Titel: | Bericht des Hrn. Emil Dollfus über einen von Hrn. B. E. Saladin erfundenen Zähler (mit Zifferblatt) zum Messen der Geschwindigkeit von Wellbäumen. |
Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. LXXIII., S. 322 |
Download: | XML |
LXXIII.
Bericht des Hrn. Emil Dollfus uͤber einen von Hrn.
B. E. Saladin
erfundenen Zaͤhler (mit Zifferblatt) zum Messen der Geschwindigkeit von
Wellbaͤumen.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhausen, No. 70, S. 501.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Dollfus, über Saladin's Zähler zum Messen der Geschwindigkeit von
Wellbäumen.
Dieser Apparat besteht aus mehreren Systemen von Räderwerken und Schrauben ohne Ende,
welche die ursprüngliche Bewegung des Wellbaumes, worauf der Apparat angebracht
wird, auf ein System von Zeigern übertragen, die auf einem Zifferblatte die Anzahl
der Umdrehungen angeben, welche in einer bestimmten Zeit durch diesen Wellbaum
zurükgelegt werden. Durch eine sinnreiche, aus der Zeichnung und Beschreibung des
Apparates leicht begreifliche Einrichtung, dienen die Zahnräder zugleich als Räder
und als Schrauben ohne Ende, was den ganzen Mechanismus sehr vereinfacht. Die
verschiedenen Verhältnisse zwischen diesen Rädern und Schrauben ohne Ende sind
gewöhnlich so combinirt, daß die Anzahl der Umdrehungen der Treibwelle, welche ihre
Normalgeschwindigkeit repräsentirt, den Tagesstunden entspricht, die auf dem
Zifferblatte verzeichnet sind; d.h. wenn dieser Wellbaum z.B. 100 Umdrehungen in der
Minute oder 6000 in der Stunde vollenden muß, so ist die Zähneanzahl der
verschiedenen Räder derart, daß zwischen der ersten Schraube ohne Ende, die auf der
Transmission selbst sizt und die Bewegung gibt, und dem Stundenzeiger ein
Geschwindigkeitsverhältniß von 1 zu 6000, und für den Minutenzeiger von 1 zu 100
besteht. Am Morgen vor Beginn der Arbeit stellt man die Zeiger auf die Stunde wo man
beginnt, und sie werden dann alle folgenden Stunden des Tages auf dem Zifferblatte
des Zählers mit den Zeigern der Uhren übereinstimmend anzeigen, wenn die
Normalgeschwindigkeit des Motors eingehalten worden ist. Wenn der Zähler nachgeht,
so ist dieß ein Beweis, daß die Transmission zu langsam gegangen ist, und das
Gegentheil, wenn er vorgeht. Dadurch kann man also zu jeder Tageszeit, indem man die
Stellung der Zeiger beobachtet, sich versichern, ob die Transmission ihren
festgesezten Gang eingehalten hat, und dieser Apparat bietet folglich ein einfaches
und leichtes Mittel dar, um die Pünktlichkeit der Person zu prüfen, welche zur
Beaufsichtigung des Motors angestellt ist. Er ist auch eine Art von Regulator in
großem Maaßstabe.
Ueberdieß kann seine Anwendung in zahlreichen Fällen sehr nüzlich seyn, besonders
aber in den Fabriken, wo die Güte und hauptsächlich die Menge der Producte
unmittelbar von der bestimmten und sich immer gleichbleibenden Geschwindigkeit des
Motors abhängt. So werden unter anderemanderm die mechanischen Webereien, die Wollen- und Baumwollspinnereien,
besonders auch die Flachsspinnereien und überhaupt die Spinnereien, welche sich der
Drosselmaschinen bedienen, großen Vortheil von seiner Anwendung ziehen.
Man wird leicht einsehen, daß je mehr Arbeit in einer Fabrik dem Motor übertragen
ist, und je mehr also der Mensch bloß den Dienst eines Aufsehers zu verrichten hat,
desto nothwendiger es ist, den dem Motor gegebenen Antrieb zu erhalten und ein
einfaches Mittel zur Verfügung zu haben, sich davon zu versichern, indem das zu
erzielende Product in diesem Falle so zu sagen gänzlich von jenem Umstande abhängt
und die größere oder geringere Thätigkeit der Arbeiter nur einen untergeordneten
Einfluß ausübt.
