Titel: Ueber eine zwekmäßige Behandlung des Marsh'schen Apparates bei Arsenikproben und den Einfluß des Schwefels auf das Erscheinen der Arsenikfleken; von Hrn. Blancard.
Fundstelle: Band 82, Jahrgang 1841, Nr. XCV., S. 425
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XCV. Ueber eine zwekmaͤßige Behandlung des Marsh'schen Apparates bei Arsenikproben und den Einfluß des Schwefels auf das Erscheinen der Arsenikfleken; von Hrn. Blancard. Aus dem Journal de Pharmacie, Sept. 1841, S. 543. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Blancard, über die Behandlung des Marsh'schen Apparates etc. In der Ueberzeugung, daß die Chemiker, wenn sie sich des Marsh'schen Apparates bedienen, nur dadurch oft zu widersprechenden Resultaten gelangen, daß sie unter verschiedenen Umständen arbeiten, beschäftigte ich mich damit, diesem Apparat eine solche Einrichtung zu geben, daß ich die mir am günstigsten scheinenden Umstände nach Belieben hervorrufen konnte. Ich war unter Beihülfe des Hrn. Véron schon zu ziemlich befriedigenden Resultaten gelangt, als die Commission der Académie des sciences ihre Arbeit bekannt machte.Polytechn. Journal Bd. LXXXI. S. 281. Der gelehrte Berichterstatter gibt, nachdem er sich über das Vertrauen ausgesprochen hat, welches man den Fleken schenken darf, ein eben so einfaches als genaues Mittel an, um die kleinsten Spuren von Arsenik entdeken zu können. Im Bewußtseyn der geringeren Güte meines Apparats hätte ich denselben nicht bekannt gemacht, wenn nicht ein kürzlich in der Academie de Médecine entstandener Streit einige meiner Versuche, welche zu erklären suchen, wie es kommt, daß Chemiker Arsenik gefunden haben, wo gar keiner vorhanden war, zeitgemäß machen würde. Mein Apparat besteht aus zwei Flaschen von 2 1/2 bis 3 Liter Rauminhalt, welche so stehen, wie es Fig. 30 zeigt. A Mariotte'sches Gefäß. B Glasröhre, welche bis zum Niveau der Linie C, C reicht, die 4 Centimeter (1 1/2 franz. Zoll) über dem Mittelpunkt des Hahns sich befindet. F in dem Pfropf befestigte Nadel, zum Reguliren seines Eindrükens. C, C im Kreis gezogene Linie, durch welche man sich überzeugen kann, daß der untere Theil der Röhre B immer in gleicher Entfernung vom Mittelpunkt des Hahns ist. E Hahn von Messing, dessen Schlüssel mit einem Zeiger versehen ist, welcher sich an einem daran befestigten Kreisbogen bewegen kann. H Flasche mit vier Tubulaturen, von Oben nach Unten in Liter-Bruchtheile graduirt. T weites Glasrohr, welches bis auf den Boden der Flasche H hinabreicht. K, K gläserne Hähne, deren untere Theile auf die Tubulaturen T, T' gestekt sind. L Glasröhre, oben in Millimeter eingetheilt und in der Mitte in einen Winkel von beiläufig 100 Graden gebogen; ein Korkpfropf verbindet sie mit dem Hahn K. n, Fig. 31, Messingcylinder, welcher sich an der Röhre L mit Reibung schieben läßt. x, y, z drei Schenkel von demselben Metall, welche am Cylinder n befestigt sind und deren Spizen, wenn der Cylinder an dem Null der Scala steht, sich in gleicher Linie mit der Oeffnung o befinden. m Platinstük am Ende der Röhre L; es endigt sich in eine Oeffnung o von 1 Millimeter Durchmesser. Um meinen Apparat functioniren zu lassen, mußte eine Flüssigkeit ermittelt werden, welche ohne merkliche Einwirkung auf das mit Wasserstoffgas verdünnte Arsenikwasserstoffgas ist. Nach einigen vergleichenden Versuchen mit mehreren Salzlösungen fiel meine Wahl auf eine concentrirte Kochsalzlösung, welche warm bereitet, folglich von der Luft, die das Wasser gewöhnlich enthält, frei war. Will man nun den Apparat in Gang sezen, so taucht man die mit Kochsalzlösung gefüllte Flasche H in eine mit derselben Flüssigkeit gefüllte Schüssel, öffnet die untere Tubulatur und bedient sich einer der oberen Tubulaturen, um die Gase