Titel: | Ueber die Behandlung der für Krappfarben bedrukten Zeuge vor dem Färben, nebst Bemerkungen über Kühkothsurrogate; von J. C. Hauer, Colorist in Kosmanos (Böhmen). |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. CXIII., S. 445 |
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CXIII.
Ueber die Behandlung der fuͤr Krappfarben
bedrukten Zeuge vor dem Faͤrben, nebst Bemerkungen uͤber
Kuͤhkothsurrogate; von J.
C. Hauer, Colorist in Kosmanos
(Boͤhmen).
Aus den Mittheilungen des Vereins zur Ermunterung des
Gewerbsgeistes in Boͤhmen, April 1841, Nr. 8.
Haner, uͤber die Behandlung der fuͤr Krappfarben
bedrukten Zeuge.
Nachdem die Baumwollenzeuge entweder von Hand oder mittelst einer Maschine mit den
Mordants für Krappfarben bedrukt worden sind, so ist das Erste, daß die Drukfarbe
antroknet. Beim Handdruk und bei Maschinen, die im Tage nicht viel bedrukte Waare
liefern, wie die Perrotine, Leitenbergine, Plancheplatte, sind oberhalb des
Druktisches an der Deke Rollen angebracht, auf welche die Waare sogleich vom
Druktische gehangen wird, wo sie troknet, weßhalb die Räume, in welchen solcher Druk
geliefert wird, eine Temperatur von 10–12° R. besizen müssen.
Das Troknen der auf den Rouleaux oder mit der Singerine, besonders aber mit ersteren, bedrukten Zeuge
geschieht bei einer viel höheren Temperatur und auf mehrfache Art. Entweder wird es verrichtet, indem man
die Waare unmittelbar aus der Maschine über mittelst Dampf geheizte Cylinder, am
besten aus Zinn, führt, oder man leitet sie in ein mit erhizter Luft erwärmtes Local
über darin angebrachte Rollen fort, worauf sie sich, indem sie diese Trokenräume
verläßt, in einem anstoßenden Zimmer auf die einfachste Weise selbst zusammenlegt.
Häufig geschieht dieses Troknen in einer sogenannten Hotflue, einem langen und schmalen feuerfesten Locale, das gleichfalls mit
erwärmter Luft bis zu einer ziemlich bedeutenden Temperatur (50–65°
R.) und zwar in allen Theilen gleichförmig erhizt werden kann, und in dem zum Abzüge
der sich bildenden Dämpfe Ventilatoren angebracht seyn müssen. Besonders gut ist sie
zum Troknen grundirter, mit Unterlagspapp versehener Kattune. Die Länge derselben
muß so viel betragen, die Temperatur darin so hoch gebracht werden, und die sich
bildenden Dünste so gut abgeleitet werden können, daß die Waare, nachdem sie
dieselbe durchlaufen hat, an dem anderen Ende vollständig troken herauskommt.
Durch dieses Troknen, und besonders durch das bei höheren Temperaturgraden, wird
schon ein geringer Theil Essigsäure der gedrukten Mordants abgeschieden, und eine im
Verhältniß stehende Verbindung von basischem Salze mit
dem Zeuge geht vor sich, die aber bei weitem nicht hinreichend ist. Um nämlich
schöne und satte Farben zu erzielen, muß bei weitem mehr von dem gedrukten Mordant
mit der Faser verbunden werden. Man hat dazu bis jezt kein anderes Mittel, als das
Aufhängen der gedrukten und troken gewordenen Waare während 3 bis 5 Tagen in den
eigens hiezu eingerichteten sogenannten Troken oder Reschzimmern. Durch dieses
mehrtägige Hängen in solchen Zimmern, deren Temperatur 10° R. betragen muß,
verflüchtigt sich die Essigsäure der Beize in die Luft, und basisch essigsaure Salze (basisch essigsaures
Eisen oder Thonerde) bilden dann die zum Färben
erforderliche Verbindung mit dem Stoffe.