Die Fabriken, welche durch Dampf bewegt werden und deren Motor sehr belastet ist, so
daß er von Seite des Heizers eine außerordentliche Aufmerksamkeit erfordert, um den
Dampf in dem bestimmten Grad der Spannung zu erhalten, können deßhalb, was die
Anwendung dieses Instrumentes betrifft, mit den vorhergehenden verglichen werden.
Der Apparat ist ferner für alle Versuche sehr schäzbar, wo man die Geschwindigkeit
der Wellbäume für eine anzustellende Berechnung kennen muß.
Oft bleiben Fabriken unter dem Product, welches sie täglich liefern sollen, zurük,
bloß weil ihr Motor, obwohl er die nöthige Kraft hätte, sie mit der gehörigen
Geschwindigkeit zu treiben, diese nicht zu allen Tageszeiten einhält; sey es nun aus
Nachlässigkeit von Seite des Aufsehers, oder wegen Umständen, welche leicht zu
beseitigen wären, wenn ihr Vorhandenseyn angezeigt würde; der Zähler aber wird auf
alle diese Fehler aufmerksam machen. Wir glauben daher, daß seine Einführung in den
Fabriken unter allen Verhältnissen zu empfehlen ist. Die Anschaffungskosten
desselben sind gering, auch gibt er keine Veranlassung zu Störungen.
Es dürfte von Interesse seyn, hier Einiges über einen andern Zähler anzuführen,
welchen man ebenfalls Hrn. Saladin verdankt und welcher von ihm mit vielem Nuzen bei vielen
Spinnmaschinen angewendet worden ist. Er besteht aus zwei oder mehreren gezahnten
Rädern von Gußeisen, welche auf ihrer Seitenfläche gegen den Umfang hin einen
vorspringenden Stab in Form einer Spirale besizen, die den Dienst einer Schraube
ohne EndeDie Idee, eine Spirale wie eine Schraube ohne Ende anzuwenden, gehört, so
viel wir wissen, dem Hrn. Grün, Maschinenbaumeister in Guebwiller an; aber wir
glauben, daß Hr. Saladin zuerst Gebrauch von dieser Anwendung als Zähler
gemacht hat. A. d. O. leistet, indem sie mit dem folgenden Rade in Eingriff ist. Man erhält so
ebenfalls ein sehr großes Verhältniß zwischen den Umdrehungen des ersten Rades und
des folgenden. Die Abbildung wird dieß deutlich machen.
Dieser Zähler ist wie der andere sehr schäzbar als ein Mittel zur Controle, und kann
nöthigenfalls als Basis zur Bestimmung des Taglohnes der Arbeiter (in Spinnereien)
dienen, ohne daß man seine Zuflucht zum Abwiegen (des Garns) nehmen müßte, welches
Verfahren immer sehr umständlich ist, weil es meistens oft wiederholt werden muß,
wobei es auch leicht zu Irrungen Anlaß geben kann. Der Arbeiter könnte nämlich nach
der Länge des Vorgespinnstes oder des Fadens, welchen seine Maschine liefert,
bezahlt werden, und man kann so seinen Verdienst mit dem wie gewöhnlich nach dem
Gewicht bestimmten leicht in Uebereinstimmung bringen, weil die Nummer des Fadens
dieselbe bleibt und seine Länge dem Gewichte immer proportional ist. Um jeden Betrug
zu verhindern, wird der Zähler an der Maschine mittelst einer Schraube mit Mutter
von besonderer Form befestigt, welche man nur mit einem eigens dazu bestimmten, dem
Aufseher anvertrauten Schlüssel losschrauben kann. Dieser muß sich auch versichern,
daß keine Spindel leer geht, wovon er sich durch einen Blik immer leicht überzeugen
kann. Am Ende eines Tagwerkes, oder selbst nach 14 Tagen, wenn die Einrichtung des
Zählers die Anzeige einer hinlänglichen Anzahl von Umdrehungen der Achse, worauf er
angebracht ist, zuläßt, zeichnet man die Ziffer auf, bei welcher der Zeiger stehen
geblieben ist und führt ihn auf Null zurük; alles ist dann wieder in Bereitschaft
zum Beginn der Arbeit.
