Titel: | Buchdruker-Sezmaschine, worauf sich James Hadden Young, Kaufmann, und Adrien Delcambre, Fabrikant, beide aus Lille in Frankreich, am 13. März 1840 in England ein Patent ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. LXXV., S. 331 |
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LXXV.
Buchdruker-Sezmaschine, worauf sich
James Hadden Young,
Kaufmann, und Adrien
Delcambre, Fabrikant, beide aus Lille in Frankreich, am 13. Maͤrz 1840 in England ein Patent
ertheilen ließen.
Aus dem London Journal of arts. Okt. 1841, S.
174.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Young's und Delcambre's Buchdruker-Sezmaschine.
Vorliegende Erfindung besteht in einer Reihe in gewisser Höhe angebrachter
Behältnisse oder Kammern, worin sich Lettern befinden, welche aus denselben durch
Hebel oder von uns sogenannte „Stößer“ in der verlängerten
Reihenfolge herausgestoßen werden. Die Bewegung der Stößer geschieht mit Hülfe von
Tasten, einigermaßen ähnlich den Tasten eines Pianofortes, welche zu dem Ende mit
den Fingern niedergedrükt werden. Die aus ihren respectiven Kammern gestoßenen Typen
fallen auf eine mit Rinnen versehene geneigte Ebene, deren Steilheit so regulirt
ist, daß die Letter, so wie sie aus ihrer Kammer hervorkommt, augenbliklich die zu
ihrer Aufnahme bestimmte Rinne hinabgleitet. Diese Rinne führt nach einem am unteren
Ende der geneigten Ebene befindlichen Punkte, wo sämmtliche Rinnen unmittelbar über
einer kleinen Büchse zusammentreffen. Diese Büchse entspricht dem Zwek eines
gewöhnlichen Winkelhakens, weßwegen wir sie auch Sezbüchse nennen; die Letter
gelangt in dieselbe durch die bloße Kraft ihres eigenen Gewichts in einer für die
Aufnahme der Drukerschwärze geeigneten Stellung, und wird hernach in den
gewöhnlichen Formrahmen geschafft.
Die auf Taf. V dargestellte Maschine ist zum Sezen von
76 Verschiedenen Lettern oder Spatien eingerichtet, und dient lediglich dazu, die
Bewegungen der Theile zu erläutern; in einer wirklichen Sezmaschine jedoch muß
dieselbe Anzahl von Fächern oder Kammern vorgerichtet seyn, welche man gewöhnlich in
Buchdrukerei-Officinen vorfindet.
Fig. 25 ist
eine Frontansicht der Maschine, wobei ein Theil des Gehäuses, welches sie gegen
Staub schüzt, weggelassen ist, um den Mechanismus deutlicher zu zeigen. Fig. 26
liefert einen Verticaldurchschnitt von der Seite. In sämmtlichen Figuren dienen
gleiche Buchstaben zur Bezeichnung entsprechender Theile. A,
A ist das Gehäuse und Gestell der Maschine; in der Mitte desselben befindet
sich eine horizontale Platte B, woran die Lager m befestigt sind, an denen man die Stifte C bemerkt. Leztere bilden die Achsen für die Tasten D, D, D, von denen in der Zeichnung drei Reihen sichtbar
sind. Die Tastenenden stehen durch Scharniere 8 mit den schrägen Hebeln E, E, E in Verbindung. An dem oberen Theile jedes dieser
Hebel sind schräge Flächen oder keilförmige Stüke F, F
angebracht, welche unten nach einem größeren Maaßstabe erklärt werden sollen. Diese
keilförmigen Stüke wirken gegen die Hebelrahmen G, G,
welche wir Stoßrahmen (pushing
frames) nennen, indem die Lettern durch dieselben aus den Behältnissen oder
Kammern H, H, H gedrängt werden. Leztere bestehen aus
messingenen, in paralleler Lage dergestalt über einander angeordneten Stangen (Fig. 25), daß
sie der Neigung der hinteren schrägen Fläche J
entsprechen. Die Kammern H, H bilden offene Canäle, um
ein Haar breiter als die Typen, damit leztere frei in denselben hinabgleiten können;
zu dem Ende sind sie in geneigter Lage auf einem zu der schrägen Fläche J rechtwinkelig stehenden Gestelle J befestigt. Dieses Gestell, Fig. 25, besizt die
Gestalt eines Satteldaches, und ist an seiner unteren Seite durch Querrippen x, x verstärkt, welche an dasselbe gegossen sind, um dem
Gesammtgewichte der Lettern die nöthige Unterstüzung zu gewähren; durch Schrauben
y, y' ist es noch mit dem Hauptgestelle A fest verbunden. Die Hebel E gehen durch die in die unteren Arme der Träger u, Fig.