Nachdem die Waare die vorgeschriebene Zeit gehangen hat, folgen die Kuhmistabzüge
oder, je nach dem Artikel, Küpen in Kalk und Chromiren, oder bloßes Chromiren und
hierauf folgendes Kühkothen, wo man je nach Erforderniß ein ein- oder
zweimaliges Behandeln darin vornimmt; dann kommt das Reinigen in der Walke oder im
Waschrade, und so war nach der jezt gebräuchlichen Methode 4–6 Tage nach dem
Druk die Waare zum Färben vorbereitet.
Neues Verfahren. Schon vor zwei Jahren stellte ich
mehrere Versuche an, um ein Mittel aufzufinden, das die Abscheidung der Essigsäure
und die so zu gleicher Zeit erfolgende Verbindung der basisch
essigsauren Mordantsalze mit der Faser schneller und einfacher bewirken könnte, als
es durch das zeitraubende, in vieler Hinsicht zu verwerfende Hängen in den
Reschzimmern geschieht. Keiner dieser Versuche löste mir jedoch diese Frage zur
Genüge; die Eisenbeizen, wie die für Schwarz, Violett, waren leicht auf dem Stoffe zu fixiren,
dagegen die Thonerdebeizen, wie für Roth, Rosa, Püce nur sehr unvollkommen. Die besten Dienste leisteten
einige ganz schwache Salzlösungen, mit denen man die
frisch bedrukte Waare behandelte, wie die des chlorigsauren
Kali's, Natrons und Kalks, des arseniksauren und neutralen chromsauren Kali's, des phosphorsauren
Natrons u.s.w.; jedoch fand dadurch die Befestigung nur unvollkommen
statt.
Ich sezte meine Versuche seit jener Zeit nicht mehr fort, bis neuerlich, als ich mit
Ammoniakgas arbeitete, mir unversehens ein mit den
verschiedenen Mordants zu Schwarz, Roth und Rosa von der Leitenbergine so eben bedrukter Flek, mit
dem man den Pfropf umwunden hatte, in die mit solchem Gas gefüllte Flasche fiel. Als
man ihn nach etwa 2 Minuten herausbrachte, reinigte, färbte und avivirte, erhielt
man eben so lebhafte und satte Couleuren, als wenn der Flek die erforderliche Zeit
alt geworden wäre.
Im Verlaufe meiner nun wieder aufgenommenen Versuche gelangte ich zu der
Ueberzeugung, daß eine derartige Behandlung mit Ammoniakgas das zeitraubende Hängen ganz und mit Vortheil ersezt, und daß
man mittelst dieses Verfahrens im Stande ist, eine Stunde nach dem Druk die Waare zu
kühkothen, färben u.s.w.
Meine Versuche wurden zwar alle bloß im Kleinen angestellt, aber ich bin der festen Gewißheit,
daß sie sich als eben so vortheilhaft im Großen ausweisen werden.
Das Zusammenbringen der Zeuge mit dem Ammoniakgas könnte unmittelbar nach dem Druk
vorgenommen werden, und beim Walzendruk zugleich mit dem Troknen eine Operation
ausmachen. Man müßte sich einen hölzernen Kasten bauen lassen mit zwei
entgegengesezten Oeffnungen, wo die Waare, natürlich mittelst Rollenbewegung,
ein- und ausgeht, der übrigens luftdicht geschlossen seyn, eine Temperatur
von wenigstens 20° R. besizen und mit zwekmäßigen Ventilatoren versehen seyn
müßte. Man könnte nun entweder unmittelbar in dieser Kammer das Gas entbinden, oder
es aus einem nebenstehenden Entbindungsapparate in dieselbe einströmen lassen.
