Titel: | Ueber Dextrinfabrication in Frankreich; von Hrn. Chevalier. |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. LXXVII., S. 306 |
Download: | XML |
LXXVII.
Ueber Dextrinfabrication in Frankreich; von Hrn.
Chevalier.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement. Maͤrz 1841, S. 87.
Chevalier, uͤber Dextrinfabrication.
Die Société d'Encouragement hat in Betracht
der großen Vortheile, welche für die Industrie aus der Anwendung eines inländischen
Products hervorgehen müßten, welches in den Fabriken mit dem jährlich in einer
Durchschnittszahl von ungefähr 1,260,000 Fr. in Frankreich eingeführten Gummi
concurriren könnte, einen Preis für die Vervollkommnung der Fabrication des unter
dem Namen Dextrin bekannten Stärkegummi's ausgesezt; es wurden nämlich (im Jan.
1838) 2000 Fr. für denjenigen bestimmt, der zuerst wenigstens 100 Kilogr. Dextrin
von guter Qualität, welches das Gummi beim Appretiren verschiedener, selbst weißer
und hellfarbiger Zeuge etc. ersezen kann, täglich fabricirt und in den Handel
geliefert haben wird.
Die vollkommene Lösung dieser Aufgabe war den angestrengten Bemühungen und großen
Opfern der HHrn. Gebrüder Heuzé vorbehalten. Es gelang denselben zuerst in Rouen das
Dextrin in Gebrauch zu bringen; nach und nach verbreitete sich dessen Anwendung dann
nach Bolbec und verschiedenen Städten des Departements der Eure, nach Paris, später
auch nach dem Elsaß, und endlich nach Belgien und England. Da die Consumtion des
Dextrins immer bedeutender wurde, gaben die HHrn. Heuzé ihrer bei Petite-Villette in
der Nähe von Paris errichteten Fabrik eine größere Ausdehnung; die Arbeit ging
regelmäßiger vor sich und das Product entsprach allen gerechten Ansprüchen. Mehrere
Mitglieder des von der Société
d'Encouragement erwählten Commité's haben sich von dem ordentlichen
und möglichst vortheilhaften Betrieb dieser Fabrik durch den Augenschein überzeugt.
Es wird hier blondes und weißes Dextrin erzeugt. Lezteres ist in seinem äußeren
Ansehen kaum von der schönsten, im Handel vorkommenden Stärke zu unterscheiden,
obwohl es 20 Proc. mehr feste und trokene Substanz enthält als die Stärke. Das
fertige Dextrin wird in Fässern versandt, welche mittelst eines im Voraus innerlich
angebrachten Ueberzugs wasserdicht gemacht werden. Man überzeugte sich bei dem am
21. Jan. 1841 gemachten Besuche aus den Büchern der HHrn. Heuzé, und kann bestätigen:
1) daß sie vom 10. Novbr. 1840 an bis zum 20. Jan. 1841 127 Fässer Dextrin, jedes von
225 Kilogr., in den Handel geliefert haben, was zusammen 28,575 Kilogr., für den Tag
also 408 Kil., ausmacht. – Rechnet man das Jahr zu 360 Tagen und im Mittel
eine tägliche
Production von 405 Kilogr., so beträgt die jährliche Dextrinproduction in
Petite-Billette 145,800 Kilogr.
2) Daß besagte Fabrik Versendungen nach England, Belgien, mehreren franz.
Departements, namentlich in die der Seine, der Seine-Inférieure und
des Haut-Rhin machte.
3) Daß außer den Fabriken auch an Niederlagen von diesem Dextrin geliefert wird, die
es auf eigene Rechnung nehmen und an Manufacturisten verkaufen. Der Preis des
reinsten Dextrins übersteigt den gewöhnlichen Werth der Weizenstärke nicht, ist also
80 Fr. für 100 Kilogr. Es ist zu erwarten, daß die Zunahme der Stärkeproduction, die
jährlich Fortschritte macht, ferner die vermehrten Absazwege und folglich auch die
vermehrte Production, den HHrn. Heuzé eine Herabsezung des Preises des Dextrins gestatten
werden; zur Erweiterung der Production haben dieselben für den Fall des Bedarfs
schon Anstalten gemacht.