29, geschnittenen Schlize t. Diese Träger sind
an die untere Seite der schrägen Fläche J geschraubt,
und v, v sind Schrauben, zwischen deren Spizen die
Stoßrahmen schwingen. An die Träger u sind mit Hülfe von
Schrauben die Federn w befestigt, deren Enden in einer
den geneigten Flächen oder Keilen F entgegengesezten
Richtung gegen die Stoßrahmen G wirken, und dieselben in
dem Maaße, als die Keile in Folge des Gewichts der Hebel zurüktreten, wieder in ihre
frühere Lage drängen, mithin auch die Tasten D in ihre
ursprüngliche Lage zurükbringen.
Einer der wesentlichsten Bestandtheile unserer Erfindung ist eine mit Rinnen
versehene, gleichfalls in schräger Lage angeordnete Platte J,
J, welche die oben erwähnte geneigte Fläche bildet, und mit
Verstärkungsrippen 5,
Fig. 26
und 29,
versehen ist. Diese geneigte Fläche nimmt in ihre Rinnen die Typen unmittelbar,
nachdem sie aus ihren Kammern ausgestoßen worden sind, auf; für jede Letter ist eine
Rinne da. Sobald nun eine Letter aus ihrem besonderen Behältniß herausgestoßen
worden ist, gleitet sie die schiefe Ebene hinab und wird durch die querlaufenden
Canäle n, Fig. 25, an der Stelle
J' nach der „Sezbüchse“
K geleitet. Diese Büchse vertritt die Stelle des
gewöhnlichen Winkelhakens und nimmt sämmtliche Lettern auf, so wie sie zu Columnen
oder Säzen aneinander gereiht werden sollen.
L ist ein kurzer Hebel, welcher an einer quer über die
Maschine gehenden, hin- und herschwingenden Spindel L¹ befestigt ist. Dieser Hebel steht durch ein Scharnier mit dem
Hebel s einer Parallelbewegung r in Verbindung, welche mittelst eines Trägers b an das Gestell A befestigt ist. Bei jedem
Niederdrüken einer Taste geräth der Hebel L in
Schwingung, das Ende L² der Parallelstange s tritt durch eine in der Seite der Büchse K befindliche Oeffnung, kommt mit der zu bildenden
Letterncolumne in Berührung und schiebt dieselbe von der Stelle J' der geneigten Fläche hinweg, so daß nun eine andere
Type in den durch diese Bewegung gebildeten Raum fallen kann. Das entgegengesezte
Ende der Columne ruht auf einem messingenen Schieber m,
welcher mit der Letter bei jedem Stoße des Hebels durch einen in der
gegenüberstehenden Seite der Büchse befindlichen Einschnitt sich zurükbewegt. Der
Druk einer Feder N verhindert, daß der Schieber zu weit
gleite, und veranlaßt ihn, sich nur so weit zu bewegen, als er durch den Hebel
gestoßen wird.
Der Hebel L empfängt seine Bewegung von den verticalen
Armen O, O, O, von denen an jeder Taste einer befestigt
ist. Diese Arme nebst den Tasten sind in den Figuren 36, 37 und 38 abgesondert
dargestellt. Sobald die Taste niedergedrükt wird, drükt ihr Arm O gegen den Rand der an der Spindel L¹ festsizenden Stange P und preßt dadurch den Hebel L durch den in
der Seite der Büchse K befindlichen Einschnitt und sein
Ende L² gegen diejenige Letter, welche eben die
schiefe Fläche J herabgefallen ist. Z ist eine Feder, welche mit ihrem einen Ende an das
Gestell A befestigt ist, mit ihrem anderen Ende gegen
die Stange P drükt, und zwar in einer Richtung, welche
derjenigen der Arme O entgegengesezt ist. Diese
Anordnung hat den Zwek, den Hebel und sein Ende L², nachdem dasselbe die Letter von dem Punkte J' der schiefen Fläche hinweggedrängt hat, wieder in
seine ursprüngliche Lage zurükzubringen, damit in der Büchse für die nächste
herabfallende Letter Raum bleibe. Um jedoch das Zerbrechen einer Letter zu verhüten,
wenn dieselbe in dem Canale
J' steken bleiben sollte, ist dieser Theil des Canals um
ein Scharnier beweglich, und wird durch eine Feder Q
unterstüzt. Diese Anordnung gestattet der Letter, wenn sie durch die Schulter L², Fig. 27, des
Parallelhebels s gedrängt werden sollte, nachzugeben,
bis der Druk aufhört, worauf sie in das Behältniß K
fällt. R, Fig. 25, 26 und 32, ist eine Dekplatte,
die wir „Schild“ nennen, welche die Lettern hindert, aus den
Querrinnen n herauszuhüpfen, wenn sie zu rasch fallen
sollten.
