Titel: | Ueber die Ursache der Erzeugung der Daguerre'schen Lichtbilder; von Martyn J. Roberts, Esq. |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. LXIX., S. 263 |
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LXIX.
Ueber die Ursache der Erzeugung der Daguerre'schen Lichtbilder; von
Martyn J. Roberts,
Esq.
Aus dem Philosophical Magazine, April 1841, S.
301.
Roberts, uͤber die Erzeugung der Daguerre'schen
Lichtbilder.
Bei allem Interesse, welches der Vorgang beim Daguerreotypiren nun schon seit langer
Zeit in der wissenschaftlichen Welt erregt, wurden dessen wundervolle Wirkungen bis
jezt doch noch nicht erklärt. Ich glaube, selbst Hr. Arago hat keine Theorie desselben gegeben, und nicht nur dieser große
Naturforscher hat hierin sich zu versuchen Anstand genommen, sondern der Erfinder
dieses Verfahrens selbst war nicht im Stande, das Problem zu lösen. Unter diesen
Umständen ist es von einem unbedeutenden Jünger der Wissenschaft beinahe eine
Anmaßung, wenn er eine Erklärung der Ursachen dieses Verfahrens versucht; ich bin
aber zufrieden, wenn mein Versuch nur die Aufmerksamkeit auf den rechten Pfad zur
Lösung der Frage richtet. Bekanntlich übt das Licht einen mächtigen Einfluß auf die
Krystallisation aus; Auflösungen, welche im Dunkeln nicht krystallisiren wollen,
schießen bei Zulassung des Lichtes augenbliklich an; der Ansaz der Krystalle ist
immer reichlicher an der beleuchteten Seite eines, eine krystallisirende Flüssigkeit
enthaltenden Glases, als auf der im Schatten befindlichen Seite; doch bedarf es
nicht der Anführung von Beispielen von dem Einflusse des Lichtes auf die
Krystallisation, weil er als Thatsache von allen Gelehrten anerkannt ist.
Ich nehme daher an, daß bei dem Daguerreotypiren, wo die blanke Silberplatte im
Dunkeln dem Joddampf ausgesezt wird, dieser sich in flokigem oder pulverigem Zustand
an die Platte ansezt, weil er bei Abwesenheit des Lichtes die eigenthümlich
geformten Jodkrystalle nicht bilden kann; da aber alle andern Bedingungen hiezu
vorhanden sind, so kann das Jod als in einem anfangenden Zustand oder gerade auf dem
Punkte der Krystallisation befindlich betrachtet werden, so daß die Zulassung des
erregenden Lichtes es augenbliklich zu flachgeformten Jodkrystallen umwandelt, aber
nur an jenen Stellen, wo das Licht auffällt, und auch hier muß die Vollkommenheit
und Continuität der
Krystalle wieder im Verhältniß zur Intensität des Lichtes stehen.
Wird nun die jodirte Platte aus der (Camera obscura
genommen, in welcher sich ihre Oberfläche mehr oder weniger, je nachdem sich ihre
Theile im Licht oder im Schatten befanden, mit Krystallen überzog, so wird sie dem
Queksilberdampfe ausgesezt; die Atome, Bläschen oder Kügelchen dieses Dampfes sind
äußerst klein und legen sich daher an allen kleinen Unebenheiten der Jodfläche an;
an jenen Theilen aber, welche vollkommen krystallisirt sind, schlägt sich der Dampf
an die flache tafelförmige Oberfläche der Krystalle, und da er hier dem Auge einen
continuirlichen und gleichen Reflexionswinkel darbietet, erscheint die Fläche weiß
und glänzend. An dem nicht oder unvollkommen krystallisirten Theil der
Jodoberfläche, welcher gewissermaßen pulverig ist und dem Auge keine bestimmten
Reflexionswinkel darbietet, adhärirt zwar ebenfalls der Queksilberdampf, aber in
keiner glatten Fläche oder in keinem continuirlichen, bestimmten (eine Masse Lichtes
zurükzuwerfen fähigen) Winkel; die Oberfläche ist hier so zu sagen unpolirt.
Ist ferner der Winkel, unter welchem man ein Lichtbild ansehen muß, nicht jener der
Jodkrystallfläche (Facette) und dieß eine weitere Bestätigung meiner Theorie? Der
Queksilberdampf bedekt alles Jod, und beschüzt es so vor der ferneren Einwirkung des
Lichtes.
Dieß ist meine noch nicht weiter ausgebildete Ansicht von diesem Gegenstande, und ich
wünsche, daß sie zur ferneren Aufklärung desselben beitragen möge.