Titel: | Nachträgliche Bemerkungen über die Ausmittelung des Stärkegehalts der Kartoffeln. Von Dr. Luedersdorff. |
Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. LXII., S. 313 |
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LXII.
Nachtraͤgliche Bemerkungen uͤber
die Ausmittelung des Staͤrkegehalts der Kartoffeln. Von Dr. Luedersdorff.
Aus Erdmann's u. Marchand's Journal fuͤr prakt. Chemie 1841,
Nr. 2.
Luedersdorff, uͤber den Staͤrkegehalt der
Kartoffeln.
In Bezug auf meine Mittheilung über den obigen Gegenstand im polyt. Journ. Bd. LXXVII. S. 363, habe ich Folgendes
nachzutragen. Die am angeführten Orte aufgestellte Präsumtion, daß Kartoffeln von
einem geringern specifischen Gewicht als 1,083 nicht
vorkommen dürften, hat sich nicht bestätigt. Der vorjährige Herbst stellte mir
nämlich verschiedene Kartoffelarten gleich nach der Ernte zur Verfügung, deren spec.
Gewichte weit unter dem genannten lagen. Hiedurch ist denn die bereits gegebene
Tabelle zur Berechnung des Troken- und Stärkegehalts unvollständig geworden;
ich erlaube mir daher zu ihrer Vervollständigung folgenden Nachtrag:
Die spec. Gewichte mehrerer Kartoffelarten, sämmtlich den weißen Sorten angehörig,
liegen zwischen den Zahlen 1,080 bis 1,070, das spec. Gewicht einer Art reicht sogar
bis 1,061Mandelkartoffel. Außerdem kommen häufig Kartoffeln vor, und namentlich im vorigen Jahre,
welche Arten angehören, deren spec. Gewichte bedeutend höher liegen als die
einzelner Exemplare,
ohne daß Verschiedenheit in der Größe die Ursache hievon ist. Kartoffeln, welche
diese Anomalien zeigen, sind nur solche, die im hohen Grade von der sogenannten Pokenkrankheit befallen sind, und bei denen durch Mangel
an hinreichender Reproduction die benagten Stellen – die Krankheit entsteht
nämlich durch den Biß von Insectenlarven – nicht wieder vernarbt, sondern in
einen schwammigen Zustand versezt sind. Wird von solchen Kartoffeln das spec.
Gewicht entnommen, so fällt dieß gewöhnlich sehr gering aus; doch nicht sowohl wegen
ihres geringen Stärkegehalts, sondern deßhalb, weil die schwammige Oberfläche Luft eingeschlossen enthält, welche natürlicher Weise das
eigentliche spec. Gewicht bedeutend vermindert. Dieser Umstand würde nun zu großen
Irrthümern Anlaß geben, wenn sich demselben nicht auf leichte Weise begegnen ließe.
Dieß ist indeß der Fall, und man braucht nur eine solche Kartoffel, nachdem man das
absolute Gewicht bestimmt hat, unter Wasser sorgfältig mit der Hand auf der ganzen
Oberfläche zu dritten, wodurch die in der schwammigen abgelösten Schale enthaltene
Luft entweicht und ihre Stelle durch Wasser ausgefüllt wird. Nimmt man hierauf, wie
gewöhnlich, das spec. Gewicht, doch mit dem Unterschiede, daß man die Kartoffel 1/4
Stunde an der Waage im Wasser schweben läßt und dann erst notirt, so correspondirt
das so gefundene Gewicht genau mit dem Troken- und Stärkegehalt. Das längere
Verweilen der Kartoffel im Wasser ist deßhalb nöthig, weil nur nach und nach die
lezten Antheile der in der krankhaften Schale noch zurükgehaltenen Luft vom Wasser
resorbirt werden, die Waage also inzwischen der genannten Zeit sich immer noch nach
der Seite der Kartoffel hin senkt. Es kann hier nicht die Rede davon seyn, daß auch
die von Seiten des Wassers resorbirte Luft auf das spec. Gew. influirt, das spec.
Gewicht des Wassers also nicht mehr 1,000 ist, da für den vorliegenden Zwek auf die
entfernteren Decimalstellen, auf welche dieß nur von Einfluß ist, überhaupt nicht
Rüksicht genommen wird.
Bei gut vernarbten poligen Kartoffeln ist diese Vorsicht kaum nöthig, doch es ist
immer gut, auch solche Kartoffeln nach Bestimmung des absoluten Gewichts unter
Wasser mit der Hand etwas abzureiben, um so auch die äußerlich anhaftenden
Luftbläschen zu entfernen.
Die für die höheren spec. Gewichte bereits entworfene Tabelle, bei der ich bemerken
muß, daß durch ein Versehen die zur Berechnung des Stärkegehalts aufgestellten
Factoren nicht die reine Stärke, sondern dieselbe in Gemeinschaft mit den übrigen
auflöslichen Bestandtheilen der Kartoffeln angeben, würde jezt, durch die späteren
Untersuchungen vervollständigt und mit den richtigen Factoren versehen, diese seyn:
28
27
26
24
22
20
18
16
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
1,129
1,119
1,114
1,109
1,104
1,082
1,074
1,068
1,120
1,115
1,110
1,105
1,083
1,075
1,069
1,061
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
21
20
19
17
15
13
11
9.
Die Zahlen, welche über den Columnen stehen, in denen die
Gränzen der diesen Zahlen zugehörigen spec. Gewichte enthalten sind, sind die
Multiplicatoren zur Berechnung des gesammten Trokengehaltes der Kartoffeln; die Zahlen unter
den genannten Columnen sind dagegen die Multiplicatoren zur Berechnung des reinen
Stärkegehalts.