Titel: | Ueber Dampfkessel-Explosionen, von Baron Eugène du Mesnil. |
Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. I., S. 1 |
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I.
Ueber Dampfkessel-Explosionen, von Baron
Eugène du Mesnil.Einer Broschuͤre, betitelt: „Des
Explosions de la Chaudière à Vapeur etc. par Bon Eugène
du Mesnil. Paris,
Carilian-Goeury et v. Dalmont, 1841“
entnommen.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Baron Eugène du Mesnil, über
Dampfkessel-Explosionen.
§. 1. Sicherheitsventil.
Der Dampfkessel ist die Macht der Jeztwelt; es liegt daher im Interesse des
Gemeinwohls, die Explosionsfälle zu vermindern. Papin war
der ursprüngliche Erfinder des Sicherheitsventils; das Dampfboot verdankt ihm sein
vorzüglichstes Schuzmittel und dieses Fahrzeug ist sicherer und vortheilhafter als
alle Segelschiffe. Indessen ist durch Thatsachen dargethan, daß wenn die
Dampfentwikelung plözlich stattfindet, falls das Metall zerfressen oder zu dünne
geworden ist, das Papin'sche Ventil erfolglos bleibt.
Sogar wenn einer langsamen und zunehmenden Anhäufung der Kraft begegnet werden soll,
läßt es die gasartige Flüssigkeit nur blasenweise und nicht in zureichender Menge
entweichen, weil das Gewicht des Hebels bei der Beschleunigung seines Falles den
Dampfstrahl senkrecht schneidet.
Ventile von großem Durchmesser bringen eine große Störung im Kessel hervor. Das
Wasser wird durch das Kochen gegen die Wände geworfen. Sind diese zu heiß, so tritt
nach dem Spiele des Ventils eine Vermehrung, statt einer der Natur nach zu
erwartenden Verminderung der Spannung ein. Sind dieselben Wände in Berührung mit dem
Feuerraum, so findet eine augenblikliche Expansion des Dampfes statt und verursacht
die Explosion. Die großen Ventile müssen daher nothwendig verworfen und jene mit
enger Mündung durch einen Hebel aufgedrükt werden, welcher, wenn er steigt, an Länge
abnimmt.
§. 2. Schmelzbare Scheiben.
d'Arcet's schmelzbare Scheiben sind von gutem Erfolg.
Statt die Maschine in ihrem Gange zu mäßigen und ihren Uebergriffen vorzubeugen,
halten sie ihren Gang ganz auf, weßhalb der Heizer immer besorgt ist, und wirklich
finden in Frankreich, wo allein sie eingeführt wurden, weniger Explosionen als in
andern Ländern statt.
Ihre Wirkung ist einigermaßen jener der Sicherheitsventile ähnlich; sie können nicht
allen Elementen der Zerstörung trozen und müssen sich auf kleine Dimensionen
beschränken. Man würde sich sehr irren, wenn man glaubte, daß man in dem Augenblik,
wo der Dampfkessel in Gefahr ist, den ihn füllenden Dämonen eine Thüre weit öffnen
muß. Wenn der Kessel sonst in gutem Zustande, die Spannung mittelmäßig ist und man
nimmt einige der die Eisenbleche vereinigenden Nieten heraus, so entsteht eine
schrekliche Explosion, weil das Gehäuse eines Dampfkessels, welches einer im
Gleichgewicht befindlichen Spannung vollkommen Widerstand leistet, nicht die Kraft
und Dike eines Mörsers besizt, um den Rükstoß aushalten zu können, welcher es aus
der Form zu bringen sucht. Alle wohl untersuchten Fälle von Explosionen unterstüzen
diesen Saz. Einen der Explosion gar nicht fähigen Kessel construiren zu sollen,
scheint mir eine übertriebene Forderung; aber die Sicherheitsmittel zu verbessern,
ist sehr wohl möglich. Eine Flinte ist nicht unexplodirbar und doch enthält sie nur
eine kleine Ladung Pulvers und hat kein weites Kraftreservoir; sie braucht aber nur
sehr schlecht fabricirt zu seyn oder recht ungeschikt behandelt zu werden, um zu
zerspringen.
Ich werde sieben oder acht Veranlassungen der Explosionen und einen neuen Dampfkessel
beschreiben, welcher denselben vorbeugen soll.
§. 3. Zunehmendes Uebermaaß an
Kraft. — Regulirender Kolben.