hineinzuleiten, die sich aus einer Phiole, welche die sie erzeugenden Substanzen enthält, entwikeln. Hat man auf diese Art ein gewisses Volumen, z.B. ein Liter, sich ansammeln lassen, so bringt man die Flasche H unter das Mariotte'sche Gefäß und öffnet dessen Hahn. Dieses Gefäß, dessen Theorie hier zu wiederholen überflüssig wäre, gewährt ein constantes und stets gleich bleibendes Ausfließen, bis das Niveau der Flüssigkeit, welche es enthält, unterhalb der Linie C, C gesunken ist. Diese Flüssigkeit, indem sie in die untere Flasche eintritt, nöthigt die darin befindlichen Gase, durch die Oeffnung o mit einer Regelmäßigkeit auszutreten, welche sich nothwendig auch der Flamme mittheilen muß. Nur wenn sie wenig intensiv ist, ist diese in Folge der ihr stoßweise durch das Niedersinken der Kochsalzlösung mitgetheilten Bewegung etwas unruhig. Diesem Uebelstande half ich ab, indem ich in die weite Röhre eine andere von kleinerem Durchmesser stekte, welche unten geschlossen und bei 4/5 ihrer Höhe mit einem Pfropf versehen ist, welcher die beiden Räume trennt; siehe Fig. 32. Oben ist ein kleiner Trichter, und zwar in der Art, angebracht, daß zwischen seiner Biegung und der kleinen Röhre genug Raum bleibt, damit die Flüssigkeit frei abfließen kann. Durch diese Vorkehrung hebt der Pfropf die Wirkung der Schwere auf; die Flüssigkeit steigt in der kleinen Röhre wieder in die Höhe, darüber hinaus, und tritt in die Flasche durch die Wände der beiden Röhren, in denen die Kraft der Capillarität verhindert, daß dieselben Erscheinungen wieder eintreten. Aus dem Vorausgehenden wird erhellen, daß die Intensität der Flamme der Quantität des aus dem Apparate getriebenen Gases proportional seyn muß. Da diese nun durch das Volumen der in die Flasche eintretenden Flüssigkeit repräsentirt ist, so konnte ich mittelst der angebrachten Abtheilungen und einer guten Secundenuhr die Geschwindigkeiten des Austritts von 1, 2, 4, 6 Centimetern Gas secundenweise bestimmen und auf dem an dem Hahn angebrachten Kreisbogen anmerken; ferner konnte ich, indem ich in die Gasometer-Flasche 2 Liter aus reinem Zink entwikelten Wasserstoffs und 0,08 Centimeter Arsenikwasserstoff leitete, die relative Empfindlichkeit von 4 Graden der Flamme bemessen, welche den oben angegebenen Geschwindigkeiten des Austritts entsprechen, und es war die durch Verbrennung zweier Centimeter Gas in der Secunde entstehende Flamme, welcher ich den Vorzug gab. Bei diesem Apparat mit seiner regelmäßigen Flamme kann sich der Punkt der höchsten Empfindlichkeit nicht verrüken. Ich fand, daß, um ihn jedesmal zu finden, ich den kleinen Messingansaz (n) nur um 3,5 Millimeter vorwärts zu schieben und die Porzellantasse an die Spizen der Schenkel x, y, z zu legen brauchte, welche leztere zugleich den Vortheil gewähren, als Stüzpunkte zu dienen. Der Durchmesser der Oeffnung, durch welche die Gase austreten, ist 1 Millimeter weit; hätte man sich noch ferner des Marsh'schen Apparates zu bedienenD.h. statt der von der Commission der französischen Akademie vorgeschlagenen Verfahrungsarten.A. d. R., so hätte ich den Einfluß zu ermitteln gesucht, welchen eine Verschiedenheit im Durchmesser dieser Oeffnung auf die Empfindlichkeit der Flamme haben kann. Gegenwärtig aber wäre eine solche Untersuchung beinahe unnüz. Auch werde ich nur einige meiner Versuche hier anführen. In welchem Verhältnisse gegeneinander müssen sich die Gase befinden, damit sie anfangen Fleken zu geben? Um diese Frage zu beantworten, bereite ich ein Normalgas mit 1/100 Arsenikwasserstoffgehalt und lasse dann mittelst einer kleinen, in Centimeter und 1/10 Centimeter abgetheilten Gloke, z.B. 0,08 Cent. in die Flasche H übertreten, welche vorher schon 2 Liter Wasserstoff enthält. Gibt dieses Gemenge beim Versuche Fleken? Ich lasse ein bekanntes Volumen davon austreten, erseze es durch ein gleiches Volumen Wasserstoffgas und wiederhole diese Operation, bis der Apparat die Gegenwart des Arseniks nicht mehr anzeigt; nur hüte ich mich kurz, ehe dieser Fall eintritt, den Wasserstoff anders als zu 1/10 oder 1/20 des Volumens zuzusezen. Dann bestimme ich mittelst des Gegebenen und der Berechnung das Verhältniß der Gase in dem Augenblik, wo die lezten Fleken erhalten wurden. Folgendes Resultat gab der Versuch. 