Uebrigens müßte dieser Kasten so angebracht und vom Drukzimmer so abgesondert seyn,
daß das den Lungen nachtheilige Gas sich in nicht zu großer Menge in diesem
verbreiten könnte. Am vortheilhaftesten ist diese Vorrichtung oberhalb einer
Rouleaux- oder der Reliefmaschine anzubringen; man könnte hiezu die schon bestehenden Trokenräume
einrichten.
Die zu drukenden Mordants können im Durchschnitt um den vierten Theil schwächer als
gewöhnlich seyn, weil durch dieses Verfahren fast aller Mordant auf dem Faden
niedergeschlagen und mit demselben verbunden wird, und sonst die Farben, besonders
die rothen und violetten, in
ihren verschiedenen Nüancirungen zu dunkel ausfallen würden. Zu Dunkelroth verwende man statt der früher gebräuchlichen
9° B. starken essigsauren Thonerde eine von 6 1/2° B.; Aechtschwarz lasse man jedoch unverändert.
Man vermeide so viel als möglich das Blenden der Drukfarbe
mit Roth- oder Blauholzbrühe. Diese Pigmente werden nämlich durch das Ammoniak auf dem
Stoffe fixirt und ertheilen so, besonders den rothen und hellrothen Farben, einen
unangenehmen Ton. Blenden wie essigsaurer Indigo oder Gelbholzbrühe, werden hiebei die besten Dienste thun.
Wie lange das Zeug mit dem Ammoniak in Verbindung bleiben soll, richtet sich nach der
Art des Druks, ob es Hand- oder Maschinendruk ist, ferner nach dem Muster und
der Beize. Beim Handdruk mit den schwersten Partien in Schwarz, Roth, Rosa u.s.w. reicht 1–1 1/2 Minute, beim leichten
Rouleauxdruk 3/4–1 Min. hin; übrigens muß dieses erst im Großen ausgemittelt
werden. Auf alle Fälle wird es aber anzurathen seyn, die Waare eher zu lange als zu
kurze Zeit der Einwirkung von Ammoniakdämpfen auszusezen; eine noch so lange Zeit
wirkt nicht nachtheilig auf die gedrukten Beizen.
Lapis-, überhaupt Küpenartikel, grundirte, hierauf geäzte Waare sind von
dieser Behandlung mit Ammoniak ausgeschlossen.
Das weitere Verfahren, nachdem die bedrukte Waare mit Ammoniak behandelt wurde, hängt
vom Artikel und vom Muster ab:
Weitschichtige, kleine und zarte Muster in Schwarz, Roth, Rosa,
Violett werden in ein gut ziehendes Flußwasser gehangen, nach
1–2stündigem Hängen darin gewaschen, hierauf in der Walke oder im Waschrade
vollständig von dem aufgelösten Verdikungsmittel befreit. Bei volleren Mustern,
besonders bei schweren Partien in Roth oder Rosa, muß ein
Kuhmistbad angewendet werden.
In der jüngsten Zeit, wo man besonders seit Anregung der Preisfrage Eduard Leitenberger's das Gelb, Grün und Blau neben den
anderen Mordants zu Schwarz, Roth, Rosa – in Krapp
mitzufärben anfängtNach dem S. 269 in diesem Bande des polyt. Journals beschriebenen
Verfahren., ist dieses Verfahren besonders empfehlenswerth, und insbesondere dann von großem Nuzen,
wenn alle diese Farben von der Leitenbergine oder Singerine auf einmal gedrukt
worden sind. Blau und Grün muß
bekanntlich so bald als möglich nach dem Druk in Kalk geküpt, hierauf chromirt
werden. Die anderen Farben, wie Schwarz, Roth, Rosa, die
in dieser kurzen Zeit sich nicht mit der Faser verbinden konnten, fallen natürlich
immer sehr mager aus. Durch Behandeln solcher Artikel mit Ammoniak werden diese
lezteren aber befestigt, ohne daß Blau, Grün und Gelb dadurch eine nachtheilige Wirkung erlitten; hierauf
werben sie 2–5 Minuten in aufgerührter Kalkmilch geküpt, und in einem Bade
von neutralem oder saurem chromsaurem Kali gelb gefärbt, gekühkothet, in Krapp
gefärbt und erforderlicher Weise avivirt. – Auf diese Art und nur so wird man
im Stande seyn, alle obigen Farben neben einander schön und kräftig darzustellen.