Es bestehen schon in mehreren französischen Spinnereien solche Zählapparate, welche
man entweder benuzt, um des Wiegens der Producte überhoben zu seyn, oder um die
Länge des von einer Maschine gelieferten Vorgespinnstes oder Fadens zu bestimmen und
zu controliren; oder endlich um auf Umstände, welche eine Veränderung in dem
täglichen Product einer Maschine (außer den in die Augen fallenden oder schon im
Voraus bekannten Ursachen) bewirken konnten, aufmerksam gemacht zu werden.
Erklärung der Abbildung dieses Zählers.
Fig. 44 ist
eine Ansicht der vordern Seite des Zählers;
Fig. 45 ein
Längendurchschnitt desselben nach der Linie A, B der
Fig. 44. Die
Minutenachse mit ihrem Zeiger, so wie die Räder c und
d und ihre Zapfen sind nicht durchschnitten.
Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Stüke in beiden Figuren.
a der Wellbaum der Transmission; es ist hier angenommen,
daß er 146 Umdrehungen in der Minute macht.
b eine Schraube ohne Ende, mit dreifachem linken
Schraubengange, welche auf dem Wellbaume a befestigt
ist.
c ein Rad mit 75 Zähnen, welches durch die Schraube ohne
Ende b bewegt wird, und an dessen Umfang eine einfache
rechte Schraubenwindung angebracht ist.
d ein Rad von 60 Zähnen, dessen Umfang mit einer
doppelten rechten Schraubenwindung versehen ist, und das durch die Schraubenwindung
des Rades c bewegt wird.
e ein konisches Getriebe mit 12 eingeschnittenen Zähnen,
auf der Minutenachse selbst sizend, welches durch das Schraubengewinde des Rades d bewegt wird.
f der Minutenzeiger, auf der Achse e gut aufgepaßt.
g ein Rad mit 144 Zähnen, die an seinem innern Umfang
angebracht sind; es ist mit einer langen Hülse g'
versehen, welche ihm zur Achse dient und in deren Loch sich die Achse e frei bewegt. Dieses Rad wird ebenfalls durch das
Schraubengewinde des Rades d bewegt.
h der Stundenzeiger, welcher mit Reibung auf der Hülse
g' aufgestekt ist.
i ein Lager mit einer langen Hülse, in deren Oeffnung
sich die Hülse des Rades g frei drehen kann.
k ein Zifferblatt von Messingblech, in 12 Theile für die
Stunden und in 60 für die Minuten getheilt; es ist an dem Gehäuse des Zählers
befestigt, welches ebenfalls aus Messingblech verfertigt ist. Ein Glasrahmen
verschließt dieses Gehäuse.
l eine Scheibe von Gußeisen, auf welcher der ganze
Mechanismus des Zählers angebracht ist.
n die Achse des Rades c; sie
ist mittelst einer Mutter auf der Scheibe l
befestigt.
o die Achse des Rades d.
p ein Winkelstük, welches die Stüze für die Achse o bildet.
q eine Platte mit Absäzen auf einer Seite und mit Zapfen
auf der andern Seite. Die Zapfen sind in einem Schlize der Platte l eingepaßt, welche sie in einer Richtung leitet; die
Absäze umfassen das Winkelstük p, gestatten aber die
freie Bewegung desselben rechtwinklich auf den Schliz der Platte l.
r eine Schraube, mittelst welcher das Winkelstük p und die Platte q mit der
Scheibe l verbunden wird.
s, s' Schrauben, welche das Lager i mit der Scheibe l verbinden.
Man sieht aus der Zeichnung, daß der Wellbaum a die vom
Motor kommende Bewegung mit entsprechenden Geschwindigkeitsverhältnissen auf die
Zeiger f, h überträgt; man kann auch daraus ersehen, daß
die Zahnräder, welche bei dem Apparate angewendet sind, die besondere Eigenschaft
haben, daß sie in einem Stük die Schraube und das Zahnrad vereinigen; daß drittens
die zwei Zeiger durch ein einziges Rad in Bewegung gesezt werden, was den Vortheil
gewährt, daß ein Zurükweichen der Zeiger nur durch den Spielraum der Zähne dieses
lezten Rades, nicht aber durch denjenigen aller Räder, aus welchen der Zähler
besteht, zu befürchten ist, was der Fall wäre, wenn man gewöhnliche gerade Räder
anwenden würde; viertens, daß man weniger Räder bedarf, als bei jeder andern
Einrichtung, um eine gleiche Geschwindigkeitsverminderung zu erzeugen.