In Fig. 26 ist
eine Letternreihe in der Büchse K eben fertig geworden,
und der Schieber M ist um seine ganze Länge in der
Büchse vorgerükt. Dieß wird auch mit Bezugnahme auf Fig. 28 deutlich, welche
einen Grundriß der Büchse, abgesondert von der Maschine, darstellt. Sobald die
Letternreihe voll ist, wird es nöthig, dieselbe seitwärts zu bewegen, um der
nächsten in die Büchse K zu sezenden Linie Plaz zu
machen. Dieser Zwek wird auf folgende Weise erreicht.
An dem einen Ende der Maschine befindet sich eine Kurbel mit einem Rade s (Fig. 25), deren einmalige
Umdrehung die Letter für die nächstfolgende Linie weit genug bewegt. Dieses Rad sizt
an einer Achse T, welche in Lagern V, die am Boden der Büchse angebracht sind, sich dreht,
und an ihrem anderen Ende ein Zahnrad U trägt. An der
Vorderfläche des Zahnrades befindet sich ein um die Breite der Letter
hervorstehender Daumen W, welcher gegen einen an dem
messingenen Schieber Y befestigten Stift X wirkt. Dieser Schieber Y
bewegt sich in der Büchse K zwischen
schwalbenschwanzförmigen Nuten, und wird durch eine an seiner unteren Seite
befindliche, durch punktirte Linien angedeutete Feder Z
stabil erhalten; er unterstüzt, wie aus Fig. 28 ersichtlich ist,
die Letter auf der einen Seite, während dieselbe auf der anderen Seite durch einen
ähnlichen Schieber a unterstüzt wird. Auch lezterer
besizt an seiner Unterfläche eine Feder Z, um zu
verhüten, daß er der Bewegung des Daumens zu leicht nachgebe.
Der oben erwähnte messingene Schieber M besizt an seinem
einen Ende einen Leitstift b, welcher durch ein an der
Gestellplatte B befestigtes Lager geht und dazu dient,
der Bewegung des Schiebers die nöthige Stabilität zu geben. An demselben Ende
befindet sich noch ein Arm d, welcher den Schieber mit
einer Zahnstange e in Verbindung sezt. Leztere steht mit
dem Rade U im Eingriff und gleitet durch ein an der
unteren Seite der Büchse befindliches Lagers f, ferner
durch ein an der oberen Seite der Gestellplatte B
befestigtes Lager 1.
Hieraus ergibt sich nun deutlich, daß, wenn der Arbeiter die Kurbel s umdreht, der Daumen W auf den Daumen X des Schiebers Y wirken und
denselben sammt allen in der Büchse befindlichen Letternreihen, deßgleichen den auf
der anderen Seite des Sazes befindlichen Schieber a
zurükdrängen wird. Sobald aber der Daumen W den Daumen
X verlassen hat, so drükt auch eine an dem Lager V befindliche Feder g den
Schieber in seine vorige Stellung wieder zurük. Die Zähne des Rades U bewegen sich um die Zahnstange e und bringen den Schieber M in die Büchse.
Ein Theil des Umfanges des Rades U ist nicht verzahnt,
so daß jener Daumen, während er die Schieber Y, a und
die zwischen denselben enthaltenen Letternreihen bewegt, die Zahnstange mit dem
Schieber M nicht in Bewegung sezt, damit der Arbeiter
wahrnehmen könne, wenn eine Letternreihe gesezt ist.
h, Fig. 25, 26 und 28, ist eine Stange,
welche durch ein Loch i und ein Lager 1 gleitet. 2 ist
ein von der einen Seite des Schiebers M aus sich
erstrekender Arm. So wie der Schieber aus der Büchse tritt, kommt das Auge des Arms
mit dem Stifte 3 in Berührung und bringt einen auf der Stange h befindlichen Punkt in das Loch i, wodurch
angezeigt wird, daß eine Linie gesezt ist; sobald der Schieber M durch Zahnstange und Getriebe wieder in die Büchse
zurükgebracht worden ist, kommt das Auge des Armes mit dem Stifte 4 in Berührung und
bringt dadurch den erwähnten Punkt der Stange wieder in seine vorherige Lage.
Derjenige Theil der Büchse K, wo die Letterncolumne
zusammengesezt wird, ist in schwalbenschwanzförmigen Coulissen (Fig. 25, 35 und 40) verschiebbar. Sobald
nun die Columne vollendet ist, zieht der Arbeiter diesen Theil der Büchse und mit
derselben den ganzen Saz mit Hülfe einer Handhabe heraus, so daß derselbe nunmehr in
den gewöhnlichen Drukerrahmen eingesezt werden kann.