Das erste Element der Zerstörung, welches durch die Erfindungen Papin's, d'Arcet's und Galli-Cazalat's
bekämpft werden soll, ist die langsame und zunehmende Anhäufung des Dampfes. Papin verschaffte ihm Ausgang durch das Aufheben eines
Ventils, d'Arcet durch die vom schmelzbaren Metall
erzeugte Oeffnung, und Galli-Cazalat, indem er den
Dampfstrahl in den Feuerraum leitet.
Statt aber dem Dampfe Austritt zu verschaffen und die Maschine in ihrem Gange
aufzuhalten, scheint es mir vortheilhafter, die Wirkung des Feuers zu mäßigen,
welche diesen überschüssigen Dampf erzeugt. Vor vierzig Jahren schon suchte man den
directen Druk auf den Dampfkessel zu Nuze zu machen und durch denselben die Schieber
des Kamins zu reguliren. Diese Apparate fanden aber keinen Eingang, weil der mit
Dampf oder heißem Wasser in Berührung befindliche Kolben nicht eingeschmiert werden
konnte und durch das Anhängen der erdigen Salze, welche sich durch die Verdampfung
darauf absezten, bald unbeweglich wurde.
Mein Kolben aber befindet sich in kaltem Wasser, welches seinen Druk von jenem des
Dampfkessels durch eine sehr lange Röhre empfängt. Die Länge dieser Röhre, welche
die Kraft überträgt, ohne den Wärmestoff fortzuleiten, ist die einzige
Eigenthümlichkeit dieses neuen Systems. Die Kolbenstange ist gezahnt und sezt einen
mit einer Kugel versehenen Zeiger in Bewegung. Bei einem gewissen Druk schließt sie
die Ventile des Kamins. Bei einem äußerst starken Druk öffnet sie einen Dampfhahn,
dessen langsame, aber continuirliche Wirkung sicherer und von größerem Nuzen ist als
das Spiel der Sicherheitsventile. — Dieses Manometer darf nicht mit den
excentrischen Kugeln verwechselt werden, wodurch man auf analoge Art den Dampfstrom
regulirt. Die excentrischen Kugeln können von dem Feuerraum aus keinen Eindruk
empfangen und nur dann wirken, wenn das Schwungrad und die ganze Maschine in
heftiger Bewegung begriffen sind, während der unmittelbar von dem Dampfkessel in
Bewegung gesezte manometrische Kolben, welcher das Feuer direct regiert, eine
vollkommnere Regelmäßigkeit gewährt.
§. 4. Ein anderer Regulator des
Feuers.
Die Construction und Bewegung dieser Vorrichtung sind leichter als die des so eben
beschriebenen Kolbens. — Die Flüssigkeit des Dampfkessels wird mittelst einer
Röhre in eine Linse oder eine linsenförmige Trommel geleitet, deren beide convexe
Flächen durch die Elasticität des Metalls concav werden. Der mit Kugel versehene
Zeiger dient mittelst seines Hebels etc. als Gegengewicht gegen den innern Druk des
Wassers auf die Linsen und gibt eine manometrische und thermometrische Bewegung,
welche sehr leicht zur Regulirung des Feuers zu benüzen ist. — Diese
Manometer wirken nicht auslöschend auf den Herd, sondern sind nur dazu bestimmt, die
Krafterzeugung zu mäßigen, welche sich immer gleich bleiben und zu der Consumtion
der Maschine in Verhältniß stehen sollte.
§. 5. Mangelnde Speisung.
— Bedingungen eines guten Dampfkessels.
Eine zweite Ursache der Zerstörung ist der Mangel an Wasser, welches die Speisepumpe
zu liefern aufhört. Die trokenen Wände werden in Berührung mit dem freien Feuer sehr
heiß und verderben; werden sie nun durch ein Aufwallen mit Wasser überzogen, so
erzeugt eine rasche Dampfexpansion das Unglük. Sind in diesem Falle die schmelzbaren
Scheiben den Sicherheitsventilen vorzuziehen? Dieß ist eine Frage; beide aber sind
mehr schädlich als nüzlich. — Die Manometer können einen starken Druk
anzeigen in Folge des Ausbleibens
des kalten Wassers; sie können auch einen schwachen Druk anzeigen, wenn die
Verdampfungsoberflächen an Ausdehnung abgenommen haben.
