Titel: | Beschreibung einer neuen Form von Eisenbahnschienen (Z-Rail genannt) und des hiezu erforderlichen Holzoberbaues. |
Fundstelle: | Band 84, Jahrgang 1842, Nr. LXIII., S. 332 |
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LXIII.
Beschreibung einer neuen Form von
Eisenbahnschienen (Z-Rail genannt) und des hiezu erforderlichen
Holzoberbaues.
Aus Foͤrster's allgemeiner Bauzeitung, 1841, S.
255.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Beschreibung einer neuen Form von Eisenbahnschienen und des hiezu
erforderlichen Holzoberbaues.
Der amerikanische Ingenieur geht bei seinen Constructionen gern seinen eigenen Weg
und liebt es nicht, andere Muster nachzuahmen. Darum sind von den 180 jezt in den
Vereinigten Staaten bestehenden Eisenbahnen kaum 6 zu finden, die einander ganz
gleich gebaut wären; fast eine jede bietet besondere Eigenthümlichkeiten dar. Die
größte Verschiedenheit besteht indessen in dem Holzoberbaue, da die Schienen selbst,
wenn sie anders zwekmäßig seyn sollen, keine sehr große Varietät in ihrer Form
zulassen; in neuester Zeit hat man es jedoch versucht, auch hierin Aenderungen zu
machen, und die amerikanischen Journale enthalten die Beschreibung einer vor Kurzem
neu erfundenen Schienenform, welche von dem ausgezeichneten Ingenieur der
Baltimore- und Ohio-Eisenbahn, Hrn. B. H. Latrobe, herrührt, und von welcher wir in dem Folgenden eine ausführliche
Notiz mittheilen.
Der Oberbau, von welchem die Z-Schiene einen Theil
bildet, besteht aus Längenpfosten A (siehe die Fig. 9
Taf. VI) von 10 Zoll Breite und 3 Zoll Dike; aus
Querschwellen B von 7 Fuß Länge, 6 Zoll Breite und 3½
Zoll Hohe, welche in Entfernungen von 3 Fuß (von Mitte zu Mitte) auf den
Längenpfosten ruhen; aus den Traghölzern C von der
dargestellten trapezoidischen Form, oben 3 Zoll, unten 5⅜ Zoll breit, 5 Zoll
hoch und 1 Zoll tief in die Querhölzer eingelassen. Bei jedem Querholze ist durch
alle drei Hölzer ein 1¼ Zoll starker Holznagel getrieben; wo jedoch zwei
Traghölzer zusammentreffen, sind zwei Nägel von 1 Zoll Durchmesser eingeschlagen.
Die Längenpfosten sowohl als die Traghölzer sind 21 Fuß lang und brechen ihre Fugen
mit jenen der Eisenschienen, welche dieselbe Länge haben. Der Querschnitt der
Schiene D hat eine dem Buchstaben Z ähnliche Figur, indem der Kopf auf der einen, der Fuß oder die Basis
aber auf der anderen Seite der senkrechten Rippe sich befindet. Diese Schiene ist an
der inneren Seite der Traghölzer angebracht, so zwar, daß der Kopf auf der einen
Kante derselben aufliegt, während die Basis auf den Querschwellen ruht, der hiefür
⅜ Zoll tief eingeschnitten ist. Die Schienen sind an den Traghölzern von 3 zu
3 Fuß mit Schraubenbolzen befestigt, welche horizontal durch die Mitte der Schienen
und das Tragholz gehen. Diese Bolzen, deren 8 für jede Schiene nöthig sind, befinden
sich immer in der Mitte zwischen zwei Querhölzern, mit Ausnahme jener an den Enden
der Schienen, welche gerade über das Querholz, auf welchem der Zusammenstoß der
Schienen stattfindet, kommen müssen. Die Schiene ist ferner noch durch den Absaz im
Einschnitte des Querholzes, dann durch einen Hakennagel, der senkrecht in dasselbe
eingetrieben wird, in ihrer Lage festzuhalten. Bei jedem Zusammenstoße zweier Rails
befindet sich eine in dem Querschwellen eingelassene gußeiserne Verbindungsplatte,
um eine festere Auflage zu gestatten; diese Platte hat einen Vorsprung, gegen
welchen sich der Fuß der Schiene stemmt, und zwei Löcher für die Hakennägel, die in
das Querholz eingetrieben werden. Der so freigestellte Oberbau ruht in einem Bette
von zerschlagenen Steinen, Sand oder Schutter, welches unten 10 Fuß, oben 8 Fuß
breit und 12 Zoll tief ist, d. i. von der Oberfläche der Querhölzer bis 5½
Zoll unter die Längenpfosten reicht. Die Schiene soll 45 Pfd. per Yard schwer seyn, ihre ganze Höhe 5 Zoll, die Dike der senkrechten
