Titel: | Ueber Salpeterbildung und insbesondere über Mauerauswitterungen; von Hrn. Kuhlmann. |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. LV., S. 223 |
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LV.
Ueber Salpeterbildung und insbesondere
uͤber Mauerauswitterungen; von Hrn. Kuhlmann.
Aus den Comptes rendus, 1841, No. 7.
Kuhlmann, uͤber Salpeterbildung und
Mauerauswitterungen.
Hr. Kuhlmann legte der französischen Akademie eine
Abhandlung über die Salpeterbildung, insbesondere aber über die Auswitterung an den
Mauern vor, worin er seine Versuche über diesen Gegenstand auseinandersezt, aus
denen er folgende Schlüsse zieht:
Wenn es schon wahr ist, daß sich in vielen Fällen ein Mauerbeschlag (Auswitterung)
von salpetersaurem Kali oder Ammoniak bildet, so ist es nicht minder richtig, daß in
noch mehr Fällen Auswitterungen auf der Oberfläche der Mauern sich erzeugen, die aus
kohlensaurem und schwefelsaurem Natron bestehen, und daß außerdem aus Steinen oder
Baksteinen mit Mörtel frisch aufgeführte Mauern noch äzendes oder kohlensaures Kali
mit salzsaurem Kali oder Kochsalz verbunden, ausschwizen. Der Verfasser zeigt, daß
die Hauptquelle dieser Kali- und Natronsalze der zum Bau verwendete Kalk ist;
daß nämlich viele Kalksteine salzsaures Kali und Natron, vorzüglich aber alkalische
Silicate enthalten, welche unter dem Einfluß des kohlensauren oder des gebrannten
Kalks kohlensaures oder äzendes Kali oder Natron erzeugen. Auch zeigte er die
mögliche Gegenwart einer dem Gay-Lussit ähnlichen
Verbindung von kohlensaurem Kali oder Natron mit Kalt in den Kalksteinen, ohne
jedoch dieser Ansicht zu großen Werth beizulegen. – Die Menge der in den
Kalksteinen sich vorfindenden alkalischen Salze ist verschieden und einige derselben
gaben beim Brennen keine Spur eines Alkali's. – Das Vorhandenseyn der
Alkalien oder ihrer Carbonate im Kalk erklärt die Gegenwart des vollkommen
gebildeten salpetersauren Kali's in der Lauge der Salpetersieder, so wie auch die
Salpeterauswitterung. – Die starke Alkalinität des ersten Kalkwassers rührt
von anderen, als den von Hrn. Descroisilles angegebenen
Gründen her; das aus dem Kalk selbst gezogene Kali oder Natron ist ihre Ursache.
Diese Akalinität kann bei vielen industriellen Anwendungen von sehr nachtheiligen
Folgen seyn, und auch bei der Bereitung des als Reagens dienenden Kalkwassers ist
sie zu beachten, wenn man die Veranlassung von Irrthümern bei analytischen
Untersuchungen vermeiden will.
Bei der Fabrication des Runkelrübenzukers, wo zur Klärung viel Kalk angewandt wird,
muß die Gegenwart von Kali oder Natron, wenn auch nur in kleiner Menge, bei den
lezten Operationen, nachdem die Flüssigkeit einmal einen gewissen Grad von
Concentration erreicht hat, einen schädlichen Einfluß üben, und der Verfasser
glaubt, daß der Zusaz von etwas salzsaurem Kalk in dem Verkochkessel oft sehr
nüzlich wirken könnte, indem das kohlensaure Alkali dadurch in salzsaures Kali oder
Natron umgewandelt würde, deren Einwirkung auf den Zuker beinahe Null ist.
Die Gegenwart wandelbarer Mengen von Kali- oder Natronsalzen in den Kreiden
bleibt ohne Zweifel nicht ohne Einfluß auf die Gegenwart dieser Salze in den
Pflanzen, vorzüglich wenn man annimmt, daß das Kali und das Natron als Chloride und
Silicate sich in den Kalksteinen befinden, welche beide, wenn sie an der Luft liegen
oder in Berührung mit Kreide sind, sich langsam zersezen können, Die Untersuchung der
Mauerauswitterungen und ihrer Ursachen führte den Verf. auch auf die Untersuchung
der Steinkohlen in Bezug auf die in ihnen enthaltenen Salze. Er fand, daß dieselben
oft von einer großen Menge kohlensauren Kalks, welcher mit wandelbaren Quantitäten
kohlensaurer Talkerde verbunden ist, durchdrungen sind. – Die Auswitterung
auf der Oberfläche der Steinkohlen betreffend, fand er, daß außer dem von der
Zersezung der Kiese herrührenden schwefelsauren Eisen sich in Steinkohlen
Auswitterungen von beinahe reinem Natron, manchmal mit etwas kohlensaurem Natron
gemischt, aber ohne Kali, bilden. In diesen Auswitterungen erkannte der Verf. auch
die Gegenwart einer kleinen Menge Kobalts, welche auffallende Erscheinung von
geologischem Interesse ist.