1842.)
Tennant's chemische Fabrik zu St.
Rollox bei Glasgow.
Hr. Prof. Schubarth theilt uͤber dieses riesenhafte
Etablissement in den Verhandlungen des preuß. Gewerbevereins, 1 ste Lief. 1842
folgende Notizen mit:
Zum Behuf der Erzeugung von Schwefelsaͤure sind 20 Bleikammern vorhanden, von
je 70 Fuß Laͤnge, 15 Fuß Breite und 20 Fuß Hoͤhe; sie sind niedrig
aufgestellt, und mit Condensatoren versehen, um keine durch den Zug mit
fortgefuͤhrte Saͤure zu verlieren. Man bediente sich des
Natronsalpeters und Schwefels, auch des irlaͤndischen Schwefelkieses, der in
besonderen Oefen gebrannt wird. Die in den vor den Kammern erbauten
Verbrennungsoͤfen erzeugten Gase steigen in einem Bleirohr zum Dach der
Huͤtte empor und treten dann, auf diesem Wege etwas abgekuͤhlt, in die
Bleikammer von Oben ein. Man arbeitet nur mit Wasserdampf, der in die Kammern
geleitet wird. Die lezte Concentration geschieht in zwei Platinblasen; sie sind mit
einer besonderen Vorrichtung zum Nachfließen der in den bleiernen Abdampfpfannen
halb concentrirten Saͤure versehen. — Hr. Tennant gab die jaͤhrliche Production an Schwefelsaͤure auf
8000 Tonnen, oder 160,000 Cntr. (17 9/10 Million engl. Pfd.) an.
Außer Schwefelsaͤure wird noch Chlorkalk und Soda bereitet. Zur Entwikelung
von Chlorgas dienen 34 große Chlorentwikelungsgeraͤthe aus starkem Blei,
unten mit gußeisernen Doppelboͤden construirt; der Zwischenraum wird mit
Dampf gefuͤllt. Jeder Apparat faßt 10 Cntr. Braunstein und die dazu
noͤthige Menge Salz, Schwefelsaͤure und Wasser. Das Chlorgas wird in
geraͤumige, aber niedrige Kammern aus Mauerwerk geleitet, deren je zwei
uͤber einander angelegt sind. Hier befindet sich staubfoͤrmiges
Kalkhydrat, welches aus irlaͤndischer Kreide, in der Anstalt gebrannt.
bereitet wird. Der Ruͤkstand aus den Chlorentwiklern, welcher freie
Schwefelsaͤure enthaͤlt, wird vermittelst Roͤhren in
Flammoͤfen geleitet, und in ihnen mit einem Zusaz von Salz, um die freie
Saͤure an das Natron zu binden, zur Trokne abgedampft. Das dabei sich
entwikelnde salzsaure Gas wird nicht aufgefangen, sondern in unterirdischen, mit
fließendem Wasser versehenen Condensatoren niedergeschlagen. Die feste geschmolzene
Masse wird gemahlen, calcinirt, ausgelaugt, wobei das Mangan- und Eisensalz
zersezt wird, und die Oxyde zuruͤkbleiben. Die Lauge wird zur Trokne
eingedampft, mit Kreide und Kohle gemengt, calcinirt, und um die lezte Spur von Schwefelnatrium zu zersezen, nach dem Auslaugen und
Abdampfen nochmals mit Saͤgemehl gemengt
ausgegluͤht. — Das Abdampfen geschieht in großen gemauerten Pfannen,
von denen je zwei uͤbereinander gelagert sind.— Die Soda wird theils
in Krystallen, theils fast wasserfrei, als Soda ash,
auch British Alkali genannt, verkauft.
Mit der Sodafabrik ist eine Seifensiederei mit fuͤnf großen Kesseln verbunden,
in welcher Harz-Talgseife, so wie Harz-Palmoͤhlseife
dargestellt wird.
In der Tennant'schen Fabrik werden in allen ihren Zweigen
woͤchentlich 600 Tonnen Steinkohlen verbrannt!