Rippe 9/16 Zoll, die Breite der Tragfläche für die Näder 1½ Zoll und die
ganze Breite des Kopfes 2⅛ Zoll, endlich die Breite der Basis 1 9/16 Zoll
betragen. Der Durchmesser der Löcher für die Bolzen ist ⅝ Zoll. Die
vorgeschlagene Schiene und der ganze Oberbau lassen natürlich verschiedene
Dimensionen zu; die angeführten Formen und Verhältnisse sind indessen für eine auf
die größten Lasten und die größte Schnelligkeit berechnete Eisenbahn als angemessen
erachtet. Folgendes ist eine kurze Zusammenstellung jener Eigenschaften, in welchen
nach der Meinung des Erfinders die neue Schiene eine Verbesserung der früheren
Schienenform enthalten soll: 1) die Seitenunterstüzung, welche die Schiene durch die
Langschwellen, vereinigt mit der lateralen Stärke, welche sie durch ihre Basis
erhält, erlaubt, die Schiene hoch und dünn zu machen, ohne eine Seitenbiegung
befürchten zu müssen. Bei einem gegebenen Gewichte hat daher die Z-Schiene mehr Stärke und Steifheit als die
gewöhnliche T-Schiene und auch als die
- und die -Schiene. Bei den lezteren beiden erlaubt
die für die gehörige Stabilität nöthige Breite der Basis nicht, die Höhe hinlänglich
groß zu machen. 2) Die Art der Verbindung der Z-Schiene mit den Traghölzern läßt die lezteren die Stelle der schweren
und kostspieligen Chairs ersezen, wie sie für die T-Schiene nöthig sind. 3) Dieselbe Verbindungsart gibt dem Schienenkopf
eine fortlaufende Unterstüzung, welche durch kein anderes Schienenprofil erlangt
wird. Die Unterlage vermehrt nicht nur die Tragfläche für die Schiene, sondern
unterstüzt mit einem elastischen Kissen jenen Theil des Kopfes, welcher bei der T- und -Schiene so leicht von den
Rädern abgedrükt und abgesplittert wird. 4) Die Lage an der inneren Seite der
Traghölzer hat zur Folge, daß der Widerstand der Schiene gegen den Druk des
vorspringenden Randes der Räder sehr groß ist, was auf keine andere Weise ebenso
ökonomisch und einfach bei bloßem Befestigen der Schiene an der Oberfläche der
Traghölzer geschehen kann. Schienen von jeder anderen Form müssen durch besondere
Befestigungsmittel gegen den Seitendruk der Ränder verwahrt werden, und da die hiezu
verwendeten Eisentheile eine verhältnißmäßig kleine Widerstandsfläche haben, so muß
ihre Anzahl zum Nachtheile für die Dauerhaftigkeit des Holzes sehr vermehrt werden.
5) Durch das Befestigen der Schienen mittelst Schraubenbolzen wird das Verrüken
derselben der Länge nach gänzlich beseitigt. Die Zusammenziehung und Ausdehnung
dagegen wird durch das elastische Nachgeben des Holzes bei den Bolzenlöchern
gestattet. 6) Das genaue Zusammenpassen der inneren Schienenränder bei den
Stoßfugen, das Richten der Schienen und die Erhaltung derselben in den Krümmungen
der Bahn wird vollkommen durch die horizontale Befestigungsweise erreicht.
Die Adjustirung bei dem Zusammenstoße geschieht durch bloßes Anziehen der Schrauben,
wodurch die Rippe der Schiene gegen das Holz gepreßt wird. Da die leztere sehr dünn
ist, so kann kein merklicher Vorsprung des einen Schienenrandes vor dem anderen von
der Ungleichheit in der Dike der Rippe herrühren. Was das Biegen der Schienen nach
den Krümmungen der Bahn und ihre Erhaltung in denselben betrifft, so ist der Vortheil der Z-Schienen sehr einleuchtend, sowohl wegen ihrer
mäßigen Lateralstärke einerseits, als wegen der directeren Wirkung und
ausgedehnteren Widerstandsfläche ihrer Seitenbefestigung andererseits. Die breite
Basis der - und -Schienen dagegen macht es schwer,
denselben die gehörige Biegung zu geben und zu verhindern, daß sie wieder in Sehnen
jener Bogen übergehen, in welche sie beim Legen mit Gewalt gekrümmt wurden. 7) Die
Z-Form der Schiene ist besser als jede andere
berechnet, der Wirkung des Räderdrukes zu widerstehen, indem der konische Theil des
Radkranzes nächst dem vorspringenden Rande, der den größten Druk ausübt, sich gerade
über der senkrechten Rippe der Schiene befindet, in welcher ihre Hauptstärke beruht.