Beschreibung eines Zählers für eine
Grobspindelbank.
Derselbe ist in Fig.
46–48 abgebildet. Ein Umgang des Zeigers an diesem Zähler entspricht 3200000
Umdrehungen der ihn bewegenden endlosen Schraube.
Dieser Zähler wird durch einen Wellbaum der Maschine bewegt, dessen einmal gehörig
festgesezte Geschwindigkeit sich nicht mehr ändert; es ist also leicht, dem Arbeiter
ein Bestimmtes für den Umgang dieser Welle zu bezahlen. Hier entspricht jeder
Theilstrich des Zifferblattes 20000 Umgängen der Hauptwelle der Maschine; bei den
Zählern, welche für einen Arbeitstag dienen, entsprechen diese Grade nur 1000
Umdrehungen der Hauptwelle.
Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Stüke bei allen Figuren.
Fig. 46 ist
die Seitenansicht des in der Hälfte der natürlichen Größe
abgebildeten Zählers;
Fig. 47 eine
Ansicht desselben von Vorn;
Fig. 48 eine
obere Ansicht des Zählers, ohne die endlose Schraube, welche ihn bewegt und in den
Figuren
46 und 47 angezeigt ist.
a Hauptwellbaum der Maschine, woran man den Zähler
anbringt.
b eine Schraube ohne Ende, welche in zwei Stüken auf den
Wellebaum aufgepaßt ist.
c ein Rad mit 20 Zähnen, das durch die Schraube b bewegt wird. Auf einer Seite dieses Rades befindet sich eine
vorragende Spirale, welche zwei Umgänge macht und mit dem Rade, nebst dem Zapfen c, der ihm als Achse dient, gegossen ist.
d eine Hülse mit einem Lappen, welche den Träger für das
Rad c bildet.
e ein zweites Rad mit 20 Zähnen, ähnlich dem ersten.
f die Stüze des Rades c.
g drittes Rad mit 20 Zähnen, ähnlich dem ersten.
h Stüze des Rades g.
i viertes Rad mit 20 Zähnen, ebenfalls dem ersten
ähnlich.
k Stüze des Rades i.
l fünftes Rad mit 20 Zähnen, ohne Spirale.
m Achse von Eisen, worauf das Rad l vierekig aufgestekt und durch eine Schraubenmutter befestigt ist.
n der Zeiger, welcher auf ein Vierek der Achse m aufgepaßt und vernietet ist.
o ein Zifferblatt von Messing, in 60 gleiche Theile
getheilt. Es ist mit einem langen Rohre versehen, worin die Achse m frei geht.
p ein Frictionsscheibchen von Leder, welches zwischen
den Zeiger n und das Zifferblatt o gelegt ist, um das Zurükgehen des Zeigers zu hindern.
q ein Träger mit fünf Stüzen 1, 2, 3, 4 und 5, welcher
den ganzen Mechanismus trägt. Auf den zwei Stüzen 2 und 4 sind die Lappen der Hülsen
f und k, und auf den
Stüzen 1 und 3 die von d und h befestigt. Die Stüze s ist mit einem Loch
durchbohrt, in welches das Rohr des Zifferblattes paßt, das darin durch eine
Drukschraube 5' festgehalten ist, unter der ein Segment r von Metall eingelegt ist, um die Eindrüke, welche die Schraube 5' in das
Rohr machen könnte, zu vermeiden; die Achsen der drei Räder c, g, l liegen in einer und derselben Ebene, während die zwei andern e und i tiefer stehen.
Dieser Unterschied in der Höhe wird hervorgerufen durch die Anwendung der Spirale,
welche nur mit ihrem mittlern Radius in Berührung mit dem Zahnrade seyn kann.
Der Zeiger n ist fest auf der Achse des Rades l, und das Zifferblatt kann gedreht werden, wenn man den
Zähler stellen will. Dazu genügt es, die Schraube 5' mittelst eines besonderen
Schlüssels zu lösen. Wenn das Zifferblatt lose ist, so kann man ihm mit der Hand die
gewünschte Stellung geben, worauf man die Schraube anzieht und die Maschine bis zum
vierzehnten Tage in Gang gesezt wird, an welchem man die vom Zeiger angezeigte Zahl
aufschreibt.