9/10 von 5/6 von 4/5 von 0,08 Cent. = 0,045 Cent. Wirklich geben 0,045 Cent. Arsenikwasserstoff, gemengt mit 2 Liter Wasserstoff, noch schwache Fleken; sezt man aber nur noch 1/10 Wasserstoff hinzu, so ist es unmöglich, nur noch eine Spur Arsenik aufzusammeln. Das Verhältniß der Gase, im Moment, wo sie an die Gränze ihrer Empfindlichkeit gelangen, ist demnach 1/44444. Sollten zufällig nach dem Zusaz noch eines Zehntheils Wasserstoff noch einige höchst unbedeutende Fleken erscheinen, so müßte man aus den beiden lezten Operationen die Mittelzahl nehmen, um den so eben erwähnten Punkt zu erhalten, welcher sich durch die Gegenwart zahlreicher, wenn gleich schwacher, Fleken charakterisirt, so wie durch ihren gänzlichen Mangel, wenn die Gase mit noch 1/10 Wasserstoff verdünnt werden. Destillirter Zink wurde auf die so eben angegebene Weise behandelt, wobei ich fand, daß er nur ein Verhältniß von 1/25000 anzuzeigen im Stande war. Diese Differenz in den Zahlen, welche das Verhältniß der auf denselben Punkt gelangten Gase ausdrüken, kann nicht einer Veränderung des Normalgases zugeschrieben werden, weil ein unmittelbar nach dieser Operation mit dem ersten Zink angestellter Versuch mich wieder zu dem ersten Resultate führte. Eine große Anzahl Versuche bewiesen mir, daß dieses Verhältniß, welches nicht veränderlich war, wenn der Wasserstoff aus demselben Zink gewonnen war, wechselte, wenn lezteres einen anderen Ursprung hatte. Folgende Tabelle wird von diesen Differenzen eine Vorstellung geben: Temperatur 15° C. Druk 0,76 Met.     Wasserstoff. Arsenikwasserstoff. Verhältniß.Dieses Verhältniß drükt die Gränze der Empfindlichkeit der mittelst der Zinke A, B, C u.s.w. erzeugten Gase aus. A destillirter Zink      2000 Cent.     0,08     Cent.   1/25000 B deßgl.        ebenso     0,075     –   1/26666 C gewalzter Zink       ebenso     0,0725 Cent.   1/27586 D gekörnter –        ebenso     0,055     –   1/36363 E destillirter Zink, aus derselben   Quelle, wie der vorausgehende,        ebenso     0,055     –   1/36363 F gekörnter Zink        ebenso     0,045     –   1/44444 G gekörnter –        ebenso     0,035     –   1/57142 Da keine dieser Zinksorten mit dem Marsh'schen Apparat Fleken gibt, müßte man auf den ersten Anblik denken, daß die Zinke F und G, welche ein geringeres Verhältniß von Arsenikwasserstoffgas angeben, bei feinen toxikologischen Untersuchungen den Vorzug verdienen; allein, abgesehen vom Schwefel und Antimon, könnten diese Zinke nicht Arsenik enthalten, dessen Vorhandenseyn, wenn auch auf gewöhnliche Weise nicht entdekbar, doch unter dem Einflüsse der organischen Substanzen an den Tag kommen dürfte?Als das von der Académie des sciences vorgeschlagene Verfahren mir bekannt wurde, suchte ich mich zu vergewissern, ob ich mich in meinen Muthmaßungen nicht geirrt habe; allein ich überzeugte mich, daß mehrere Zinksorten des Handels, welche mit dem Marsh'schen Apparate keine Fleken geben, bald Arsenik, bald Antimon, und bald beide enthalten. Der oft darin enthaltene Schwefel kann durch Papier, welches mit essigsaurem Blei getränkt ist und das man in die Röhre bringt, durch welche die Gase sich entwikeln, sehr leicht entdekt werden. Dieser Verdacht wurde bald bestätigt, als ich die Gränze der Empfindlichkeit