Die für diese Gattung Waare anzuwendenden Verdikten Mordants sind zu Schwarz und Violett die
gewöhnlichen, ebenso die zu Roth, Rosa, Püce, Lilas (wie
früher erwähnt, um den vierten Theil geschwächt) nur noch mit einem reservirenden
Mittel, als Pfeifenthon, Unschlitt, salzsaurem Zink oder
einem anderen Salze versezt, um die Thonerde gegen die auflösende Wirkung des
äzenden Kalks in der Küpe zu schüzen.
Drukwaaren mit Catechu oder anderen Modefarben, die vor dem Kühkothen und Färben in
einem chromsauren Kalibade behandelt werden müssen, behandelt man der gewünschten
Nüance angemessen längere oder kürzere Zeit darin, wendet eine stärkere oder
schwächere, warme oder kalte Lösung von einfach oder doppelt chromsaurem Kali an.
Eine zu heiße und concentrirte Auflösung besonders des zweiten Salzes ist schädlich
für die aufgedrukten Mordants; man wird daher jedesmal besser thun, diese eher
schwächer und weniger warm anzuwenden, längere Zeit aber in dem Bade zu verweilen.
Hierauf folgt das Kühkothen und die nothwendige Reinigung in der Walke oder im
Waschrade.
Kuhmistabzüge. Diese vollzieht man am vortheilhaftesten
mittelst eines zwekmäßig construirten Kuhmistapparates. Man bedient sich
gegenwärtig, selbst in den bedeutendsten Etablissements, zum Verrichten dieser
Operation gewöhnlicher kupferner Kessel, wie man solche auch zum Färben verwendet.
Die so zu kühkothende Waare wird zu zwei oder mehreren Stüken an einander geknüpft,
über den Haspel in den Kessel gebracht, schnell in das Bad eingestoßen, mehrmals
über den Haspel hin- und her- und nach Ablauf der bestimmten Zeit
herausgefahren. Dieses Verfahren hat aber den großen Fehler, daß die an einander
geknüpfte Waare, wie sie in den Kessel kommt, ungleichförmig durchnäßt wird, wodurch leicht, besonders
bei manchen Artikeln und bei Nachlässigkeit der Arbeiter, Ungleichheiten und
Flußfleke entstehen. Dieser Uebelstand wird gänzlich vermieden, nebstdem Mit weniger
Kosten und ohne viele Aufmerksamkeit gearbeitet, wenn Man dazu einen Kühkothapparat
anwendet; die Waare wird hier hübsch gleichförmig naß, und nebstdem können nur
mittelst desselben geäzte Artikel gekuhmistet werden.
Ein solcher Apparat ist im Ganzen derselbe, wie man sich dessen schön seit längerer
Zeit zur Fayenceblaufärberei bedient, nur ist er größer und muß mittelst Dampf
geheizt werden können. Es ist nämlich eine hölzerne, vierekig längliche Kufe, die
man am besten 12' lang, 7' breit und 6' hoch anfertigen und zur bessern Befestigung
mit eisernen Schienen und Stangen versehen läßt. In dieselbe wird eine
Rollenmaschine eingelassen, oben und unten mit Rollen versehen, die unteren zu
wenigstens 8 Zoll vom Boden entfernt, damit die dampfleitende Röhre darunter Plaz
finden könne. Diese ist von Kupfer, mit vielen runden Oeffnungen zum Ausmünden des
Dampfes versehen, geht der Länge nach durch die Kufe, und hat außerhalb derselben
einen Hahn, um das Einströmen des Dampfes nach Erforderniß der Temperatur des Bades
reguliren zu können. Die hölzernen, 2 Zoll im Durchmesser haltenden Rollen sind
immer in einem Abstande von 4 Zoll von einander angebracht und bewegen sich mittelst
ihrer eisernen Zapfen in bleiernen Lagern. Durch diese beiden Rollenreihen werben
zwei Schnüre durchgeführt, immer von Oben nach Unten gehend. Ist die Kufe mit Wasser
gefüllt, so daß die oberen Rollen davon bedekt sind, und ist dieses auf die
erforderliche Temperatur erhizt, so wird der Kühkoth zugegeben.