Mangel an Speisung ist der häufigste Uebelstand. Die Verhinderung desselben ist ein
Problem, dessen Lösung sehr complicirt ist, denn 1) man bedürfte eines Dampfkessels,
dessen Dampfreservoir weit vom Feuerherde entfernt wäre; 2) die den Dampf
einschließenden Wände müßten, wie groß auch die Quantität der Flüssigkeit ist,
beständig befeuchtet seyn; 3) der bei den gewöhnlichen Dampfkesseln angewendete
Schwimmer gibt erst dann Anzeichen, wenn bereits eine große Masse Wassers
verschwunden ist. Ein genaueres Instrument wäre unerläßlich; 4) es wäre gut, wenn
der Dampfkessel, ohne jeden einer Störung fähigen Mechanismus, durch einen starken
Lärm anzeigte, wenn die normale Wasserhöhe nicht mehr vorhanden ist; 5) das zur
Speisung dienende Wasser sollte durch mehrere Siebe gehen, um Fasern und Sand,
welche das Spiel der Ventile aufhalten, abzusondern; 6) man brauchte zwei
Speisepumpen, die eine, um das kalte Wasser auf die Siebe zu schaffen, die andere,
um das auf dem Sieb durch die Berührung mit dem Dampfe erhizte Wasser aufzusaugen
und in den Dampfkessel zu pumpen; 7) diese zweite Drukpumpe soll den Wasserverbrauch
genau graduiren. Je weniger im Kessel verbraucht wird, desto sicherer und
ökonomischer ist er; 8) es ist von Vortheil, wenn der Schwimmer mit dem Saugventil
der Drukpumpe in Verbindung steht, um das Maximum der Wasserhöhe anzugeben; 9) in
der das Wasser in den Dampfkessel führenden Röhre muß eine Signalfahne (pavillon) angebracht werden, die anzuzeigen hat, welches
Ventil den Dienst versagt, und ob das Sinken der Wasserhöhe nicht von Rissen des
Dampfkessels herrührt.
§. 6. Sprünge des
Dampfkessels.
In Folge des Wechsels der Temperatur erhält der Dampfkessel eine Menge Sprünge,
welche dem Dampf mehr oder weniger Ausgang gestatten. Der Manometer zeigt eine
Abnahme der Temperatur und der Spannung an; die Speisepumpe kann den Wasserverlust
nicht ersezen; der Heizer schürt stärker und die Explosion ist nahe. — Bei
einem einzigen Sprung, einer Oeffnung, ja einer schwachen
Stelle am Dampfkessel ist derselbe durchaus nicht mehr sicher. Es bedarf
nur einer kleinen Oeffnung, damit der Riß sich in einem Augenblik über den ganzen
Umfang des Dampfkessels verbreiten kann. — Die Explosion ist gewöhnlich Folge
des Aufwallens, durch welches die entblößten Wände mit Wasser bedekt werden; aber
außerdem noch sind die gespannten Fasern des Metalls geneigt, in Folge
eines nicht einmal sehr stark scheinenden Stoßes plözlich zu brechen. Eine
Construction der Dampfkessel, wobei die Ausdehnung des Metalls nicht ganz
ungehindert geschehen kann, ist zu verwerfen.
§. 7. Erdiger Absaz.
Die Salze und Erden, welche das Wasser auflöst und schwebend erhält, fallen bei der
Verdampfung desselben zu Boden, bilden eine Kruste und hemmen so den Durchgang des
Wärmestoffs. Das Metall wird vom Feuer stark angegriffen, es oxydirt sich und
verliert seine Zähigkeit. Man fand, daß man Thon oder schleimige Flüssigkeiten in
den Kessel bringen muß, welche das Salz umhüllen und die Bildung sehr harter und
adhärirender Krystalle verhindern. Sind jene aber nicht selbst ein Hinderniß für die
Fortpflanzung des Wärmestoffs? Bei meinem Dampfkessel können die Salze nicht
krystallisiren und werden, mitten in der Flüssigkeit, in zu ihrer Aufnahme
bestimmten Gefäßen, vor dem Feuer gesichert, gesammelt.
§. 8. Speisung mit gereinigtem,
siedendem Wasser.
Zur See werden die Dampfkessel mit einer salzigen, sie zerfressenden Flüssigkeit
gefüllt. Selbst der aus dem Meerwasser sich entwikelnde Dampf ist sauer; die
angegriffenen und geschwächten Wände des Kessels schließen also ein
Zerstörungselement ein.