Die Figuren
29, 30,
31, 34 sind
abgesonderte Theile der Maschine, welche zur Erläuterung der Bewegung des Hebels E und des keilförmigen Stükes F dienen; sobald eine Taste niedergedrükt wird, stößt das leztere die
Letter aus ihrer Kammer H; die Thätigkeit derselben ist
in Fig. 30
durch punktirte Linien angedeutet. Fig. 32 ist ein Grundriß
der geneigten Fläche J mit dem darauf befestigtenbefestigtigten Schilde R; auf der einen Seite befindet sich
der Durchschnitt einiger von den oben erwähnten Kammern oder Behältnissen H mit den darin befindlichen Lettern; in derselben Figur
ist auch ein Längendurchschnitt der Sezbüchse K
sichtbar.
Fig. 33 ist
ein Querschnitt, welcher die Form des Armes d, des
Schiebers M, der Zahnstange e und des Armes mit dem Auge 2 zeigt. Fig. 35 ist ein
Querschnitt der Büchse K, welcher die Seitenansicht des Schiebers M mit der Stange h liefert,
und zwar in ihrem größten Abstande von der Büchse.
Damit sich der Arbeiter bei seinen Operationen mit der Maschine gehörig zurechtfinde
und damit keine unrichtigen Lettern in die Sezbüchse fallen, haben wir auf jeder
Taste den in der Kammer H enthaltenen Buchstaben, auf
welchen sich die Thätigkeit der Taste bezieht, verzeichnet. Auch die Kammern sollten
mit ähnlichen Buchstaben markirt seyn, damit die mit der Füllung derselben
beauftragten Personen keine falschen Lettern hineinwerfen können. Die Figuren 36,
37 und
38
liefern separate Ansichten der Tasten D, welche die
Gestalt der verticalen Arme O darstellen. Fig. 39 ist
ein Grundriß der Taste D, welcher die Scharniere 8
zeigt, womit die Hebel E in Verbindung stehen. Fig. 40 ist
ein Querschnitt nach größerem Maaßstabe durch die Büchse K mit dem aus der Büchse hervorstehenden Schieber M. Der Pfeil zeigt die Richtung an, in welcher das Stirnrad U sich bewegt, so daß es mit Hülfe der Zahnstange e den Schieber M in die
Büchse bringt; Fig.
41 ist ein Grundriß dieser leztern Vorrichtung.
Soll die Maschine hinsichtlich der Anzahl ihrer Tasten und Letternfächer erweitert
werden, so wird es natürlich nothwendig, auch in gleichem Verhältnisse die Anzahl
der auf den geneigten Flächen J befindlichen Rinnen zu
vermehren. Diese Rinnen sollten jedoch so angeordnet seyn, daß die Länge der
parallelen Rinnen in Verbindung mit den querlaufenden Canälen um so vieles kürzer
wären, daß dadurch die Unterschiede in der Zeit, welche die Lettern zum Hinabgleiten
in die Büchse brauchen, ausgeglichen würden, so daß also die Lettern in derselben
Zeitfolge fallen müßten, in welcher man die Tasten anschlagen würde.
Nachdem wir somit die verschiedenen Theile des Apparates und das Operationsverfahren
mit demselben beschrieben haben, so erklären wir, daß wir auf das Princip der Tasten
oder der Claviatur, als Mittel die nöthigen Bewegungen aus die verschiedenen Theile
des Apparates überzutragen, keine Ansprüche begründen, indem solche Tasten bei den
verschiedenen erfolglosen Bemühungen, die Lettern durch eine Maschine zu sezen,
schon früher öfters in Anwendung gebracht wurden. Dagegen nehmen wir als unsere
Erfindung in Anspruch: 1) die Anwendung einer geneigten Fläche, in Folge deren
Neigung die auf was immer für eine Art auf dieselbe gelegten Druklettern veranlaßt
werden, durch ihre eigene Schwere nach einem gegebenen Punkte hinabzugleiten; 2) die
eigenthümliche Form und Anordnung der in der Höhe angebrachten Behältnisse oder
Kammern H; 3) den Stoßrahmen G und die keilförmigen Stüke F, durch welche
die Lettern auf die
geneigte Ebene gestoßen werden; 4) das an einem Scharniere bewegliche Stük J' mit seiner Feder; 5) die Sezbüchse und die
verschiedenen damit in Verbindung stehenden mechanischen Bewegungen; 6) endlich den
Schild, welcher das Herausfallen der Typen aus den Rinnen oder das Abgleiten von der
geneigten Fläche verhütet.