Die vorzüglichsten Anwendungen des Dextrins sind zum Schlichten der Kette, zum
Appretiren und Gummiren der Baumwollzeuge, zum Appretiren und Druken der Kattune.
Diese Anwendungen, so vortheilhaft sie sind, bedürfen doch noch der Verbreitung und
Vervielfältigung, wodurch noch neue Absazwege für das Dextrin sich eröffnen. So ist
jezt schon bekannt, daß dieses Product zur Appretur des Tulls und Flors, zur
Anfertigung der Gummibäder, zum Seidendruk, zum Gummiren der Farben, zur Bereitung
der Tinte, der bunten Papiere, zum Leimen des Papiers, zum Fixiren der
Crayonzeichnungen, zum Firnissen der Bilder, zur Bereitung der Anheilbinden um den
chirurgischen Verband, vorzüglich bei Einrichtung von Beinbrüchen, zu befestigen,
Anwendung zu erwarten hat.
Um von allen Seiten der Aufgabe des Comité's Genüge zu leisten, wurden auch
von Seite der das Dextrin anwendenden Fabrikanten, und zwar durch Vermittelung des
Hrn. Prof. Girardin in Rouen
Erkundigungen eingeholt, die dahin ausfielen, daß 1) das Dextrin der HHrn. Heuzé seit einem Jahre in den
Fabriken des Departements Seine-Infér.
bekannt und in Gebrauch ist; 2) daß es überall zum Appretiren gebraucht wird und es
unbestreitbar den Vorzug vor allen anderen Verdikungsmitteln verdiene, wobei die
Ersparniß durch dasselbe gegen das Gummi mehr als 50 Proc. ausmache; 3) daß es in
mancher Hinsicht leichter zu behandeln ist, als die Stärke, auch weniger
Aufmerksamkeit bedarf als leztere, welche beständig warm erhalten werden muß; daß
das Verhältniß je nach dem Stoffe leichter abgeändert werden kann; daß es dem Glänze
der Farben nicht schadet und vor der Stärke den Vorzug hat, gewisse Stellen des
Stoffes nicht zu maskiren; 4) daß man in der Regel höchstens 250 und wenigstens 120 Gramme brauche, um
ein 65 Meter messendes Stük Zeug zu appretiren; 5) daß das Dextrin auch zum Verdiken
der Beizen und der Tafeldrukfarben angewandt wird, und daß Hr. Rhem sich desselben zum Verdiken der Aezfarben
bedient; 6) daß alle befragten Fabrikanten dahin übereinstimmen, daß das Dextrin der
HHrn. Heuzé anderen
Fabricaten vorzuziehen, daß es sorgfältiger bereitet und durchsichtiger als anderes
Dextrin sey, daher auf schwarzem Grund gebraucht werden könne, ohne ihm den Glanz zu
benehmen; daß die Arbeiter mit dessen Anmachung und Anwendung schon recht gut
umzugehen wissen; daß man, wie sie sagen, es einige Tage mit dem Wasser stehen
lassen müsse, um einen diken Schleim zu bekommen, ohne welche Maßregel es 3/4 seiner
verdikenden Eigenschaft verlieren würde; 7) daß endlich alle eingeholten
Erkundigungen sehr zu Gunsten des Heuzé'schen
Dextrins sprechen. (Wir haben Hrn. Heuzé's Bereitungsart des Dextrins, welche sich derselbe in
England patentiren ließ, schon im Jahrgang 1839 des polytechn. Journals, Bd. LXXIV. S. 307 mitgetheilt.
D. Red.)