eines Gases benuzen wollte, um die wägbare Menge arseniger Säure, welche einer thierischen Substanz beigemengt war, zu bestimmen. In der That, wenn man jeden Bruchtheil des Volumens des erhaltenen Gases durch ein gleiches Volumen Wasserstoff ersezt, bis man die Glänze der Empfindlichkeit erreicht hat, so kann diese, welche nun bekannt ist, dazu dienen, die am Anfange der Operation im Apparat enthaltene Menge Arsenikwasserstoff zu ermitteln; zieht man ferner noch die Dichtigkeit und Zusammensezung des Arsenikwasserstoffs zu Rathe und bringt die Temperatur und den Luftdruk in Rechnung, so wird man mittelst Berechnung die Menge arseniger Säure, welcher dieses Volumen Arsenikwasserstoff entspricht, leicht bestimmen können. Bedient man sich einer reinen Normallösung von arseniger Säure, so erhält man die befriedigendsten Resultate, wie die folgenden Ziffern zeigen.   Angewandtearsenige Säure.   Gefundenearsenige Säure. Differenz.       M. G.       M. G.    M. G. Mit dem Zink A        0,25       0,239    0,011 Mit dem Zink E        0,25       0,241    0,009 –––––––––       Mittelzahl    0,01 Bringt man eine vorher mit Schwefelsäure oder salpetersaurem Kali präparirte animalische Substanz dazu, so findet man sich veranlaßt, mehr arsenige Säure vorhanden zu glauben, als dazu genommen wurde. Es muß sich also zu gleicher Zeit mit dem Wasserstoff und dem Arsenikwasserstoff ein anderes gasartiges Product entwikelt haben, welches die Eigenschaft besizt, das Verschwinden der Arsenikfleken zu verzögern. Ist dem also, so muß dasselbe Product ihr Erscheinen beschleunigen und folglich Spuren von Arsenikwasserstoff sichtbar machen, welche es ohne ihre Gegenwart nicht wären. (A.) 2 Liter Wasserstoff, durch den Zink A erzeugt, wurden mit 0,26 Kubikcent. Arsenikwasserstoff in den Apparat gebracht. Die Flamme zeigte, wie wohl zu erwarten war, keine Spur von Arsenik an. Um die Fleken sichtbar zu machen, hätten sich die Gase in einem Verhältniß von wenigstens 1/25000 befinden, d.h. man hätte den 2 Litern Wasserstoff 0,08 Cent. Arsenikwasserstoff zusezen müssen. (B.) 200 Gramme Leber wurden nach dem Danger-Flandin'schen Verfahren behandelt; die gelbe Lösung wurde mit Zink A und reiner Schwefelsäure so zusammengebracht, daß 2 Liter Wasserstoff in der Gasometer-Flasche angesammelt werden konnten. Das Gas gab beim Versuche keine Fleken; man brauchte aber, um diese zu Wege zu bringen, nur 0,05 Cent. Arsenikwasserstoff zuzusezen, während in dem vorhergehenden Versuche 0,06 Cent. dieß nicht bewirken konnten. (C.) 200 Gramme Leber wurden mit salpetersaurem Kali gemengt, getroknet und dann portionenweise in einen rothglühenden Tiegel geworfen. Die mittelst Wasser ausgezogene Kohle erzeugte eine wenig gefärbte Flüssigkeit, welche mit Schwefelsäure behandelt und bis zur Trokne verdampft wurde. Der in Wasser wieder aufgelöste Rükstand gab eine ungefärbte Flüssigkeit, die, wie im vorigen Versuche behandelt, dasselbe Resultat lieferte. (D.) 200 Gramme Leber gaben, ebenso mit salpetersaurem Kali behandelt, 200 Gramme einer ungefärbten Flüssigkeit, welche in Verbindung mit Schwefelsäure auf Zink G gegossen wurde. Dieser Zink, im gewöhnlichen Marsh'schen Apparate geprüft, gab keine Fleken; unter dem Einflüsse der zugesezten Flüssigkeit aber zeigte er bald das Vorhandenseyn von Arsenik an. Die in allen diesen Versuchen erhaltenen Fleken waren in ihrem Ansehen von den rein arsenikalischen Fleken verschieden; sie waren von gelblicher Farbe, flüchtig, spiegelnd, von Metallglanz, sogar in der Wärme in Salpetersäure schwer löslich; aber die zur Trokne verdunstete Lösung erzeugte mit salpetersaurem Silber den charakteristischen ziegelrothen Niederschlag. Vergleicht man die Versuche A, B, C und D, so scheint mir die Annahme