Ein den Dampf condensirendes System würde den Kessel mit reinem und kochendem Wasser versehen und zur See also sehr
vortheilhaft seyn. Aber auch bei allen andern Maschinen, welche süßes Wasser
anwenden, würde es sehr gute Dienste leisten, durch Ersparung an Brennmaterial,
Austreibung des Sauerstoffs, der Kohlensäure und Abtrennung der Erden, welche in dem
Wasser aufgelöst sind. — Mein Apparat ist wie folgt construirt. Der aus der
Maschine entweichende Dampf umkreist beim Aufsteigen zwölf Siebe; das kalte Wasser
macht den entgegengesezten Weg, fällt in Tröpfchen, als feiner Regen, von Sieb zu
Sieb, mischt sich innig mit dem Dampf, verdichtet ihn, sich seines Wärmestoffs
bemächtigend, und gelangt siedend an das lezte Sieb. Das zur Verdichtung des Dampfes
nöthige Wasser beträgt weit mehr, als man für den Kessel braucht. Die Pumpe, welche
es herbeileitete, nimmt es wieder auf und zwingt es, in langen Röhren zu circuliren,
worin es erkaltet, um dann wieder in den Apparat zurükzugelangen.
H. Hall bewirkte die Condensation des Dampfes, indem er
ihn durch eine Menge mit Wasser umgebener Metallröhren zu streichen zwang. Meine
Vorrichtung aber scheint mir nüzlicher zu seyn, indem sie das frische Wasser reinigt
und den Kessel mit siedendem Wasser speist.
§. 9. Nieten der
Dampfkessel.
Bei der Verfertigung der Dampfkessel werden die Platten von gewalztem Eisen durch
Nieten miteinander verbunden. Das Metall, welches die Hize empfängt, ist also von
dem Wasser theilweise durch ein darüber fallendes Blatt getrennt, und entzieht ihm
folglich schwer seinen Wärmestoff. Die immer unreine Außenseite des Eisenblechs ist
durch die ausgebohrten Löcher geschwächt und durch das Kalthämmern spröde gemacht.
Es scheint mir möglich, Eisenblech von doppelter Dike an seinen Rändern zu
verfertigen, die Röhren aus einem Stüke zu nieten und die Nietnath jeder Röhre oben,
an der dem Feuer am wenigsten ausgesezten Stelle, anzubringen. Dieß wäre eine
Verbesserung.
§. 10. Horizontaler
Dampfkessel. — Siederöhren.
Die Wasserlinie in den gewöhnlichen Dampfkesseln ist einige Centimeter vom Feuerraum
entfernt. Die Schwingungen der Flüssigkeiten härten das Metall beständig, welches
dadurch krystallisirt und seine Zähigkeit verliert. — Die horizontalen
Siederöhren (bouilleurs) haben eine sehr fehlerhafte
Construction; sie können in Folge der Ausdehnung des Dampfes ganz troken liegen. Es
ist kein Grund vorhanden, daß von den beiden genau gleich hohen Wassersäulen eine
über die andere den Sieg davon tragen soll. Die schiefliegenden Siederöhren sind bei
weitem vorzuziehen; sie gewähren, wenn die Maschine in Bewegung ist, eine starke
Circulation, verbrennen aber gerne, wenn sie stille steht, weil der Dampf immer die Deke der Röhre einnimmt.
Man muß also die horizontalen Dampfkessel verwerfen, weil das Dampfreservoir dem Ofen
zu nahe ist und die Siederöhren deßhalb, weil sie verbrennen und den Kessel durch
die beständig variirenden Ausdehnungs-Bewegungen schwächen.
§. 11. Rauchverzehrender
Ofen.
Die Construction des Ofens ist von großem Einflusse auf die Explosionen. Gewöhnlich
ist die ganze Masse des Brennmaterials auf einem Haufen beisammen, so daß das Feuer
das Metall an dieser Stelle sehr stark angreift. Die gewöhnliche Methode, die
Steinkohle auf einen Haufen zu vereinigen, ist um so fehlerhafter, als das
Brennmaterial dadurch als
diker und lästiger Rauch davon geht, statt den Kessel zu erhizen.
Man kann aber sehr leicht die Kohle längs des Bauches des Dampfkessels durch
Seitenthüren vertheilen, welche der Luft keinen Eintritt gestatten und diesen langen
Feuerherd durch Scheidewände in mehrere Räume abtheilen, welche den Rauch zwingen,
beim Heraustreten die Kohlen und die reine Luft zu berühren. Die Flamme geht dann
durch mehrere Thüren; sie kann sich in dem innern Raum jeder solchen Kammer erheben,
ihr Weg aber geht in gerader Linie längs des Kesselbauches. Sie ist gezwungen, sich
über die Gluth hin zu bewegen und ihre vollkommene Verbrennung zu bewerkstelligen.