8) Die Einfachheit der Form der Z-Schiene macht
das Walzen der lezteren leichter und billiger als bei anderen massiven Rails,
während die Disposition der Fibern und Blätter so vortheilhaft als möglich für
Stärke und Dauerhaftigkeit ist. Dieses wird durch die Meinung eines Mannes
bestätigt, welcher in der Manufactur der Eisenbahnschienen große praktische
Erfahrungen besizt. 9) Was die Zulänglichkeit und leichte Adjustirbarkeit der
Befestigungstheile (d. h. des Holzoberbaues) betrifft, so soll das Z-Nailgeleise manche Ansprüche auf Superiorität
besizen. Die starken Erschütterungen, welchen Eisenbahnen ausgesezt sind, und die
davon herrührende Disposition der verschiedenen Bestandtheile des Oberbaues,
nachzugeben und sich an einander zu reiben, machen es nöthig, daß die
Befestigungsmittel jederzeit zugänglich seyen und nachgesehen werden können. Keile
und Schraubenbolzen, welche leicht eingetrieben und angezogen werden können, sind
zur Befestigung den Nägeln und Holzschrauben vorzuziehen; allein Schraubenbolzen,
welche angewendet werden, um Schienen an der Oberfläche der Hölzer zu befestigen,
müssen entweder Kopf oder Nuthe unterhalb des Holzes in dem Schutter oder Sand
vergraben haben und sind in diesem Falle weit weniger zugänglich, können viel
schwerer angezogen oder weggenommen werden, als bei der Z-Schiene, wo sie horizontal durch die Traghölzer gehen. 10) Der
vorgeschlagene neue Oberbau soll endlich wegen der Oekonomie in den Kosten der
ersten Anlage und der späteren Reparatur (verglichen mit jedem anderen Oberbaue von
gleicher Stärke) zu empfehlen seyn. Die Stabilität eines jeden Eisenbahngeleises muß
nach der Größe des Widerstandes beurtheilt werden, welchen es den verschiedenen
Einwirkungen, denen es ausgesezt ist, entgegenstellt. Die vorgeschlagene
Construction besizt nun Vorzüge über jede andere: 1) in der Tragfläche, womit dem
verticalen Druk Widerstand geleistet wird; 2) in der lateralen Festigkeit, und 3) in
dem Verhindern der Verrükung der Schienen, ihrer Länge nach. Daß eine Verbesserung in
diesen Beziehungen bei den bestehenden Constructionen nöthig ist, hat die Erfahrung
hinlänglich bewiesen. Es wird vielleicht von Manchem beanstandet werden, daß die Z-Schiene zu ihrer Seiten- und verticalen
Unterstüzung des Längenholzes bedarf; allein man muß berüksichtigen, daß sie von dem
lezteren in Bezug auf verticale Unterstüzung nur eben so viel abhängt, als jede
andere Schiene mit fortlaufenden Unterlagen. Die Z-Schiene hängt mit ihrem Kopf an dem inneren Rande der Traghölzer
gerade so, wie die Flachschiene darauf ruht, und kann in der That so lange als eine
Flachschiene betrachtet werden, als das Holz seine Stabilität behält. Die Querhölzer
wirken zu gleicher Zeit ebenfalls als Stüze mit; die Tragfläche auf denselben ist
aber bloß 9 Quadratzoll auf den Yard, daher den Erfahrungen gemäß selbst bei dem
härtesten Holze unzureichend, das Eindrüken der Schiene zu verhindern. Sollte nur
bei einem mangelhaften Zusammenpressen der Theile das Querholz allein als Träger
dienen, so wird dasselbe bald so zusammengepreßt werden, daß die Berührung des
Schienenkopfes mit dem Längenholze erfolgt; und wo dagegen die leztere Unterstüzung
zuerst vollkommen war, später aber durch das Zusammentroknen des Holzes aufhört, da
drükt sich die Schiene mit der Basis nach und nach in das Querholz ein, und auf
diese Weise wird die Wirkung beider Unterstüzungen stets in Harmonie erhalten. Es
ist daher mit vollem Grund anzunehmen, daß Schiene und Tragholz zusammen nur einen
einzigen Balken leiden, dessen Dimensionen und Verbindung mit seinen Unterlagen ihm
jede erforderliche Stabilität sichern. Das Zusammenziehen des Holzes der Breite nach
kann durch Eintreiben eines kleinen Keiles in dem Einschnitte des Querholzes von
Außen, wodurch die Erweiterung des Geleises vermieden wird, aufgehoben werden. Jede
andere Schiene, auf der Oberfläche eines Längenholzes befestigt, würde dieselbe
Adjustirung erfordern, und die Meinung, als wäre die Abhängigkeit der Z-Schiene von dem Längenholze größer, als die
einer jeden anderen Schiene mit fortlaufenden Unterlagen, muß daher als ungegründet
angesehen werden.