unerläßlich, daß einer oder mehrere Stoffe organischen Ursprungs, oder solcher, die sich unter dem Einflüsse der angewandten Agentien bilden, merklich auf das Erscheinen der Arsenikfleken einwirken. Die Beobachtung, daß diese Fleken immer eine mehr oder weniger gelbe Farbe hatten; daß die Flamme im Augenblik ihres Erscheinens blau gefärbt war, daß sie sich in Salpetersäure schwer auflösten, durch einen einzigen Tropfen schwefelwasserstoffsauren Ammoniaks hingegen sogleich verschwanden, machte mich glauben, daß der Schwefel wohl die gelbe Substanz sey, welche den Arsenik begleitet.Seitdem diese Arbeit der Société d'Emulation mitgetheilt wurde, beobachteten die HHrn. Fordos und Gélis unter andern Umständen die Erzeugung von Schwefelarsenikfleken, deren Merkmale sie beinahe eben so beschrieben. Eine kleine, an beiden Enden geschlossene Röhre, welche in der Mitte mit einer Oeffnung versehen war, wurde so gebogen, daß sie eine Art Retorte mit Recipienten vorstellte. An einem Ende befand sich eine Lösung von salpetersaurem Baryt; am andern die salpetersaure Lösung der in den Versuchen B und C erhaltenen Fleken. Als dieses Ende erhizt wurde, trübte sich die erstere Flüssigkeit; die Fleken enthielten demnach Schwefel. Der Zink A läßt, wenn er mit Schwefelsäure oder Salzsäure behandelt wird, keinen Schwefelwasserstoff entweichen. Hingegen kömmt dieses Gas zum Vorschein, wenn man eine Flüssigkeit hinzubringt, welche durch Einwirkung des Wassers auf animalische Stoffe erzeugt wurde, die man auf die obenerwähnte Weise präparirte. Wie soll nun die Gegenwart des Schwefels hier erklärt werden? Ich glaube, daß gegen das Ende der Verkohlung der Substanzen mittelst der Schwefelsäure, ein Theil der durch die Reaction der Säure auf die Kalksalze erzeugten schwefelsauren Salze sich in Schwefelmetalle umwandelt, welche sich dann im Wasser auflösen. Was jenen Schwefel betrifft, welchen auf andere Art gewonnene Flüssigkeiten manchmal enthalten, so kann ich ihn nur der animalischen Substanz selbst zuschreiben, deren Schwefel zuerst unter dem Einflüsse des salpetersauren Kali's in den Zustand schwefelsaurer Salze und dann unter jenem der Kohle in den Zustand der Schwefelmetalle übergeht. Sezt man nicht vor dem Abdampfen der Waschwasser einen Ueberschuß von Schwefelsäure hinzu, so entgeht ein Theil dieser Schwefelverbindungen der Zersezung und bildet später Schwefelwasserstoff, der die Eigenschaft hat, das Erscheinen der Arsenikfleken zu beschleunigen. (E) Es wurden in der That 2 Liter Wasserstoff, vom Zink C erzeugt, in einen Apparat mit 0,06 C. Arsenikwasserstoff gebracht, welches Verhältniß nicht hinreichte, um die Gegenwart des Arseniks zu entdeken. Der Zusaz eines gewissen Volumens Schwefelwasserstoff zur Mischung rief sogleich das Erscheinen von Fleken hervor, die in Betreff ihrer physischen und chemischen Kennzeichen den in den Versuchen B, C und D erhaltenen Fleken vollkommen ähnlich waren. Damit diese Erscheinung recht sichtbar auftrete, muß darauf Acht gegeben werden, daß die schwefelhaltige Substanz im Verhältniß zum Arsenikwasserstoff in Ueberschuß vorhanden ist; doch darf das Maaß nicht zu sehr überschritten werden, weil sonst der Schwefel sich in zu großer Quantität auf der Porzellantasse absezt und die Gegenwart des Arseniks maskirt. Auf diese verschiedenen Versuche mich stüzend, bin ich zu glauben geneigt, daß der Schwefelwasserstoff die Substanz ist, welche das Erscheinen der Arsenikfleken beschleunigt und zwar erkläre ich mir folgendermaßen die Rolle, welche er bei dieser Erscheinung spielt. Indem er zu gleicher Zeit mit dem Arsenikwasserstoff in die Flamme gelangt, zersezt er sich, bildet zum Theil schweflige Säure, welche sich entwikelt, und läßt anderntheils Schwefel fallen, welcher Arsenik in