— Die Hize wird hiedurch gleichmäßiger vertheilt und der Rauch
verschwindet.
§. 12. Entzündung des
Wasserstoffs.
Eine mögliche Ursache der Explosion endlich ist die Verbrennung des Wasserstoffs und
Sauerstoffs im Dampfkessel. — Der Wasserstoff wird durch die Oehldämpfe und
die Wasserzersezung erzeugt. Der Sauerstoff sättigt das frische Wasser; beide Gase
befinden sich in einem Zustande der Compression und Temperatur, welcher die
Verbrennung begünstigt. Das Feuer ist nicht fern; der elektrische Funke erzeugt sich
reichlich und die geringste innere Entzündung verleiht den Gasen eine solche Gewalt,
daß der festeste Kessel nicht widerstehen kann.
Diesem Unglüke wird vorgebeugt, wenn man nur siedendes
Wasser in die Speisepumpe läßt; dieses ist sauerstofffrei, daher eine
Verbrennung im Innern des Kessels unmöglich. Außerdem wird an Steinkohle erspart,
das Wasser enthält ferner keine Kohlensäure und also keine darin aufgelösten
Kalksalze.
§. 13. Neuer Dampfkessel.
Der Dampfkessel, wie ich ihn vorschlage, ist ein langer Cylinder, welcher schief, unter einem Winkel von zwanzig bis dreißig
Graden, liegt. Er ist längs seiner Achse durch eine Zwischenwand abgetheilt, welche
die Größe des ganzen Durchschnittes hat und von den beiden hemisphärischen Enden des
Cylinders entfernt ist. Diese Zwischenwand theilt die Flüssigkeit in zwei beinahe
gleiche Theile, den obern und den untern, und gestattet ihr keine Communication
außer an den beiden Enden. Das durch den Bauch des Kessels erhizte Wasser ist
leichter und ausgedehnter als das auf der Zwischenwand ruhende. Diese
Verschiedenheit der Schwere veranlaßt eine kreisende Strömung von beträchtlicher
Stärke, welche zur Sicherheit sehr viel beiträgt.
Bei dem Röhrensystem, welches Wasser enthält, nimmt der Dampf die obere Wölbung der
Röhre ein, welche sich ganz im Feuer befindet. Diese, selbst bei den schiefen
Siederöhren beständig troken liegende Wand ist also dem Verbrennen und der Explosion
unterworfen. Bei meinem Dampfkessel aber wird der entwikelte Dampf durch die
Zwischenwand aufgehalten, längs welcher er, mitten im Kessel, in einer zu seiner
Aufnahme angebrachten Oeffnung aufsteigt. Alle dem Feuer ausgesezten Wände sind mit
Wasser bedekt.
Bei den gewöhnlichen horizontalen Dampfkesseln ist das Dampfreservoir einige
Centimeter vom Hauptherde entfernt. Bei meinem Kessel ist es ungefähr zwei Meter
weit davon entfernt.
Bei der alten Construction ist das Aufwallen das größte Element des Kraftverlustes
und der Zerstörung. Bei dem neuen wird es zum Normalzustand des Kessels. Der Dampf
wirft beständig einen Regen auf das Dampfreservoir, welches von Rauch und Flamme
umgeben ist, und folglich verdoppelt das Aufwallen, sonst die Ursache des Ruins, die
Heizflächen und die ganze Peripherie des Kessels erzeugt Dampf.
Dieser Kessel zeigt auch von selbst, durch einen großen Lärm und ohne einen
Mechanismus, welcher in Unordnung kommen könnte, an, wenn die normale Wasserhöhe
nicht mehr vorhanden ist. Sobald nämlich die Wasserhöhe bis unterhalb des Endes der
Scheidewand sinkt, wird das Wasser heftig gegen die halbkugelförmigen Enden des
Kessels geschleudert und läßt wie eine nahe am Feuer kochende Kaffeekanne ein
starkes Geräusch hören. Es kann auch innerlich eine Gloke zum Läuten bringen.
Man braucht weder Thon noch schleimige Substanzen in den Kessel zu bringen, um die
Krustenbildung zu vermindern. Die Salze können sich nämlich nicht absezen, sondern
werden beständig in Bewegung gesezt und durch die Circulation mit fortgerissen. Sie
können nirgends sich aufhalten, als in den auf der Scheidewand, mitten in der
Flüssigkeit und vor dem Feuer gesichert angebrachten Gefäßen. Aus diesen können sie
leicht herausgenommen werden und das dem Feuer ausgesezte Metall bleibt völlig frei
von steinartigem Niederschlag.