Zwölf bis vierzehn an einander genähte Stüke à 40
Wiener Ellen werden auf einer Walze aufgeholt und diese sodann in ein vor dem
Apparate angebrachtes Gestell mittelst ihrer Zapfen in die Lager gelegt und die
beiden Enden des ersten Stükes an die beiden Schnüre befestigt. An der
entgegengesezten Seite des Ständers bewegen sich in an demselben befestigten Lagern
zwei 6zollige hölzerne Walzen auf einander, und an der unteren ist ein Drehling
angebracht. Durch dessen Bewegung gelangt nun die Waare (die beiden Schnüre gehen
natürlich durch die zwei Walzen durch) in das Bad, geht, nachdem sie alle Rollen
durchlaufen hat, zwischen den zwei Walzen durch, und fällt nun entweder in eine
zweite, mit Wasser gefüllte Kufe, oder sogleich ins Flußwasser, oder wird, indem man
die Stüke von einander trennt, auf dasselbe gebracht und, wie angegeben wird,
gereinigt. – Sind die 12 bis 14 Stüke zu Ende, so bindet man an das lezte
hievon wieder die beiden Schnüre an, um die nachfolgende Post auf die vorige Weise durchleiten
zu können. – Die Kufe wird mit 10–15 Eimern Kuhmist angesezt und nach
jeder Post 1–1 1/2 Eimer zugegeben, und so werden, ohne auszuleeren,
8–10 Posten, d. i. 96–140 Stük Waare gekühkothet.
Die Temperatur, auf die man das Kühkothbad zu erhizen braucht, richtet sich nach der
Beschaffenheit der Beizmittel, mit denen man die Waare versehen hat. Stark verdikte
Beizen, wie die in Stärke oder Mehl es sind, verlangen die Temperatur des siedenden
Wassers; weniger stark Verdikte, wie die in Gummi oder Leiocom, eine niedrigere
(60–70° R.); die Beizen für Rosa, Violett, Lilas eine ganz niedrige
von 45–50° R. Auch richtet sich diese nach dem Muster und der Art des
Druks.
Die meisten Artikel, wie z.B. Rosa- und Violett-Muster von den
Rouleaux, Schwarzböden, überhaupt bödige Waaren, verlangen ein nochmaliges Behandeln
im Kuhmistbade. Dieses kann man, nach der alten Art, recht gut im Kessel oder bei
eincouleurigem Rosa und Violett in einem hölzernen Ständer, der gleichfalls mit
einem Haspel versehen und der aus einem nebenstehenden Kessel mit heißem Wasser und
Kühkoth gefüllt werden kann, verrichten, weil hier keine Fleke mehr zu befürchten
sind. 3 bis 6 Stüke werden aneinander geknüpft, damit zwei- bis viermal über
den Haspel hin und her-, endlich herausgefahren, gereinigt.
Zusäze zum Kuhmistbade. Als Zusaz zum Kuhmist kann ich
kein Mittel empfehlen, das sich mir als besonders vortheilhaft ausgewiesen hätte.