gebundenem Zustand zurükhält. Dieses Sulphurid muß also, da es mehr Masse ausmacht als das Metall, welches es enthält und weniger flüchtig ist, auf dem Porzellan früher erscheinen als der Arsenik selbst. Die meisten Zinke des Handels entwikeln mehr oder weniger Schwefelwasserstoff, wenn man sie mit einer Säure behandelt; doch ist diese Quantität nie groß genug, um die Erzeugung von Schwefelarsenik hervorzurufen, welcher sich nur bei vorhandenem Ueberschuß von Schwefelgas bildet. Jedoch ist nicht zu zweifeln, daß das aus dieser Quelle herrührende Gas seinestheils zu der eben angeführten Erscheinung beiträgt. Ich wollte die Versuche B und C mit einer Auflösung von SalpeterkohleD.h. einer Kohle, welche man bei der Zersezung animalischer Stoffe mittelst Salpetersäure erhält.A. d. R. wiederholen; allein die Schwierigkeiten, die Gegenwart salpetersaurer und salpetrigsaurer Dämpfe in den Gasen zu vermeiden, deren Existenz unverträglich ist mit jener des Arsenikwasserstoffs und des Schwefelwasserstoffs, erlaubte mir nicht, hinreichend genaue Beobachtungen anzustellen. Jedoch bemerkte ich zuweilen ein Zurükbleiben in dem Erscheinen der Fleken, was zu beweisen scheint, daß diejenigen Chemiker, welche die Salpetersäure zur Zerstörung der animalischen Substanz anwandten, sich in die für die Entdekung des Arseniks ungünstigsten Umstände versezten. Folgerungen. 1) Wenn die Oeffnung, durch welche sich die Gase entwikeln, einen Millimeter im Durchmesser hat, so ist die Flamme, welche die größtmögliche Empfindlichkeit besizt, jene, welche aus der Verbrennung zweier Centimeter Gas in der Secunde hervorgeht; der Marsh'sche Apparat ist daher keineswegs desto empfindlicher, je schwächer seine Flamme ist. 2) Wenn keine secundäre Ursache die Reaction stört, zeigt reiner Zink die Gegenwart von Arsenik an, wenn die erzeugten Gase sich wenigstens in dem Verhältniß von 1/25000 befinden. 3) Wenn die Zinke des Handels ein geringeres Verhältniß anzuzeigen scheinen, so enthalten sie fremdartige Substanzen, Schwefel, Antimon, Arsenik, deren Gegenwart in den Gasen das Gesez ihrer Empfindlichkeit verändert. 4) Der Schwefel, sowohl wenn er von der Zersezung organischer Substanzen, als aus den angewandten Reagentien herrührt, besizt die Eigenschaft, das Erscheinen der Arsenikfleken zu beschleunigen, folglich auch die Spuren Arseniks sichtbar zu machen, welche zuvörderst der Empfindlichkeit des Marsh'schen Apparats entgangen wären. 5) Wenn man mittelst der Wärme und eines Ueberschusses von Schwefelsäure die Sulphuride in der der Analyse unterworfenen Flüssigkeit zersezt, so ist es mit meinem Apparate und mit Hülfe der bekannten Gränze der Empfindlichkeit eines Gases möglich, die Spuren arseniger Säure, welche in einer Flüssigkeit enthalten sind, (quantitativ) zu bestimmen, welche Spuren sonst durch die empfindlichste Waage nicht mehr bemessen werden könnten. Dieß dient zur Erklärung des Irrthums, in welchen mehrere Chemiker verfielen, welche, keinem Zinke mißtrauend, den sie im Marsh'schen Apparat geprüft hatten, der Substanz, welche sie untersuchten, den Arsenik zuzuschreiben sich verleiten ließen, welchen sie in den Fleken fanden. Um sich in diesem Sinne auszusprechen, brauchten sie nur einen dem Zink G ähnlichen anzuwenden, dessen Arsenik nur durch die Einwirkung des Schwefelwasserstoffs zu Tage kam. Wenn dem nun also ist, so darf man sich nicht wundern, daß andere Chemiker, welche dieselben Substanzen untersuchten, zu anderen Resultaten gelangten, wenn sie, abgesehen von den verschiedenen Umständen, in die sie sich versezt haben konnten, sich eines Zinks von anderer Beschaffenheit bedienten, welcher sich dem Zustand der Reinheit mehr näherte, als der eben besprochene.

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