Der Schwimmer schwimmt bei der alten Construction auf einer großen Wasserfläche und
zeigt die Gefahr erst an, wenn schon eine große Masse Wassers verschwunden ist. Mein
Schwimmer befindet sich auf einer sehr schmalen Wasserfläche; er erhält von der
Strömung eine Triebkraft, welche zur Regulirung des Niveau's benüzt werden kann. Er
kann das Saugventil der Drukpumpe regieren und verhindert, daß die Flüssigkeit im Kessel das Maximum
übersteigt.
§. 14. Dimensionen.
Der Durchmesser beträgt ungefähr 50 bis 60 Centimeter. Der ungeheure Bauch der
gewöhnlichen Dampfkessel, welcher dem Dampfe eine so große Gewalt über das Metall
gibt, ist zu verwerfen, so wie auch die kleinen Siederöhren, welche sich der
Entwikelung der Gase und der freien Bewegung des Wassers widersezen. — Die
Länge beträgt ungefähr 3½ Meter. — Bei Maschinen von bedeutender Kraft
ändern sich diese Dimensionen nicht; aber der Kessel besteht dann aus einer Anzahl
von Wurzelcylindern, die in einen Stammcylinder münden, in welchem sich das Niveau
des Wassers befindet. Dieses System scheint mir vor allen Röhrensystemen den Vorzug
zu verdienen. Es ist vollkommen frei in seinen Ausdehnungs-Bewegungen, und
dem Trokenwerden und Verbrennen niemals ausgesezt. Der Dampf steigt in der Mitte
einer beständig mit Wasser erfüllten Wurzelröhre empor, welche nur an einem Punkt
mit dem Stamm verbunden ist. Dieser Stamm kann bei feststehenden Maschinen
horizontal seyn. Wenn der Kessel aber dem Schwanken nach den Seiten oder der Länge
unterworfen ist, muß er nothwendig perpendiculär stehen und den Mittelpunkt des
Schiffes einnehmen. In diesem Falle ist es auch gut, die auf- und
absteigenden Wasserströmungen durch Zwischenwände zu trennen. Die
Durchschnittspunkte der Cylinder müssen nothwendig mit sehr diken eisernen Reifen
verstärkt werden.
§. 15. Reinigung des
Dampfes.
Bei allen Systemen vermindert der von dem Dampf mit fortgerissene Wasserregen die
Kraft desselben. Man muß die gasartige Flüssigkeit in ein Magazin bringen, sie
troknen. Ueber meinem Dampfkessel befindet sich ein perpendiculärer Cylinder, in
dessen Innerm eine schraubenförmig gedrehte Zwischenwand befestigt ist. Der Dampf
muß beim Aufsteigen eine rotirende Bewegung machen, so daß alle schweren Theilchen
durch die Centrifugalkraft an die Cylinderwände geworfen werden. Dieser reinigende
Cylinder wird durch diesen Regen befeuchtet; er ist, wenn die Maschine in Gang ist,
von Rauch und Flamme umgeben.
Mein neuer Kessel bietet an allen Stellen Heizflächen dar, welche Dampf erzeugen, und
verbindet mit Ersparung an Brenn- und anderm Material die größte
Sicherheit.
Beschreibung der Abbildungen. (Fig. 13, 14 u. 15.)
1.
Sicherheitsventil.
2.
Regulirender Kolben.
3.
Mit Wasser gefuͤllte Roͤhre.
4.
Regulirende Trommel.
5.
Regulirende Bewegung.
6.
Schwimmer.
7.
Bewegung des Schwimmers.
8.
Ankunft des Wassers.
9.
Siebe.
10.
Austritt des Dampfes.
11.
Wasserhoͤhe.
12.
Drukpumpe.
13.
Signalfahne.
14.
Zwischenwand des Dampfs.
15.
Rauchthürchen.
16.
Scheidewaͤnde.
17.
Brennmaterial.
18.
Aschenherd — Luftzug.
19.
Rost.
20.
Reinigungs-Vorrichtung.
21.
Kamin.
22.
Stations-Kamin.
23.
Kaminventile.
24.
Wurzelroͤhren.
25.
Stammcylinder.
26.
Dampfkessel fuͤr die Schifffahrt.