Kreide wurde früher zur Neutralisirung der Essigsäure dem Bade zugesezt; da diese
aber nach meinem Verfahren an das Ammoniak gebunden ist, so dürfte ein solcher Zusaz
überflüssig und wegen einer Zersezung des essigsauren Ammoniaks vielleicht sogar
schädlich seyn. Für Aezartikel, die, wie erwähnt, keine Behandlung mit Ammoniak
erfahren, muß solche, wegen Sättigung der aufgedrukten Säuren und sauren Salze
angewendet werden; auf den beschriebenen Ständer gebe man 4–5 Pfd. davon auf
die gleichfalls schon angegebene Quantität Kühkoth zu.
Von geringem Nuzen wird seyn, dem Kuhmistbade Sumach oder Quercitronrinde zuzusezen;
bei Waaren, die Violett oder Lilas enthalten, ist er sogar schädlich, weil diese
dadurch grau ausfallen.
Waschen im Flußwasser und mittelst Maschinen. Nach einem
jedesmaligen solchen Kühkothabzuge bringe man die Waare sogleich ins Flußwasser,
wasche sie darin ein- bis zweimal Herum, und lasse sie sobald als möglich in
der Walke oder im Waschrade reinigen: denn ließe man sie vor dieser Operation
längere Zeit aufeinander
gehäuft liegen, so würden die gedrukten Stellen bald ins Weiße abfleken und diese
dann beim Krappen anfärben.
Immer wird es von bedeutendem Vortheil seyn, insbesondere wenn einmal oder gar nicht
gekühkothet wurde, die Stüke zwei-, ja dreimal walken oder waschrädern zu
lassen, nach jedesmaligem solchem Reinigen im Flußwasser herumzuwaschen; überhaupt
ist ein gutes Puzen nicht genug anzurathen, wenn es sich um die Erzielung von
schönen, lebhaften und zarten Farbentönen handelt.
Was die Art des Reinigens selbst anlangt, so ist das Walken für stark Verdikte,
überhaupt für Farben, die viel Puzen bedürfen, den Waschrädern vorzuziehen; für
leichten Druk und Gummifarben, besonders von den Rouleaux, leistet das Waschrad
recht gute Dienste.
Vorzüge der neuen Methode. Die Vorzüge, die eine
Behandlung der gebeizten Zeuge mit Ammoniakgas, überhaupt das ganze vereinfachte
Verfahren vor dem mehrtägigen Hängen und dem jezt üblichen voraus hat, sind in der
Kürze folgende:
Fürs Erste fallen die großen Räume zum Hängen der Maare, die Troken- oder
Reschzimmer ganz hinweg und können zu anderen Verrichtungen benuzt werden. Dadurch
wird viel an Brennstoff, den sie consumiren, und viel am Arbeitslohne erspart. Die
Vorrichtung zu dieser Ammoniakgasbehandlung ist leicht anzubringen, die bestehenden
Einrichtungen erleiden keine große Störung oder bedeutende Veränderung, und dieses
Alles wird mit wenig Aufwand an Zeit, Mühe und Kosten auf die bequemste und
einfachste Weise verrichtet. Die kupfernen Kessel zum Kühkothen sind bei weitem
kostspieliger als die angegebene Maschine. Die Kosten für die Ammoniakgasentwikelung
sind freilich bedeutender; aber noch immer betragen sie nach muthmaßlich
angestellter Calculation nicht so viel, um nicht einen bedeutenden Gewinn
abzuwerfen. Es ist übrigens Sache des Fabrikanten oder Coloristen, sich dieses Gas
auf die einfachste und billigste Weise zu erzeugen. In Etablissements, die mit Gas
beleuchten, wird man es billig als Nebenproduct erhalten.
Wie ermittelt wurde, tritt eine Ersparniß an Mordants von 25 Proc. ein, was im Jahre
eine bedeutende Summe ausmachen wird.
Ferner wird man im Kühkothbade mehr Waare als sonst kühkothen können, ohne dasselbe
erneuern zu müssen, indem fast aller gedrukte Mordant auf dem Stoffe fixirt, die
Essigsäure an das Ammoniak gebunden ist, und so der Kühkoth nicht so bald
verunreinigt wird.
Die meisten Operationen dieses Verfahrens sind sehr einfach und erfordern keine große
Aufmerksamkeit; mit viel mehr Sicherheit kann man arbeiten und nicht so leicht zu einem schlechten
Erfolge gelangen. Krappartikel mit Blau, Grün oder Gelb können nur auf diese Art vollkommen erzeugt werden.
Das Wesentlichste jedoch ist die schnellfördernde Fabrication. Sonst brauchte man,
um eine Drukwaare bis zum Färben zu bringen, 4–6 Tage; jezt kann dieses noch
am Druktage geschehen. Jeder Fabrikant kennt den großen Nuzen, wenn er die Waare um
diese Zeit früher liefern kann; oft könnte er sie noch auf den Markt schiken und mit
Vortheil absezen, nach welcher Zeit sie ihm häufig am Lager bleibt und er sie mit
geringem Nuzen, vielleicht gar mit Schaden verkaufen muß.
Ueber Kühkothsurrogate. Schon vor langer Zeit war und ist
es gegenwärtig noch das Bestreben vieler Fabrikanten und Chemiker, ein Mittel
aufzufinden, das beim Reinigen der mit Mordant bedrukten Baumwollenzeuge den Kühkoth
ersezen könnte. So hat namentlich Dan. Köchlin und Schlumberger schon vor vielen Jahren das arseniksaure
Kali als solches verwendet, und nur sein hoher Preis und die Gefahr bei Benuzung
desselben gestatteten dessen Anwendung nicht. Später wurde das phosphorsaure Natron
als solches vorgeschlagen; auch wurde vielfach und sehr häufig die Kleie als
Ersazmittel des Kühkoths verwendet, jedoch ohne besondern Nuzen.
Man läßt in mehreren Fabriken das Kühkothen ganz weg, hängt die gedrukte Waare
mehrere Stunden ins Flußwasser und reinigt sie hierauf. Für manche Artikel mag
dieses wohl gehen, allein man sey ja recht vorsichtig dabei und hüte sich, dieses
Verfahren im Allgemeinen anzuwenden, sonst wird man bald und mit großem Schaden das
Fehlerhafte desselben einsehen.
Bis jezt behauptet der Kuhmist noch immer seine alte Stelle, und nach meinen
Versuchen wird auch das von zwei englischen Fabrikanten entdekte und von Kestner-Rigau zuerst in den Handel gebrachte
Kühkothsalz (sel pour bousage)Polytechn. Journal Bd. LXXVII. S.
291. ihn nicht davon verdrängen. Daß dieses Salz den Kühkoth ersezt, ist wahr,
eben so, daß es Eisensalze vollständiger auf dem Faden befestigt, als dieser; allein
in ökonomischer Hinsicht ist es für die Fabriken Böhmens nicht anzuempfehlen, und
wird es höchstens nur da seyn, wo der Kühkoth nicht in hinlänglicher Menge oder viel
theurer als bei uns zu haben wäre; oder es müßte der Preis dieses Salzes wenigstens
um die Hälfte sinken, was wohl nicht zu erwarten ist, da jezt schon der Centner
davon nicht mehr als 20 fl. Conv. M. kostet. Nach genauer Calculation kommt nämlich
ein Abzugsbad mit dem fraglichen Salze fast um die Hälfte theurer zu stehen, als ein solches mit
Kuhmist. Ferner bin ich noch der Meinung, daß eine Manipulation damit viel mehr
Aufmerksamkeit und Mühe erfordert, als bei einem gewöhnlichen Kuhmistbade nöthig
ist. – Als Zusaz zum Kühkothe hat mir dieses Mineralsalz recht gute Dienste
geleistet, und es ist als solcher mit Vortheil anzuwenden. Auf 8 Eimer Kühkoch gebe
ich 1 Pfd. davon hinzu und erhalte dann viel kräftigere und sattere Farben,
insbesondere die mit Eisenmordants, als die in bloßem Kühkothe gereinigten.